Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
ich lasse erst mal nur einen liebe Gruß hier,besonders an die liebe final!
Bis später
anna54
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Danke liebe Anna, ich grüße dich auch ganz herzlich.

Gerade hat mein Mann unseren Schwiegersohn ins KH gebracht.
Er kriegt eine Infusion gegen seine Schmerzen,ich tippe auf Bandscheibenvorfall,das ist seine Schwachstelle.
Stufenlagerung und erst einmal Ruhe und Wärme,vielleicht kommt er wieder um die OP herum.
Unsere Tochter hat dann alleine den Tag der offenen Tür wahr nehmen müssen,weil für den Kleinen für die weiterführende Schule eine Entscheidung gefällt werden muss.
So werden wir doch immer noch gebraucht,denn das Essen musste ja auch gekocht werden.
Ich habe eine große Pfanne Beef Stroganoff mit Spagetti gemacht,da ist Groß und Klein glücklich.

Ich kann nur hoffen,dass es mit deinen Eltern und deiner Schwester weiter gut läuft.
Das wäre ja eine große Erleichterung,obwohl es auch sehr anstrengend bleibt.

Alles Liebe für dich und alles Gute
deine Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
ich hab den Frühling gesehen,ganz versteckt im letzten Winkel meines Hofes,da wo sich jeder Sonnenstrahl wohlfühlt.
Die Vögel sind zu hören,die Eichhörnchen spielen und rennen die Bäume rauf und runter.
Jetzt kommt es auf die Momente an,der Winter ist gemein und holt sich sein Recht,der Frühling ist zögerlich,er will entdeckt werden.
Das Suchen und Hoffen ist wichtig,das erinnert an jede depressive Krise,der Umschwung ist der Moment,wo ein winziger Lichtblick eine sicherer Wende beginnen läßt.
Nicht die großen Taten,nein die Winzigkeit,die Langsamheit,auch das Zögerliche lassen eine Sehnsucht nach Leben keimen.
Eine Depression ist so mächtig,die kann ich nicht wegdrücken,aber sie läßt sich unterwandern mit den winzigsten Lichtblicken,ich sehe Licht---unendlich tröstlich,unendlich kostbar,das Leben ist immer ein Geschenk,ich bin gerettet,immer wieder.

Für mich ist jeder Frühling eine Auferstehung,die Natur kann unerbittlich eiskalt daherkommen,viele Depressionsphasen sind für mich genau so.

Ich lebe mit meiner kranken Schwester die Extreme einer 30jährigen Psychiatriegeschichte,kaum jemand kann sich Psychose in den schwersten Formen auch nur vorstellen,dass wir das durchstanden,überlebt haben,das ist wie ein Wunder.
Gerettet hat mich der Austausch in Selbsthilfegruppen,mehr habe ich von denen gelernt,die aufgeben haben,die keinen Kontakt mehr hatten,sie haben mich herausgefordert.

Es war mitten im Frühling,alle Bäume blühten, besonders in dem großen Park der Klinik,ich bin mit einer Schwester,die kaum einen Schritt noch gehen konnte,gekrochen---ins Leben zurück.
Da hatten wir schon 3Monate Eiseskälte hinter uns,in Krankenzimmer,auf den tristen Fluren,ohne jeden Beistand.
Keiner hätte für möglich gehalten,dass aus diesem Zustand jemals eine Wende möglich würde.
Doch sie kam,zögerlich,ängstlich und mit vielen Hindernissen.
Mein unerschütterliche Wille,das kann es doch nicht gewesen sein,führten zu den einfachsten Mitteln,Beistand und Menschlichkeit,Nimmerglaubenwollen an nur medizinische Erklärungen und an den Unsinn von mehr und mehr Medikamenten.
Eine gelähmte Frau ist aufgestanden,das Wort trifft es millimetergenau.
Welchen Schmerz es gekostet hat, die Tore der Psychiatrie immer wieder zu öffnen,vor geschlossenen Stationen um Einlass zu bitten,der Gewalt drinnen zu trotzen,dem Lärm und dem Frust,der Trostlosigeit.
Unerschütterlich,Nimmerglaubenwollen
an das Ende der angeblichen Möglichkeiten
keiner kann das wissen
nicht mal ich selber
ich wußte nichts und doch alles
die Liebe hat uns gerettet,rettet immer noch
wir waren Zehn,noch sind wir Sieben
die Eltern mit 95 und 92 mittendrin
sie leben ihre letzte Zeit,die behütet sein muss.
Aufgestanden und Angefangen jeden Tag,das Kostbarste ist das das Trotzdem.
Nimmerglaubenwollen an den Winter,der Frühling ist vor der Tür.
anna54
Camille
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Camille »

