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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 19. Dez 2015, 22:31
von W_Blake
Hallo von der Moderation,
ich habe den Beitrag editiert, weil ich finde er liest sich zu düster....hier muss professionelle Hilfe ran, bitte Blake, suchen Sie sich diese....
Beste Grüße von der Moderation

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 21. Dez 2015, 09:17
von Bittchen65
Lieber Blake,
ich habe deinen Beitrag nicht gelesen,aber es wäre bestimmt gut, dich jetzt mal
auf das Wichtigste zu konzentrieren,das ist deine Gesundheit.Manchmal lässt sich eine Klinik nicht vermeiden,es kann sich doch zum Guten wenden. Die Jahreszeit ist auch für Andere nicht gerade prickelnt. Aber wenn zu düstere Gedanken Oberhand nehmen,kann du nur zu deinem Selbstschutz handeln.
Das alles düster und hoffnungslos ist redet dir die Krankheit ein.
Alles Gute und liebe Grüße von Bittchen

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 21. Dez 2015, 10:16
von Cara Mia
Lieber Blake,

ich habe den ursprünglichen Beitrag auch nicht gelesen. Wahrscheinlich hast Du Suizidgedanken formuliert, die zum Schutz anderer editiert wurden. Nimm das nicht persönlich, die wirken manchmal so ansteckend.

So. Was tun jetzt? Du steckst mittendrin in der schweren Krise und Weihnachten macht es schlimmer, nehme ich an.

Ob es Heilung gibt für die Krankheit an sich, weiß ich auch nicht. Es fällt mir auch schwer zu sortieren, was bei mir Henne und was Ei ist. Und welchen Sinn das Ganze überhaupt haben soll.

Wichtig ist mir, dass ich die Umstände so gestalte, dass ich weiter leben kann. Gibt so Zeiten, da geht es besser und welche, da braucht es massivere Veränderungen. Ein Klinikaufenthalt kann so eine Veränderung darstellen. Für eine Zeit die gröbsten Brocken abgeben, die Verantwortung für die eigene Sicherheit auf andere übertragen, die das gewohnt sind und können. Mach das. Ist wichtig.

Auch wenn Du das Gefühl hast, es kümmert keinen Menschen auf der Welt, ob es Dich gibt oder nicht. Das stimmt nicht, ist ganz unlogisch und nicht belegbar. Du bist doch sonst auch ein sehr reflektierter Mensch. Verlass Dich da mal auf ein paar Fakten zu dem Thema, die auch auf Dein Leben und Dein Umfeld zutreffen.

In der depressiven Krise bin ich nicht im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, auch wenn mir meine Gedanken höchst schlüssig erscheinen. Das ist ein geschlossenes System, in dem ich mich da bewege. Ich mag diesem System nicht die Entscheidung über mein Leben anvertrauen. Ich will, dass dieses System offen wird. Mir erscheint es unfair mir selbst gegenüber, mich in einer Zeit der Krankheit entscheiden zu sollen. Das will ich nicht.

Ob Du zu den Geheilten gehören wirst? Weiß ich nicht, weiß ich auch für mich selber nicht. Aber, selbst wenn nicht. Um mal ein anderes Beispiel zu nennen, ebenfalls geistige Erkrankung: A beautiful mind, John Nash, der jetzt kürzlich mit 86 Jahren verstorben ist. Ich mag die Grundidee dieses Lebens. Die Annahme des komplett veränderten Wahrnehmens durch die Schizophrenie und die Gestaltung eines haltenden Lebensmodells, so wie es zu genau dieser Person passt. Vielleicht kennst Du den Film? Mich hat er einerseits sehr verwirrt, aber je länger ich darüber nachdachte, desto mehr bestärkte er mich darin, dass es immer lohnend ist, sich selbst anzunehmen und konsequent das eigene Leben zu l e b e n.

Herzliche Grüße an Dich, nach Weihnachten wird es wieder besser.
Bist einer von den Guten, bleib.

Cara

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 21. Dez 2015, 10:52
von Pummelchen
Hallo Blake,
ich habe mir auch Gedanken über deinen gelöschten Beitrag gemacht. Gib bitte die Hoffnung auf Besserung nicht auf. Sie kommt ganz gewiss!!! Auch wenn es jetzt ein sehr harter Weg ist, und wenn du es geschafft hast aus der Düsternis rauszukommen,wirst du dir gar nicht mehr vorstellen können was die Depression an Gedanken und Gefühle ausgelöst hat. (diese widerliche gemeine Krankheit!!!)
Bitte hole dir alle machbaren Hilfen, Blake ich wünsche dir alles Gute und melde dich bitte wieder wenn es dir möglich ist.
Ich drück dich jetzt einfach! LG Pummelchen

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 21. Dez 2015, 15:07
von W_Blake
Liebe Bittchen,
liebe Cara,
liebe Pummelchen,

um den Beitrag selbst ist es nicht schade, aber die Editierung meines Beitrags hat leider dazu geführt, dass ihr euch mehr Sorgen macht, als mein Beitrag hätte Anlass gegeben sollen. Das tut mir sehr leid. Hätte ich das vorhersehen können, hätte ich mir meinen Beitrag verkniffen. Allerdings verstehe ich, ehrlich gesagt, auch nicht, was an meinem letzten Beitrag düsterer gewesen sein soll als an meinen vorherigen Beiträgen, aber nun gut.

Ich habe keine Suizidgedanken geäußert – mir ist bewusst, dass das eine Zumutung für die anderen Forumsmitglieder wäre – und ich bin auch weit davon entfernt, solche Absichten zu haben (auch wenn ich meinem Dasein nach wie vor wenig abgewinnen kann). Ich bin nun etwas verunsichert darüber, was zu schreiben erlaubt ist und was nicht, weswegen ich gar nicht erst erneut versuche, zum Ausdruck zu bringen, worum es mir ging, oder konkret auf eure Beiträge antworte (auch wenn sie es verdient haben). Vielleicht passe ich, die Art, meine Gedanken und Gefühle auszudrücken, nicht in dieses Forum, keine Ahnung …

Es war ganz bestimmt nicht meine Absicht, irgendjemanden in Angst und Schrecken zu versetzen. Dass das eine indirekte Konsequenz meines Beitrags war, tut mir, wie gesagt, sehr leid!

