Licht und Dunkelheit

anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
Schneeregen,aber mit kleinen Flocken,die tanzen vor meinem Fenster.
Ich will die Flocken sehen,den Regen blende ich aus. Meine Sicht auf die Dinge selbst bestimmen.
Mein Auto ist kaputt,also ab in die Werkstatt,da treffe ich den netten Chef selbst an,der hat eine sehr ruhige Art,immer macht er das beste draus.
Ich wähle aus,wenn spreche ich an,wer hilft mir sicher,wer versteht meine Bedenken.

Sicherheit brauche ich,keinen weiteren Stress,Zuversicht,das wird schon wieder.

Seit einiger Zeit habe ich ein anderes,sicheres Gefühl für meine Möglichkeiten. Ich muss nicht immer nur abwehren,nein,ich kann meine Mutter fahren zu den wichtigen Arztterminen.
Aber ich lasse mich nicht auf noch mehr ein,den Schlusspunkt finden,jetzt reicht es,es ist wie irgendwie---ich hab keine Lust mehr.
Ein ganz neues Gefühl,ich kann mich auf mich verlassen. Der Impuls zum Rückzug kommt,ich muss nicht mehr flüchten.
Wie ein riesiger Schritt,erscheint mir diese Veränderung, so,als hätte ich ein wenig Reserve.
Ich kann mich selbst trösten,hinwegtrösten über schwierige Tage und Stunden. Ich belohne mich bewusst für die Leistung,die ich jetzt wieder schaffe.

Trostlos war ich sehr lange,trostlos mein Leben ,meine Umgebung.
Jetzt werte ich mich auf,komme zu einigen Selbstbelohnungsritualen zurück.

Ich bin es mir wert,keiner soll mich loben,das kann ich nicht mehr fühlen,ich will mich selbst loben können.
Jahrelang hab ich Sicherheit gesucht,mir von anderen abschauen wollen,wie leben die zufrieden.
Falscher Weg,falsche Methode,ich kann nur meins nachfühlen und spüren.

Manchmal höre ich Musik,die mich früher beseelen konnte,das ist noch fern,da komme ich noch nicht wieder ran.
Farben und Licht,Blumen und Kerzen,das geht leichter.
Bilder,Zeitschriften transportieren das gute Gefühl,Fernsehen nicht.
Lesen geht langsam wieder,aber schnell wieder aus der Hand legen,wenn es mich überflutet.
Geringe Dosis reicht,sich bloß nicht wieder verlieren,wegtauchen ins Unendliche der schlechten Gefühle,fallen ins Bodenlose der Ängste.
Halt finden,bei mir selbst.
Ich kann mich wieder auf mich verlassen.
Das ist ein großes Geschenk,ich hüte es,bewahre es wie einen Schatz.
anna54
jonesy
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von jonesy »

In mir ist eine Art erwartende Vorfreude, dabei erwartet mich nichts, außer den Freuden, die ich mir selbst bereite.
Habe meine Wohnung geschmückt, so wie ich es mag.
Der große rote leuchtende Papierstern meiner Schwester und ihren Adventskranz mit den metallenen tanzenden Elchen.
Jedes Jahr, wenn ich die erste rote Kerze anzünde, frage ich mich, ob sie mich vielleicht sehen kann.
Ob sie spürt, wieviel Freude mir die Dinge bereiten, die ich noch von ihr habe.
Orangen und Nüsse habe ich auch gekauft und Tannenzweige.
Ich mag diese Zeit einfach.
Es wird ruhiger. Die Welt bereitet sich auf eine Art Winterschlaf vor, zumindest kommt es mir so vor.
Gestern sind hier die ersten Flocken gefallen und ich habe lange am Fenster gesessen und dieses etwas Verlangsamte genossen.
Heute dann Kontrastprogramm.
Glühwein mit Kirschen auf dem Weihnachtsmarkt und gebrannte Mandeln.Viele, viele Menschen mit abgehetzten Gesichtern und verkniffenen Zügen.
Ich bin ein Beobachter, immer schon gewesen.
Manchmal gefällt mir was ich sehe und manchmal nicht.
Zwischendurch gehe ich immer mal in die Kirche am Marktplatz. Da ist es still und ich finde mich wieder und werde ruhig.
Nur um mich dann erneut ins Meer der Massen zu werfen.
Alles gut, alles richtig.
Alles an seinem Platz zu seiner Zeit.
Wenn man das erst einmal begriffen hat, wird alles leichter.
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Pauline
heute habe ich das Haus meiner Eltern mit Licht geschmückt.Da sie schon sehr alt sind und ängstlich mit Kerzen umgehen,war die Variante mit LED Lichtern halt notwendig.

Meine Mutter hat ihre Gebetsecke,mit allen Bildern ihrer vielen Kinder und Enkelkinder.
Sie schließt uns alle in ihre Gebete ein,das ist ihr Glaube,ihre Art, mit Sorgen um zu gehen.

Auch sie war viele Jahre depressiv,damals gab es keine fachliche Hilfe,Tabletten vom Hausarzt,mehr nicht.
Ich beneide sie um ihren unerschütterlichen Glauben,sie hat noch immer die festen Rituale,nimmt teil an Wallfahrten,Beten hilft immer.

Meinen Glauben,den hab ich verloren,irgendwo in der Depression. Manchmal suche ich wieder die Rituale,habe ein Bild der Hoffnung in mir.
Kerzen anzünden,eine Fürbitte aufschreiben,das schaffe ich wieder. Die Kirche bleibt kalt,sie kommt mir nicht näher.

Der Tag heute bleibt auch kalt und stürmisch.
Da ist zu Hause sein,ein gutes Gefühl.
Heimelig soll es sein,heute brauche ich viele Kerzen.
Der Arztbesuch heute, mit meiner Mutter, brachte mich an den Ort meiner früheren Arbeitsstelle zurück. Feindesland.
Erschreckend,wie ablehnend mir der Arzt begegnete,ich schlucke.

Das wird noch schwer,meine Mutter wird immer mehr Hilfe brauchen,ihre Sehfähigkeit ist noch weniger geworden.
Wo ist die Grenze,wie lange kann ich geben,wann muss ich aufpassen.
Noch ist es leicht,mein Vater gleicht alles wieder aus,er ist fast 90,aber er gibt sich stark.
Dankbar bin ich,alte Menschen brauchen viel Aufmerksamkeit,noch sind sie zu zweit.

Da glaube ich wieder,an das Geschenk,beide Eltern noch zu haben,noch ist die Wunde nicht geschlagen.
Meine Eltern haben drei Kinder verloren,Gott hat sie ihnen genommen,sagen sie,und trotzdem können sie glauben.

Die Kleinigkeiten des Alltags,die pflegen sie,sie kochen alles selbst,heute wurde Teig für kistenweise Plätzchen angemengt,mit den Händen.
Der wichtigste Ort ist die Küche,dann der Garten,die Werkstatt(wo alles repariert wird),dann erst das Wohnzimmer.

Mit der Hände Arbeit haben sie 7Kinder groß gezogen.
Arbeitende Hände,das hab ich von ihnen gelernt,helfen immer.
Es liegt in der Hand Gottes,sagen sie---was immer auch wird.

Dunkle Wolken,mal sehen,wie weit ich noch komme,der Schatten ist da.
Ich glaube an das Licht,das ich selber anzünde. Meine Verantwortung für mein Wohlergehen.Der Lähmung, der zu angefüllten Tage, muss ich wieder entfliehen,Pause von den Pflichten.
Alles zu seiner Zeit,eine Liste würde helfen.
Ich mach mir nichts vor,ich bin angeschlagen.
anna54
morgain
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von morgain »

Liebe Anna54,
Deinen letzten Beitrag fand ich sehr interessant, auch deshalb, weil ich den Weg eher umgekehrt gegangen bin. Komme aus einem Elternhaus mit wissenschaftlichem Weltbild, habe das lange auch selber gelebt, bis ich an Grenzen gekommen bin. Habe und hatte das Gefühl, Depression hat bei mir auch viel mit "Gottlosigkeit" oder Mangel an gelebter Spiritualität zu tun. Glaube ist auch heute noch nicht mein Ding, dennoch bewege ich mich weg von dem Drang, alles selber machen zu müssen. Ich darf mir auch mal was schenken lassen, ob man die Quelle nun Gott nennt oder nicht. Für mich ist es wichtig, mich auch dieser Ebene öffnen zu können.

Das waren: "Nachtgedanken über meinen Weg" oder: "Das Wort zum Mittwoch"...

Dir und Euch viel Licht, in welcher Form auch immer
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe duschöne
Glauben ist ein Geschenk,Hoffnung ist ein Geschenk,Zuversicht auch.
Aber ich muss es auch aus mir selbst heraus erleben,kann es nicht einfach nehmen.
Glauben schützt,nicht nur vor Depressionen.

