Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
wo sind alle nur gebieben,ich vermisse euch.
Vermissen ist das Wort unserer Zeit,was fehlt ist Nähe,Wärme und Zuversicht.
Dennoch ist etwas eingetreten,dass ich nicht mehr erwartet habe.
Vor Jahren hab ich eine ambulente psychiatrische Pflege in Anspruch nehmen können,das war eine große Hilfe,die ich so nicht erwartet habe.
Hausbesuche,welch eine andere,ja tatsächliche Hilfe.
Dann wurde diese Maßnahme immer wieder unterbrochen,weil kein Kostenträger das zahlen wollte.
Irgendwann kam die Idee,eine Pflegestufe zu beantagen,weil meine Diagnosen dafür ausreichen müßten.
Ich war skeptisch,ich hatte recht,bekam genau 0,0Punkte,12,5 wären notwendig gewesen.
Das hat mich in eine tiefe Krise gestützt.
Den Widerspruch hat der Mitarbeiter der Klinik für mich formuliert und auf den Weg gebracht,das war 2018.
Dann war Funkstille,nach 6Monaten hab ich beim MDK nachgefragt,nichts erfahren.
Erst Anfang 2020 kam ein Schreiben der Pflegekasse,ich solle neue fachärztliche Berichte einreichen.
Ich hatte nichts Neues zu bieten,konnte nur nachdrücklich die Notwendigkeit der ambulanten Betreuung bestärken.
Es ist ein Hausbesuch alle zwei Wochen,in Krisenzeiten auch wöchentlich,es gibt eine Handynummer für den Kontakt.
Das hat mich getragen,ich hatte eine in allen Krisenzeiten nur die Klinik als Option,nur da waren schlechte Erfahrungen immer wieder der Grund,dass ich mich dagegen entschieden habe.
Die ganze Zeit hatte sich die Zahl der unbezahlten Hausbesuche erhöht,mir wurde angeboten,dass ich 4Jahre Zeit habe,die abzuzahlen.
Mal kam eine Übernahme der Krankenkasse für eine kurze Zeit.
Jetzt am 1.Mai bekomme ich zwei Briefe der Barmer,ohne weitere MDK Prüfung habe ich plötzlich Pflegestufe1,kann mich freuen,kann mit dem Geld die austehenden Rechnungen bezahlen.
Welche Unterschiede machen das möglich,einmal 0,0 Punkte,jetzt reicht es doch für 12,5?
Ist Corona doch in diesem Fall guter Zufall?
Es sieht so aus,werde dennoch nachfragen.
Für mich selbst kann ich nicht kämpfen,alle Absagen treffen mich ungeheuer mitten ins Herz,weil ich mir so viel Mühe gebe,immer wieder aufstehen,durchstehe,aushalte und nie aufgebe.
Jetzt kommt mir ein positiver Bescheid unwirklich vor,so unmenschlich der damaliger MDK-Besuch war,ich mußte vorführen,dass ich mir noch allein die Hände waschen kann.
Glück gehabt?
Nicht nur,ich habe einfach nicht aufgegeben,mich nicht abweisen lassen.
Ohne den Rückhalt von Herrn W. wäre es nicht möglich gewesen,mir bleibt die Erfahrung,dass Hilfe ankommen kann,wenn es endlich passt.
Wie oft habe ich in Therapien versucht,mich zu erklären,das war fast unmöglich,weil ich anders lebe als so viele andere.
Unverständnis kam mir immer wieder entgegen,Ratschläge,die mehr Schläge waren.
Als Herr W. kam war ich zunächst unsicher,habe ich klar gemacht,dass ich ihn nur ins Haus lasse,wenn er mir Beständigkeit garantieren kann,sonst fange ich das nicht an.
Herr W. hat sich nicht "verscheuchen" lassen,er hat mir von Anfang an seine tiefe Betroffenheit über meinen langen und schweren Krankheitsverlauf gezeigt,das hat mir Mut gemacht.
Das war das Fundament,jetzt kann ich das zahlen,wenn wieder ein anderer Kostenträger wegfällt,zwei Jahre Unsicherheit sind vorbei.
Ich werde weiter kämpfen,an den bisherigen Stellen in der Angehörigenarbeit,im Trialog,in der Sektorkonferenz des Kreises---überall ist die gleiche Erfahrung,psychisch Kranke werden nicht ernst genommen,übersehen und abgeschrieben-----das ist das Schlimmste.
Als die Dame vom Pflegedienst mit ihrem Laptop hier saß und nur ihre Fakten eintippte,da war mir klar,ich bin abgeschrieben,der Brief hat es nur noch mal bestärkt----ihr könnt euch nicht vorstellen,was das ausgelöst hat,ich war genau 0,0Punkte wert.
Transparenz möchte ich jetzt doch,was hat jetzt die Wende gebracht,nur meine Sturrheit nicht aufzugeben,oder bin ich doch wahrhaftig so krank,dass ich Anspruch auf Hilfe habe.
Es ist die immer gleiche Irritation bei einer psychischen Erkrankung,kann ich weiter leiden,oder gibt es doch einen Ausweg aus der Krise,aus dem Elend.
Nach so langer Zeit ist jeder Hoffnungsschimmer ein Überlebenszeichen.
Nie werde ich aufgeben,aber der Preis ist hoch.
anna54
Aurelia Belinda
Beiträge: 8319
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Aurelia Belinda »

WOW anna,

Du hast diesmal eine super erfreuliche Nachricht, ich freue mich mit dir, das muss gefeiert werden, ich komme vorbei und wir hauen mal so richtig auf die Pauke :-)

Du bekommst nach großer Enttäuschung und Ablehnung nun doch endlich Unterstützung, welche eine Erleichterung muss das sein, ist dir ein Stein vom Herzen gefallen?

Ich gönne es dir so sehr, die vorherige Ablehnung war ja sozusagen unbegründet, da kann ich dir auch ein BUCH erzählen was ich in der Hinsicht schon erlebt habe an Unmenschlichkeit.

Aber liebe anna,
Du hast es geschafft, du bist eine kämpferische, richtig. Nie aufgeben.
Du sagst der Preis ist hoch....

Oh ja! Über den hatte ich mir auch oft Gedanken gemacht. Man “bezahlt“ soviel dafür und muss sich dabei noch unendlich viel Bürokratie und u.U. auch meist noch Erniedrigungen erdulden.
Und dann muss man zwischendurch zittern, hockt in seinem Elend, u. mit letzter Kraft darf man dann auf menschliche ( fachlich kann jeder ) hilfreiche Entscheidung hoffen, bangen, warten, Geduld haben, und das im “Kranken Gesundheitssystem“ von dem wir wissen, den Kassen ist deine Gesundheit nichts wert, sondern das was du einzahlst.

Was soll man davon halten,?
Was darf der Kranke erwarten?
Schwierige Frage die sich aber jeder stellen sollte. Nicht nur in der Not.
Gerade jetzt in der Krise wird ja auch teilweise “nicht menschlich“ entschieden. Jedoch vorgegeben, es gehe ja jetzt um jeden einzelnen Menschen, aha! Wer's glaubt....
Du meinst Corona war jetzt ein guter Zufall?
Sag das mal nicht so laut.
Könnte jemand falsch verstehen.
Ich persönlich zweifel da etwas dran,
Würde ja heissen dass evtl. doch die menschliche Komponente eine Rolle spielt, kaum vorstellbar ( einfach zu viel erlebt ) zu wünschen wäre es allerdings.
Vielleicht andere Sachbearbeiter?
Da gibt's viele Gründe für eine neue Entscheidung.