Liebe Anna

Der Frühling hält auch hier Einzug. Morgens singt die Amsel in unserem Birnbaum ihr Lied. Und die Luft ist lau und riecht nach Erde.

Auch für mich ist es die Zeit, wo die Natur sich mir zeigt - in ihrem Erwachen steckt eine Kraft dich mich ehrfürchtig werden lässt und mich meine Begrenztheit spüren lässt. Alles geschieht nach den immergleichen Regeln von Werden und Vergehen - das zu erleben und darüber staunen zu können - ist entlastend und beruhigend. Nichts ist richtig oder falsch, nichts gut oder böse - alles folgt unüberwindbaren Gesetzen und jeder Teil ist notwendig und wichtig. Und ich bin ein Teil des großen Ganzen.

Liebe Anna. Ich staune auch über dich. Ich weiß sehr wenig von Dir. Du kümmerst dich um deine Eltern und um deine kranke Schwester. Du hast Zugang zu der Stimme deines Herzens und folgst ihr. Es klingt alles sehr liebevoll und zugewandt. Die Andeutungen, die ich über die Erkrankungen deiner Schwester gelesen habe, lassen wirklich auf eine sehr, sehr schwere psychische Erkrankung schließen. Es tut mir gut von Dir zu lesen.

Was meinst du damit- wir waren zehn. Hattest du 9 Geschwister?

Sich wieder liebevoll den eigenen Eltern zu zuwenden fällt mir noch schwer. Ich möchte es gerne schaffen. Sie werden langsam auch bedürftig. Es scheint noch so viel "falsch" zu sein. Ich fange gerade an, ehrlicher mit mir selbst zu werden und vielleicht gelingt es mir dann auch mit meinen Eltern. Im Moment sind sie überfordert, dass ich wohl doch nicht die immer strahlende Tochter bin, der alles gelingt und die jederzeit mit Rat und Tat zuR Verfügung steht - so wie ich immer sein wollte und wie ich mich innerhalb der FAmilie immer gezeigt und verhalten habe. In dieser Rolle fühle ich mich immer noch "zu Hause" und manchmal sind Zweifel, was ich meinen Eltern jetzt am Ende ihres Lebens noch zumuten darf an Desillusionierung - vielleicht auch, was ich selbst aushalte an Wahrheit. Aber ich war es halt doch nie - dieses immer fröhliche Kind, dass mit allem alleine zurecht kommt - wenigstens nicht nur. Es gab auch diese andere Seite, die meine Eltern nicht kennen - und da steckt immer noch viel Schmerz aber auch Neid und Zorn. Den möchte ich überwinden.


Bei Dir lese ich heraus, dass es gelingen kann.


DAnke

Camille
Peter1
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Peter1 »

Hallo Anna
Danke !!
Deine Texte überraschen mich immer wieder.
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

deine Beiträge sind immer eine große Bereicherung und ich sehe dabei das Frühjahr schon langsam kommen.

Danke dafür und ganz liebe Grüße.

Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Gertrud Star
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo ihr,
ich finde auch, dass der Frühling langsam einzieht, zumindest es jetzt einen Vorgeschmack gibt.
Natürlich, der Mensch ist auch ein Teil der Natur.
Das Werden und Vergehen betrifft ja nicht nur die Jahreszeiten und Lebewesen, sondern auch irgendwie bei den meisten die Krankheiten auch.
Gerade fällt mir auch ein, was mal ein netter Mann zu mir sagte: Der Mensch ist ein großes großes Kuscheltier, wie es sonst in der Natur auch vorkommt.
Kann Natur auch Hoffnung geben, und das Wissen darum dass der Mensch ein Teil davon ist? Vielleicht.
Fühlt euch mal virtuell umarmt.
LG Gertrud
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
ich habe gestern meinen Beitrag verloren,das macht mich traurig,weil ich die Worte nicht wiederfinde.
Das ist immer noch nicht möglich,weil das, was ich schreibe tief aus dem Gefühl kommt,dass ich selbst noch nicht kenne.
Da ist eine Energie,die verloren war und manchmal auftaucht.
Aber sie entzieht sich meinem bewußtem Denken.
Ich lese meine Worte und wundere mich, woher sie kommen.
Dankbar bin ich meinen Erfahrungen,sie geben mir Zuversicht,sie erkennen Altes wieder und so scheint sich etwas Zerbrochenes wieder zusammenzufügen.
Ich ahne nur was Depression alles ist,was sie alles zerstört.
Wie kann man da glauben,dass ein Medikament das auch nur ansatzweise leisten könnte,was es vorgibt.
Nimmerglaubenwollen!
Hoffentlich nimmerglaubenmüssen.
Ich kenne keine Entspannung weil nur Anspannung fühlbar ist.
Ich kenne keinen Trost,weil fühlen unmöglich ist.
Manchmal ahne ich,was Leben sein könnte und dann muß ich höllisch aufpassen,dass ich nicht über diesen Verlust todessüchtig werde.
So tief ist dieser Schmerz.
Manchmal leuchtet jemand mir eine Zuversicht entgegen,da sind Augen,die wissen,ohne sich dessen bewußt zu sein.
Kinder können das fast immer.
Resonanz wurde das gestern in einer Sendung über Einsamkeit auf 3-sat genannt.Die Wucht der Zerstörung dieser unsichtbaren Lebensenergie ,macht den Schmerz der Depression und letztlich ihre absolute Gefährlichkeit deutlich.
Ich bin gefangen in mir und unerreichbar,alle Versuche das zu ändern,ändern zu müssen,sind blindes Tasten im leerem Raum.
Wir könnten,wenn wir wollten,nichts können wir,nicht mal sterben.
Weil alle nur glauben wollen,was sie für die Wirklichkeit halten sind sie taub und blind für unser Leid.
Nimmerglaubenwollen an schnelle Lösungen,es gibt sie nicht.
Dass Hoffnung nicht sterben kann,ist der größte Trost.
Kein Wort scheint mir sinnvoll,ich spüre sie nicht,sie sind wie zufällig,sie fallen mir aus den Händen.
anna54
Camille
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Camille »

Liebe Anna,

Dein letztes Schreiben verstehe ich nicht - oder bin unsicher, was du damit zum Ausdruck bringen möchtest.
Ich kenne keine Entspannung weil nur Anspannung fühlbar ist.
Ich kenne keinen Trost,weil fühlen unmöglich ist.
Manchmal ahne ich,was Leben sein könnte und dann muß ich höllisch aufpassen,dass ich nicht über diesen Verlust todessüchtig werde.
So tief ist dieser Schmerz.
Manchmal leuchtet jemand mir eine Zuversicht entgegen,da sind Augen,die wissen,ohne sich dessen bewußt zu sein.
Kinder können das fast immer.
Beziehst du dich auf diesen Bericht? - Hat der dich aufgewühlt? Ist das deine Antwort darauf?

Beschreibst du, wie es Dir geht? Jetzt - früher - immer? Ich meine zu fühlen: immer - Dein Leben.