Bei mir waren immer Menschen die Wegweiser,die mir berichteten von ihrem gelebten Glauben,von der Tragfähigkeit ihres Glaubens.
Das waren tröstliche Geschichten,sinnvolles Leben,eine große Gemeinschaft.
In meinem Heimatort gehen die Menschen noch in die Kirche,den Kirchgang machen sie meist zu Fuß.
Der Kirchplatz ist ein Gemeinschaftsplatz,dort spricht man miteinander.
Das habe ich an meinem jetzigen Ort nicht gefunden,nie.
Jeder,wenn er noch geht,fährt Auto,schnell,schnell.
Der Pfarrer hat mich in meiner Depression verhöhnt,da war die Tür zu.
Das hat sehr weh getan,hat mich wütend gemacht,jetzt nur noch Abstand.
Glauben finde ich durch gelebten Glauben,Menschen die mir etwas vor
leben,denen es gut damit geht.

Bei meiner neuen ehrenamtlichen Arbeit in einem Krankenhaus hab ich die Kapelle mit übernommen.
Das ist ein wunderschöner Raum,ein ganz alter Ort, in dem inzwischen immer wieder umgebauten Haus.
Dort ist Licht,wunderschöne Fenster,Atmosphäre,ein Ort der Bitten und des Dankes.
Stille,ankommen möglich,verweilen tut gut.
Kerzen anzünden,eine Bitte himmelwärts schicken.
Dieses Ritual geht in jeder Kirche,Seelsorger sind auch in Kliniken,meist ganz besondere.
Man muss nicht einer Glaubensgemeinschaft angehören,jeder ist willkommen.

Willkommen sein,jeder nimmt seinen Teil,und sei es nur ein altes Kirchenlied,singen in einer Gemeinschaft- ist Wohlfühlen.

Bei uns werden jetzt einige Kirchen aufgelöst,umgebaut,das löst viele Emotionen aus.Eine Kirche ist auch eines Menschen Heimat.
In einem Altenheim machte ich regelmäßige Besuche,dort ist die Abendmesse ein Höhepunkt.
Viele ehrenamtliche Helfer holen die Heimbewohner zur Messe ab,sie werden in Rollstühlen geschoben,gehen Arm in Arm.
Eine verschworene Gemeinschaft,das beste Kleid wird angezogen,die Haare sind gemacht,
wach sind sie,wo sie sonst träge in den Sesseln hängen.
Diese Stunde ist ihre,sie werden wach,Erinnerungen,Gemeinschaft,sie bekommen Aufmerksamkeit,sie fühlen sich angenommen.

Der Priester ist auch wichtig,aber viel wichtiger sind all die helfenden Hände,dieses Gefühl,Arm in Arm gehen zu können.

Ich hab mich oft gefragt,wenn es hier die Kapelle nicht gäbe,die Tradition der Messe,noch einsamer,noch trostloser wären die alten Menschen.

Hand in Hand,Arm in Arm,das nimmt mir nichts,das gibt unendlich viel.
Von Mensch zu Mensch,Herzblut hab ich dabei,kleine Gesten,Augenblicke des Miteinander.

Ich freu mich über meine Schritte,ich machte sie einst sehr zögerlich,war nur in der ehemaligen beruflichen Rolle,nein jetzt darf ich tun,darf ich geben,was mir sehr viel bedeutet.

Warum ist es so hell in der Kapelle,in der Kirche,was ist das Licht?
Es sind die offenen Herzen.
Offene Herzen sind ein Geschenk Gottes,wer immer das auch ist.
Von Herzen
anna54
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
Frost,zuckersüß, die wenigen Flocken auf allem.
Ich mag nicht im Schnee versinken,aber den weißen Überzug in der Natur mag ich sehr.

Wir sind in den Vorbereitungen einer Weihnachtsfeier am Hof. Da wirkt alles doppelt,der Nikolaus kommt in einer Kutsche,überall brennen Fakeln und Feuer.
Die Pferde werden geschmückt,in der Halle sind Vorführungen und Aktionen.

Jedes Jahr stöhnen wir über die anstrengenden Vorbereitungen,aber es lohnt sich immer. Das Gemeinschaftsgefühl wird gestärkt,das tut Not,der Winter ist hart am Stall.
Da zeigt sich das Durchhaltevermögen,die "Notfälle" brauchen jede Hand.

Die Hände sind es immer wieder,die mir Nahrung für meine Gedanken geben.
Es geht mir nicht von der Hand---waren früher die Worte,mit denen Frauen den Anfang der Depression beschrieben.
Ich kenne das auch,wenn ich nicht anfangen kann,mich verzettele,keinen Plan habe,nicht in den Fluss komme.

Ich liebe den Fluss der Dinge,ohne Nachdenken,einfach tun.
Der Tag hat seine Zeit,ich bin ein Teil davon.
Zeit vergeht nicht,war auch ein Krankheitssymptom. Der Tag,der Morgen ist ein riesiger Berg,ich schaffe das nicht,nicht noch so einen gottverdammten Tag.

Die Worte schmerzen fast,ein gottverdammter Tag,ein totales Verlassen sein von allen Lebensenergien.
Das wünsche ich jedem,dieses wieder spüren können,die ganz leise Stimme---sei mutig,du musst nur wagen,die ersten Schritte schleppen sich immer.
Antrieb fühlen,wie ein Rufen,kann ich dem trauen,bleib ich wieder auf der Strecke---oder gibt es ein Aufatmen?

Verbunden sein ,mit der Lebensenergie,den Mut haben,belohnt werden,für den Sprung über die Angst.
Immer noch habe ich die Panik,kann nicht durch die Türen gehen,fühle mich immer draußen,ausgegrenzt.
Hab ich die Schwelle überschritten,wundere ich mich über Willkommen sein,meinen Mut,alles ist leichter---aber die Türschwelle bleibt bedrohlich,immer.

Geh ich lieber allein,verzage im allein sein,lebe mit der Einsamkeit,oder trau ich mich,immer muss ich den ersten Schritt machen,immer.
Mitgezogen werden, vom Schwung der anderen,geht bei mir nicht mehr,ist gefährlich für mich. Was ich nicht fühlen kann,kann ich auch nicht wagen.

Nachfühlen,ertasten,den Blick ruhen lassen,auf den Kleinigkeiten. Das schafft den Zugang wieder,kleiner gehts nicht,ist mein Motto.Ich liebe jeden Sonnenstrahl,mitten im Nebel.
Die großen Gefühle überschwemmen mich,machen mir Angst,da bin ich sehr vorsichtig.

Weihnachten im Stall ist schön,mit den Tieren,Kakao und heiße Suppe.
Dicke Jacke,Stiefel an,und dann mitten drin sein.
Schnaubender Pferdeatem,schönes kuscheliges Winterfell,die kleinen Ponys werden zu Schmusetieren.

Die Lichter am Abend,die Kutsche im Wald,frohes Erwarten in allen Augen,es verzaubert für Momente.

Wir schaffen das Licht selber,dass wir so dringend brauchen. Jede kann es für sich tun,rechtzeitig,nicht einfach in den Tag leben. Leben ist kostbar,auch in der Depression.
Tage,die leuchten gibt es nicht immer,also sich freuen an der Winterverzauberung.

Licht und Wärme sind Leben,noch immer hab ich blühende Sommerblumen,ich rette jeden Moment.
Mich selbst muss ich auch retten,jeden Tag,immer rumpelt mir die Depression rein,einfach so,rennt mir voraus und will mich schrecken.
Ich stelle mich ihr entgegen,heute gewinne ich,wag es nicht,ich schmeis alle raus,die mich lähmen.
Bilder,friedliche Bilder,male ich mir selbst,in den Gedanken,in der Vorfreude auf besondere Momente.
Den Nikolaus in der Kutsche,den gibt es nur einen Abend,alle anderen Abende sind schwerer,dunkler,kälter--- ich nehme den Moment mit,hole mir das Bild zurück.

Ich lebe noch immer von dem Moment,der ersten Nikolausfeier am Hof,ein Bus mit über 50Kindern,Eltern und Begleitern.
Ein Bus voller Leid,keine glücklichen Kinder,keine glücklichen Familien,verlassende Mütter,verlassene Kinder.
Jeder hat geholfen,der Ofen kam erst einen Tag vorher,die Stube war warm.
Hunderte Hände haben Plätzchen gebacken,Socken gestrickt,Geschenke verpackt.

Jeder durfte reiten,jeder durfte in die Ställe,dann in der ersten Dunkelheit kam die Kutsche,mit vier kleine Ponys,mit Schellen und Fakeln. Schöner geht nicht.

Der Nikolaus hat jedes Kind persönlich angesprochen,jedes bekam Selbstgemachtes,eine ganze Kiste voll.

Unsere Augen haben gestrahlt,der Bollerofen in der Stube,so viele glückliche Kinderaugen,so viel Essen und Trinken,so viele Gäste.
Alte Lieder,Weihnachtsgedichte,Kerzen in jedem Fenster.

