Schneekugelkopf

Aida1
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von Aida1 »

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Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 17:08, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
juli74sara
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von juli74sara »

danke aida, dein planloses hallo und virtueller drücker lockt mich glatt ein bißchen aus meiner dunklen deprihöhle. wie du da so flockig hereingeschneit bist. keine ahnung, der tag ist einfach im bett vergangen, meine füße sind dreckig vom spazierengehen und mein haar ist zerzaust vom kopfkissen, bingo. jedoch ist der zustand so: müde, aber nicht schlafen können und gedanken, die nirgendwohin führen. druck auf der brust, kopfschmerzen. fühle mich nach weinen, aber nix. ich hasse diesen zustand, ich will wieder meinen höhenflug oder wenigstens einfach schlafen. scheint mir jetzt, wie ein kurzes sich-nochmal-aufbäumen vor der kapitulation. ich bin so k.o. ich habe nicht einmal lust, mir gut zuzureden. etwas konstruktives will einfach nicht entstehen. aber depressionen sind heilbar, das steht auf der seite der deutschen depressionshilfe. vielleicht ist medikamenten-einnahme gut für mich. denn nochmal psychotherapie will ich nicht mehr machen. genug "theorie" gehabt, muss mehr "praxis" auf die reihe bekommen. aber heute nicht mehr. ich weiß, ich bin nicht allein damit. du auch nicht! hab eine gute nacht!
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
Aida1
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von Aida1 »

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Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 17:09, insgesamt 1-mal geändert.
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win10
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von win10 »

Hallo

Hier noch mal win10. Gerade Heute habe ich mich wieder an das Elend dieser elenden Krankheit erinnert. Diese Krankheit hätte fast meine bürgerliche Existenz vernichtet. Aber ich war schon immer darauf geeicht, nach Lösungen zu suchen. Aber nicht jeder findet sofort Lösungen für sein Elend. Aber aufgeben wird immer der falsche Weg sein. So ist jedenfalls meine Erfahrung.

Viel Glück
win10
juli74sara
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von juli74sara »

ach, egal.
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juli74sara
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von juli74sara »

war nur kurz mit dem hund draußen und einkaufen. seitdem schlafe ich mehr oder weniger, das blei ist zurück. alles scheint kleiner und kleiner zu werden, was mir wichtig war oder mich gefühlsmäßig abgeholt hat. alles wiederholt sich, nichts überrascht mich. ich bin sehr müde, mir tut mein hund leid und ich hoffe, ich schaffe es morgen in den wald.
ich werde AD noch einmal ausprobieren. darauf baue ich gerade, denn bearbeitet habe ich psychotherapeutisch nun wahrlich genug.
so long, liebe kämpfer!
Zuletzt geändert von juli74sara am 22. Mai 2019, 21:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Aurelia Belinda
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von Aurelia Belinda »

Huhu juli,
Ich glaube für dein Hundilein schaffst du es morgen wenn auch nur kurz in den Wald.....ich glaub an dich.
Ansonsten reihe ich mich bei dir ein.
Gefühlsmäßig.
LG Aurelia
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juli74sara
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von juli74sara »

ein lichtblick: aus dem umstand heraus, daß ich nicht schlafen konnte, bin ich wie auf autopilot um 5.30 aufgestanden und in den wald gefahren. vielleicht lag es am schlafentzug, aber alles in der tram und später in der natur erschien mir so intensiv, so präsent. ich kam mir vor, als hätte ich eine tür entdeckt und alles um mich herum erschien in einem anderen licht. ich genoß die menschenleere und die stille. dachte mir, wie oft ich schon dieselben wege ging, in wie vielen verschiedenen zuständen. es ist mir gelungen, meinen blick nach außen zu richten. weg von meinem inneren und wahrzunehmen, was um mich ist. den duft, den weichen boden, das wechselnde licht, die vogelstimmen, das rascheln im laub. das war schön. ich war lange und langsam unterwegs. kam mir vor, wie eine kleine reise. dann wurde es belebter: andere gassigänger, leute auf dem fahrrad auf dem weg zur arbeit. der zauber der stille war vorbei und es war okay für mich. bin ein teil von allem. fühlte mich wieder eins mit der umwelt. in der tram zurück war es noch belebter und ich war froh, wieder zuhause zu sein. etwas mitgenommen zu haben von meinem ausflug. etwas positives. ich bin zwar total müde, aber im gegensatz zu der rein bleiernen müdigkeit der letzten beiden tage, ist es schön zu spüren, daß ich jetzt einfach nur körperlich erschöpft bin. fühle mich wieder näher an dem, was mir wichtig war. auch wenn mein aktiver tag jetzt bald enden wird, ist diese leere schon ein bißchen erfüllt. fight depression!
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DieNeue
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von DieNeue »

Hallo Juli,

das hört sich schön an! Es tut gut, wenn man mal auftanken kann und ich finde, es sind auch so besondere Momente, wenn man solche Sachen alleine wahrnehmen und genießen kann. Und ganz in seiner eigenen Geschwindigkeit ohne jemanden, der mit einem redet und nicht ewig warten will, bis man fertig damit ist, einfach nur dazustehen und das Licht in den Blättern zu beobachten.