Habt herzlichen Dank für eure Anteilnahme! Ich wünsche euch schöne, nach Möglichkeit leidfreie Feiertage!

Herzliche Grüße,

der Fremde unter Gleichen

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 21. Dez 2015, 15:42
von hazmagetmaton
Hi.

Ich habe deinen letzten Beitrag tatsächlich mit ein bisschen Erleichterung gelesen.

Mich würde interessieren, welche Rolle deine Selbstzweifel und Fremdheitsgefühle in deiner Therapie spielen.
Ich lese aus deinen Beiträgen und Nachrichten viele positive Eigenschaften heraus und frage mich, woran es liegt, dass die Selbstzweifel scheinbar den höheren Stellenwert haben.

Ich wünsche dir, dass du dich selbst ein bisschen mehr so wahrnehmen kannst, wie ich das tue (und wahrscheinlich noch so manch anderer hier...).

Berührt,
hazmagetmaton.

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 21. Dez 2015, 20:54
von Cara Mia
hihi... macht nichts, dann hast Du jetzt ein paar Extra-Aufmerksamkeiten einfach so bekommen, kannst Du vielleicht auch brauchen oder Du legst sie dir ins Regal für kalte Zeiten!

Jedenfalls, inhaltlich bleibe ich bei dem, was ich von mir geschrieben habe. Vielleicht ist etwas dabei, was Dich freut.

Herzliche Grüße,
trauriger Blake (Ich finde das ja so angenehm hier, dass es einfach normal ist, depressive Gedanken zu haben),

Cara

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 22. Dez 2015, 13:12
von W_Blake
Ich probiere dann mal, mit etwas Abstand, im Einzelnen auf eure Beiträge einzugehen:

Liebe Bittchen,

du hast recht, die Winterzeit ist immer eine besondere Herausforderung: die Tage sind kürzer, die Sonne scheint seltener, der Jahreswechsel lässt einen Bilanz ziehen … und dann kommt für viele noch das Weihnachtsfest hinzu, das ja nicht selten als Fest der Liebe angesehen wird. Und in dem Punkt, dass die Gesundheit das Wichtigste ist, gebe ich dir auch recht. In einem Punkt, fürchte ich, muss ich dir widersprechen:
Bittchen65 hat geschrieben:Das alles düster und hoffnungslos ist redet dir die Krankheit ein.
Ich habe vermutlich eine andere Sichtweise auf das Leben und die Welt als viele Forumsmitglieder oder andere Menschen im Allgemeinen. Ich glaube nicht, dass das Leben einen Wert an sich hat. Unsere Existenz verdanken wir einem Zufall, keiner göttlichen Macht; es gibt keinen höheren Plan für unser Dasein. Wenn überhaupt, dann können wir unserem Leben subjektiven Sinn geben und unserem Leben damit einen Wert verleihen. Wenn das jedoch misslingt, dann ergibt das Leben für einen selbst eben keinen Sinn und hat letztlich keinen oder keinen hinreichend großen Wert.

Hier im Forum staune ich immer wieder über die Hoffnung, die viele der Forumsmitglieder aufbringen. Ich habe mich oft gefragt, wie es kommt, dass andere unter Depressionen Leidende so viel Hoffnung haben können, ich (und wieder andere) jedoch nicht. Ich glaube, hier kann eine Unterscheidung getroffen werden (die keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben soll): Es gibt die, die unter Depressionen als Krankheit leiden. Und es gibt die, die eine dominant depressive Persönlichkeitsstruktur aufweisen (und unter Umständen außerdem noch an Depressionen als Krankheit leiden). Menschen mit depressiver Persönlichkeitsstruktur fehlt möglicherweise ein Modell für ein besseres Leben, weil sie auch in den Phasen, in denen sie nicht an Depressionen leiden, eine depressive Perspektive auf das Dasein und die Welt haben (weniger Glück und Freude empfinden als „normal“ usw.). Kurz gesagt: Ich weiß nicht, worauf ich genau hoffen soll. Die Depression scheint eben nicht allein eine Krankheit zu sein, sondern – in einem anderen Sinne – auch Teil meiner Persönlichkeit.

Ich weiß nicht, ob das nun verständlich ist bzw. ob das vielleicht sogar jemand nachempfinden kann, aber ich glaube, meine Hoffnungslosigkeit hat sehr mit meiner depressiven Persönlichkeit zu tun.

Ich wünsche dir, liebe Bittchen, eine (in einem umfassenden Sinn) friedliche Weihnachtszeit und Kraft und Gesundheit für die Zukunft!

Herzliche Grüße
Blake


PS
Die Antworten auf die anderen Beiträge folgen in Kürze – das Schreiben ist doch ganz schön anstrengend, so dass ich in Etappen antworten werde.

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 22. Dez 2015, 18:10
von Bittchen65
Lieber Blake,

auch ich wünsche dir friedliche Feiertage.
Egal welche Persöhnlichkeit du hast ,ich lese gerne von dir.

