Das Herz und andere Geschichten

Bittchen
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Bittchen »

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen liebe Christiane.

Liebe Grüße
Bittchen

PS.Ich habe gestern den Antrag auf Pflegegeld gestellt.
Das hat mich schon Überwindung gekostet,aber um den praktischen Alltag gut zu bewältigen brauche ich etwas Hilfe.
Jetzt werde ich mich in die einzelnen Module ein lesen,damit ich nicht ganz unvorbereitet bin.
Die Diskussion hier ,von dir und Malu, hat mich bestärkt.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
malu60
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von malu60 »

Hallo Zusammen,
heute hab ich auch ein "kleines Verzeihen"erlebt.Es tut der Seele gut,wenn Frieden ist.
Verbittert sein,in Butz/Wiederbutzverhalten gehen,hat mir 2 Wochen nicht gut getan.

War was "Kleineres" in der Nachbarschaft und heute morgen ist die Luft wieder rein.


Liebe Bittchen,das ist gut,dass Du nun auch den Pflegegrad beantragst.Ich drück die Daumen.

Es war gestern meine Hilfe von der Pflege,eine ganz tolle junge Frau,mit der ich auch gut reden kann über "Seele"und so, die mich beim Rasenmähen drauf gebracht hat,nicht die starre Grenze zu ziehen,sondern einfach auch den Rest mitzumachen,wie es immer meine Art war.

Sie hat alles Unkraut weggeflemmt,auch vor den 2 Garagen der etwas zickigen Nachbarinnen.

Prompt gab es ein freundliches "guten Morgen" und ein sieht prima aus.Meiner Seele tut Frieden gut,auch wenn ich da selbst was für tue,aus festgefahrenem Verhalten auszubrechen.

Ich vergeb mir nix,aber ohne "Monika,s"kleinen Schubs,wär es wohl nicht passiert,war im
Auge um Auge,Zahn um Zahn Modus und immer leicht angepißt.....so ist es mir viel näher....


Einfach Friede,und doch für sich einstehen.Alleine braucht man schonmal einen kleinen Anschupps,da ist Monika goldwert,sie ist ein sehr großzügiger,zufriedener Mensch.
Also durch meinen Pflegegrad 1 lerne ich auch sehr wertvolle Frauen kennen,wie diese
"putzende Arztfrau",die mir richtig "Lebensberatung im Alltag"gibt.Wir tauschen auch Bücher aus und sie will mich mit zu einem "Klöppelkurs"nehmen.Meine 1.Hilfe,die Kirsten war toll
nun ist es mit Monika auf eine neue Art wieder eine Bereicherung weil ich auch menschliche
Hilfe und Wärme erfahre und geben kann.Bist Du allein und depressiv tut das Unendlich gut.

Jetzt gehts zur Ergo,ab aufs Rad,einen guten Tag malu
Leben ist mehr
Christiane1
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Christiane1 »

Liebe Bittchen,

ich schliesse mich Malu an, versuche es mal.

LG Christiane
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Leute,

viel Spass beim lesen.

lg Cinderella


Frieden


Was siehst du in mir?
Siehst du Hass?
So gib mir deine Liebe!

Was siehst du in mir?
Siehst du Gewalt?
So gib mir deinen Frieden!

Was siehst du in mir?
Siehst du Trauer?
So gib mir deine Freude!

Was siehst du in mir?
Siehst du Schmerzen?
So gib mir deine Heilung!

Bist du nicht ein Teil von mir? Bin ich nicht ein Teil von dir?

Siehst du nicht den Hass in dir?
Siehst du nicht die Gewalt in dir?
Siehst du nicht die Trauer in dir?
Siehst du nicht den Schmerz in dir?

Gib mir ein Teil von alldem ab und ich werde versuchen, uns beiden den Frieden zurück zu bringen, an dem wir einst Teil haben durften!

Der Frieden, der unseren Hass, den wir nur allzu oft an fremde Menschen auslassen, in Vergebung verwandeln wird.

Der Frieden, der uns die Gewalt, die wir in unseren Leben erfuhren, in Güte verwandeln wird.

Der Frieden, der unsere Trauer, die uns nur allzu oft gefangen nimmt, in Tränen des Glücks verwandeln wird.

Der Frieden, der unsere Schmerzen, die wir uns gegenseitig zufügten, in liebevolle Umarmungen verwandeln wird.

Wir sind nicht auf die Welt gekommen um zu leiden, auch wenn unser Leben uns oft etwas anderes glauben lässt.

Es fällt schwer, an die Heilung zu glauben, bei all den Verletzungen.
Es fällt schwer zu glauben, den Frieden einmal zu begegnen.
Doch bei Gott ist nichts unmöglich. Er liebt dich, er liebt mich und er wird alles tun, um uns lächeln zu sehen.

Bei ihm gibt es nur Liebe, so dass du dich getrost auf ihn verlassen und du dich ihm anvertrauen kannst Denn er ist derjenige, der dich niemals hasst. Er ist unser Fels
Denn er ist derjenige, der nicht mit Gewalt vorgeht, sondern mit Sanftmut. Er ist unser Ruheort.
Denn er ist derjenige, der mit uns fühlt, wenn wir Trauer verspüren, er ist unser Trost.
Denn er ist derjenige, der uns die Kraft gibt, die Schmerzen zu ertragen, die Wunden zu überwinden. Er ist unsere Heilung.

So oft fühlen wir uns allein, wir sind so beschäftigt mit unseren Problemen, mit unseren Leben, mit uns selbst, dass wir unser Umfeld ganz vergessen. Manchmal sind wir auch so egoistisch, dass uns unser Umfeld, die Menschen ganz egal sind und alles andere unwichtig wird.
Doch wenn du einmal Zeit findest, der Stille lauscht, kannst du vielleicht die Anwesenheit Gottes spüren.