Mein "Pflegekind" hab ich nicht mehr losgelassen,ich trug es über alle Ängste,zum letzten Mal,ich musste es loslassen.
Das Jugendamt,das Familiengericht hatte entschieden.
Ich musste sie gehen lassen,verlassen.
Noch nie war ein Fest so nötig,so schön,so liebevoll,wie dieser Abschied.

Wenn jetzt die Kutsche kommt,bleibt mir die Erinnerung,diese Kinder brauchen sie nicht,es ist Schmuckwerk,schöne Tradition.

Ich lebe in der Hoffnung,irgendwann, wieder eine offene Tür für Kinder zu haben,die es nicht kennen,willkommen zu sein,eine alte Frau in der Küche kocht Kakao und heiße Suppe,das Brot ist noch im Ofen.
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Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
heute ist mein Küchentag,ich liebe Küchentage.

Ganz viel kochen,backen,ganz viel Düfte,Gewürze,gute Lebensmittel.

Damals hab ich meine Küche nicht mehr ertragen,sie zeigte sehr deutliche Gebrauchsspuren,ich saß gelähmt am Küchentisch,und nichts ging mehr.

Dann,als es leichter wurde, in der Depression,hab ich sie neu gestaltet.
Liebevoll auf Flohmärkten keine Schätze zusammen getragen.
Salz,Zucker und Gewürze bekamen schöne kleine Töpfe.
Backformen,Schüsseln,alles musste wieder meins werden,mir Freude machen,Lust auf die Küchenarbeit bringen.
Eine neue Küche sollte es nicht werden,aber ich brauchte mehr Wohlfühlmomente,Freude an den kleinen Dingen.
Mit Liebe gemacht,meine Butterschale,direkt von der Künstlerin erstanden.

So sammle ich Wohlfühlerinnerungen---
spüre nach,was kommt in Gang,wo finde ich Zugang zu guten Gefühlen.
Mit Marktbesuchen hab ich angefangen,wenn der Kartoffelbauer seine Früchte lobt,dann ist das ein nettes Gespräch,aber ich trage meine Einkäufe auch mit Achtung vor der Natur ,nach Hause.

Seelenlos sind tote Lebensmittel,sie wärmen uns nicht mehr.
Den Dingen ihren Wert geben,Langsamkeit lernen,eine gute Suppe dauert,ein gutes Brot auch.
Der Duft zieht durchs Haus,ein Geschenk für den alten Nachbarn,anderen Gutes tun,auf meine Art.
Was ich ohne Freude mache,wird schal,gelingt nicht.So einfach wie es klingt,war es tatsächlich,mit meiner Hände Arbeit, hab ich mir den Zugang, zu meiner Lebensenergie zurückgeholt.
Der Küchentisch ist die Mitte des Hauses,für sorgenvolle Gespräche ebenso,wie für die guten Dinge,hier entstehen Ideen,Gedanken formen sich,Finger fliegen über die Tasten.
Der Küchentisch ist mir "heilig".

Gestern hab ich mir ein Geschenk gemacht,hab,mal wieder einen Schatz gefunden.
Ein uralter Sessel,wunderschön,heimelig,einladend.
Das ist jetzt mein Lesesessel,er mahnt Zeit an,die ich mir nehmen will,für Bücher,Reisen in die anderen Welten des Lebens,nur Lesen,nur Stille.

Pause,die Küche war doch anstrengender,noch ganz viele Besorgungen,morgen soll alles schön sein,die Weihnachtsfeier ist es wert.
Morgen werde ich euch berichten.
anna54
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
eben komme ich von der Weihnachtsfeier.
Kalt war es,aber wunderschön,ich hab draußen ganz viele Kerzen angezündet.
Die Bilder mit der erleuchteten Kutsche des Weihnachtsmannes mit Engeln,wie er aus dem dunklen Wald auftauchte, haben nicht nur die Kinder entzückt.

Aber insgesamt war es nicht meine Sache,zu anstrengend,so viele Leute,ich war einfach überfordert.
Wenn ich stundenlang die Vorbereitungen gestemmt habe,dann ist es genug.

Das anzünden der vielen Kerzen,in allen Winkeln und Ecken, das war mein Ding.

Einsam kann man schon werden,in der großen Menschenmenge,ich hab meinen Teil gegeben,das ist genug.

Ich wünsche uns allen ein schönes Adventswochenende.
anna54
kiwilana
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Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von kiwilana »

Hallo liebe Anna,

ich wünsche dir gute erholung von der weihnachtsfeier.

~~~~~~~~~~

wie schön finde ich diesen thread, es scheint ein ort der beständigkeit und offenheit. beständigkeit gibt sicherheit, eine basis des nicht verloren werdens. offenheit gibt raum, für nicht festgelegtes, als thema, als gefühl. was gerade da ist.

das scheint meine schwierigkeit im alltag zurzeit: wohin mit meinen gedanken, gefühlen. man möchte gerne reden, sich austauschen, manchmal, aber nicht immer. lege ich mich fest, eröffne in der not einen thread, gibt es nur das eine thema. und die basis war die not. etwas belastendes, nicht leichtes.

dann geht es nur um mich, das was ich brauchte in einem kurzen moment. und dankbar, so dankbar empfange ich die unterstützung, den halt. doch dann wird es mir unangenehm. die schwäche wird inspiriert, die antworten ermöglichen neue blickwinkel. dann möchte mein ich damit arbeiten und weitergehen. dankbar, nicht vergessend die antworten und hilfe, die dies ermöglichte. doch zu schwach, um allen zu antworten. dem not-akut-thema einen ordentlichen abschluss zu geben.

die neu gewonnene kraft muss direkt umgesetzt werden. sie reicht gerade für das handeln oder ruhiger werden, sich sammeln und zentrieren. erst letzteres, dann das davor nur so geht es bei mir. die kraft reicht dann nicht mehr für antworten. wie unhöflich dies wirkt, doch ich muss mich entscheiden. das oder das. handeln oder schreiben. beides geht nicht. und ich muss mir verzeihen. das es so ist.

vielleicht ist dieser thread eine möglichkeit. für sammlung ohne threaderöffnungs-druck. ich weiß es nicht. mal gucken.

liebe grüße, kiwi
kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von kiwilana »

Hallo,

ich liebe annas schreibweise. mich selbst dieser schreibweise zu öffnen tut irgendwie gut.

~~~~~~~~

der weg ist offen. ich kann leiden und jammern. ein teil von mir möchte genau das tun - sonst nichts. zu oft zurzeit.

sonst nichts... macht stutzig. immer wieder fühlt es sich so an, als würde das jammern, ausdrücken und leiden etwas bringen. das tat es auch. anfangs. nur nach jahren nicht mehr. vorbei die zeit, als immer wieder darüber schreiben wirklich sehr viel half.

es ist wie es ist. es ist da. angst, schwere, kopfweh, was auch immer. doch was mache ich heute damit?

heute...

denken, denken ist das unbewusste motto. lösungen finden, etc. doch in der ruhe liegt die kraft. und in der pause kann es zufliegen. ein zermatterter kopf zermattert nur noch mehr.

eine badewanne oder dusche tut jetzt gut. fallen lassen. abschalten. mich öffnen. es wird geschehen. es muss nicht alles sofort gelöst werden. der leichtigkeit - und dem vertrauen - möchte ich mich wieder öffnen.

das jahr neigt sich dem ende. ich mag das. oder mochte es immer. es steht für neuanfang. auch wenn ein teil in mir nicht daran glaubt. vertrauen und den glauben wieder finden. an die möglichkeit der veränderung. an mich und dass ich meine wege finden kann, entscheidungen dafür treffen kann. auch wenn sich alles immer wieder ändert. zu oft. und dies sehr anstrengend ist.

und nach dem vertrauen einen weg zu wählen, das vertrauen darauf, dass mir das beschreiten der gefundenen wege ermöglicht wird. dass ich eine offene tür finde.

ich wünsche mir genau dies für das nächste jahr. ich muss die entscheidungen für das was treffen. für das umsetzen brauche ich jedoch und wünsche ich mir eine offene tür. für eine gute wohnform. für rehabilitation. für tätigkeit.
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
wie hab ich mich gefreut,wieder von Kiwi zu lese.,Danke!
Gestern war ein schlimmer Tag,ich hatte ein absolutes Vernichtungsgefühl.
Zwei Tage,zwei "Pflichttermine",und dann noch völlig unberechtigte Kritik,ich befand mich im freien Fall.
Irgendwann hab ich Bedarf genommen,hab schlafen können.Heute steh ich wieder,bin erschlagen,aber ich stehe.

Wie schnell die Abwärtsspirale los geht,ich bin sehr erschrocken.
Weihnachten ist nicht meine Zeit,jedes Jahr verfolgt mich die gleiche Angst.