Liebe Grüße und einen guten Tag noch!
DieNeue
juli74sara
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von juli74sara »

ein paar tage sind nun vergangen, in denen ich termine abgearbeitet habe und erschöpft im bett herumlag, meinen alltag tranig und zentnersackschwer bewälitigt habe. weitermachen, weitermachen, los jetzt, geht noch was. die malerei liegt herum, keine muse...frustrierend. auf den spaziergängen im wald kam dieses gefühl von der letzten beschreibung nicht mehr hoch, diese scharfe wahrnehmung. es ist, als ob dieser andauernde überlebenskampf den blick trübt, die wahrnehmung betäubt. aber das kommt wieder. es war ja schon da. festhalten. die fäden nicht loslassen. durch das forum hier habe ich mir antrainiert, dabei zu bleiben. nicht los zu lassen. auch wenn meine beiträge jetzt nicht mehr so oft in meinem thread erscheinen. trotzdem möchte ich diesen weiterführen, weil es mir hilft, wenn ich den verlauf lese und feststelle: "geht doch, mit einigen dramatischen durchhängern und ups and downs, unter`m strich: läuft." die vorhänge sind noch da. ich will sie malen. ich will eigentlich garnicht darüber nachdenken, das alles wieder hochholen, was da so drängt. lieber malen, rauslassen. und trotzdem tue ich es nicht. noch nicht. genausowenig, wie ich meine kranken-biographie nicht schreiben will. schiebe es vor mir her, verdränge es...es sind die vorhänge. aber ich muß es tun, in 3 wochen ist der nächste termin und die psychiaterin braucht ja auch zeit, um die bio durchzuarbeiten. ich würde so gerne den deckel drauf lassen, die tür nicht öffnen und einfach weitermachen, mit meinen 5 stunden-tagen, in denen ich aktiv und konzentriert sein kann. ich habe durch den austausch hier eine dickere haut bekommen. bin selbstbewusster im umgang mit meinem zustand geworden. stehe mehr zu mir und meiner situation. bewerte mich selbst nicht mehr so übermäßig negativ, habe nicht mehr soviel angst vor mir selbst und dem, was in mir vorgeht. würde mich gerne auf dem erfolg ausruhen und die biographie vergessen. im verdrängen war ich in der vergangenheit durchaus erfolgreich und geschickt. tja, das ist meine aktuelle herausforderung: diese biographie schreiben.
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juli74sara
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von juli74sara »

bin gerade total down. gestern hab ich mich zu einem easy putzjob gequält, den hund dabei gehabt, weil keine energie für wald. lahmarschig rumgeputzt und dann kam die frau nach hause...so total happy von der arbeit, die kiddies dabei, mich umarmt, von ihrem geplanten urlaub erzählt...so sprühendes leben halt, einfach glücklich.
mir hat sich schmerzhaft ein stachel tief in mein herz gebohrt und unter der "mitfreu-maske" bekam ich kaum luft.

den anderen job hab ich zum zweiten mal abgesagt. zuhause fühlte ich mich so allein und hoffnungslos, wie schon lange nicht mehr. ich werde nie mutter sein, nie eine familie haben, nie ein studium abgeschlossen haben, nie einen erfüllenden beruf haben...nie dieses glück haben.

jede nacht träume ich intensiv von meinen tiefsten ängsten, tiefsten verletzungen und wache verstört auf.
momentan bricht alles auseinander, was ich mir mit hoffnung und mut zusammengeklebt habe. erscheint mir wie ein lügengebilde, alles mist, hält nicht. hält mich nicht, erfüllt mich nicht. ich sehe keine perspektiven, keine alternativen, keinen ausweg. ich sehe schwarz. komisch, daß schwarz-sehen immer die realität ist, während bunt-sehen immer die illussion ist. ich bin allein, kann nirgends hin, zu alt um träume noch zu verwirklichen, keine energie, um wenigstens andere träume zu verwirklichen.

am besten ist, ich gebe das alles auf. gewöhne mich daran, betäubt und still, unauffällig. ich habe garnicht mehr die kraft, wirklich was zu reissen. was zu ändern. was mache ich mir da vor? es ist nur wieder ein weiteres hamsterrad in dem ich stecke. bin mutlos, desillusioniert und einfach müde, körperlich, seelisch. geistig. das, was ich mir in den 4 wochen hier aufgebaut habe, erscheint mir so wenig zu sein. liegt nicht an euch, euer beistand und der austausch ist toll und tut gut.

aber das "echte leben" ist so weit weg und bietet mir überhaupt nichts tolles und gutes. na okay, der wald, mit meinem hund. aber wenn ich ehrlich bin, ist das auch in der letzten woche eher ein pflichtprogramm gewesen, überschattet von der eigentlichen aufgabe, die ich hätte machen sollen...diese biographie schreiben. es holt mich alles ein. die vergangenheit, die ich schon so weit verdrängt habe. die schweren vorhänge, die mir den zugang zum echten leben, zum echten lebensglück verwehren. die sind da, scheißegal, wie ich damit arbeite, welche strategien ich mir überlege. sie sind da, weil sie konsequenzen geschaffen haben, mit denen ich jetzt leben muß und das fällt mir gerade sehr schwer. egal, ob das wetter super ist. egal, ob die leute verständnis haben, egal, ob ich doch einen hund habe und gesund bin...das erreicht mich nicht, erfüllt mich nicht. fühlt sich alles wie pflicht an. von den existenziellen aufgaben ganz zu schweigen (jobcenter, geldmangel), die ich zu bewältigen habe.

