Weiterleben mit Benzodiazepinen

steppenwolf1

Re: Weiterleben mit Benzodiazepinen

Beitrag von steppenwolf1 »

Hi Chiron,

danke für die Erklärung. Hatte auch so Gedanken bei Deinem neuen Namen.

Mit Benzos kann man es sich dann bequem machen oder ?

Das Problem, was ich bei der Sache sehe ist, dass eine Abhängigkeit meist nicht erkannt wird (wenn sie mit normaldosis) und meint es wäre eine "Krücke" wie ein AD.

Und wenn die Abhängigkeit einmal eingetreten ist, ist es zu spät. Dann ist das Absetzen elendig schwer und die Symptome die man bekämpfen wollte noch stärker. Und das kann ja nicht der Sinn sein ?

in dem PDF stehen 3 Arten von Benzoabhängigkeit:



Primäre Hochdosisabhängigkeit: Sie äußert sich in einer starken körperlichen und
psychischen Benzodiazepinabhängigkeit, deren Kennzeichen vor allem extreme
Dosissteigerung, allmähliche Persönlichkeitsveränderungen und schwere Entzugssymptome
beim Substanzentzug sind.
Primäre Niederdosisabhängigkeit: Der weitaus größte Teil der Benzodiazepinabhängigen
ist von dieser Abhängigkeitsform betroffen, bei der über einen langen
Zeitraum täglich eine geringe, im therapeutischen Bereich liegende Dosis zu sich
genommen wird. Auch wenn die Dosis hierbei nicht gesteigert wird, kann es bei
abrupten Absetzversuchen zu quälenden Entzugssymptomen kommen, die dann
wiederum zum Einnehmen der Substanz veranlassen.
Sekundäre Benzodiazepinabhängigkeit: Diese ebenfalls häufige Abhängigkeitsform
ist vor allem bei Mehrfachkonsumenten, d.h. bei Konsumenten, die verschiedene
Drogen nehmen, anzutreffen sowie bei – teilweise auch „trockenen“ – Alkoholabhängigen.
In diesen Fällen hat sich sekundär, nämlich im Zuge einer bereits
bestehenden Abhängigkeit von anderen Substanzen, eine spezielle Benzodiazepinabhängigkeit
entwickelt. Abhängig vom Alter, von der Dosis und vor allem von
der Dauer der Einnahme stellen sich beim Absetzen von Benzodiazepinen starke
Entzugssymptome ein, die ein bis vier Wochen anhalten und nach einem schlagartigen
Absetzen (siehe Hinweis) besonders dramatisch sein können.



Am Anfang war es bei mir auch gegen starke Spannungszustände und welch Wunder, es hat als einzigstes bisher geholfen. Am Anfang halt. Und am Ende, war ich bei 10 mg Lorazepam + Schlafmittel. (war trotzdem in der Zeit beim Psychiater - brauchte ja, die Medis)

Und ich meine mal gelesen zu haben,dass, je älter man wird, die Substanzen schlechter wieder abgebaut werden.

Wenn man jetzt jeden Tag Panikattacken hat, kann das kurzzeitig sehr erleichternd sein etwas Ruhe zu finden.
Aber wie oben beschrieben gibt es auch im Bereich Neuroleptika Medis, die man zumindest mal probiert haben sollte.
Aber um Lebensfreude zu erlangen, oder sein Befinden allg. zu verbessern, halte ich Benzos nicht für geeignet.

Ich bin kein Experte und hab auch keine Ahnung wie die Diskussion darum med. z.Z. geführt wird.

nur aus eigener Erfahrung.

Gruss, s.wölfin
feuerfisch
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Registriert: 15. Jan 2005, 01:45
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Re: Weiterleben mit Benzodiazepinen

Beitrag von feuerfisch »

Hai Bean
Hai Allerseits

Sorry wenn ich mich da einmische, aber mir stößt hier in mehreren Beiträgen etwas auf:

Warum - um Himmels Willen - wart ihr nicht in einer Klinik für den Entzug?
Medikamentenabhängigkeit ist eine Sucht wie andere auch und sollt normalerweise unter kontollierten Bedinungen beendet werden.

Ich war in zwei Kliniken in denen manche Patienten einen Entzug und eine Umstellung auf andere, nicht suchterzeugende Medikamente, durchführten.
Das ist wesentlich sachter und langfristig besser als das Zuhause zu machen.
Oberdrein ist man hinterher auch auf sinnige Medis eingestellt.

Ich kann das nicht verstehen warum eure Ärzte euch das in so einer Form zumuten

Liebe Grüße

feuerfisch

.
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Nico Niedermeier
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Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Weiterleben mit Benzodiazepinen

Beitrag von Nico Niedermeier »

Ich bin wirklich auch kein kritikloser Fan von modernen atypischen Neuroleptika, einfach weil sie noch keine 40 Jahre auf dem Markt sind und man nicht 100% ausschließen kann, dass es vielleicht doch noch später irgendwann Spätfolgen gaben kann (wonach es momentan nicht aussieht)...ABER sie helfen bei Unruhe und Anspannung zumeist so gut wie Benzodiazepine und sie machen nicht abhängig und Benzodiazepine machen definitiv abhängig. Folglich gibt es im Normalfall keine Rechtfertigung für einen "Lngzeiteinsatz von Benzos". Das ist übrigens nicht meine Meinung, sondern ich zitiere lediglich die Empfehlungen der deutschen Arzneimittelkomission.
UND in den meisten Fällen geht es auch mit niedrig dosierten ADs wie Doxepin oder Mirtazapin.
Viele Grüße
Dr. Niedermeier
bean123
Beiträge: 29
Registriert: 30. Mär 2008, 12:31

Re: Weiterleben mit Benzodiazepinen

Beitrag von bean123 »

Hallo Allerseits, hallo Feuerfisch,

bei mir hat es familiäre und berufliche Gründe, dass ich keinen stationären Entzug gemacht habe. Da der Entzug aber so schrecklich war und ich etwa 3 Wochen in einem delirähnlichen Zustand verbracht habe (mit Sinnestäuschungen aus allen Ebenen), möchte ich einen Entzug zu Hause gar nicht weiterempfehlen. Dazu kommt noch das Problem, dass man zu Hause sicher eher in verzweifelte oder lebensmüde Zustände rutscht und man von den alltäglichen Problemen überfordert wird.

Ansonsten habe ich mich wieder für eine Fortsetzung des Diazepamentzugs entschieden!!
Dies ist mir anscheinend mithilfe des Opipramols geglückt. Es hat angeschlagen und meine psychische Verfassung hat sich so stablisiert, dass ich das Diazepam wieder absetzen konnte.

Trotzdem bin aber weiterhin der Auffassung, dass auch eine Langzeiteinnahme von Benzodiazepinen als letzte Möglichkeit zu Verfügung stehen sollte. Wenn mir das Opipramol nicht in letzter Sekunde geholfen hätte, weiß ich nicht wie es mit mir weiter gegangen wäre. Die Sucht hätte sich eventuell in die Illegalität verlagert (mit allen Folgen), ich wäre möglicherweise völlig verzweifelt, in jedem Fall wäre ich dem Abgrund sehr nahe gerückt.

Also ich finde, dass das Thema in der Diskussion bleiben sollte und nicht komplett verteufelt wird. Ich finde auch nicht, dass die bisherigen Beiträge Benzodiazepine verherrlicht haben, dass war zumindest nicht die Intention.

Soweit erstmal,

Bean
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