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Re: schuld an der Erkrankung des Angehörigen

Verfasst: 20. Mai 2008, 12:58
von FOKUS
Hallo zusammen,

ich störe mich daran, wie in Beiträgen dieses Threads teilweise mit dem Begriff der „Schuld“ pauschal und verkürzt herumhantiert wird.

„Schuld haben“ oder „Schulgefühle“ sind für mich Ausdruck von autoaggressiven Symptomen einer Depression. Genau wie „Schuldzuweisung“ sind diese Begriffe wenig hilfreich, haben etwas Destruktives, etwas Lähmendes, etwas Verurteilendes…

Geht man davon aus, dass Depressionen ihre Ursache im Zusammenwirken von erblicher Veranlagung, frühkindlicher Erlebnisse in der Herkunftsfamilie und auslösenden gesellschaftlichen Einflüssen haben, dann halte ich es für gewinnbringender, wenn man von „Ursachen“ und „Ursachenzusammenhängen“ spricht.

Es liegt meiner Meinung nach in der Verantwortung oder Aufgabe des Einzelnen, im Wege einer Psychotherapie die eigenen verdrängten Persönlichkeitsanteile und damit die Ursachen für die Depression sorgfältig zu erforschen und somit das, was als „Schuld“ bezeichnet wird, zu erklären und aufzulösen, sich davon zu befreien.

Ich denke, dass die kindliche Seele mit für sie unerklärlichen belastenden Erlebnissen mit „Schuldgefühlen“ reagiert, sich „das Unerklärliche“ als Verursacher, als „Strafe“ aufs Gewissen lädt. In diesem Sinne sind Eltern „Opfer“ ihrer Sozialisation in ihrer Herkunftsfamilie und unbewusste „Täter“ ihren Kindern gegenüber…

LG
FOKUS

Re: schuld an der Erkrankung des Angehörigen

Verfasst: 20. Mai 2008, 13:22
von miniteich
hallo imagine,

der therapeut meines sohnes hat mir erklärt, dass mein sohn das depriverhalten mir abgeschaut hat. also wenn ich keine hätte, hätte er auch keine bekommen.

mir wurde immer gesagt, was ich alles falsch gemacht habe. in schlechten zeiten so wie jetzt, braucht es nicht viel und ich bin fix und fertig.

Re: schuld an der Erkrankung des Angehörigen

Verfasst: 20. Mai 2008, 13:46
von RoadToNowhere
@miniteich

Schon mal drüber nachgedacht von wem du dein depriverhalten abgeschaut hast?

@fokus

du bringst recht gut auf den Punkt was ich bei dieser ganzen "Schuld-Diskussion" ziemlich erschreckend finde und wovon ich auch weg will. Der Austausch der Begriffe wie du ihn vorschlägst kann wohl wirklich nützlich dabei sein - für mich klingt das passend.

Re: schuld an der Erkrankung des Angehörigen

Verfasst: 20. Mai 2008, 22:57
von imagine
Liebe Miniteich,
weißt du, das machen die Menschen gerne, einem die Schuld zuschieben, ich war alleinerziehend und alles was meine Tochter falsch gemacht hat, wurde mir angelastet, wirklich alles!!
Deshalb kann ich dich gut verstehen.

Mein Psychologe sagte, man käme mit einer fröhlichen, oder schwermütigen Gemütsverfassung auf die Welt, das wäre angeboren, würde, wenn man so will, in den Genen liegen.
Das glaube ich auch!
Ich war zwar nicht übermäßig depressiv, als meine Tochter klein war und auch als sie älter war, nicht so sehr, aber ich bin sicher schwermütig.
Das ist sie nicht, sie steht morgens schon gut gelaunt auf.
Was sie ist, ist tiefsinnig, aber das ist ja nichts Schlechtes.
Was mir alles vorausgesagt wurde, was aus meinem Kind mal wird, unter anderem auch bei der Mutter....
Nun studiert sie und schließt ihr erstes Staatsexamen mit einer eins vorm Komma ab!!!
Bei DER Mutter!!!!

Lass dir nichts einreden, es gibt gute und schlechte Psychologen, der deines Sohnes scheint zumindest für dich nicht gut zu sein

Alles Liebe und viel Kraft

imagine

Re: schuld an der Erkrankung des Angehörigen

Verfasst: 21. Mai 2008, 14:18
von miniteich
hallo imagine,

ich danke dir.

die aussage von deinem psychologen muss ich mir merken. vielleicht schaffe ich es eines tages genauso zu denken.

was mich die letzten tage ziehmlich schockierte ist, dass ich dieses thema für mich immer noch nicht abgeschlossen habe. mein sohn geht es seit 3 jahren besser. er braucht keine medikamente mehr und die therapie ist auch beendet. nur ich knabber immer noch daran rum.