Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Clown
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Clown »

Hallo Thomas,

du spannst ja ganz locker den Bogen von der norddeutschen Begrüßung zum schwäbischen Schluss - so richtig völkerverbindend!

Ich bin gerade noch mal am Verdauen deines Postings.

Das Innere Kind als Verdichtung nicht gegenwärtiger Empfindungen zu einer gedachten Person zu definieren - ja, spannend, eröffnet mir neue Sichtweisen.

Man könnte einwenden, dass die Empfindungen (der Hilflosigkeit, Einsamkeit, etc.) durchaus als gegenwärtig erlebt werden, irgendwie sind sie das ja auch.

Du trennst aber und meinst, sie sind nicht wirklich gegenwärtig, sondern ich lasse sie gegenwärtig sein, gebe ihnen Einflussmöglichkeit, indem ich mich mit ihnen identifiziere.

Und diese Identifikation lässt sich durch Selbstbeobachtung auflösen. Das heißt, ich nehme zwar Hilflosigkeit, Einsamkeit, ... wahr, aber ich denke nicht, hilflos oder einsam zu sein.

«Anerkennen und Erleben alter Schmerzen IST Selbstbeobachtung.»

Ja, stimmt. Und weil es weh tut, habe ich das Erleben abgespalten und brauchte therapeutische Methoden und Begleitung, um die Abspaltung und die Identifizierung zu überwinden.

«...sondern unterschiedliche Methoden bringen unterschiedliche Menschentypen jeweils verschieden dazu, sich selbst zu beobachten.»

Ja, das bringt alles auf einen Nenner. Und weißt du, was mich auch immer wieder zur Selbstbeobachtung anregt oder manchmal sogar dazu zwingt? Einmal das Theaterspielen und: Unterricht zu halten! 22 Augenpaare schauen auf mich, da muss ich mir einfach, aus Selbstschutzgründen, bewusst sein, wie ich mich verhalte und was gerade bei mir los ist!

Eine speziell norddeutsche Schlussfloskel kenne ich noch nicht - gibt es da was, Maruschka?

Lieben Gruß,
Clown
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Eckhart Tolle
Clown
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Clown »

Hallo Otterle (schon seltsam, dieses Schwäbische, nicht? )

fängst du etwas an mit unserem Geschreibsel? Wie geht es dir?

Clown
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otterchen
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen!

So, dann will ich mal... (herrje, das wird wieder lang)

@ Clown:
Danke dass Du nachfragst. Ich war irgendwie erschlagen von manchen der Postings, und ich muss zugeben, dass mir manches zu hoch ist. Vielleicht bin ich aber auch einfach noch nicht so weit, dass mir diese Herangehensweise akut helfen könnte.

Ich möchte mal einige Punkte aufgreifen, um meine Probleme mit der Sache zu beschreiben:

Thomas schrieb "Tu es nicht automatisch sondern sehr sehr bewusst. Beobachte genau, was du tust. Dann wirst du das Gefühl bekommen von "Was mach ich da eigentlich??" Und das wird dir die Unsinnigkeit deines Handelns beim Handeln selbst zeigen."

Ok, wenn ich das mache, nehme ich z.B. nach der Arbeit wahr, dass ich schlapp bin, dass ich "Feierabend" habe und nichts mehr zu tun brauche etc. ... Ich nehme das wahr, was ich gerade denke und fühle und mache - das bringt mich aber nicht dazu, dieses Verhaltensmuster (was ja MAL ok ist, aber auf Dauer wie gesagt negative Konsequenzen hat) zu durchbrechen.
Und unsinnig ist mein Handeln dann nicht - empfinde ich zumindest in dem Moment nicht so. (Ist "unsinnig" nicht auch eine negative Bewertung?)

Hallo Calzino-Jens, schön mal wieder von Dir zu lesen.
Nein, Scham ist bei mir höchstens in kleinen Teilen vorhanden. Ich denke eher, dass es Trotz ist - ich kann und darf endlich tun und lassen was ich will.
Und mir ist eingefallen, dass ich mir als Kind vorgenommen habe, nie erwachsen zu werden. Womöglich ist das der springende Punkt?

@ Brittka... hmmmm... wie gesagt, für die SITUATION kriege ich das halbwegs hin, aber das ist ja nur eine Momentaufnahme, ein Schnappschuss, der nicht das Gesamtbild zeigt. Für den Moment ist das, was ich tue bzw. unterlasse total in Ordnung, aber die beständige Wiederholung ist nicht mehr ok.

Meine Eigenschaft ist "ich habe Probleme damit, den Haushalt zu machen", und bei mir DARF mittlerweile auch mal die ein oder andere Ecke unaufgeräumt sein - aber ich mag es gerne ordentlich um mich herum. Ich erfreue mich z.B. an einem Esstisch, der einladend aussieht und herbstlich dekoriert ist...