Ich möchte hier nicht näher die Situation beschreiben,jeder hat seine Last,wir alle müssen mit Narben und Verletzungen leben.

Eine wichtige Veränderung hat mich überrascht,früher,wenn ich verletzt wurde,hab ich sofort gekämpft,oft völlig aussichtslos,bin dann der Zusammenbruch mich lähmte.
Gestern hab ich zwar meine Meinung gesagt,aber ich bin nicht in den Streit eingestiegen. Ich spürte zwar einen unendlichen Schmerz,hab mich aber geschützt.

Ich muss in meiner Familie einiges klären,aber nicht heute,auch nicht morgen.
Erst will ich Boden zurückgewinnen.

Immer muss ich mich selber retten,den Sturm aushalten,darf nicht auf Hilfe oder Verständnis hoffen.
In mir ist die Kraft,ich habe genug Rüstzeug,aber schwere Verletzungen schmeißen
mich sekundenschnell aus der Bahn.

Plötzlich bluten alle alten Wunden wieder,ich verliere mich in der Vergangenheit.
Jeder trägt seine Last,keiner tanzt nur durchs Leben.
Ich wünschte mir so sehr,diese Tür zur Vergangenheit abzuschließen.
Aber es liegt nicht in meiner Macht,einige Menschen reißen sie einfach auf,und ich versinke.
Morgen wieder Sonnenschein,das hab ich mir vorgenommen.
Kerzen hab ich heute gekauft,so viele,dass ein Kunde mich fragte,ob ich ein Lichterfest feiern wolle.
Licht,gegen alle dunklen Gedanken,gegen Trostlosigkeit und Herzenskälte.
Ich verhungere nicht,ich zünde Kerzen an.

Heute traurig,keine schönen Bilder---
morgen ist ein neuer Tag!
anna54
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
Wieder eine Nacht geschafft,den Tag schwer begonnen,trotzdem komme ich weiter.
Ich musste die Rezeptverordnung persönlich abholen,das hat den halben Tag gekostet.

Jetzt kann ich Ruhe finden.
Die Bilder draußen helfen mir,ich liebe Pulverschnee,der die Straßen frei hält.

Ich habe einen Kreis um mich gezogen,da bin nur ich,alle Kraft,alle Gedanken,alle leise Zuversicht,soll bei mir bleiben.

Keine großen Gespräche,kein telefonieren,leise,ganz leise. Wie der Schnee,der die dunklen Ecken schmückt,liegt eine Decke über meiner Seele.
Es ist selten,dass ich das nachfühlen kann,wie ich mich schütze.
Der Kopf kriegt keinen Auftrag,die Seele braucht meine Aufmerksamkeit.

Mein Magen hat dicht gemacht,die Atmung ist schwer,der Hals ist wie zugedrückt.
Der Körper reagiert,ich muss aufpassen,manchmal geht trinken auch nicht mehr. Da kommen schlimme Krämpfe.

Scheuklappen wünsch ich mir,nur bei mir schauen,nichts anderes wahrnehmen.
Ein Mitpatient sprach mal über den Wunsch nach einer Mönchskutte.
Geschützt sein,den Hut tief ins Gesicht gezogen,bei mir ist geschlossen.

Ich will wieder aufstehen,morgen,übermorgen,dann ganz sicher.
Bloß nicht liegen bleiben,die alten Muster rauswerfen,selber fühlen,erspüren,wann kommt ein Lichtstrahl.

Wo ist Ende des Tunnels,wie eine tiefe Schlucht voller Gefahren,das war der Absturz.
Es gibt keine Bergrettung,aufstehen,sicher stehen,dann klettern,unerbittlich mit sich selbst. Oben ist das Licht,das Leben.

Jeder Lichtstrahl zählt,im Moment jede Kerze.
Ich wünsche uns allen Zuversicht,gute Begegnungen,liebevolle kleine Geschenke,die von Herzen kommen.
Ich ganz allein bin verantwortlich,so einsam das auch ist.Jeder geht allein,Weggefährten sind ein Gottesgeschenk.
Liebe Grüße
anna54
jonesy
Beiträge: 546
Registriert: 25. Feb 2011, 17:42

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von jonesy »

Hallo Anna,
ich umarme dich mal in Gedanken und in uns allen, die wir deine Worte lesen, hast du jede
Menge Weggefährten.
Man kann sich nur mit dem in der Vergangenheit geschehenen arrangieren und einfach weiter leben.
Mit Händen voll " Gestern" lässt sich das " Heute" schwer fassen.
Für mich war der Weg steinig und lang und viele meiner " Merkwürdigkeiten" werden bleiben.
Ich kann mich so annehmen, so verletzt, so beschädigt und ich kann mir aus all dem auch Positives ziehen und ich weiß, du kannst das auch.
Es gelingt uns nicht immer, aber immer wieder und das macht das Leben reich und bunt.
Du wirst immer wieder aufstehen.
Lieben Gruß v. Pauline
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
danke liebe Pauline,deine Worte haben mir sehr geholfen,die Umarmung auch,danke.

Aufgestanden bin ich wieder,haarscharf am Abgrund vorbei.
Gestern musste ich Medikamente holen,konnte kurz mit der Ärztin sprechen. Das war wichtig.
Ein,zwei Tage,dann stehe ich wieder,Gott sei Dank.
Nur vorwärts,keine Reise in die Vergangenheit
(du hast Recht,Pauline).
Ich bin in der Krise ,in der Vergangenheit gefangen,gefesselt,ohnmächtig,nur alte Muster,nichts geht mehr.

In dieser Ohnmacht liegt die Gefahr,tausend Stimmen,die mir meine Unfähigkeit ins Gesicht schreien.
Laut sind sie,diese Stimmen,unerbittlich,gefährlich,ja vor allem gefährlich. Ohne Handlungsebenen bin ich verloren,lasse mich noch tiefer fallen.
Im Land der Gefallenen bin ich nicht mehr ich,ich wehre mich nicht,lasse alles Gelumpe an depressiven Gedanken in mein Haus.

Jetzt hab ich den Besen wieder in der Hand, raus mit dem Abfall,den mein Gehirn mir vor die Füße geworfen hat. Gelumpe.

Alte Verletzungen,alle Narben brechen gleichzeitig auf,alle Wunden brennen wieder.
Alle Ausgänge zu,gefangen im Kreis der lebensgefährlichen Gedanken.

Diese Tage wollen auch gelebt werden,bei mir dann mit Bedarfsmedikation,ich muss den Stop
setzen.

Heute sehe ich Schnee, und noch mal Schnee,da ist der Hof märchenhaft schön.
Hell ist es,das Weiß funkelt,kostbar der Zauber,der Natur. (Gott schütze die Verkehrsteilnehmer)

Spuren finde ich im Schnee,heute suche ich meine Rehe,sie sind meine Hoffnungsträger.
Diese Kostbarkeit,die letzte Insel,wo sie ihren Raum haben.
Das Gewerbegebiet wächst jedes Jahr näher.
Aber wir bleiben,wir haben Bestandsschutz.

Meine Kerzen stelle ich heute wieder in den Schnee,willkommen sein,eine Kerze verzaubert.

Licht wird noch heller in der Dunkelheit,es die Hoffnung für mich,mein Zeichen des aktiven Handels,der Dunkelheit ihren Schrecken nehmen.
Wie oft hab ich schon Kerzen angezündet,als Zeichen,als Erinnerung an Menschen,die es nicht geschafft haben,die gegangen sind.

An dem Licht kann ich mich festhalten,ich hüte die Flamme,kein Windhauch soll sie mir nehmen.

Licht kann man sein, auch für andere,ich brenne auch für dich,dein unendliches Leid wird gesehen.
Licht ist Leben,Licht ist Hoffnung,Licht ist der Anfang eines jeden Tages.

Jeder Tag ist ein Geschenk.
Für jeden heute ein Lichtblick!!!
Alles Liebe
anna54
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Bitte höre,was ich nicht sage
Verfasser unbekannt

Bitte höre,was ich nicht sage! Lass dich nicht narren.Lass dich nicht durch das Gesicht täuschen,das ich mache.
Denn ich trage tausend Masken-Masken,die ich fürchte abzulegen.
Und keine davon bin ich.So tun als ob, ist eine Kunst,die mir zur zweiten Natur geworden ist.
Aber lass dich dadurch nicht täuschen,um Gottes willen,lass dich nicht narren.
Ich mache den Eindruck,als sei ich umgänglich,als sei alles sonnig und heiter in mir,innen wie außen,als sei mein Name Vertrauen und mein Spiel Kühle,als sei ich ein stilles Wasser und als könne ich über alles bestimmen,so als brauche ich niemanden.