Dann hörst du vielleicht seine warme, liebevolle Stimme, die durch dich, durch dein Herz spricht.
Dann fühlst du vielleicht seine sanftmütigen Augen auf dir ruhen.
Dann spürst du vielleicht, wie er deine Tränen wegwischt.
Dann spürst du vielleicht schon seine heilende Kraft in dir.

Wir müssen nur hinsehen und fühlen, doch genau das tun wir oft nicht mehr.
Tu es jetzt und finde deinen Frieden bei ihm.
Peter1
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Peter1 »

Hallo Cinderella
Er liebt dich, er liebt mich, und er wird alles tun, um uns lächeln zu sehen.
Diesen Satz habe ich schon sehr oft gehört, und er löst in mir jedes mal Zweifel an meinem Glauben aus. Wenn Gott will, das ich lächel, warum ließ er mich dann in den vergangenen Jahren so leiden? Ich kann einfach nicht verstehen, wie Gott,(Allah) zulassen kann, das in seinem Namen solche Greueltaten geschehen, wie in Afrika, Afghanistan, oder im nahen Osten. Sollen die Menschen dort nicht lächeln?

Viel Spaß beim drüber nachdenken, und ein schönes Wochnende wünscht Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
malu60
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von malu60 »

Danke für den Text.
es fängt alles im Kleinen an.Schicksalsschläge sind in meinen Augen nicht" Gottgemacht".
Wichtig ist,wie der Mitmensch sein Herz öffnet und "da "ist ,um Leid und Schmerz erträglich
zu machen.Von Geburt an bewegen wir uns zum Tod.Das Dazwischen ist vielen Zufällen
überlassen,wobei ich die Wahl hab,wie ich damit umgehe.Das Leid des Nachbarn sehen
und ein mitfühlendes Herz zu haben und nicht bei Bewertungen stehen zu bleiben,Anteilnehmen,
fällt schwer,in diesen schnellen Zeiten,wo Ellenbogen,Egoismus und Spassgesellschaft ganz
oben stehen.Diesen Zugang versperrt die Depression,da ist Schluss mit lustig...…..
Durch Depression hat das Leben eine neue Tiefe,es geht manchmal um weiterleben/oder....
Zwar ungewollt,aber dennoch werd ich gezwungen,der Oberflächlichkeit ins Auge zuschauen und "Nichts" mehr als Selbstverständlich anzusehen.Es tut weh,aber ich muss mich um ein "besseres Leben"bemühen...täglich......meinen kleinen Frieden machen,auch mit mir selbst. Ein schönes Wochenende Malu
Leben ist mehr
Christiane1
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Christiane1 »

Liebe Cinderella,

diesen ellenlangen Text könnte man doch besser denen vorlegen, die all das, was dort drinsteht, mit Füssen treten und zwar international und so banal menschlich, aber immer wieder gerne mit Verweis auf die Götter der Menschen, die ja auch wieder offenbar nicht so gerne zusammenleben, sondern schlechte Nachbarn sind. Also, wer hats geschrieben, wer denkt sich so einen Kram aus? Menschen, und deshalb ist Misstrauen immer angesagt.

Deine eigenen Gedanken finde ich übrigens besser, ich mag deine offene Art.

Liebe Grüss
Christiane
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Peter,

die Antwort hast du von mir schon einmal bekommen, auch wenn sie dich nicht zufrieden stellt-weil der Mensch es so will. Der Wille tritt in Aktion. Schieb es nicht Gott zu, höchstens dem großen Gott (Geist) in dir. Warum lässt Gott es zu, dass es Menschen rundum gut geht? Warum lässt Gott es zu, dass du einen Hass auf deinen Vater schiebst? Ganz einfach, weil man das alles in dem Moment so will. Dreh und Wendepunkt ist der Mensch. Geh mal zu den Moslems, die werden dir schon sagen, dass Gott mit dem Abschlachten nicht viel zu tun hat und nur eine Ausrede für Machtmissbrauch ist. Such nicht ausserhalb von dir, da findest du nichts. Wie Innen so aussen(hab auch laaaaaaaaaaaange gebraucht, bis ich das kapiert hatte). Viel Spass beim nachdenken.

@Malu,

absolut ja. Heute hat der Hausmeister voll lang gewartet und mir die Tür aufgehalten, bis ich dann auch mal von weiter weg kam. Hat mich auch gefreut.
So kleine Dinge eben. Vielleicht helfen die Depression ja auch, dem Leben mehr Tiefe zu verleihen oder die Tiefe zumindest zu suchen.

@Christiane,

Danke, ich schreib einfach immer drauf los und das ist, was dabei heraus kommt. Manchmal passt es, manchmal nicht. Ist schon witzig, weil ich "draussen" eher verschlossen bin. Aber hier kennt mich ja keiner, sieht nichts etc. Da ist es a auch egal. Die eigenen Gedanken besser als was?


Lg Cinderella
Peter1
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Peter1 »

Hallo Cinderella
Wie stellt man es an, einem Menschen zu verzeihen, der das Liebste, was ich hatte, 38 Jahre als Dienstmädchen gebraucht hat? (Ich bin der Herr im Haus, und alle anderen sind sowieso doof)
Ich versuche es ja, aber meine Gedanken schalten immer wieder auf Hass, unendlich tiefen Hass. Dabei bin ich eigentlich ein Mensch, der lieber friedlich mit seinen Mitmenschen umgeht.
Die Angst vor der Klinik ist jetzt plötzlich verschwunden. Liegt das vielleicht daran, das ich eingesehen habe, das die Menschen in der Klinik mir helfen können, oder eher an Barbaras gutem zureden?
Mein Kopf ist in den letzten Tagen voller Fragen, auf die ich keine Antworten habe, aber das hat auch was Gutes. Wo Fragen sind, haben die Depressionen keinen Raum, um mich anzugreifen.
Normalerweise setze ich mich bei solchen Fragen vor meinen Rechner, und rede mit dem Hintergrundbild. Die Mater Dolorosa (die Pieta von Michelangelo) hat mir schon sehr oft geholfen, mit meinen Problemen klar zu kommen. Ich frage sie, und sie antwortet mir. Dabei höre ich zwar nicht ihre Stimme, aber ich weiss trotzdem die Antworten. Nachdem ich die Antworten kenne, empfinde ich immer einen tiefen inneren Frieden in mir. Ich bin glücklich und zufrieden, und die ganze,"böse" Welt erscheint mir gar nicht mehr so Böse. Ich glaube, ich bin doch anders, als die Anderen!

