Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

-Mara-
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von -Mara- »

Hallo Blake,
Ich habe noch nicht alle bisherigen Seiten gelesen.
Traurigkeit, die alles überrollt, Verzweiflung, und diese Gefühle der Sinnlosigkeit, sind mir auch sehr vertraut, im Grunde inzwischen ständiger Begleiter.
Ich denke das ist halt auch die Depression ....
Und ich denke, dass auch Lebenssituation zu solchen Gefühlen beiträgt, oder jedenfalls beitragen kann. Und mit körperlichen Krankheiten, schlechter körperlicher Verfassung, wird es halt noch schwerer. Allein schon das kann halt auch noch zu Depressionen beitragen.

Sicherlich, es ist nicht sonderlich rational, zu Untersuchungen (wenn sie nötig sind) nicht hinzugehen. Aber ich finde es auch recht verständlich. Termine bei Fachärzten holen ist Stress, da hingehen zu müssen ist Stress, und ... sich damit auseinanderzusetzen, was dann eventuell passieren muss, erst recht. Wenn man eh schon mit Motivationsverlust zu kämpfen hat, und sich mit Traurigkeit und dem Gefühl von ist-doch-eh-alles-sinnlos herumschlägt, ist es definitiv nicht einfach, sich dann auch noch mit solchen Sachen zu konfrontieren.

Wobei, wenn es etwas betrifft, wo es u. U. wichtig wäre, es rechtzeitig / möglichst schnell zu wissen (um noch genügend Handlungs- / Behandlungsoptionen zu haben, und rechtzeitig damit zu beginnen), dann wäre es wirklich wichtig, dass du das bald in Angriff nimmst.
Aber das ist dir ja sicherlich selber bewusst. (Und ich fühle mich blöd, das zu schreiben, weil ich dann eigentlich auch selber auf mich hören müsste. Es geht mir wohl ähnlich.)
Das gemeine ist, mit der Depression, wenn eh alles sinnlos erscheint, wird es irgendwie "leichter", sowas auszublenden, diese rationalen Zusammenhänge und Gründe. Weil ja eh die Kraft dazu kaum da ist. - Da ist es dann vielleicht gerade noch möglich, irgendwie noch zu versuchen der Depression etwas entgegen zu setzen und morgens (oder wenigstens irgendwann tags) aus dem Bett zu kriechen, und wenigstens einen "so tun als ob"-Tag zu beginnen, oder wenigstens in Gedanken versuchen noch nach "Auswegen" aus der Depression zu suchen. Aber dafür, sich konsequent um die "Selbstfürsorge" zu kümmern und auch noch um die ganze Fachärzterennerei für ständig weitere körperliche Erkrankungen ... reicht es dann vielleicht nicht mehr. Da braucht es irgendwie auch, dass man noch einen Sinn darin sehen kann, da so viel Kraft reinzustecken.
-Mara-
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von -Mara- »

Worin soll der Vorteil bestehen? Darin, dass mich das Nachdenken vom tatsächlichen Tun abhält? Klar, eine Funktion erfüllt es; es ist Teil einer Vermeidungsstrategie: Wenn ich nur über Handlungsoptionen nachdenke, aber nicht handle, dann vermeide ich damit auch angstbesetzte Situationen. Einen wirklichen Vorteil sehe ich darin jedoch nicht.
Vielleicht ein seltsamer Gedankengang, und vermutlich nicht zu dem Kontext passend, auf den es gemeint war. ... Aber ...
Ich sehe durchaus einen möglichen Vorteil, den ein vermehrtes Nachdenken über die Handlungsoptionen (statt direkt zu handeln) haben kann: Um Ressourcen zu sparen wenn der Vorrat sehr begrenzt ist.
Mir geht es tatsächlich auch ganz praktisch gesehen inzwischen manchmal so ... dass es mir durchaus helfen kann, erstmal etwas zu vermeiden, und gründlich zu überlegen, was und wie jetzt der wichtigste nächste Schritt ist, oder welches der dringlichste Bereich ist in dem ich etwas tun muss. Oder wenn ich es mit dem vermehrten Nachdenken schaffe, besser Übersicht zu finden zu was demnächst an zu Bewältigendem auf mich zukommt und besser Einzuschätzen wieviel ich hinkriege. Oder einen gut ausgearbeiteten Plan zu haben dann, für das, was ich angehen muss, so dass ich die anstehende Aufgabe bei der Ausführung mit möglichst geringem Energieverlust hinkriegen kann.
Und so (irgendwann) diesen wichtigen Schritt / diese wichtige Aktion dann tatsächlich zu schaffen, und bis zuende zu schaffen - und nicht schon alle Kraft vorher ausgegeben zu haben, oder nur Anfänge zu schaffen aber dann nur wieder zusammenklappe.

Ich lese viel, dass "vermehrtes Nachdenken" (aka "Grübeln") nicht gut sei ... Ich denke manchmal kann es schon gut sein.
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Liebe Mara,

vielen Dank für deine interessanten Gedanken und herzlich willkommen im Forum!
-Mara- hat geschrieben:Traurigkeit, die alles überrollt, Verzweiflung, und diese Gefühle der Sinnlosigkeit, sind mir auch sehr vertraut, im Grunde inzwischen ständiger Begleiter.
Ich denke das ist halt auch die Depression ....
Ich habe in diesem Zusammenhang einmal zwischen Depression als Krankheit und einer depressiven Persönlichkeitsstruktur unterschieden. Vielleicht findest du dich ja auch ein bisschen in der Unterscheidung wieder. Ich habe definitiv auch in den Phasen, in denen ich nicht unter einer akuten depressiven Episode leide, eine depressive Sicht auf die Dinge. Auch dann fühlt sich mein Leben größtenteils leer an, empfinde ich das Leben als sinnlos, empfinde eine tiefe ungerichtete Traurigkeit usw. Es wirkt sich dann vielleicht nicht so stark auf meinen Antrieb aus und es gibt vielleicht etwas mehr Freude in meinem Leben, aber unterm Strich ist und bleibt das Leben auch dann grau und fade …
-Mara- hat geschrieben:Wobei, wenn es etwas betrifft, wo es u. U. wichtig wäre, es rechtzeitig / möglichst schnell zu wissen (um noch genügend Handlungs- / Behandlungsoptionen zu haben, und rechtzeitig damit zu beginnen), dann wäre es wirklich wichtig, dass du das bald in Angriff nimmst.
Das ist in meinem Fall, glaube ich, wenn der Worst Case vorliegt, gar nicht so einfach zu entscheiden. Der Worst Case wäre zum gegenwärtigen Stand der Medizin nicht heilbar, sondern lediglich behandelbar, soweit ich weiß. Allerdings könnte die Kenntnis von der Diagnose selbst die Symptome der Krankheit verschlimmern … Ich müsste also abwägen, wie viel gewonnen ist, wenn ich früh behandelt werde, und wie viel durch die Belastung der Kenntnis von der Krankheit verloren wäre … Klar, wenn die Krankheit ausgeschlossen werden könnte, hätte ich andererseits auch eine gewisse Sicherheit … Gar nicht so einfach!
-Mara- hat geschrieben:Da ist es dann vielleicht gerade noch möglich, […] wenigstens einen "so tun als ob"-Tag zu beginnen
„‚So tun als ob‘-Tag“ – danke dafür, sehr schöne, treffende Bezeichnung! Darin bin ich ein Meister: ich schaffe es eigentlich relativ gut, meinen Alltag im Sinne von „so tun als ob“-Tagen zu bewältigen. Hätte ich meine alltäglichen Strukturen wie Arbeit nicht mehr, würde ich vermutlich in ein noch tieferes Loch fallen, weil ich mich dann nicht mal mehr an diesen Strukturen aufrichten könnte. Andererseits haben diese „so tun als ob“-Tage auch ihren Preis, weil das ganze Theater, das ich spiele, mir auch viel Kraft raubt.
-Mara- hat geschrieben:Ich sehe durchaus einen möglichen Vorteil, den ein vermehrtes Nachdenken über die Handlungsoptionen (statt direkt zu handeln) haben kann: Um Ressourcen zu sparen wenn der Vorrat sehr begrenzt ist.
[…]
Und so (irgendwann) diesen wichtigen Schritt / diese wichtige Aktion dann tatsächlich zu schaffen, und bis zuende zu schaffen - und nicht schon alle Kraft vorher ausgegeben zu haben, oder nur Anfänge zu schaffen aber dann nur wieder zusammenklappe.
Der entscheidende Punkt scheint doch in deinem Fall zu sein, dass du irgendwann den Schritt gehst. Dann würde ich das Nachdenken über Handlungsoptionen usw. auch nicht als unbedingt schlimm betrachten – klar, kommt immer noch darauf an, wie du dich damit fühlst, aber ich verstehe dich so, dass das Nachdenken tatsächlich eine entlastende Funktion hat und du zufrieden bist, mit den Handlungsergebnissen, die ja doch irgendwann auf das Nachdenken zu folgen scheinen. Ich glaube, du solltest dich deswegen nicht von der landläufigen Meinung irritieren lassen, dass zu viel Grübeln schädlich ist. Das ist es meiner Meinung nach nur dann, wenn man nicht mehr zu irgendwelchen Tätigkeiten (außer dem Denken) kommt und damit unglücklich ist. Bei mir ist das Nachdenken – wobei es bei mir Grübeln nicht richtig trifft, daher vielleicht besser: Leben im Kopf – tatsächlich ein Handlungsverhinderer, der mich in eine Art Totenstarre versetzt (bei mir spielen aber auch Ängste, fürchte ich, eine zentrale Rolle).

