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Babette
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Beitrag von Babette »

Liebe Betina, deine Geschichte hat mich sehr berührt, eben weil es nicht nur eine Geschichte ist.... Unsere Träume sind Spiegelbilder unserer Seele. Und wenn ich deinen Traum so lese, dann sehe ich, nicht nur die kleinen Verknüpfungen zu den ganz realen Dingen wie die Schwarzdrossel und die Obstschale. Dein Traum ist eigentlich sehr hoffnungsfroh, denn ganz tief "aus dem Nebel", spricht eine Stimme der Zuversicht, eine Stimme, die an dich glaubt. Es würde mich sehr für dich freuen, wenn das Selbstvertrauen, dass dich immer weitergehen ließ, selbst als dein Weg dunkel und deine Kräfte schwach waren, dir auch in der schwierigen Situation, in der du dich zur Zeit befindest, den Mut zum weitergehen gibt. Deine Mutter hat dir neben deiner Obstschale ein wundervolles, sehr schönes Geschenk mit auf die Reise gegeben: Habe Selbstvertrauen und du wirst nicht allein sein! Selbstvertrauen ist der beste Freund und Weggefährte. Jetzt glaube bloß nicht, dass ich Träume deuten könnte. Aber es ist ein so klares Bild, wie du es du uns gezeichnet hast, dass kein Maler es hätte besser machen können. Deine Mutter würde sehr glücklich sein, wenn du ihr Geschenk nun, wo du sie auf ihrem letzten Weg begleitet hast und auch deinen Bruder (und das dunkle Wasser) hinter dir gelassen, wenn du dieses Geschenk auch für dich selbst in Anspruch und an-nimmst. Leider habe ich mit Medikamenten und Psycho...dingsda keine eigenen Erfahrungen. Von Gewichtsveränderungen habe ich zwar schon gehört, aber so krass, das kann eigentlich nicht normal sein. Aber wenn dir die Tabletten nicht geheuer sind, und die Therapeutin auch nicht, dann ist es an der Zeit, sich eine andere zu suchen. Sie sollen dir ja schließlich gut tun! Hast du niemanden, der dir eine Empfehlung geben kann? Wünsche dir auf jeden Fall gute Besserung, auch im Hinblick auf deine Atemschwierigkeiten. Gerade in der feuchtkalten Jahreszeit sicherlich nicht einfach zu handlen. Der Verlust deiner Mutter ist sicher schwer für dich. Denkst du oft an sie? Es ist eine schwere Aufgabe, so vollkommmen für jemanden da sein zu müssen und ihn zu pflegen. Ich meine nicht nur die Zeit, die man aufopfert, sondern auch die Gefühle. Noch schwerer ist sicher auch die Zeit "danach", will sagen, wenn diese Aufgabe nicht mehr "da" ist und man, wie du es beschreibst, in "ein Loch fällt". Dazu habe ich vor einigen Wochen einen Satz gelesen, der mich sehr nachdenklich gemacht hat. "Wer allzu selbstlos ist, ist sich selbst schnell los." ... und diese Selbst will dann erst wiedergefunden werden. Vielleicht magst du an dieser Stelle noch mal an deinen Traum und das Geschenk deiner Mutter denken? Viele schöne Träume, Babette
Babette
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Beitrag von Babette »

Liebe Emily, es freut mich ja sehr, dass dich dieser kleine Exkurs in Sachen Geschenke erheitert hat. Ich lache auch manchmal darüber, aber dann eher weil ich es schon kenne. Unzufriedenheit ist quasi der zweite Vorname meiner Mutter. Wenn z.B. das eigene Sahnestück nichts taugt, weil der Nachbar eins hat, auf dem zufällig noch 'ne Kaffebohne obenaufsitzt, kann mich das auch amüsieren. Aber wenn unterstellt wird, dass Zufall böse Absicht war, dann ist es nur noch anstrengend. Dann greife ich manchmal zu einen Trick, bei dem ich mir vorstelle, das passiert gar nicht mir, sondern im Kino und es ist nicht meine Familie, sondern der falsche Film. Mitunter hilft das. Dir ging es die letzten Tage nicht so gut? Bin ein bißchen durch die Threads gewandert, mochte mich aber nicht einmischen. Scheint auch nicht unbedingt überall erwünscht zu sein. Magst du erzählen? Deine Babette
Emily
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Beitrag von Emily »

Liebe Babette, über das Sahnestück musste ich herzlich lachen, denn genauso ist es bei manchen Menschen. Sie sehen hinter allem eine bewusste, absichtliche Vernachlässigung oder Benachteiligung ihrer Person. Dabei müsste einem schon der gesunde Menschenverstand sagen, dass die Bedienung beim besten Willen nicht wissen kann, dass die Person, der sie das Sahnestück ohne Bohne reicht, eben diejenige ist, die das mal wieder auf sich ganz persönlich bezieht. Wenn du durch die Threads wanderst, darfst du selbstverständlich zu allem, was dich betrifft oder interessiert, etwas schreiben. Dafür ist das Forum da. Das ist keine Einmischung, sondern das gute Recht eines jeden, der hier liest. Ich finde das auch so hilfreich, weil ein anderer Mensch vielleicht wieder einen anderen Aspekt in die Diskussion werfen kann, und dann sieht man plötzlich die Sache etwas anders. Und wenn man das schafft, ist man manchmal ein riesiges Stück weitergekommen. Die eigenen Scheuklappen aufzubrechen, kann wohl manchmal sehr schwer sein. Also wenn du zu einer Sache etwas sagen möchtest, dann tu es doch! Du bist absolut nicht auf diesen Thread hier festgenagelt. Und wenn du mal das Gefühl hast, dass das nicht erwünscht ist, dann hake es einfach ab. Hier sind auch "nur" Menschen, und es wird nur mit Wasser gekocht, und manchmal ist "Unzufriedenheit" leider auch unser 2. Vorname - *lach*. Erzählen möchte ich nicht, das wirst du verstehen. Manchmal beutelt es mich halt wieder, damit muss ich wieder irgendwie klarkommen. Habe schon eine gewisse Übung darin. Es ist oft so, dass ich die Postings der anderen lese, und dann ist etwas dabei, das wieder eine Saite in mir anspricht, weil ich vielleicht die Gefühle gut nachvollziehen kann, oder ähnliche Dinge schon erlebt habe, etc. Nicht alles betrifft einen ja, aber vieles eben doch. Deshalb ist man ja auch hier! Und ich stelle immer wieder an mir fest, dass es aus der Zeit meiner Krankheit noch so unendlich viele unverarbeitete Dinge gibt, die aber einer Verarbeitung dringend bedürfen. Damals ist alles nur noch auf mich niedergeprasselt, tagein, tagaus. Wenn es an der Haustür geklingelt hat, war ich mit dem folgenden Gespräch maßlos überfordert, und wenn es nur der Postbote war. Heute kann ich mir das kaum noch vorstellen, aber so war es! So muss ich heute versuchen, irgendwie ein Großreinemachen bei mir nachzuholen, das mir damals einfach nicht möglich war. Ich konnte nur noch versuchen auszuhalten und auszuharren, irgendwie, jeden Tag, jeden Stunde, nur noch aushalten. Vieles ist mir schon durch mein ständiges Nachdenken in den beiden letzten Jahren klarer geworden, aber vieles eben noch nicht, und ich muss daran arbeiten. Ich will mich ja auch vor weiteren schlimmen Erfahrungen schützen, habe das Bedürfnis, weiterzukommen, über meinen Hutrand hinauszusehen. So muss ich es auch zulassen, wenn ich wieder wie am Sonntag ein Tief habe. Das gehört dazu, manchmal gelingt es mir schlechter, manchmal besser. Die furchtbaren Gefühle während der Krankheit brechen dann wieder auf, aber es ist immer auch ein Stück Heilung der Verletzungen dabei. Dich erlebe ich als ziemlich stark, selbstbewusst, ironisch, heiter, alles in allem sehr menschenfreundlich. Das finde ich sehr sympatisch. Kannst du dich selbst auch so sehen? Liebe Grüße von Emily.
Dring
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Beitrag von Dring »