Liebe Grüße Bittchen

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 23. Dez 2015, 09:47
von W_Blake
Liebe Cara,

irgendwie mag ich deine Herangehensweise, ohne sagen zu können, was daran genau – vielleicht ist es so etwas wie eine pragmatische Sicht auf die Dinge …
Cara Mia hat geschrieben:Ob es Heilung gibt für die Krankheit an sich, weiß ich auch nicht. Es fällt mir auch schwer zu sortieren, was bei mir Henne und was Ei ist. Und welchen Sinn das Ganze überhaupt haben soll.
Letztlich kommt es mir nicht zwingend auf Heilung an. Die Frage, die ich mir stelle und auf die ich keine positive Antwort habe, lautet: Wird mein Leben für mich irgendwann so erfüllt und befriedigend sein (können), dass es für mich einen Sinn ergibt? Wenn ich zurückblicke – und ich glaube, ich kann ausschließen, dass die Krankheit aus mir spricht –, dann sehe ich zwar nicht nur Freudlosigkeit, Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, sondern durchaus auch positive Momente der Freude, aber in der Summe ist es eine klar negative Bilanz. Ich möchte einfach nicht, dass es so weitergeht, habe jedoch auch keine Vorstellung davon, wie ich mein Leben ändern kann, damit es anders wird … Wie ich bereits in meiner Antwort an Bittchen geschrieben habe, fehlt mir in meiner Erfahrung ein Modell für ein geglücktes Leben, auf das ich in Zukunft hoffen kann; ich führe das darauf zurück, dass ich eben nicht nur akut unter der Krankheit Depression leide, sondern eine dominant depressive Persönlichkeitsstruktur habe.
Cara Mia hat geschrieben:Auch wenn Du das Gefühl hast, es kümmert keinen Menschen auf der Welt, ob es Dich gibt oder nicht. Das stimmt nicht, ist ganz unlogisch und nicht belegbar.
Das stimmt gewiss. Aber das Problem scheint mir eher zu sein, dass mein Dasein mich zu wenig kümmert. Ich kann meinem Leben einfach keinen tragenden Sinn abringen. Aber ich glaube, dass der Wert, den ich meinem Leben beimesse, davon abhängt, welchen Sinn ich darin sehe … Irgendwie bin ich, metaphorisch gesprochen, aus mir selbst und meinem Körper herausgefallen, nicht in mir geerdet, habe kein Grundgefühl der (Selbst-)Sicherheit, kein Gefühl, dass mein Dasein einfach gut so ist … Mir fehlt eine Selbstverständlichkeit meiner Existenz, es ist, als sein ein riesengroßes Fragezeichen hinter meine Existenz gesetzt.

Ich kenne den Film „A Beautiful Mind“. Ist schon länger her, dass ich ihn gesehen habe, aber ich habe ihn in guter Erinnerung. Und ich bin einmal wieder über die Gewissheit erstaunt, mit der du einen positiven Schluss aus der Geschichte des Films ziehst:
Cara Mia hat geschrieben:[…] je länger ich darüber nachdachte, desto mehr bestärkte er mich darin, dass es immer lohnend ist, sich selbst anzunehmen und konsequent das eigene Leben zu l e b e n.
Wie machst du das? Ich denke mir eher: Na gut, Nash hat es trotz krasser Krankheit geschafft, seinem Leben einen Sinn zu verleihen und ihm etwas abzugewinnen. Daraus folgt aber noch lange nicht, dass ich es auch schaffen werde …
Cara Mia hat geschrieben:hihi... macht nichts, dann hast Du jetzt ein paar Extra-Aufmerksamkeiten einfach so bekommen, kannst Du vielleicht auch brauchen oder Du legst sie dir ins Regal für kalte Zeiten!
Das ist übrigens ein gutes Beispiel dafür, was ich an deiner Sichtweise mag: Mir sind die Umstände, die zu der Aufmerksamkeit geführt haben, total unangenehm – du hast einfach eine humorvoll pragmatische Sicht auf die Sache. Weiter so! Daran sollte ich mir ein Vorbild nehmen.

Oje, ich sollte mal lernen, mich kurz zu fassen …

Ich wünsche auch dir eine friedliche Weihnachtszeit und für die Zukunft Gesundheit sowie, dass du dir deine humorvoll pragmatische Sichtweise bewahrst!

Herzliche Grüße
Blake

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 23. Dez 2015, 11:49
von hazmagetmaton
Kommt es auf die Bilanz wirklich an?... Kann man die nicht irgendwie zurückstellen?

"Wenn überhaupt, dann können wir unserem Leben subjektiven Sinn geben und unserem Leben damit einen Wert verleihen. Wenn das jedoch misslingt, dann ergibt das Leben für einen selbst eben keinen Sinn und hat letztlich keinen oder keinen hinreichend großen Wert."
Was den Sinn angeht stimme ich dir da vollkommen zu. Ich würde auch behaupten, Menschen, die in ihrem Leben (oder dem Leben) objektiv einen Sinn sehen, die haben sich ihre subjektive Sichtweise einfach erhöht.
Aber ich behaupte auch, dass Sinn und Wert nicht voneinander abhängig sind, auch wenn sie sich zweifellos beeinflussen können. Auch wenn du keinen Sinn siehst, so hast du glaube ich trotzdem Dinge im Leben, mit denen du dich gerne beschäftigst, denen du etwas abgewinnen kannst.

Was ich auch glaube ist, dass Sinn immer nur in Hinblick auf Vergangenheit und Zukunft existieren kann. Ich zumindest kann mir Sinn ohne Vergangenheit und Zukunft nicht konstruieren. Die Gegenwart für sich, der Augenblick, ist frei von Sinn. Aber nicht unbedingt von subjektivem Wert oder Bedeutung.

Persönlich hilft mir mein teilweise pechschwarzer Humor im Alltag. Ich hatte die Zeit, ihn mit jahrelangem Monty Python-Konsum zu kultivieren, das kann ich nur weiterempfehlen.
Und über sich selbst lachen, aber das kann sehr, sehr schwierig sein. Da braucht es manchmal weniger Energie wenn man sich einfach ordentlich mies fühlt ;)

hazmagetmaton

Edit: Eine Filmempfehlung, einer meiner absoluten Lieblinge: A Serious Man von den Coen-Brüdern.