ich habe nicht einmal die kraft, mir gut zuzureden oder das positive zu sehen. das sehe ich schon. nur macht es nichts mit mir. ich habe das gefühl, mein leben ist vorbei und das beste habe ich verpasst und es kommt auch nicht mehr. es ist nur noch ein kampf, ein scheiße akzeptieren und es sich schön reden, sich neue illussionen und hoffnungen schaffen, an denen ich mich wieder eine zeitlang festhalten kann. so ist es gerade, im lager juli.
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Aida1
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von Aida1 »

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Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 16:54, insgesamt 1-mal geändert.
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juli74sara
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von juli74sara »

:lol: ausgerechnet die goldgräber!? die meisten von denen endeten ganz schön elend. ich weiß schon, was du meinst. ja, ich habe vieles verschwendet oder vieles ergab sich nicht (falsche männerwahl). abschied von all dem zu nehmen fällt schwer. abschied von der trügerischen hoffnung, es würde sich so einiges doch noch erfüllen (muttersein), fällt schwer. vielleicht ist es besser, bewusst abschied zu nehmen. zu trauern und los zu lassen. da stecke ich gerade drin. erfahrungsgemäß (basierend auf liebeskummer-erfahrungen) ergibt sich eine neue perspektive nach diesen prozessen. leider stecke ich gerade voll in der abschieds-trauer-phase. auch ein bißchen angst vor der zukunft. ich will nicht alt und depremiert, einsam und schmerzerfüllt sein. ich will alt und zufrieden, geborgen und glücklich sein. danke für deinen festen drücker, den gebe ich zurück..wir phase2-mädels müssen zusammenhalten!
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Emma52
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von Emma52 »

Liebste Juli, kann Dich soooooo gut verstehen..... Fühle Dich liebevoll umarmt. Ich finde Du bist auf einem guten Weg. Pass weiterhin gut auf Dich auf........ Herzlicher, Emma
Gertrud Star
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Juli,

das was du beschreibst, die Auswirkungen der Fehlentscheidungen und des normalen Lebens, das darf einen auch runter ziehen. Die Gefühle, die dazu gehören, dürfen auch sein. Denn das ist Mist, immer wieder nur den Anderen bei ihren Möglichkeiten und tollen Sachen zusehen zu müssen. Das macht auch etwas mit einem. Ich selber weine oft.

Bin auch etwas älter wie du. Wenn ich das Durchschnittssterbealter meiner leiblichen Eltern und sonstigen Verwandten angucke, wäre ich bald dran. Sieht aber noch lange nicht danach aus.
Ich fange an, mir Sorgen zu machen, wie das "in der Fremde" ohne Familie, mit Krankheit und Armut, ohne Partner in einigen Jahren werden soll, ob da nicht alles noch viel schlimmer werden wird.
Irgendwie hat mir das dann doch etwas Auftrieb gegeben.

Da dich da mit der Bio so umtreibt:
Kannst du die Ärztin anrufen und fragen, ob das unbedingt sein muss? Du schaffst das gerade nicht.
Prinzipiell könnte man das auch häppchenweise machen, immer mal eine begrenzte Minutenzahl, und danach sich etwas schönes vornehmen und machen, vor allem weg von dem Papier.
Wenns denn so geht.

LG Gertrud
juli74sara
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von juli74sara »

liebe emma, vielen dank für dein "ich kann dich sooooo gut verstehen" und für die liebevolle umarmung. wir sind nicht allein mit solchen gefühlen. es tut gut, zu lesen, daß es anderen auch so geht. das zuzugeben, wie schlimm das ist. wie tief dieser schmerz reicht. ich finde trost darin, daß ich damit nicht alleine bin.

liebe gertrud, auch dir vielen dank für deine ehrlichen, offenen worte. es ist genau so, wie du in den ersten zeilen sagst, es macht etwas mit einem, so am unglücklichen rande zu stehen und deshalb zu weinen darf sein. aber bitte, weine nicht allein im stillen kämmerlein, in der fremde...weine doch hier, so wie ich heute morgen. denn zum einen, tut ein "hey, geht mir auch so" und der trost wirklich wirklich gut und zum anderen, ist es wichtig, daß über sowas gesprochen wird.

das alleinsein in der fremde, krank und arm zu sein, ohne partner...das sind ängste, die ganz schön real sind und die mich teils auch schon umtreiben, obwohl ich erst 44 bin. dieser auftrieb, den dir diese ängste geben (soweit ich das jetzt richtig verstanden habe), kann ich gut nachvollziehen. ich habe auch so ein gefühl, keine zeit mehr zu haben. irgendwie panik noch schnell alles zu richten. vielleicht ist das ganz gut so...

partner suchen, sich um sein körperliches wohlbefinden kümmern, mit seiner verdammt wenigen kohle auskommen, aus seinem depri-schneckenhaus rauskommen, sich auch kontakte aufbauen, für den notfall, die zuversicht nicht verlieren.

wir haben noch zeit, wenn auch nicht mehr ganz so viel und auch nicht mehr soviele chancen. sich selber nicht im weg stehen. das auch noch :roll: wir schaffen das, finden lösungen, müssen zusammenhalten und ehrlich sein. sich das trauen. danke für deinen beitrag, ich finde, das ist der schönste von dir!

ach ja, wegen der biographie...erstmal auf eis gelegt, aber vielleicht gehe ich doch noch dran. wenn ich einen guten moment erwische.

tja und so allgemein ging es so weiter:

nachdem ich mir ein bißchen mut in einem anderen thread abgezapft habe (danke an aida und dieneue), habe ich erstmal gebadet. in meinem geputzten bad und mir gedacht, daß das übersprungs-handlungs-putzen sich dann doch auszahlt. da es ja heute sommer ist, habe ich mir die beine rasiert, mich eingeölt und dann gedacht, ich schaff das nicht. zum see, in den wald, wo wieder die ganzen pärchen, gruppen, familien sind. das ertrage ich heute nicht. aber raus muss ich.