Liebe Babette, danke für Deinen lieben Worte zu meiner Geschichte. DU hast es wirklich richtig erkannt. Gerade weil ich meine Mutter so lange gepflegt habe, sie so lieb und geduldig ihr Leiden getragen hat, habe ich soviel Traurigkeit noch in mir, auch eine gewisse Leere ist da. Ich sehe ihre verfaulten Füße und weine, weil ich ihr nicht helfen konnte. Sie hatte ein so kleins, trauriges Gesicht, ganz ohne Worte. JA, Babette, das Selbst muß ich erst wiederfinden. Ich habe bereits eine neue Ärztin gefunden und am 13. einen Termin. Hat mein HAusarzt mir empfohlen und organisiert. Es geht mir ein wenig beser und ich hoffe, daß es mir nach dem 13. wieder gut geht, soweit man das überhaupt sagne kan. Vielen Dank für Eure AUfmunterung betina
Babette
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Beitrag von Babette »

Hallo Emily & Betina, die Köpfe hoch! So lapidar es klingt, auf Regen folgt der Sonnenschein (Und wenn die Sonne auch nicht 300 Tage am Stück scheint, sie ist trotzdem da:-). Ich finde es super, dass ihr beide nicht aufhört, nach dem Silberstreifen am Horizont zu suchen und euren Kampfgeist noch nicht ganz verloren oder schon ein ganzes Stückweit wiedergewonnen habt. Das freut den Optimisten in mir. Ehrlich! Und was den Blick nach hinten (in die Vergangenheit) betrifft -> kann doch auch viel Positives haben, besonders wenn man auf seine kleinen und großen "Erfolge" schaut, nicht so sehr auf die Niederlagen. Das sind für mich die kleinen Schritte, die mich dann wieder laufen lassen: Fehler vermeiden, Erfolge wiederholen. ("Lektion gelernt, nächster Schritt"). Und die (eigene) Belohnung bitte nicht vergessen! @ Emily: Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann sind die "unverarbeiteten Dinge" das, was dich ausbremst. Geht mir -trotz allem temporären Optimismus- nicht anders. Der kleine Schweinehund, der Selbstzweifel streut, die schlechte Erfahrung, die uns misstrauisch und vorsichtig werden lässt, die Unsicherheit über den nächsten Schritt und die Angst vor Mißerfolgen. Ich kämpfe auch gegen ihn an und, wenn ich ihn nicht besiegen kann, versuche ich es mit Plan B: Verbrüderung. Das ist keine schlechte Taktik. Denn ich glaube, manchmal ist der Schweinehund mein Freund. Der, der mir sagt, da ist noch was, über das wir noch mal diskutieren müssen. Ich frage ihn dann, wer er ist, warum er da ist und was er eigentlich von mir will (außer mich aufhalten). Wir tauschen ohne Ende Argumente aus, entwickeln damit Möglichkeiten und machen sogar Planspiele. Solange, bis der Schweinehund und ich endlich Frieden schließen. Damit löst sich so mancher Knoten oder Schatten auf. Aber bis dahin kann es ein hartes Stück Arbeit sein. Hört sich schwerer an als es ist. Was dahinter steckt ist nichts anderes als "was wäre, wenn...?" Wenn einem nicht schlimme Dinge passieren könnten, könnte es dann gute geben? Wenn es keine Fehler gäbe, gäbe es dann Erfolge? Hätte man nur Lösungen, woraus würden Aufgaben bestehen? Aufarbeitung von Vergangenem oder wieder zu sich selbst finden, hat für mich auch so etwas wie Aufgabencharakter. Wenn du so willst, ist "Großreinemachen" doch eine gute Gelegenheit, sich von überflüssigem Ballast zu trennen. Ganz pragmatisch: Was mir (jetzt) wichtig ist, pflege ich, was ich noch gebrauchen kann, behalte ich vorerst (Entscheidung wird ausgesetzt), und der Rest wird entsorgt. Platz schaffen ... Vielleicht für etwas Neues, Schönes, Erfreuliches? Alles Liebe für euch beide, Babette
Babette
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Beitrag von Babette »

Liebe Betina, ich drück dir die Daumen und bin sicher, dass es der richtige Schritt in die richte Richtung ist! Und nicht vergessen, dann auch von positiven Veränderungen zu berichten! Gute Nacht, Babette
Babette
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Beitrag von Babette »