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Christiane1
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Christiane1 »

Hi Cinderella,

ist doch schön, wenn du dich hier öffnen kannst, geht mir übrigens manchmal auch so, besonders
wenn mir im realen Leben die Worte im Halse stecken bleiben (vor Hilflosigkeit oder Wut). Das Schreiben tut dann richtig gut :)

Was ich meinte war, dass ich deine eigenen Worte besser finde als Gedichte oder Zitate, aber das ist nur mein Empfinden momentan.

Liebe Grüsse
Christiane
Cinderella12
Beiträge: 369
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Peter,

Mein Kopf ist in den letzten Tagen voller Fragen, auf die ich keine Antworten habe, aber das hat auch was Gutes. Wo Fragen sind, haben die Depressionen keinen Raum, um mich anzugreifen.

Wie meinst du das? Auch mit Depressionen fragt man sich ständig Dinge! Dann vergib halt nicht, wenn es nicht geht, dann geht es nicht, vielleicht geht es ja nach dem Aufenthalt oder irgendwann später.

Hi Christiane,

Danke :D Hatte gestern einen regelrechten Schreibflash. Um die 3 Stunden bis fast halb eins, war so müde, dass ich heute morgen fertig geschrieben habe. Bin aber noch vom Dementor (Epi Anfall) heut morgen ko. Stelle das morgen oder so rein, könnte lang werden.

lg Cinderella
Katerle
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Katerle »

Genau Peter, dass ist verdammt schwer zu verzeihen, jemanden NUR als Köchin oder Dienstmädchen zu benutzen über Jahre...

Zum Glück fühle ich mich jetzt nicht mehr so..., weil ich es auch nicht mehr zugelassen hatte..., was auch seine Zeit brauchte... LG
Bittchen
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Bittchen »

Liebe Cinderella,lieber Peter,liebe Mitleser,

das Erste was ich in meiner AA Gruppe gelernt habe um trocken zu bleiben war:"Nimm den Groll aus deinem Herzen,sonst schadest du dir nur selbst."

Verzeihen geht oft nicht,aber Gleichgültigkeit.
Schaue nach vorne,es ist Vergangenheit,die kannst du nicht mehr ändern.
Nur Heute zählt und da hast du momentan viel in die Wege geleitet um mit den Wunden der Vergangenheit besser umzugehen zu lernen.
Auch was Morgen ist weiß keiner.
Auch wenn du dir noch so viel Sorgen machst,es kommt gut oder schlecht,wer weiß das schon ?

@Peter,du kannst nur die richtigen Schritte einleiten und das hast du schon gemacht.
Du kannst wieder in einer Beziehung leben,vieles hat sich gut entwickelt,trotz deiner Krankheit.
Immer wieder rufe ich mir in Erinnerung was ich noch habe und was ich nicht habe.
Die Liste an guten Dingen die ich noch habe, ist immer länger wie die mit den Dingen, die ich nicht habe.
Nicht immer gelingt es mir dankbar zu sein,in einer depressiven Krise ist das schwer.
Aber es macht mir bewusst ,dass ich doch nicht so ganz schlecht bedient bin und sehr viel Stärke in mir habe ,weil ich so manches Schmerzliche überlebt habe.
Viele Wendungen und Rückschläge hatte ich und doch bin ich hier und ich weiß,das ich mein Leben gut bewältigt habe.
Denn ich habe mein Bestes gegeben.
Immer noch lerne ich dazu,da ist auch dieses Forum daran beteiligt.
Aber auch professionelle Behandler haben mich auf meinem Weg begleitet und jeder kleine Schritt mehr, hat mich mit der Vergangenheit mehr Frieden schließen lassen.
Auch habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben,dass die Krake Depression nicht mehr ihre Fangarme nach mir ausstreckt.

@all Gerade habe ich trotz Erkältung den Frühstückstisch gedeckt und mein Mann kam aus der Dusche und meinte:"Du bist wirklich ein Schatz."
Das sind die kleinen Momente ,die mir zeigen,dass ich doch noch sehr viel habe.
Diese Begebenheiten sind bei jedem woanders, nicht immer nur in einer Liebesbeziehung.
Meine Freundin sagte neulich:"Was würde ich machen,wenn ich dich nicht hätte",sie leidet auch an einer depressiven Störung.
Das konnte ich nur zurückgeben,sie ist auch wichtig für mich,aber es läuf nicht immer nur rund
zwischen uns.
Das ist einfach so und gehört zu Beziehungen dazu.
Gute Momente habe ich lernen dürfen zu spüren,sie lassen oft die Schwierigkeiten im Leben viel leichter erscheinen.
Einen guten Sonntag wünsche ich ,mit vielen guten Momenten.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Bittchen,

ich muss schon sagen, du gibst mir grad schwer zu denken.

Mit einer Erkältung Tisch decken war zuhause (Familie) ganz normal gewesen. Da gab es kein Muh und kein Mäh, ein Dankeschön oder was in der Richtung schon gar nicht. Das hat man halt zu erledigen fertig. Aber natürlich beglückt es einen sehr, sowas wie bei dir zu hören.

Ich bin schon in der 2. Klasse mit 40 Grad Fiber in die Schule geschickt worden, da war eine Erkältung für Bettruhe kein Grund. Muss wohl auch der Grund dafür sein, wieso ich jetzt immer alles durchziehe, bis ich kurz vorm krepieren bin, wie damals in der Schule. Aber jetzt denke ich mir, vielleicht war das damals auch einfach falsch?