also habe ich mich entschieden in einen park zu gehen. sehr gut, denn da war noch nichts los. meine hündin fand es auch zu warm und fläzte sich gleich in den schatten. ich schrieb dann doch in mein tagebuch...es roch so nach holzkohle, nach feuer und zusammen mit dem stimmengewirr und den raschelnden bäumen erinnerte es mich an asien. da hatte ich fernweh. aber wie! plötzlich wurde mir klar, mein leben kann garkeine verschwendung gewesen sein, denn ich habe ja auch schöne erinnerungen.

also, was machen? soll noch mehr schöne erinnerungen geben, ob ich jetzt allein, alt und arm bin oder nicht. ich bin ja nicht allein mit dieser problematik. es muß einen weg geben. eine erfolgsgeschichte draus machen. ich saß da und fand es gut, den see, das badengehen, links liegen zu lassen. keine lust auf glückliche menschen. fühle mich zu schwabblig für den bikini und überhaupt alles zu anstrengend mit hund. fühlte mich trotzig und so ein freiheitsdrang überkam mich. mich zu befreien von dem bedauern, von dem schmerz. bleib einfach bei dir. das jetzt, das ist schön.

habe dann beschlossen, wenn ich schon keine mutter mehr werde und karrieretechnisch eine vollversagerin bin, dann will ich wenigstens gut aussehen. ja, ist jetzt mega oberflächlich und bestimmt keine lösung für tiefsten schmerz. aber ich habe mich gehen lassen. viele möglichkeiten habe ich ja nicht, was zu machen. also bin ich in`s solarium geschlendert und habe meinen schwabbelkörper drunter gelegt. tat gut und schon sieht man viel besser aus, so mit bräune. habe dann noch ein rosenshampoo gekauft und zuhause war ich so froh.

froh, daß das chaos weg ist, ich so einfache sachen machte. wäsche, wischen, einen gurkensalat, duschen, wieder eincremen, auf`s frische bett fläzen, die sonne und all die happy people draußen lassen. hat mir gut getan. und dann auch noch nachrichten an mich, verstanden werden, nicht alleine damit sein. tut gut. ist gut.

jetzt weiß ich wieder, was ich zu tun habe. nämlich vorsorgen. es war gut, den schmerz rauszulassen. überhaupt das zuzugeben. ich glaube, mir war selbst nicht bewusst, WIE tief das eigentlich sitzt. ich halte mich ab jetzt von familien, glücklichen müttern und kleinen kindern fern. erstmal. ich halte mich auch von meinem freund fern, der mir gerade absolut keine hilfe bei irgendwas ist. erstmal. habe mit meinem schmerz zu tun, mit mir.

ich will nicht allein alt werden oder in einer komplizierten kiste stecken.
ich will nicht, daß die trauer über verpasstes lebensglück den rest meines lebens unerträglich macht.
ich will was finden, ein happy end schreiben.
ich will nicht eine dieser einsamen, älteren, traurigen frauen werden, die zuhauf im wald oder in der stadt herumgeistern, fast unsichtbar in ihrer schwarzen wolke.

soviel steht schon mal fest. ich muß mal wieder klar kommen. ich muß mir kontakte suchen, die wirklich auffangen und hilfreich sind. ich bin nämlich auch gewillt, aufzufangen und zu helfen. ich bin sicher, es gibt da draußen viele frauen, wie mich. ich will raus aus der schwarzen wolke, ich will das blei in den adern loswerden. ich will nicht aufgeben, nur weil ich nicht mehr gebährfähig oder arbeitsfähig bin. noch bin ich lebensfähig. noch habe ich träume...ein traum ist, wieder einmal eine reise zu machen. mir einen anderen kontinent ansehen, mal was ganz anderes. wie ich das bewerkstellige, keine ahnung, irgendwas ergibt sich schon.

bis dahin will ich vernünftig essen, den schwabbel loswerden, auf meine gesundheit achten und zum sport gehen. das habe ich ja schon angeleiert...wieder ein neues ziel, wieder etwas, was mir mut und hoffnung macht. ich glaube, ich habe heute morgen auch übertrieben, daß alles positive, was ich mir zusammengebastelt habe, ein lügengebilde ist. natürlich rede ich mir wieder was schön und halte mich fest. aber die sch...e muß ich so oder so akzeptieren, so weh das auch tut. tut auch jetzt im moment weh und ich fühle mich flatterig und ängstlich. aber ich habe etwas getan, etwas erlebt da im park. fühle mich jetzt auch garnicht traurig, daß ich nicht teil von draußen bin. eher erleichtert. so ist es, tut weh, hab angst und will frei sein. wenigstens kann ich noch gut für mich sorgen und bin nicht allein und unsichtbar.

ich wünsche euch allen viel kraft!
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Noella
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von Noella »

Hallo juli74sara,
der Lebensmut in deinem letzten Beitrag ist toll. Ich wünsche dir, dass du das genau so umsetzen wirst, wie du es dir vorgenommen hast.
Und glaub mir, mit Mann und Kind sind die Ängste und Nöte auch nicht schön, wenn sie kommen. Der Zwang, den ich mir auferlege, damit mein Sohn nicht unter meinem Zustand leidet, macht es nicht besser. Mein Kopf sagt mir, dass ich funktionieren muss und es keine Alternative gibt. Selbst wenn ich mich krankschreiben lassen würde, müsste ich meinen Alltagsstress fortführen. Da gibts kein „heute kannst du nicht zum Training, weil es mir nicht gut geht“, denn die Alternative wäre ein schlechtgelauntes Kind zu haben, wodurch mein Stresspegel weiter ansteigt.