Liebe Emily, da dir das Sahnestück so gut gefallen hat, habe ich noch mal etwas ganz Nettes von meinem Lieblingshumoristen Heinz Erhardt für dich herausgesucht. : ---- Warum die Zitronen sauer wurden... Ich muß das wirklich mal betonen: Ganz früher waren die Zitronen (ich weiß zwar nicht genau mehr wann dies gewesen ist) so süß wie Kandis. Bis sie einst sprachen: Wir Zitronen, wir wollen groß sein wie Melonen! Auch finden wir das gelb abscheulich, wir wollen rot sein, oder bläulich!" Gott hörte oben die Beschwerden und sagte: Daraus kann nichts werden! Ihr müßt so bleiben! Ich bedauer!" Da wurden die Zitronen sauer... ---- Hoffe, du fühlst dich wieder etwas besser! Und hab' einen schönen Tag. Babette
Emily
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Beitrag von Emily »

Liebe Babette, danke für dein Posting und für das Gedicht. Heinz Erhard ist dein Lieblingshumorist? *lach* Mein Mann mag ihn auch sehr, weil er die Dinge immer so auf den Punkt bringen kann, und so humorvoll schmunzelnd auf die "Macken" seiner Artgenossen schauen kann. Mir geht es wieder gut, danke der Nachfrage. Mein Beruf bringt mich immer wieder auf andere Gedanken, das empfinde ich als sehr wohltuend. Ich arbeite an 4 Vormittagen pro Woche, einen Vormittag habe ich frei. Diesen Vormittag brauche ich auch für die Erledigung all der Dinge, die unter der Woche so anfallen, du kennst das ja. Du hast recht mit deiner Einschätzung, dass das Leben wohl auch schlimme Erfahrungen für einen bereithalten muss. Komisch, dass man immer denkt, für einen selbst würde diese alte Wahrheit nicht gelten, solange man noch keine schlimmen Erfahrungen gemacht hat. Aber irgendwann ist vielleicht jeder mal dran. Nun ja, ich hoffe sehr, dass meine Krankheit bis auf weiteres erst mal genug der Katastrophen gewesen ist in meinem/unserem Leben. Ewig kann man nämlich solche Tiefschläge auch nicht aushalten, dafür hat man keine Kraft. Aber natürlich hat man nach einem solchen Erlebnis auch eine andere Erwartungshaltung an das Leben. Wenn jetzt wieder etwas käme, würde ich zweifellos anders an die Sache herangehen als damals an diese Krankheit. Aber mit dergleichen kann man sich eigentlich nicht im Voraus befassen, das macht keinen Sinn. Ich bin froh, dass ich mich wieder mit dem alltäglichen Kram beschäftigen und auseinandersetzen kann. Es gibt ja genug zu tun, wofür man seine Kraft sinnvoll einsetzen kann. Es ist gut, dass es jeden Tag ein bisschen aufwärts geht und ich den Begriff "Leben" wieder irgendwie in den eigenen Wortschatz aufnehmen kann. Für mich ist jedes Jahr der Anfang des Frühjahrs ein Moment, an dem ich neue Kraft finden kann. Man weiß, es geht in Richtung besseres Wetter, man kann sich endlich wieder draußen aufhalten. Dieser Winter war mit seinem scheußlichen Wetter nun wahrhaftig nicht der schönste von allen. So warte ich halt den Februar noch ab, und dann werden hoffentlich endlich wieder ein paar Sonnenstrahlen zu sehen sein. Dir und Betina wünsche ich auch einen schönen Tag. Liebe Grüße von Emily.
Dring
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Beitrag von Dring »

Hallo Emily und Babette, dann denkt man, es geht ein wenig besser und schon kommt der nächste Tiefschlag. Jetzt habe ich ja zum Glück eine neue Neurologin (Termin 13.), und bekam gestern den Bericht des MDK, ich soll ja im Februar zum Vorstellen wieder dorthin, und die wollen jetzt mit meiner damaligen Neurologin zusammenarbeiten. Diese wird jetzt angesprochen, wie es mir geht und danns soll ich evtl. wieder zum MDK. Sie schreiben auch, daß an meiner Arbeitsunfähigkeit Zweifel betehen und dies weiterhin genau kontrolliert werden muß. Die Reha hatte ja mitgeteilt, daß nach einer kurzen Weiterbehandlung am WOhnort meine volle Erwerbsfähigkeit hergestellt sei. Die Reha-MAßnahme sei problematisch gewesen, da ich mich erheblich überfordert gefühlt hätte. NAch dem Befinden des MDK sei ich geziert und gekünzelt; andereseits schreiben sie auch, daß man bereits im Gespräch gemerkt hätte das ich keine Konzentrationsfähigkeit habe, Antriebsminderung usw. Danach fiel ich wieder in ein Loch. Ich kann im Augenblick nur noch weinen. Bin nicht ansprechbar und reagiere sehr unfreundlich. Hab mich gestern schon einige Male bei einem MAnn entschuldigt, wobei er Verständnis für mich hat. Aber er tut mir auch leid, daß er so eine weinerliche Frau da sitzen hat. Dann ist ein kleines Lichtlein da und dann fühlt man sich einfach wieder nicht ernstgenommen. Was soll ich tun, damit endlich jemand mich versteht. Gehe ich jetzt zur nächsten Neurologin, dann möchte ich eigentlich gar nichts mehr sagen, es ist doch alles verkhrt. Darf ich nicht sagen wie es mir geht, daß ich mich so sehr allein gelassen fühle. Ich schlafe teilweise nachts nicht mehr und Träume von meiner früheren Arbeit und von meiner Mutter und komme in Panik. Ich möchte gern arbeiten, ich bin nicht faul, aber ich merke doch auch, daß ich trotz meiner Bemühungen es nicht schaffe. So, für heute genug geweint, ich bin auch froh, daß es das Forum gibt, hier kann ich einfach schreiben und weiss, daß ich verstanden werde. betina
Emily
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Beitrag von Emily »