In einem anderen Thread hast du von deinen "Mauern" erzählt - und ja, genauso fühle ich es auch. Ich habe bewusst "Mauern" errichtet so wie du. Sie sollten mich schützen und mir helfen zurecht zu kommen im Leben. Das Leben aushalten können. So dachte ich. Und dann war ich isoliert und einsam und gefangen. Und trotz allem fühlt sich mein Innerstes an, wie ein kleines vor Angst zitterndes und verletztes kleines Tier. Das sich verkriecht. Seine Wunden leckt. Das spüre ich in mir. Ich kann mich ihm zuwenden und mit ihm reden - dann wird es ruhiger und entspannt sich etwas. Aber es bleibt in seinem Versteck. Ich darf noch nicht nahe herankommen. Die Mauern konnte es trotzdem nicht schützen.


Die Reaktion deiner Therapeutin auf deine "Mauern" hat mich betroffen gemacht. Ich verstehe deine Reaktion sehr gut. Es tut mir weh, dass sie dich noch zusätzlich entmutigt hat. Ich weiß darauf nichts zu sagen. Leider.

Liebe Anna, lässt du dich auch mal von mir "zudecken"? Könntest du sowas annehmen? Ich habe keine Hof. Aber ich habe ein "Gästezimmer". Vom Bett aus sieht man in den Himmel.

Liebe Grüße
Camille

P.S. Bevor ich eine längere Nachricht verschicke, gehe ich jetzt immer erst mal auf Entwurf speichern und bestätige dann mit -Ja-.
Camille
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Camille »

Liebe Gertrud,
Kann Natur auch Hoffnung geben, und das Wissen darum dass der Mensch ein Teil davon ist? Vielleicht.
Für mich - Ja. Ich fühle Entlastung durch die Erkenntnis meiner Begrenzheit.
Gertrud Star
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Gertrud Star »

Liebe Anna,
du hast sehr viel Verantwortung und kümmerst dich unermüdlich um die Wesen, die dich umgeben. Daraus ziehst du sehr viel Kraft, aber es strengt auch sehr an, phasenweise zu sehr, wenn es über längere Zeiträume sehr intensiv wird. Deine Gefühle sind noch fühlbar, wenn du schreibst.
Und du kannst sehr stolz auf dich sein.
Viele Menschen, die so intensiv leben, haben in ihrem Leben irgendetwas, was sie nur für sich tun, um auftanken zu können.

Liebe Camille,
ja es ist tröstlich, vor allem wenn man die Lebensmitte überschritten hat, wenn man die eigene Begrenztheit erkennen kann, und die Vergänglichkeit akzeptieren. Gerade in deinem Beruf bist du ja sehr damit in Kontakt.
In irgendetwas/jemandem leben wir fort, auf irgendeine Art, auch die Kinderlosen und die, die sich nie richtig ausleben konnten.
Manchmal hilft es mir sehr, wenn ich mir vorstelle, ich bin ein Staubkorn im Universum. Nicht ständig auffällig und ohne die Verantwortung. Das macht es momenteweise viel leichter. (Solch eine Meditation stand im Lehrplan von Musikstudenten. das sah ich, als ich mal in einem Konzert in dem Gebäude war).

Man müsste das alles wirklich aufschreiben.

LG Gertrud
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

deine Worte lassen mich aufhorchen.
Da kann ich nur hoffen und wünschen,du reduzierst deine Medikamente nicht zu schnell.
Das sind meine Gedanken zu deinem letzten Posting,denn diese Symptome kommen mir sehr bekannt vor.
Passe gut auf dich auf und ganz lebe Grüße
deine Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
krimi56
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von krimi56 »

Liebe anna,

entsetzt lese ich deinen Beitrag, deine Gefühle.

Wie ich weiß, hast du eine Freundin die dir zuhört, die gern für dich da ist.
Kannst du ihre Nähe nutzen? Ihr ehrlich sagen was du gerade fühlst, was dich außerhalb deiner Verantwortung runterzieht? Zeit für dich, für euch finden?

Deine Beiträge gehen dir verloren. Tipp: Schreibe sie im Textverarbeitungsprogramm vor und speichere sie.
Dann kannst du sie hierher kopieren.
Und sollten sie dort einmal verloren gehen, kann dir bestimmt deine Tochter helfen sie wieder zu finden.