Das mit dem Kostenträger ist mir bestens bekannt. Bei mir gab es für Reha keinen.
Kasse wollte nicht weil Rente auf Zeit.
Und DRV wollte nicht weil durch Reha keine Besserung der Gesundheit herstellen lässt. Die haben sich gegenseitig den Ball zugeschoben.
Ich war fassungslos in der Mitte.
Ein lebendes Wrack dass sich dann halt seither ohne Unterstützung durchschlägt.

Bei meinem Mann haben wir noch andere, fiese Entscheidungen erlebt, und nach und nach....dass natürlich oft im Sinne der Behörden etc. entschieden wird, u. Mit zahlreichen Tricks der Bittsteller K.O. “geschrieben“ wird um zu sparen.
Dass es kein Recht als solches gibt, wurde auch schnell klar.
Wenn dann mit Glück, mit Entscheidern die zufällig einen guten Tag hatten oder mit großer Beharrlichkeit. Heisst Nerven ruinieren die man eh nicht hat.
Immer wieder Rückschläge, fallen, weiter kämpfen.

Teilweise ging es mir wie Kolibri.
Hab nicht ganz verstanden WIE genau das jetzt zustande kam.
2018 war wohl Ablehnung.
Vorher war ambulant mal jemand da...
Der Kostenträger ist dann weg gefallen.

Wie kam es dann zur Neu Prüfung?
Hattest du neu einen Antrag stellen müssen oder wirklich nur die Befunde einreichen oder lief da eine Klage oder Widerspruch....

Egal, wie auch immer.
Du kriegst deine notwendige und verdiente Hilfe. Glückwunsch dafür.
Lehne dich zurück und freu dich.
Du hast es dir sehr hart erkämpft, und hast Ausdauer bewiesen.
Auch eine gute Stärke!

Ich wünsche dir baldige Unterstützung.
Und zwar von Herzen.
Alles Gute, ein Lichtblick.
Endlich.

Liebe Grüße, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo Kolobri
ich habe die Pflegestufe 1 bekommen,2Jahre nach Antragstellung.
Wehmut habe ich,daher hab ich hier nicht mehr schreiben können.
Ich vermisse viele Schreiber hier.
Jeder geht damit anders um,ich habe mich verlassen gefühlt.
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo Aurelia
entschuldigung,wenn ich so unklar bin.
2018 Antragsstellung,da war die ambulante psychiatrische Hilfe schon im Haus,Kostenträger Krankenkasse.
Es gab die Zusicherung,dass Herr W. mir erhalten bleibt,auch wenn der Kostenträger Probleme macht.
Daher dann der Antrag auf Pflegestufe, um die Hilfe dauerhaft finanzieren zu können.
Es gab die Ablehnung,ich ging in den Widerspruch,der hat bis zum 1.5.20 gedauert,keine erneute Prüfung,daher glaube ich dass Altfälle jetzt"schnell vom Tisch müssen".
Nur meine Vermutung,ich habe niemals noch mit einem positivem Bescheid gerechnet.
Es gab einen Anruf,ich solle neue Befunde einreichen,hatte aber keine.
Ich kenne auch beruflich,die langen Wege durch Anträge,Widersprüche und dem ganzem Elend,wenn kranke Menschen dann auch noch einem System ausgeliefert sind,dem sie in keiner Weise gewachsen sind.
Inzwischen gibt es viele Helfer,ich bin auch beim Rentenantrag durch einen Verein unterstützt worden.
Ein psychisch kranker Mensch glaubt viel zu schnell an sein eigenes Versagen,ich möchte immer und immer wieder sagen,genau das wird ausgenutzt,dass es Menschen gibt,die sich nicht wehren können.
Ein leitender Arzt einer Klinik,in der wir die Trialoggruppe ins Leben gerufen haben,sagt nach seinem "Vortrag" so leichthin hinterher bei seiner Zigarette: psychisch kranke haben eben keine Lobby.
Mich hat das so wütend gemacht,dass ich mir geschworen habe,dass ich dem Widerstand zollen werde.
Viel kann ich zur Zeit nicht machen,die Gruppe ist auch durch Corona kaltgestellt,aber ich bleibe am Ball,ich begleite Menschen,die jetzt in der Psychiatrie feststecken.
Meine kranke Schwester hat eine gute Zeit,daher kann ich mich um andere kümmern.
Über drei Jahrzehnte Erfahrung mit dem System Psychiatrie steckt mir in den Knochen.
Dass ich niemals aufgebe,dass ich genau da nach einer Lösung suche,wo andere weggehen,das kostet ungeheure Kraft---das ist der Preis.
Ich kann ihn zahlen,weil es Menschen wie Herrn W. gibt,die dieses System auch kennen und mir zutrauen,dass mein Weg für mich der richtige ist.
Wie auch jetzt mein alter und sehr kranker Nachbar sofort Hilfe im Haus hatte,als ich nach dem Tod seiner Frau dort war.
Nicht warten,morgen der Arztkontakt,konkrete Bitten und handfeste Argumente,das hat uns geholfen,wir haben trotz Corona einen Pflegedienst gefunden.
Aber es waren im Hintergrund viele an dieser Lösung dran.
Warum ich nach solchen Intensivzeiten dann völlig erschöpft bin,das ist der Preis der ungeheuren Anspannung,dass man letztlich ausgeliefert ist,man ist Bittsteller.
Durch meine langen Erfahrungen hab ich inzwischen mehr Übersicht,an welche Tür man besser nicht anklopft.
Für andere kämpfen kann ich gut,mir selbst gestehe ich das alles nicht zu.
Noch immer habe ich Glaubenssätze:ich könne mich doch anstrengen,wenn ich nur wollte.
Ohnmacht,das ist das Gefühl,dass bei mir selbst hochkommt,wenn ich mir zugestehe,nachzudenken.
Oft kommen Träume wieder und wieder,dann finde ich ein Gefühl wieder,dass mir für Sekunden Klarheit gibt,aber umsetzen in meine Lebenssituation,da bin ich blind,taub und gelähmt.