Liebe Betina, es tut mir so leid für dich, dass du bei allem schlimmen Leid auch noch auf so viel Unverständnis bei Ärzten und Ämtern triffst. Das muss dich in deiner Situation doppelt schwer treffen. Vielleicht tröstet es dich ein bisschen, dass es mir während meiner Krankheit von ärztlicher Seite her auch mehrfach genauso ging wie dir heute. Mir wurden Sachen ins Gesicht gesagt, die waren einfach nur unverschämt, mal ganz abgesehen davon, dass sie nur die Unfähigkeit dieser betreffenden Leute kaschieren sollten. Das tut einem furchtbar weh, man kann nicht verstehen, wieso einem solche Sachen an den Kopf geworfen werden. Ich kann dir vielleicht nur den einen kleinen Tipp geben, dass du für dich sehr sorgfältig abzuwägen versuchst, welche Aussagen / Meinungen zu dir und deiner Krankheitssituation wirklich richtig und zutreffend sind, und welche es ganz klar erkennbar eben nicht sind. Die zutreffenden kann man durchdenken, hinterfragen, dann bewerten. Mit den nichtzutreffenden sollte man sich so wenig wie nur irgend möglich belasten. Sehr, sehr schwer, ich weiß! Versuche trotzdem, dasjenige, was nicht zutrifft, an dir abgleiten zu lassen und suche woanders erneut Hilfe. Ich weiß, du hast schon so viel versucht und getan, das geht oft weit über die wenigen Kräfte hinaus, die man noch hat. Aber lasse dich nicht unterbuttern! Du hast schon so unglaublich viel geleistet, so viel Schlimmes und Tragisches erlebt mit der Pflege deiner Mutter, etc. Du hast es nicht nötig, dich so behandeln und abweisen zu lassen. Sage dir das ruhig immer und immer wieder! Und versuche, dich nicht einschüchtern zu lassen. Ich wünsche dir alles Liebe und schicke dir viele Grüße. Emily.
I.M.
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Beitrag von I.M. »

liebe bettina, beruhige dich ersteinmal. es ist verständlich, dass du entsetzt bist über den bericht des MDK. aber versuche dir klarzumachen, dass dieser bericht eigentlich nichts mit dir persönlich zu tun hat, nichts mit dir als mensch. wir hatten diese diskussion schoneinmal hier. es ist eine behörde und du bist da ein fall, ein kostenfaktor der hin und hergeschoben wird. die menschen die da sitzen waren noch nie in deinem zustand, wissen nciht wie das ist, können und/oder wollen sich nicht hineinverstezn. das solltest du dir klar machen. ohne darüber zu verzweifeln. es ist nunmal so. leicht gesagt, ich weiß. aber halte deine energie jetzt bei dir. nimm die freundlichkleit deines mannes an, lass die MDKler ihren dienst tun und komme zur ruhe. machst du eigentlich gesprächstherapie? ich habe den eindruck, dass du den tod deiner mutter und die umstände noch längst nicht verarbeitet hast. das sollte doch vielleicht erstmal vorrang haben. und dann, wenn du wirklich arbeitsfähig geschriben wirst, dann gehst du eben hin und wenn du es nicht schaffst, dann schaffst du es nicht. basta. dann kann man weitersehen. jetzt mußt du erstmal wieder zu dir kommen. das ist das wichtigste. lieb grüße, inka
sewi
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Beitrag von sewi »

sorry inka, aber betina schreibt sich mit nur 1 t! lg sewi
Babette
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Beitrag von Babette »

Hallo Betina, weinen ist okay. Wir alle weinen, wenn wir Schmerzen haben. Und mit den Tränen, die wir vergießen, heilen wir uns selbst nicht auch schon ein bißchen? Du sagtest, deine Mutter sei im November verstorben nach langer schwerer Krankheit. Du hast sie gesehen und an ihren Schmerzen Anteil genommen, und vielleicht auch einen großen Teil absorbiert, ohne es zu merken. Der Tod hat deine Mutter von ihrem körperlichen Leiden erlöst, und dich von deiner Verantwortung. Es war sicher ein langer Weg für euch beide, und doch vielleicht zu kurz um Abschied zu nehmen? Ich finde, du hast deine Mutter auf ihrer letzten Reise so anständig, treu und liebevoll begleitet, weit mehr als es viele andere imstande gewesen wären. Denkst du trotzdem, es war zu wenig? Und nun, wo du eine neue Aufgabe hast, nämlich dich um dein Selbst und deine Genesung zu kümmern, denkst du vielleicht deine Kraft reicht aus und du hättest nicht die Zeit, die du bräuchtest, nicht die richtige Ärztin, die dir helfen kann? Wenn du resigniert, bevor du sie überhaupt kennengelernt hast, wirst du es nicht erfahren. Du fürchtest, sie habe sich schon ein Bild von dir gemacht aus den Unterlagen ihrer Vorgängerin. Aber machst du nicht auch schon ein Bild von ihr (aus deiner Erfahrung mit derselben?) Vielleicht magst du ihr bei eurem ersten Gespräch etwas von dieser Angst erzählen, magst ehrlich sein ihr und dir selbst gegenüber, um euch beiden eine Chance für das gegenseitige "Verstehen" zu geben. Wenn die Kommunikation durch unausgesprochene Ängste und Erwartungen schon im Vorwege gestört wird, was könnte es anderes werden als Stochern-im-Nebel? Ärzte sind auch nur Menschen, und neben den klassischen Fällen von Pfusch gibt es immer noch auch eine ganze Reihe von Koryphäen und Idealisten, die in ihrem Job ihre Berufung sehen und nicht nur ihren Job, die mehr Zeit mit Patienten verbingen, als sie lt. Gebührenverordnung abrechnen können. Nur Mut! Babette
Babette
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Beitrag von Babette »

Liebe Emily, dass dein Mann meinen Humor teilt, finde ich sehr amüsant, und freu mich natürlich, dass es du dich dich wieder besser fühlst. Ja, dem Frühling fiebere ich auch ein wenig entgegen und habe mir vorgenommen, meinen unerledigten Kram bis dahin weitestgehend abgearbeitet zu haben... Eigentlich hätte ich schon längst damit anfangen können, aber meine Priorität ist es, am Wochende bei meinen Großeltern zu sein (Opa ist immer noch im Krankenhaus, Oma braucht etwas Händchen-halten und so habe ich wenigstens den Fahrdienst übernommen), und unter der Woche plaudere ich viel lieber mit dir, als stumm irgendwelche schnöden Aufräumarbeiten zu machen. Das ist doch viel angenehmer, finde ich, und es gehört zum "Leben" dazu, dass man Arbeit auch mal liegen lässt (und sich selbst etwas Balsam für die Seele gönnt:-). Morgen ist schließlich auch noch ein Tag. Und für den wünsch ich dir auf alle Fälle jetzt schon ein paar Strahlen Sonne! Babette
Babette
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Beitrag von Babette »