Aber glaub mir bitte nicht,glaub mir nicht!
Mein Äußeres mag sicher erscheinen,aber es ist meine Maske.
Darunter ist nicht Entsprechendes. Darunter bin ich ,wie ich wirklich bin:
verwirrt,in Furcht und alleine.
Aber ich verberge das.Ich möchte nicht,dass es irgend jemand merkt.
Beim bloßen Gedanken an meine Schwäche bekomme ich Panik und fürchte mich davor,mich anderen überhaupt auszusetzen.
Gerade deshalb erfinde ich verzweifelt Masken,hinter denen ich mich verbergen kann:
eine lässige kluge Fassade,die mir hilft,etwas vorzutäuschen,die mich vor dem wissendem Blick schützt,der mich erkennen würde.
Dabei wäre dieser Blick gerade meine Rettung.
Und ich weiß es.
Wenn er verbunden wäre mit Angenommenwerden,mit Liebe.
Das ist das Einzige,das mir Sicherheit geben würde,die ich mir selbst nicht geben kann,dass ich wirklich etwas wert bin.

Aber das sage ich dir nicht,Ich wage es nicht.
Ich habe Angst,dass dein Blick nicht von Annahme und Liebe begleitet wird.Ich fürchte du wirst gering von mir denken,und über mich lachen- und dein Lachen würde mich umbringen.
Ich habe Angst,dass ich tief drinnen in mir selbst nichts bin,nichts wert,und dass du das siehst,und mich abweisen wirst.

So spiele ich mein Spiel,mein verzweifeltes Spiel: eine sichere Fassade außen,ein zitterndes Kind innen.

Ich rede daher im gängigem oberflächlichem Geschwätz.Ich erzähle dir alles,was wirklich nichts ist,und nichts von alledem,was wirklich ist,was in mir schreit,deshalb lass dich nicht täuschen von dem,was ich aus Gewohnheit rede.
Bitte höre sorgfältig hin und versuche zu hören,was ich nicht sage,was ich gerne sagen möchte,um was ich um des Überlebens willen rede und was ich nicht sagen kann.

Ich verabscheue Versteckspiel. Ehrlich!
Ich verabscheue dieses oberflächliche Spiel,dass ich da aufführe.
Es ist ein unechtes Spiel.
Ich möchte wirklich ehrlich und spontan sein können,einfach ich selbst,aber du musst mir helfen.
Du musst deine Hand ausstrecken,selbst wenn es gerade das letzte zu sein scheint,was ich mir wünsche.
Nur du kannst diesen leeren,toten Glanz aus meinen Augen nehmen.
Nur du kannst mich zum Leben rufen.
Jedes mal,wenn du freundlich bist und mir Mut machst,jedes Mal,wenn du zu verstehen versuchst,weil du dich wirklich um mich sorgst,bekommt mein Herz Flügel,sehr brüchige Schwingen,aber Flügel.

Dein Gespür,dein Mitgefühl und die Kraft deines Verstehens hauchen mir Leben ein.
Ich möchte,dass du das weißt,wie wichtig du für mich bist,wie sehr du aus mir den Menschen machen kannst,der ich wirklich bin-wenn du willst.

Bitte,ich wünsche,du wolltest es.
Du allein kannst die Wand niederreißen,hinter der ich zittere.
Du allein kannst mir die Maske abnehmen.
Du allein kannst mich aus meiner Schattenwelt,aus Angst und Unsicherheit befreien-aus meiner Einsamkeit.
Übersieh mich nicht.
Übergeh mich nicht.
Es wird nicht leicht für dich sein.
Die lang andauernde Überzeugung wertlos zu sein,schafft dicke Mauern.
Je näher du mir kommst,desto blinder schlage ich zurück.
Ich wehre mich gegen das,wonach ich mich sehne.
Aber man hat mir gesagt,dass Liebe stärker sei als jeder Schutzwall,und darin liegt meine Hoffnung.

Bitte versuche die Mauer einzureißen,mit sicheren Händen,aber mit zarten Händen:
ein Kind ist sehr empfindsam.

Wer ich bin,magst du fragen?
Ich bin jemand,den du gut kennst.
Denn ich bin jedermann,den du triffst,jeder Mann und jede Frau,die dir begegnet.


Den Text hab ich gefunden,ich trage ihn immer bei mir.
Gegen alles Sprachlosigkeit.
anna54
morgain
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von morgain »

Vielen, vielen Dank fürs Teilen des Textes. Er geht mir zu Herzen. Hilft er mir auch, die Menschen um mich anders, klarer zu sehen? Mich dadurch nicht so klein zu fühlen? Ich hoffe es.
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
mein Text ist weg.
eine Stunde in einer halben Sekunde gelöscht.
Ich versuche es später wieder,bin jetzt wütend auf diese Tastatur.
anna54
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
2. Versuch
der Ärger ist weg,die Tastatur geht wieder.
ich hab über Masken geschrieben,über Mauern,die wir errichten,scheinbar,um uns zu schützen.
Die Geschichte von den Urwaldträgern,die nicht mehr weiter gehen,weil ihre Seelen nicht nachkommen.
Von der Zeit,die wir nicht immer weiter füllen können,mit immer schnelleren Dingen.

Besonders der Arbeitsplatz hat kein Maß mehr,was ist ein Maß,was ist ein Tagewerk,alles verloren,im Irrsinn der Beschleunigung.
Jetzt wollen die,die es sich leisten können,entschleunigen,der neue Luxus.
Langsame Lebensmittel,lebendige Lebensmittel,der Zeit entsprechend.
Aber sie treiben die Herde munter weiter.

Mein uralter Hund,mein uraltes Pony,sie blieben einfach liegen,ich erkannte die abgelaufene Zeit.
Wenn ein Arbeitsmarkt sich leisten kann,mehr Leistung einzufordern,ohne Rücksicht,dann hat er ein Problem.
Wenn unser Leben immer schneller wird,möglich wird die Beschleunigung,dann ist die Tür offen für viele Probleme.

Ich glaube,mit Abstand,dass die Schwächen unsere Stärken werden.
Der scheinbar Schwächste ist der Wegweiser,nicht der Verlierer.

Die Masken erlauben die Täuschung,die Masken machen alle gleich,die Masken sind tot.

Die gefährlichen Masken,sind die Masken der Wissenden um die Gefahr,der Seele.
Die schützenden Masken der Angst,der Enttäuschung,der Leblosigkeit,sie können wir nur ablegen,wo Menschen wahrhaftig sind.

Mein Bruder wird gerade geschleift,weg vom 20jährigen Arbeitsplatz,als Seelsorger im Altenheim.
Neue Führung,neue Zeiteinheiten,neues Personal,schnell und billig,vor allem billig.

Alte Menschen kennen den Wert der Zeit,sie kennen den Wert einen Augenblickes,den sie häufig nicht mehr bekommen.
Falsche Zeiteinheit.

Masken kriegen auch Mitarbeiter,die es sich nicht leisten können, einen Arbeitsplatz aufzugeben. Lächeln verordnet.
Wer hat gestern Zeitung gelesen?

Der Weg ist kurz,zu den Menschen,immer geht er durch den klaren Blick,die Augen lügen schlecht,sie erkennen den Menschen.
Meine Tiere erkenne ich auch,durch den Augenblick,Augen sind so ehrlich.
Kinderaugen sind das Geschenk des Lebens.

Wie finde ich den Weg,
zu den Herzen,den Weg,der mir Kraft gibt,wo ich Nahrung finde,nach der Wüste der Depression?
Jeder Mensch wünscht sich menschliche Begegnungen,ehrliche Augen,offene Worte.

Ich bin zu den Kindern gegangen,zu den alten Menschen in die Altenheime.
Ehrenamt hat mich gerettet.
Ich durfte sein,wie ich bin,Kinder erkennen Masken sofort,reißen sie vom Gesicht,mit Wut und Vorwurf. Kinder sind so ehrlich.

Ohne Maske bin ich schutzloser,aber ich bin ich,gebe meinen Teil,bin bei mir.
Abwenden muss ich mich oft,wenn Blicke mich strafen,für meine Ehrlichkeit.

Ehrlichkeit ist wichtig,ich kann nicht tausend Sprachen sprechen,meine Sprache ist mein Wort,das Wort meiner Seele.
Meine Seele will nicht lügen,sie erträgt keine Täuschung mehr,klagt an,fordert ein,ist unbeliebt bei den Machern,den Maskenträgern.
Masken gibt es auch für Geld,schlimme Masken,ohne menschliche Züge.
Die Gesellschaft fordert Maskenträger,jeder Sekundenaugenblick kann die Technik einfangen und preisgeben.

Die Depression hat mich gezwungen,keine Maske passt mehr,sie nimmt mir Atmung und Sicht. Macht mich blind und handlungsunfähig.

Menschlichkeit fordere ich,Langsamkeit fordere ich,Ehrlichkeit fordere ich,ich bin streng geworden---mit den anderen.