Herzliche Grüße
Blake
-Mara-
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von -Mara- »

Hallo Blake,

Danke für deine Antwort!
Zur Zeit fällt es mir sehr schwer, genug Worte und Gedanken zusammenzukriegen.
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Liebe Mara,

tut mir sehr leid, dass es dir offenbar so schlecht geht, dass du deine Gedanken nicht sammeln kannst und keine Worte findest. Ich hoffe, dir geht es bald besser und du findest wieder Worte für das, was dich bewegt!

Herzliche Grüße
Blake
Bittchen65
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von Bittchen65 »

Lieber Blake,

du bist wirklich ein netter Typ.

Einen schönen Sonntag und liebe Grüße
Bittchen
-Mara-
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von -Mara- »

Danke Blake,
lieb von dir. Es ist wohl zu viel insgesamt, was mich bewegt. Da ist es oft schwer, einzelnes herauszupicken und in Worte zu bringen.
Das ist oft noch so eine Sache, wo ich denke das mit dem vielen Nachdenken ist auch gar nicht nur schlecht, das hilft mir wenigstens auch manchmal "sortieren". Und identifizieren. Ohne wär ich wohl ganz aufgeschmissen.
Das mit dem Nachdenken über Handlungsoptionen führt leider auch bei mir nicht immer (und schon gar nicht "automatisch") dann dazu, dass ich die Schritte gehen kann. Aber es ist halt oft Voraussetzung dafür. (Und sei's manchmal auch nur "für mich", um zu Wissen ich habe mir wenigstens Mühe gemacht, nach verschiedenen "Optionen" zu schauen. Und auch versucht, zu beachten, was es "mit mir macht" oder wie es für mich ist. Auch wenn ich am Ende nicht wirklich "Optionen" habe bzw das einsehen muss, und das vielleicht auch nur mit Augen zu und Verdrängen geht. Aber ich schreibe wohl zuviel. Vielleicht hatte ich auch zu unterschiedliche Situationen dabei im Kopf. )
wenn man nicht mehr zu irgendwelchen Tätigkeiten (außer dem Denken) kommt und damit unglücklich ist. Bei mir ist das Nachdenken – wobei es bei mir Grübeln nicht richtig trifft, daher vielleicht besser: Leben im Kopf – tatsächlich ein Handlungsverhinderer, der mich in eine Art Totenstarre versetzt (bei mir spielen aber auch Ängste, fürchte ich, eine zentrale Rolle).
Leben im Kopf ALS Handlungsverhinderer, und Totenstarre, klingt nicht so gut.
Angst spielt bei mir auch mit eine Rolle. - Aber "blinder Aktionismus" hilft mir (vllt auch nur mir) da definitiv auch nicht. (Und macht es langfristig nur schlimmer.)

Ich war mir erst nicht sicher, wie das mit dem "Krankheit verschlimmern durch Wissen darum" sein sollte, gehen sollte, habe erstmal gerätselt. Aber wenn ich das mal neu betrachte vielleicht auch unter dem Blickwinkel Thema Angst, ok vielleicht kann es das so geben und ist das berechtigte Sorge. Dass man durch die Belastung (vom Wissen) auch viel an Lebensqualität und Mut verlieren kann, ist mir schon klar. Nicht-Wissen kann schon manchmal sowas wie "ein Segen sein". Ohne alle Fakten zu kennen, ist das realistisch Einschätzen halt schwierig. Da beisst sich wohl die Katze in den Schwanz.

Meine "so tun als ob" Tage, mit "Arbeitsalltag" hat das leider nichts mehr zu tun, also so gesehen wohl keine "normalen Tage" mehr (wo ich halt so tu als ob, nach aussen), ich funktioniere leider nicht mehr, im herkömmlichen Sinne. In meinem Fall bezieht sich das wohl dann eher darauf, dass ich nochmal so tue als sei überhaupt ein neuer Tag ;)
Aber schön, dass du in meinen Worten einen guten Begriff gefunden hast :)
Passende Bezeichnungen zu finden für was ist oder vorgeht oder sich anfühlt ist gut, finde ich. Das kann auch helfen zu sehen wo man steht. Und ohne das ist es viel schwieriger, herausfinden zu können wie man da hin kommt wo man hin möchte, jedenfalls auf Landkarten.

Chronische Leere und Traurigkeit, immer alles grau und fade, durch's ganze Leben, kenne ich nicht. Naja aus den letzten Jahren schon andauernde Traurigkeit und Sinnlosigkeit Gefühl. Aber früher war das definitiv anders. Und dunkel erinnere ich mich auch noch an den Menschen von "damals", auch noch in mir. (Nur halt lange vorbei.)
Ist es nicht trotzdem irgendwie eine Erleichterung, wenn du aus akuter depressiver Phase wieder zum "normal"-alltäglich-(leicht?)depressiven zurückkommen kannst?
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Liebe Mara,

dass dich offenbar so (zu) viele Dinge auf einmal bewegen, tut mir leid! Bei mir ist es eher so, dass in mir so überwältigende Gefühle (wie Traurigkeit) sind, dass ich darüber sprachlos bleibe … Ansonsten, denke ich manchmal, sind meine Probleme eigentlich einfach – aber das heißt leider wiederum nicht, dass sie leicht zu lösen wären.

Was das Nachdenken betrifft, kann ich nur noch einmal wiederholen, dass ich es für Quatsch halte, pauschal zu sagen, dass es schlecht (oder gut) ist. Natürlich kann und ist es in vielen Fällen sehr sinnvoll, vor der Handlung nachzudenken. Wenn das Nachdenken aber eine Vermeidungsstrategie ist, dann würde ich nicht mehr sagen, dass Nachdenken unbedingt gut ist – Also ja: Blinder Aktionismus hilft vermutlich genauso wenig wie eine endlose Gedankenschleife …

Was das Wissen um die Krankheit betrifft: Es gibt meines Wissens tatsächlich körperliche Krankheiten, deren Symptomatik sich durch das Wissen über sie verschlechtern kann. Wahrscheinlich sind das dann tatsächlich psychosomatische Effekte.
-Mara- hat geschrieben:In meinem Fall bezieht sich das wohl dann eher darauf, dass ich nochmal so tue als sei überhaupt ein neuer Tag ;)
Oje, das hört sich aber gar nicht gut an, klingt irgendwie nach „Es geht gar nichts mehr“. Ich hoffe, die Tage kommen nicht sehr oft, in Zukunft immer seltener und ganz bald nie mehr vor!
-Mara- hat geschrieben:Ist es nicht trotzdem irgendwie eine Erleichterung, wenn du aus akuter depressiver Phase wieder zum "normal"-alltäglich-(leicht?)depressiven zurückkommen kannst?
Ganz bestimmt wäre das eine Erleichterung! Eine Erleichterung, für die ich auch dankbar wäre. Aber das Leben wäre dann immer noch relativ öde und freudlos. Von Traumzustand kann also keine Rede sein. Und dann stellt sich mir schon die Frage, was das für ein Leben ist, wenn das jetzt die nächsten 20, 30, 40 oder 50 Jahre so weitergeht …

Herzliche Grüße
Blake
-Mara-
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von -Mara- »

Lieber Blake,

Ja die Traurigkeit ... die alles überwältigt, und die Worte verschluckt ... die kenne ich auch.
(Tags kann ich mich oft zumindest phasenweise ablenken, kurzfristig mal verdrängen, zeitweiliges nichtfühlen ... nachts ist das schwieriger.)

Danke für deine guten Wünsche. Dass es nicht mehr vorkommt (und das auch noch bald), ist sehr unwahrscheinlich. Inzwischen hoffe ich manchmal noch, dass ich es eines Tages vielleicht schaffen kann, mich in den Resten von Leben mal noch halbwegs einrichten zu können. Vielleicht kann ich darauf ja noch hoffen.