Ich wünsche dir viel Kraft!

LG Noella
Kenny
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von Kenny »

Liebe Juli,

ich freu mich so für Dich, dass es Dir nun wieder ein wenig besser geht :D .
Irgendwann hast Du mal geschrieben: " meine Zukunft die stelle ich mir rosig vor. Ich werde Tiere haben und verschroben sein..." Das hat mir so gut gefallen, dass ich mir diesen Satz immer wieder ins Gedächtnis rufe, er hilft mir in dunklen Stunden wieder ein wenig Licht zu sehen.

In Dir ist so viel Kraft, Kreativität und Lebensfreude,... das hat mich schon oft berührt, eigentlich von Anfang an. Daran solltest Du Dich orientieren und nicht an irgendwelchen gesellschaftlichen Vorgaben wie ein Mensch zu leben hat. Denn nach diesen Kriterien sind wir alle "Versager", aber vielleicht ist das einfach nur ein großer Quatsch!

Auch wenn man keine eigenen Kinder, keine eigene Familie hat, können wir Menschen finden, die wir lieben und wertschätzen, die unser Leben bereichern. Wir müssen uns nur auf die Suche machen, unser Planet ist doch voll von Ihnen, es wimmelt geradezu von Menschen, wir müssen nur die richtigen aussuchen. :P

Bitte bleib einfach so wie Du bist, denn genau so bist Du richtig!

Ganz liebe Grüße

Kenny

P.S. Ich arbeite auch gerade daran eine glückliche, zufriedene, ordentlich verschrobene Frau zu werden. Rückschläge bleiben nicht aus, aber ich bin auf dem Weg....und den werde ich nicht wieder verlassen. Fehlt bloss noch der Hund (mein Pflegehund ist leider im Dezember gestorben :( ).
juli74sara
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von juli74sara »

liebe kenny, hallo du zart besaitete, immer schöne worte findende, empathische, teilnehmende frau! ich freue mich so über deinen beitrag und es freut mich, daß du daran arbeitest, eine glückliche, zufriedene, ordentliche, verschrobene frau zu werden :P ich hatte das nur kurzfristig "vergessen", dank meines rückschlages. aaaabärrrrr: es geht weiter und wie, das bestimmen wir. die richtung bestimmen wir. hast recht, das gesellschaftsmodell ist großer quatsch. sonst gäbe es all die alternden, ängstlichen, einsamen frauen garnicht (männer wahrscheinlich auch), die sich auch noch schuldgefühle wegen allem aufladen. nun, dazu zähle ich nicht (mehr). natürlich bleibe ich, wie ich eben nun mal bin. schmerz hin oder her, es finden sich lösungen. tatsächlich habe ich mir heute ausgedacht, ich könnte ja mal in einem waisenhaus in indien mitarbeiten (wenn mein hundie mal nicht mehr ist) oder ehrenamtlich mit verarmten kiddies malen (wenn mal mein jobcenter-sozialhilfe-tralala geklärt ist). oder ich gewinne im lotto und leiste mir eine eizellenspende in tschechien (falls ich mal lotto spielen sollte) oder wer weiß, ein wunder geschieht und es klappt doch noch. aber falls das alles nicht eintreten sollte, bleiben mir andere wege zum glück. wenn ich sie mir nicht selbst verstelle oder verstellen lasse. hast vollkommen recht. es ist schön, "gespiegelt" zu werden, so heißt das glaub ich in der psychologie. man selbst sieht sich immer ganz anders. ich freue mich, daß ich einen guten einfluß auf dich habe :) mut machen und trost spenden kann, in dunklen stunden. deine worte sind auch immer wieder balsam für mich.
ja, wir verlassen unseren weg nicht mehr, egal, wieviele dunkle stunden und rückschläge es geben mag. die richtung steht fest. nun ja, es gibt genau so viele hunde auf der welt, die eine "mama" suchen ;) vielleicht wäre das was für dich? muss ja nicht so ein anspruchsvoller hund wie meiner sein...tut mir leid, mit deinem pflegewauzi, das ist immer schwer, wenn die lieben über die regenbogenbrücke gehen..

@noella: danke für deine worte! ich persönlich sehe da immer garnicht so viel lebensmut. tatsächlich lamentiere ich die meiste zeit eigentlich :mrgreen: natürlich bewahren einen mann und kind nicht vor allen seelischen nöten, auch nicht vor depressionen. trotzdem...ich würde gerne mit dir tauschen, wenn ich könnte. aber ich verstehe auch deinen druck...meinem hundekind zuliebe, presse ich auch oft die letzten energiereserven aus mir raus. spiel mal ball mit deinem hund, wenn du tieftraurig bist ;) aber wenn es dem hund gut geht, habe ich alles richtig gemacht. ich bin sicher, deinem kind geht es auch gut und du machst es auch richtig. was nicht richtig ist, ist der druck, aber den machst du dir selbst (oder die gesellschaft, die shiny happy people verlangt). das ist alles quatsch. wie kenny das schon auf den punkt brachte.
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Aida1
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von Aida1 »

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Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 16:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Kenny
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von Kenny »

Wow, Juli, was für eine tolle Rückmeldung, das geht ja runter wie Öl... :lol: Ich hab mich sehr darüber gefreut!!!
Irgendwo hast Du auch mal was von einer Umschulung zur Kunsttherapeutin geschrieben. Dafür bräuchtest DU wahrscheinlich nur einen Wochenendworkshop, denn die notwendigen Fähigkeiten die man in so einer Ausbildung erwirbt, die sind ja bei Dir alle schon vorhanden.
Eine kleine Therapeutin steckt auf jeden Fall in Dir!