An die Rechtschreibpedanten: Rechtschreibung Delfine schwimmen schnell und leis (man schreibt sie mit "ph" - ich weiß doch schreibt man ja auch Tele"f"on, und das bereits seit langem schon)- sie schwimmen ( wie gesagt, mit "f")- sie schwimmen - vorn ihr alter Scheff (wir schreiben schließlich auch "Schofför")- sie schwimmen also durch das Meer. Was heißt durchs "Meer"? - Sogar durch "Meere"! Und manche altgediente Mähre, wie überhaupt so manches Ferd (mit "V" wär es total verkehrt) glaubt, es sei schnell wie ein Delphien! (Das zweite "e" ist schlecht für ihn.) Orthogravieh - das sieht man hier - ist nicht ganz leicht für Mensch und Tier Heinz Erhardt Na und?
Christoph von der Heyden
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Beitrag von Christoph von der Heyden »

riddich babette riddich, aber jede/r so wie er/sie will denke ich mal und wenn dann irgendwann die scheiss Belllleeeeehhhhhhrungen aufhören, weil es einfach keine/r mehr nötig hat, dann wird vielleicht besser aber nur vielleicht. oder?
Emily
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Beitrag von Emily »

Liebe Babette, danke für dein Posting. Ich hoffe, deinem Großvater geht es etwas besser. Mir geht es heute auch etwas besser, gestern hing ich ziemlich drin mit einer Erkältung. Wie war deine letzte Woche? Ich hatte ziemlichen Stress im Beruf in der vergangenen Woche, muss mich jetzt ein bisschen regenerieren. Es war nichts Außergewöhnliches, nur der ganz normale Stress halt. Liebe Betina, wie fühlst du dich heute? Würde mich freuen, wieder von dir zu hören. Einen schönen Sonntag wünscht euch beiden Emily.
Dring
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Beitrag von Dring »

Liebe Babette, Emily und I.M (Inka), vielen, vielen Dank für Euer Mitgefühl und den Trost den Ihr mir gesandt habt. Allein das hilft schon wieder, sich ein wenig besser zu fühlen. @Babette Du hast recht, sicherlich habe ich alles für meine Mutter getan, sie nicht abgegeben, es ihr so schön wie irgend möglich gemacht, mehr konnte ich nicht tun. Ja, ich weiss das. Aber ich sehe so oft das Gesicht meiner Mutter, die Augen, die mich ansehen, mir vielleicht was sagen wollten und nicht konnten. Was wollte sie mir sagen?? Ich tröste mich auch immer damit, daß ich nicht mehr tun konnte, nur ihr gesicht und ihre Augen kann ich noch nicht vergessen. Die Kraft für mich ist nicht ausreichend, aber ich will nicht verzagen, es braucht sicher die Zeit, um neue schöpfen zu können und ich hoffe, daß ich endlich auch die ärztliche Unterstützung finden werde. Aber es hilft mir auch nicht immer, wenn ich mir selber sage und weiss, daß ich alles möglich versuche, aus meinem Loch herauszukommen, aber das Unverständnis der Ärzte wirft mich dann wieder zurück. Am 13. hoffe ich, daß es endlich mal klappt. Neben wir die 13. einmal als Glückszahl. Also, positiv Denken. @Emily Du hast vollkomen recht, ich habe es einfach nicht nötig, so behandeln zu lassen. Aber es ist einfach schlimm, wenn ich dann bei der Ärztin sitze, dann fühle ich mich so klein, meine Krankheit kommt mir so unwahrscheinlich, weil ich dann meine, das bin ich nicht, wie kann ich auf einmal so hilfslos und so weinerlich sein. Ja, ich fange an zu weinen. Denke ich an die Pflege und Betreuung meiner Mutter und an meine beruflichen Einsätze, so finde ich mich nicht mehr zurecht. Warum ging alles so leicht? Warum bin ich so?? Aber, ich versuche mich nicht unterkriegen zu lassen. Da sage ich mir auch immer. Ich werde berichten, wie es am 13.02. bei der neuen Neurologin war. Babette, "An die Rechtschreibpedanten" war toll, hat mir gut gefallen. @inka Ja, Inka, ich mache bereits im 3. Jahr Gesprächstherapie. Die mir auch sehr gut tut; auch komme wir in letzter Zeit immer wieder auf den Tod und die damalige Pflege und die Kraft die ich dort verbraucht habe zurück. Inwieweit die Therapie bisher erfolgreich war, kann ich nicht genau sagen, aber ich weiss, daß ich gerne hingehe und es mir gut tut, so wie auch hier im Forum. Ich denke mal auch, wenn die meinen, ich kann arbeiten, dann gut, dann soll mir das Arbeitsamt eine Arbeit vermitteln und dann sehen die evtl. auch, daß es doch nicht geht. Ich würde ja gern wieder arbeiten, nur ich bin doch selber noch in der Lage und kann einschätzen, daß, wenn ich jetzt arbeiten müßte, das einfach nicht geht. Aber die Behörden sehen uns ja meistens nur als eine Akte. Euch alles liebe Grüße und nochmals Dank für Euren Trost betina
Babette
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Beitrag von Babette »

Hallo Emily, hallo Betina, melde mich zurück mit guten Nachrichten: Opa soll bald wieder zurück nach Hause. Hoffentlich steht der nächste Krankenhausaufenthalt nicht so bald an. Opa hält sich schon seit zehn Jahren ganz tapfer und zäh, aber die Krankheit ist nicht heilbar und bisweilen stellen sich daneben noch andere Komplikationen ein wie z.B. Lungenentzündung, die dann aber eben nicht mehr zu Hause behandelt werden können. Wir sind so froh, dass er immer noch den Willen hat, wieder nach Hause zu kommen, auch wenn es diesmal etwas war kritischer als sonst. Er ist schon sieben Wochen im Krankenhaus, aber seit zwei Wochen gefällt er uns wieder und macht sogar wieder seine Späße. Meine Großeltern würden euch gefallen. Die sind wie zwei Unzertrennliche, ein ganz niedliches Paar. Da hält einer zum anderen. Und wo zusammengehalten wird, verteilen sich Sorgen und Leid dann auf ein Erträgliches. Ich würde mich nur sehr ungern von einem der beiden verabschieden wollen. Aber wir wissen, dass der Abschied kommen wird, wir sprechen manchmal darüber und genießen gemeinsam die Zeit, die uns noch bleibt. @Betina: Bei dem Warum bin ich im letzten Jahr auch lange steckengeblieben. War für mich nicht die Antwort auf mein Problem, hat nur noch mehr Fragen aufgeworfen, und den "Nebel" verdichtet. Aber du bist auf dem richtigen Weg: Deine Situation gefällt dir nicht und du tust etwas dagegen! Und du bist nicht allein ... Was deine Mutter dir sagen wollte ... ? Vielleicht: Danke, dass du für mich da bist ... Vielleicht: Danke für die Hingabe, die du mir schenkst. Soviel Geduld und Zuwendung ist viel mehr als ich erwartet habe... Vielleicht bin ich mit meinem Gedanken ja auf dem Holzweg, wenn ich glaube, dass manche Menschen mit dem Annehmen ein noch größeres Problem haben als andere mit dem Schenken. Besonders die, die immer einen "starken", unerschütterlichen Eindruck vermitteln, wie Mütter das gerne tun. Wäre das vielleicht eine Möglichkeit? Was meinst du? Drücke euch ganz fest, Babette
Emily
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Beitrag von Emily »