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 23. Dez 2015, 16:49
von W_Blake
Liebe Pummelchen,

ich wäre gerne so optimistisch wie du:
Pummelchen hat geschrieben:Gib bitte die Hoffnung auf Besserung nicht auf. Sie kommt ganz gewiss!!! Auch wenn es jetzt ein sehr harter Weg ist, und wenn du es geschafft hast aus der Düsternis rauszukommen,wirst du dir gar nicht mehr vorstellen können was die Depression an Gedanken und Gefühle ausgelöst hat.
Aber (wie an anderer Stelle bereits gesagt) fürchte ich, dass ich eben nicht nur unter Depressionen als Krankheit leide, sondern eine depressive Persönlichkeitsstruktur habe. Ich weiß also nicht so recht, auf was ich hoffen soll, weil ich in der Vergangenheit immer schon eher traurig, freudlos, introvertiert, gehemmt usw. war, es also keine so richtigen Anker gibt, die mich halten; im Grunde müsste ich auf ein völlig anderes, in der Vergangenheit noch nicht da gewesenes Lebensgefühl hoffen – diese Hoffnung scheint mir aber allzu kühn und wenig gerechtfertigt zu sein … Aber ich habe irgendeine abstrakte, d.h. wenig konkrete, Hoffnung, dass es irgendwann einmal anders und vielleicht sogar wesentlich besser sein wird! Dafür versuche ich auch zu kämpfen, nur sehe ich im Moment absolut keinen Fortschritt …

Danke für die virtuelle Umarmung! Auch dir wünsche ich eine friedliche Weihnachtszeit und vor allem Gesundheit!

Herzliche Grüße
Blake

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 23. Dez 2015, 19:15
von Pummelchen
Hallo Blake,
auch ich wünsche dir frohe Weihnachten. Blake ich wünsche dir von Herzen das du irgendwann ein bißchen einen Fortschritt verspürst.
LG Pummelchen

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 23. Dez 2015, 22:51
von Cara Mia
Lieber Blake,

danke für die Blumen!
Und, ja, ehrlich, gerne, ich fand es nicht schlimm und mich belastest Du nicht, ist okay!
Das stimmt gewiss. Aber das Problem scheint mir eher zu sein, dass mein Dasein mich zu wenig kümmert. Ich kann meinem Leben einfach keinen tragenden Sinn abringen. Aber ich glaube, dass der Wert, den ich meinem Leben beimesse, davon abhängt, welchen Sinn ich darin sehe … Irgendwie bin ich, metaphorisch gesprochen, aus mir selbst und meinem Körper herausgefallen, nicht in mir geerdet, habe kein Grundgefühl der (Selbst-)Sicherheit, kein Gefühl, dass mein Dasein einfach gut so ist … Mir fehlt eine Selbstverständlichkeit meiner Existenz, es ist, als sein ein riesengroßes Fragezeichen hinter meine Existenz gesetzt.
Ich kann Deinem Gedanken einer an sich depressiven oder deprimierten Persönlichkeitstruktur viel abgewinnen. Vielleicht ist es so, so bist Du halt. Ich finde, solche Menschen darf es auch geben.

Um nochmal die Parallele zu John Nash zu ziehen, man kann nicht alles loswerden, was einen ausmacht. Das muss man auch nicht. Es ist vollkommen genug, einfach nur man selbst zu sein. Und egal, was ich über meine Daseinsberechtigung denke oder empfinde, Fakt ist, ich bin nun mal da. Das bestätigt sich selbst. In dunklen Phasen war mir jeder Atemzug zu viel, warum sollte ich atmen? Gibt es nicht jemanden, der diese Luft mehr wert ist, der seinen Atem sinnhafter nutzen kann als ich?

Und an der Stelle muss ich Schluss machen. Nicht mit dem Atmen. Mit dem Nachdenken darüber. Es als gegeben hinnehmen. Es ist definitiv genug Luft da. Und Zeit. Und Raum. Niemand hat etwas davon, wenn es mich nicht mehr gibt (da gibt es glaube ich, in den Geschichtsbüchern dieser Welt eine Handvoll Kandidaten, bei denen man die Frage anders beantworten könnte, aber zu diesen gehöre ich ganz sicher nicht, Du auch nicht).

Wenn Du mich nach meinem "positiven Pragmatismus" fragst, es ist Übungssache. Ich trainiere das. Am Anfang war es anstrengend und jetzt habe ich Genuss daran gefunden. Ist wie beim Laufen, erst ist es schwer und man hat Muskelkater, irgendwann erwischt einen das Runners High, dann kommt eine Zerrung und man fängt wieder von vorne an.

Ich komme ganz gut damit klar, mein Leben an sich als Übungsfeld zu sehen. Übung wofür? Weiß ich auch nicht. Aber letztlich beschäftigen wir uns alle mit Kleinkram. Ähnlich zu den Tyrannen in den Geschichtsbüchern gibt es dieserzeit auch ganz wenige Kandidaten für die Heiligsprechung. Zu denen gehöre ich auch nicht. Ich bin einfach ziemlich normal.

Was mir hilft, ist, mich von ganz oben zu betrachten. Ein Haufen Gewusel da unten auf der Erde, ich kann aus dieser Entfernung nicht unterscheiden, welche der Personen genau ich bin. Das ist nicht so wichtig. Ich weiß ja, dass ich da irgendwo bin. Spüren muss ich das nicht immer. Ich bin ja da.

Die Distanz zu mir selbst überwinden, ist auch für mich ein Weg. Mal gehe ich ihn schnell, mal kommt er mir lang vor, mal erreiche ich mich tagelang nicht und fühle mich verloren. Aber es ist gut, auf dem Weg zu sein. Da passiert auch etwas mit mir. Und mit anderen.