Ich wünsche dir einen ruhigen Sonntag, für dich. Die Sonne lockt.

Alles Liebe von krimi.
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
seht mir bitte nach,wenn ich zusammen antworte.
Ich bin immer und ewig dieses Strahlekindchen,dass nie mehr weinen darf.
Wenn ich auch nur ansatzweise mir erlauben würde, einen Schritt in dieses Scherbenland zu gehen,was meine Vergangenheit immer war,dann würde ich das nicht überleben.

Leider hab ich viel zu viele Belastungen,die zusätzlich auf die riesige Aufgabe mit den Eltern draufgepackt sind.
Ein Bruder macht macht eine Vertragsunterzeichnung mit Anwälten und Verzögerungstaktik zu einer endlosen Geschichte.
Mein Vater baut immer mehr ab,die Pflege wird schwieriger,er kann das Bett nicht mehr verlassen.
Meine Mutter kann damit nicht umgehen und baut immer mehr Druck auf.
Die ambulante Pflege hat immer mehr Ausfälle,Mitarbeiter kommen einfach nicht.

Ich kann nicht damit umgehen,dass keiner meiner Geschwister sieht,dass ich an einer absoluten Grenze bin.
Dünnhäutigkeit und Erschöpfung sind übermächtig.
Letztlich ist es wie gefangen sein,in alten Mustern,in alten Familiengeschichten.
Eine riesige Familie hat auch riesige schlimme Geschichten.
Da wo Abstand und Relativieren notwendig wäre, komme ich nicht raus,Pflege ist auch ein Gefängnis der Dauerverfügbarkeit.
Die wenige Zeit,die mir bleibt ist voller Pflichten für meine Familie.

Am Ende gibt es keinen Rabatt,man hat zu funktionieren.
Ab und zu tauchen jetzt die Geschichten auf,die hinter den dicken Mauern zum Schweigen gezwungen wurden,das macht meine Worte bitter.
Der MDK zwingt mich,selbst alte Klinikberichte zu besorgen,die Jahre zurück liegen.
Allein die notwendigen Telefongespräche bringen mich in Gefahr.
Ich will mich nicht mehr auseinandersetzten mit den alten Geschichten,aber es bleibt mir keine Wahl.
Die Unterstüzung durch einen ambulanten psychiatrischen Pflegedienst kann ich ohne die Pflegestufe nicht finanzieren.
Überleben hab ich damit gesichert,oder nur die Hoffnung darauf.
Vor einigen Monaten hat mich das Monster verschlungen,in Sekundenschnelle,verdrängt hat das hier jeder,nicht besprechbar.
Also bleib ich hilflos.
Daher bin ich das ewige Trotzdem,sicher nicht freiwillig.
Ich will nur den Neubeginn sehen,jedes noch so flüchtige Hoffnungszeichen,nichts anderes darf sein.
Keine Träne wäre möglich,es würde mich umreißen.
Ich geh zu denen,denen es noch schwerer ist,aus deren Kraft lebe ich auch.

Ich habe eine Therapeutin,die zwingt unsere Gespräche in ein Zeitfenster,das gelingt nie,sie stopt mich immer in dem Moment,wo ich ein einziges wahrhaftiges Wort auch nur zaghaft wagen könnte.
Im Treppenflur flüchte ich in meinen Alltag, unerbittlich drücke ich auch die Ahnung weg,dass es einen Momet des Verständnissen geben könnte.
Psychiatrie hat mich das Fürchten gelehrt.
Daher bin ich brav und leise.
anna54
Gertrud Star
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Gertrud Star »

Liebe Anna,
es ist zu viel geworden.
Lasse dir bei den praktischen Dingen helfen, beispielsweise die Anrufe jemand anderen erledigen.
Und sage deinen Geschwistern immer wieder, dass du das mometan einfach nicht schaffst.
Wieso kommt denn der Pflegedienst nicht regelmäßig?
Und vielleicht hat dein Zustand auch mit dem Reduzieren der Medikamente zu tun, dem kannst du gegensteuern und auch ausprobieren, ob das so ist.
LG Gertrud
DieNeue
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von DieNeue »

Hallo Anna,

wenn du gerne Unterstützung hättest, die du durch die fehlende Pflegestufe nicht bekommst, könntest du auch einen Antrag auf Ambulant Betreutes Wohnen stellen. Dafür braucht man nur eine Diagnose und wird nicht begutachtet. Bei mir ging das völlig problemlos. Meine Betreuerin hilft mir im Alltag und redet mit mir. Sie ist mir eine sehr große Stütze. Vielleicht wäre das auch was für dich?