@ Clown, Du schriebst "Außerdem geht mir die Frage durch den Kopf, wie das Konzept des Inneren Kindes zu dieser Haltung der anschauenden Selbstwahrnehmung passt."
und ich glaube, genau das krieg ich auch noch nicht ganz zusammen gebracht.
Ich sehe mein inneres Kind deutlich vor mir; sie macht endlich das, was sie nie durfte - und damit dominiert sie mich.
Ich brauche dieses Bild des inneren Kindes derzeit auf jeden Fall noch, um überhaupt Zugang zu meinen versteckten Gefühlen zu finden.

Ich weiß, dass ich das damals gelegte Gleis irgendwie verlassen will, aber - bitte entschuldigt - bislang habe ich noch nichts für mich erhellendes gefunden, womit mir dies möglich wäre. Die Kleine will ihren Pflichten entfliehen, endlich tun und lassen was sie will - das geht aber leider nicht im erwachsenen Alltagsleben.

@ Thomas:
Man fängt an, sich selbst spannend zu finden.... ... Denn in diesem Augenblick, da man sich selbst beobachtet, ist man in der Gegenwart.
Eben - das ist ja mein Problem: "nur" die Gegenwart, nicht das Verhalten als Gesamtbild.

@ Brittka
Wenn ich mich im Moment des Erlebens eines Gefühls selbst beobachten kann, lässt das Gefühl des Besetztwerdens, des Verschlungenwerdens durch dieses Gefühl sofort nach.
hmm... wenn ich schlapp bin von der Arbeit und dies an mir selbst fühle, lässt dieses Gefühl aber nicht nach, wenn ich es betrachte.



Hmm... was nun?
Ein wenig glaube ich, dass es nicht EIN Patentrezept gibt, mit dem man sowas angehen kann. Was für einen Teil von Menschen funktioniert, muss ja nicht automatisch auf alle übertragen werden können.

@ Kormoranin: wo bist DU eigentlich abgeblieben? (bitte sag, dass Dir das auch zu hoch war *grins*)
@ Caren: dito

Auf jeden Fall möchte ich Euch danken für Eure vielen Postings, und ich bin ein wenig traurig, dass Ihr so viel geschrieben habt, ich davon aber nicht wirklich was für mich mitnehmen kann.

Bin neugierig, wie es hier weitergeht
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Liber
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Liber »

Hallo Otterchen,


>Wenn ich mich im Moment des Erlebens eines Gefühls selbst beobachten kann, lässt das Gefühl des Besetztwerdens, des Verschlungenwerdens durch dieses Gefühl sofort nach.<
>hmm... wenn ich schlapp bin von der Arbeit und dies an mir selbst fühle, lässt dieses Gefühl aber nicht nach, wenn ich es betrachte<

Nicht das Schlappsein, Müdesein lässt nach. Wenn ich müde bin, bin ich müde. Punktum. Dann brauche ich Ruhe.

Nein, es ist das Gefühl, mich deshalb schlecht zu fühlen, dass das nicht gut sei, dass ich doch funktionieren müsste usw.

Ich schaue dieses Gefühl an und dadurch bin ich nicht mehr dieses Gefühl und es lässt nach. Müde bleibe ich deshalb natürlich trotzdem und was sollte auch schlecht daran sein? Es ist völlig ok, wenn ich nach getaner Arbeit müde bin.

Nochmal zu deinem Beispiel mit dem Putzeimer und dem nassen Lappen: wenn du in demselben Moment, in dem du den Lappen nass über den Eimer hängst, erkennst, was du da machst, würdest du den Lappen doch auswringen oder woanders hinhängen, oder? Ich meine jetzt nicht, dass die Erwachsene es durchaus sieht, die Sache bewertet und das innere Kind dann "schimpft" und das Kind sich aber weigert, den Lappen auszuwringen und sich mit seinem Trotz durchsetzt. Sondern du beobachtest das Geschehen von außerhalb dieser Erwachsenen und dieses Kindes. Von deinem Selbst aus. Du bewertest es von da aus nicht. Du beobachtest es nur.

Von dort aus erkennst du, dass es unsinnig ist, den nassen Lappen nicht auszuwringen. Weder hat die innere Erwachsene mit dem Schimpfen noch hat das innere Kind mit dem Trotz "Recht" bzw. es kommt nicht darauf an, wer der beiden sich nun durchsetzt.