Also, hier ist der Text aus der ultimativen Schreibtrance. Ist tatsächlich lang geworden, also Zeit mitbringen :)

lg Cinderella


Die Stadt der vergessenen Seelen

So weit bin ich gegangen. Über Wiesen und auf Steinpflaster. Durch Dörfer bin ich gereist, in einer Stadt kam ich an. Jetzt bleibe ich stehen. Etwas lenkt mich ab. Eine tiefe Unruhe, die mir sagt, dass etwas nicht stimmt. Viel zu lange lief ich umher, ohne doch wirklich irgendwo anzukommen. Ohne Ziel hetzte ich voran, von einem Ort zum andern. Und jeden den ich fragte nach dem Weg, konnte es mir nicht sagen. Sie wussten selbst nicht, wohin sie gingen. Kein Ziel, aber immerzu der Rastlosigkeit verfallen. Angetrieben von der inneren Sehnsucht etwas zu finden, was doch niemand finden kann, wenn er es nicht erkennt. Was nun, was nun, fragen sie alle. Sie übergangen Ihr Innerstes und machten sich zum Opfer, wo doch sie selbst es sind, die die Allmacht in ihrem inneren besitzen. Aber jeder Aussenstehender, wie Angehöriger redete es ihnen aus. „Nein, das kannst du nicht.“ „Nein, das wirst du nicht finden.“ Die Bindung derer ist so stark, dass sie die Augen vor der Wahrheit Verschließen, nichts anderes mehr akzeptieren und sich die Lüge als Wahrheit einreden, bis sie sich schließlich in der Realität sichtbar macht. Alle irren sie blind umher und sehen einfach nicht, was vor ihnen liegt und was sie durchaus als Möglichkeit einbringen könnten. Zu groß wurde die Lüge, zu beschnitten ihr Glaube an die Wahrheit, zu gestutzt die Flügel der Hoffnung.

„Es ist nicht richtig“, sage ich. Diese Menschen leiden. In tiefe seelische Wunden hat sie die Lüge und ihr falscher Glaube gestürzt. Sie sollten klar sehen können. Sie sollten ihre Träume verfolgen, sich durch diese Ziele suchen und erreichen. Stattdessen tragen sie abgetragene, schmutzige Kleidung und waschen immer noch die alte Wäsche von gestern und bemerken es noch nicht einmal. Einen viel zu großen Teil ihrer Gedanken, denen sie doch eigentlich dem positiven zuwenden könnten, widmen sie ihrer Vergangenheit mit all ihren schmerzhaften, schlimmen Erlebnissen. Sie halten fest an dem, was doch schon längst hätte fort sein sollen. Sie können nicht loslassen wundern sich aber dennoch, dass sie nicht so recht vorwärts kommen. Tag ein, Tag aus dieselbe Leier. Da spreche ich jemanden an und sag: „Lass die Vergangenheit ruhen, so findest du keine Befreiung.“ Doch nicht als Verständnislosigkeit schlägt mir entgegen. Wieso kam ich in diese Stadt? Kam ich gar nicht, ging ich nur im Kreis und bin eine von ihnen? Gehe ich auch mit verschlossenen Augen durch diese Welt, beladen mit Unmengen an schmutziger Wäsche und im Begriff nicht ein Funken Selbstvertrauen in mir zu haben?

Dieses unaussprechliche Leid sehe ich doch vor mir-alle irren sie, traurige Hüllen, die einst von großem träumten, alle Mittel zur Verwirklichung besaßen und sich dennoch zurück hielten. Und dass nur, weil sie Menschen, die nicht um die Macht im Inneren wussten, mehr glaubten und vertrauten, als sich selbst. Diese Stadt, ich nenne sie Stadt der vergessenen Seelen. Sie haben vergessen, ihre Wäsche zu reinigen, ihre Dinge zu klären. Sie vergaßen, an sich zu glauben und auf sich zu vertrauen. Sie vergaßen, sich selbst zu lieben und nicht immer ihren ganzen Selbstwert aus der Anerkennung anderer Menschen zu ziehen. Sie vergaßen, dass das Leben aus mehr besteht, als aus Leid, Kampf und Anstrengung. Und weil sie so gut im Vergessen waren, vergaßen sie auch noch, ihren Weg weiter zu gehen. Wie eine Fliege, die stets die Richtung wechselt sind sie. Mir kam der Gedanke, ob sie nicht letztlich auch noch von den Menschen selbst ausserhalb der Stadt vergessen wurden. Ausgemustert, weil sie nicht ins perfekte Weltbild passten. Langsam umgreift mich doch die Panik. Was hat mich denn nur an diesen grausamen Ort geführt, bin ich nicht doch eine von ihnen? Stück für Stück sehe ich an mir herunter, wage es fast nicht, hinzusehen. Aber meine Kleidung ist neu und sauber.

„Sie ist von ausserhalb“, flüstert da plötzlich jemand. „Sie fängt an, ihre Augen zu öffnen“, hörte ich jemand anderes sagen. Ich drehe meinen Kopf in dessen Richtung und lächle. Da steht sie. Eine kleine Gruppe von Menschen, die nicht zu den anderer zu gehören scheinen. Sie irren nicht, sie wirken frei und glücklich. Ja denke ich, sie kennen die Wahrheit. Ich gehe auf sie zu und wir kommen miteinander ins Gespräch. Ich frage sie, was sie hier machen, wo sie doch woanders so viel besser leben könnten. Das wollen sie nicht sagen sie. „Sie dir die Menschen an, sie brauchen unsere Hilfe. Einmal waren wir so wie sie. Vergessene Seelen, die selbst in völliges Vergessen tauchten. Wir lebten und lebten doch nicht wirklich. Wir hörten und sahen und doch waren unsere Ohren und Augen in Wirklichkeit verschlossen. Die Lüge umfasste unser Herz und setzte vieles in Brand, was noch hätte erblühen können. Eine Zeitlang existierten wir nur von einem Tag zum anderen. Wir fingen an, umher zu wandern. Doch war es ohne Sinn und Zweck. Dann wurden die Gedanken in unserem inneren immer lauter. Wir versuchten, die Gedanken aufgrund ihrer Negativität zu betäuben mit allen möglichen Methoden. Doch dann wurde uns klar, dass wir selbst es sind, die wir zu betäuben versuchen. Wir fragten uns warum, gingen hierfür in die Stille und fanden unsere Erinnerung wieder.

