Coronavirus-Krise

Jarrod
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Jarrod »

DieNeue hat geschrieben:Hallo Jarrod,
Jarrod hat geschrieben:.
Btw. - Die Gefährdetengruppe wurde in den letzten Tagen ziemlich erweitert. Es sind nicht nur mehr Alte, Vorerkrankte.
Wer kam da denn mittlerweile noch dazu?

Liebe Grüße,
DieNeue
Hi DieNeue.

Abgesehen von den "normal-Vorerkrankten" sind mittlerweile auch Kinder und Jugendliche zur Gefährdetengruppe hinzugefügt worden. Eigentlich gibt es niemanden mehr, der aus dem Filter raus fällt. Möglicherweise sind die DiphterieKeuchhustenWundstarrkrampf-Geimpften aus den 70-ern eher resistent, oder haben bessere Abwehrstoffe. Jedenfalls gibt es Hinweise darauf. Ist Ossi-Kram.

cu Jarrod
"Waren gar nicht mal teuer diese Karabinerhaken" - unbekannter Bergsteiger
Ein Sommertag
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Ein Sommertag »

Wir werden diesen Virus auf Dauer so behandeln müssen wie jede andere schwere, stark ansteckende Erkrankung auch.
Nur, dass das Coronavirus etwas vollkommen Neues für den Organismus der westlichen Menschen darstellt und der Körper somit erst lernen muss, damit umzugehen und noch die passenden Medikamente gefunden werden müssen. Vorher siehts schlecht aus mit dem Übergang in die Behandlungsroutine.
Als es vor einigen Jahren in meiner Heimatstadt eine extreme Häufung von Masern gab, wurden in dieser Stadt besondere Maßnahmen ergriffen. Es wurde aber nicht das ganze (Bundes-)Land unter Quarantäne gestellt. Niemand hat verlangt, dass man doch aus Solidarität mal zu Hause bleiben soll.
Nur, dass es gegen Masern eine Impfung gibt und sich somit jeder schützen kann. Neuerdings MUSS man sogar eine Masernschutzimpfung oder eine durchgemachte Infektion nachweisen, wenn man in Einrichtungen des Gesundheitswesens arbeitet.
Coesfeld besondere Maßnahmen trifft, oder in Heinsberg
Das sind/ waren zwei der absoluten Brennpunkte! Meines Wissens nach geschah die Ausbreitung in Deutschland relativ flächendeckend mit weniger Betroffenen im Osten. Da war es wichtig, dass zunächst ganz Deutschland im Überblick gehalten wurde, bzw. haben ja schon zu Beginn der Welle einige Bundesländer ihr eigenes Süppchen gekocht.
Hinzu kommt auch für eine ganz klare Eigen-Verantwortung der Risikogruppen und wenn ich mich da hier in der Stadt umgucke, dann ist das bei der Bevölkerung ab 60 nicht angekommen, dass sie dazu gehören.
Da frage ich mich, inwiefern das repräsentativ ist, wenn es, laut Studien, die 20-24-Jährigen sind, die sich wenig an die Kontaktbegrenzungen halten und somit dafür sorgen, dass die Epidemie angetrieben wird.
Ich wohne mit Menschen aus der Risikogruppe zusammen, kann sie jederzeit anstecken, falls ich das Virus in mir trage. Trotzdem kann ich meine Arbeit nicht zu 100% auf Homeoffice umstellen.
So viel zum Thema der Eigenverantwortung.
In der Therapie war es mehr als 1x Thema, dass ich viel zu viel für andere gemacht und zu wenig an mich gedacht habe. Jetzt denke ich an mich, meine Gesundheit und die Folgen für mich aus dieser Zeit, da darf man dann lesen ich soll doch solidarisch sein und an die anderen denken.
Ja, so geht es mir auch. Trotzdem käme ich nicht im Traum auf die Idee, mich ausgerechnet jetzt ausleben zu wollen und ich denke auch nicht, dass das ein Psychotherapeut in der jetzigen Situation uneingeschränkt empfehlen würde.
Wenn man sich jetzt nämlich nicht solidarisch zeigt, kann das bedeuten, dass dadurch andere sterben. Muss man selbst abwägen, ob man das in Kauf nehmen möchte, weil man sich genau jetzt selbstverwirklichen will.