Ich glaube nicht, dass "Traumzustand" irgendwas mit dem echten Leben zu tun hat. Das Leben ist eher ein Mischmasch, und Freude oder Glücklichsein gibt es meistens halt dann mal "zwischendrin", nicht als Dauerzustand. "Überwiegend Zufriedenheit" ... trifft es denke ich eher, und da reingemischt einige Portionen Glücksmomente, aber auch (normale) Schwierigkeiten, Freude, und auch trauern. Aber, ja, auch dafür muss man wohl wenigstens ab und zu Freude empfinden können an etwas.

Weisst du denn, was es ist, was du tun wolltest (oder ist es eher ein müsstest?), wenn du nicht im Nachdenken-statt-Handeln festhängen würdest?

Ist denn Zufriedenheit manchmal dabeigewesen? Die Frage geht mir durch den Kopf, wenn ich deine Worte lese von "Freude war noch nie da, auch nicht im 'Normal'zustand".

Ist es die körperliche Erkrankung, und/oder die Sorge darum, die dir derzeit das Leben am meisten schwer macht?

Manchmal ist halt Durchhalten das einzige was man noch tun oder versuchen kann. Und jedes Stückchen Erleichterung oder Schritt auf dem Weg zur Erleichterung ist dann schon viel wert.

Die Frage was kommt denn noch, oder was kann denn überhaupt noch kommen ... und wie sollen Jahrzehnte "überstanden" werden? (Abgesehen davon, dass es unerträglich ist, und gar keine gute Aussicht, Jahrzehntelang nur zu "überstehen" ) ... dass das sehr schwer zu ertragen ist, verstehe (und kenne) ich sehr gut.

LG
Mara
hazmagetmaton
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von hazmagetmaton »

Blake,

bist du beim Meditieren mal mit Mindfulness Based Stress Reduction in Berührung gekommen? Wenn ich mich recht erinnere, ist diese Form von Meditation ursprünglich mit chronisch kranken Menschen im Blick entwickelt worden.
Falls nicht, kannst du ja mal auf YouTube schauen.

hazmagetmaton
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Liebe Mara,

was du schreibst, liest sich – und das sage ich als jemand, der selbst nicht gerade als optimistisch/hoffnungsvoll gilt – sehr, sehr verzweifelt. Das tut mir wirklich leid!
-Mara- hat geschrieben:Inzwischen hoffe ich manchmal noch, dass ich es eines Tages vielleicht schaffen kann, mich in den Resten von Leben mal noch halbwegs einrichten zu können. Vielleicht kann ich darauf ja noch hoffen.
Was ist passiert, dass du nur noch so wenig Hoffnung hast? (Du musst die Frage natürlich nicht beantworten, wenn du nicht magst.) Du scheinst doch in deiner Vergangenheit zumindest ein anderes, ein von der Depression freies Leben kennen gelernt zu haben …
-Mara- hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass "Traumzustand" irgendwas mit dem echten Leben zu tun hat.
„Traumzustand“ hatte ich eher im Sinne von „wünschenswertes Leben“ gemeint. Überwiegende Zufriedenheit wäre zum Beispiel aus meiner Sicht ein sehr wünschenswerter Zustand. Mir ist klar, dass nicht immer alles perfekt oder auch nur ansatzweise perfekt ist, aber überwiegende Zufriedenheit wäre schon sehr viel, finde ich.
-Mara- hat geschrieben:Ist denn Zufriedenheit manchmal dabeigewesen?
Auch in meinem Leben gab es Freude und Zufriedenheit. Wenn ich das an anderer Stelle anders dargestellt habe, war das nicht meine Absicht. Mir geht es eher um eine Art Bilanz. Wenn ich mich Frage, ob die glücklichen, zufriedenen Momente in meinem Leben es wert sind, die dominanteren unglücklichen und unzufriedeneren Phasen im Leben durchzustehen, habe ich, ehrlich und gelinde gesagt, meine Zweifel.
-Mara- hat geschrieben:Ist es die körperliche Erkrankung, und/oder die Sorge darum, die dir derzeit das Leben am meisten schwer macht?
Ich würde vermuten: nein. Meine depressive Sicht auf mein Leben, Traurigkeit, Leere, Einsamkeit machen mir, denke ich, das Leben am meisten schwer. Ich stehe mir irgendwie selbst auf den Füßen herum … Das beeinflusst natürlich auch meinen Umgang mit körperlichen Erkrankungen. Diese erschweren also irgendwie die Situation, sind aber nicht die Wurzel des Hauptübels.
-Mara- hat geschrieben:Weisst du denn, was es ist, was du tun wolltest (oder ist es eher ein müsstest?), wenn du nicht im Nachdenken-statt-Handeln festhängen würdest?
Mir wird immer klarer, dass ich ein sehr angstgesteuerter Mensch bin. Insofern würde ich sagen, ja, ich weiß oft, was ich tun wollen würde: einfach meinen Impulsen folgen und mich nicht von meiner Angst einschüchtern lassen … In anderen Bereichen ist es nicht immer so einfach, ebenso wie in den Bereichen, in denen ich vielleicht noch nicht erkannt habe, dass Ängste mein Verhalten steuern.
-Mara- hat geschrieben:Manchmal ist halt Durchhalten das einzige was man noch tun oder versuchen kann.
Ich hoffe doch sehr, dass unser Leben irgendwann mehr als Durchhalten ist! Ich weiß zu wenig über dich, aber du klingst sehr verzweifelt, hoffnungslos und resigniert. Das tut mir, wie gesagt, sehr leid! Ich wünsche dir, dass da wieder ein Licht am Ende des Tunnels erkennbar wird!

Herzliche Grüße
Blake
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Hey hazmagetmaton,
hazmagetmaton hat geschrieben:bist du beim Meditieren mal mit Mindfulness Based Stress Reduction in Berührung gekommen?
Nein, nicht so wirklich. Ich habe einen völlig unesoterischen Zugang zur Meditation. – Bin aber leider zur Zeit auch völlig untätig in der Richtung … Ich werde mich bei Gelegenheit einmal über MBSR informieren. Kannst du etwas aus deiner Sicht dazu sagen?

Schöne Grüße
Blake
-Mara-
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von -Mara- »

Ich hoffe es ist dann nicht nur der Zug ;) :)

mehr Worte ein andermal. Und Danke!
M.
hazmagetmaton
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von hazmagetmaton »

lol, deinem schwarzen Humor scheint es ja immerhin noch gut zu gehen, Mara ;D

MBSR ist grundsätzlich ebenfalls nicht esoterisch. Ich habe es in Form von Body Scans (auf YouTube) kennengelernt: Im Prinzip Aufmerksamkeitslenkung, bei der man sich auf ein Körperteil nach dem anderen konzentriert und es achtsam wahrnimmt.
Ich habe selbst keine nennenswerten körperlichen Beschwerden, deshalb kann ich in der Hinsicht nichts erzählen, aber es hat mir mit meinen Stimmungen schon geholfen. Erstens fand ich es total entspannend (ich benutze es zur Zeit zum einschlafen...), zweitens hatte ich dann mal etwas anderes, konkretes, auf das ich mich statt meiner Gedanken konzentrieren konnte. (Körperlich ist das Prinzip denke ich, dass man früher oder später einen Teil seines Körpers wahrnimmt, dem es gut geht, und dann übt, seine Aufmerksamkeit genau auf solche Dinge zu richten.)
-Mara-
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von -Mara- »

Lieber Blake,

es tut mir leid, dass so viel Verzweiflung in meinen Worten mitklingt.
Ich möchte niemanden erschrecken oder runterziehen. Normalerweise sage ich nicht mehr viel von was in mir vorgeht oder meiner Situation. Ich dachte nicht dass ich zu negativ geschrieben hatte. Aber ich bin auch aus der Übung. Da habe ich also vielleicht nicht richtig eingeschätzt.

Über das Thema Angst / Ängste denke ich auch viel nach.

Ist es denn für dich so, dass deine Angst das ist, was dir im Wege steht, und dich hindert im Sinne von dich abhält vom tun OBWOHL es machbar wäre? Und wenn du dann trotzdem die Dinge machst, sind sie gut? (Und geht es dir gut, und macht vielleicht sogar Freude? oder bringt dich irgendwie weiter?)
Also ich meine, die dich einschüchtert, im Sinne von dich davon abhält weil du es dich dann nicht traust - aber wenn du dich traust es dann gut läuft, und besser wird?
Ich weiss gar nicht, wie ich es formulieren soll. Ich versuche wohl noch zu verstehen wie das geht ...

Also so in der Art, dass es leichter geht, wenn du es erstmal machst? Und dann "auch gar nicht so schlimm war"?

Über das mit "Bilanz" bin ich wohl schon drüber hinaus. Da habe ich auch mal eine Zeit lang darüber nachgedacht. Aber ehrlich gesagt mir würde es auch genügen, selbst wenn "in Summe" am Ende "mehr schlechte Zeiten" oder Schwierigkeiten waren, wenn es denn wenigstens AB JETZT dann gut wäre. Die "Bilanz" unterm Strich kann mir dann auch Wurst sein (die ist eh schon ruiniert... :P ), wenn es dann jetzt schön werden würde.