Liebe Grüße und alles Gute,
DieNeue
Camille
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Camille »

Liebe Anna,

Dir geht es schlecht. Jetzt habe ich es verstanden - was ich zuvor fühlte, nicht sicher wusste oder vielleicht nicht wahrhaben wollte.

Ich schließe mich Gertruds Worten an - fordere Hilfe ein, wo immer es möglich ist. Hilfe einfordern und annehmen können, glaube ich, gehört nicht zu deinen Stärken. Es steht Dir zu - mein liebe immer strahlende Anna. Auch Dir.


Ich möchte Dir gerne einen Ort bieten - an dem du Ruhe und Geborgenheit spüren darfst. Wärme und Verständnis für dich fühlbar werden, langsam in deinem Tempo. Du hast El dein Bett in der Mitte deines Herzens angeboten, hast mich zugedeckt. Du bist so warmherzig spürbar für mich. Ich möchte es Dir gerne anbieten - möchte mich gerne um dein kleines verängstigtes und weinendes Tierchen kümmern, das so einsam ist hinter all diesen Mauern. Ich möchte bei ihm sitzen und mit ihm reden und es trösten, bis es Vertrauen hat und ich es streicheln kann und die Wunden versorgen.


Liebe Anna - ich sehe, was du leistest. Ich habe nicht gesehen, wie schlecht es Dir geht. Das tut mir sehr leid.
Wenn ich auch nur ansatzweise mir erlauben würde, einen Schritt in dieses Scherbenland zu gehen,was meine Vergangenheit immer war,dann würde ich das nicht überleben.
Was trägst du alles in Dir? Was ist schon alles passiert?
Vor einigen Monaten hat mich das Monster verschlungen,in Sekundenschnelle,verdrängt hat das hier jeder,nicht besprechbar.
Ich kenne Dich kaum. Aber du strahlst - obwohl so voller Schmerz. Das gibt es, das spüre ich auch.

Auch dieses Gefühl - ich darf den Deckel nicht anheben, in dem all der "Schmerz" schlummert. Ich darf nicht daran rühren -er würde wachsen übermächtig und gewalttig - mich überwältigen. Lassen wir besser die Finger davon.


Ich weiß nicht, wie ich dich erreiche. Ich möchte Dich so gerne trösten.


Camille
wohin geht die reise
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
ich kann dir nicht viel bieten, aber ich möchte dir - leider nur virtuell - meine Schulter anbieten,
damit du etwas Erleichterung findest.
lore
Bittchen
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

mir geht es wie Lore,ich würde dir gerne etwas Trost spenden .
Virtuell nehme ich dich in den Arm und drück dich.
Hier wird dein Schmerz verstanden ,du bist nicht alleine.

Alles erdenklich Gute und ganz liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Emma52
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Emma52 »