Daher meine Trauer,dass ich hier Menschen nicht mehr treffe,die mir wie ein Spiegel Klarheiten gegeben haben,mit ihrer Meinung,mit ihren Erfahrungen und der Fähigkeit sich einzufühlen.
Das Forum ist auch ein Stück Heimat für micht,weil ich anderswo Heimat verloren habe und weiter verliere.
Immer sind es Erfahrungen,dass Menschen mit gleichen Leidensgeschichten sich stützen können,sich nah werden,sich öffnen und so viel geben.
Danke dafür,immer wieder!
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Kolobri,danke für die Grüße an Pepe,er ist stark!
Gestern war ein guter Tag,er war warm,er gab abends Regen,den Nachmittag konnte ich mit meiner Schwester gut verbringen,meine Mutter konnten wir mit Blumen überraschen-obwohl immer noch kein Besuch im Altenheim möglich ist.
Der Friedhofsbesuch war gut,abends dann noch ein Telefongespräch mit unserer Mutter,die Blumen waren angekommen,für ihren Geburtstag morgen kann eine andere Schwester von uns einen gesicherten Besuch für 10Minuten machen.
Heute ist der Himmel wieder blau,ab und zu eine kleine Wolke,ich kann meinen üblichen Termin bei der Lymphdrainage fast genießen,weil wir dann Zeit für ein Gespräch haben,das ist so gut,weil wir uns Jahre kennen.
Pepe ist ausgelastet,weil er sonntags genug Bewegung hat und den Montag oft verschläft.
Meine innere Unruhe hat sich verringert,ich habe es geschafft,ein Medikament wieder zu reduzieren,ein anderes ist dazugekommen.
Das muss ich verhandeln,leider geht das nur zu einem Termin wöchentlich,ein Folgerezept wird schwierig.
Ich erkenne wieder einmal den Zustand,dass erst nach der Erleichterung,auch wie jetzt durch ein Bedarfsmedikament,mein vorheriger Leidensdruck deutlich wird---erschreckend,dass das noch immer so ist.
Ich sehe schon wieder die Dürre und die leeren Wiesen,obwohl jetzt alles grün und saftig ist.
Meine Blickrichtung ist verstellt,ich lasse mich runterziehen----das merke ich sehr deutlich.
Will viel Information,aber die Fülle der schlechten Nachrichten überfordert.
Ablenkungen schaffen mir Luft,immer ist es draußen sein,meine Blumen versorgen,alle Töpfe weit weg genug von Pepe----auch in diesem Jahr zerlegt er Blumen in Einzelteile.
Da gehört noch eine andere Strategie dazu,ihm das abzugewöhnen.
Ein Münsterländer ist sehr robust,er lässt so schnell nicht nach.
Was er nicht soll,das darf er nicht vor die Füße bekommen,freien Ausgang kennt er nicht mehr,er hat ein ganzes Farsanennest in einer Minute "gekillt".
Im Haus ist er nett und gibt sich als Menschenfreund,draußen ist und bleibt er Jäger.
Unsere Hofkatze ist nicht besser.
Noch immer ist die Straße gesperrt und die Vogelstimmen sind überall zu hören,eine fast unwirkliche Situation,denn die Autos sind ja nicht weg,sie nerven jetzt andere Anwohner.
Plötzlich sind überall wieder mehr Menschen,das fällt sogar mir auf,wo ich doch weit weg bin.
Das Haus,dass mir immer viel zu groß war,ist jetzt angenehm.
Meine Kontakte zu den Hofleuten werder wieder öfter,die Reitkinder dürfen wiederkommen und haben Muskelkater,nach der ersten Stunde,sieben Wochen Pause waren zuviel.
Letztlich ist der Hof,der mir früher eine unendliche Last war,eine schlimme Geschichte hat,jetzt ein Zufluchtsort.
Viele Pferdeleute sind ganz ehrlich und sagen,dass die Stunden hier einen ganz besonderen Wert haben.
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
es ist nicht mein Elternhaus,es ist das Elternhaus meines Mannes.
Hallo Kolobri,ich habe hier viel erleben müssen,was ich lieber vergessen sollte,aber es ist hier und jetzt immer wieder in meinem Kopf.
Abschließen kann ich nicht damit.
Jeden Sommer muss ich hier mit der Dürre leben,dann sind alle Pflanzen wie tot,die Wiesen leer und verdorrt.Wir bekommen nicht genug Futter für die Pferde.
Ich versuche jede Blume jetzt zu lieben aber meine Sorgen bleiben.
Wir sind sehr abhängig von der Natur,weil wir die Auswirkungen hautnah erleben.
Die Verantwortung für den Betrieb,insbesonder für so viele Pferde macht den Blick anders.
Wo andere nur den Moment erleben und genießen habe ich den ganzen Hof im Blick.
Der letzte kommt erst um 24Uhr von der Stallarbeit und der Bewegungsarbeit mit allen Pferden ins Haus.
Dass im letzten Jahr vier Pferde unter schlimmen Umständen gestorben sind,das vergessen die anderen,ich spüre immer noch der Schmerz und die Sorge.
Aber ich erlebe auch,dass Tiere immer im Hier und Jetzt sind,das macht es mir leichter.
Pepe ist noch in der Rüpelphase,es wird noch dauern,bis ich ihn so erzogen habe,dass es leichter wird.
Immer ist es schwer,sich an einen neuen Hund zu gewöhnen,dann hoffe ich auf viele gesunde Jahre,später kommt noch schnell genug.
Mir fehlt die Kraft ihn draußen immer gut zu halten,noch mehr Strenge geht kaum.
Aber was wäre ich ohne Hund,also muss ich da durch.
Gestern Abend hat er versucht eine Rose zu klauen,er hatte sie schon passend vor den riesigen Pfoten liegen.
Ich schwanke vor Lachen und Ärger gleichzeitig,das ist oft so mit jungen Hunden,sie sind schlimm aber auch unwiederstehlich und sie lieben einen vorbehaltlos,immer.
Tiere sind so wunderbar in ihrer unbedingten Zuwendung,ich erlebe bei den Pferden leider auch die Missverständnisse,da ist Vorsicht und Erfahrung wichtig.
Sonntag ist ein Pony beim Springen ausgerutscht und das Kind ist gestürzt,dann ist Vertrauensaufbau ganz wichtig.
Immer wieder gern schaue ich den ersten Ostwindfilm,immer im Wissen,dass das niemals mit der Wirklichkeit zu tun hat,aber es ist Seelennahrung.
Das Bild von außen ist unser Kapital,die Reiter und ihre Familien erleben hier Reiterwunderland,wir sehen eher den Mist und die viele Arbeit.
Corona ist auch hier,aber irgendwie auch weiter weg,bis man wieder die Nachrichten sieht und dann ist der nächste Hotspot ganz nah hier.
Hoffnungszeichen sind die Fülle des Frühlings,die vielen Sonnentage,die Ängste machen auch mal Pause.
Ich gehe zu meinem Weizenfeld und schaue nicht auf die Industriebaustelle nebenan.
Die jungen Bäume stehen,aber 5 Baumriesen sind nicht ausgeschlagen,stehen tot in der Landschaft,noch mehr Verlust,bald ist die ganze Waldhecke weg.
Der Frühling soll uns die Hoffnung schenken,wer sonst könnte das.
Ich höre viel mehr Vogelstimmen,vergesse aber nicht,dass ich das der Straßenbaustelle verdanke.Immer beides,das ist wie die Depression,sie ist eine Seite unseres Lebens,wir bleiben aber immer auch heil,weil das Innnerste eines Menschen unzerstörbar ist.
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
wo ist meine Hoffnung hin?
Ich suche und finde,wie immer in den Bildern der Natur,in den Gesichtern der Menschen,die hier genießen,dass wir Glück haben----mitten zwischen Feldern und Wiesen zu wohnen.
Gestern ist die neue Mieterin eingezogen,wir haben den gleichen Vornamen,ob das Glück bedeutet?
Ich mag ihr offenes Gesicht,ihre Mutter,die oft auch hier ist,ihren kleinen Hund,einfach den Neuanfang.
Die Blickrichtung muss ich behalten,nebenan braut sich Unheil zusammen,großes Unheil,unser junger Nachbarssohn wird seine Krebserkrankung nicht überleben können.
Wir sind eng verbunden,auch Verwandte.
Hoffnungszeichen,ein Rosenstrauch aus einem Garten,den ich gut kenne,aber nicht besuchen kann.
Alessandra ist nach 5Monaten aus der Psychiatrie zurück,noch viel zu instabil,dass ich sie sehen könnte,ihre Mutter schickte die Blumen.
Täglich gieße ich meine Blumen und hoffe auf Regen,ich weiß aber,dass der Sommer noch hart wird,oft habe ich kein Wasser,weil der Stall alles braucht.
Wieder sind in der Wallhecke große Buchen abgestorben,was jetzt keine Blätter hat,da kommt nichts mehr. Junge Bäume sind angepflanzt---ein Hoffnungszeichen.
Morgen muss ich wichtige Telefongespräche schaffen,es sind weitere große Baumaßnahmen der Stadt spruchreif,da kommt noch mehr Beton in die Natur.
Verbündete suchen,die Macht liegt in den Ratsbeschlüssen,früher bin ich dort aufgelaufen und habe vor Ort gekämpft,mitgeredet.
Jetzt bin ich die alte Frau,die sich nicht beirren läßt in ihrem Protest,egal----wer glaubt im Recht zu sein. Welches Recht läßt eine ganze Bauernschaft verschwinden,fünf große Höfe mit Umland sind dem Erdboden gleich gemacht und niemand fragt,der Rubel rollt,Gewerbesteuer.
Ich mache mich unbeliebt,ich bin unbequem.
Aus meiner Wut,dass sich nichts wirklich ändert,kommt eine Menge Antrieb.
Letzte Woche sind Tausende mit ihren Treckern in die Großstädte gefahren,sie wollen nicht verantwortlich gemacht werden,für Artensterben,für den Raubbau an der Natur.
Wir machen euch satt,stand auf ihren Schildern,aber später stand der Parkplatz bei Mc.D. voll mit Treckern,dort wird man satt????
Ich konnte es nicht lassen,ich mußte Fotos machen.
Der dritte Hitzesommer wird uns an den Rand bringen,mich auch.
Blickrichtung ändern,ja ich kann meine Mutter wieder sehen,durch eine Glasscheibe,mit Telefon.
Es geht ihr gut,bald sind Besuche im Garten des Altenheimes möglich,mit viel Abstand.
Die Termine sind für Wochen ausgebucht.
Meine Tochter hat Sonntag Geburtstag,das ist ein guter Tag,ich hab eine wunderbare Tochter,ohne sie wäre ich nicht hier,überhaupt nicht mehr hier.