Ich hoffe auch manchmal noch dass es nicht nur für den Rest Durchhalten sein muss.

Vielleicht ist "Ruhepunkte finden" etwas wichtiges? In all dem traurigen und schwierigen, in der Seereise durch die unglücklichen Zeiten auch Inseln zu finden?
Ich weiß nicht, wie die "Berechnungen" laufen (können) oder wann "es sich lohnt", wie das Verhältnis von "guten Momenten" zu "schwierigen Zeiten" sein muss, um "unterm Strich" ein Gefühl von "es lohnt sich" oder wenigstens ein Gefühl von "ok" zu ergeben. Ich weiss es für mich nicht, und für andere kann man es wohl gar nicht wissen, es ist sicherlich unterschiedlich. Ich denke man braucht wohl wenigstens einen Ansatz von "Balance" in den Dingen, um es (heraus)finden zu können.

Manchmal finde ich noch Reste meines Galgenhumors. Das macht es manchmal ein wenig leichter. Wenn auch nicht wirklich. Aber für den Moment.

LG
Mara
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Liebe Mara,

keine Sorge, du hast mich nicht erschreckt oder runtergezogen mit dem, was du geschrieben hast. Mir tut es nur leid, dass es dir offenbar sehr schlecht geht und du wenig opitmisitsch bist.
-Mara- hat geschrieben:Ist es denn für dich so, dass deine Angst das ist, was dir im Wege steht, und dich hindert im Sinne von dich abhält vom tun OBWOHL es machbar wäre? Und wenn du dann trotzdem die Dinge machst, sind sie gut? (Und geht es dir gut, und macht vielleicht sogar Freude? oder bringt dich irgendwie weiter?)
Ja, in vielen Bereichen, steht mir tatsächlich die Angst im Weg. Ob die Dinge, würde ich sie denn machen, gut wären, kann ich schwer sagen – zum einen, weil ich die Dinge ja einfach vermeide, zum anderen, weil mir ein realistischer Maßstab fehlt. Das mit der Freude ist natürlich auch schwer zu sagen: Da die Tätigkeiten Angst besetzt sind, sind sie natürlich nicht angenehm, sondern eher sehr unangenehm; aber ich vermute, dass ich ohne Angst Freude an ihnen hätte …
-Mara- hat geschrieben:Aber ehrlich gesagt mir würde es auch genügen, selbst wenn "in Summe" am Ende "mehr schlechte Zeiten" oder Schwierigkeiten waren, wenn es denn wenigstens AB JETZT dann gut wäre. Die "Bilanz" unterm Strich kann mir dann auch Wurst sein (die ist eh schon ruiniert... :P ), wenn es dann jetzt schön werden würde.
Ja, dem kann ich durchaus zustimmen. So war es im Grunde auch gemeint: Wenn es ab jetzt im Wesentlichen gut wäre, wäre ich sehr zufireden – davon gehe ich aber nicht aus. Wenn es nur ab und zu mal wieder einigermaßen erträglich ist, stelle ich mir aber die Frage, ob es das wert ist … Insofern kommt die Bilanzierung ins Spiel.

Herzliche Grüße
Blake
-Mara-
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von -Mara- »

Lieber Blake,

ja den Optimismus habe ich wohl irgendwo unterwegs verloren. Mir geht dieser Spruch durch den Kopf, immer mal wieder: Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung. Der trifft wohl manchmal zu.
Verzweifelt, hoffnungslos, resigniert. Das trifft es wohl meistens.
Ich versuche irgendwie trotzdem noch, weiter zu machen (ich weiss nicht mehr, mit was eigentlich), weiter durchzuhalten trifft es vielleicht eher. Seit dem letzten Jahr kommt auch Bitterkeit immer mal wieder mit dazu. Und die Traurigkeit ist inzwischen permanenter Begleiter. Schmerz nicht zu vergessen.
Interessant, eine ziemliche Palette an Gefühlen. In den Anfangsjahren der Depression (oder vielleicht in denen 'dazwischen' irgendwann) waren Phasen mit überhaupt kaum fühlen. Ich weiss nicht, ob ich das wieder herbeisehne, eigentlich auch nicht, schön war das definitiv nicht. (Und Verzweiflung und Panik waren in der Zeit auch trotz allem noch an die Oberfläche durchstechende Empfindungen.)
Ich weiss inzwischen nicht mehr so recht, ob ich noch auf irgendetwas "warte" (er-warte??), ... was überhaupt noch kommen könnte ... Das Durchhalten hat sich irgendwie verselbständigt, auch ohne noch nennenswert Glauben oder Hoffnung auf ein Besserwerden.
W_Blake hat geschrieben:Was ist passiert, dass du nur noch so wenig Hoffnung hast? (Du musst die Frage natürlich nicht beantworten, wenn du nicht magst.) Du scheinst doch in deiner Vergangenheit zumindest ein anderes, ein von der Depression freies Leben kennen gelernt zu haben …
Ich weiss gar nicht so recht, wie ich das beantworten soll. Passiert? ... vieles. Eines nach dem anderen, und zu vieles auf einmal. Das ist aber schon lange her. Die Jahre seit dem waren im Grunde ein stetiges Abwärts. Mit kleinen Ansätzen zur Biege in Richtung waagerecht, vielleicht, und einem Stückchen kleiner Hoffnung. Aber dennoch deutlicher Tendenz.

Die letzten 3 Jahre jetzt waren dann ein ziemlich schnelleres abwärts. Da kamen (immer mehr) körperliche Beschwerden dazu. Und ich bin es so müde, diese ganzen Odyseen zu Ärzten, habe keine Kraft mehr, bin aufgebraucht. Es waren auch zu viele Ärzte(suchen), Versuche, Krankenhausaufenthalte, seit dem, und eigentlich keine wirklich hilfreichen Ergebnisse / Behandlung(sversuche), jedenfalls keine wirkliche Besserung. Nur Erschöpfung. Von einer Tumor-OP vorletztes Jahr habe ich mich immer noch nicht wieder ganz regeneriert. Und weiteren OP's ins Auge zu schauen schreckt mich. Es ist auch noch so einiges gesundheitlich im Argen. Aber ich bin es auch leid, dieser ganze Ärztemist, und zu oft kommen eh nur so Sprüche von "alles psychisch" sobald irgendetwas von Depression oder Angst bekannt ist - und als Begründung dafür, dass man ja gar nichts untersuchen muss. (Der Tumor war auch nur ein "Zufallsfund", war ja schliesslich alles "eh nur psycho" und nach der Meinung voriger Ärzte (und Krankenhäuser) ist mir da dann wohl eine faustgroße Einbildung herausoperiert worden. :roll: )

Die Depression habe ich jetzt seit über 15 Jahren. (Oder ich sollte wohl eher sagen die Depression hat mich.) Die erste Diagnose war "reaktive Depression". Ich habe vieles versucht, vieles getan, gekämpft, immer wieder, versucht da rauszukommen. Die Bedingungen waren nicht sonderlich gut; ich habe trotzdem versucht und getan und gemacht.
Ich hatte noch Hoffnung (wenigstens in etwas lichteren Phasen, zwischendurch, mal), dass doch wenigstens irgendetwas noch ein bisschen wieder besser werden könnte.
Inzwischen ist meine Lebenssituation insgesamt nicht gut, die Jahre haben da nichts verbessert, im Gegenteil. Kein Stück vorangekommen, in nichts, was meine Situation betrifft, ganz im Gegenteil. Und die Zeit tut ihr übriges. Den simpelsten Alltag kriege ich nicht mehr wirklich auf Reihe, oft genug ist es mir inzwischen auch schon fast egal, wozu auch noch.
Und mit der chronischen körperlichen Krankheit dazu seit 3 Jahren, und diversen anderen gesundheitlichen Problemen, die Kraft ist alle, und ich wüsste gar nicht wo ich anfangen sollte hätte ich nochmal ein Stückchen Kraft, um irgendwas nochmal auch nur halbwegs in Ordnung zu bringen, viel zu vieles stünde da an. Vieles kann ich gar nicht lösen, da bleibt eigentlich auch nur Verdrängen. Nicht gut, ich weiss. (Und es rächt sich auch immer wieder.) Ja, resigniert und hoffnungslos trifft es wohl, und immer wieder auch nochmal verzweifelt, wenn ich mir das alles angucke. Oder gar nochmal versuche irgendein kleines Stückchen anzugehen (und es eh wieder nur blöd läuft.) (... Und manchmal schaffe ich es fast in eine Art "egal"-Stimmung, resigniert und nur noch müde. Müde und erschöpft, das ist eh meine 24/7 Begleitung geworden. )
Achja und zur Info, ja ich habe einen Psychiater, und auch noch eine Therapeutin, wo ich (in größeren Abständen) noch hingehe. Wenn ich denn hinkomme. (Und nein, auch wenn ich gerade so viel negatives schreibe bin ich nicht momentan akut gefährdet - und wenn ich's wär würde ich mich an die Notfallnummern halten und nicht hier so viel schreiben.)