Das Ganze braucht viel Übung - anfangs gelingt es nur ab und zu, diese Sichtweise einzunehmen. Es ist wie bei diesen Kippbildern. Manchmal sieht man doch - trotz aller Anstrengung - nicht das zweite Bild, das angeblich in einem dieser Kippbilder enthalten sein soll. Man starrt darauf und sieht es einfach nicht. Und auf einmal - ist es da. Und man kann nicht mehr begreifen, dass man es vorher nicht sehen konnte.

Aber wenn das Bild einmal gekippt ist, weißt du, dass das andere Bild da ist - auch wenn du es nicht immer sehen kannst.

Liebe Clown, zu deinem Posting schreibe ich nachher noch - moin moin in den Norden

Liebe Grüße

Brittka
otterchen
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Hallo Brittka,

Nein, es ist das Gefühl, mich deshalb schlecht zu fühlen, dass das nicht gut sei, dass ich doch funktionieren müsste usw.

In diesem Moment fühle ich mich aber nicht schlecht. Es tritt nur rückblickend auf, wenn ich sehe, was ich alles nicht erledigt habe. Und es ist das Ärgern über mich, weil ich nicht bedacht habe, was meine Unterlassung für Konsequenzen haben könnte.

wenn du in demselben Moment, in dem du den Lappen nass über den Eimer hängst, erkennst, was du da machst, würdest du den Lappen doch auswringen oder woanders hinhängen, oder?
hmmm... ich habe gedacht, dass ich das "bewusst" mache... ich hänge ihn jetzt dahin, weil ich nicht weitermachen möchte... nachher vielleicht...

Irgendwie... möchte ich mehr an die Konsequenzen denken (können), nicht nur im Hier und Jetzt sein. Verstehst Du, wie ich das meine?

Von dort aus erkennst du, dass es unsinnig ist, den nassen Lappen nicht auszuwringen.
hmm... ich hab einfach nicht bedacht, dass der Lappen noch zu nass sein und tropfen könnte.


Aber nochmal zum Thema "Treppeputzen" (bzw. die Unterlassung desselbigen):
Hier im Haus wird es "leider" zu lasch gesehen. Man putzt die Treppe bei Bedarf. Ich glaube, ich mache mir jetzt selbst einen Plan: jeden 1./2./... Samstag im Monat putze ich die Treppe. Basta. Ich komme mit der Strukturlosigkeit hier nicht klar; besser wäre es, wenn wir das zu bestimmten Tagen festgelegt hätten, dann würde ich das nämlich auch machen. Und wenn das hier keiner für mich festlegt, dann mache ich mir eben meinen Plan selber!

Hach, ich merke gerade, dass für mich so handfeste, praktische Pläne momentan einfach besser sind
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Majuha10
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Majuha10 »

Eine speziell norddeutsche Schlussfloskel kenne ich noch nicht


Moin leve Lüüt,

in Hamburch sächt man Tschüüüs !!


Maruschka


Liebe Grüße verbunden mit den besten Wünschen zum Wochenende an die Nordsee, in die Stadt der Lebkuchen, in die mitlesende Hauptstadt und in den Großraum Stuttgart
kormoran
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von kormoran »

@ Kormoranin: wo bist DU eigentlich abgeblieben? (bitte sag, dass Dir das auch zu hoch war *grins*)

GENAU SO. Zum Teil zu hoch, und zum Teil ist es mir einfach von der Menge her zu viel. Ich sollte mir den Thread ausdrucken und einmal konzentriert verarbeiten. Da war sehr viel für mich drin, wenn ich auch nicht mit allem was anfangen kann. Und dann sind aber noch andere akute Themen die mich arg beschäftigen.

Liebe Otter, es hat mich auch gefreut dass Du nach mir fragst. Das berührt mich. Schöne Erfahrung, wenn mensch in einer Diskussion auch einmal teilhat..

Kormoranin
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Clown
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Clown »

Hallo Otterchen,

nur 'gschwind' jetzt, weil, ich muss meinen Haushalt machen!

Ich habe mich gefreut, dass du dich so ausführlich gemeldet hast.
Deine Fragen, dein Nichtbegreifen sind deine Suche, und du bist auf dem Weg, das finde ich klasse!

Tschüüüs! ( Maruschka!)
Clown

(Edit: ein 'ü' hat noch gefehlt. )
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Eckhart Tolle
Liber
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Liber »

Hallo Otterchen, das Beispiel mit dem Putzlappen war von mir vielleicht doch nicht so gut gewählt ...


Hallo Clown,

ja, die Entfernung von ca. 800 km bis zur Nordsee gefällt mir gar nicht . Zwei Wochen im Jahr dort zu sein, ist halt wenig. Aber besser als gar nichts . Seit meinem ersten Urlaub im Norden vor 12 Jahren ist mein Herz da "zuhause". An welcher Stelle des Deichs bist du denn jetzt beheimatet?