Hallo Babette, ich freue mich mit dir darüber, dass es deinem Großvater besser geht. Hoffentlich bleibt es noch lange so! Wie alt sind er und deine Großmutter denn? Wie mir scheint, hast du immer ein gutes Verhältnis zu ihnen gehabt. Schön, wenn die beiden sich über so viele Jahre hinweg ihre Zuneigung zueinander bewahren konnten. Das ist nun wirklich nichts Selbstverständliches. Wie läuft es im Moment mit deinen Eltern und Geschwistern? Du hast an Betina geschrieben, im letzten Jahr hättest du dir die Frage nach dem Warum auch gestellt bei einem bestimmten Problem. Magst du darüber reden? Wenn nicht, ist das natürlich OK. Ich habe mir die Frage nach dem Warum, wie wohl alle hier, auch zigmal gestellt. Eine Antwort darauf gibt es einfach nicht, egal, wie dringend man sie bräuchte. Manchmal habe ich auch schon gedacht, dass es wohl seinen Grund hat, weshalb wir das Warum nicht erfahren. Vielleicht würden wir, wenn wir es denn wüssten, in eine noch viel größere Verwirrung gestürzt, als wir sie ohnehin schon durchmachen müssen. Und das würde uns wohl kaum etwas nützen. Sind nur so meine Gedanken zu dieser berühmt-berüchtigten Frage nach dem Warum. Für mich ist es irgendwie ein Trost, wenn ich hier erlebe, wievielen Menschen es mit dieser quälenden Frage ähnlich geht wie mir. Es ist halt sehr schwer, zu akzeptieren, dass es keine Antwort auf diese Frage gibt. Vielleicht schafft man durch das Lesen hier etwas mehr Akzeptanz ggü. der Tatsache, dass viele Dinge in unserem Leben einfach unbeantwortet bleiben. Ist es nicht komisch, dass ausgerechnet die Fragen, die wir für uns persönlich als lebenswichtig erachten, ohne Antwort bleiben? Nachdenklich ... Emily.
Babette
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Beitrag von Babette »

Liebe Emily, komisch ja, ohne Antwort geblieben nein. Jedenfalls nicht bei meinem "Warum". Ich habe so lange darauf herumgebrütet, um nicht zu sagen mein halbes Leben, und habe in all den Jahren eigentlich nur Warums gesammelt. Im letzten Jahr habe ich für mich einen Schlüssel gefunden, der, wie mir scheint, auch der Schlüssel zu vielen anderen Fragen ist. Als ich jung und dumm war, war ich nicht nur voller Neugier (neugierig bin ich immer noch). Ich war voller Vertrauen und ziemlich unkritisch gegen die, die sagten, sie meinten es gut mit mir. Insbesondere unkritisch gegen meine Eltern, weil der "Normalfall" ja eigentlich auch der ist, dass es Eltern immer gut mit einem meinen. Wer kennt dich besser als deine Eltern? Aber kennst du damit deine Eltern auch? Als Kind hat man das Handicap, dass man nur wenige Vergleichsmöglichkeiten hat und damit auch nur begrenzte Vorstellungen von den Alternativen. Nicht, dass ich nicht gemerkt hätte, dass irgendwo etwas schief läuft, und dass die Realität nicht den Erwartungen entspräche oder Dass gut-für-mich und gut-für-sie ein Unterschied sein könnte. Aber innerhalb einer Gruppe, und Familie ist eine ganz besondere Grupppe, gelten mitunter andere Gesetze, andere Normen und Regeln als außerhalb. Und es braucht sehr viel Abstand oder Widerwillen, um diese Regeln zu hinterfragen. Die Regel hieß jedenfalls "Du machst, was ich sage" .... und das ist etwas, das widerstrebt mir heute noch! (du weißt schon: diese wenn... danns, das Müssen...) So habe ich über viele Jahre einen Kampf ausgetragen, der nicht nur eine Auseinandersetzung darüber war, was ich will und was die anderen wollen, sondern auch eine Auseinandersetzung mit mir selbst und der Frage, wie viel Gehorsam und wie viel Respekt schulde ich meinen Eltern. Oft habe ich mich sehr schlecht dabei gefühlt, wenn ich mich (eher instinktiv) für meinen Weg entschieden habe, habe Sanktionen ("Strafen") in Kauf genommen und mir Stolpersteine ohne Ende in den Weg legen lassen, die nicht nötig gewesen wären. Jedenfalls nicht, was meine z.B. Ausbildung und meinen beruflichen Werdegang betrifft. Und schon gar nicht, wenn es tatsächlich gut mit mir gemeint gewesen wäre. Aber was, wenn jemand dir sagt, er meine es gut mit dir, nur um dich dazu zu bringen etwas zu tun, was eigentlich sein Anliegen ist und so überhaupt nicht das deine? Das ist Manipulation und da passieren dann die allermerkwürdigsten Sachen. Das sieht manchmal aus wie das Spiel Wer-ist-der Stärkere-von-uns, mit dem Unterschied, dass es nichts zu gewinnen gibt. Oder es ist das Spiel "Du-schuldest-mir etwas". Und wenn du es nicht tust, dann helfe ich dir nich nur nicht, sonder mache ich dir noch dein Leben schwer. Ein Feld von unbegrenzten Möglichkeiten, alle mit dem einen Ziel: zu beugen. Und der Einsatz ist hoch: Der eigene Willen, die eigene Identität, das Selbst-(Vertrauen), der Spaß am Wollen, am Tun, am Schenken... gegen fremden Willen/fremde Ziele, gegen den Weg-des-geringsten-Widerstandes, gegen Belohnung/Unterstützung/Versprechen, gegen Zusammenhalt. Und erst die Mittel: Vorwurf, Gehässigkeit, Ausgrenzung, Nichtbeachtung, Unverhältnismäßigkeit .... Warum: Nur weil einer nicht ertragen kann, dass der andere nicht das tut, was von ihm erwartet wird. Ganz einfach! Mit der Folge, dass sich neue Mittel ausgedacht werden, gegen die man sich (will sagen: ich mich)dann wieder wehren muss. Es ist eine schreckliche Schraube nach unten. Und ich habe unendlich Energie damit vergeudet, mich gegen diesen Sog, gegen die Sanktionen zu wehren und die Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, dass ich darüber hinaus keinen Gedanken auf das Prinzip, dass dahinter steht, richten konnte. Ich war so sehr mit Trouble Shooting beschäftigt, dass keine Zeit für Ursachenforschung blieb. Auf die Idee kommt man ja auch nicht, wenn das der "Normalzustand" ist. Heute kann mir jemand lange erzählen, Eltern meinen es gut mit ihren Kindern und sie wollten nur das Beste für ihren Nachwuchs. Heute weiß ich, dass der Erziehungsauftrag endet, wenn die Kinder auf eigenen Beinen stehen können und dass genau das etwas ist, wovor sich manche Eltern am meisten fürchten. So sehr, dass der Erziehungsauftrag der Angst vor dem Alleinsein oder dem Hauptsache-alles-unter-Kontrolle geopfert wird. Und ich weiß (meine Antwort auf das Warum) heute, dass Eltern auch nur Menschen sind, die Fehler machen. Da gibt es keine ultima ratio, allerhöchstens ein besser-ging-es-eben-nicht. Das schlimme an diesem Prinzip/Fehlverhalten ist ja nicht, dass es zufällig da ist, sondern dass es erlernt und weitergegeben wird an die nächste Generation. Warum? Weil die Aufgabe darin besteht, es zu erkennen und herauszuwachsen. Man kann sich weder die Aufgabe, noch die Eltern aussuchen. Sie werden einem sozusagen in die Wiege gelegt. Worüber ich mir im Moment noch den Kopf zerbreche ist dagegen, wie man der Schraube ein Ende setzt oder noch besser: sie umkehrt in eine positive Richtung. Nun wird mein Warum sicher nicht da gleiche sein, dass dich beschäftigt. Magst du etwas von deinem erzählen? Liebe Grüße Babette
Emily
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Beitrag von Emily »

