Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Gena
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Gena »

Skygirl07 hat geschrieben:Liebe Gena,

Unglaublich, wie du deine Kräfte gebündelt und mobilisiert hast obwohl es dir so dreckig ging. Du hast bestimmt oft gedacht du schaffst das nicht mehr.
Ja, das habe ich. Irgendwie bin ich da wieder raus gekommen und ich werde es dieses Mal auch wieder!
Skygirl07 hat geschrieben:Lebst du heute alleine liebe Gena? Hast du Hoffnung, dass Du irgendwann ganz symptomfrei sein wirst?
Meine Mädels sind inzwischen alle ausgezogen und zwei von ihnen haben selber Kinder. Ich lebe jetzt mit meinem Mann alleine aber meine Familie ist oft hier. Wir wohnen alle ziemlich dicht beieinander.
Ich denke ich werde nie 100% Symptomfrei sein aber man lernt damit zu leben...
Liebe Grüße

Gena
Peter1
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Peter1 »

Hallo Skygirl
2016 wurde meine Wohnung zwangsgeräumt. Ich hatte eine schwere Episode, die länger als elf Monate dauerte. Während der Zeit habe ich mich um nichts gekümmert. Ich habe Tag und Nacht geschlafen, und meine Wohnung nur verlassen, um nebenan im Kiosk Zigaretten und etwas zu essen zu kaufen. Nach der Räumung habe ich drei Monate auf der Straße gelebt, danach neun Monate im Obdachlosen Asyl. Ich hatte mich vollkommen aufgegeben. Doch in meinen Gedanken war da immer noch eine kleine Flamme, die Hoffnung, auf ein besseres Leben. Vielleicht irre ich mich, aber wenn du mal ganz tief in dich hineinhörst oder schaust, wirst auch du die kleine Flamme sehen, die Hoffnung auf ein erfülltes Leben mit deinem Kind. Der Kleine hat es verdient, das seine Mama die Hoffnung „NIEMALS“ aufgibt!

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Hallo lieber Peter,

Danke für Deinen ganz persönlichen Einblick in Deine schlimme Zeit und die Konsequenzen. Ich stelle mir das unheimlich hart vor, dass Du so lange in der Schwebe aushalten müsstest. Hast Du dann auch manchmal Tage wie im Nebel wahrgenommen und konntest Dich dann später nur bruchstückhaft daran erinnern? Diese kleine Flamme spüre ich auch in mir. Sie darf auf keinen Fall erlöschen!
Peter1
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Peter1 »

Hallo Skygirl
Den Einblick in meine Vita habe ich nur geschrieben, um zu zeigen, das es auch aus scheinbar ausweglosen Situationen,einen Weg gibt, der dich wieder ins Licht führt. In der Zeit meiner Obdachlosigkeit stand ich fast ständig neben mir, und wusste abends meist nicht mehr, was ich den Tag über gemacht hatte. Ich hing in einer schweren Episode fest, ohne Behandlung, und unfähig mir Hilfe von außen zu holen, bis eine Mitarbeiterin der Diakonie auf mich aufmerksam wurde. Daraufhin bekam ich eine rechtliche Betreuerin. Diese zeigte mir, das auch ich das Recht auf ein erfülltes Leben habe. Sie wies mir den Weg, nur gehen musste ich ihn Anfangs ganz alleine. Bei mir hat es ungefähr fünf Monate gedauert, bis die richtige Kombination von Ads und Neuroleptika gefunden wurde. Seit dem geht es mir wesentlich besser. Anfangs kamen zwar einige Symptome immer wieder durch, aber das hat sich dann auch sehr schnell gelegt.
Was die kleine Flamme angeht, sie erlischt nie von alleine, nur du selbst kannst sie ausblasen. Du musst nur fest dran glauben, dann wird sie auch irgendwann ganz groß !

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
MsMojo
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von MsMojo »

Hallo Peter, danke für deine Offenheit, dein Text hat mich sehr berührt, ich freue mich dass es dir besser geht!