Ich versuche daran zu denken, dass ich nie weiß, wissen kann, wie gut es ist, dass ich da bin. Ich halte es für möglich, dass ich anderen wichtig bin. Und sei es nur, weil es ihnen eine Erleichterung ist, dass da jemand neben ihnen durch die Straßen schlurft. Ich will nicht so arrogant sein, meinen Wert für andere gering zu schätzen.

Ich übe mich in Demut. Im Tun. Was ich über mich denke, sollte nicht so wichtig sein. (Versteh mich richtig, ich nehme mich selbst schon ernst in meinem Denken, aber ich will nicht mehr so viel Zeit damit verbringen, meine eigene Existenz durchzudeklinieren, wenn diese ja mal vorhanden ist. Lieber den Schritt weitergehen und mich fragen, was ich genau jetzt damit anfangen könnte)

Dann habe ich halt Depressionen. Und Du bist halt ein grundsätzlich depressiver Charakter. Gut zu wissen, was fangen wir damit an?

Ich mag Deinen Tiefsinn und Dein klares Denken, Du hast gute Kapazitäten und eine schnelle Verarbeitung. Das ist doch brauchbar. Ich versuche meine Stärken in meinem Sinne zu nutzen. Dass ich pragmatisch bin, weiß ich. Deshalb nutze ich den Pragmatismus, um mit der Depression mein Leben gestalten zu können. Da gibt es noch viele Bereiche, die ich erstmal für mich erkennen und annehmen musste, um sie dann als zu mir gehörig zu benennen und im Weiteren zu nutzen, um es für mich in mir wohnlich zu gestalten. Mittlerweile fühle ich mich mehr zu Hause in mir (und kenne diesen Zustand der Depersonalisierung und Ferne von mir und allem ganz genau, ist sehr unangenehm und beunruhigend, ich weiß).

Ich muss aufhören, aber das wollte ich Dir sehr gerne noch schreiben.

Hab´ gute Weihnachten, lieber Blake, das ist schon sehr in Ordnung, wie Du bist. Wenn Du es weißt und akzeptierst, kannst Du das Außenrum gestalten, dann wird es innen auch wieder leichter.

Beste Grüße aus meinem kleinen, pragmatischen Herzen!

Cara

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 25. Dez 2015, 15:38
von W_Blake
Hallo hazmagetmaton,

gute Frage:
hazmagetmaton hat geschrieben:Mich würde interessieren, welche Rolle deine Selbstzweifel und Fremdheitsgefühle in deiner Therapie spielen.
Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass wir uns noch in einer Art Findungsphase befinden – ich kann keine so rechte Systematik erkennen. Die Sitzungen laufen eigentlich immer so ab, dass ich gefragt werde, worüber wir heute reden wollen, und dann reden wir über das, was gerade in mir vorgeht … Immerhin, dass ich überhaupt rede, werte ich schon einmal als Fortschritt, denn das ist bei mir alles andere als selbstverständlich. Wir haben tatsächlich auch schon über die Selbstzweifel und die Fremdheitsgefühle gesprochen, aber wie gesagt, ich kann keine Systematik erkennen und ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich in der Sache weitergekommen bin.

Im Zusammenhang mit den Selbstzweifeln spielen Ängste und fehlende realistische Maßstäbe (oder, vermutlich die Kehrseite: ein völlig überhöhter Maßstab nach dem Motto „Es muss besser sein, als ich in der Lage bin, es zu tun) eine Rolle. Womit hängt das zusammen? Ich könnte jetzt über meine Kindheitserfahrungen in dieser Hinsicht spekulieren … In bestimmten Bereichen scheint es aber jedenfalls in meiner Wahrnehmung eine Existenzfrage zu sein: Etwas nicht gut genug zu machen, hängt mit Existenzängsten zusammen, weswegen ich es – oder besser gesagt: etwas in mir es dann lieber meidet … Die Fremdheitsgefühle hängen vermutlich mit meinen Krankheitserfahrungen zusammen, die ich gemacht habe. Schon als Kleinkind hatte ich meine Begegnung mit der Endlichkeit des Daseins – mit solchen Erfahrungen (die sich als Teenager/junger Erwachsener und vor noch nicht allzu langer Zeit jeweils in anderer Form wiederholt haben) ist man vermutlich einfach ein Fremder unter Gleichaltrigen. Kinder und Teenager setzten sich für gewöhnlich nicht mit ihrer Endlichkeit auseinander – für meine Erfahrungen gab es keinen Raum unter den Gleichaltrigen (und außerdem auch nicht in meiner Familie).

Was die Therapie betrifft, sehe ich zur Zeit noch nicht, wie sie dazu beitragen soll, dass sich etwas ändert. Ich weiß, dass es vor allem auf mich ankommt, aber irgendeine Art von Anleitung/Hilfestellung erwarte ich mir schon von der Therapie. Bisher weiß ich nur: Der Weg zur Überwindung einer Angst führt durch die Angst. Tja, aber die Angst macht es einem ja gerade so schwer, irgendeinen Weg zu gehen, der mit der Angst zu tun hat … Was also damit anfangen?
hazmagetmaton hat geschrieben:Aber ich behaupte auch, dass Sinn und Wert nicht voneinander abhängig sind, auch wenn sie sich zweifellos beeinflussen können. Auch wenn du keinen Sinn siehst, so hast du glaube ich trotzdem Dinge im Leben, mit denen du dich gerne beschäftigst, denen du etwas abgewinnen kannst.
O.k., ich hänge den Begriff des subjektiven Sinns, glaube ich, niedriger als du, denn für mich stiften „Dinge im Leben, mit denen [ich mich] gerne beschäftig[e], denen [ich] etwas abgewinnen kann[]“ subjektiven Sinn. Insofern würde ich sagen, hängt Wert, wenn er von solchen Dingen abhängt, auch von Sinn ab. Aber unterm Strich haben wir, denke ich, eine ähnliche Perspektive auf die Sache. Na ja, aber subjektiver Sinn (oder: die Befriedigung, die man aus der Beschäftigung mit bestimmten Dingen erhält) kommt eben auch in Graden. Mir fehlt es in meinem Leben an solchen stärker sinnstiftenden Tätigkeiten bzw. fehlt mir für bestimmte potentiell sinnstiftenden Tätigkeiten die Disziplin, Kraft etc.