Liebe Babette, doch, dein Warum ist unter anderem auch eines, das wohl die meisten hier mitunter beschäftigt, mich auch. War übrigens ein ziemlich beeindruckendes Posting von dir! Ich habe halt noch viele andere Warums, die sich sehr stark mit der Krankheit beschäftigen. Man könnte sie vielleicht irgendwie folgendermaßen zusammenfassen, ich schreibe sie jetzt mal in der Wortwahl der damaligen Krankheitsphase: 1. WARUM habe ich das? 2. Warum habe ICH das? 3. Warum habe ich DAS? Nun kannst du dir sicher leicht vorstellen, dass sich die unterschiedlichen Betonungen dieser Frage in meinem Kopf schön die Klinke in die Hand gegeben haben. Ich habe ganz oft versucht, auf die unterschiedlichen Konnotationen irgendeine Art von Antwort zu finden, aber es gab keine. Egal, wie sehr ich mich angestrengt habe, ich habe sie nicht gefunden, und ich weiß sie bis heute nicht. Ich habe sehr mit mir gehadert, ich habe mich für meine Krankheit auch verachtet, das hat auch nichts genutzt. Ich denke heute, dass man einfach nicht erwarten kann, dass man ein Leben lang gesund, glücklich, zufrieden, gut versorgt und alle Tag gut gelaunt ist. Man kann nicht erwarten, dass man mit diesem glückseligen Zustand 80 wird, und dann in Gottes Namen eben in die Grube fällt. Man hat viele solcher Tage, und wenn man sie hat, denkt man, das ist doch selbstverständlich. Das muss so sein, ich habe das so verdient. Und das ist ein grundlegender Irrtum, und das erkennt man leider erst, wenn das eigene Dasein in der Krankheit versunken ist. Ich hatte sehr viele solcher guten Tage in meinem bisherigen Leben. Dann hatte ich eine unendlich lang erscheinende Abfolge von Tagen tiefster innerer Lähmung, Fesselung, Gefangensein. Diese zwei Arten meines Daseins hätten einander gar nicht extremer gegenüberstehen können. Wenn ich hoffentlich noch etliche gute Tage in meinem Leben haben kann, dann werde ich sie zukünftig in einer anderen Weise zu schätzen wissen. Und meine Augen werden einfach offener sein für Menschen, denen es nicht gut geht. Und davon gibt es wirklich genug. Du hast also mit deinem vorletzten Satz m.M. nach völlig recht: Man muss die Schraube in eine positive Richtung umdrehen. Vielleicht ist das die einzige (beste?) Möglichkeit, wie man die Tatsache aushalten kann, dass es auf die Frage nach dem Warum keine allgemein gültige, keine individuelle, einfach überhaupt keine Antwort gibt. Liebe Grüße, Emily.
Dring
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Beitrag von Dring »