@Skygirl, ich habe mit Kliniken leider nicht so gute Erfahrungen gemacht, spreche ich nicht gerne darüber, ich möchte andere nicht entmutigen, es muss ja nicht bei jedem so ablaufen. Aber irgendwann hab ich gemerkt, dass ich die Kraft habe, mir selber zu helfen. Und an diesen Punkt wirst du auch kommen. Am Anfang muss man an die Hand genommen werden, weil es schwer ist alleine da raus zu kommen. Die Geschützte tut dir gut, du kannst zur Ruhe kommen, und das ist ein guter Anfang. Ich drücke weiterhin die Daumen, dass die Medikamente dich einigermaßen stabilisieren können damit du mit der Therapie starten kannst.
MsMojo
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von MsMojo »

Hallo Gena,
ich habe im anderen Thread gelesen was du alles durchgemacht hast. Ich hoffe und wünsche dir, dass es auch bei dir besser wird.
Liebe Grüsse
Gena
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Gena »

MsMojo hat geschrieben:Hallo Gena,
ich habe im anderen Thread gelesen was du alles durchgemacht hast. Ich hoffe und wünsche dir, dass es auch bei dir besser wird.
Liebe Grüsse
Danke MsMojo <3
Liebe Grüße

Gena
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Hallo Peter,

Ich bin Dir sehr dankbar für den Ausschnitt aus Deiner Vita. Du hast in dieser Zeit nicht bewusst aus eigener Kraft einen Schritt nach vorne tun können. Und bekamst dann Hilfe zur Selbsthilfe.

Bei mir ist das Gefühl einer Zäsur so bitter, daß Gefühl, egal wie sehr man darüber spricht, keiner versteht so richtig, dass Du Dich nicht mehr erkennst. Dass Du kein Morgen siehst, auf das Du Dich freuen kannst...
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Das Schwierigste ist gerade, zu akzeptieren, dass die Suche nach dem Medikament dauert, dass es mir schlecht geht, dass ich die Hoffnung oft verliere.

Dazu habe ich etwas geschrieben:
Stimmungsbild einer schweren Depression

Ich habe das Gefühl als befände mich unter einer Glasglocke. Draußen ist die Welt und ich bin drinnen. Weit entfernt und sehe zu, wie andere ihr Leben leben.

Ich fühle mich wie in Watte gepackt, gedämpft, gelähmt wie erstarrt. Ich fühle mich nicht. Irgendwie bin ich nicht wirklich. Nicht richtig da. Ich existiere irgendwie nicht. Ich stehe total neben mir. Alles läuft an mir vorbei. Ohne, dass ich es wirklich mitbekomme. Als wäre es nicht echt.

Ich bin sprachlos. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es kommt nichts mehr heraus. Ich krieg kein Wort mehr über die Lippen. Bin hilflos. Leer schwer und hoffnungslos. Ich habe keinen Zugang mehr zu anderen.

Eine unendliche Last drückt mich nieder. Manchmal bin ich so unendlich traurig und weine ohne konkreten Grund. Mein Kopf ist total benebelt und ich will allein sein.
Peter1
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Peter1 »

Hallo Skygirl
Die Abende, an denen ich im Bett gelegen habe, und mir wünschte, am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen, kann ich nicht zählen. Heute weiß ich aber, wie falsch diese Gedanken waren. Das Leben kann so schön sein, und das wird es auch irgendwann für dich sein. Du brauchst nur ein bisschen Geduld, und Ablenkung, damit du nicht ständig an die Krankheit denkst.
Ich bin Opern Fan. Ich habe mir Opern auf DVD angeschaut, vor allem liebe ich dramatische Opern, wie Tosca oder La Traviata. Die Psychiaterin auf der ersten Station fand das gar nicht gut. Auf der anderen Station sagte der Oberarzt,“Wenn ihnen das gut tut, ist nichts dagegen einzuwenden.“ Ich habe mich so auf Musik und Gesang konzentriert, da war in meinem Hirn kein Platz mehr, für depressive Gedanken. Vielleicht findest du ja auch irgend etwas, das dich so ablenkt. Wenn du den ganzen Tag nur an die Depression denkst, behinderst du nur deine Gesundung.

Alles Gute und Schöne Peter
Ps. Hast du den letzten Beitrag schon mal deinem Arzt gezeigt ?
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Bittchen
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Bittchen »

Liebe Skygirl,

alle Symptome die du beschreibst können einer schweren Depression zugeordnet werden.
Auch dass Verstummen hatte ich vor Jahren,ich konnte nicht mehr sprechen zeitweise.
Da dachte ich"Jetzt ist alles aus".
Da war ich auch in der Klinik und ganz langsam wurde es besser ,habe Geduld.

Ich wünsche dir ganz schnelle Besserung ,wenigstens bei den allerschlimmsten Symptomen.
Glaube mir,das tritt ein,aber keiner weiß wann,es kann schon morgen etwas besser sein.
Verliere nie die Hoffnung.
Eine mitfühlende Umarmung von mir und alles Liebe.

Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Tag 10 auf der geschlossenen Station und Tag 8 mit dem neuen Medikament. Immer noch jeden Tag Tränen und Ängste und manchmal der kleine Versuch, Licht zu finden. Toben mit meinem kleinen Sohn im Herbstlaub. Konservieren dieses Moments für all die schlechten, die kommen werden.