Meistens schweige ich, was soll ich denn auch sagen, und ich habe auch keine Kraft mehr eventuelle hilflos-Gefühle anderer aufzufangen. (Wobei ich ja dankbar bin wenn sie denn so ehrlich sind das zu sagen. )
Ich wollte eigentlich auch deinen thread jetzt nicht so kapern mit so viel Text.
(aber ich lösch jetzt mal nicht sondern schreib trotzdem, wo ich es nun schon mal geschafft habe etwas zu mir zu schreiben.)

LG
Mara
Pummelchen
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von Pummelchen »

Liebe Mara,

dein Beitrag hat mich gerade etwas traurig gemacht beim Lesen. Gibt es gar keine Möglichkeit deinen Zustand etwas zu verbessern?
Ich leide auch seit meiner Jugend an Depressionen, habe aber zwischendurch auch GsD viele gute Zeiten. Nehme auch ständig ein AD propyhlaktisch. Hatte aber trotzdem letztes Jahr im September wieder einen Einbruch der mich ganz schön aus der Bahn geschmissen hat. Jetzt geht es mir glücklicherweise!!! wieder einigermassen gut. Aber es darf nicht viel aussergewöhnliches an Belastungen und Problemen geben sonst geht es mir gleich wieder schlechter. Es ist immer eine Gratwanderung mit dieser ätzenden Krankheit.
Du hast bestimmt auch schon alles durch denke ich an Therapien? Wenn auch noch körperliche Erkrankungen dazu kommen ist das schon sehr schwer alles zu ertragen. Wenn ich das immer lese das die Ärzte alle Symptome auf na ja ist ja psychisch schieben, packt mich immer die Wut. Ein verantwortungsvoller Arzt handelt anders. Die Ärzte haben leider in ihrem Studium viel zu wenig Psychologie und das wäre so wichtig.
Aber Mara bitte versuche alles das du vielleicht doch aus dieser Hoffnungslosigkeit herauskommst. Die Depression gaukelt einem so viel schlechte Gefühle vor bei mir in der Phase auch immer das es nie wieder besser wird. Ich kann dich verstehen das dich diese Erschöpftheit zermürbt.
Meinst du vielleicht ein anderes AD könnte dir helfen. Hast du Unterstützung von anderen Menschen? Ich wünsche dir sehr das du einen Weg aus der Depression findest, gib nicht auf dir Hilfe zu suchen.

Alles Liebe und Gute wünscht dir Pummelchen
W_Blake
Beiträge: 184
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Liebe Mara,

du darfst meinen Thread gerne „kapern“, wenn dir danach ist. Ich danke dir für deine offenen Worte!

Meinetwegen musst du dich auch nicht sorgen: Auch wenn ich natürlich angesichts deiner Situation hilflos bin, stürzt mich das nicht in eine Krise. Hilflosigkeit, wo wir hilflos sind, sollten wir, glaube ich, lernen zu akzeptieren. Ich kann damit jedenfalls leben.

Es tut mir dennoch leid, dass dir deine Situation so ausweglos erscheint. Ich kann vieles von dem, was du berichtest, sehr gut nachempfinden, auch wenn ich nicht weiß, mit welchen zusätzlichen Krankheiten du zu kämpfen hast. Abwesenheit von – auch körperlicher – Gesundheit ist mir sehr gut vertraut, obgleich ich mir nicht anmaßen will, meine Situation mit deiner zu vergleichen.

Ich beginne gerade, mich auf einen kleinen Aspekt meines Lebens zu konzentrieren und versuche, in diesem Bereich Schrittchen nach vorne zu wagen. Ich weiß nicht, ob es funktionieren wird, aber das scheint, wenn überhaupt, der einzige Weg zu sein. Meine Therapeutin mahnt mich immer wieder zur Bescheidenheit. Bei mir läuft so ziemlich vieles nicht, wie ich es mir wünsche; sie ist der festen Überzeugung – und vermutlich hat sie damit recht -, dass ich gar nichts ändern werde, wenn ich alles auf einmal ändern will …

Alles auf einmal zu wollen, ist, zumindest in meinem Fall, auch eine Strategie der Vermeidung. Mir fällt es sehr schwer, nicht die Flinte ins Korn zu werfen: Bei der kleinsten Irritation auf meiner kleinen Lebensabzweigung, auf die ich mich nun zu konzentrieren versuche, gerate ich ins Straucheln und falle hin – sehr schmerzhaft! So oft denke ich mir: bleib einfach liegen, es hat keine Zweck! Aber NEIN! Ich will nicht liegen bleiben! Ich habe seit langem ein Quäntchen Hoffnung – Zuversicht wäre zu viel gesagt –, dass ich irgendetwas ändern kann. – Es ist verdammt schmerzhaft und immer wieder verfalle ich in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Ich versuche die Zähne zusammenzubeißen, aufzustehen und einen nächsten Schritt zu wagen – immer mit der Angst, hinzufallen, mich, im übertragenen Sinn, zu verletzen. Jede Bewegung tut, in irgendeiner Weise, so verdammt weh! Aber wenn ich irgendeine Chance haben will, bleibt mir nichts, als mich meinen Ängsten zu stellen, die mit meinen „Bewegungen“ verbunden Schmerzen auszuhalten, die Desillusionierungen und Erniedrigungen zu ertragen …

Ich weiß nicht, ob es irgendeinen Lebensbereich gibt, wenn auch nur winzig klein, in dem du ein Schrittchen wagen magst. Aber vielleicht könnte es eine, zugegeben, bescheidene Aussicht sein – eine Aussicht, wie wahr, mit ungewissem Ausgang.

Ich wünsche dir Kraft!

– Blake
-Mara-
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von -Mara- »

Liebe Pummelchen,

Danke für deine mitfühlenden Zeilen und guten Wünsche!

So sehr viel an Therapien habe ich eigentlich nicht "durch", dachte ich. Oder ich weiss nicht, was da "sehr viel" ist, also ich habe jetzt nicht die letzten 15 Jahre ständig Krankenhaus/stationär und ambulant gemacht oder so. Anfangs hatte ich sehr lange gesucht, dann schon mal eine angefangen gehabt (die Therapeutin hörte dann überraschend auf zu arbeiten), nochmal lange Suche, und dann (glücklicherweise!!) bei der Therapeutin angefangen, wo ich dankenswerterweise auch jetzt noch (in größeren Abständen) hingehen kann zum Reden (und die mir oft sehr hilft, noch irgendwie den Kopf über Wasser zu halten). Ist nicht mehr so wirklich Therapie jetzt irgendwie so "psychologische Grundversorgung" oder so etwas (in der Art) heisst es.
Achja, und eine (längere) stationäre Psychotherapie / "psychosomatische" Klinik hatte ich auch gemacht (das war aber ziemlich daneben, da lief so vieles nur schräg, naja, irgendwie habe ich es überstanden - im Rückblick hätte ich wohl auch besser nicht bis zum Ende "durchhalten" sollen. Ich dachte halt, ich will ja Hilfe, also muss ich auch durchhalten vielleicht kommt ja noch irgendwas hilfreiches, wenigstens habe ich es versucht. Naja man kann halt Glück oder Pech haben, auch mit sowas. )
Ich hoffe doch dass das vielleicht noch nicht ganz ausgeschöpft ist, dass da auch nochmal irgendwas hilfreiches kommen könnte ... irgendwann. Derzeit bin ich da nicht mehr zu viel in der Lage.
Pummelchen hat geschrieben: es darf nicht viel aussergewöhnliches an Belastungen und Problemen geben sonst geht es mir gleich wieder schlechter.
So geht es mir halt auch, da braucht es gar nicht mehr viel und das wenige, was ich sonst noch irgendwie versucht habe mühsam anzugehen, an (sehr eingeschränkter) "Alltagsbewältigung" klappt vollends in sich zusammen und alles steht still. (Das gemeine ist, auch die Sachen die ich machen will, sind unendlich anstrengend. ) So schreibe ich auch nicht jeden Tag hier. Nicht weil ich Beiträge ignoriere sondern weil ich oft nicht mehr die Kraft dazu habe oder erst nach ein paar Tagen wieder. (Dabei mache ich wirklich nicht viel, ich komme mir echt blöd vor aber das geht schon in die Richtung von schaffe ich es, mich unter die Dusche zu schleppen, und mir vielleicht noch einen Tee zu kochen, ODER schaffe ich es, mich hinzusetzen und Gedanken in Sätze zu bringen um etwas zu Antworten.)
Leider ist mein Alltag nicht problemfrei, da sind viele große Baustellen, nur die Kraft sie zu lösen fehlt (schon lange), nur noch das allernötigste versuche ich dann noch notdürftig zu bearbeiten. Und ich muss ja schon froh sein, wenn da nicht allzuviel katastrophales gleichzeitig unbedingt-sofort muss. Das meiste bleibt liegen.