Also ein Geschenk besorgen und Kuchen backen!
Im hier und jetzt zu bleiben und die Sorgen auf morgen vertagen,das ist mein Wunsch!
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
ja,liebe Kolibri,es gab Regen und das war ein Segen!
Die Wiesen sind grün,überall Blumen und Blüten,die man im letzten Sommer nicht gesehen hat.
Im Stall sind neue Pferde angekommen,und eine neue Mieterin für unsere Wohnung auf dem Hof.
Einige kleine Turniere sind doch möglich,das war eine Erlösung für die Reiter.
Die Kinder sind wieder hier und gerade sie habe sich so vermisst.
Meine Mutter darf wieder das Altenheim verlassen,auch wenn die Bedingungen noch eine Anstrengung sind.
Meine liebe Nichte darf mich wieder besuchen,letztlich war aber eine ärgerliche Auseinandersetzung mit meiner Schwester der wahre Grund.
Ich erlebe mich dünnhäutig und habe erhebliche Einschalfprobleme.
Arztbesuche sind nur mit erheblichem Aufwand möglich,meist geht nur Telefonkontakt,meine nette Hausärztin hat ihre Praxis überraschend schnell aufgegeben.
Habe ich noch Schönes zu berichten,ja!
Wir werden im Mai endlich wieder ein Fohlen haben,wenn alles gut geht.
Piana ist schon eine ältere Stute und hatte bisher zwei Fohlen,ihr guter Charakter hat sich bewährt und sie ist nun nicht mehr im Reitbetrieb,sie darf auf der Wiese nur noch genießen.
Unser Hofhund Pepe ist eine Wundertüte,jetzt ist er ein Jahr alt und ein Flegel.
Im Haus sehr angenehm,draußen ein kräftiger Jungspund,der seine Bewegung braucht.
Leider hab ich das Fahrradfahren nicht in die Gänge bekommen,mein re. Knie ist eine Dauerbaustelle.
Zu meiner kranken Schwester habe ich viele Kontakte,Cororna hat uns ausgebremst,aber es waren mit dem Wohnheim Lösungen möglich.
Das war im Altenheim meiner Mutter ein sehr schwieriges Thema,ganz viel Aufwand für ganz wenig Kontakt. Jeden Sonntag haben wir Blumen,Briefe und kleine Überraschungen hinbringen können,aber nur über ein Telefon sprechen können.
Einsamkeit wird ein großes Thema werden,zunächst der Abstand notgedrungen,dann die Masken,keine Mimik,keine kleinen Gespräche am Rande des Alltags.
Auf dem Hof wird es langsam wieder normal,lange Wochen war hier nur Notbetrieb.
Jeder,der keine bewiesene Anwesenheit hatte,galt als Besucher und war verboten.
Viele Blumen hab ich mir besorgt und nehme mir Zeit abends eine Stunde noch draußen mit Gießen zu verbringen.
Immer den Schlauch aus dem Radius von Pepe fernhalten,er sieht darin ein gutes Kauwerkzeug.
Abends besuchen uns immer zwei Igel,sie fressen Reste aus dem Futternapf,den ich noch nicht reingeholt habe.
Inzwischen läßt Pepe sie in Ruhe,er hat gelernt,dass er denen nichts kann.
Mein alter Münsterländer hat sie so lange ausgebuddelt,bis sie in einem tiefem Loch festsassen und gerettet werden mußten.Erdbewegungen sind bei Münsterländern sehr beliebt,wir haben inzwischen immer mehr Pflastersteine verlegen müssen.
Ein junger Hund ist viel Spaß und Ablenkung,aber auch eine Dauerbaustelle,ganz viel Dreck bei Regenwetter mit besonderer Duftnote.
Unsere Nachbarn haben fünf Berhardinerwelpen,das ist schön,aber das Haus ist voller Sorgen,der Sohn stirbt an einem Hirntumor,er ist Mitte zwanzig.
Er will die Palliativstation doch verlassen,weil er auf dem Hof sterben will,einfach zuhause.
Mit der Mutter und Schwester habe ich viel Kontakt und hab bei vielen Vorbereitungen helfen können.Wir haben eine gute ambulante palliative Versorgung,eine gute Pflegeberatung,auch ein Hospiz.
Neben all dem Leid sehe ich auch einfach das Licht.
Von dem Licht kann ich euch berichten,das kam mit einem Gewitter,der Himmel war fast schwarz,aus der anderen Seite kam das Licht in den Regen,damit ein riesiger Regenbogen in dem Schwarz war er mir noch nie begegnet.
Ich bin in das Licht gelaufen,dass immer weniger wurde,die Farben verschwanden ganz langsam,bin immer weiter gelaufen,die letzte Sekunde noch sehen,ich war in der Weite von Wiesen und Äckern ganz allein und doch verbunden.
Abschied war das Wort und Worte kamen von allein und waren tröstlich,das kannte ich nicht mehr.
Immer noch ringe ich mit dem Abschied einer Freundin und einer ganz lieben Nachbarin.
Wieder ist die Erfahrung,dass immer ich mich auf den Weg machen muss,die Starre überwinden kann,wenn ich den einen Moment finde,der den richtigen Impuls bringt.
Die anderen leben ein anderes Leben,sie haben mit sich genug zu tun,ich erwarte zu viel,immer.
Aber ich lebe im Schmerz,immer.
Struktur hilft manchmal,Natur hilft immer,notfalls müssen meine Blumen drinnen genügen.
Kontakte helfen,auch am Telefon,das ist ein Gewinn.
Liebevolle Worte hin und her geschrieben,da hab ich sehr spät meine Handyfunktionen erweitert.
Aber es gibt auch Tage,auch viele Nächte,da bin ich wie gefangen,wie gelähmt.
Da hilft mir mein Trotz,es trotdem zu schaffen,die kleinsten Schritte auch zu loben.
Hoffnungsvoll bleibe ich,gestern ein langes ungewöhnliches Telefongespräch,der Kontakt wurde hier im Forum bekannt gegeben.
Zuletzt erfahre ich,die Psychologin sitzt in Hamburg und kennt den Thomas Bock persönlich,desses Bücher mir so viel bedeuten.
Da schloß sich ein Kreis,öfter bleiben Fragezeichen und auch Leere.
Euch allen viel Licht und Zuversicht,immer das Trotzdem und das Sinnhafte eines jeden Momentes.
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Kolobri
es ist ausgestanden,und für die Familie beginnt der lange Weg durch die Trauer und der schwere Weg für den Hof eine Option für die Zukunft zu finden.
Ich schwanke zwischen mutiger Hilfe und gebotener Zurückhaltung.
Das ist ein schweres Thema,wie nah will mich der andere haben,bin ich aufdringlich mit meinen Themen und Vorschlägen.
Uns hat der Zufall mit den Welpen sehr geholfen,damit werden die Gespräche einfacher.
Heute will ich den kleinen Wasserpool rüberbringen,für Pepe ist er zu klein.
Ich habe schwere Tage hinter mir und es war zu viel,mehrere Zusammenbrüche,und oft ging nichts mehr unendliche Schwere und Traurigkeit.
Inzwischen kann ich es mir zugestehen,der Abschied und Tod eines so lieben Menschen,wie soll es anders gehen,ich leide und ich darf auf Hilfe bauen.
Meine Tochter war wichtig,sie hat mich unterstützt,sie hat mir ärztliche Hilfe möglich gemacht,sie hat die Dringlichkeit durchgesetzt,wo es mir unmöglich war.
Für mich kann ich wenig kämpfen,ich scheitere nach der ersten Zurückweisung.
Für andere kämpfe ich ohne Ende und Unterlass.
Welche falschen Glaubenssätze ich da ewig geglaubt habe?!
Ich setzte Selbstfürsorge in kleinsten Schritten um,ich fordere Hilfe ein,bitte um Termine,setzte auf Verständnis,hoffe,dass ich meine Not damit zumindest eingrenzen kann.
Mit jedem Verlust habe ich den Blick nach vor verloren,die Vergangenheit stand mir wie eine dunkle Wand vor Augen,und die Vergangenheit ist mehr als schwarz gewesen.
Es gibt Ereingnisse,das überrollt mich das mit einer Macht,dass ich nur noch Trümmer sehe.
Die anderen sehen sie nicht,erleben sie nicht,das führt zu Missverständnissen,zu Streit,zu endloser Enttäuschung.
Sich so verlassen zu fühlen,das ist wie Depression im schwerstem Zustand,das tut nicht nur weh,das raubt auch jede Zuversicht.
Jetzt macht mir die Hitze das Leben schwer,endlich habe ich Vorhänge für die zwei wichtigsten Fenster,ich kann noch raussehen,Licht kommt noch rein.
Pepe sucht sich Plätze im Haus,er will nicht in die Hitze und abends genießt er seine Freiheit draußen.
Wo ist nur meine Waage geblieben----die mir vor Augen führt,wo ich den Ausgleich zwischen Lasten und Entlastung finden kann.
Keiner kann mir sagen,dass ich es schaffen kann,das kann ich nur selbst.
Dass ich immer noch so tief falle,damit rechne ich nicht,das ist schlimm.
Aber das Fallen hört auf,immer.
Ich setzte da auch auf Notfallmedikmente,nur muss ich das auch erkämpfen,die Verordnungen entsprechen nicht der absoluten Notwendigkeit.
Für die letzten Wochen hätte ich gern eine Klinik gewählt,wenn es denn möglich wäre.
Meine schlimmsten Erfahrungen stehen dagegen und heute bin ich erleichtert,dass ich es ambulant geschafft habe.
Vertrauen ist so wichtig,aber meins wurde bitter enttäuscht.
Oft weiß ich nicht woher die Schwere kommt,die mich erdrückt,sie kommt immer zeitversetzt.
Wo sehe ich Licht?
Ich habe einen Bezug zu Bildern der Natur gefunden,der nicht neu ist,aber anders.
Einen blutroten Mond hab ich abends entdeckt,riesig zwischen den Bäumen,ich bin ihm nachgegangen,bis ich auf freiem Feld stand und diesen Moment als Verbindung zu den Gefühlen
der Trauer wahrnehmen kann.
Kleine Momente,die aber eine große Botschaft haben.
Bin ich es mir wert? Wie gehe ich mit Enttäuschungen um,die einfach jeden Tag geschehen,weil unser Projekt so groß ist und hier so viel gerettet werden muss,ich bleibe da zu oft wie vergessen,allein----und mutlos.
Dass ich das nicht bin,das vergesse ich nicht,nur geht die Verbindung zu meinen Kräften und Überzeugungen verloren.
Jemand entreißt mir den letzten Faden,der alles noch zusammehält,dann bleiben nur Scherben übrig.
Komm nicht auf deinen Scherben zum Stehen,lasse liegen,was dich nur verletzt.
anna54
Edith_Ruth
Beiträge: 73
Registriert: 1. Aug 2020, 17:53