Ich wünsche mir mehr Licht! Ich bin mehr als meine Krankheit und es gibt eine Zeit, die anders sein wird. Das Leben ist Veränderung.
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

@Peter: Lieber Peter,

ich danke Dir für Deinen Beitrag. Ich schätze diese immer sehr! Bei mir ist es im Prinzip gar nicht so, dass ich das Leben schlimm und sinnlos fand, bevor das Ganze los ging. Ich war einfach nur wahnsinnig erschöpft. Gerade umgezogen, Kind und Vollzeitjob... Zu viel von allem. Aber ich habe mich wirklich gefreut auf den neuen Lebensabschnitt. Mein Problem ist auch gar nicht die Traurigkeit, sondern diese doofe Benommenheit, die wohl auch mit dem Trauma zusammen hängt.

Ich habe der Stationärztin meine Gefühle mitgeteilt, sie sagt es dauert noch, bis die Medikation greift. Geduld, Geduld, Geduld.

Opern mag ich auch sehr! Zurzeit habe ich die Leidenschaft für Kindergeschichten entdeckt. Ich lese die Unendliche Geschichte und schreibe selbst ein Kinderbuch:-)

@Bittchen: Ich danke Dir sehr für Deinen Zuspruch! Wenn man aus dem Rückblick über die Krankheitszeit berichtet und darüber, was alles nicht mehr ging, dann ist es wohl immer noch ganz schön erschreckend.

Liebe Grüße
Skygirl
Peter1
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Peter1 »

Hallo Skygirl
Vielen dank für die Blumen !
Als ich umgestellt wurde von Duloxetin, auf Venlafaxin, wirkte das neue Mittel sofort. Das war aber wohl eher dem Willen geschuldet, das es wirkt, als dem Medikament, denn nach einer Woche ließ die Wirkung nach. Erst fünf bis sechs Wochen später setzte die Wirkung von Venlafaxin wirklich ein. Seit dem geht es mir verhältnismäßig gut. Einige Symptome kommen zwar immer wieder mal zurück, aber das kann ich mit meiner Thera abwehren, und immer öfter schaffe ich es sogar ohne sie.
Auch bei dir wird irgendwann das AD wirken. Ich habe zwar noch nie eine Trauma Therapie gemacht, kann mir aber denken, das man auch dafür einigermaßen stabil sein muss. Bei meinem Klinik Aufenthalt, und der TP Therapie war ich dankbar für die geschützte Umgebung der Klinik, denn ich hatte sehr dunkle Gedanken. Zeitweise hatte ich Angst vor mir selbst, und meinen Gedanken.Manchmal wussten die Ärzte sich keinen anderen Rat, als mich mit Tavor matt zu setzen. Aber die Zeit ist glücklicherweise vorbei.
Auch für dich wird der Tag kommen, an dem du mit deiner Familie über eine grüne Wiese läufst, dich über die Gänseblümchen freust, und die Sonne genießt.

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

@Peter

Vielen Dank, lieber Peter!
Das ist wirklich eine elendige Warterei auf den Wirkungseintritt des Medikaments. Zum Glück war das bei Dir nach 5 Wochen gegessen.

Wie gesagt, leide ich zurzeit am meisten unter diesem Gefühl, nicht richtig da zu sein und im Nebel zu stehen. Meine Stationsärztin verbucht es unter somatischer Begleiterscheinung und ich fühle mich damit so hilflos. Es wird durch die Medis auch verstärkt, denke ich. Bekomme leider immer noch in geringer Dosis Tavor.

Hattest Du dieses Gefühl auch über längere Zeit, den Gehirnnebel?
Manchmal denke ich, ich bin ganz stark und ignoriere das und dann gbt es wieder Tage wie gestern, wo ich weinend im Bett liege.

Die Atmosphäre auf der Akutstation hier ist auch mehr schädlich als gut tuend. Ich versuche, auf eine offene Station zu kommen.

Liebe Grüße
Skygirl
Aurelia Belinda
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo liebe Skygirl,
Wenn man halt auf so einer geschlossenen Station ist, kriegt man eben auch mit, dass dort schwierige “Fälle“ behandelt werden. Das Umfeld ist halt nicht gerade schön und liebevoll, wie man es brauchen würde.
Dieser arge Nebel und das neben sich stehen, war bei mir sehr lange.
Ja, deine Ärztin hat recht, es ist einerseits ein somatisches Symptom,
auf der anderen Seite auch medikamentenbedingt.
Versuche durchzuhalten, du schaffst das. Bis hierhin hast du schon mal gut durchgehalten, obwohl es unerträglich ist.
Ich möchte dir nochmal Mut machen, um nach vorne zu schauen. Du siehst die Welt, dein Leben, gerade mit anderen Augen, aber wenn der Nebel sich lichtet, wirst du so erleichtert und dankbar sein. Alles Liebe, und halte durch.

