Bleibt alles anders II

Holgi
Beiträge: 753
Registriert: 28. Okt 2006, 19:43

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von Holgi »

Hat ja lang gedauert, Deine Antwort.

Hellsehen nicht, nur Menschen zuhören.

Holgi
-
Das Prinzip der Hoffnung, basiert auf dem Glauben an die Zukunft
Andrea37
Beiträge: 99
Registriert: 28. Jun 2006, 13:53

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von Andrea37 »

Hallo Chimera,
ich habe zwar jetzt auf die Schnelle nur ein Teil überflogen aber mir ist folgendes aufgefallen:
Auf der einen Seite hast Du massive Probleme mit Deinem Erzeuger berufst Dich aber darauf, dass Deine ganze Familie selbständig ist und Du quasi die Selbständigkeit im Blut hast?
Willst Du Dich nun von Deinem Erzeuger lösen oder nicht?
Zweitens schreibst Du, Du hättest Altschulden, an andere Stelle, dass man Dir fast den Strom abgeschaltet hätte. Dann können die Stromschulden noch nicht so alt gewesen sein, oder?
Wie ist es möglich, dass Du selbständig bist und kein eigenes Konto hast, wie erzählst Du das Deinen Auftraggebern?
Warum willst Du Dich unter "Hochdruck" setzen, wenn Du weisst, dass Du burn-out anfällig bist? Klingt so, als ob Du Dich bewusst oder unbewusst selbst fertig machen wolltest. Wovor willst Du wegrennen?
Arbeiten ist wie joggen. Wenn das Ausgangstempo zu hoch ist, hält man nicht durch. In sich hineinhorchen und spüren, was man sich zumuten kann, seinen inneren Schweinehund überwinden, durchhalten und die anderen vor dem Ziel überholen.
Hey, ich laufe am 16.06. einen 10 km Citylauf, freu mich schon drauf. Mir genügt einfach ins Ziel zu kommen.

Ich erwarte nicht, dass Du meine Fragen hier beantwortest, sie sind als Anregung für Dich gedacht.

An alle noch einen schönen Abend oder Nacht

Gruss
Andrea
Guitaranderl

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von Guitaranderl »

>Hellsehen nicht, nur Menschen zuhören
Gut, Holgi, dann hilf mir mal bitte, wo ich das erzählt habe... das hab ich gerade nicht drauf und fühle leichte Paranoia.

Andrea: wirklich gute, aber auch unangenehme Fragen!
alyssa

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von alyssa »

chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

Hi Andrea!

»Auf der einen Seite hast Du massive Probleme mit Deinem Erzeuger berufst Dich aber darauf, dass Deine ganze Familie selbständig ist und Du quasi die Selbständigkeit im Blut hast?«

Naja, ich seh' den Widerspruch nicht. Ich wollte damit nur darauf hinweisen, daß ich kein »Ich-AG-Typ« (ja, ich weiß, diese Förderungsmaßnahme ist ausgelaufen) bin, der sich mal eben ohne Erfahrungschatz, Background und Weitblick in völliger Naivität selbständig gemacht hat. Die Tücken und Fußangeln des Selbständigseins sind mir bekannt. Selbständigkeit an sich finde ich okay; ich fühle mich nur nicht gut damit, sie als lonesome Rider bewältigen zu müssen. Das heißt: Ich möchte mit wieder mit Partnern zusammenarbeiten; diese habe ich in meiner Stadt leider nicht mehr.

»Willst Du Dich nun von Deinem Erzeuger lösen oder nicht?«

Klar will ich das. Es ist eben nicht so ganz einfach; wir haben gemeinsame »Großkunden«. Und neue Kunden findeste eben nicht an jeder Straßenecke.

»Zweitens schreibst Du, Du hättest Altschulden, an andere Stelle, dass man Dir fast den Strom abgeschaltet hätte. Dann können die Stromschulden noch nicht so alt gewesen sein, oder?«

Auch hier sehe ich den Widerspruch nicht. Die Stromrechnung hatte ich nicht bezahlt, weil ich mich in der Resignation der letzten Wochen hatte hängen lassen, nunmehr ist sie vollständig beglichen. Generell gilt, daß ich meinen aktuellen Zahlungsverpflichtungen einigermaßen gut nachkommen kann; es kommen keine Neuschulden hinzu.