Du könntest auch Malkurse für Kinder und Erwachsene anbieten, aber nicht ehrenamtlich!!! Ich bin gerade selbst in so einem Kurs, einmal die Woche und es macht mir viel Freude. Die Künstlerin die diesen Kurs anbietet ist eine sehr lebensfrohe und warmherzige Frau, sie versteht es sehr gut uns zu motivieren und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Das ist so wertvoll für mich. Und auch schon eine bisschen ankommen...in meinem neuen Leben. So eine kleine schöne Insel eben....davon brauche ich noch mehr!

Unsere Welt steckt doch eigentlich voller Möglichkeiten...man kann auch freiberuflich arbeiten, dafür brauchst Du keinen Schein von der Uni.
Aber die finanzielle Grundlage ist schon wichtig, die solltest Du absichern, denn ein Einkommen um das man nicht jeden Monat erneut kämpfen muss, gibt uns gerade in dunklen Zeiten schon mal eine gewisse Stabilität. Vielleicht kannst Du mit Hilfe Deiner Psychiaterin die Hartz 4 Geschichte stabilisieren in Grundsicherung bei Erwerbsminderung... Dann hättest Du etwas weniger Belastung und Dein armer Kopf könnte mal zur Ruhe kommen.

Zeit ist für mich auch sehr wichtig, gerade wenn mal wieder alles wackelt...Diese Zeit müssen wir uns nehmen. Ich bin auch sehr gerne allein, da kann ich machen was ich will, und das ist gut so. Menschen sind oft sehr anstrengend für mich, bis auf wenige Ausnahmen.

Ein eigener Hund wäre schon ein Herzenswunsch...ich habe mich schon vor Monaten in so eine kleine Fellnase verliebt, er ist im Tierschutz und lebt in einer Pflegefamilie. Aber irgendwie habe ich noch zu viel Angst, dass ich es nicht schaffen würde,...gerade morgens gleich raus zu müssen,... oh je....Der Haupthinderungsgrund ist aber aktuell, dass ich einfach niemanden hätte der ihn mal kurzfristig nehmen würde wenn ich wieder von heute auf morgen ins Krankenhaus muss...vor zwei Jahren hat mich noch der Krebs erwischt und ich bin noch in der Nachsorge, da muss erst mal mehr Sicherheit entstehen dass sich die bösen Zellen nicht erneut über mich hermachen. Und ich brauche einfach einen zuverlässigen Menschen der das Tierchen im Notfall nimmt, sonst wäre das verantwortungslos.

Pass Du gut auf Dich auf und bring mal Dein Selbstwertgefühl ein bisschen auf Vordermann :)

LG Kenny
Bittchen
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von Bittchen »