Immerhin: Selbstironie ist mir prinzipiell nicht fremd! Aber in solch krass depressiven Phasen fällt mir das tatsächlich schwerer …

Herzliche Grüße
Blake

PS: „A Serious Man“ kenne ich, glaube ich, noch nicht; aber dass der Film von den Coen-Brüdern ist, spricht zunächst einmal für den Film.

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 25. Dez 2015, 16:22
von W_Blake
Liebe Cara,

ich muss sagen, ich beneide dich (im positiven Sinne) ein wenig ob deiner Sicht auf das Dasein. Mir fällt es so schwer zu akzeptieren, wer ich bin, mich anzunehmen, das Leben als Spiel oder, wie du schreibst, „Übungsfeld“ zu betrachten, mich damit zu arrangieren, dass das Leben einen gewissen provisorischen Status hat. Ich denke viel zu viel über alles nach, anstatt einfach mal einen Schritt zu wagen …

Herzliche Grüße
Blake

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 25. Dez 2015, 21:41
von W_Blake
Sch…, jetzt hat mich die Weihnachtssentimentalität doch noch voll umgehauen!

Ich lasse einfach einen kurzen Soundtrack zu meinen Gefühlen sprechen:

Away („Do you pick up your phone … Do you answer your door, even if it’s late? / ’Cuase I don’t know who to call …“):
https://www.youtube.com/watch?v=W6ESQYzpQCA

Tonight I Feel So Far Away from Home:
https://www.youtube.com/watch?v=SLMftxqfBF8

Fade to Black („Life, it seems, will fade away / Drifting further every day / Getting lost within myself / Nothing matters, no one else …):
https://www.youtube.com/watch?v=0FMfsT11pdA

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 26. Dez 2015, 12:54
von Cara Mia
Ich denke viel zu viel über alles nach, anstatt einfach mal einen Schritt zu wagen …
Lieber Blake,

jaha! Du hast ja auch Vorteile davon. Beziehungsweise, um über mich selbst zu sprechen:

Ich habe immer Vorteile davon, in meiner Spur zu bleiben. Bin so ´ne Nachdenklich, Tiefgründige, schlau bin ich auch. Und auch noch depressiv! Dieses Nachdenken hält mich beschäftigt, in einer komfortablen Illusion einer Entscheidungsfindung, gaukelt mir kognitive Aktivität vor, lullt mich ein in die vermeintliche Sicherheit des baldigen Aufbruchs.

Ich komme mir da mehr und mehr auf die Schliche. Rufe mir nicht mal mehr zu "Mach endlich!", sondern nutze die Momente, in denen ich gerade nicht nachdenke, stolpere nach vorne, falle vom Dreier, strecke mich im Sprung und tauche aus dem doch verdammt nassen Wasser wieder auf. Und dann ist es mir ungemütlich, ich schwimme, will dann nicht frieren, steige aus dem Becken, trockne mich ab und bin auf dem Weg.

Herzliche Grüße!

Cara (die niemalsnie gerne vom Dreier springt, aber andere Sachen macht)

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 26. Dez 2015, 12:54
von Cara Mia
Ich denke viel zu viel über alles nach, anstatt einfach mal einen Schritt zu wagen …
Lieber Blake,

jaha! Du hast ja auch Vorteile davon. Beziehungsweise, um über mich selbst zu sprechen:

Ich habe immer Vorteile davon, in meiner Spur zu bleiben. Bin so ´ne Nachdenklich, Tiefgründige, schlau bin ich auch. Und auch noch depressiv! Dieses Nachdenken hält mich beschäftigt, in einer komfortablen Illusion einer Entscheidungsfindung, gaukelt mir kognitive Aktivität vor, lullt mich ein in die vermeintliche Sicherheit des baldigen Aufbruchs.

Ich komme mir da mehr und mehr auf die Schliche. Rufe mir nicht mal mehr zu "Mach endlich!", sondern nutze die Momente, in denen ich gerade nicht nachdenke, stolpere nach vorne, falle vom Dreier, strecke mich im Sprung und tauche aus dem doch verdammt nassen Wasser wieder auf. Und dann ist es mir ungemütlich, ich schwimme, will dann nicht frieren, steige aus dem Becken, trockne mich ab und bin auf dem Weg.

Herzliche Grüße!

Cara (die niemalsnie gerne vom Dreier springt, aber andere Sachen macht)

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 27. Dez 2015, 12:42
von W_Blake
Liebe Cara,

ich kann dir, glaube ich, nicht ganz folgen (oder vielleicht überlese ich auch eine gehörige Portion Ironie?). Worin soll der Vorteil bestehen? Darin, dass mich das Nachdenken vom tatsächlichen Tun abhält? Klar, eine Funktion erfüllt es; es ist Teil einer Vermeidungsstrategie: Wenn ich nur über Handlungsoptionen nachdenke, aber nicht handle, dann vermeide ich damit auch angstbesetzte Situationen. Einen wirklichen Vorteil sehe ich darin jedoch nicht.

Und du ja offenbar auch nicht, wenn ich dich richtig verstehe:
Cara Mia hat geschrieben:Dieses Nachdenken hält mich beschäftigt, in einer komfortablen Illusion einer Entscheidungsfindung, gaukelt mir kognitive Aktivität vor, lullt mich ein in die vermeintliche Sicherheit des baldigen Aufbruchs.