Ich selbst versuche, den Fokus auf das Positive zu legen und mir Dinge vorzunehmen, die mir guttun: Viele Kurse gibt es jetzt über Videochat, man kann telefonieren, außerhalb Bayerns konnte man die ganze Zeit mit einer Person unter Einhaltung des Abstands spazieren gehen, man kann in die Wälder. Es geht so viel!
Wenn man allerdings den Fokus nur auf Dinge legt, die verboten sind und nur noch diese will, ist man wohl irgendwann tatsächlich klinikreif.

Vieles hat auch Delphi 73 schon geschrieben. Den Hinweis auf den Kategorischen Imperativ fand ich sehr treffend.
Aurelia Belinda
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Aurelia Belinda »

@ Ein Sommertag,
Deine letzten beiden Abschnitte oder Absätze sprechen mich an. So denke ich auch.
Im übrigen gehört Rücksichtnahme für mich zum Alltag...mit und ohne Corona.
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Happy Girl
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Happy Girl »

Egal wie viel ihr hier über Leute schimpft, die sich nicht an die aktuellen Regeln halten, in Gruppen rumlungern usw. (meines Erachtens vor allem Jugendliche und junge Erwachsene), ihr erreicht sie doch eh nicht mit euren Schimpftiraden. Von denen wird das doch hier keiner lesen.

Und diejenigen, die sich zwar an die Regeln halten aber unter der Situation sehr leiden, wollen in diesem Forum einfach nur ihr Leid kundtun und teilen. Und das wird dann nicht akzeptiert? Oder schöngeredet nach dem Motto telefoniert doch mal mit Freunden? Aber gleichzeitig wird gefordert, dass die Mitmenschen doch bitteschön auf die anhaltende Depression und schlimmen Einschränkungen von einem selbst Rücksicht nehmen sollen? Irgendwie inkonsequent.

Außerdem sehe ich hier einen klassischen Denkfehler: man kann nicht sein Innenleben mit dem Außenleben eines Anderen vergleichen. Wenn ich Vollzeit arbeite, meinen Haushalt und Sozialleben aufrecht erhalte, bekommt ja von außen keiner mit wie es mir dabei geht. Es käme mir auch nicht in den Sinn, jedem was vorzujammern oder mich meinen destruktiven Gedanken hinzugeben (Stichwort bequemes Elend). Aber im Inneren machen mir die aktuellen Einschränkungen doch zu schaffen, das sehen andere Leute von außen nicht und meinen dann, wer sein Leben scheinbar gut im Griff hat, hat kein Anrecht darauf, mit der derzeitigen Situation zu hadern weil es ja um Menschenleben geht. So ein Blödsinn. Null Mitgefühl. Und null Taktgefühl.

Sorry, das musste jetzt einfach mal aus mir raus.
avelarte
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von avelarte »

Jarrod hat geschrieben:Möglicherweise sind die DiphterieKeuchhustenWundstarrkrampf-Geimpften aus den 70-ern eher resistent, oder haben bessere Abwehrstoffe. Jedenfalls gibt es Hinweise darauf. Ist Ossi-Kram.
Solche arroganten Statements wie Ossi-Kram kannst Du stecken lassen, ansonsten passt Du prima in das Klischee vom Besser-Wessi. Das Gesundheitswesen in der DDR war sehr gut, und es ist vor allem die Impfung gegen Tuberkulose, die offenbar auch zu einer besseren Widerstandsfähigkeit gegen andere Lungenerkrankungen beigetragen hat.

Gruß
avelarte
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Aurelia Belinda
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Happy Girl,

Ich persönlich nehme das Leid eines jeden ernst, auch deines.
Es ist schwer abzuwägen inwieweit die Rücksicht gehen soll.
Masken, ja oder nein.
Die Masken schützen ja u.U. auch einen selbst.
Ich verstehe deine NOT und deine fehlenden Kontakte.
Lebe schließlich selbst isoliert.
Trotz dem gibt's immer wieder im Leben Situationen auf die ich mich neu einstellen muss, meist natürlich zum Nachteil weil man eh schon genug eingeschränkt ist.
Ich versteh schon deinen Verdruss, das wollte ich dir mitteilen.
Ich hab selber kurz vor den Massahmen versucht Kontakte aufzubauen.
Stockt jetzt auch.
Aber deshalb geht für mich dir Welt nicht unter, ich versuche michs so lange einfach anderweitig zu beschäftigen.
Wie immer ohne Kontakte :-(
Was fehlt dir denn am meisten?

