Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Freiwasser
Beiträge: 90
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Freiwasser »

Liebe Ellen,
Ich finde immer mal wieder Anregungen aus Büchern und Podcasts interessant. In einem Buch zum Thema Krise wurde statt „Loslassen“ die Radikale Akzeptanz vorgeschlagen. Bei der radikalen Akzeptanz ist irgendwie klarer, wie das geht: Man schaut sich realistisch an, was war und was ist, und akzeptiert es. Dafür muss man es nicht gut finden oder verzeihen oder sich irgendwie fühlen. Man erkennt nur an, dass es eben so ist und so war.
Die Gefahr beim Konzept „Loslassen“ ist, dass das als moralischer Anspruch an die persönliche Größe daherkommt. Warum bist du (oder bin ich) so verhärtet/unselbständig/kleinmütig, dass ich nicht verzeihen und loslassen kann. Und dabei wird völlig außer Acht gelassen, was dazu nötig ist, so frei und stark zu sein.
Die Akzeptanz kommt mit Trauer. Die Akzeptanz ist der Beginn, dann kann die Trauer und Neuorientierung erst anfangen. „Loslassen“ will alles auf einmal, zeigt keinen Weg dahin und setzt einen moralisch unter Druck.

Mach Dich nicht fertig, sei geduldig mit Dir. Wir Menschen leben in Bindungen, und wenn eine Wichtige kriselt, fühlt sich das schlimm an. Das alles braucht viel Zeit und Kraft.


Liebe Grüße!
Freiwasser
Helgaline
Beiträge: 109
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Helgaline »

Hallo an Alle, 😊

es gibt gute Neuigkeiten! 🥳

Erst einmal: seit 03.07. (Mittwoch letzte Woche) nimmt er Citalopram 10 mg. Ich hatte ihn am Dienstag gefragt, ob er nicht doch mit Aufhellern (so nennt er Ads) anfangen möchte, da ich ja sehe, wie schlecht es ihm geht. Er sagte, darüber hätte er auch schon nachgedacht. Und ist tags drauf auch direkt zur Psychiaterin. Ab heute nimmt er dann 20mg. Er wirkt nicht mehr so bedrückt. Sagt auch selbst, dass er sich ruhiger fühlt.

Gestern war er bei seiner Psychologin, die er von seinem letzten Klinikaufenthalt in Jahr 2018 kennt und die sich anschließend mit einer Praxis selbstständig gemacht hat.

Sie hat einen sehr guten Einfluss auf ihn, wie mir scheint. Hat auch auf mich einen guten Eindruck gemacht. Jedenfalls hat er dort wohl angesprochen, dass die Psychiaterin ihm einen Klinikaufenthalt empfohlen hat bzw. eine analytische Psychotherapie. Kurz: die Psychologin hat das ebenfalls befürwortet und ihm gleich die Anträge mitgegeben. Hat gute Kontakte zur Klinik. Könnte also ggf. den Aufenthalt beschleunigen.

Abends hat mich mein Partner um ein Gespräch gebeten und mit tatsächlich gesagt:

ICH BIN WIEDER IN EINER DEPRESSION!

Endlich! Er hat die Einsicht, für die ich so lange gekämpft habe!

Er zieht auch einen Klinikaufenthalt in Erwägung. Überlegt halt, wie er das mit seiner Selbstständigkeit vereinbaren kann. Ich freue mich sehr darüber.

Daran möchte ich euch alle gerne teilhaben lassen, nachdem ihr ja schon seit so vielen Jahren meinen Weg begleitet.

Ganz liebe Grüße von
Ellen 💃
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
bvs
Beiträge: 161
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von bvs »

Das klingt nach einem großen Schritt nach vorne! :)
MySun
Beiträge: 632
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von MySun »

Liebe Ellen,
ich freue mich sehr für euch. :)
Endlich ist etwas in die richtige Richtung in Bewegung gekommen.

Ich wünsche euch alles Gute, viel Kraft und weiterhin Geduld für die kommende Wegstrecke

Liebe Grüße
MySun

„Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein,
bis seine Zeit zum Blühen kommt.“
(Dietrich Bonhoeffer)
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Muckl71
Beiträge: 5
Registriert: 2. Jul 2024, 10:33

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Muckl71 »

Liebe Ellen,
bisher habe ich Dir noch nicht geschrieben, aber nachdem Dein Betreff "Entschuldigung... und was ist mit uns!?!?" für mich wie ein Befreiungsschlag war und ich allein damit sofort wusste, dass ich hier richtig bin, möchte ich jetzt zu Deinem gestrigen Beitrag kurz antworten:
Ich freue mich so für Dich, das scheint endlich ein Schritt in die richtige Richtung zu sein. Ich weiß, das kann schnell wieder anders sein, aber wenn er jetzt mal so weit ist, ist schon viel passiert!
Ich wünsche Dir/Euch weiterhin viel Kraft, Geduld, Liebe und Zuversicht.
Ganz liebe Grüße,
Michaela
Helgaline
Beiträge: 109
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Helgaline »