Ich komme mir da mehr und mehr auf die Schliche.
Ich würde gerne selber entscheiden können, ob ich vom Dreier springe oder nicht. So wie ich dich verstehe, ist es entweder so, dass du nicht springst, weil dich das Nachdenken einlullt, oder du stolperst und springen musst, weil es gar nicht mehr anders geht. In beiden Fällen ist es ja etwas, das dich zwingt, es nicht zu tun bzw. es zu tun.

Mich ärgert es, dass ich weiß, dass in vielen angstbesetzten Situationen, die ich meide, der Worst Case keine wirklich schlimmen Konsequenzen hat, ich aber gefühlt meine Existenz vom Ausgang der Situation abhängig mache und mich diese Angst dann davon abhält überhaupt irgendetwas in dem Zusammenhang zu tun.

Herzliche Grüße
Blake (der nicht gerne vom Dreier springt und viele andere Sachen auch nicht macht)

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 29. Dez 2015, 11:23
von W_Blake
Hallo graue Sonne,

klar, Genetik und Erziehung bzw. Sozialisation bestimmen, wer wir sind. Das macht es doch gerade so schwierig, sich zu ändern.
graue Sonne hat geschrieben:Nehme dich an, so wie du bist und lerne auch in Leere und Verzweifelung Dinge zu finden, die nur alleine dir gehören.
Hier sind wir genau bei dem, was du zuvor geschrieben hast: Geninformationen und vor allem Erziehung bzw. Sozialisation können es einem sehr schwer machen, sich anzunehmen, wie man ist. Dann wird man sich entweder nicht annehmen können, wie man ist, oder man wird sich, um genau das zu erreichen, ändern müssen. In der inneren Leere etwas zu finden, erscheint mir etwas überoptimistisch zu sein. Wenn etwas in der Leere zu finden wäre, wäre es nicht mehr leer.
graue Sonne hat geschrieben:Unseren Platz in der Welt scheint verloren, aber es gibt diesen für jeden von uns.
Wirklich? Bitte entschuldige meine Direktheit, aber das, was du über dich selbst schreibst, liest sich leider auch nicht so, als hättest du deinen Platz in der Welt gefunden:
graue Sonne hat geschrieben:Eine große Nebelbank, davor eine sehr milchige Scheibe unzerbrechlich. Ich bin dort im Nebel, mal sichbar, mal verschwunden. Hinter dieser Scheibe die Welt der Freude, Leben mit Genuss, Tränen, Lachen, nach vorne schauen.
Das liest sich bedauerlicherweise so, als stündest du auf der Seite der Scheibe, auf der das Leben nicht stattfindet. Verstehe mich bitte nicht falsch, wir sitzen ganz bestimmt im selben Boot, aber ich verstehe nicht so recht, welchen Weg du für dich gefunden hast – zumal du von einer „unzerbrechlichen Scheibe“ sprichst, die dich vom Leben zu trennen scheint. Ich möchte mich jedenfalls nicht damit abfinden, der unbeteiligte Zuschauer auf der nebligen Seite der Scheibe zu bleiben – ich möchte an der Freude, am Leben, am Genuss, an den Tränen und am Lachen teilhaben!

Herzliche Grüße
Blake

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 29. Dez 2015, 13:06
von W_Blake
graue Sonne hat geschrieben:Mir geht es darum, sich anzunehmen so wie man in der Depression ist.
Mag ja sein, dass das wünschenswert wäre, aber wenn ich mich – aufgrund der Erziehung oder aus welchem Grund auch immer – nicht mal annehmen kann, wenn ich nicht gerade akut an Depressionen erkrankt bin, wie soll ich mich dann in einer akuten depressiven Phase annehmen?

An anderer Stelle habe ich einmal den Unterschied zwischen Depressionen als Krankheit und depressiver Persönlichkeitsstruktur „zur Diskussion gestellt“. Ich fürchte, dass ich nicht nur akut unter Depressionen (als Krankheit) leide, sondern schlicht und ergreifend eine dominant depressive Persönlichkeitsstruktur aufweise (ganz nebenbei: deswegen könnte es mir auch so schwer fallen, meine depressiven Episoden zu zählen). Es ist also nicht viel anders, wenn ich nicht gerade an Depressionen (als Krankheit) leide – vielleicht sind die negativen Gefühle dann weniger intensiv und die positiven Gefühle doch etwas präsenter, aber die Bilanz ist auch dann eine negative. Ich wäre gerne optimistischer, hoffnungsvoller, zuversichtlicher, aber ich weiß einfach nicht, woher ich den Optimismus, die Hoffnung, die Zuversicht nehmen soll.

Nicht falsch verstehen: Ich gebe dir recht, dass es wichtig ist, sich in der Depression anzunehmen, aber das kann für einen unter Umständen unmöglich sein (oder zumindest erscheinen). Vielleicht ist es mir irgendwann einmal möglich, vielleicht habe ich irgendwann einmal mehr Hoffnung und Zuversicht, aber im Moment habe ich keine Ahnung, welcher Weg dorthin führt …

Ich wünsche dir, dass es dir gelingt, dich in der Depression anzunehmen! Und ich wünsche dir auch, dass sich deine Hoffnungen auf einen Weg aus der Depression erfüllen!

Herzliche Grüße
Blake

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 29. Dez 2015, 14:52
von Cara Mia
ich kann dir, glaube ich, nicht ganz folgen (oder vielleicht überlese ich auch eine gehörige Portion Ironie?). Worin soll der Vorteil bestehen? Darin, dass mich das Nachdenken vom tatsächlichen Tun abhält? Klar, eine Funktion erfüllt es; es ist Teil einer Vermeidungsstrategie: Wenn ich nur über Handlungsoptionen nachdenke, aber nicht handle, dann vermeide ich damit auch angstbesetzte Situationen. Einen wirklichen Vorteil sehe ich darin jedoch nicht.
Lieber Blake,

so viel Ironie ist da nicht bei. Dass Du den Vorteil kognitiv oder sogar moralisch abwertest, mag sein, aber ein Vorteil bleibt es. Das gemütliche Elend, die bekannte Sauce zum Trauerklops, tausendfach gedachte Gedanken, so abgegriffen wie ein Lieblingshandtuch, das erst nach Jahren so richtig weich ist...