Grüssle, Aurelia
Zuletzt geändert von Aurelia Belinda am 16. Mai 2020, 13:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Peter1
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Peter1 »

Hallo Happy Girl
Du kannst von anderen Menschen nur Mitgefühl erwarten, wenn du ihnen zeigst, oder sagst, das es dir nicht gut geht. Du solltest dir abgewöhnen, immer die Starke zu spielen, denn das kostet nur unnötig Kraft, die du an anderen Stellen viel besser einsetzen kannst.
Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Monchen12345
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Monchen12345 »

@Aurelia: es sind Sätze wie: davon geht die Welt nicht unter... die bei mir als sehr verharmlosend ankommen.

Ich weiß nicht, wie es allen anderen so geht, aber ich bin es absolut leid, immer wieder von vorne anfangen zu müssen.
Depressionen machen keine Pause, nur weil es gerade auch einen Virus gibt. Ich zumindest will mir das bisherig erreichte nicht durch Maßnahmen gegen den Virus völlig zerstören lassen.
Stundenlang weinend, unfähig sich zu bewegen, in meinem Bett zu liegen und mir Gedanken zu machen wie ich das beenden kann, das ist für mich kein Leben. Darauf wird es zwangsläufig irgendwann hinauslaufen, wenn es noch mehrere Monate weiter geht.
Wenn es hier nunmal Menschen gibt, die kein Verständnis dafür haben dass ich dafür alles machen möchte, dass des nich dazu kommt, dann bin ich hier falsch oder eben die andere Seite. Aber das verträgt sich nicht.
Mir geht es in der Wahrnehmung wie Happy Girl.
Hier wird der persönliche, individuelle Leidensdruck heruntergespielt.
Durch Sätze wie: durch deine ausgelebte Freiheit sterben Menschen, wird mir dann noch versucht ein schlechtes Gewissen zu machen.
Aber da müssen mehrere Faktoren zusammen treffen, damit da etwas passieren könnte.

@Sommertag: wir sind bei diesem Thema einfach auf so unterschiedliche Ebenen unterwegs, da macht weiteres diskutieren für mich keinen Sinn.

Die aktuelle Frage wäre ehr, wie geht es hier in diesem Thread weiter? Sich weiter anzuzicken mach wenig Sinn.
Wir sind hier in einem Selbsthilfeforum für Menschen die an Depressionen erkrankt sind. Vielleicht sollten wir uns auf einen Austausch beschränken, der in die Richtung geht: Wie geht es einen jeden persönlich mit der Kombination Corona-Maßnahmen und Depressionen? Fällt jemandem etwas Konstruktives ein, kann man das gerne mitteilen, aber auf Grundsatzdiskussionen und Herunterspielen von dem Leidensdruck eines Anderen wird verzichtet.
Mein Vorschlag...
Peter1
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Wenn mir zu Hause die Decke auf den Kopf zu fallen droht, setze ich mich in die S-Bahn, und fahre in die City. Ich muss gar nicht mit den Menschen sprechen, mir genügt es sie zu sehen, zu spüren, das ich nicht alleine bin. Manchmal treffe ich auch einen Bekannten, und halte ein kleines Pläuschchen. Danach fahre ich wieder nach Hause, und gehe mit Chilly in den Wald. Zu sehen, wie der Hund voller Lebensfreude durch den Wald tobt, macht meinen Tag dann perfekt, und zeigt mir, wie schön das Leben doch sein kann, trotz Corona.

Peter
Ps. Monchen, dein Vorschlag ist nicht schlecht.
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Aurelia Belinda
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Aurelia Belinda »

Huhu Yvi,

Genau so ist es, jeder hat seine eigenen Problemchen, aber die hat er eben auch ohne Corona.
Corona verstärkt das ganze nur, glaube ich.
Klar kommt nicht jeder gut zurecht damit.
Aber wenn ich an die Einschränkungen denke, da habe ich sowieso genügend, jetzt halt noch mehr....
Ich rede NUR von mir.
Wie du sagst, jeder geht mit der Krise anders um.
Die Maske...na ja. Werde ich gewohnt, möchte ich aber nicht oft auf haben.
Da ich aber, wie auch du, selten raus gehe, kommt es nicht oft vor.
Bei uns ist es auch mehr als ungünstig grade, mein Mann müsste operiert werden......tja. That's Life.
Immer kommt alles anders als man denkt ( in dem Fall ich...).
Und immer kommt noch eins drauf. :-(

Frage mich grade, brauchen wir eine Maskenpflicht?
Es werden jetzt wieder Biergärten und Geschäfte geöffnet.
In Restaurants u. Biergarten zieht man die Maske runter ( Essen i. Trinken ),
Verstehe wer will.
Klar müssen Pflegekräfte etc. eine tragen. Da ist die Nähe zum Patienten.