Es grüßt Dich Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Hallo liebe Aurelia,

Danke für Deinen lieben Zuspruch!
Es fühlt sich wirklich übel an, wie ein "Nicht wach werden". Kaum zu glauben, dass das "nur" gestörte Hirnchemie ist. Wenn man jeden Tag darauf wartet, dass es weggeht, macht es das ja auch nicht besser.

Woran könntest Du Dich in schlimmen Phasen aufbauen?
Meinst Du das Medikament hat eine wichtige Rolle beim Verziehen des Nebels gespielt?
Hattest Du vorher organisch alles abklären lassen?

Liebe Grüße
Skygirl
Peter1
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Peter1 »

Hallo Skygirl
Keine verantwortungsbewusste Stationsärztin wird dir ohne Grund über längere Zeit Tavor verordnen.
Ja ich hatte den Nebel über neun Monate lang. Ich habe nur sehr selten meine Wohnung verlassen, und mich von allen anderen Menschen zurück gezogen. Allerdings war ich zu der Zeit noch ohne Behandlung. Ich hatte mich einfach aufgegeben, und habe auf den Tag gewartet, an dem ich nicht mehr aufwache.
Ich habe den Weg da raus gefunden, und auch du wirst es schaffen. Nur brauchst du dafür einen langen Atem, und ganz, ganz viel Geduld. Suche dir eine Beschäftigung, die dich ablenkt, und vor allen Dingen, suche das Gespräch mit anderen Patienten. Tausche dich mit ihnen aus, sprechen mit anderen Menschen ist immer gut. Mein Stationsarzt hat immer gesagt, das die Gespräche zwischen den Patienten ein sehr wichtiger Teil der Therapie sei. Versuche einfach nur an dich zu denken, und setz dich nicht unter Druck. Ich kann mir vorstellen, das das für eine Mutter sehr schwer ist, aber du kannst für dein Kind nur wirklich da sein, wenn du deine Depressionen wenigstens halbwegs im Griff hast.

Alles gute, und viel Sonne im Herzen wünscht Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Hallo lieber Peter,

Wie immer ganz herzlich Danke für Deine Antwort!

Warum macht mir dieser Gehirnnebel nur so Angst?! Weil es mit Kontrollverlust zu tun hat. Und den hatte ich aufgrund meiner Biografie immer als Feind.

Der soziale Rückzug ist auch etwas, das ich fürchte. Weil ich genau das Gegenteil davon bin.
Da war immer ein Restfunken Hoffnung in Dir, der Dich hat weitermachen lassen.

Und ich habe so schräge Gedanken, dass ich draußen nicht klarkommen, wenn ich immer so neben mir stehe.

@Aurelia:
Deine lieben Zeilen trösten mich wieder und bauen mich auf. Dass dieser Mist nicht unendlich dauert.
Ich weiß auch, dass das Schutz ist, aber es macht mir eben immer Angst.

Liebe Grüße
Skygirl
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

@Peter:
Ich rede sehr gerne mit den Mitpatienten. Mit denen, die Ähnliches durchgemacht haben.
Beschäftigung ist für mich vor allem das Schreiben am Kinderbuch und im Blog.
MsMojo
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von MsMojo »

Hallo Skygirl,
dieser Kontrollverlust war für mich auch ganz schlimm, ist es noch immer, aber leider können wir nicht alles kontrollieren. Wir können nur einen Weg finden, wie wir damit umgehen. Und du schaffst das auch!
Du hast eine ganz tolle Beschäftigung gefunden, das wird dir gut tun, halte daran fest. Mach weiter, akzeptiere dass es gerade nun mal so ist wie es ist, es wird leichter.
Am Anfang konnte mir leider keiner erklären, warum ich mich so benebelt fühlte, es wurden so viele Fehldiagnosen gestellt und ich war am verzweifeln. Gib nicht auf, es lohnt sich, es wird besser!
Liebe Grüße
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Bittchen »