Hallo in die Runde, :hello:

@bvs,
ja, das war der vorerst wichtigste Schritt! Ich hoffe sehr, dass es jetzt vorwärts geht. 📈

@MySun,
vielen lieben Dank. 😍
Er ist sehr anhänglich jetzt und hört auch auf das, was ich ihm so vorschlage. Das ist eine sehr merkwürdige Krankheit.
Das ich soviel Geduld habe, wusste ich gar nicht. Auch eine Erkenntnis für mich.
Ich hoffe, er geht in die Klinik.

@Muckl71,
dankeschön.
Ich freue mich, dass dir mein Thread etwas geholfen hat. 🏁
Und möchte jetzt lieber nicht darüber nachdenken, dass es wieder anders werden wird. :roll:

Als Resümee der letzten fast 4 Jahre ziehe ich: so würde ich es nicht mehr machen. Doch im Hinblick auf meinen Partner mehr Konsequenz zeigen und Grenzen setzen.
Weil ich denke, die Tatsache, dass ich mir meine Wohnung renoviere und zusätzlich viele Bekannte mich darauf angesprochen haben, ihm zur Einsicht verholfen haben.

Ihm ist überhaupt nicht klar, dass die Depression schleichend, sich steigernd, kommt. Für seine Wahrnehmung hat man sie am Tag X, wenn gar nichts mehr geht.
So hat er die Frühwarnzeichen verdrängt, statt sie anzugehen. Leider.

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende!

Liebe Grüße Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
Helgaline
Beiträge: 109
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Helgaline »

Hallo an Alle, 🤗

ich möchte euch gerne von den neuesten Entwicklungen berichten.

Er ist seit 23.08.2024 in der akutpsychosomatischen Klinik. Citalopram wurden inzwischen von 20 mg auf 30 mg erhöht, es wird auf die Höchstdosis 40 mg heraufgesetzt.
Die Aufenthaltsdauer dort wird bis 16.09.2024 sein; das dortige Programm geht immer über 3 Wochen mit Verlängerung auf max. 4 Wochen.

Was soll ich sagen? Seit seiner Erkenntnis/Einsicht macht er mit riesigen Schritten Fortschritte. Solche, dass ich es gar nicht glauben kann. 😮

Er nimmt inzwischen wahr, was ich ertragen habe, was ich geleistet habe, wie er sich verhalten hat…
Bedankt sich dauernd und schämt sich auch sehr für sein Verhalten. Wir können wieder kommunizieren. Er spricht offen mit mir, keine verbalen Attacken mehr. Er ist total anhänglich und liebevoll.

Und hat inzwischen auch wieder Verlangen nach mir.

Er hat sich innerhalb kürzester Zeit in den Mann zurück verwandelt, den ich kennen gelernt habe. Ich kann das -ehrlich gesagt- kaum fassen! Es ist tatsächlich etwas surreal. Wie ist sowas zu erklären???

Er arbeitet sehr an sich. Ihm helfen die Gespräche mit den Mitpatienten sehr. Er hat das feste Ziel, nach der Klinik die Verhaltenstherapie zu machen und danach die analytische Psychotherapie.
Davor hat er eine große Angst, da ihm in der Klinik erst so richtig bewusstwurde, was das für eine Aufgabe ist (meiner Meinung nach das Thema FAMILIE).

Seine Psychologin hat ihm empfohlen, eine zweite „Runde“ Klinik zu machen und ich finde das auch eine super Idee. Dort kann er wesentlich effektiver und schneller Fortschritte machen. Ich denke, er wird dies im November (nach dem Urlaub) auch machen.
Abgesehen davon steht noch die Diagnostik ADHS aus.

Ich habe ihm inzwischen auch gesagt, dass ich das so nicht noch einmal schaffen würde, bzw. will.

Aber ich bin auch sehr froh (und stolz) das ich es gemacht habe. Es hat sich aus heutiger Sicht voll und ganz gelohnt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ich hiermit jemandem Hoffnung auf ein happy end ❤ geben kann. Auch wenn dies selbstverständlich immer unterschiedlich sein kann. Für mich ist klar, ALLES hängt mit der Einsicht und dem Willen des Betroffenen zusammen.

Freue mich über Rückmeldungen, liebe Grüße von Ellen 😍
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
bvs
Beiträge: 161
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von bvs »

Danke für deinen Bericht, das gibt mir wirklich Hoffnung.
Bei uns steht auch Klinik an, und ich mache mir Sorgen.

