Hallo Unhappy, lieben Dank für deine Antwort.Unhappy38 hat geschrieben:Hi Keks,
dein Text von heute hat mich irgendwie berührt, deshalb möchte ich dir auch antworten. Ich finde das Verhalten deiner Therapeutin auch wenig hilfreich. Klar muss man das akzeptieren aber was ist der Grund, warum dir das so schwer fällt? Da müsste man doch nachhaken. Dass sie da so genervt reagiert zeigt aus meiner Sicht nur, dass sie genau an dem Punkt selbst Defizite hat. Auch die 2. Aussage, dass nur der Chef wichtig und die Kollegen unwichtig seien, lässt eher darauf schließen, dass sie Selbst nicht sonderlich beliebt war (so zumindest meine Interpretation;-))
"Meine" Mitarbeiterin von der Telefonseelsorge, die glücklicherweise eine richtige Therapeutin ist und die Seelsorge ehrenamtlich macht, hat sich von mir bestimmt schon 20x das gleiche Problem angehört ohne nur ein einziges Mal genervt zu sein (bzw. zu schreiben). Sie ist jedesmal darauf eingegangen, hat versucht mit mir Gründe für meine Gefühle zu finden, hat mir erklärt und auch immer Hoffnung mitgegeben, dass es eines Tages vorbei sein und es mir wieder gut gehen wird. Sie hilft mir unglaublich seit meinem Therapieabbruch und wahrscheinlich noch so lange bis ich bei meiner neuen Therapeutin richtig angekommen bin.
Deine Therapeutin sollte dir das Gefühl geben, dass sie dich versteht, dir helfen, dich selbst besser zu verstehen und dir Zuversicht geben, dass du es irgendwann alleine schaffst mit solchen Situationen und schlechten Gefühlen umzugehen. Wenn du dich traust, sag es ihr so offen bei eurem Abschlußgespräch. Du wirst sie danach nicht wieder sehen und sie wird vermutlich nicht ausflippen, wenn doch kannst du dir sicher sein, dass sie ihren Beruf verfehlt hat!
Aus eigener ganz aktueller Erfahrung kann ich dir sagen, dass so ein Konfliktgespräch, dem man sich stellt, sehr viel bringen kann. Ich war vor dem Abschlussgespräch nach dem Therapieabbruch so nervös, dass ich wirklich befürchtet habe, ich bekomme einen Nervenzusammenbruch und kippe um. Dadurch, dass der Therapeut so freundlich und professionell geblieben ist, habe ich es geschafft, es bis zum Schluss durchzustehen. Wir haben einige Mißverständnisse geklärt und er hat sich sogar für 1 Sache entschuldigt. Ich hab gesagt, was ich trotz allem positives mitnehme aus der Therapie, wir haben uns die Hände geschüttelt und alles Gute gewünscht. Das musste erstmal sacken aber danach irgendwann bekam ich das Gefühl, dass wenn ich dieses Gespräch geschafft habe, ich vor keinem Gespräch in Zukunft mehr Angst haben muss! Das hatte zur Folge, dass ich mich getraut habe, meine Mutter mit allem was sie mir angetan hat zu konfrontieren und das nach über 20 Jahren, dass ich meinem Mann sehr offen gesagt habe, was ich fühle. Und dass ich mich in Gesprächssituationen nun oftmals mit meinem Gesprächspartner auf Augenhöhe fühle, bei denen ich mich vorher nur minderwertig gefühlt habe. Natürlich fühle ich mich jetzt nicht permanent und dauernd selbstsicher (ich habe immer wieder Einbrüche und Stimmungsschwankungen) aber ich merke, dass ich mich ein Stück weiterentwickelt habe.
Das ist jetzt länger geworden als geplant, ich hoffe du verstehst was ich dir sagen will. Durch die Reaktion dieser Freundin und wie du dich dabei fühlst kannst du einiges über dich selbst lernen. Denk darüber nach, was das eigentliche Problem ist und warum du dich so verletzt fühlst. Vielleicht hilft sie dir im Endeffekt sogar dabei, dich besser zu verstehen und trägt so ungewollt sogar zu deiner Entwicklung bei. Vielleicht kannst du das ganze auch später aus einem anderen Blickwinkel betrachten, wenn der Schmerz erst vorbei ist. Das sind Gedanken, die mir momentan helfen mit Schmerz und Ablehnung umzugehen - ich hoffe, es hilft dir auch ein wenig.