Wir erinnerten uns daran, dass nur die Wahrheit uns befreien kann. Wir erinnerten uns daran, das Vergangene auch wirklich in der Vergangenheit zu lassen und in uns selbst alles zu vergeben. Wir erinnerten uns daran, nicht im Aussen nach etwas zu suchen, das erst im inneren entstehen muss. Wir erinnerten uns daran, dass nur der geben kann, der selbst in dessen Besitz ist. So glaubten und vertrauten wir auf uns selbst. Setzten all dies in die Praxis um. Wir erfuhren mit der radikalen Akzeptanz Selbstliebe. Wir erkannten, dass der leidet, der einen Krieg gegen sich selbst führt. Einen Krieg, der angeführt wird durch Verurteilungen, Beleidigungen und der Selbstvergeiselung der eigenen negativen Gedanken. Wir mussten schmerzhaft erkennen, dass so viele unserer Kernglaubenssätze auf Lügen beruhten, uns damit ein falsches Selbstbild erschufen. Und dass sich je nach dem, wie wir im Grunde unseres Herzen sind und denken, die Türen der Welt für uns öffnen oder auch schließen. Denn alles, das „Gute“ wie auch das „Böse“ spiegelt unsere Facetten wider. So beendeten wir den Krieg und schlossen Frieden mit uns selbst. Nachdem wir Frieden geschlossen hatten, wurde unser Weg lichter. Wir konnten Worte hören, wie schon so viele Male zuvor. Aber erst jetzt waren wir in der Lage, sie auch zu verstehen. Wir konnten mit einem Mal nicht nur einen Ausschnitt, sondern das Ganze völlig klar sehen. Wir konnten sehen, was schon immer dagewesen war, wir aber niemals hinsehen wollten. Und wir erkannten, dass selbst unsere Definition von Ziel falsch war. Denn wären wir auf der geraden Ziellinie durchgegangen ohne all das Leid, den Kampf und die Anstrengung, wären wir niemals dahin gekommen, wo wir heute stehen. Der Weg, das Erleben, unsere Entwicklung und Erfahrung war das Ziel.“

Diese eine Frage brannte und schmerzte in mir, ich musste sie einfach stellen: „Bin ich auch eine von ihnen? Das Leid habe ich größtenteils hinter mir gelassen, aber auch ich kenne das Umherlaufen, ohne anzukommen. „Nein“, sagte da ein anderer und pure Erleichterung durchströmte mich. „Du warst es. Doch du hast dich dazu entschieden, das Spiel des Elends nicht mehr mitzuspielen. Du bist der stillen Wettbewerbe der Menschen überdrüssig geworden. Wettbewerbe wie: „Wer leidet am ärgsten? Wer bringt am meisten Leistung? Und wer ist von allen guten Dingen dieser Welt am wohlhabendsten? Das alles macht in deinen Augen keinen Sinn mehr. Aus deinem Leid und deinen Erfahrungen lerntest du viel. Nun beobachtest du diese Menschen und ziehst weitere Lehren.

Doch noch ist auch dein Weg nicht ganz abgeschlossen. Im Gegensatz zu den Seelen die vergaßen und vergessen wurden, reift in dir die Erkenntnis heran. Aber du haderst noch zu sehr mit dir, kannst dich noch nicht vollständig lösen. Du vergleichst dich trotz allem Überdruss noch zu viel. Teils aus Gewohnheit, teils aus Mangel an Selbstvertrauen. Der Vergleich mag einmal ganz nützlich gewesen sein, aber nun dient er dir nicht mehr länger. Jeder Vergleich bedeutet Verletzung. Entweder für dich oder für den anderen und Verletzung bedeutet Leid. Leid, von dem du dich doch trennen willst. Und auch dir selbst vergeben musst du noch. Das, von dem du das Wissen so umfassend besitzt und es doch nicht anwendest. Unversöhnlichkeit aber bedeutet vorallem, dir selbst Schaden zuzufügen. Du beharrst unerbittlich auf deinen Verletzungen, dass es Dinge geben würde, die einfach nicht zu vergeben sind. Dabei bist du es selbst, der den Fluss der Liebe stoppt.

Deshalb kamst du zurück in diese Stadt. Nicht etwa als eine Seele die vergessen wurde und vergessen hat. Sondern als eine Seele, die auf dem Weg des Erwachsens ist aus einem Alptraum, den du dir selbst geschaffen hast. Du bist hier, um den Kreis des Weges, deines Lebens zu schließen. Doch zum Aufwachen gehört auch, dass du erlaubst und zulässt. Dass das Leid vollkommen gehen und das Gute bei dir einkehren darf. Frage niemals, ob du das Gute verdient hast. Das hast du schon so oft getan und es dir jedes Mal wieder versagt, weil du lerntest, dass mit verdienen Leistung verbunden ist und du dachtest, dass du mit deinen Leistungen nie genügen könntest. Doch wie so vieles andere im Leben ist auch diese Annahme falsch. Dir stand das Gute von Anfang an zu. Einfach, weil du existierst. Erlaube und lasse es zu.“

Und während ich diese Worte vernahm, veränderte sich etwas in mir. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass wir während unserer Unterhaltung ein ganzes Stück weit gegangen waren. Ich lief den Rest des Weges alleine weiter. Plötzlich tat sich eine Art Tor in meinem inneren auf. Ich schloss Frieden und fand das Licht.
Peter1
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Peter1 »

Hallo Cinderella
Ich fühle mich nach dem lesen, als wäre ich auch auf der Reise, nur habe ich noch ein riesiges Stück des Weges vor mir. Der Tunnel, durch den ich gehe, ist unendlich lang, und an beiden Enden dunkel. Durch deine Geschichte habe ich den Mut, und die Kraft gefunden, weiter zu gehen, und die Zuversicht, das irgendwann am Ende des Tunnels ein Licht zu sehen sein wird. Danke!