Jetzt noch zum anderen Thema :

du hast mir einen sehr wertvollen Hinweis gegeben: nämlich auf die Funktion der Therapeutin als Zeugin meines kindlichen Schmerzes. Genauso ist es. Erst ihr Wahrnehmen, ihr Bezeugen haben bewirkt, dass ich diesen Schmerz auch selbst wahrnehmen konnte. Vorher war er abgespalten, diffus vorhanden, aber nicht greifbar.

Und jetzt sehe ich auch klarer, dass das "Bezeugtwerden" meiner Gefühle in der Therapie bei mir die Voraussetzung dafür gewesen ist, mich selbst überhaupt mal wahrnehmen zu können.

Ich erlebe Gefühle von früher wie Angst, Verlassenheit, Ohnmacht zwar "jetzt", sie tauchen "jetzt" auf, ich kann aber durch die Selbst-Beobachtung erkennen, dass es "alte" Gefühle sind, die durch irgendeinen Auslöser wieder aktiviert worden sind. Und dadurch bekommen sie einen anderen Stellenwert.

Wie schon gesagt, das Einnehmen dieses anderen Blickwinkels erfordert halt viel Übung. Ich falle noch sehr oft in den alten Sog zurück. Oder ich merke es erst hinterher, wenn es schon wieder zu "spät" ist.

Das Lesen und Schreiben hier hilft mir übrigens auch sehr, mich immer wieder zu erinnern!

Schönen Samstag noch

Brittka


hallo Maruschka Ganz liebe Grüße zurück!
otterchen
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Hallo Kormoranin, hallo Clown, hallo andere!

Ich bemerke gerade an mir ein wenig Angst, und darum möchte ich mich jetzt näher kümmern.

Eine vage Vermutung habe ich:
Wenn ich es nicht richtig/gut/perfekt/... schaffe, bekomme ich wieder geschimpft.
(Da kommt wieder die Erinnerung an einen elterlichen Arm, der Spielzeug aus dem Schrank fegt... und der Befehl, mal RICHTIG aufzuräumen... herrje, ich war ein Kind, mir hat nie jemand gezeigt, wie man richtig aufräumt / sauber macht, aber ich soll das können?! ja wie denn?!)

Nun gut, ich werde jetzt das Radio abstellen, langsam mal anfangen hier weiter Ordnung zu schaffen
(ist gar nicht mehr so schlimm J)
und dabei mal den alten Angstgefühlen nachspüren.


Y Y Y Y Y
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ausdemEis
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von ausdemEis »

Hallo Otterchen,
ist zwar etwas off topic, aber falls Du Deine Mails checkst, lass doch mal anbimmeln. Ich lass die Kiste hier mal an.
LG, Urmel
mizobel
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von mizobel »

hallo otterchen,

ich habe jetzt nicht die ganzen beiträge gelesen, weil mir das derzeit zu lang ist.

da ich selber von diesem phänomen betroffen bin, kann ich dir folgenden link empfehlen - vielleicht findest du dich da ja auch wieder?

http://www.bychan.de/procrastination/index.php

ich habe dorf viel interessantes gelesen und versuche jetzt, das irgendwie abzustellen ... stück für stück.

lg mizobel
bis bald - micha
flocke
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von flocke »

derzeit kenne ich das auch, habe aber auch nicht alles gelesen, sorry also sollte ich etwas schreiben was schon zwanzig mal aufgetaucht ist...


derzeit weiß ich nicht genau woran es liegt, aber im grunde ist es chronisch so dass ich sachen liegen lasse... durch druck wird es nur bedingt besser, manchmal sogar eher schlechter.

gestern zb. wollte ich so viel machen, endlich mal wieder wischen, meinen gelben sack runter bringen, wohnzimmer und schlafzimmer aufräumen, zwei machinen wäsche waschen. geschafft habe ich es lediglich eine machine zu waschen, alles andere blieb liegen. gut, ich arbeite recht viel zur zeit und habe deshalb wenig zeit und rechne jeden tag mit nem anruf von der arbeit, gerade eben haben sie wieder angerufen ob ich morgen arbeiten kann... da schaffe ich alles, flitze durch die gegend ohne mich aufraffen zu müssen.

komsich nur dass ich es auch nicht schaffe meinen haushalt regelmäßig zu machen.

vielleicht sollte ich mir einen plan machen: was, wann, wie lang.....



flocke
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otterchen
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Hallo Flocke,

Du sprichst einen Punkt an:
warum klappt es im Job, warum nicht im Haushalt?

Tja, das ist auch bei mir die große Frage.