Das Haus meiner Seele trägt ein Schloss,keiner rumpelt mir da ungefragt herein.Gern darf fast jeder teilhaben, an meiner Gastlichkeit,meinen Küchentagen,meiner warmen Stube.
Aber ich bin kritisch geworden,mein Blick fordert ein,verschenkt nicht alles.

Mülleimerweise haben sie mich früher zugeschüttet,mit ihren Maskengeschichten,den
unwahren Lebensgeschichten,ich will sie nicht mehr hören.

Sofort erkenne ich die Angst,die Kälte,die Zaghaftigkeit,die bittenden Augen.

Ehrlichkeit habe ich vor allem von den Tieren gelernt,ich gebe es ungern zu.
Ungern,weil ich auf Menschen mehr Hoffnung gesetzt habe.

Jetzt muss man mich nehmen, wie ich bin.
Das ist unbequem und ungeliebt.
Die Depression hat mein Gesicht zerstört,keine Maske passt mehr,neue werden nicht geduldet.
Meine Haut hat mich sprichwörtlich zur Offenheit gezwungen,sie hat sich zerstört,sie war wund und einfach kaputt.

Einen ganzen Sommer hat es gedauert,jeder Arzt hatte seine Erklärung,keine konnte ich glauben.
Schau mir ins Gesicht,ich leide und bin zerschunden,da hilft kein überdecken,verdecken.
Meine Haut ist mein Wächter,sie reagiert sofort,warnt zuverlässig.
Wenn man den Marktplatz der Eitelkeiten verlassen hat,wird es besser.
Das Alter kommt mir weise entgegen.
Die grauen Haare zeigen die Ernsthaftigkeit,die Wahrheit.
Mein Leben ist anders geworden,zwangsweise oder weise?
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
wie viel Zeit bleibt mir,
was lasse ich mir einfach stehlen
in der Hektik,die sich ausbreitet
Weihnachten soll doch so "perfekt" werden.

Ich habe schon mein Weihnachtserlebnis hinter mir,alle forderten,nichts blieb mir.
Nur endlose Erschöpfung und Enttäuschung.

Ich hab keine Grenzen eingehalten,mich ausrauben lassen.
Ausgeraubt fühlte ich mich,meine gute Zeit ist sehr knapp,ich muss haushalten.

Immer wieder laufe ich in die Falle,ich will dabei sein,und zahle immer wieder einen zu hohen Preis. Kein Entgegenkommen,kein Verständnis,eiskalt verlassen fühle ich mich.

Heute hab ich wieder einen" Elterntag"
,meine Eltern gehen auf die 90 zu,sie leben allein,jetzt muss Hilfe hin,das kann ich gut.
Mit meiner Mutter muss ich streng sein,sie kann mich "auffressen",mein Vater ist völlig unkompliziert.
Ein Stück ist es auch Geschenk,beide Eltern noch zu haben,sie backen jetzt Plätzchen für ihre Riesenfamilie.
Das wird dir doch alles zu viel,sagen andere,ich sage,zu viel ist Oberflächlichkeit,Halbherzigkeit,menschliche Kälte,das raubt mich aus.
Im Geben das Nehmen entdecken,kein Helfersyndrom,eine tiefe menschliche Eigenschaft.
Helfersyndrom war eine Diagnose,ich war getroffen ,bis ins Mark,nichts hatten sie verstanden von mir,in eine Schublade wurde ich gesteckt.
Sicher hab ich eine sehr lange, immer wieder kommende Depression,schon als Kind fing es an.
Aber ich hab mich gerettet, zu den Menschen,die warm waren,die ihr Leben, das Leben ,erzählt haben.
Lernen durfte ich von ihnen,sie waren meine Quelle,aus der meine Lebensenergie wieder sprudelte.
Es waren immer diese Menschen,die auch Leid kannten,mir erklärten,der Mensch kann im Leid wachsen.
So habe ich meinen Weg gefunden,ich glaube keinen schönen Worten,noch nie!!!
Ich bin hart geworden und doch weich, wie nie.
Das Gelumpe hab ich erkannt,das war bitter notwendig,das hat weh getan,da waren die schlimmsten Stunden.
Hinter dem Lächeln, die absolute Gemeinheit entdecken,das falsche Wort hat mich zu Fall gebracht.
Das Wort,das nicht gehalten wurde.

Ich halte Wort,mein Wort ist meine Überzeugung,meine Pflicht,das bin ich.

Lernen muss ich immer wieder,jeden Tag,ich muss das Grinsen erkennen,hinter dem Lächeln,das mich ausnutzt.
Sei du Licht für andere,das steht irgendwo,das möchte ich sein,ich bin gern mutig gegen Mutlosigkeit.

Oft denke ich,die Depression war das Lehrstück meines Lebens.
Durch die Wüste hat sie mich geschickt,ich wollte einfach nicht hinhören,nicht lernen.

Dankbar bin ich,dass ich jetzt unterscheiden kann,das hab ich nicht gekonnt,das hat mich zu Fall gebracht.
Ich wünsche uns allen leise Schneeflocken,liebe Begegnungen
an Dezembertagen geschehen leise Wunder,die Herzen sind offen.
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
Weihnachten rückt näher,unerbittlich.

Mir ist flau,um die vielen Feiertage.

Flüchten würde ich gern,einfach weg sein,mein Ehrenamt beginnt erst im Januar,gern wäre ich Weihnachten schon in der Einrichtung.

Ich darf mich nicht überrollen lassen,von den Gefühlen,den falschen Erwartungen,dem Anspruchsdenken meiner Familie.
Noch hab ich Zeit,noch hoffe ich auf eine gute Planung,Lösung.

Gestern hatte ich einen außergewöhnlichen Tag mit meiner Mutter.
Volles Programm,Klinik,dringender Einkauf,dann noch Fußpflege.
Radfahren geht im Winter nicht mehr,auch gut so.
Kaum saßen wir im Auto,meckert sie mich an.
Ich bin einfach nicht weiter gefahren,hab ich deutlich gesagt,wenn ich dich fahren soll,dann gib dir auch Mühe,ich lass mich nicht ewig von dir anmeckern.

Das hat plötzlich geklappt,sonst hört sie nicht auf,aber dass mein Auto einfach stehen blieb,ich keinen Meter weiterfahren wollte,das hat sie beeindruckt.

Geht doch? Ich war beeindruckt,sonst bin ich ihr "Putzlumpen",zu anderen Geschwistern ist sie "freundlicher".
Ich bin gern mit meinen alten Eltern zusammen,mein Vater erzählt so wunderbar aus alten Zeiten. Nur meine Mutter ist ein Problem. Sie wirft mit Worten um sich.

Ich bin muss mich also wehren,noch mehr wehren,mehr Rückmeldungen geben.
Auch in der Therapie bin ich zerrissen, setze ich noch mehr Grenzen,bin ich draußen,bei meiner Familie,sie übergehen mich dann noch mehr.
Ich werde nur gesehen,wenn ich mich anpasse,wenn ich gebe.
Das finde ich falsch,ich glaube,ich muss mich rar machen,nicht kochen und backen,weg sein,für mich sein.

Meine Therapeutin "will" das anders,Männer muss man loben,für nichts,sagt sie.
Für nichts kann ich nicht loben,da kann ich nur wütend schweigen.
Verhaltensänderungen durch falsches Lob bekommen,das will ich nicht. Basta.

Basta, ich sorge für mich,ich mach mich nicht lächerlich für ein "wohlfälliges" Verhalten.
Leider habe ich diese gemeine Gebrauchsanweisung auch schon in der Fachliteratur gelesen.

Meine Hoffnung liegt in meiner Stärke,ich stehe den anderen stark gegenüber,ich sage,was ich will.

Wer nicht sagt,was er will,kriegt die Reste.

Ich will nicht die Reste,die anderen werden mich um so mehr "klein halten",wie ich schwach erscheine.
Punkt aus,ich lobe nicht,die Küche ist ein Schlachtfeld,die Spülmaschine auch,alle Klamotten liegen rum.
Nein,ich lobe nicht. Basta.
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Abend ihr Lieben
ich hab mir meine Pausen stehlen lassen,ganz schlecht.
Heute in einem grauen Regentag waren einige sehr schöne Begegnungen,alte Nachbarn,fast alles Frauen,auf dem Weg zum Weihnachtsessen.
Jeder Verein hat ja seine Termine.
So erfuhr ich,dass sie alle früher geturnt haben,einige waren schon 35Jahre dabei.

Sie nennen sich auch noch Turnverein,das Wort gibt es sicher schon nicht mehr.

Gemeinschaft ist das Zauberwort,wo gehöre ich dazu. Wer nimmt mich mit,wer holt mich ab? Wer erzählt mir den neusten Tratsch?

Ich beneide viele um diese Kontakte,sie schütten sie scheinbar aus dem Ärmel.
Bin ich dabei,bin ich überall dabei,die Kontakte setzen sich fort.