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Gertrud Star
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Cinderella,
eine sehr schöne und wie immer universelle Geschichte, die sehr vielen Menschen helfen wird.
Übrigens wohne ich in realen km gemessen ziemlich in deiner Nähe.
Wenn bei uns früher die Kinder Fieber hatten, vor allem hohes, musste niemand in die Schule, unter Umständen wurde man ins Bett gepackt und Tee gekocht. Wenn der Arzt sagte, 3 Wochen keinen (Schul)sport, dann wurde das eingehalten. Bei anderen Sachen war es oft anders.

Liebe Bittchen,
das mit dem Groll mich auch dauernd. Wie kann man das denn abstellen?

Lieber Peter,
ich bin mir ziemlich sicher, dass du auf deinem Weg lernen wirst, die Frauen weniger zu vergöttern, aber nicht weniger zu lieben. Das könnte es einfacher machen.

LG Gertrud
Bittchen
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Bittchen »

Hallo zusammen,

@Liebe Cinderella,da war in deinem Elternhaus aber ein rücksichtsloses Verhalten üblich.
Das grenzt ja schon an Körperverletzung.
Du schreibst ja viel über Verzeihen,ich hoffe es gelingt dir die Kindheit zu verarbeiten.
Du hast dich trotzdem zu einem guten Menschen entwickelt,das lese ich aus deinen Geschichten heraus.
Darauf kannst du sehr stolz sein.

@Liebe Gertrud,immer gelingt es mir nicht gelassen zu sein.
Aber ich versuche nicht so sehr in Wut zu geraten,wenn mir Heute ein Unrecht passiert.
Die Vergangenheit habe ich in vielen Gesprächen,Therapien und Meetings verarbeitet.
Heute lerne ich noch,mich der Situation entsprechend zu verhalten.
Aber ich sehe auch da Fortschritte bei mir,da hilft nur üben.
Das 12 Schritte Programm,nach dem ich versuche mich zu orientieren, ist ein Lebensprogramm

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Peter,

du findest schon noch deinen Weg und das Licht. Manchmal muss man dafür auch hinfallen... Schön, dass ich dir Mut und Kraft mit der Geschichte geben konnte.


Hi Gertrud,

echt, so in S-Bahn Nähe der Stadt? Hmm, dann lief es bei mir wohl eher anders, als üblich. Beim Arzt war ich eher zum impfen etc. Einmal weiß ich noch, war ich 5 Jahre lang nicht da. Schon komisch. Jetzt bin ich erwachsen und hol alle 2-3 Monate die Medis.


Hi Bittchen,

verglichen zu anderen Vorfällen wie in den Bauch prügeln, war das noch harmlos, hat mich aber wohl doch geprägt. Danke für den guten Menschen. Stolz bin ich so gut wie nie auf mich. Aber das mit dem Vergeben nehme ich jetzt schon in Angriff. Meine Mutter kommt bald mit in die Therapie. Ein Stück Aufarbeit.

Meinst du das von Paul Ferrini? Der hat ja auch was über ein 12 Schritte Programm für Vergebung geschrieben.

Lg Cinderella
Gertrud Star
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Bittchen,
da werde ich meinen Weg noch damit finden müssen. Wichtige Sachen verstehen, war wohl der erste Schritt. Die anderen weiß ich noch nichtmal, nur eins: Das will noch gründlicher verarbeitet werden, um Gehör gekämpft werden.
Gut, dass ihr jetzt euer Dach bekommt, und das Wetter so lange durchgehalten hat. Mir kommt spontan eine Frage bezüglich FeWo: Mal paar Tage in sauberer Umgebung mit Dach, wäre auch schön. Pass auf, dass du dich nicht verbeisst bezüglich "die Stellung halten".

Hallo Cinderella,
du schriebst mal ein Posting, wo ich sogar den Stadtteil identifizierne konnte. Verrat ich aber nicht.
Ich wohne da, wo in entgegengesetzter Himmelsrichtung durch das Stadtzentrum durch (so ungefähr zumindest), die erste S-Bahnhaltestelle nach dem Stadtzentrum. Und von da zum See, der ja Erholungsgebiet ist. Jetzt kannste suchen, aber nicht verraten :) Die beim Treffen waren, wussten es. Bin nicht in der Gegend hier aufgewachsen.
Ja, wenn uns Kindern früher was ernsthaftes fehlte, wurde der Arzt hinzugezogen. War bei mir als Kind sogar mal ein Jahr lang dauernd so, trotz großer Belastung der Eltern. Ein/zwei Tage entschuldigten bei Fieber auch die Eltern. Gut, unser Schulweg war auch 5km weit, und wenn etwas war, fuhr kein Bus (nur zum Schulschluss wieder).
Ganz selten waren wir auch mal in einer Schulstunde beim Zahnarzt, als Landkinder. Bedingungen waren, dass die Noten akzeptabel waren, und wir uns zurück melden. Damit half uns die Schule, dass wir deswegen nicht noch einen Nachmittag lang keine Hausaufgaben machen konnten, wegen Schulweg. Die Eltern befürworteten das auch.

LG Gertrud
Cinderella12
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Gertrud,

was, ernsthaft, den Stadtteil? Ich muss wirklich aufpassen, was ich schreibe... Ganz rausgefunden habe ich dich nicht, ich grenze es mal auf einen Umkreisradius von 2 Stunden Fahrzeit ein, da wirst du schon dabei sein?

Ich kenne eigentlich nur das Stadtleben. Gelegentliche Wochenendbesuche bei einer Freundin auf dem Land, kann man wohl kaum dazu zählen. Hier ist fast alles weit weg. Von krank sein kann ich ein Buch schreiben-hab sogar viele Texte drüber geschrieben. Zusammengerechnet habe ich schon ein paar Jahre im Krankenhaus gewohnt. Schulbefreiungen gab es da dauernd bzw. wegen der Krankheit wurde am Ende meinen Eltern gedroht, mich von der Schule zu schmeissen, weil ich zu sehr gestört hab mit NA-Einsätzen und Co.