Ich wünsche Dir viel Mut, ich glaube Mut ist mit das allerwichtigste was man im Leben braucht.
Alles Liebe,
Unhappy
Was die Therapeutin angeht: So nehme ich es auch wahr. Ich habe bei einigen Themen das Gefühl, dass ihre eigene Meinung im Vordergrund steht und ich vermute, dass sie auch persönliche Konflikte mit einigen Themen verbindet. Und ich finde, das sollte sich nicht alles zu sehr vermischen. Auch hat sie immer recht schnell ein Urteil zu Leuten in meinem Umfeld, ohne wirklich etwas über diese Personen zu wissen.
Ich liebe meine Mutter aus tiefstem Herzen, aber ich denke jeder Mensch hat irgendwo Konflikte mit seiner Mutter. Und immer, wenn ich einen Konflikt zwischen meiner Mutter und ihr in der Therapie "besprochen" habe (angeschnitten trifft es wohl eher), hat sie meine Mutter sofort in Schutz genommen. Klar, sie soll mich nicht tätscheln und mir nach dem Mund reden, aber wieso lässt sie mich nicht in Ruhe die Situation schildern und wie ich mich gefühlt habe? Und ich habe schon immer wieder betont, dass ich meine Mutter in vielen Punkten heute verstehen kann, aber ich war eben ein Teenie als sie auszog und brauchte sie zu der Zeit ganz dringend. Ich hab mich allein, ungeliebt und unwichtig gefühlt. Da kann meine Mutter nichts für, sie hatte selbst zu kämpfen, ich greife sie gar nicht an, aber ich möchte einmal sagen wie ich mich gefühlt habe. Mich hat nie jemand danach gefragt.
Ganz genau, das nachhaken fehlt mir. Gehört das etwa nicht in die Tiefenpsychologie? Ich finde, sie macht es sich sehr einfach. Sie fragt nicht nach. Warum fühle ich mich so, was geht in mir vor, in welchen Situationen, gab es ähnliche Situationen schon vorher. Stattdessen fragt sie mich, was ich glaube was mir helfen könnte. "Denn ich weiß es nicht, Frau Keks." Und sie sagt das mit so einem aggressiven Unterton. Tja, mir könnte helfen, dass die Kollegin sagt, ich mag dich doch, ich bin eben unsicher und kann mich nicht gut auf andere einlassen. Gib mir etwas Zeit um Vertrauen zu dir aufzubauen." Damit käme ich klar, das würde mir helfen. Toll. Was verspricht sie sich von so einer Frage? Ich wurde dann langsam wütend und hab etwas scharf gesagt "Das weiß ich ja eben nicht" und in Gedanken ergänzt "deshalb bin ich doch hier, verdammt!" Echt frustrierend, ich muss mir eben jetzt wen neues suchen. Das kann wieder toll werden. Sie war schon die einzige, die ich nach langer Zeit gefunden hab. Plätze sind rar, genauso wie gute Therapeuten. Du scheinst echt eine gute Therapeutin zu haben. Ich denke eben auch, wenn einen ein Thema so dermaßen beschäftigt und beeinträchtigt, dann ist da noch irgendwas ungeklärt.
Das mit dem Konfliktgespräch würde ich gerne machen, weil ich mich echt frage, wie sie Menschen mit psychischen Problemen überhaupt helfen konnte. Was sie macht ist vielmehr Coaching, aber selbst da wird man vom Coach ja mental gestärkt und nicht mit seinen Gedanken allein gelassen. Aber momentan bin ich einfach nicht stabil. Gestern morgen dachte ich, es sei alles ok und hab dann im Grunde doch den Tag mit Heulen und Grübeln verbracht. Ich kann meine eigene Psyche grad nicht einschätzen, das ist schon ein ziemlich mieses Gefühl. Irgendwie trau ich mir da gerade kein Konfliktgespräch zu.
Ich weiß du hast recht und ich hoffe, ich kann daraus was für mich lernen. Momentan zieht es mich einfach noch runter aber ich hoffe, das legt sich bald.
Danke!