Im Job gibt es Struktur, auch ein gewisses Muss dahinter. Da klappt es - und es macht sogar Spaß bzw. ich ziehe daraus das Gefühl, dass ich was kann, dass ich gut bin, kompetent, dass ich meine Arbeit im Griff habe. Befriedigend.

Die Hausarbeit... ich bin mir wohl selbst nicht "Chef" genug, um mir selbst eine Struktur zu geben? Ich mache mir Pläne - und halte sie dann nicht ein. Warum auch - es hat ja keine Konsequenzen, außer dass ich mich nicht so wohl fühle und dass ich nicht so offen bin für Besuch (wann kommt auch schon mal jemand?).

Und mich stören halt die Konsequenzen, an die ich nicht denke... ich lasse irgendwas liegen und habe hinterher Flecken oder sonstwas. Im Job denke ich durchaus weiter!

Ich werde hoffentlich bald dahinter kommen - gleich habe ich Therapie, und vielleicht kommt dabei schon ein neuer Denkanstoß heraus.

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kormoran
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von kormoran »

hallo ihr.

ich bin auch so eine die für andere v.a. im job jeden auftrag super plant und durchführt und sich verantwortlich fühlt und werkt, bis es abgeschlossen ist, und zwar zu 120%. und alles was für mich ist, da gehört der haushalt dazu u.v.a. ist schlapp organisiert, passiert nicht, etc.

was für mich da auch dahinter steht:

im job habe ich einen "auftraggeber" vor mir, jemand, der um meine leistung bittet, jemand der etwas braucht was ich liefern kann. ich nehme die wünsche des "kunden" (chefin, kollegin, oder kunde v. unternehmen) ernst, fühle mich verpflichtet, dass er/sie kriegt was die wollen, nicht warten muss, die qualität passt, etc. und ich will wohl auch geschätzt werden, anerkennung, lob, ??

im unternehmen, das mein leben ist, bin ich meine eigene auftraggeberin/kundin. die nehme ich offenbar nicht sonderlich ernst. die hält es schon aus, zwei monate mit schmerzendem rücken herum zu eiern, bis ich bei der ärztin anrufe, die muss sich in einer staubigen umgebung wohl fühlen, die kann auch berufliche chancen wegschwimmen sehen was will sie denn schon groß im leben etc.

warum?

sind wir so stark auf äußere impulse und anerkennung angewiesen (ich denke schon dass es zT auch einfach unterschiedliche persönlichkeiten gibt, aber alles erklärt sich dadurch nicht) ?
oder poppt da gerade wieder dieses leuchtende baustellenschild vor mir auf: "selbstwert".

liebe grüße
kormoranin
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otterchen
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Hallo Kormoranin,

ja, irgendwie stimmt die Richtung, die Du da beschreibst.

Meine Therapeutin meinte, sie hätte den Eindruck, als würde ich die Strukturierte, die Wuselige, die Gewissenhafte bei Feierabend in der Firma lassen.
Irgendwie ist da was dran...

Gut daran ist: ich lasse auch vieles von der Firma wirklich dort, nehme es gedanklich nicht mit nach Hause (selten jedenfalls).
Ist das wieder so ein Fall von "sowohl / als auch"??
Ich habe wirklich FEIERABEND, denke nicht mehr an die Firma - aber der Preis dafür ist, dass ich nachlässig und schlumpfig bin??

Oder gebe ich in der Firma die ganze Energie, die ich habe, und abends ist nichts mehr für mich übrig? Sollte ich meine Energieverwaltung mal überprüfen?

Komisch ist: wenn ich direkt nach der Firma noch was vorhabe (Einkäufe, sonstige Erledigungen), kann ich das auch direkt durchziehen, aber sobald die Haustür hinter mir geschlossen ist, ist Feierabend, und ich mache nichts mehr. Tätigkeiten für heute abgeschlossen. Rumhängen, keine Pflichten mehr erfüllen. Hm.
Bei der Arbeit fühle ich mich kompetent, habe genaue Vorstellungen davon, wie ich meine Arbeit erledigen will und wie ich die Kollegialität mit meinen Kollegen gestalten will. Warum hole ich mir zu Hause dann nicht das Feedback von meiner Hausarbeit?
Hängen da immer noch die Eltern im Hinterkopf, für die ich immer unordentlich, schlampig, faul war? Jetzt endlich DARF ich faul sein und erlaube es mir - und damit gebe ich ihnen ja recht! Mache ich jedoch etwas - gebe ich ihnen nach! Eine Zwickmühle.

Hmm... irgendwann werde ich dahintersteigen!
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KristinaB
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von KristinaB »

Hallo Otterchen,

kann es sein, dass Du zuhause einfach allein bist. Allein kann einem die Motivation leicht abhanden kommen - bei Depressionen ist das leider besonders extrem, da man ja von vorne herein weniger Antrieb hat.