Für die Hausaufgaben haben sich meine Eltern nie interessiert. Entweder machten wir die nicht oder morgens noch schnell vor der Schule in der U-Bahn (1 Stunde Fahrt).

Lg Cinderella
Bittchen
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Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Bittchen »

Liebe Cinderella,

das 12 Schritte Programm von den" Anonymen Alkoholikern" meine ich.
Da gibt es mittlerweile auch psychosomatische Kliniken die das Programm praktizieren.
Ich bin auch suchtkrank, 26 Jahre trocken,da stellt sich wieder die Frage"Was war eher da,das Huhn oder das Ei ?"

Liebe Grüße Bittchen

PS.Liebe Gertrud,wir warten jeden Tag auf den Dachdecker.
Ich glaube ich wäre jetzt in einer FeWo zu unruhig was sich bei uns so abspielt.
Außerdem muss ständig der Eimer ausgelehrt werden was sich so an Wasser ansammelt durch das Aggregat.
Ließe sich auch regeln irgendwie,aber so fühlen wir uns jetzt besser.
Unser Ziel ist es,wenn es hier einigermaßen wieder geht,ein paar Tage an die Ostsee zu fahren.
Liebe Grüße
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Peter1
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Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Peter1 »

Hallo Cinderella
Meine Mami hat sich die Zeit genommen, mich bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Sie sagte immer wieder, das Bildung das halbe Leben ist. Wenn du es später einmal besser machen willst, als dein Vater, mußt du so viel Wissen in dich reinstopfen, wie geht.
Ich habe ihr geglaubt !
Im Abschlußzeugnis ausser Sport und Deutsch durchweg zwei, nur in englisch hatte ich eine eins, was meinen Erzeuger völlig aus dem Häuschen brachte. Er schrie rum, von wegen Patriotismus usw. Ich stand einfach nur da, und ließ seinen Sermon an mir abtropfen. Am liebsten hätten ich über seine Dummheit gelächelt, es mir dann aber doch verkniffen, um ihn nicht noch mehr zu reizen. Ich habe ihm in dem Moment nur einen Gehirnschlag gewünscht. Ich weiss, das hört sich ziemlich krass an, aber sein Verhalten meiner Mutter und mir gegenüber hat mich zu solchen Gedanken getrieben. Ich werde definitiv nie auf seinen Grabstein schreiben "RIP"
Bittet mich bitte nicht, ihm zu vergeben, das kann und will ich momentan nicht.

Viele liebe Grüße Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Cinderella12
Beiträge: 369
Registriert: 1. Mai 2018, 11:42

Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Peter,

mein Vater ist alles andere als ungebildet. Er hat studiert, ist ziemlich die Karierreleiter raufgeklettert und hat um die 500+ Leute unter sich... Dazu ein fettes Gehalt, gibt Vorträge und was noch alles. Nur am emotionalen, da geht nix. Und ich war schon immer ein Papa Kind, was sich da alles nieder schlägt, merke ich langsam sehr...

Mein Abschlusszeugniss habe ich mit einem glatten Einserdurchschnitt geschafft. Ein Glück, es gab zwar kein Lob dafür, aber Noten ab 2 galten schon als schlecht...

Ich kann dich schon irgendwo verstehen. Die meisten Kinder wünschen sich, dass ihre Eltern zusammen bleiben, ich wollte immer nur, dass sie sich trennen, meine Mutter weggeht und die Hölle aufhört. Das hätte auch kaum einer verstanden.

@Lavendel,

das habe ich nach dem Tod meiner Oma geschrieben. War wohl meine Art der Verarbeitung/Therapie. Vielleicht gefällt es dir ja.


Die Tür zum Leben

Wir lachen und weinen,
tanzen und stehen still.
Unsere Augen glänzen, erstarren aber auch.

Wie wertvoll ein Mensch und deren Leben ist, merken wir meist erst so richtig, wenn er von uns geht. Die Erinnerungen sind es, die uns für immer bleiben. Sie spenden uns Trost.

Rückblickend kann ich sagen, dass die Stunden, die ich mit diesem Menschen verbringen durfte, Geschenke an mich waren. Ich werde sie auf ewig in meinem Herzen aufbewahren.
Ich lächle bei dem Gedanken, was einst die Vergangenheit ausfüllte und weine über den Schmerz in meiner Seele. Da es sich nahezu unerträglich anfühlt zu wissen, dass man diesen Menschen in diesem Leben nicht wiedersehen wird.

Ich tanze bei dem Gedanken, dass dieser Mensch jetzt frei und in Frieden ist und stehe still bei dem Gedanken, dass meine Ketten noch nicht gelöst sind, das mein Weg noch nicht zu Ende gegangen ist.

Meine Augen glänzen bei dem Gedanken, dass dieser Mensch ein langes erfülltes Leben hatte und erstarren bei dem Gedanken, dass dennoch ein jeder Tod einem zu früh erscheint.

Während all dieser Gedanken, während ich all diese Dinge tue merke ich, ich bin noch am Leben.

Doch reißt einen mancher Abschiedsschmerz so derart aus dem Alltag, dass man fast meint, man wäre mit diesen Menschen verstorben. Man wird regelrecht apathisch. Die aufgesetzte Miene zum bitteren Trauerspiel folgt.

Trauern heißt lieben. Lieben heißt zu leben. Das Leid gehört auf dieser Welt zum Leben. Du findest es in jeder Lebensgeschichte wieder. Manchmal mehr, manchmal weniger. Wichtig ist zu wissen, dass es einen Ausweg aus unserem Kummer gibt.