Mir wird auch heute noch der Rummel zu viel,ich brauche mehr Pausen als Aktivität.
Das schließt mich von vielen Dingen aus.

Aber Kostbarkeiten hab ich mir erhalten,wie gestern der Besuch in diesem wunderschönen kleinen Fachwerkdorf.
Nur warme Menschen habe ich getroffen,sie kamen mir entgegen,die Stimmung war so leicht,so menschlich verbunden.
Da sammle ich die Kostbarkeiten,bei mir gibt es keine Geschenke mehr.
Ich verschenke Kostbarkeiten,die ich auch selber ganz toll finde.

Das Suchen und Finden ist mein Hobby,mein Blick ist geschult,ich entdecke besondere Menschen,die mir dann ihre Schätze zeigen.

Der Schatz von gestern ist handgeschöpftes Papier. Einzigartig---für einzigartige Worte.
Wir hatten ein schönes Gespräch,die junge Frau erzählte mir von der Schule ihrer Kinder,wo es jetzt ein neues Fach gibt.

Aus gegebenem Anlass,wurde Kommunikation durch Sprechen---eingeführt.
3: Klasse,die Schüler müssen wieder lernen,dass Gespräche nicht über Medien geführt werden.
Ich war platt,Kinder 3.Schuljahr,Nachhilfe in
Begegnungen Auge in Auge,Sprache---gesprochen.
Kontakte sind unser aller Nahrung,Kontakte sind so angenehm,wenn sie sich einfach ergeben.
Aber geht das nicht mehr,sind wir draußen,sprich in der Unnahbarkeit der Depression,dann wird es schwer.
Und weil wir es nicht wagen,wird es immer schwerer.
Ich habe nach der letzten Klinikbehandlung nicht mal in Begleitung durch die Stadt gehen können,mir kamen die vielen Menschen unheimlich vor.

Das ist ein Geschenk,wenn man es wieder wagt,die Wärme wieder spürt,die in vielen Begegnungen liegt.
An schaurigen,regnerischen Dezembertagen ist das schon eine Herausforderung,aber nur im Weggehen kann das nach Hause kommen schön sein.

Einige Lichter lass ich immer an,ich will willkommen sein,das schaffe ich mir selbst.

Ohne die Wege durch die Landschaft,halt meine Hundelaufwege,bleibe ich im falschen Trott,ich brauche das Nachhausekommen.

Ich bekomme nur,wenn ich gebe,dafür hab ich ein anderes Maß gefunden.
Irgendwie nach Plan läuft mein Tag,so wie es meine Seele aushalten kann.
Nahrung,ja Pausen brauche ich sehr.
Ich will nicht noch mehr Leere spüren.

Leere,das ist das ziellose Hasten durch die Vorweihnachtszeit.Überall zu voll.
Da muss ich weg,da gehöre ich nicht mehr hin,Nischen wünsche ich jedem,wo er Wohlfühlen ausprobieren kann.
Von Herzen
anna54
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
oh,die Ambulanz ärgert mich,erst sagen sie den Termin letzte Woche ab,dann wollen sie mir kein Rezept für die Bedarfsmedikation ausstellen.
Ich bin immer sehr vorsichtig,im Dezember,dem Monat,wo es vielen nicht gut geht,mach ich früh genug Termine und Rezeptbestellungen.

Jetzt scheitere ich wieder,Termine fallen aus.
Das kenne ich zu genüge,die Anmeldung in der Ambulanz kracht aus allen Nähten,wer kann entflieht in den Urlaub,so sind nur die armen "Verbliebenen" nur noch genervt.

Warum können so große Einrichtungen keine "Dezemberpläne" machen,warum haben sie keine warme Stube,wo es Kaffee und Kakao gibt,wo man sich treffen kann,reden und seine Sorgen teilen.
Nein ,ich muss erst ein Notfall werden,der dann "eingeschoben" wird,mit stundenlangem Warten in dem,dann platzenden Wartezimmer.
Die Stimmung dort ist Frust pur.

Flüchten kann man nur.
Früher in der Tagesklinik wurde der letzte Öffnungstag zur einer Feier umgewandelt.
Heiligabend und Silvester gab es langes Frühstück,Singen,Vorlesen,heimelig.

Aber dann,brach die volle Angst aus,wie komme ich über die Feiertage.
Irgendwann,nach Jahren wurde ein Notfalltelefon angeboten,aber auch nur eine Stunde,also sicher besetzt.
Meine sichere Meinung,die Notfälle der Weihnachtszeit kann man viel besser auffangen.
Ich liebe nicht jede Selbsthilfegruppe,hab leider keine guten Erfahrungen gemacht.

Warum haben Kliniken riesige Küchen(Ergotherapie),warum öffnen sie die nicht,für ihre Patienten,die nicht allein durch die Feiertage kommen.
Die Mensa könnte gerade an diesen Tagen ein Treffpunkt sein,zusammen essen,den Tisch decken,Rituale gibt es genug.
Nein,alles zu.
Unerreichbar.
Telefonseelsorge besetzt
Seelsorge nur nach Gottesdienstordnung (ein Hohn)
Ja ,die lieben Familienfeste,sie kosten Opfer,jedes Jahr.
Wer Seelsorge erst nimmt,der hat eine Anlaufstelle,eine warme Stube,mit einem großen gedeckten Tisch,jeder ist willkommen.

Ich glaub ihnen kein Wort mehr,sie klingen wie Hohn,macht die Türen auf,die Menschen brauchen,Trost und Gespräche,miteinander,jeder bringt etwas mit,auch seine Ängste und Sorgen.

Die Kirchen feiern Festtage,feierlich,das kann ich nicht annehmen,mir ist nicht feierlich,ich ertrage keine großen Gefühle.
Wo ist eure stille Kammer,wo ich nicht allein bin,wo andere meine Schmerzen verstehen,warum ich diese Lieder nicht mehr ertrage.
Geschlossen,an den gefährlichsten Tagen!!!
Ich habe eine Notfalleinweisung am "heiligen Abend" erlebt und überlebt, deshalb nehme ich mir jedes Recht,nach anderen Möglichkeiten zu fragen.
Heute mal ärgerlich
anna54
PS: ich stelle sie jetzt mal auf den Prüfstein,was gibt es an erreichbaren ambulanten Hilfen, werde euch berichten.
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Noch ein Anfang
da hatte ich aber voll das falsche Thema, heute morgen.

Weg damit,es gehört hier nicht hin.
Hier geht es um Licht und Hoffnung.

Wann ist der Tag,wo jeder Tag um zwei Minuten länger hell wird,noch in dieser Woche.
Zwei Minuten mehr Licht,allein das mehr, zählt. Jede Sekunde zählt, der Sonnenuntergang am Meer,wo ich ganz selten sein kann,aber einen Sonnenuntergang,den schreibe ich in mein Herz,der muss mich tragen,ewig.
Bilder,die ich in mir trage,sind ganz kostbar.
Bilder muss ich verinnerlichen,mir reicht das Foto nicht. Ich muss das Gefühl mit dem Bild "abspeichern.Mal helfen kleine Dinge wie Muscheln und Steine.
Zuletzt war ich im Oktober am Meer,ich habe einen Stein gefunden,auf dem eine wilde Walderdbeere lag.
Ganz vorsichtig nach Hause getragen, und jetzt ist der Stein immer neben meiner Kerze.

Die Kerze ist mein Abendlicht,am Abend muss ich noch mehr auf mich aufpassen,da rutsche ich noch schneller in die Starre der Kraftlosigkeit,in diese Lähmung,die mich aufgeben lässt.

Ich kenne "meine Feinde",lange genug,ich habe lange geübt,meine kleinen Helfer funktionieren ganz gut.
Gestern hab ich einen kleinen Trieb einer Zimmerlinde "geklaut".
Ich liebe Zimmerlinden,jetzt pflege ich den kleinen Trieb,bis er Wurzeln bildet.
Zeichen der Hoffnung sind das für mich.
Hoffnung ist der größte Schatz,mehr Wert,als alles Geld der Welt.
Hoffnung ist der Motor allen Lebens.
Immer wieder kann ich das Bild einer Nonne zurückholen,wie sie ihre Mutter beerdigt.

Sie stand lachend am Grab,sprach voller Liebe von ihren Eltern,und glaubte sie ganz sicher in der Hoffnung, bei Gott.
Glückliche,glaubende Menschen lehren mich viel,ich erlebe in ihnen die Stärke,die alles trägt.
Für mich kann ich das nicht sagen,aber es reicht im Moment,dass bei ihnen zu erleben.

Was hab ich schon außergewöhnliche Menschen getroffen,manchmal ganz komische Einzelgänger,die mir das Leben erklärten.
Kinder erklären noch besser,ein Kind nach dem Leben fragen können---Sternstunden.