Manchmal packt mich auch noch der Ärger über irgendwelche Ärzte, wenn mir das alles wieder hochkommt was da mistig gelaufen ist, wenn ich daran denke dass ich da eigentlich wieder irgendwo hin müsste. Aber wenn dann meistens nur kurz, die Resignation überwiegt.
Ja, irgendwie scheint das echt sehr verbreitet bei Ärzten, dass die nicht wirklich was untersuchen wollen. (Vielleicht liegt manches auch an den Kassen? Dass die das nicht zahlen, wenn es schon Quartalsende ist oder sowas? - Oder dass es sich für die Ärzte nicht lohnt? - Oder es ist wegen der Stigmatisierung von psychischer Krankheit? ... da rätsel ich oft rum.)
Allerdings habe ich hier im Forum nun auch schon öfters gelesen, dass es das anscheinend auch tatsächlich gibt, wegen Depression oder Angst sofort von einem Arzt zum anderen zu rennen und (überspitzt ausgedrückt) von jeder Krankheit von der man liest oder hört zu meinen man habe die auch.
Nur sehr schlecht, wenn Ärzte dann verallgemeinern, oder aufgrund irgendeines "Eindrucks" den sie haben (oder beim Stichwort Depression) dann meinen, dass es keine Untersuchungen braucht, dass der Patient halt "nichts hat", und "alle Menschen mit Depression sich nur zuviel Sorgen machen aber nichts haben".
Dieser Spruch ist auch das, was mich da fast am häufigsten ärgert - auch wenn nach einer Untersuchung, die ohne Befund ist, der Satz kommt "Sie haben nichts!". Weil, ob man "nichts" hat, kann der ja nicht wissen, nur dass in dieser Untersuchung nichts gefunden wurde. (Also, als Beispiel, auch wer keine Blinddarmentzündung hat, kann ja zum Beispiel eine Colitis haben, das ist ja nicht "nichts".)
Und Depressionen schützen ja vor Beinbruch oder Grippe nicht. ...Wär schön, wenn's so wäre! :D

Das mit der Depression habe ich jetzt seit ca. Ende 20. Davor...war auch nicht immer alles toll im Leben, aber insgesamt doch ok. Und gar kein Vergleich mit dieser Dauerdüsternis und Verzweiflung seit dem.

Ein AD nehme ich nicht, ich habe in früheren Jahren viele Versuche gemacht und von keinem irgendwelche positiven Wirkungen gehabt (aber viel Nebenwirkungen, zum Teil katastrophale), mich zum Teil trotzdem sehr lange da durchgequält (und mir damit sehr geschadet). Es ist wohl für jeden anders, vielen hilft es ja, anderen halt nicht. Und dass ich generell ungewöhnlich oft und heftig unerwünschte Wirkungen von Medikamenten habe, habe ich durch meine körperlichen Krankheiten in den letzten Jahren auch mit anderen Medikamenten (nicht Psychopharmaka) erleben müssen. Und der Psychiater hatte dann auch beschlossen, das jetzt sein zu lassen und nicht immer weiterzuversuchen; mir war das recht, ich habe mich da schon zuviel durchgequält.

Unterstützung von anderen Menschen ... habe ich kaum. Also im Alltag oder so...nicht. Meine Kontakte haben sehr abgenommen, in den Jahren der Depression, und mit meiner abnehmenden Leistungsfähigkeit. Und die letzten 3 Jahre mit chronischer körperlicher Krankheit noch dazu haben das übrige getan, haben die letzten Kontakte absterben lassen. Jemand der ständig krank ist, ist halt eine Belastung.

Irgendwie braucht es zum aus der Hoffnungslosigkeit herauskommen können auch irgendwie Gründe zur Hoffnung, oder?
Sicherlich ist vieles der Depression geschuldet. Aber auch die Situation bedingt einen großen Teil. (Und ich denke fast, mit Jahren in Depression wird die äussere Situation halt auch schlechter, vielleicht zwangsläufig/automatisch dann, es geht nach und nach alles in die Brüche. Und wenn es niemand anders gibt, der sich mal um etwas kümmern würde oder könnte, und man selbst es eben nicht mehr kann, dann ist das auch schwer aufhaltbar.)
Ich kann nicht sagen "Ich habe doch alles zum Glück, wieso kann ich trotzdem nicht glücklich sein."

Ich gebe nicht auf, und ich suche weiter, nach Wegen, nach Auswegen, und Hilfe. Wenn auch mit stark verminderter Kraft und mit großen Pausen.

LG
Mara
-Mara-
Beiträge: 117
Registriert: 6. Jan 2016, 04:07

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von -Mara- »

Lieber Blake,

Danke.

ein neuer Tag, ein neues Krümel Kraft zum versuchen vom Innen nach Aussen in Worte zu bringen. Manchmal brauche ich lange, um auf Fragen die Antworten zu finden oder in Worte bringen zu können. Und meine Gedanken zu fassen. Manchmal scheitert es auch am Mut, oder am "zuviel" und dass ich einfach nicht hinkriege kurz und knapp in 2-3 schönen, verständlichen Sätzen all das, meine Situation (oder gar dann auch noch was in mir vorgeht) zu beschreiben. Und an meiner Langsamkeit.

Das "hilflos" (und oft auch erschrocken) ist halt, was mir in realen Kontakten meistens (fast immer?) begegnet, in den selten gewordenen Fällen dass ich mal etwas mehr/umfassender von mir sage. Also was mir dann begegnet, was ich im "Gegenüber" auslöse. Und das möchte ich nicht. Ich kenne solche Gefühle ja selber und wünsche das eigentlich keinem. Darum versuche ich das zu vermeiden wenn es geht.
(Ich bin noch am (ver)-suchen, zu verstehen/finden, was genau es auslöst; es liegt wohl in der Verzweiflung, und jedenfalls (mindestens auch) an mir. (Zum Teil wohl auch an meiner Situation die schwierig und etwas verfahren ist.))
Ich denke du hast recht, mit dem lernen zu akzeptieren. Ich finde es schwierig. (Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich mich eh nur noch als Belastung erlebe.) Vielleicht kann man das auch nur, wenn einem Krisen vertraut sind und nicht völlig verschrecken?
Bin jedenfalls erleichtert das du damit leben kannst.


Das was du schreibst, von deinen kleinen Schrittchen, klingt gut. - Vor allem, wenn das der einzige funktionierende Weg für dich ist, voranzukommen, dann ist es essentiell.

Große Schritte kann man wohl mit Depression auch kaum noch machen. Oder vielleicht auch nur ab einem bestimmten Punkt nicht mehr. Nicht mal da wo es nötig wäre. Da ist wohl auch nur die mögliche Strategie, sich langsam anzunähern. - Das mit dem "Bescheidenheit", oder auch die Sätze vom "kleine(re) Brötchen backen", sind wohl häufige (Leit-)sätze, bei Depressionen. Anders geht es wohl nicht, allerdings sehe ich da auch das andersherum-Poblem dabei, irgendwann wird das mit dem "noch kleiner" auch ziemlich ... unsinnig, vielleicht quasi unmöglich, löst einfach nichts mehr, reicht auch ganz realistisch schlicht nicht mehr aus. Es hängt wohl davon ab, wo man 'startet'. Oder wo man sich befindet. Und wieviel Möglichkeiten man hat.
Bescheidenheit kann, denke ich, bei Depressionen auch ein Problem sein, ein zuviel an Bescheidenheit meine ich. Und das sich immer kleiner machen.

Auf welchen Aspekt konzentrierst du dich denn, für die Vorwärts-Schritte jetzt?
Und ... halten die anderen Bereiche oder Aspekte derweil irgendwie still? Oder hast du Mittel und Wege, sie zum ruhighalten zu bringen?

Meinst du mit Vermeidungsstrategie, dass du dir normalerweise extra so viel vornimmst (oder auf einmal willst, und anfängst), dass es gar nicht machbar ist? .. damit du gar nicht anfangen musst, oder zumindest wenn's nicht gleich alles klappt es gleich komplett wieder sein lässt?
Ich neige wohl eher dazu, zu versuchen Sachen zuende zu bringen. Notfalls dann halt "irgendwie" (auch wenn mir das nicht gefällt). Hauptsache Durchhalten, "irgendwie hinkriegen", nicht aufgeben. Aber damit stelle ich mir auch oft ein Bein, das mit dem meine Grenzen im voraus richtig erkennen habe ich noch nicht so raus. Der Preis ist oft (zu) hoch, wenn danach wieder überhaupt gar nichts mehr geht. Also mit dem reduzierten Gesamtzustand inzwischen jedenfalls, da haut nichts mehr hin.
Und ich möchte so oft unbedingt eine Lösung finden. Aber sich rein verbeissen bringt leider auch keine. (Wobei Beharrlichkeit durchaus auch hilfreich ist. Oft auch das einzige, was ich noch in die Waagschale werfen kann.)
Hilft halt nix, mit den Grenzen, vieles MUSS halt nun mal erledigt werden, muss - irgendwie - geschafft werden. (Für die Brötchen braucht man schon eine Lupe, manches lässt sich nicht mehr viel weiter reduzieren.)