Liebe Skygirl,

es tut mir sehr leid,dass es dir immer noch nicht besser geht.
Auf der Geschlossenen zu sein ist natürlich eine Belastung.
Aber auch nicht ohne Grund so und nur zu deinem eigenem Schutz.
Versuche so oft wie möglich raus zu kommen, zu einem Spaziergang und dein kleiner Sohn ist immer wieder das beste Medikament um weiter zu machen.
Tavor sollte nach meinem Wissen nach 14 Tagen regelmäßiger Einnahme langsam runter dosiert und dann abgesetzt werden.
Spreche das bei der Visite an!
Auch Ärzte sind nur Menschen und übersehen dabei die Suchtgefahr,das ist ja auch bei jedem Menschen anders.
Ich habe als trockene Alkoholikerin, nie Benzodiazepine nehmen dürfen,das ist hinreichend bekannt,trotzdem wurden mir diese immer wieder von Ärzten angeboten.
Wie MsMoja schreibt ,hast du ja schon eine sehr schöne Beschäftigung gefunden.
Sei darauf sehr stolz,denn es ist nicht selbstverständlich ,dich darauf konzentrieren zu können.
Da hast du eine große Ressourcen ,auf die du weiter aufbauen kannst.
Du bist im Moment außer Gefecht gesetzt und brauchst Zeit bis es dir besser geht.
Dafür gibt es Gründe,da hast du auch die Chance etwas zu verändern,wenn du wieder Zuhause bist.
Im Moment kannst du nur akzeptieren,dass du an einer depressiven Störung erkrankt bist.
Gebe die Hoffnung nicht auf.
Verliere nicht den Glauben an deine Genesung und höre nicht auf die dunklen Gedanken der Depression,sondern sehe die Zeit auch positiv ,das du jetzt deine Kreativität nutzen kannst.
Das hört sich absurd an,trotzdem ist es schon eine gute Veränderung.
Weiterhin alles Gute ,du bist auf dem richtigen Weg,weil du auch Hilfe hast.
Passe weiter auf dich auf,schlucke nicht alles ungefragt,viel hilft viel, ist nicht richtig.
Es gibt Menschen ,die sprechen sehr schlecht auf solche Medikamente an.
Was in deinem Gehirn an der Chemie nicht stimmen soll,entzieht sich auch meiner Kenntnis.
Dass das auf einen Serotoninmangel schließen lässt ,ist schon lange wiederlegt.
Kleine Schritte,mit positiven Aktivitäten immer wieder, werden dir gut tun.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

@MsMojo
Danke Dir sehr! Ich kämpfe und kämpfe um diese Akzeptanz. Mit diesem für mich so schlimmen Symptom. Und das macht es ja nicht besser. Ich kann mich einfach nicht damit abfinden. Ich weiß nicht, wie ich damit draußen klarkommen soll. Diese Station hier ist so furchtbar. Danke, cdass Du mir immer antwortest und von Dir berichtest.

@Bittchen:
Ganz ganz lieben Dank für Deine lieben Worte! Ich fühle mich furchtbar, jeden Tag als würde ich sterben. Sehe kein Weiterkommen, weil ich so mit dieser Krankheit kämpfe. Warum kann ich denn verdammt nochmal nicht loslassen und akzeptieren, dass ich still gelegt bin.

Ich habe so eine große Angst, diesen Nebel nicht loszuwerden.
Es fühlt sich einfach nicht mehr wie mein Leben an.
Entschuldigung, dass ich nur auf der Stelle trete und Euch damit nerve. :-(
Ich bin trotzdem für jedes Wort und Mitgefühl so dankbar.

Liebe Grüße
Skygirl
Marlene57
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Registriert: 20. Mär 2018, 16:39

Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Marlene57 »

Liebe Skygirl,
gibt die Hoffnung nicht auf, ein Medikament gegen die Depression braucht leider einige Wochen bis es wirkt. Ich verstehe dich sehr gut. Wer will nicht schnell wieder fit sein. Ich würde an deiner Stelle so bald es dir besser geht versuchen, auf eine offene evtl. sogar Psychosomatische Station zum kommen.
Ich glaube dann akzeptiert man den Aufenthalt auch für sich selbst besser.
Ich wünsche dir noch viel Kraft und gute Besserung.
Liebe Grüße
Marlene
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1679
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Anne Blume »

Hallo Skygirl, hallo an die anderen Forianer,

um ehrlich zu sein, sind wir nicht ganz so glücklich mit Beiträgen im Forum direkt aus der Klinik.
Es ist ein Selbsthilfeforum, welches vom Miteinander der Betroffenen lebt, das ist richtig. Jedoch ist es absolut notwendig für eine Teilnahme, dass man ausreichend stabil ist. Weil man selbst nicht profitieren kann und auch zum Schutz der anderen Nutzer. Deshalb, liebe Skygirl, nutzen Sie doch bitte den geschützten Rahmen der Klinik für sich und schauen Sie später mal wieder vorbei.

Herzliche Grüße
Anne Blume
Antworten