Den Blick nach innen richten können,die Erinnerungen wachrufen,diese schönen Momente wieder sehen.

Meine Wunschoma ist leider schon tot,mit ihr hab ich außergewöhnliche Zeiten erlebt.
Einmal waren wir in einer Schule eingeladen,sie 80,ich 55,die Schüler 15.

Das Thema war,was war gestern?
Meine Wunschoma hat die ganze Klasse unterhalten,zwei Lehrer und der Schulleiter kamen nur kurz zu Wort.
Lebendig war sie, konnte erzählen,sprechen mit allen Sinnen,streng und liebevoll.

Diese alte,so liebenswerte Frau,lebte in einem Altenheim,dass ihr nicht mal eine Zeitung zukommen lassen wollte.

Mut hatte sie,sie trug das Bundesverdienstkreuz stolz,und mit Würde.
Jeder,der sie kennenlernte wurde beschenkt.

Auch sie war schwer depressiv,ich hab sie in einer Klinik kennengelernt. Sie saß den ganzen Tag stumm in einer Ecke.
Irgendwann hab ich ihr einen Tee gebracht,hab sie einfach aufgeweckt.

Von ihr hab ich viel gelernt,wie man trotzdem handeln muss,den Mut sich nicht nehmen lassen darf.

Zeitzeugen,ich liebe die Geschichten der alten Menschen.
Die Kinder kennen das Leben,die alten Menschen auch,was ist mit der Mitte?
Ach ja,die müssen ja rennen,um jede Sekunde des Wettlaufes,den sie Erfolg nennen.

Die Einladung der Schule kann ich nicht annehmen,da waren Sternstunden,jetzt ist wieder Weihnachtsfeier,wie habe ich das geliebt.
Ich sollte lesen üben mit ihnen,ehrenamtlich,nach Plan und "Befehl".
Wir sind oft ganz "planlos" geblieben,haben nur geredet und Bilder angeschaut.
Lesen konnte kaum einer,keine Zeit hatten die Lehrer,die Eltern,keiner.
Da war ich jahrelang,mehrmals wöchentlich,Lesepatin.
Jede Woche Bücher gesucht,jeden Flohmarkt,so viele schöne Geschichten gefunden,verschenkt.

Diese Kinder waren so schlau,sie galten als lernbehindert,waren trotzdem "Lehrmeister".
Manche treffe ich noch zufällig,sehe die Freude in ihren Augen,wenn sie mich erkennen.

Ich kann ihnen nichts mehr versprechen,wann ich komme,wann sie mich besuchen dürfen.
Das war ein Riss,als ich erkannte,das ist zuviel,mein Herz blutet,ich hab mehr Mitleid,als Kraft.

Aber die Erinnerungen bleiben,die Weihnachtsfeier,wo ich noch dazwischen war,dieses Gewusel von Kindern,die alle gleichzeitig auf meinem Schoß sitzen wollten,und mir jedes mal meine Tasche "klauten",weil sie das durften,sie durften mich "ausrauben",wie wir das nannten.
In der Tasche waren natürlich kleine Süßigkeiten und Bücher. Sie liebten Bücher,und vorlesen.

Jetzt trage ich die handgemalte Einladung in meine Schatzkiste.
Schätze sind Begegnungen.
Heimlich ,würde ich mich gerne morgen einfach dabei sein.
Aber meine Vernunft wird siegen müssen.
Im Januar fange ich eine neue Aufgabe an,mit mehr Unterstützung.
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
da hatte ich ja mal wacker überschätzt,mit Hund die vielen Kilometer bis in die Stadt gelaufen. Ich hatte keine Lust auf Parkplatzgedränge,musste nur Kleinigkeiten erledigen.
Zur Freude meines Hundes,also zu Fuß,der Hinweg war super,dem Regen getrotzt.
Da mein Hund jeden ganz treu anblickt und leise Kümmerlaute von sich geben kann,kamen wir vor jeder Ladentür ins Gespräch.

Nur meine Kapazitäten hatte ich überschätzt,der Heimweg einfach zu lang.
Irgendwann hab ich meine Nachbarin erreicht,die Liebe hat uns abgeholt.

Ich hatte das Gefühl,ihr geht es nicht gut,sie hilft jedem,aber lässt sich selbst schwer helfen.
Ihre Katze war am Abend vorher eingeschläfert worden .
Da wusste ich,was war mein Gefühl,mein Gefühl war Sorge.
Jetzt kann ich ihr helfen,jetzt ist ihre Tür offen,wir haben das miteinander gefunden.
Sie ist und war meine engste Vertraute,immer schon,dann als sie sehr krank wurde,hat sie sich zurückgezogen.
Gestern sagte sie mir,gegen die Bilder aus Amerika ist mein Kummer nicht angemessen.

Mit meiner schönsten Kerze werde ich heute zu ihr gehen,wir zünden immer Kerzen an,auch wenn ein Tier krank ist,gestorben ist.

Mit einer Kerze kann ich leichter mein Anliegen ausdrücken,bei einem Todesfall,bei schweren Krankheiten,bei Schicksalsschlägen.
Ich bringe dir ein Licht,das kann ich gut sagen,ich bringe dir Hoffnung.

Angefangen hab ich in Kirchen vor 30 Jahren,als die Kirchen noch offen waren.
Einen Moment der Ruhe,der Stille,ein Licht anzünden,eine Bitte aussprechen.
Jetzt kann ich das Licht überall anzünden,jetzt hab ich ein Ritual für das Gefühl der Hoffnung,der Bitte.

In diesem Jahr haben wir das große Geschenk eines neugeborenen Kindes in der Familie meiner Schwerster.
An Weihnachten kommt es zum ersten mal(die junge Familie wohnt ganz weit entfernt).
Alle freuen sich,besonders meine alten Eltern,Weihnachten und ein Baby,das erste der neuen Generation.
Gestern wurde auch ich eingeladen,das hat mich so gefreut,ich kann einen kurzen Besuch machen(das Haus ist voll).

Wir sind ja eine Riesenfamilie,meine Mutter hat 10 Kinder geboren.
Jetzt kann sie ihr Urenkelkind begrüßen.
Meine jüngste Schwester hat noch kleine Kinder,sie war das letzte der 10 Kinder.
So waren immer kleine Kinder da, an Weihnachten.
In einem Jahr,Neuschnee ohne Ende am heiligen Abend hatte sie Lust zu ihren Eltern zu fahren,hochschwanger,Ehemann,Arzt im Bereitschaftsdienst war nicht da.

Mit einer Freundin ist sie dann durch den Schnee gestapft,ungefähr kniehoch.
Wie sollte es anders sein,Wehen setzten ein,schön langsam.
Also ruft meine Mutter,es war schon Nacht,alle an,wer bringt die werdende Mutter jetzt in die Klinik,Straßen spiegelglatt.

Keiner hatte den Mut,um Gottes willen,eine so weite Strecke,bei Glätte und dann mit Wehen bei einer Erstgebärenden.
Nachts um drei sind sie dann los,mein Mann war der Einzige der sich traute,per Krankenwagen ins nächste Haus,das wollte weder die junge Mutter noch der Vater(Arzt).

Ich erzähle lieber nicht,was mein Mann alles ins Auto gepackt hat,Bauernsohn mit Geburtserfahrungen.

In den frühen Morgenstunden ist das Baby geboren,mein Mann kam per Abschleppwagen nach Hause,unser Auto war hin,Gott sei Dank erst, als die Schwangere raus war.

Unser Weihnachtskind,jetzt schon 10Jahre,immer wenn mein Mann sie trifft,sagt er,du hast mein Auto auf dem Gewissen,ein Scherz,über den wir lachen können.

Wenn meine Schwester wüsste,was mein Mann da alles ins Auto gepackt hatte,ich hab fassungslos zugesehen.
Übrigens,bei der Geburt unserer Kinder,ist mein Mann beim ersten "geflohen",beim zweiten hat er geschlafen,auf dem Kreisbett,laut schnarchend.
Die Hebamme hatte das noch nie erlebt,wir haben ihn schlafen lassen,bis dann der Arzt zuletzt kam.
Er sei müde gewesen,hat er gesagt,er habe schließlich den ganzen Tag schwer gearbeitet,müde sei er gewesen.

In welchem Licht wir die Dinge sehen,das ist das Geheimnis,ich kann sagen,mein Mann hat mich allein gelassen,ich kann aber auch sagen,die Hebamme war top,wir waren uns einig,wir drei schaffen das,das Baby,meine Tochter,drei starke Frauen.

Die Depression ist gemein,sie nimmt mir die Möglichkeiten des Sehens,der klugen Entscheidungen.
Im Anzünden der Kerze kann ich das Licht sehen,das immer da ist,ein Ritual,dass tief im Herzen die Hoffnung aufwecken kann.

Ich bringe euch heute allen eine Kerze!
Streichhölzer müsst ihr besorgen!!!
anna54
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