»Wie ist es möglich, dass Du selbständig bist und kein eigenes Konto hast, wie erzählst Du das Deinen Auftraggebern?«

Naja, das meinte ich ja mit »selbständig unter chaotischen Umständen«, wollte es eben nicht en detail darstellen. Und solche Dinge sind es ja, die mir das Leben zur Hölle machen. Die Sache mit dem Bankkonto hatte ich verkürzt dargestellt; gemeint war: ich habe ein Bankkonto, selbiges ist allerdings seit geraumer Zeit durch eine Pfändung (Altschulden) blockiert, somit habe ich kein nutzbares Bankkonto. Aufgrund dieser chaotischen Umstände habe ich viele Jobs, die ich bereits vor Monaten machte, noch nicht abgerechnet. Diverse andere Kunden teile ich noch mit meinem Erzeuger, stelle ihm dann dafür die Rechnung und erhalte das Geld in bar. Ferner habe ich nebenher noch einen 400-EUR-Job bei einem Coach, der auch bar (nicht schwarz!) abgerechnet wird. Soll heißen: Es geht schon, es ist allerdings ein riesiges Chaos – leider fehlt mir allzuhäufig die Kraft, mich um wesentliche Belange zu kümmen; mein ganzes Leben ist eine einzige riesengroße Überforderung.

»Warum willst Du Dich unter "Hochdruck" setzen, wenn Du weisst, dass Du burn-out anfällig bist? Klingt so, als ob Du Dich bewusst oder unbewusst selbst fertig machen wolltest.«

Nein, das will ich keineswegs. Aber wie sonst könnte ich denn meine Zahlungs- und sonstige Verpflichtungen erfüllen und mir ferner wieder eine Zukunft aufbauen, indem ich mich nebenher noch massiv um Weiter- und Fortbildung bemühe? Ich will nicht im dunklen Loch versacken – das Loch, in dem ich mich befinde, macht mir 'ne wahnsinnige Angst – und aus diesem Grunde setze ich mich unter Druck. Ferner empfände ich es als unmoralisch, die Altschulden nicht begleichen zu können.

»Wovor willst Du wegrennen?«

Vor der Angst, es nicht zu schaffen, vielleicht.

»Arbeiten ist wie joggen. Wenn das Ausgangstempo zu hoch ist, hält man nicht durch. In sich hineinhorchen und spüren, was man sich zumuten kann, seinen inneren Schweinehund überwinden, durchhalten und die anderen vor dem Ziel überholen.«

Ja, damit hast Du wohl recht. Die Quittung erhalte ich ja immer dann, wenn ich nach arbeitsintensiven Zeiten zusammenbreche und dann wochenlang darniederliege. Mit meiner Strategie ist im Endeffekt nichts gewonnen.


Viele Grüße,
Chimera
chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

Andreas, wieso sollten diese Fragen unangenehm gewesen sein? Ich proklamiere ja nicht, über ein stimmiges und tragfähiges Lebenskonzept zu verfügen; eben aus dem Grunde, ein solches nicht zu haben, bin ich ja immer wieder verzweifelt. Wie gesagt, mein Leben überfordert mich völlig.

Holgi schrieb weiter oben sehr treffend:

»In solchen Familien zählt Geld nicht Liebe. Punktum.«

Das ist es, was mich unendlich wütend macht. Und es führt mir wieder einmal klar vor Augen, wie richtig ich mit meinem Eingangsposting in Teil I des Threads lag. Selbstsändigensöhne haben Thronfolger, Altervorsorge und Arbeitspferd zu sein; ihr Menschsein interessiert nicht – und das ist es, was mir immer das Gefühl gab, um mein Leben betrogen worden zu sein; mein Leben interessierte in dieser Familie schlicht niemanden. Die Vergangenheit ist zwar vergangen, doch dahingehend sehr entscheidend, wie sie mich an den Ort beförderte, an dem ich heute bin – und selbiger fühlt sich nicht so an, als wäre es der für mich »richtige« Ort in einem für mich »richtigen« Leben – ein Leben, dem ich mich gewachsen fühlte.

»Wenn Du, Chimera, mit 36 Jahren erwachsen sein wolltest, dann würdest Du die Verantwortung für Dich tragen und nicht versuchen, sie weiterzugeben. Aber genau das ist ja das Problem am Erwachsensein; selbst die Verantwortung für das eigene Handeln zu tragen.. und sich auch ein bißchen die Möglichkeit zu nehmen, das Päckchen jemanden anderes aufzuladen.«

Es gibt ja keine Zufälle im Leben, Andreas – und somit isses kein Zufall, daß ich im zarten Alter von 35 Jahren in eine Studenten-WG zog. Es zeigt, daß ich mich dem Erwachsensein noch entziehen möchte (oder muß). Auch ich gehöre zu den Menschen, die zu früh erwachsen werden mußten, und seitdem mit der verlorenen Jugend hadern.