Ja, ich finde auch, niemand soll kritisiert werden, wenn er z.B. schlecht damit umgehen kann.
Aber jeder sollte seine Ansicht hier teilen dürfen, die Krise wird uns wohl länger begleiten. :-(

Das mit deiner Oma ist natürlich schade.
So hat jeder SEINE ART an Problemen und Einbussen.

LG Aurelia
Zuletzt geändert von Aurelia Belinda am 17. Mai 2020, 00:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Jarrod
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Jarrod »

avelarte hat geschrieben:
Jarrod hat geschrieben:Möglicherweise sind die DiphterieKeuchhustenWundstarrkrampf-Geimpften aus den 70-ern eher resistent, oder haben bessere Abwehrstoffe. Jedenfalls gibt es Hinweise darauf. Ist Ossi-Kram.
Solche arroganten Statements wie Ossi-Kram kannst Du stecken lassen, ansonsten passt Du prima in das Klischee vom Besser-Wessi. Das Gesundheitswesen in der DDR war sehr gut, und es ist vor allem die Impfung gegen Tuberkulose, die offenbar auch zu einer besseren Widerstandsfähigkeit gegen andere Lungenerkrankungen beigetragen hat.

Gruß
avelarte
Hallo avelarte

Kein Plan womit ich Deinen Unmut erzeugt habe, aber ich betreibe kein Ossi-bashing. Ich habe mich nicht über das Gesundheitssystem der DDR geäußert und ja, Du hast Recht - es war die Tbc-Impfung. Ich habe noch einmal nachgelesen.

Hast Du viele negative Erfahrungen mit Bürgern aus den alten Bundesländern gemacht? Hört sich jedenfalls für mich so an.

LG Jarrod
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delphi73
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von delphi73 »

Monchen12345 hat geschrieben:Wir sind hier in einem Selbsthilfeforum für Menschen die an Depressionen erkrankt sind. Vielleicht sollten wir uns auf einen Austausch beschränken, der in die Richtung geht: Wie geht es einen jeden persönlich mit der Kombination Corona-Maßnahmen und Depressionen?
Eine gute Idee.

Seit Anfang Februar befinde ich mich in meiner fünften depressiven Episode. Seit Mitte März kommt zu Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit eine permanente Angst. Angst, dass die mir nahestehenden Menschen schwer erkranken könnten (meine Restfamilie und viele Freunde/Freundinnen gehören der Risikogruppe an) oder eine Erkrankung vielleicht sogar nicht überleben. Ende März kam die Angst dazu, dass auch in Deutschland in den Krankenhäusern bei großer Überlastung die Triage angewendet werden könnte. Das ist für mich ein nicht auszuhaltender Gedanke. Ich kann damit einfach nicht leben.

Inzwischen steht für mich die Rückkehr in den Job an. Auch davor habe ich Angst - nicht nur davor, den beruflichen Ansprüchen nicht genügen zu können und wieder zu versagen, sondern auch davor, mich anzustecken und damit mich selbst, aber auch andere Menschen in meinem Umfeld zu gefährden.

Mit den Corona-Maßnahmen ging es mir gut, weil sie mir helfen etwas gegen meine Angst zu tun. Ich habe gesehen, dass durch das Verhalten aller die Zahlen deutlich gesenkt werden konnten. Ich habe mich nicht mehr ohnmächtig gefühlt.