So wie du es beschreibst, denke ich schon, dass du etwas ändern kannst, und es ist gut dass du dazu auch etwas Hoffnung in dir finden kannst. Die Zuversicht kommt dann vielleicht dazu, wenn du ein paar kleine Schritte gehst und feststellst es geht (zumindest etwas), und dass auch das "dranbleiben" und wieder-aufstehn-und-weitergehn klappt. Also wenn du die Erfahrung machst, dass du dich auch ein Stück weit auf dich selbst und dein kontinuierliches Vorankommen verlassen kannst.
Ich denke, dass (mögliche/praktikable) Strategien je nach Situation und auch je nach um was es geht unterschiedlich sind, sein können, wohl auch müssen. Von daher ist es ziemlich "ins blaue hinein" getextet/vermutet, was ich dazu sage.

Ich weiss nicht, was da deine Ziele sind, was du Verändern möchtest, und welche Schritte du anpeilst; wovor du dabei Angst hast, und welche Bewegung so weh tut. Du meinst jetzt damit vermutlich nicht orthopädisches, Schmerzen beim Laufen oder so? (Dass Schmerzen auch Hinweis auf etwas sind, weisst du sicher ja auch, und dass alles aushalten nicht immer der beste Weg ist.)
Desillusionierungen? meinst du, wenn du einen kleinen Schritt in versuchst, und es nicht so klappt wie geplant?
Erniedrigungen? was meinst du damit?
Den Mut zu haben etwas zu versuchen, auszuprobieren, was einem schwer fällt, und es nicht zu schaffen (oder vielleicht nicht auf Anhieb) finde ich keine Schande.

Ich wünsche dir viele kleine Erfolgserlebnisse, in deinen Schritten, und im Wiederaufstehen und nochmal ein Schrittchen gehen - und dass du Stolz sein kannst auf's Wiederaufstehen (DAS ist nämlich ne ganz starke Sache).

Courage doesn't always roar. Sometimes it's the quiet voice at the end of the day that says: I'll try again tomorrow.


Ich weiss auch nicht, ob es noch irgendeinen/irgendwelche Lebensbereich/e bei mir gibt, wo ich derzeit mit "kleinen Schritten" irgendwie (kontinuierlich!) vorankommenkönnte, irgendwohin-besseres kommen könnte. Ich wüsste nicht, welcher. (Oder welcher noch.) Die Sachen, für die ich (eigentlich dringend) Lösungen und oder positive Veränderungen brauche/bräuchte, sind eher groß. Und überfordernd.
So "krümele" ich halt weiter vor mich hin, unfähig die wichtigen Dinge zu lösen, und stecke meine Kraft darein, wenigstens nicht aufzugeben, und es irgendwie weiter zu versuchen / zu suchen nach was vielleicht noch gehen könnte.

Was ich (neues) angefangen habe, in letzter Zeit / dieses Jahr, (oder versuche ... und in der 'für mich richtigen Dosierung'/Intensität/Abstand (und die herauszufinden/richtig einzuschätzen)), ist im Bereich Kommunikation und Kontakt, Austausch. Und in Worte zu bringen. Oder jedenfalls zu versuchen. Worte zu finden für das, was "hinter der Fassade" vor sich geht (die ich mich sehr bemühe noch irgendwie aufrechtzuerhalten, wenn ich mal in der "Aussenwelt" Kontakt habe - aus guten Gründen.)
Hier zu schreiben.

Auch wenn es mir nicht immer gut gelingt. Auch wenn es oft schwierig ist. Und manchmal schmerzhaft. Und obwohl ich oft unzufrieden bin mit dem Resultat. Aber ich denke es sind vielleicht trotzdem gute, vielleicht auch hilfreiche Schritte für mich.

Liebe Grüße,
Mara
W_Blake
Beiträge: 184
Registriert: 7. Sep 2015, 18:21

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Liebe Mara,

finde ich gut:
-Mara- hat geschrieben:Was ich (neues) angefangen habe, […], ist im Bereich Kommunikation und Kontakt, Austausch. Und in Worte zu bringen. Oder jedenfalls zu versuchen. Worte zu finden für das, was "hinter der Fassade" vor sich geht […]
Hier zu schreiben.
Ich glaube, es ist für jeden Menschen wichtig, soziale Kontakte zu haben und aufrecht zu halten – vielleicht ist es für an Depressionen erkrankte Menschen in ganz besonderem Maße wichtig. Jedenfalls ist es, glaube ich, gut, wenn man zu versprachlichen sucht, was in einem vorgeht – das hilft, sich selbst anders zu verstehen, schafft eine gewisse Distanz zu sich selbst …

Dass es Menschen gibt, die mit dem, was man zu sagen hat, nicht umgehen können, sollte einen meines Erachtens aber nicht davon abhalten, Menschen zu suchen, die damit besser umgehen können. Klar, die sind vielleicht schwerer zu finden, aber es gibt sehr verständnisvolle Menschen!

Zu meinem derzeitigen Versuch, etwas in meinem Leben zu verändern, muss ich vielleicht noch ein paar Dinge ergänzen: Dass ich mich auf einen Lebensbereich konzentriere, heißt nicht, dass das Ziel, das ich verfolge, ein leicht zu erreichendes Ziel ist – ganz im Gegenteil, es bereitet mir sehr große Schwierigkeiten, weil es angstbesetzt ist. Mit „kleinen Aspekt meines Lebens“ meinte ich mehr, dass ich meinen Fokus auf einen einzigen Lebensbereich richte, in dem ich Fortschritte anstrebe. Dabei ist es aber wichtig, nicht an das Ziel zu denken, sondern an die kleinen Schritte, die zum Ziel führen. Ich versuche also, mich auf diese kleinen Schritte zu konzentrieren und einen Schritt nach dem anderen zu gehen (manchmal falle ich hin und muss einen Schritt mehrmals gehen). Wenn ich mich auf das Ziel selbst konzentriere oder mein ganzes Leben in den Blick nehme, dann bleibe ich handlungsunfähig, weil ich überwältigt bin von dem, was es da zu ändern gibt …
-Mara- hat geschrieben:allerdings sehe ich da auch das andersherum-Poblem dabei, irgendwann wird das mit dem "noch kleiner" auch ziemlich ... unsinnig, vielleicht quasi unmöglich, löst einfach nichts mehr, reicht auch ganz realistisch schlicht nicht mehr aus.
Diesen Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich kann oder möchte mich mit dieser Art von Bescheidenheit nicht abfinden. Bei meinem Versuch ist es deswegen viel mehr so etwas wie Bescheidenheit für den Moment oder für den nächsten kleinen Schritt, die mir ermöglichen soll, auf lange Sicht weniger bescheidene Ziele verfolgen und (hoffentlich) erreichen zu können. Wenn das in einem Lebensbereich klappt, hoffe ich, dass sich das auch auf andere Bereiche auswirkt. Ob meine Strategie aufgeht, weiß ich natürlich nicht, aber einen Versuch ist es wert!
-Mara- hat geschrieben:Meinst du mit Vermeidungsstrategie, dass du dir normalerweise extra so viel vornimmst (oder auf einmal willst, und anfängst), dass es gar nicht machbar ist? .. damit du gar nicht anfangen musst, oder zumindest wenn's nicht gleich alles klappt es gleich komplett wieder sein lässt?
Ja, so in der Art. Wenn ich mein Leben oder auch nur ein Ziel in meinem Leben als Ganzes in den Blick nehme, fühle ich mich schnell überfordert, werfe die Flinte sehr schnell ins Korn … Deswegen die Strategie, mich bei der Zielverfolgung auf die kleinen Schritte zu konzentrieren, die (hoffentlich) irgendwann zum Ziel führen.
-Mara- hat geschrieben:Ich neige wohl eher dazu, zu versuchen Sachen zuende zu bringen. Notfalls dann halt "irgendwie" (auch wenn mir das nicht gefällt). Hauptsache Durchhalten, "irgendwie hinkriegen", nicht aufgeben. Aber damit stelle ich mir auch oft ein Bein, das mit dem meine Grenzen im voraus richtig erkennen habe ich noch nicht so raus. Der Preis ist oft (zu) hoch, wenn danach wieder überhaupt gar nichts mehr geht.
Das beschreibt in etwa auch mein Problem: Wenn ich alles und alles auf einmal will, dann schaffe ich letztlich nichts oder nur verschwindend wenig. Das ist in meinem Fall aber, glaube ich, tatsächlich so etwas wie eine Vermeidungsstrategie, weil ich in eine Starre verfalle und letztlich gar nichts anpacke …
-Mara- hat geschrieben:Du meinst jetzt damit vermutlich nicht orthopädisches, Schmerzen beim Laufen oder so?
Was so schmerzhaft für mich ist, ist die Konfrontation mit meinen Ängsten. Mich meinen Ängsten zu stellen, ist extrem schmerzhaft! Dass Ängste überhaupt eine so große Rolle in meinem Leben spielen, ist mir noch gar nicht so lange bewusst. Meine Vermeidungsstrategien haben sich sehr raffiniert getarnt. Die Entlarvung der und die Konfrontation mit Angst sind wirklich äußerst unangenehm, eben extrem schmerzhaft. Aber es gibt eben nur zwei bzw. drei Möglichkeiten: Entweder ich kapituliere vor meiner Angst oder ich stelle mich meiner Angst (auf dem dritten, ungünstigsten Weg habe ich mich bisher bewegt: ich vermied, ohne mir dessen bewusst zu sein, weswegen ich in einer Situation verharrte, die mir nicht gut tat – unbewusst war ich ja mit meinen Ängsten konfrontiert, gleichzeitig war ich aber nicht in der Lage, etwas zu ändern). Wenn ich nicht mehr starr verharren, aber auch nicht vor meiner Angst kapitulieren möchte, bleibt nur der Weg, die Angst zu überwinden. Dieser Weg führt allerdings durch die Angst, weswegen es eben ein sehr unangenehmer, schwerer und schmerzhafter Weg ist. Darauf bezog sich auch die erwähnte Desillusion und Erniedrigung: zu erkennen, wie angstbesetzt mein Verhalten ist, und mich meinen Ängsten zu stellen ist desillusionierend und oft erniedrigend.