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Edith_Ruth »

Liebe anna
Es berührt mich, wie Du kämpfst. Auch ich muss immer funktionieren in meiner Familie, damit nicht das schlimme Ende kommt. Deshalb möchte ich Dir ein paar Sätze sagen, die Dir vielleicht helfen aufzustehen und Kraft zu gewinnen.

Ich weiß, es ist ganz schwer, aber das Allerwichtigste jetzt ist, Dich aus dieser verständlichen Ohnmacht zu befreien und innerlich aufzustehen. Bleibe nicht liegen, denn aus dieser Perspektive - vom Boden - erscheinen Deine Probleme wirklich unüberwindlich und überdimensional groß. Nur wenn Du jetzt aufstehst, egal wie wackelig, werden die Probleme wieder kleiner und bewältigbarer. Ich weiß es aus eigener Erfahrung, dass es hilft, sich bewusst aus dieser Lageorientiertheit zu befreien und anzufangen, die Probleme von oben anzusehen, Dich zu ordnen und so zu Lösungen zu finden, zusammen mit Deiner Familie. Ich wünsche Dir viel Kraft!
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
Aufstehen,das ist mein Thema.
Riesengroß ist der Sog der Aufgeben wollen,Aufgeben müssen.
Keine Kraft,null Antrieb,null Zugriff auf meine früheren Helfersysteme.
Trotzdem aufstehen,irgendwann,wenn der erste Funke den Windhauch der Hoffnung weiterträgt.
Schweres ist passiert,drei Menschen sind gestorben, durch Schicksal.
Meine Geschwister sind unerbittlich,sie wollen abwickeln,schicken Rechnungen---1000Euro,mal eben für Anwälte und Behörden.
Ich soll zahlen,reden wollen sie nicht.
Ich will reden,ich will mich wehren,das ist mir so wichtig,abblitzen lassen,abgleiten lassen---Ohnmacht.
Die Ohnmacht hat mich weggerissen,die Trauer hat mich weggerissen.
Jetzt Strohhalme ergreifen,jede weitere Enttäuschung würde mich wieder umwerfen.
War immer wieder in der Notfallambulanz der Klinik,brauchte viel Bedarfsmedikation.
Jetzt geht es langsam wieder ohne,aber der Bruch war tief,schmerzhaft,lebensgefährlich.
Meinen Alltag wieder schaffen,das Chaos überwinden,wenn ich nicht funktioniere bricht es hier aus.
Hilfe ist nur zeitweise da,meine Tochter hat viel zu viele andere Pflichten,daran hängt der Hof.
Jetzt hat sie mir einige Baustellen abgeräumt,aufgeräumt,Platz geschaffen,Übersicht geschaffen.
Da kann ich wieder anfangen,vorher bin ich in dem Chaos untergegangen.
Jeder Schritt ist wie Blei,ich sehe und ich sehe nichts.
Anknüpfen an Momente der Hoffnung,mir es wert sein,dass ich Hilfe einfordere,aber letztlich sehen sie nichts----mein Schmerz scheint unsichtbar zu sein.
Ich lache alles weg,rede alles weg,hier nicht.
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
heute endlich das Gespräch geführt,das so wichtig war.
Die Schwester von Hendrik hat eine lange Zeit bei uns am Tisch gesessen,wir konnten uns zuhören,weinen und auch in die Zukunft blicken.
Solche Gespräche sind nicht leicht,aber es war so wichtig,sich gegenseitig zu bestärken,wie es nun mit dem Hof weitergehen kann.
Aber das ist der Punkt,die Eltern sind völlig am Ende,wollen alles aufgeben,die Tochter mit ihrem Partner sehen eine Zukunft.
Alles erinnert mir an die Konflikte hier auf dem Hof,das tut weh,aber wir können reden,das ist der Unterschied.
Für meine Tochter ist es sehr wichtig einen Nachbarn zu haben,der im Notfall hilft.
Auf Höfen kommt es immer wieder zu schwierigsten Auseinandersetzungen,wer hat das Sagen,wer trägt die Verantwortung,wer kann miteinander und wer nicht.
Claudia hatte so viele kleine Geschenke vorbereitet,sie machten aber nicht nur Freude,da war erst mal Schmerz.
Alles zu seiner Zeit ist so schwierig in einem solchen Trauerfall,zu nah,oder zu weit weg.
Der Zweifel ist immer da.
Jetzt setzte ich es in die Zeit,dosiere.
Es wird noch einen Abschiedsgottesdienst geben,wie wichtig das plötzlich auch für mich ist?
Rituale helfen,sind Anlehnungspunkte,geben Sicherheit.
Heute ist hier wieder aufräumen angesagt,auch in der großen Scheune,ich habe die Blumen versorgt,mein Hoochbeet und plötzlich hab ich Tomaten.
Morgen will ich meine Mutter besuchen,das ist jetzt angesagt.
Der Besuch auf dem Friedhof,alles auch Rituale.
Deutlich merke ich mehr Energie,allerdings hab ich das Schilddrüsenmedikament wieder erhöht.
Krisen sind so anstrengend,rauben jede Zuversicht,verstellen den Blick auf die Wahrnehmung.
Aushalten,abwarten bis der Hoffnungsschimmer in einem Lichtstrahl endet.
Eine,zwei Wochen bin ich nicht draußen gewesen,nur für kurze Wege,jetzt kann ich wieder anknüpfen,im Stall----Gespräche suchen,dabei sein.
In der Krise will ich verdrängen,nicht wahrhaben,nicht schon wieder.
Aber immer ist es wieder schwer----Erleichterung ist wie ein endlich nachlassender Schmerz.
Die Zwischenzeiten sind am schwersten,noch nicht-oder wieder vorbei?
Oft will ich es einfach nicht wahrhaben,dass ich so dünnhäutig bleibe,warum wächst mir keine Schutzhaut. Dabei weiß ich es,ich war schon immer so,so empfänglich für die anderen,so wenig bei mir selbst.
Suchend,tastend,aber hoffnungsvoller----das Wetter macht es mir vor,blauer Himmel und Gewitter im Wechsel.
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