Viele Grüße

Kristina
Joy

Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von Joy »

Hallo Otterchen,

ich bin auch so, dass ich auf der Arbeit schon zu viel des Guten tu. D.h. ich strampel mich ab, nur damit keiner über mich meckern kann. Ich verlasse selten meinen Arbeitsplatz bevor alles erledigt ist.
Und dann ist Feierabend.

Wohlverdient. Bei dir wohl auch, oder ?

Es ist Zeit abzuschalten und sich auzuruhen um Kraft zu tanken für den nächsten anstrengenden Tag.

In der Woche mache ich nicht mehr viel. Nur noch eine Kleinigkeit zum Essen kochen, Küche aufräumen und Duschen. Der Rest gehört dem Fernsehen und der Couch. Ohne schlechtes Gewissen.

Ich nehme mir dafür an einem Tag am Wochenende vor die Wohnung einigermassen auf Vordermann zu bringen. Kein Grossputz, sondern soviel, wie ich schaffe.
Der Rest wird dann halt am nächsten Wochenende gemacht.
Am wichtigsten sind mir die Räume, wo auch mal unerwartet jemand reinkommt. Den Rest lasse ich auch gerne schludern.

Habe bitte kein schlechtes Gefühl. Der Feierabend gehört dir.

Liebe Grüsse
Joy
otterchen
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen!

Kristina,
ja das stimmt, ich bin hier alleine. Aber das finde ich derzeit eigentlich auch wichtig und richtig. Ich will ja nicht "für jemanden" aufräumen, sondern für mich. Ok, der Antrieb wäre dann vielleicht vorhanden, aber ich kenn mich: ich mache es dann aus Pflichtbewusstsein, weil ich gut dastehen will, und das ist ja nicht der richtige Weg. Ich möchte erstmal dahin kommen, dass ich für mich gut sorgen kann.

Was komisch ist:
ich habe am 27. zu einem Frauen-Kaffeeklatsch eingeladen - wir werden dann zu acht sein.
Einige Teile meiner Wohnung hatte ich bereits aufgeräumt und prima hergerichtet; ich wollte eigentlich darauf aufbauen und den Rest schrittweise auch in Ordnung bringen. Das klappt auch für einige Tage. Mittlerweile breite ich mich aber auch in den ordentlichen Teilen der Wohnung wieder aus.
Und irgendeine ganz leise Stimme in mir sagt irgendwas von "sich lohnen" - als wäre die Herausforderung, meine Wohnung täglich in kleinen Schritten in Ordnung zu halten, ZU WENIG, eine ZU KLEINE Herausforderung. Irgendwas in mir sucht anscheinend den großen Berg Arbeit? Dann mache ich mir (z.B. einige Tage, bevor Besuch kommt) einen Plan, arbeite und ackere hier herum und gebe mir die geballte Ladung Hausarbeit.

Solch ein Verhalten ist doch "bekloppt"! Ich SEHE es - aber ich finde kein Mittel, das zu ändern. Denn ich WILL es hier ja aufgeräumt haben.

Joy,
ja, meinen Feierabend sehe ich auch als wohlverdient an
Ich VERSUCHE es ja, mir das Ausruhen zu gönnen, und wenn ich in der Situation bin, dass ich auf der Couch herumhänge, weil ich schlapp bin, ist es auch ok! Ich habe mir das verdient...
Und doch: bei allem Recht, welches ich mir dafür gebe, ärgert es mich, dass hier so eine Unordnung ist. Und ich nehme mir vor, es am Wochenende zu machen - aber dann, wenn das Wochenende da ist, sage ich mir "es ist Wochenende! du brauchst nichts zu tun, Wochenende heißt Erholung, Entspannung".
Na toll! So komme ich doch nicht da heraus.

Naja, das mit der Prokrastination trifft wohl irgendwie auf mich zu, aber da bin ich wohl auch ein wenig hypochondrisch
Was ich merke, ist, dass ich derzeit sehr kreativ bin.

Vielleicht bin ich auch zu ungeduldig mit mir? Ich habe eine schöne Wohnung, in der ich mich eigentlich sehr wohl fühle; ich dekoriere sie für meinen Geschmack sehr schön... das mit der Struktur im Alltag, mit den kleinen lästigen, täglichen Aufgaben stellt sich vielleicht noch ein?

Warum halte ich an der Unordnung noch fest? Vielleicht muss sich das einfach noch einpendeln...
In mir ist immer ein "später" und ein "egal", wenn ich was liegenlasse. Würde ich auch so denken, wenn ich etwas für einen geliebten Menschen machen bzw. lassen würde? Ist es das? Ist die Liebe zu mir selbst noch nicht groß genug, dass ich noch nicht "alles für mich tue"?