Liebe Juli,

ich schreibe jetzt nicht über mich ,sondern wie es meiner Tochter nach sehr langem Klinikaufenthalt gelungen ist wieder Land zu sehen.
Das Job Center war da auch hilfreich.
Meine Tochter hätte nach drei Monaten alleine Zuhause Alles gemacht ,nur um wieder eine regelmäßige Beschäftigung zu haben.
Sie bekam einen EinEuroJob in einem nahen Pflegeheim angeboten .
Ihr ging es dabei oft sehr schlecht ,aber sie hatte eine nicht so lange Arbeitszeit und hat sich langsam aus der Lethargie raus geholt.
Wir haben sie am Anfang noch morgens telefonisch geweckt,das wollte sie so,damit sie es schafft früh genug aufzustehen
Nach einem Jahr war diese Maßnahme beendet und sie hatte wieder keine Perspektive.
Dann wollte das Pflegeheim sie aber weiter beschäftigen,welch eine Freude.
Da hatte sie großes Glück ,was sie sich aber auch selbst verdient hatte.
Sie hat für sehr wenig Geld weiter gearbeitet und jetzt einen Festvertrag.
Durch die 20 Stunden Woche immer noch nicht genug Geld, aber es ist ein Anfang.
Wie man so sagt, es reicht weder zum Leben noch zum Sterben.
Aber es ist eine Chance wieder Fuß zu fassen.
Es dauert sehr sehr lange bis man aus so einer Misere wieder raus kommt und es gelingt lange nicht jedem ,aber es geht ,in ganz kleinen Schritten.
Noch ein Beispiel, die Tochter meiner Freundin,jetzt 55 Jahre alt,
sie lebt schon sehr lange von Harz 4.
Sie wurde von ihrem ehemaligen Partner misshandelt und hat sich davon lange nicht erholen können.
Viele Maßnahmen verliefen bei ihr im Sande ,weil immer wieder von den Arbeitgebern nur die Subventionen vom Jobcenter ausgenutzt werden.
Das sie depressiv ist,brauche ich da ja nicht zu erwähnen.
Das bleibt ja nicht aus,wenn man erst einmal in diesem System gefangen ist ,nur herablassend und verachtend behandelt wird und als Schmarotzer bezeichnet wird.
Ohne dass Jemand weiß welches Leid dahinter stehen kann,nehmen sich dumme Menschen diese Beurteilung heraus.
Der Spruch "Selber Schuld,sollen sie doch arbeiten gehen und uns nicht auf der Tasche liegen" geht mir total an die Nerven.
Jetzt erst,nachdem ein massiver Pflegekräftemangel herrscht,bietet ihr die Caritas eine Job an,bei dem sie ein Gehalt erhält und unabhängig von Harz 4 wird.
Sie lebt im Ruhrgebiet,das scheint ein neues Projekt für Langzeitarbeitslose zu sein.
Meine Freundin ist ja jetzt auch schon älter ,hat ihre Tochter aber so weit wie es ihr möglich war bei ihrer Rente unterstützt.
Das Angebot ist jetzt wie ein Sechser im Lotto,meinte sie zu mir und die Freude ist bei ihr riesengroß.
Gebe nicht auf Juli, immer wieder nach Möglichkeiten zu suchen um in den freien Arbeitsmarkt zu kommen,solange du noch nicht zu sehr gesundheitlich eingeschränkt bist.
Studium ,Kinder ,das war gestern,nur Heute kannst du wieder was verändern und das nur ganz langsam ,in kleinen Schritten.
Wir können nur akzeptieren,nicht so belastbar zu sein,aber manchmal ist es gut etwas Struktur zu haben.
Da kannst du nur jede angebotene Hilfe annehmen,auch das ist ja nicht immer leicht.
Der Realität ins Auge sehen und die Vergangenheit hinter sich lassen,ist da die beste Möglichkeit für einen Neustart.
Verpasste Chancen kannst du nicht mehr ändern ,aber du kannst deine Zukunft anders gestalten.
Meine Tochter ist immer noch nicht so belastbar und auch ihre Wohnung ist oft Chaos ,aber sie beherrscht ihr Chaos,lach.
Sie ist und bleibt eine Chaotin,ich habe mich daran gewöhnt und will sie nicht mehr verändern.
Sie hat so viele gute Charaktereigenschaften,wenn sie da im Haushalt noch perfekt wäre,
wäre mir das unheimlich,lach.
Gestern habe ich sie zu einer Freundin gefahren und sie wollte auf eine Rockmusik Veranstaltung gehen..
Sie hat wieder Lebensfreude, da bin ich sehr sehr dankbar.
Ich hoffe ich bin dir nicht zu nahe getreten,aber ich wünsche dir nur das Allerbeste.
Du bekommst das auch hin,denn ich lese bei dir sehr gute Gedanken.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: Schneekugelkopf

Beitrag von juli74sara »

liebe kenny,
ich verstehe deine angst "was mache ich mit dem hund, falls was mit mir ist?". glaube mir, mit hund lernt man sehr sehr viele leute kennen und wenn man aus dem tierschutz einen nimmt, sowieso, die tierschützer haben auch foren und helfen gegenseitig aus. hole dir doch den wauzi, in den du dich verliebt hast :P vielleicht auch, um den zellen klarzumachen, daß sie jetzt nicht mehr entarten brauchen, da du den hund hast. aber ich will dich nicht dazu drängeln...der austausch gestern war toll und hat mir sehr gut getan. es war, wie wieder in den sattel gehoben zu werden.

mir gehen da so ideen :idea: im kopfe herum, einen blog zu schreiben mit genau dem thema...ich muß erst einen weg finden, bewältigungsstrategien, um trotzdem glücklich zu sein. da habe ich schon so meine einfälle. ja, kunsttherapeutin wäre schön gewesen. momentan wäre ich froh, wenn ich zeit und muse hätte, an meinen eigenen projekten weiterzumachen.

ich wünsche dir eine spannende reise, ich bin sicher, wir werden uns ab und an mal zuwinken!
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
juli74sara
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von juli74sara »

projekt "in einen anderen zug steigen"

hallo meine lieben,

ich träumte letzte nacht ich laufe mit einer frau am bahnhof herum und wir müssen einen zug erwischen, haben es eilig und finden den bahnsteig nicht. die andere entdeckte eine 30cm breite rolltreppe mit dem zugang zum richtigen bahnsteig. die rolltreppe setzte sich in bewegung und wir waren erleichtert. am bahnsteig angekommen, erwischte die andere den zug gerade noch (ein ice :lol: ), die türen schlossen sich und ich stand am bahnsteig :x

als ich aufwachte, dachte ich erst: "blöd, ich habe den zug nicht erwischt." dann erinnerte ich mich, daß "die andere" ja eine symbolische doppelgängerin von mir sein könnte und daß der traum somit eine gute nachricht ist. ein teil von mir hat den richtigen zugang zum bahnsteig gefunden und schließlich auch den zug erwischt. ich war zu langsam, also eine warnung vom unbewussten, die augen offen zu halten und schneller zu sein?

ich bin aufgestanden und fühlte mich kraftvoll, nachdem ich ja gestern körperlich mit den nachwirkungen der langen, alkoholisierten balkonnacht zu kämpfen hatte :roll: . ich trabte zum zahnbleaching, freute mich, daß ich wieder fit bin und weiß, was ich jetzt so vor habe. mein "beautyprojekt" neben der suche nach einer befriedigenden alternative zum mutter- und berufsglück.

beim zahnarzt las ich so postkarten, die an der wand klebten, während meine zähne bestrahlt wurden, da stand: "die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast". nicht hochphilosophisch, aber gerade treffend.