Ich stelle mir vor, dass da eine Tür ist. Ich befinde mich im Raum der Trauer, doch wenn ich auf diese Tür zugehe und die Klinke runter drücke und sie öffne, wird es hell und der Frieden beginnt sich in mir auszubreiten. Geborgenheit und Wärme umfangen mich. Im Raum der Trauer war ich gefangen, hier aber kann ich leben.

Ich kann lachen, weil mir zwar bewusst ist, dass ein mir wichtiger Mensch im Leben gestorben ist, ich aber weiß, dass er in meinem Herzen weiter wohnen wird. Ich kann lachen, weil es so viele weitere liebevolle Menschen in meinem Leben gibt.

Ich kann tanzen, weil mir zwar bewusst ist, dass die Füße dieses Menschen hier auf Erden für immer still stehen werden, ich aber weiß, so wie die Liebe über den Tod hinaus geht, auch wir uns einmal im Himmel wieder sehen werden. Ich kann tanzen, weil ein jeder den Weg zum Tod geht und auch ich frei sein werde.

Meine Augen glänzen, weil mir zwar bewusst ist, dass mir nur die Erinnerung an das letzte Glänzen in den Augen dieses Menschen bleibt, ich aber weiß, dass jeder seinen eigenen Zeitplan in seinem Leben folgt und der Tod immer nur für die anderen Menschen zu früh ist. Meine Augen glänzen, weil auch ich noch mein Leben füllen kann. Es geht dabei nicht um die Summe der Stunden, sondern wie viele Lehren ich gezogen, wie viele Menschen ich kennen und lieben gelernt habe, welche Erfahrungen ich machen durfte.

Das Leben kann noch so kurz sein, war es intensiv, hast du gelernt, bist du in Frieden, hast du das Recht zu gehen.

Du befindest dich noch im Raum der Trauer?
Du weinst in deinem tiefen Schmerz?
Du stehst still und schaffst es nicht aufzustehen?
Du blickst erstarrt ins Leere?

Komm, ich helfe dir auf, bin dir eine Stütze auf deinen Weg zur Tür zum Leben. Doch öffnen musst du sie schon selbst.

Öffne die Tür. Lache, tanze, glänze mit den Augen. Lebe! Und verleihe deinen Leben wieder einen Sinn. Du entscheidest, wie weit der Weg zur Tür ist!


Unvergessen weiterleben

Du trauerst, weil ein Mensch gestorben ist. Aber um wen trauerst du wirklich? Um den Menschen der starb, der aber dennoch alt und krank war und dem es jetzt sehr viel besser geht, da er das Leid hinter sich gelassen hat, oder aber, trauerst du auch ein Stück weit um dich selbst, da du jetzt keine Zeit mehr mit diesen Menschen verbringen kannst? Da es dir vorkommt, als wäre ein Teil von deinem Leben, von deiner Welt gestorben.

Menschen sind Wegbegleiter. Selten gehen sie den ganzen Weg deines Lebens mit. Aber die Erinnerungen an die gemeinsamen Stunden an der dir die Person ihre Zeit und ihre Liebe schenkte, diese Erinnerungen, machen sie unsterblich. Die Liebe und die Erfahrungen mit ihr sind das größte Geschenk was man machen kann. Liebe macht die Welt heller, Liebe erfüllt das Herz und das Leben. Und so gewiss wir traurig sind, so gewiss starb sie mit einem erfüllten Leben, mit einem Herzen, das geliebt wurde.
Was unsere zurück gelassenen Herzen nur immer dazu bewegt zu trauern? Es ist wohl dieses endgültige Gefühl, dass ein Mensch nicht mehr da ist, man ihn nicht mehr mit seinen Sinnen wahrnehmen kann. Doch ganz oft sind sie uns viel näher als wir nur erahnen können. Sie besuchen uns in unseren Träumen. Wir spüren, dass wir nicht alleine sind, ohne jedoch jemanden sehen zu können. Es liegt an uns, wie aufmerksam wir sind und ob wir sehen wollen.

Es gibt keinen perfekten Lösungsvorschlag um die Trauer loszulassen. Jeder muss seinen eigenen Weg der Trauerbewältigung finden. Ob du nun deinen Lieblingsbeschäftigungen nachgehst, Musik hörst, dir Bilder von früher ansiehst, dich viel unter Menschen aufhältst oder einfach nur weinst, nichts ist falsch, solange es dir hilft.

Das Leben geht weiter. Neue Tage brechen an, neue Menschen treten ein. Öffne ihnen die Tür, vielleicht wurden sie dir zum Trost vom Himmel geschickt.

Ein jeder Abschied ist auch der Anfang von etwas neuem. Irgendwann wird auch unser physischer Abschied kommen, dann werden auch wir mit gefülltem Herzen sterben aber in der Erinnerung unvergessen weiterleben.

lg Cinderella
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Cinderella,

dein Vater konnte es beruflich nur so weit bringen, weil er ein rücksichtsloser Ellenbogenmensch ist. Das leben viele der Väter dann leider daheim auch aus, wenn dies von ihren Ehefrauen dies geduldet wird.
Ein Kumpel von mir, der viel in seinem längeren Leben mit Menschen sprach, und dem schon als Junge viele ihre Sorgen mitteilten, sagte mir mal, da hätte er schon sehr viel von dieser Sorte Vater gehört und wie das auf die Kinder wirkt. Die gehen mit ihren Kindern so wie mit unwilligen Untergebenen und ihren Konkurrenten um, die sie weg boxen mussten, bzw. "zur Raison bringen".

Vielleicht hilft das zum Verständnis.

LG Gertrud
Cinderella12
Beiträge: 369
Registriert: 1. Mai 2018, 11:42

Re: Das Herz und andere Geschichten

Beitrag von Cinderella12 »

Hi Gertrud,

meinst du? Er hat um die 30 Jahre mit den Beförderungen gebraucht um da zu stehen, wo er jetzt ist. In meiner Familie ist die Mutter der gewalttätige und rücksichtsloser Part,sie hat zugeschlagen, mein Vater nicht. Der wird eher unterdrückt. Sind wohl nicht alle Vorurteile wahr?

Lg Cinderella
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