Off-topic: ich habe mich mal in jemanden hineinversetzt, der mich liebt. Und so habe ich mich einen Tag lang behandelt. Das war auf einmal anders! Ich bin viel behutsamer mit mir umgegangen - das fängt an morgens mit dem sanften, vorsichtigen Auftragen von Gesichtscreme, geht über sanftes Einseifen unter der Dusche... ich mache das sonst für mich alles viel robuster. So ging das den Tag über weiter.
Mal ein schönes Gefühl, komisch zwar - aber auf Dauer irgendwie zu mühsam.

Herrje, ich weiß, warum ich noch in Therapie bin!
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KristinaB
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Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von KristinaB »

Hallo Otterchen,

ich persönlich bin der Meinung, das der Weg nur gut zu sich allein zu sein auf Dauer ein Irrweg ist. Er spiegelt wieder, was in unserer Kultur über den Menschen und seine Beziehungen gedacht wird.

Mittlerweile wird aber auch in der Wisschenschaft immer deutlicher klar, wie sehr der Mensch ein soziales Wesen und auch wie sehr das Gehirn ein Beziehungsorgan ist.

Ich empfehle Bücher wie von Daniel Goleman "Soziale Intelligenz".

Wundere Dich also nicht, wenn es Dir allein trotz aller Bemühungen nicht so gut geht.

Viele Grüße

Kristina
otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Hallo liebe Kristina,

Goleman habe ich vor Jahren schon gelesen, und ich fand das Thema sehr interessant und habe auch einige Punkte sehr bildhaft und hilfreich gefunden.

Allerdings: ich lebe nunmal alleine! Selbst wenn ich mir meine Freunde und Bekannten häufiger einladen würde: ich würde nicht täglich Besuch bekommen, und das möchte ich auch gar nicht (herrje, da würde ich durchdrehen, wenn da ständig Gewusel um mich herum wäre).

Und eigentlich... geht's mir hervorragend! Meine Therapie hat schon riesige Fortschritte gemacht, ich glaube manchmal, ich bin der Lichtblick meiner Therapeutin!

Und den Rest (also dieses Thema hier z.B.) bekomme ich auch noch hin! Es ist alles eine Frage der Bewertung, und ich empfinde mein Alleinleben größtenteils als Privileg! Die sozialen Kontakte werden immer mehr, und ich freue mich darauf, mich gleich mit Schattenspiel und Königsurmel im Zoo zu treffen.
Ich bringe langsam wieder Leben in mein Leben, und das fühlt sich gut an. Auch wenn sich dieses Leben nicht unbedingt in meiner Wohnung abspielen muss. Dort lebe erstmal ICH, aber für lieben Besuch will gerne meine Tür öffnen. Aber halt nicht für diesen Besuch aufgeräumt haben, sondern für MICH.

Euch auch einen schönen Samstag!
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misajam
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Registriert: 16. Okt 2007, 20:10

Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von misajam »

Vielen Dank für DIESE Beiträge. Ich erkenne mich auf ganzer Linie!
Ihr kennt euch alle wohl schon geraume Zeit, ich bin neu hier im Forum und ich kann deine Fragestellung, liebe Otter, sehr gut verstehen. Ich kämpfe lebenslang (bin jetzt 50) mit diesem Thema. Du schriebst u.a.

"(Da kommt wieder die Erinnerung an einen elterlichen Arm, der Spielzeug aus dem Schrank fegt... und der Befehl, mal RICHTIG aufzuräumen... herrje, ich war ein Kind, mir hat nie jemand gezeigt, wie man richtig aufräumt / sauber macht, aber ich soll das können?! ja wie denn?!)"

und auch das kenne ich aus der Kindheit.
Ausserhalb funktionierte ich super und helfe z.Zt. sogar meiner sehr schwer kranken Schwägerin einmal wöchentlich, ihren Haushalt zu säubern. Nur hier zuhause stapeln sich die Berge.
Draußen keine weiteren Aufgaben mehr habend und innen seit zwei Jahren verwitwet lebend, stehe ich mittags auf (weil ich wegen Einschlafstörungen spät ins Bett komme) und selbst wenn ich mir einen Plan gemacht habe, schaffe ich nichts. Laufe von Zimmer zu Zimmer, lasse die Arme hängen und verschiebe wieder auf morgen. Dabei leide ich unter der Unordnung, denn ich mag es sehr, wenn alles sauber, aufgeräumt und schön dekoriert ist.
Ich spüre aber, dass ich immer irgendwie auf einen "inneren Klick" warte, der mich anschiebt. Selbst zu erwartender Besuch kann das nicht mehr bewirken.
Ich überlege, was mich hemmt und einer der Gründe ist sicher, dass ich gar nicht weiß, wo ich beginnen soll. Wenn ich alles tun würde, was hier zu tun ist, wären das bestimmt 2 Wochen Arbeit. Ein anderer Grund ist die Frage: Warum? Wofür?, wenn es denn innerhalb einiger Wochen wieder genauso aussieht. Dieses Warum und Wofür hat auch viel mit dem Allein-Leben zu tun. Aber einen Lebensgefährten kann man aich nun mal nicht einfach so schnitzen.
Fakt ist aber, dass dieses gesamte Verhalten ein Ausdruck meiner Krankheit Depression ist.
Das Lesen und schreiben ist sehr anstrengend und Lösungen habe ich auch noch nicht.
Aber es ist superschön zu fühlen, dass man mit so einer Problematik nicht alleine ist.
Ich freu mich, dass ich dieses Forum entdeckt habe.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Hallo Majasim,