Hallo Babette, Emily, Inka und alle anderen, war als heute bei der neuen Ärztin (Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie). Nun, ich frage mich jetzt, was sind wir Depressiven für Menschen. Wie sieht man uns eigentlich. Ich habe immer mehr das Gefühl, daß man uns nicht erst nimmt. Was mache ich falsch?? Ich bin so enttäuscht, ich weiss nicht, ob ich überhaupt noch irgend wann einmal zu einem Arzt gehe. Evtl. zu meinem Hausarzt. Nur der ist in Bezug auf Depression für die zuständigen Stellen wie MDK und Krankenkasse und BfA nicht kompetent. Ich bin so quasi von der Ärztin heute ohne große Worte, ich möchte fast sagen, rausgeschmissen worden. Gesten war ich noch bei meinem Hausarzt, da z. Z. dauernd wieder starke Magen- und Darmkrämpte habe und mich oft übergeben muß. Ich möchte, daß ich mich vorsichtshalber nochmals spiegeln lasse. Habe Anfang März entsprechende Termine beim Internisten. Auch sagte er mir nochmals, ich solle den Behördenkram nicht so ernst nehmen. Aus seiner Sicht sei es für mich z. Z. unmöglich zu arbeiten. Und er meint auch, daß ich es bis August zur Aussteuerung auch nicht sein werde. Hat mich weiter krankgeschrieben. Nun, war mit meinem Mann heute nachmittag bei der Ärztin. Sie sagte mir, sie könne mich nicht behandeln, da ich ja bereits meine Neurologin habe und diese mich kennt. Sie kennt mich nicht, hat nur die Berichte und der Medizinische Dienst wird wie angekündigt im Februar nachfragen, und zwar bei meiner vorherigen Neurologin. Habe ihr dann erklärt, daß sie mir bezügl. der Medikamente gesagt hat, davon häte ich nicht zugenommen, ich solle weniger essen und hat mir keine neuen Medikamente aufgeschrieben. Ich mußte abrupt absetzen, es wäre mir sehr schlecht gegangen, Krankenhaus usw. und mein Arzt hat mir zwischenzeitlich mein altes Medikament Cipramil aufgeschrieben. Sie sagte mir dann auch, von Medikamenten nimmt man nicht zu, ich solle wenige essen. Habe ich gesagt, daß ich morgens nur 1 Brötchen esse, mittags meistens gar nicht oder ein wenig Salat und abends Quark mit Apfelsine. Früher habe ich sogar viel Schokolade gegessen und auch teilweise viel mehr und habe immer ein Gewicht von 54 57 kg. gehabt und nicht wie jetzt 72 kg. Sie hat also die Behandlung abgelehnt. Ich sage dann noch, daß ich auch zum Hausarzt gehe und mich dieser überwiegend krankschreibt; Antwort: Ob er das verantworten kann?? Auch sei hier nur die Auskunft von den Fachärzten gültig. Ich habe jegliches Vertrauen verloren; mein Mann sagt auch inzwischen, nimm das doch nicht so ernst. Gut und schön, aber wer setzt sich denn mit mir noch auseinander. Evtl. muß ich in Kürze arbeiten, ich kann aber doch nicht. Alles war ich versuche mir mühsam aufzubauen, bricht zusammen. Was würde denn passieren, wenn ich in ein normales Krankenhaus gehe?? Aber was wollen die mit mir machen?? Ich kann mir doch nichts antun, nur um denen zu zeigen, daß ich nicht kann, was soll ich machen. Ich bin so allein, so allein, ich will mich nicht mehr aufraffen. Warum, Warum???? Für heute erst einmal Schluß. Bis morgen oder übermorgen. Morgen muß ich schon um 8 wieder bei der Mammographie sein. Mittags bekomem ich meine 2 Hörgeräte. Auch warum, warum?? betina
Babette
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Beitrag von Babette »

Liebe Emily, wieso beeindruckend? Es war ehrlich, tief empfunden und ... für mich eine ziemliche Enttäuschung, als ich diese bittere Pille schlucken musste. Da erzählt dir jemand zwanzig Jahre lang, er meine es gut mit dir, lehrt dich, was richtig ist und was falsch, was gut ist und was böse, und tut in den nächsten zwanzig Jahren alles, um dich vom Gegenteil zu überzeugen. Nicht etwa, weil der Unterschied von Gut und Böse ein anderer geworden wäre, sondern die Befindlichkeiten und die Bedürfnisse andere geworden sind. Und die sollen dann befriedigt werden, um jeden Preis, egal was dabei gebeugt, verbogen oder gebrochen wird. Das ist doch krank! Ich will nicht undankbar sein. Ich habe viel gelernt, dass mir vielleicht sonst verborgen geblieben wäre, aber auf manches hätte ich auch gut und gern verzichten können. Doch irgendwie -da geht es mir wahrscheinlich ebenso wie dir- gab es das eine nicht ohne das andere. Deine Warums kenne ich auch, vielleicht in einem anderen Kontext, will sagen, nicht im Zusammenhang mit warum-habe-ich-diesen- Gemütszustand. Genauso gut könnte man fragen: Warum haben Leute Krebs oder einen Schlaganfall? Vielleicht, weil es etwas mit Rahmenbedingen/Modalitäten zu tun hat? Mit der persönlichen Konstitution, mit günstigen oder ungünstigen äußeren Einflussfaktoren, denen man ausgesetzt ist und denen man sich nicht oder nur bedingt entziehen kann. Mit Wahrscheinlichkeitsrechnung oder dem Zufallsprinzip? KRANKHEIT als Strafe, selbst verschuldet? Das kann ich jedenfalls nicht glauben. Da hätte das Schicksal ja ausgedient:-). Sei's drum. Herleitungen lassen sich immer konstruieren. Aber wirklich ändern tut sich dadurch nichts, nicht, wenn man nicht selbst aktiv wird. Ob ich die Aufs und Abs eintauschen möchte? Ganz bestimmt nicht gegen Mittelmaß oder Einheitsbrei. Das wäre langweilig, zu eindimensonal: ohne Berge, ohne Täler, ohne Raum. Genau das macht aber (Er-) Leben aus. Bin froh, dass du mich in diesem Teil des Raums begleitest, Babette
Babette
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Beitrag von Babette »

Liebe Betina, das ist ja Asche, was du da heute erlebt hast. Jetzt bloß nicht in Panik geraten! (Verzweifelung macht blind.) Noch mal nachdenken: Wenn ich dich verstanden habe, siehst du deine Zukunft nicht mehr in einem Full-time-Job. Welche Alternativen gibt es denn für dich? Oder hast du dich auf eine einzige Möglichkeit schon festgelegt? Und die Ärztin heute, wie ich verstanden habe, kann wenig mit dir anfangen. Muss ja nicht an dir liegen. Kann ja auch etwas mit ihr zu tun haben. Was ich nicht verstehe ist: Wieso muss es denn eine Neurologin sein? Dein Gesundheitszustand gibt vielleicht einen anderen Weg her? Hat dein Mann auch mit ihr gesprochen? Könnt ihr zusammen mal rekapitulieren, ob vielleicht irgendwo ein Hinweis untergegangen ist? Etwas, an dem sich neu anknüpfen lässt? Nicht aufgeben, Betina. Umarme dich, Babette
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