ein kleines Lächeln zaubern
wo hab ich das gerade gelesen?
Könnten wir das auch für uns selbst,ja sicher ja.
Den Moment muss mach suchen,mal lächel ich über meine Ungeschickheit,eben hab ich draußen alle Blumentöpfe gegossen mit dem langen Wasserschlauch,der Wind hat das Wasser auf meine langes Kleid befördert,ich wurde klitschnass.
Älter werden braucht Humor,wer nicht über die kleinen Unwegbarkeiten lachen kann,der hat es deutlich schwerer.
Ein kleines Lächeln kann man auch schenken.Kinder,vor allem Babys haben mir in meinem Beruf oft ein Lächeln geschenkt, ich konnte es aber auch hervorzaubern,das hat mich gerettelt,jahrelang.
Wo finde ich das heute noch,ich werde mich wohl aufmachen müssen.
anna54
Aurelia Belinda
Beiträge: 8319
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe anna,

Du beschreibst so vieles in deinen letzten Berichten, das mir aus meiner Situation und meinem Leben bekannt ist.
Z.B. sich Hilfe einfordern trauen wenn es notwendig erscheint, dann auch annehmen können.
Oder die Selbstfürsorge die so wichtig ist, aber nicht immer machbar, weil zu vieles AIF einen einstürzt, man gefordert ist, und manchmal seine Grenzen vergisst, nicht wahr nimmt.
Die Dünnhäutigkeit, die einem das Leben erbärmlich schwer macht, noch dazu in einer Ellenbogengesellschaft.
Auch schreibst du öfter von den “eigenen Reihen“ die skrupellos mit einem umgehen ohne zu begreifen welchen Schmerz, welches Leid das auslöst.
Auch bei dem Wort schwer wie Blei konnte ich nur zustimmend nicken.
Bedarfsmedikation hab ich z.Z. auch hier....möchte wieder dahin kommen, nicht vor jedem neuen Tag Furcht zu haben.
Meine Hoffnung auf einen üblichen Alltag ist grade auch schwindend gering, zu stark ist meine Trauer im Vordergrund, auch Schuldgefühle....Einzelheiten lasse ich weg.

Das wollte ich nur mal los werden.
Ich kriege ja nicht alles mit aber die Zukunft auf dem Hof ist anscheinend gerade unklar.

Ich wünsche dir da bald Klarheit und eine Richtung mit der du dich anfreunden kannst.

Liebe anna,
Versuche bitte weiter jeden Strohhalm zu greifen, jede Hilfe anzunehmen.
Alles Gute für dich,

Und ja! Vergiss nie welch schöne Vielfalt das Leben zu bieten hat.
Ich schicke dir ein virtuelles LÄCHELN, bleib tapfer!

Herzliche Grüße, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo Aurelia
danke für deine Worte!
Tapfer bleiben,ein gutes Wort,das kenne ich gut.
Mutig,tapfer aber auch taff.
Machen wir uns gegenseitig den Tag heller,ich habe Blumen und Obst eingepackt und mache mich auf zum Altenheim.
Die jungen Leute sind zum Turnier,das wird ein Lächeln zaubern können,wenn sie wieder da sind.
Herzliche Grüße
anna54
Aurelia Belinda
Beiträge: 8319
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe anna,

Dieses taff sein wollen oder auch immer wieder können, erfordert halt überaus viel Kraft u. auch Disziplin.
Aber wem sag ich das...

Weisst du, wenn meine Schwester früher sehr traurig war oder geweint hat, habe ich immer so kuriose Grimassen geschnitten dass sie automatisch LÄCHELN musste. So konnte ich sie immer aufmuntern.
Auch heute versuche ich oft traurige Menschen aufzumuntern, das gelingt auch oft.
Sogar bei mir selbst.
Gerade hab ich aber anscheinend eine “Flaute“...
Aber ich übe, und übe.

Und du beglückst heute wieder die ältere Generation im Heim....Auch schön.
Und später machst du es dir vor deinem Kamin im Ruhesessel mit Pepe bequem.