also bin ich nach hause, habe mein badezeugs aus dem keller geholt und gewaschen, mein bett frisch bezogen, gesaugt, gewischt und den ventilator aufgebaut. es riecht nach sommerluft, nach wäsche und ich fühle mich wohl in meiner haut. heute will ich alles erledigen, um morgen einen schönen tag am see zu verbringen, allein mit meinem hund. es werden mütter mit kindern da sein, glückliche pärchen, alle möglichen menschen und mittendrin ich, so, wie ich bin. bei mir.

ich werde garantiert keinen sommer mehr allein zuhause bei heruntergelassenem rollo verbringen, weil ich niemanden sehen will. ich erwische den zug auch und fahre mit...

ich wünsche euch allen auch eine gute fahrt auf eurer reise!
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
Kenny
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Re: Schneekugelkopf

Beitrag von Kenny »

Liebe Juli, liebe Mitleser/innen,

mir der Energie die Du gerade ausstrahlst wirst Du den nächsten ICE garantiert erwischen 8-) .
Du legst ja ein ordentliches Tempo vor, das tut mir gerade gut, wirkt erfrischend und ansteckend :) .
Bei mir war es heute nicht so doll. den ganzen Tag - mal wieder - Blei in den Adern, nichts nennenswertes hingekriegt,.... ein lieber Freund hat mehrfach versucht mich anzurufen, ich ihn auch, wir haben uns nicht erwischt, mein Handy hat gar nicht geklingelt, das war sehr merkwürdig...Sonst telefonieren wir jeden Tag miteinander, er ist so eine Art persönlicher Motivationstrainer für mich und nun fehlt mir meine(seine) positive Energie erst recht.
Dann hätte ich eigentlich einen Termin bei meiner Hausärztin gehabt, aber als ich hier los wollte ballte sich ein kräftiges Unwetter zusammen, Sturm, Starkregen, Hagel, der Himmel rabenschwarz....da hab ich in der Praxis angerufen und abgesagt. Allein die Idee, mich bei so einem Unwetter in mein klappriges kleines Auto zu setzten...das ging irgendwie über meine Vorstellungskraft. Wenigstens hab ich es jetzt aufgegeben heute noch irgendwas von mir zu erwarten, dadurch geht es mir jetzt besser, der Druck ist weg und die Luft sowieso raus.
Auch arbeitsunfähige depressionsgeschädigte Erwerbsminderungsrenter brauchen ihren Feierabend!!!

Gut, dass es bei Dir heute so viel besser gelaufen ist liebe Juli, bei Deiner Suche nach einer befriedigenden Alternative zum Mutter- und Berufsglück bist Du auf einem guten Weg. Im Grunde geht es mir da gerade ähnlich, nur dass es bei mir eben ums Rentnerglück geht, beruflich konnte ich einiges ausprobieren aber diese Lebensphase ist einfach vorbei.
Da ich in der Vergangenheit auch immer nach dem "richtigen Projekt" gesucht habe, viele ganz unterschiedliche Jobs gemacht und trotzdem immer das Gefühl hatte irgendwie nicht im richtigen Bereich zu sein - mich oft wie auf einem fremden Planeten gefühlt habe - sehe ich das heute ein wenig anders. Meine jahrzehntelange Suche nach "dem richtigen Platz" (auch beziehungstechnisch) war nicht wirklich erfolgreich, oder immer nur für kurze Zeit und oft auch nur an der Oberfläche...also nicht wirklich befriedigend.

Aktuell glaube ich , dass jeder Mensch über gewisse schöpferische Fähigkeiten verfügt. Mit diesen Fähigkeiten ist es uns möglich, uns selbst einen Platz in der Gesellschaft zu erschaffen. Er muss ja nicht riesengroß sein. Es reicht, wenn an diesem Platz ein paar liebe Menschen sind die mich so akzeptieren, lieben und wertschätzen, wie ich nun einmal bin. Sie müssen nicht unmittelbar an mir kleben oder in meiner kleinen Wohnung sitzen, aber sie müssen für mich erreichbar sein, wann immer es mir wichtig erscheint. Gemeinsame inhaltliche Aspekte sind ebenso wichtig, z.B. gemeinsame Interessen wie Tierschutz, Umweltschutz, Kunst, psychische Erkrankung, Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung, Reisen, gemeinsame Aktivitäten in diesen Bereichen, usw. Tiere gehören sowieso dazu, denn ich finde wir können viel von ihnen lernen und sie bereichern unser Leben auf ihre ganz besondere Art.
Vielleicht wird es einige Jahre dauern bis ich mir dieses NEUE LEBEN aufgebaut habe, aber das macht nichts. Ich muss mich nur auf den Weg machen, Pausen einlegen, Rückschläge akzeptieren, Umwege in Kauf nehmen,... auch kleine Schritte und Erfolge wertschätzen, dann wird dieses Ziel irgendwann zu meiner Realität werden, mich stabilisieren und mir eine neue Sinnkonstruktion geben mit der ich zufrieden leben kann.
Die ersten Schritte in diese Richtung sind am schwersten, denn ich muss mich selbst wieder respektieren und - trotz allem - als wertvoll einschätzen, damit ich meine "dunkle Höhle" verlassen kann....mich in dieser Welt wieder zeigen und signalisieren kann: ich bin da und ich möchte (ENDLICH!) offen, ehrlich und authentisch am Leben teilnehmen! Das wird ein Abenteuer.....und ich freue mich darauf. :D

Ganz liebe Grüße an Dich Juli und an alle anderen,

Kenny
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