Durch die Lockerungen ist die Angst wieder schlimmer geworden.
avelarte
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von avelarte »

Jarrod hat geschrieben:Kein Plan womit ich Deinen Unmut erzeugt habe, aber ich betreibe kein Ossi-bashing.
Hallo Jarrod,

es war der Begriff "Ossi-Kram", der mich so auf die Palme gebracht hat. In den ersten Jahren nach der Wende haben wir tatsächlich sehr viel schlechte Erfahrungen mit Zugereisten aus den alten Bundesländern gemacht, die häufig gegen einen "Dschungelzuschlag" in die NBL gekommen sind, weil sie in den ABL keine Karriere machen konnten und die uns dann die Welt erklären wollten. Meine ersten positiven Erfahrungen mit Wessis habe ich mehr auf der privaten Ebene gemacht - im Rahmen eines Choraustauschs. Mittlerweile hat sich eigentlich alles eingepegelt, und ich mache sowohl offiziell als auch privat keinen Unterschied mehr zwischen Ossis und Wessis. Umso mehr explodiere ich dann, wenn ich durch (vielleicht missverstandene) Äußerungen wieder auf dieses Level zurückgeworfen werde.

Nichts für ungut und beste Grüße aus Leipzig
avelarte
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Margery
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Margery »

avelarte hat geschrieben:
Jarrod hat geschrieben:Möglicherweise sind die DiphterieKeuchhustenWundstarrkrampf-Geimpften aus den 70-ern eher resistent, oder haben bessere Abwehrstoffe. Jedenfalls gibt es Hinweise darauf. Ist Ossi-Kram.
Solche arroganten Statements wie Ossi-Kram kannst Du stecken lassen, ansonsten passt Du prima in das Klischee vom Besser-Wessi. Das Gesundheitswesen in der DDR war sehr gut, und es ist vor allem die Impfung gegen Tuberkulose, die offenbar auch zu einer besseren Widerstandsfähigkeit gegen andere Lungenerkrankungen beigetragen hat.

Gruß

Hallo avelarte,

die älteren Wessis sind auch noch stärker geimpft worden. Die genauen Unterschiede, ab wann man wogegen nicht mehr geimpft hat, kenne ich jetzt nicht. Bin froh darüber, dass ich geimpft wurde. ... und ja, ich finde es schade, wenn durch solche dummen und unüberlegten Bemerkungen (weiterhin) Vorurteile geschürt bzw. aufrecht gehalten werden.

VG
DieNeue
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von DieNeue »

@ Jarrod: Kommst du nicht ursprünglich aus dem Osten? Meine gelesen zu haben, dass du aus dem Norden stammst, oder hab ich da was verwechselt?
T Ally
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von T Ally »

Hallo,

es ist doch egal, woher jemand kommt. Das Virus ist für uns alle potentiell gefährlich und jeder geht damit anders um. Niemand weiß genaues, erste Erfolge gibt es in der Forschung, aber manchmal stellt sich dann auch heraus, dass es doch anders ist.
Und mir persönlich ist es egal, wo jemand herkommt. Mir kommt es darauf an, ob ich eine Verbindung spüre. Und meine Vorurteile überdenke ich auch immer wieder, denn leider hat man die schneller im Kopf als man gucken kann. Für mich sind die Begriffe Ossi und Wessi leider auch negativ belegt, obwohl ich das Quatsch finde, denn ich habe kein Problem damit zu sagen, dass ich aus dem Norden komme. Und über Friesen werden ja auch gern Witze gemacht, genau wie über die Batzis. Also ist doch jede Herkunft irgendwie mal dran.

Nun zurück zum Thema:

Gestern habe ich wieder gespürt, wie mich das alles rund um Corona mitnimmt. Und dabei habe ich vor der Erkrankung wirklich keine Angst. Meine Eltern sind zwar alt, aber sehr gesund, um die mache ich mir etwas Sorgen, aber sie selbst sind da ganz entspannt. Wobei Krankheiten bei uns nie ein Thema waren, es durfte schon in meiner Kindheit nicht gelitten werden, daher habe ich Wachstumsfehler lange ertragen müssen, bevor mir geholfen wurde und schwerere Erkrankungen fielen erst auf, wenn ich quasi "auf der Strasse" das Bewusstsein verlor. Daher kann ich meinen Körper auch schwer einschätzen.