Hier ist es so, dass a sich der Kontakt zwischen uns liebevoll ist. Wir haben inzwischen alle Paar Wochen auch mal etwas Intimität, und als wir vor vier Wochen vier Tage auf einem Paar-Retreat waren, hat das wirklich Türen geöffnet (die leider wieder irgendwie "zu" sind inzwischen).
Mir sagt das recht klar, dass es nicht an mir liegt, sondern an den Altlasten und dem Umfeld, das eine schlechte Dynamik zur Folge hat.
Wenn sie dann in der Klinik lernen kann, dass ein anderer Umgang gesünder für sie ist, dann glaube ich schon sehr, dass sich auch zwischen uns wieder alles normalisiert.

Eigentlich läuft alles auf einem guten Pfad, nur ist halt der einmalige Therapietermin in der Woche einfach zu wenig, das nachhaltig zu bearbeiten - deswegen die Klinikidee.

Ich mache mir aber einfach auch Sorgen, dass herauskommt, dass die Luft einfach aus unserer Beziehung raus ist. Dieser Gedanke ist eher unwahrscheinlich, denke ich, aber er ist da, und ich sehe da auch immer wieder Zeichen dafür (vielleicht aber auch nur Projektion meinerseits, bzw. Fehlinterpretation der Folgen der Depression?).
Zuletzt geändert von bvs am 2. Sep 2024, 10:31, insgesamt 1-mal geändert.
DieNeue
Beiträge: 5783
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Ellen,

danke für deine so positive Rückmeldung. Es ist sehr schön zu hören, dass sich auch was bessern kann. Das freut mich sehr für dich. Ich wünsche dir, dass es weiterhin aufwärts geht.

Liebe Grüße,
DieNeue
bvs
Beiträge: 161
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von bvs »

(habs grad nochmal editiert und erweitert)
Helgaline
Beiträge: 109
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Helgaline »

DieNeue hat geschrieben: 2. Sep 2024, 10:31 Hallo Ellen,

danke für deine so positive Rückmeldung. Es ist sehr schön zu hören, dass sich auch was bessern kann. Das freut mich sehr für dich. Ich wünsche dir, dass es weiterhin aufwärts geht.

Liebe Grüße,
DieNeue
Vielen Dank, liebe DieNeue.
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
Helgaline
Beiträge: 109
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Helgaline »

bvs hat geschrieben: 2. Sep 2024, 10:26 Danke für deinen Bericht, das gibt mir wirklich Hoffnung.
Bei uns steht auch Klinik an, und ich mache mir Sorgen.

Hier ist es so, dass a sich der Kontakt zwischen uns liebevoll ist. Wir haben inzwischen alle Paar Wochen auch mal etwas Intimität, und als wir vor vier Wochen vier Tage auf einem Paar-Retreat waren, hat das wirklich Türen geöffnet (die leider wieder irgendwie "zu" sind inzwischen).
Mir sagt das recht klar, dass es nicht an mir liegt, sondern an den Altlasten und dem Umfeld, das eine schlechte Dynamik zur Folge hat.
Wenn sie dann in der Klinik lernen kann, dass ein anderer Umgang gesünder für sie ist, dann glaube ich schon sehr, dass sich auch zwischen uns wieder alles normalisiert.

Eigentlich läuft alles auf einem guten Pfad, nur ist halt der einmalige Therapietermin in der Woche einfach zu wenig, das nachhaltig zu bearbeiten - deswegen die Klinikidee.

Ich mache mir aber einfach auch Sorgen, dass herauskommt, dass die Luft einfach aus unserer Beziehung raus ist. Dieser Gedanke ist eher unwahrscheinlich, denke ich, aber er ist da, und ich sehe da auch immer wieder Zeichen dafür (vielleicht aber auch nur Projektion meinerseits, bzw. Fehlinterpretation der Folgen der Depression?).
Hi bvs,

wegen des wöchentlichen Termins gebe ich dir Recht. Für eine schnellere Gesundung ist die Klinik sicher besser.

Und ich glaube auch nicht, dass die Luft bei euch raus ist. Sonst wärt ihr sicher schon getrennt.
Die Betroffenen sind oft so mit sich und der Maskierung nach außen beschäftigt, dass ihnen ihr Partner gar nicht präsent ist. Das glaube ich wirklich.
Wie geschrieben, mein Partner hat all das gar nicht wahrnehmen können, als er verzweifelt versucht hat, die Krankheit nicht wahrzuhaben.
Er hat nur gekämpft: gegen das Zugeben, krank zu sein, um das tägliche Überleben und gegen mich. Ich habe versucht, ihm jetzt klar zu machen, dass mit der Akzeptanz der Erkrankung die Energie des Kämpfens umgeleitet wird.

Also: setze die Hoffnung auf die Klinik!

LG Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
bvs
Beiträge: 161
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von bvs »

Danke :)
Antworten