Der Vorteil am Internet ist: hier findet man immer wieder jemanden zum Quatschen
Der Nachteil am Internet ist: hier findet man immer wieder jemanden zum Quatschen

Jetzt nochmal zurück zu Deinem gelöschten Eintrag, auf den ich geantwortet hatte. Die Moderation empfahl Dir nachdrücklich parallel zum Schreiben hier zeitnah fachärztliche Hilfe zu suchen. Ist das für Dich ein gangbarer Weg?

Warum ich da so eklig nachbohre: Bei mir verläuft so eine Krise in kleinen Schüben. Nach einem rabenschwarzen Tag kann es mir wieder ein bisschen besser gehen, bis zum nächsten rabenschwarzen. Und für solche Tage habe ich mir ein Netzwerk aufgebaut, um mich dann abzusichern. Hast Du so etwas? Jetzt bist Du ja gerade gut beschäftigt und im Austausch, aber für die weitere Zeit würde ich mir mehr als online-Gespräche für Dich wünschen.

Herzliche Grüße,

Cara

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 29. Dez 2015, 18:40
von W_Blake
Liebe Cara,

der Vorteil besteht also darin, dass es einen in der eigenen Komfortzone hält? Hm, das wäre aber doch nur dann ein Vorteil, wenn es gut ist, die Komfortzone nicht zu verlassen. Das mag ja auch hin und wieder der Fall sein, aber doch nicht in allen Fällen …
Cara Mia hat geschrieben:Die Moderation empfahl Dir nachdrücklich parallel zum Schreiben hier zeitnah fachärztliche Hilfe zu suchen. Ist das für Dich ein gangbarer Weg?
Ich bin in psychotherapeutischer Behandlung. Leider habe ich (noch) nicht den Eindruck, dass die Therapie etwas bringt, aber das kann ja noch werden … Außerdem nehme ich Antidepressiva, die allerdings keine Wirkung zu haben scheinen; auf ein anderes Präparat umzusteigen, empfiehlt sich aufgrund einer anderen Erkrankung eher weniger. Ich habe auch einige Freunde, die von der Krankheit wissen – klar, die sind nicht jederzeit verfügbar (z.B. über die Weihnachtsfeiertage eher nicht). Das muss eben reichen. Worin genau besteht dein Netzwerk?

Herzliche Grüße
Blake

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Verfasst: 29. Dez 2015, 22:10
von Cara Mia
Lieber Blake,

ah, schön, das hört sich ja doch deutlich aufgehobener an, als ich dachte :-)

Mein Netzwerk besteht aus einigen Vertrauten, die privat von der Erkrankung wissen und auch, wie ernst es ist, wenn es mir nicht gut geht.

Die zweite Schiene ist die medizinische, da bin ich gerade am Nachbessern. Ich brauche eine besser für mich erreichbare Fachärztin statt meines komischen Verschreibetresens. Die Suche gestaltet sich schwierig und dauert schon lange, aber vielleicht tut sich da jetzt bald etwas auf. Sieht ganz gut aus.

Für Akutkrisen weiß ich, wo jederzeit jemand für mich zur Krisenintervention erreichbar ist und habe das dann auch in Anspruch genommen.

Ich bekomme das sonst einfach nicht hin, wenn ich tief in der Krise stecke, dann noch viel zu organisieren. Also habe ich die luftigeren Zeiten genutzt, um bessere Pläne und Strukturen zu entwickeln. Das hilft.

Mir ist es auch wichtig, dass mich meine behandelnde Ärztin in einer normalen Situation kennen lernt. Ich bin in Zeiten der Krise einfach kaum in der Lage, mich noch zu äußern und fühle mich mir selbst so fremd, dass ich schon gar keinen Kontakt zu anderen aufbauen kann. Deshalb versuche ich das Thema "Depression" in die gesunden Phasen zu integrieren. Auch meine anderen Ärzte wissen darüber Bescheid, bspw. (Wobei da natürlich auch schon die ungläubige Frage kam: Was? Sie doch nicht! Sie sind doch immer so.... - Ich sage da nur: Ja, schon. Wenn ich anders bin, dann komm ich einfach nicht.) So ist das auch bei einigen meiner Freunde, die nicht glauben konnten, dass ich davon betroffen bin. Es fällt nicht großartig auf, wenn ich mal ein paar Wochen abtauche, Stress, krank, viel los, was weiß ich.
Das ist meine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass es auffällt. Im einfachsten Falle einfach Bescheid zu sagen. Hilft viel. Musste ich üben. Und auch dann waren die Reaktionen nicht adäquat. Aber das toleriere ich gut. Kann verstehen, dass das nicht verständlich ist, warum ich nicht happy bin, wenn eine Freundin extra für mich mit mir um den wunderschönen See läuft, ist doch so schön, Sonne scheint, Vögel piepen, geht´s Dir schon besser? Ja, sage ich dann, ist gut, dass Du mit mir läufst, danke. (Dass mich die piependen Vögel und die Scheißsonne und der blöde See sowas von nicht erreichen, geschenkt. Die Freundin hält einfach Zeit mit mir aus, das muss sie gar nicht wissen, dass es nur das ist, was ich brauche. Für sie ist es leichter, wenn wir das Zeit aushalten in schöner Umgebung tun ;-) )

So, sorry, war jetzt ein bisschen durcheinander geschrieben.

Gute Nacht,
ich finde es ist wie ein Puzzlespiel, herauszufinden, wie man diese Krankheit für sich gestaltet,

Cara