Jedenfalls habe ich gestern versucht mich von meinen negativen Gedanken abzulenken und habe mich an der Küste mit Freunden und ihren kleinen Kindern getroffen. Wind und Wolken taten mir gut. Die Kinder haben mich auf Dauer etwas überfordert, da ich ja nun seit acht Monaten nicht mehr arbeiten bin. Als wir uns dann über Corona und Co. unterhalten haben und ich auf die Einsamkeit dadurch zu sprechen kam musste ich sehr weinen. Dabei habe ich das außerhalb der Therapie eigentlich selten getan, schon gar nicht vor anderen Menschen. Ich konnte aber nicht anders. Dieses Alleinsein, keine Nähe, es macht mich fertig. Das ist für mich schlimmer, als körperlich krank zu werden. Das kann ich aushalten. Und Angst vor dem Tod habe ich auch nicht. Ich weiß nicht, wie lange ich diese Distanz noch aushalte.
Das alles; diese Distanz, der Mundschutz, der ja auch Distanz ausdrückt, das triggert in mir etwas aus meiner frühen Kindheit an und lässt mich völlig hilflos zurück. Auf einem Bericht im Rahmen meiner Therapiegeschichte stand etwas von "traumatisches Erleben in der Kindheit, Verlassenheitsgefühl". Das alles kommt wohl wieder hoch.

Ich möchte gar keine großen Menschenmassen, ich möchte den normalen Alltag von Februar / Anfang März wiederhaben. Ich möchte in der Öffentlichkeit husten dürfen ohne Angst zu haben, dass alle vor mir weglaufen. Möchte in Gesichter sehen und die Mimik erkennen. Möchte den Abstand zu den Menschen um mich herum je nach Situation selbst bestimmen und mich im Job unterhalten dürfen, austauschen.
Das heißt für mich, ich möchte zurück ins normale Leben. Ich möchte keine neue Normalität!
DieNeue
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

hat dir das Weinen denn dann gut getan und konnten dir deine Freunde dann helfen?

Liebe Grüße,
DieNeue
Jarrod
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Jarrod »

DieNeue hat geschrieben:@ Jarrod: Kommst du nicht ursprünglich aus dem Osten? Meine gelesen zu haben, dass du aus dem Norden stammst, oder hab ich da was verwechselt?
Hallo

@DieNeue - Dein Gedächtnis funktioniert ausgezeichnet.

@avelarte - Dann haben wir uns einfach auf dem falschen Fuss erwischt.

@T Ally - Da gehe ich mit Dir konform.

Schluss mit Offtopic.

Kontaktverbot und Reisebeschränkungen haben für mich persönlich leicht positive Auswirkungen. Strandspaziergänge ohne (notwendigen) Slalom, die Strandpromenade ist (fast) frei und ich kann an der Steilküste Radfahren, ohne alle 200 m wegen Gegenverkehrs absteigen zu müssen.
Um meine Gesundheit muss ich mir keine Gedanken machen. Meine Eltern gehören zwar zur Risikogruppe, halten sich aber an die Empfehlungen.
Natürlich belastet mich so langsam auch, das man sich nicht einfach mal spontan irgendwo treffen kann. Ich habe schon viele Aktivitäten, die alleine gehen. Aber das reicht auf Dauer nicht aus. Soziale Bedürfnisse werden leider stärker, wenn sie Beschränkungen unterliegen.
Angst vor der Krankheit selber habe ich nicht. Ich gehe da mit gesunder Vorsicht ran - Im Zweifelsfalle immer Abstand.
@T Ally - Also wenn ich mal in der S-Bahn huste, habe ich definitiv einen Sitzplatz.^^

Genug für heute. Bleibt gesund.

Jarrod
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Margery
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Margery »

Hallo Jarrod,

ein wenig off topic:

Ich hatte dich als jungen Wessi eingeordnet. Habe es noch so kennengelernt, dass, wenn ich in einer Gruppe Ossis nachdenklich geguckt habe und mich zum Beispiel gefragt habe, was denn die Jungpioniere (Gerede über den 1. Maifeiertag, Mitte 90iger Jahre) waren und ob die freiwillig waren, die Sprecherin verstummt ist. Vor mir konnte oder mochte sie nicht frei reden. Schade.... Dabei wollte ich nicht als Besserwessi daherkommen ;-)

VG
Aurelia Belinda
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo T-Ally,

Der Satz: Wind und Wolken haben Dir gut getan, finde ich schön. Du warst an der Küste, immerhin eine kleine Ablenkung.
Man spürt dass dich die Krise zusätzlich zu deiner Situation sehr schlaucht, dich an den Rande des Wahnsinn's bringt.
Die Distanz, und das einsam sein, verstärkt noch deine Angst und die zerstörenden Gedanken. Und wenn ein Trauma aus der Vergangenheit schlummert, das nicht richtig verarbeitet wurde, sind deine Reaktionen verständlich...
Wer oder was dir helfen könnte, kannst NUR du selbst herausfinden.
Jede Krise ist schwierig zu bewältigen.
Aber, die Flinte ins Korn schmeissen....ist das die bessere Bewältigungsstrategie?.....