willkommen im Forum!

Das Thema "Haushalt" wirst Du öfter hier im Forum finden oft im Zusammenhang mit allgemeiner Antriebslosigkeit, aber auch ganz speziell als einzelne Sache, die irgendwie nicht richtig klappen will.

Ich bin durchaus ein energiegeladener Mensch, bin lebhaft, kreativ, oft fröhlich (ZU gut drauf?) - aber das hier kriege ich immer noch nicht hin. Dabei will ich es doch FÜR MICH tun. Wieso geht das nicht? Was bringt mir das Unterlassen?

Einen Gedanken habe ich gerade dazu: ich hole gerade vielleicht eine unbeschwerte Kindheit nach? Na, mal sehen, wohin mich das führt und wozu das gut ist. KÖNNTE ja sein, oder? Denn wie heißt es so schön (und fast nicht zu glauben): Es ist nie zu spät, eine schöne Kindheit zu haben. Daran mochte/konnte ich zunächst nicht glauben, aber ich denke im Moment, ich bin fast auf dem Weg dahin.

Erst schöne Kindheit, dann langsam erwachsen werden... vielleicht ist das mein Weg?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
misajam
Beiträge: 19
Registriert: 16. Okt 2007, 20:10

Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von misajam »

Ja, hört sich soweit gut an.
Habe mir aber gerade mal die Seite über Procastination angesehen und danach etwas nachgedacht.
Bei mir hängt die Depression eng mit der Aufschieberei zusammen. Wobei ich nicht wirklich sagen kann, was zuerst da war. In der Kindheit wohl schon ein auflehnender Trotz gegen die Dinge, die täglich getan werden mußten. Ich durfte nach der Schule erst raus, wenn ich abgewaschen und die Küche gemacht hatte - und das schon mit ca. 10 Jahren. Die ständige Meckerei wegen meiner "Unordnung" war Begleiter meiner Jugend und Kindheit. Aber bis heute hab' ich mich immer wieder auf die Reihe bekommen und irgendwie funktioniert.
Nun sind meine Kinder (für die ich ja auch Vorbild sein wollte) aus dem Haus und mein Mann ist gestorben. Ich sitze in Bergen, wo ich nicht weiss, was ich nun zuerst tun soll. Völlig gelähmt - wie beschrieben. Und, obwohl von außen wirklich kein Druck mehr da ist, fühle ich ihn innen. Und innen ist ohnehin depressiv angeschlagen durch den Verlust und durch das Alleinsein.
Hab mir aber schon einen Termin für Psych. Beratung geben lassen - muss nur noch anschieben und das schiebe ich auch Tag für Tag vor mir her, weil ich Angst vor der Mühle habe. So beißt sich die Katz in den Schwanz und ich kann meine "unbeschwerte freie 'Kindheit'" nicht wirklich leben. Bin nämlich sonst auch ein sehr fröhlicher Mensch und viele um mich herum können mich z.Zt. gar nicht verstehen.
Mal sehen, wie's so weitergeht.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Aufschieberitis / Chaos im Haushalt

Beitrag von otterchen »

Hallo Majasim,

das hat wohl was mit dem Thema Pflichterfüllung, sich dagegen stemmen, sich etwas erlauben etc. zu tun.

Und hierzu fällt mir wieder folgendes Gedicht ein, welches ich hier im Forum aufgeschnappt und sofort abgespeichert habe
(nochmal Dank an den edlen Spender, wer immer es war ):


Wenn ich nur darf, wenn ich soll,
aber nie kann, wenn ich will,
dann mag ich auch nicht, wenn ich muss.
Wenn ich aber darf, wenn ich will,
dann mag ich auch, wenn ich soll,
und dann kann ich auch, wenn ich muss.
Denn schließlich:
Die können sollen, müssen wollen dürfen.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
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