Liebste Anna, ich fühle von ganzem Herzen mit Dir. Fühl Dich auch von mir zärtlich gehalten. Ich sehe Dich. Hoffnungsvoll, Emma
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
ich versuche eine Antwort,bei dem Versuch euch einzeln zu antworten scheitere ich immer,tut mir leid.
Ich kann es nur zusammenfassen.
Woher kam dieser plötzliche Schmerz,er kam,weil etwas getroffen war,was ich mühevoll suche.
Wenn ich etwas hatte,bevor ich krank wurde,war das immer ein gutes Gefühl für andere,mir erschien sehr klar,was andere nie sahen oder fühlten.
In der Depression ist mir das abhanden gekommen und damit mein wichtigstes Instrument.
Dass ich das aber dringenst brauche,um wieder Fuß zu fassen, wurde in der Therapie nie gesehen,dort wühlte man (ich) in der Vergangenheit und darin ging ich unter.
Meine Ansätze mit anderen in Kontakt zu kommen,wurden abgewügt,ich sollte zur Ruhe kommen,wie denn?
Erst jetzt wird mir klar,wie lange ich auf völlig falschen Wegen war.
Das war wohl der Schmerz,der mich jetzt so getroffen hat,und vor allem die Angst dass er mich umhaut.
Anna ist sicher die Frau,die an unerschütterlichen Optimismus glaubt und daran festhalten will,nur nicht auf den Schmerz schauen,er würde mich erschlagen.

Eine große Verunsicherung ist ,dass ich eine wöchentliche Unterstützung nicht mehr bekomme,weil die Krankenkasse das nicht zahlen will.
Nur,wenn ich eine Pflegestufe bekomme,hab ich ein Anrecht,dabei
wollte ich zu Beginn diese Hilfe nicht annehmen,weil ich wußte,ich werde nie wieder darauf verzichten können.
Nun werde ich gezwungen die Kliniken um die alten Berichte zu bitten,ich muss die Gespräche führen,die Arztpraxis hat nichts mehr,Übernahme und Umzug.
Das ist Gift für mich,das ist verbranntes Land,das wollte ich nie wieder.
Ich galt in der Klinik einerseits als die nette Mitpatientin,die sich kümmert,um alles,meine Bedürftigkeit wurde nicht gesehen.
Dass ich das nicht bekomme,weil ich zu stark wirke,das macht mich krank.

Wer sich anstrengt,der glaubt auch irgendwann,er müsse sich nur weiter anstrengen,dann wird das schon.
Es gibt beide Wege,der eine ist voller Leid und Tränen,den will und kann ich nicht mehr gehen,das halte ich nicht aus.
Also zwinge ich mich unter den Gesunden unterwegs zu sein und damit werde ich übersehen.
Ich kann meine Situation nicht beklagen,weil ich nicht mehr ertragen könnte,nicht gehört,nicht gesehen zu werden.
Das einzige Lächeln des Tages konnte ich einfangen,auch wenn das vier Stunden unter Schwerstkranken zuzubringen bedeutete.
Ich hab mich gerettet,und eigentlich bin ich nur geflüchet,vor den immer neuen,immer tieferen Löchern der Depression.
Kliniken waren nicht freundlich zu mir,ich sah eher die tristen Stationen,Gespräche gab es nicht,einmal die Woche eine Gruppenvisite.
Leider bin ich zu sehr in die Vergangenheit gegangen,retten kann mich nur der Glaube,dass es irgendwann, ähnlich wie das Wetter,einen helleren oder gar sonnigen Tag geben könnte.
Ich reiße mich zusammen.
anna54
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
Umschwung?
Ich höre die Kraniche,ich sehe das Licht,ich rieche den Umschwung.
Ein Abend im Stall,mitten in den vielen Heuhaufen vor den Stalltüren,ein Duft von Heuwiesen und überall glückliche Pferde.
Nach der letzten Reitstunde gibt es eine zusätzliche Heuration,dann kauen alle wie im Gleichklang,eine der schönsten Stunden im Stall.
Ich stehle mir diese Zeit,es gab schwierige Situationen mit den Eltern,mein Vater ist elend schwach,meine Mutter überdreht immer mehr.
Jeden Tag fühle ich mehr und mehr eine Last,die sich nicht gut anfühlt.
Die Zeit im Stall ist heilsam,ist wertvoll,gibt Zuversicht.
Retten muss ich mich,retten kann ich mich,jeden sonnigen Moment,jede Stunde des Abends.
Gerade kommen die ersten vom Turnier zurück,es hat gute Plazierungen gegeben,da lohnt es sich doppelt,jede Anstrengung.
Die Kinder sind zur Reitstunde angekommen,ihre Freude steckt an,ihre Liebe zu den Pferden auch.
Beide Zeiten stehen nebeneinander,die unendliche Fürsorge bei den Eltern,aber auch diese Auszeiten auf dem Hof.
Jeder Sonnenstrahl weckt mich auf,aus der gefühlten Überforderung und Starre meiner Gedanken.Dankbar sein dürfen macht es leichter.
Ein Bruder macht allen Stress,es gab die Hoffnung auf eine gute Einigung,jetzt ist alles zerbrochen,viel Herzblut umsonst vergeudet,das tut weh,das lähmt.