Deine Aussage: bei uns durfte schon früher un der Kindheit nicht gelitten werden, das war bei mir ebenso.
Man durfte nicht sagen, wie es einem geht, was man hat, selbst wenn es kritisch war...man müsste es notgedrungen verharmlosen....

Grüße von Aurelia
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Katerle
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Katerle »

@ T-ally

Ich mochte diese Begriffe, Ossi oder Wessi noch nie... Jeder hat seine Erfahrungen machen müssen und das zählt ganz einfach für mich. Mag keine Vorurteile.
Und was traumatische Kindheitserinnerungen betrifft und auch das Verlassenheitsgefühl, mit sowas musste ich auch so meine Erfahrungen machen. Und da ist es ganz verständlich, dass auch mal Tränen kommen...

Liebe Grüße und weiterhin Kraft für dich,
Katerle.

@ alle

Was Corona-Einschränkungen betrifft, vielleicht gelingt es einigen, mehr wertzuschätzen, was sie so hatten an Freiheiten, weil es ist ja auch nicht für alle finanziell für sich umzusetzen. Obwohl es ja auch viele schöne Sachen gibt, die man geniessen kann, was kein Geld kostet.
Und was sind schon vorrübergehende Einschränkungen gegen Einschränkungen ein ganzes Leben lang?

LG Katerle
Margery
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Margery »

Hallo Katerle,

was an Freiheiten weggefallen ist, ist mir schon aufgefallen. ;-). Ich hatte mich z.B. auf die vielen umsonst und draußen - Veranstaltungen gefreut, Konzerte vor allem. Jetzt muß ich wohl mehr Fahrrad fahren, was ja auch gesund ist. ;-)

Ich befürchte aber, dass bestimmte Leute, womit ich jetzt nicht die ihrer beruflichen Existenz Bedrohten meine, lieber auf die Bundesregierung schimpfen als dass sie es zu schätzen wissen, dass wir hier in Deutschland ganz gut geschützt wurden.

VG
Aurelia Belinda
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von Aurelia Belinda »

@ Yvi,
Ich persönlich nehme sowohl Corona ernst, als auch eure Sorgen u. Ängste...

Mehr ist dazu nicht zu sagen.
Ich hab durch Corona selbst zusätzlich einen Stiefel voller Probleme!

Hat leider jeder. Das will ich nochmal betonen. Einzelheiten lasse ich weg.
Hier bei mir ist auch “Polen offen“ wie man so schön oft sagt“.

ICH rede nichts klein.
Es ist meine Art damit umzugehen, aus Problemen, Problemchen zu machen.
Sonst würde man ja irgendwann austicken.

Noch was anderes,
Jetzt sehen die Gesunden mal was es heisst, eingeschränkt zu sein.

LG Aurelia
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DieNeue
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von DieNeue »

Hallo Yvi,

du hast geschrieben, dass du deine Einkäufe immer nach Hause schleppen musst. Trägst du immer Taschen oder hast du einen Trolley? Ich habe lange mit Rucksack oder Taschen eingekauft, das war total anstrengend und unpraktisch in den Öffentlichen, hab mir aber auf Anraten meiner Mutter irgendwann mal einen Trolley mit großen Rädern gekauft. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Geht viel leichter und durch die großen Räder läuft der Trolley auch bei Schnee oder Herbstlaub leicht. Vielleicht würde dir (oder jemand anderem hier) sowas helfen?
Ich habe den im Studium dann auch immer als Ersatz für die Reisetasche/Rucksack genommen, wenn ich zu meinen Eltern gefahren bin. Das war im Zug und am Bahnhof echt eine Erleichterung.

Liebe Grüße,
DieNeue
DieNeue
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Re: Coronavirus-Krise

Beitrag von DieNeue »

Na klar. Du musst aber auch nicht antworten, es war nur ein Gedanke, der mir so kam, als ich das gelesen habe.
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