»Und mit dem Herausfinden.. seufz, ja, da brauchst Du bestimmt Jemanden, der Dir hilft, aber es gibt diesen Weg. Es wird aber ein anderer sein als der bisherige.
Insofern bleibt es ja vielleicht doch nicht alles anders..«

Weise Worte, Andreas, für die ich Dir danke.
Guitaranderl

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von Guitaranderl »

>und das ist es, was mir immer das Gefühl gab, um mein Leben betrogen worden zu sein

Na, Chimera, Du must doch totmüde sein, oder!?
Ich verstehe, was Du meinst, und so langsam wird mir auch klarer, wie verstrickt die ganze Lage ist (von wg. gemeinsame Großkunden etc.).
Dass Du - als Kind - betrogen und missbraucht wurdest, bedeutet aber doch in keinem Fall, dass das immer so weitergehen muss. Die Frage scheint mir zu sein, wann Du bereit sein wirst, die Nabelschnur zu kappen. Wie schlecht muss es Dir dafür noch gehen, um Dich endlich aus dieser Opferrolle zu befreien?
Mit "unangenehm" meinte ich den Teil in Andrea´s guten Fragen, der -auch für mich- daraufhin deutet, dass Du sehr wohl einiges wertschätzt an dem, was Dir Deine Eltern mitgegeben haben. Da ist nicht nur -vergiftender!- Hass und Ablehnung, da ist auch Sehnsucht. (Wozu denn sonst die Aufrechterhaltung bestimmter Bedingungen?)

Es liegt in unserer Natur, dass wir sehr sehr lange versuchen, alte Beziehungen in - von außen betrachtet- oft skurriler Form nachzubilden, weil wir die irrige Annahme in uns tragen, wir könnten so manche Fehlentwicklung von damals korrigieren. Und irgendwann merken wir dann, dass uns die Zeit wegläuft und wir fangen an, loszulassen.

Ist es nicht auffällig, wie oft hier von Selbstständigkeit gesprochen wird!? Und ist nicht Selbstständigkeit eines der Hauptmerkmale des erwachsenen Menschen. Also sein Leben selbst stehend und Verantwortung tragend zu leben..

Chimera, Du kannst dieses Fred auch ein bißchen dafür nutzen, um Dir bewusst(er) zu machen, wieviel Anerkennung und Zuneigung Du erfährst, und wieviele Leute an Deinem Kampf Anteil nehmen. Insofern möchte ich Jessica, die das wunderbar auf den Punkt brachte, unbedingt recht geben. Du bist Jemand; Du bist und hast eine Persönlichkeit. Was für ein Schatz!

Howdee
Andreas
chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

Hey Alyssa,

ich find's sehr, sehr geil, daß Du hier bist. Und ich bild' mir ein, daß alles mega-klar bei mir ankommt, was Du schreibst – Dein Posting hat mich ziemlich weggebeamt. Hatte gerade was Längeres dazu geschrieben, werd's aber besser erst später abschicken.

@ Andreas: Dir 'nen ganz herzlichen Dank! Antwort folgt...

@ Regenwolke: Zu Dir und Deinem letzten Beitrag geht mir auch noch 'ne Menge im Kopf herum; werd's hoffentlich aus selbigem in kürze ausgeben können.


Bis dahin alles Liebe wünscht
Chimera
alyssa

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von alyssa »

chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

Nich' planen, Aly – machen! Ey, ich wollt' Dir was schreiben zum Thema Alk, traute mich dann aber nich' – auch hier stehen viele Flaschen (40 oder mehr oder so) rum. Und eigentlich und irgendwie ist mir das schnuppe – es zählt einzig und allein, Rechnung zu tragen dem einzig lebensbestimmenden Bedürfnis, das schwul-allgegenwärtige, always in Kälte und Schmerz erstarrenlassende Gefühl zu beseitigen – fucking wenigstens temporär. Ist wohl so, daß irgendsoein Cortex oder fucking meinetwegen Hippocampus glücksemittierende Botenstoffe an irgendsoein anderes Gehirnbauteil abspeichernd weitervermittelt und selbst unser bewußtes, unbetrunkenes Ich keenen anderen Plan hat, als sich geächteten Substanzen zu verschreiben – oder so. Besser meines Erachtens als das schwule Ökogetexte der schon Gestorbenen; ich ziehe das Leben vor – Leben das Angst hat, doch sich nicht bändigt. Es gilt: Du würdest es nicht tun, sähest Du eine Alternative; ein jedes Individuum trifft zu jedem Zeitpunkt die für sich »beste« (glückvermittelndste) Wahl – Ökogetexte hin oder her.

forder das große gefühl, durchquer den hades zum ziel
surf auf dem scheitelpunkt des lichts
erwarte viel, lebe für den transit, zwing das wahre geschick
ein silberstreif am horizont...
stell die uhr auf null, wasch den glauben im regen
die sintflut ist verebbt, die sünden vergeben
kein ersatz – deine droge bist du
alyssa

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von alyssa »

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