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
Die Sonne macht den Tag leichter,es ist nicht zu warm und ich schaue den Reitern zu.
Später mache ich mir noch draußen den Liegestuhl passend zur Pferdewiese.
Die Schwalben sind fort,der Herbst steht vor der Tür.
Der Wandel der Jahreszeiten ist auch immer Neuanfang,wenn auch der Herbst eher an Abschied denken läßt.
Noch ernte ich aus meinem Hochbeet,jede eigene Tomate ist ein Geschenk.
Die ersten Herbstblumen sind Lückenfüller für die vergangenen Blumen,ich kann wieder ein Stück mehr den Platz nutzen,Pepe hat seinen Auslauf und "tötet" keine mehr.
Später will ich noch Fotos machen,die Wallhecke hat weitere Opfer,irgendwann ist sie weg.
Klimawandel,nein,gewissenlose Planer haben ihr das Wasser abgegraben.
Heute sind Wahlen,ich hoffe auf viele grüne Stimmen,damit sich in der Planung etwas ändert.
An schlechten Tagen stehen die toten Bäume,wie ein Mahnmal vor meinen Augen.
Wie schnell vergessen wir,wo mal Bäume standen,wenn nur die Straßen erst gebaut sind.
Hier wird eine riesige Umgehungsstraße bald gebaut,mitten durch Felder,neben den letzten Höfen,dann noch durch ein Naherholungsgebiet.
Entscheidungen pro Auto,gegen Menschen.
Meine Eltern hatten trotz Großfamilie kein Auto,nicht mal jeder hatte ein Fahrrad,teilen war Alltag.
Und das war gut!
Überfluß macht unzufrieden und krank gleichermaßen.
Depression macht unglücklich und erschüttert alle Lebensbereiche.Zurück zu den kleinen Dingen,da haben wir ein Stück schon gelernt,dass auch durch Corona andere noch erleben werden.
Die kostbaren kleinen Dinge,ich habe auch heute Blumen verschenkt,allein das war die Mühe wert,ein Lächeln zu zaubern.
Letztlich kommen wir nur zusammen durch diese Zeiten,Abstand ist das neue Gesetz,wir kennen auch das schon ewig,die anderen "scheinen" in einer anderen Welt zu leben.
Aber auch ihre Welt ist fragil,so macht Corona uns gleicher,ein wenig.
Mal bin ich überfordert,mal hoffnungsvoll,ein wenig.
Zwei Tage Ruhe waren nötig,als ich ein anstrengendes Wochenende hinter mir hatte,dass ich mich dann schleppe,mir die Ruhe nicht zugestehe,da ist immer noch das Gefühl von Versagen.

Ich könnte ganze Bücher schreiben über dieses fiese Gefühl,es ist Gelumpe und gehört nicht in
meinen Kopf,aber es klebt an mir,überall,und es ist riesengroß,wenn ich nur eine Tür offen lasse.
Manchmal ist es unausweichlich,weil die Umstände es fordern,dann bräuchte ich einen Rettungsplan.
Eine alte gute Bekannte habe ich wiederentdeckt,sie ist auch Therapeutin,so habe ich auch die Möglichkeit Termine zu buchen,dann finden wir schnell wieder auch andere Anlässe.
Sie ist mir so ähnlich im ewigem Kämpfen,sie hat eine schwer behinderte Tochter,diesen Weg geht sie ewig,so lange,wie ich mit meiner Schwester.
Wir können so sehr miteinander lachen,auch über uns selbst,und tratschen,fast spitzbübisch.
Ganz ernsthaft,aber auch mit Leichtigkeit,ausprobieren,mal tut es weh,dann wieder überrascht mich die Leichtigkeit,als sei sie immer da,nur ich finde sie allein nicht.
Allein zu sein,das ist oft ein Gefühl,verlassen zu sein----aber ich habe durch die drei Todesfälle so viel verloren,aber ich sehe die anderen mir näher,wenn auch im Schmerz.
Oberflächlichkeit tut uns eher weh,Tiefe und Wahrhaftigkeit ist besser auszuhalten.
Mal wurde ich beschrieben,dass ich das Schwere suchen würde,nein,ich verstehe es nur besser.
Hoffnung trotz aller Schwere,es kommt auf die kleinsten Zeichen an,mir hilft die Natur,ich sehe darin so viel Zuversicht.
Tage,ja Wochen und ich bin wie abgeschnitten,fühle nur die Schwere meiner Schritte,dann wieder ein kleiner Impuls und ich mache mich wieder auf,leicht ist es nie,darauf kann ich nicht warten.
Trotzdem ist das Wort!
Trotzdem gehe ich den steilen Weg,egal wie langsam,ich gehe.
Dass mich die anderen völlig anders sehen,nichts ahnen,von meinen Gedanken,das macht auch einsam,aber was weiß ich schon von ihren Nöten,jeder schleppt eine andere Last.
Älter zu werden,macht es einfacher,man erlebt mehr Menschen,die auch echter werden,mit sich,mit den anderen.
Es geht kein Ruck durchs Land und alles wird besser,wir wissen alle nicht,was uns erwartet.
Mit dem Schlimmeren rechnen und dann eine Ahnung von Erleichterung zu spüren,das ist gut.
Als meine Pflegestufe nach drei Jahren "durch" war,war das eine völlig unerwartetes Zugeständnis.
Welche Abstufungen von seelischem Schmerz gibt es? Wie tief ist Verzweiflung wirklich----unbeschreiblich.
Hier finde ich so viel Tiefe,so viel Erfahrung,dass es ein Schatz geworden ist,ungeheuer kostbar,jeder von euch,danke!
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
heute bleibe ich drinnen!
Wenn es mir gelingt,das notwendige und wichtigste zu erledigen,dann habe ich mir abends einen neuen Platz im Haus gesucht.
Es ist ein großes Dachfenster oben,der Blick geht in den Wald und die Abendsonne streift durch die Felder. Noch ist die Straße leer wegen den Baustellen,eine samtige Ruhe,wo sonst Autolärm.
Habe mir statt lesen meinen Laptop mitgenommen und höre verschiede Podcast.
Völlig neu für mich,ruhiger als Fernsehen und umfassender, wenn ein Thema im Mittelpunkt steht.
Nebenbei sehe ich den Eichhörnchen zu,ihr Fell glänzt in der Abendsonne,sie sind aber so flink,dass ich sie aufmerksam beobachten muss.
Ein Hase verweilt auf einem Baumstamm,mal ist er fort,dann sonnt er sich wieder,putzt sein Fell.
Wunderbare Momente,sie sind Geschenk und machen meine Stimmung heller.
Immer noch bin ich unsicher und unruhig.
Erobere mir aber Stück für Stück meine Sicherheit zurück.
Das Baby meiner Nichte hat große Probleme,eine Herzoperation wird notwendig.Ich kann einen winzigen Anteil nehmen,ein Geschenk bringen,gute Wünsche aussprechen.
Ein Stück Normalität,das wäre wunderbar.
Sara meldet sich wieder,mein Reitkind,ihre Mutter ist das Problem,sie benutzt Reiten als Belohnung und Strafe durch Entzug.
Kinder entzünden Herzschmerz,ich will trotzdem weiter dranbleiben,mich einsetzten,kämpfen und ihre Rechte schützen.
In Coronazeiten werde ich kein neues Ehrenamt finden,alle Möglichkeiten sind abgeschnitten.
Ich muss mich begrenzen auf kleine Erfolge,wenn ein Kontakt trotzdem gelingt.
Die Sonne macht heute Überstunden,ich habe ein kühles Haus,abends will ich schon Wärme und die erste Decke ist wieder im Einsatz.
Abends geht es mir besser,wie immer,der Morgen ist übel und elendig,zäh und nur schwer.
Ich belohne mich mit Auszeiten,Zeitung und Forum,und mein Pepe ist so nett,er schläft vor meinen Füßen.
Die Schwalben sind fort,sie fehlten mir,diesmal hab ich den Abflug nicht mitbekommen.
Einmal hab ich es erlebt,sie sammeln sich in großen Gruppen und machen ein Abschiedsfest,sie fliegen Schleifen und dann sitzen sie auf allen Dächern um dann wieder loszulegen,und dann sind sie plötzlich weg.
Abschied kann ich nicht,zu viele Abschiede.
Neubeginn kann ich besser,wagen kann ich besser,suchen kann ich gut, besser für andere,für mich ist es selten passend.
Die Impulse kommen,aber ich fasse es selten an,verweile und dann ist er vorbei.
Das sind leider noch die Ausläufe der Depression.
Trotzdem will ich den Alltag schaffen!
anna54
Aurelia Belinda
Beiträge: 8319
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo anna,