Ich weiß nicht, ob die Strategie, primär ein einziges Ziel zu verfolgen, und sich dabei nicht auf das Ziel zu konzentrieren, sondern auf die Schritte, die zum Ziel führen, Erfolg versprechend ist. Und ich weiß natürlich auch nicht, ob das eine Strategie ist, die für dich oder andere in Frage kommt …

Ich bin etwas unkonzentriert, hoffe aber, dass ich mich dennoch einigermaßen verständlich ausdrücken konnte!

Herzliche Grüße
Blake
-Mara-
Beiträge: 117
Registriert: 6. Jan 2016, 04:07

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von -Mara- »

Lieber Blake,

ich hoffe du bleibst dran, und schaffst es dich deinen Ängsten zu stellen. Und vor allem wünsche ich dir, dass dir das die erhoffte Verbesserung bringt, und sich die Ängste dadurch nach und nach abbauen. Und du die Schritte schaffst, die du gehen möchtest.
Deine Strategie mit auf die kleinen/direkten Ziele konzentrieren und nicht auf das große ganze, klingt sinnvoll finde ich. Das "große", das Ziel wo du hinwillst mit dem Weg, scheint dich ja auch so zu schrecken dass dann die Vermeidungsstrategie wieder zuschlägt, und die wolltest du ja loswerden.

Liebe Grüße
Mara
W_Blake
Beiträge: 184
Registriert: 7. Sep 2015, 18:21

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Liebe Mara,

neu ist meine Strategie ja überhaupt nicht – ist ja gewissermaßen ein altbekannter Rat, genau so vorzugehen … Aber bisher hat es bei mir einfach nicht geklappt, weil ich mich, bevor ich auch nur einen kleinen Schritt gewagt habe, immer gefragt habe, wie sich dieser Schritt zum Ganzen verhält; damit stand aber das große Ziel wieder im Fokus und jeder Mut, den Schritt zu wagen, war schon wieder dahin … Jetzt versuche ich, mich einfach überhaupt nicht um das Ganze zu kümmern, einfach nur kleine Schritte zu gehen – in eine praktische Beziehung zu meinem Leben zu kommen … Die Frage, ob die Schritte nun auf dem direkten Weg zum Ziel, auf einem Um- oder gar Abweg liegen, versuche ich auszublenden. Denn nur so scheine ich in der Lage zu sein, überhaupt einen Schritt zu wagen … Ob die Strategie aufgeht, wird sich zeigen, aber im Moment versuche ich, auch diese Frage auszublenden … Einfach nur einen Schritt nach dem anderen wagen … Wieder aufstehen, wenn ich hingefallen bin, und weitermachen …

Ein zweiter, wesentlicher Bestandteil meiner Strategie bestehet in dem Versuch, in einen reflexiveren Modus zu meinem eigenen Dasein zu kommen: Ich versuche, gewissermaßen eine Perspektive mit Abstand zu meiner jeweils gegenwertigen Situation einzunehmen, mich zu beobachten, was in den jeweiligen Situationen mit mir los ist: Wie geht es mir damit? Warum geht es mir damit so, wie es mir geht? Ist es angemessen, dass es mir so damit geht? Was kann ich tun, damit es mir anders, im Idealfall besser damit geht? Und so weiter und so fort. Die Idee ist, dadurch zu lernen, wie ich mich selbst besser regulieren kann.

In beiden Fällen geht es, vermutlich, darum, ein Gefühl der Selbstwirksamkeit wiederzuerlangen, sich weniger ausgeliefert und ohnmächtig zu fühlen …

Beide Säulen meiner derzeitigen Strategie – (a) Konzentration auf kleine Schritte, um in ein praktisches Verhältnis zu meinem Leben zu kommen; (b) Selbstreflexion, um mich besser regulieren zu können – sind von der Idee einfach, d.h. nicht komplex, die Umsetzung jedoch ist immens schwierig … Es geht darum, gewohnte Strategien und Verhaltensmuster zu durchbrechen …

Ich wünschte mir, dass es auch für dich irgendeinen Lebensbereich gibt, den du in gleicher oder vielleicht auch anderer Weise angehen kannst! Aber natürlich ist es vermessen zu glauben, dass das der Weisheit letzter Schluss ist; dafür sind die Problemlagen vermutlich zu verschieden – außerdem stehe ich selbst ja noch ganz am Anfang, d.h., es ist nicht einmal klar, ob die Strategie für mein verkorkstes Leben aufgeht …

Herzliche Grüße
Blake
Zwiebelchen
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Registriert: 16. Jan 2016, 09:09

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von Zwiebelchen »

W_Blake hat geschrieben:Liebe Mara,
neu ist meine Strategie ja überhaupt nicht – ist ja gewissermaßen ein altbekannter Rat, genau so vorzugehen … Aber bisher hat es bei mir einfach nicht geklappt, weil ich mich, bevor ich auch nur einen kleinen Schritt gewagt habe, immer gefragt habe, wie sich dieser Schritt zum Ganzen verhält;
Hallo Blake,

ich glaube das Wichtigste ist nicht zu viel über den Sinn/das Ziel nachzudenken. Oft gibt es halt keinen ersichtlichen, aber nicht alles im Leben muss auch "Sinn" machen. Oft sieht man den Sinn sowieso erst hinterher.

Sonnenblume14 hat die passende Signatur: "Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard

Selbst wenn dir ein kleiner Schritt (z. B. ein Schritt vor die Tür, ich weiß ja nicht welche Schritte du meinst) gerade keinen Sinn auf das große Ganze zu ergeben scheint, einfach machen.

Ich glaube das ist das Allerwichtigste. Durch die Depression scheint ja eh oft alles sinnlos. Das ist Symptom der Krankheit und kann man ja nicht durch weiteres Nachdenken/Grübeln lösen. Das erfüllt ja oft den gegenteiligen Zweck.

Da es ja auch oft Rückschritte gibt, kann man sowieso nicht jedes Handeln/jeden Schritt als Sinn und Zweck erfüllend ansehen.

Aber wenn man etwas macht, statt nichts zu tun oder nur zu grübeln oder drüber nachzudenken was man machen könnte, fühlt man sich danach schon besser, oder? Also anstatt es kaputt zu denken.
Und wenn der Schritt noch so klein ist und man sich danach nicht viel anders/besser fühlt, ich denke ein bisschen mehr zur Selbstwirksamkeit kommt man schon, besonders wenn man es regelmäßig wiederholt, weil man dann aus der Starre kommt?!

Also: einfach mal machen und sich versuchen über kleine Schritte zu freuen, immerhin hast du dann überhaupt etwas gemacht, auch wenn es sich sinnlos anfühlt, die Depression hat dann nicht gesiegt!
:hello:

Aber natürlich auch genug Entspannungsphasen einbauen...
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Antworten