Ich will nicht untergehen in der Abhängigkeit von Menschen,die täuschen,betrügen und mich als "Dummkopf" vorführen,weil ich immer so sehr an das Gute glauben will.
Regeln wären gut,sind überfällig.
Aber was tun mit Geschwistern,die nur vorgeben,sich zu kümmern,die alles nehmen und nichts geben und keinen Skrupel haben,dass die Eltern das auf den letzten Metern ihres Lebens auch noch erfahren.
Ich bin voller Wut auf diesen Bruder und seine Frau,und dann kann ich doch nichts ändern,ich stehe vor dem Pflegebett und jeder Handgriff,jedes Wort ist Pflicht.
Andere Geschwister wollen aufhören sich zu kümmern,wollen aufrechnen und ausrechenen,was das für sie bringt. Der bisher tatkräftige Pfleger wird auch noch in diesen Konfikt gezogen.
Machtlos und müde versuche ich das zu überstehen,immer in der Sorge,dass ich am Rande aller Kräfte bin.
anna54
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Camille »

Liebe Anna,

Du klingst viel besser. Das freut mich.

Wenn ich von Dir lese, kann ich mir alles immer so gut vorstellen. Dich im Stall und die Kinder, die lebendig sind und plappern. Und die Ruhe - mit all den Pferden, die langsam ihr Heu fressen.

Ich verstehe deine Sorge im Bezug auf deine Eltern und den Ärger unter den Geschwistern. Bewahre es für dich - an das Gute im Menschen zu glauben. Das hat ganz und gar nichts mit Dummheit zu tun. Das ist so wertvoll. Es gibt nichts darüber zu lachen.

Du musst nur aufpassen, dass du nicht über deine Kräfte gehst. Du weißt es selbst. Was kann ich raten? Was lässt sich machen? Ich wünsche Dir, dass du eine Lösung findest?

Herzliche Grüße
Camille
krimi56
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Registriert: 25. Dez 2011, 11:45

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von krimi56 »

Liebe Anna,

wenn ich deine Beiträge der letzten Zeit lese, bin ich in großer Sorge um dich.
Kinder, die sich aus der Pflege der Eltern ausklinken. Und Kinder die alles geben.
Mache ich/wir zurzeit ähnliches durch.
Da drängt sich mir die Frage auf: Wie wird es mir ergehen, wenn es so weit ist?

Gut finde ich, dass du auf eurem Hof die Momente genießen kannst die dir Ablenkung und schöne Momente bringen. Das freut mich.

Liebe Anna, ich denke viel an dich und umarme dich. Vielleicht fühlst du es?!

LG krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Bittchen »

Liebe Anna,

ich lese immer mit und ich bewunder dich, wie du deinen so schwierigen Alltag meisterst.
Deine Kraftquellen immer wieder auf deinem Hof mit den Tieren und den Kindern findest.

So versuche auch ich Tag für Tag weiter zu machen und gebe die Hoffnung nicht auf,doch noch eine bessere oder sogar gute Zeit erleben zu dürfen.
Immer wieder suche ich,genau wie du, nach den schönen Momenten des Tages.
Auch unter schwierigsten Umständen finde ich diese.
Da bist du für mich immer wieder ein großes Vorbild.

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft.
Es ist leider so,dass wir uns Freunde aussuchen können,die Familie aber nicht.
Da könnte ich auch ein Buch schreiben,über da was ich da erlebt habe und noch erlebe.

Heute einen guten Sonntag für dich und ganz liebe Grüße
deine Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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