Wieder ein bewegender Bericht, Danke dafür.
Ich erkenne mich in dem Beobachten und Wertschätzen der Natur und Tiere komplett wieder.
Und ja, es sind minimale Auszeitem die einen erden. Gut tun. Das ist Leben.
Ich finde es furchtbar was diese Mama da macht mit dem Entzug des Hobbies der Tochter.
Aus meinem eigenen Dasein weiss ich wie so etwas schmerzt und was es für Spuren hinterlässt.
Du beschreibst öfter, dass du für andere eher die Arme hochkrempeln kannst, kämpfen wirst, nur für dich selbst, da stockt es öfter.
Das ist etwas schade.
Hab Mut und Vertrauen in dein Ich. Du hast so vieles erreicht, überwiegend für andere. Aber du sollst es dir wert sein, auch für dich zu ackern und zu kämpfen.
Es ist wohl ein Erkennungsmerkmal der Depression dass es uns Abends wenn alles hinter uns liegt, besser geht.
Stehen am Morgen Aufgaben an, erzeugt das meist Druck den man ( ich zumindest ) immer irgendwie versuchen muss in Zaum zu halten...
Ich finde du meisterst deinen Alltag ziemlich gut.
Und ich täusche mich selten :-)

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
saneu1955
Beiträge: 2433
Registriert: 6. Jul 2014, 19:18

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von saneu1955 »

Liebe Anna, ein sehr schöner Text. Auch mir geht es abends viel besser als am Morgen, da habe ich immer das Gefühl, als lägen 100 Steine auf mir.
Das mit der Mutter, die ihr Kind so bestraft, kann ich nicht verstehen.

Ich möchte mich auch hier bei dir bedanken, dass du mir in der letzten Zeit zur Seite gestanden hast, ein paar nette Worte reichen oftmals schon aus, das man sich etwas besser fühlt.

Ich habe heute mit dem neuen Medikament angefangen, mal sehen, ob es was bringt. Viele Optionen habe ich nicht mehr.

Aber aufgeben ist nicht.

LG Saneu1955
Henrike
Beiträge: 349
Registriert: 11. Jul 2020, 19:13

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Henrike »

Saneu1955, ich wünsche dir, dass das Medikament anschlägt. Liebe Grüße Henrike
saneu1955
Beiträge: 2433
Registriert: 6. Jul 2014, 19:18

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von saneu1955 »

Danke Henrike, das hoffe ich auch.

LG Saneu1955
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
herzliche Grüße auch an Aurelia!
Liebe saneu,ich fühle mit dir,lese deine Beiträge und es ist wunderbar,wenn du Unterstützung im Forum erlebst.
Die Hitze hat mich ausgebremst,das ist gut,heute nur "Innendienst" mit vielen Auszeiten.
Ich liebe es,Tage auch zu "verklüngeln",einfach laufen lassen,was gerade geht und oft kommt dann viel mehr Energie,als wenn ich mich antreibe und quäle.
Der Morgen ist noch immer schwer,gerade hilft mir Pepe,weil meine Tochter ihn an mein Bett läßt,wenn sie zu Arbeit fährt.
Ein Hund ist ein so gute Motivator,allein draußen hab ich Probleme mit ihm,er so stark,dass meine Standhaftigkeit nicht reicht.
Im Haus ist er, wie die Münsterländer oft,sehr angenehm,er bleibt immer nah dabei und passt sich meinen Zeiten an. Das erste Welpenjahr ist wunderschön,aber auch anstrengend!
Das haben wir hinter uns,jetzt hoffen,dass er gesund und munter bleibt.
Bei so vielen Tieren gibt es oft schlechte Nachrichten,das ist dann auch für uns ein Problem,auch wenn es die Pferde der Einsteller betrifft.
Gestern sind unsere Verwandten vom Nachbarhof mit einem Heißluftballon von ihrem Hof gestartet,das war ein schönes Erlebnis,wir bekamen herrliche Luftbilder von unserem Hof,noch mal ganz anders diese Sicht,wir haben sehr viele Dächer!
Noch sind wir von Bäumen umgeben,aber die Lücken sind sichtbar.
Abends mache ich es mir jetzt immer am Dachfenster gemütlich,ein Sessel steht schon da,die Abendsonne streicht durch die Bäume und zuletzt werden einige tiefere neue Baumkronen noch in diesem wunderbarem Licht angestrahlt,dann verschwindet es.
Wohlfühlmomente,wenn ich sie nur bewahren könnte,so als Gegenmittel bei den immer wieder neuen Zweifeln und Stimmungseinbrüchen.
Ich sage einiges ab,sortiere die Krafträuber aus,so gut es geht.
Das Schilddrüsenmedikament wirkt langsam,mehr Kraft und nicht immer dieses elendige Aufgebenmüssen.
Wie viel ich anstelle,um meine Stimmung zu halten,das ist ungeheuerlich im Vergleich zu anderen.
Immer gehen Blumen,wenn ich den Weg zur Gärtnerei noch schaffe,war noch nicht einmal in dem so geliebten Bauerngarten.
Typisch,wie die abendliche Entspannung,erst wenn es fast vorbei ist,kann ich atmen,vorher ist da nur noch Luftschnappen.
Wie oft habe ich erst nachts essen können,wenn die Abendmedikation langsam wirkte.
Es hilft,mir bewusst zu machen,wie schwer einige Zeiten sind,dass sie aber vorbei gehen und ich aufatme.
Aufatmen,das ist das Wort des Tages für mich,wie ein Merkwort,immer wieder den Atem mal loslassen und auf das aufatmen warten.
Als mein Mann seine zweite Krebsdiagnose bekam,war da ein neuer Chefarzt,wir erwischten ihn an seinem erste Tag,schon auf dem Flur sagte er: atmen Sie auf,wir bekommen das hin!
Das war der Zauber,den ich in meinem Ehrenamt spürte,selten,aber immer öfter,ich hatte das Gefühl,ich kann schwer kranken Menschen einen Moment des Aufatmens schenken.
Irgendwann kamen die Blumen dazu und ich bekam viel Platz und habe ihn genutzt,auch für mich.
Blumen hinstellen,wo keiner sie vermutet,an der Tür zu Dialyse,genau an den Platz,den man vom Bett aus sieht,wenn man geschoben wird über Flure.
Ich kann Ohnmacht gut nachfühlen,jeder wohl anders,aber Krankenhäuser kenne ich gut,zu gut.
Jetzt brauche ich noch den Mut,meiner kranken Schwester einen Wunsch abzusagen,was ist das schwer für mich,ich stehe mir das nicht zu,und weiß doch,nur ich allein kann das und muss das.
Niemand nimmt mir das ab,warum hab ich das nicht gewusst.
Lernen---!
anna54
Aurelia Belinda
Beiträge: 8319
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe anna,
Danke für die netten Grüsse.
Das kann ich gut nachempfinden, wie dich das belastet, wenn es keinen anderen Weg gibt, deiner Schwester diesen Wunsch zu erfüllen, dann wirst du das hinkriegen. Behutsam wirst du es ihr schonend beibringen. Ich wünsche dir dabei ein glückliches Händchen. Toi, Toi, Toi.

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
wohin geht die reise
Beiträge: 349
Registriert: 16. Sep 2016, 11:44

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
dies ist mein erster Beitrag nach sehr, sehr langer Pause vom Forum. Ich weiß gar nicht, ob du dich noch an mich (Lore) erinnerst.
Deine Beschreibung aus dem Dachzimmer hat mich sehr berührt. Das war so eindrücklich, dass ich sofort ein Bild vor Augen hatte, von dem was du geschrieben hast. Danke dafür. Das tat mir gut.
Anna, du tust so viel für andere und ich würde mir wünschen, dass du auch für dich selber mehr Momente des Aufatmens oder langanhaltendere Momente findest.
Was ich aber gut finde, du kannst diese Momente des Aufatmens spüren, kannst du sie auch genießen?
LG
Lore
Antworten