Hilflosikeit

Anonymerin
Beiträge: 74
Registriert: 24. Mär 2016, 10:20

Re: Hilflosikeit

Beitrag von Anonymerin »

Liebe FrauHamster,
liebe Zarra,
eueren Beitrag habe ich dankend gelesen. In den letzten Tage habe ich mehr auf mich geschaut und was mir gut tut. Mittlerweile kann ich auch schon wieder ohne Panik alleine einkaufen gehen. Das ist für mich schon ein großer Erfolg.
Heute hatte ich meinen Termin beim Arbeitsamt. Erst als ich dort angekommen bin war mir etwas übel. Aber auf dem Weg dorthin ging es mir gut. Auch das ist wieder ein Erfolg für mich.
Meine Vermittlerin war mir direkt sympathisch. Einige Jahre älter als ich, lächelnd und super freundlich. Nun sie fragte mich warum ich gekündigt wurde. Daraufhin sagte ich ihr in der Kündigung aus betrieblichen Gründen stehe. Sie schaute mich dann sehr menschlich an und fragte mit ruhiger Stimme „Und was glaube Sie ist der tatsächliche Grund?“ Da hatte ich leider schon Tränen in den Augen. Daraufhin sagte ich ihr das ich vermute die Kündigung wegen Krankheit erfolgt ist. Sie fragte mich ob ich derzeit noch krankgeschrieben bin und wie lange. Ich teilte ihr mit, dass ich bis morgen noch krankgeschrieben bin aber vermutlich noch länger krankgeschrieben werde. Meine Vermittlerin fragte dann ob es bezüglich der Krankheit sie auf etwas achten müsste bezüglich der Jobsuche. Da habe ich erst einmal tief Luft geholt und antwortete ihr, dass ich derzeit wegen Depressionen und Angststörung krankgeschrieben bin. (Mehr hatte ich dazu nicht gesagt und auch nicht meine Überlegung der Teilzeit).
Sie war daraufhin irgendwie sehr Fürsorglich und meinte dass dies leider oft vorkomme und die Arbeitgeber einfach noch nicht genug darauf sensibilierd sind. Sie sagte mir dann, dass ich jetzt erst auf mich schauen soll um wieder gesund zu werden. Erst wenn ich wieder gesundgeschrieben bin wird sie nach Jobangeboten für mich suchen. Solange solle ich einfach nur anrufen und Bescheid geben wie lange ich jeweils krankgeschrieben bin. Sie sagte mir auch, dass es nichts bringen würde jetzt nach Jobangeboten zu suchen. Das würde mich derzeit zu viel unter Druck setzten und vermutlich eher zum Komplettzusammenbruch führen und damit sei niemanden geholfen. So sind wir verblieben und das hat mir gut getan.

LG Anonymerin
:hello:
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Hilflosikeit

Beitrag von Luna1966 »

Liebe Anonymerin,

das ist doch ein toller Zwischenstand und verschafft dir die erforderliche Schnaufpause die du sicherlich brauchst.

Ich bin gerade wirklich sehr erstaunt, dass es doch noch verständnisvolle Mitmenschen zu geben scheint.

Ich selber habe da heute leider eine andere Erfahrung machen müssen...

ich fühle mich zurzeit sehr traurig, erschöpft, mutlos
trotzdem bin ich heute morgen zur Arbeit gefahren. Dort habe ich in einem Telefonat nur angedeutet, dass ich mich "nicht gut fühle", da kamen die doch schon so oft gehörten Worte

- ich könne mich doch wohl nicht beklagen
- ich solle mich nicht so anstellen anderen ginge es noch viel schlechter.

Was nützt es mir, wenn ich mich auch in diesen Tiefphasen versuche so anzunehmen wie ich eben gerade bin, aber andere treten einfach nochmal drauf.

Es freut mich wirklich zu hören, dass es diese Antworten nicht immer geben wird und bin daher ein wenig Zuversichtlicher das ich irgendwann auch einmal "gehört" werde.

Liebe Grüße
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Hilflosikeit

Beitrag von ndskp01 »

Es freut mich sehr, liebe Anonymerin, dass du auf mit deiner Offenheit auf Verständnis getroffen bist.

Hat die Sachbearbeiterin dir auch die Rechtslage geklärt, stimmt das überein, mit dem, was Frau Hamster hier geschrieben hat?

Viele Grüße, deine Puk
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Hilflosikeit

Beitrag von Zarra »

Hallo Luna,
ich fühle mich zurzeit sehr traurig, erschöpft, mutlos
trotzdem bin ich heute morgen zur Arbeit gefahren. Dort habe ich in einem Telefonat nur angedeutet, dass ich mich "nicht gut fühle", da kamen die doch schon so oft gehörten Worte

- ich könne mich doch wohl nicht beklagen
- ich solle mich nicht so anstellen anderen ginge es noch viel schlechter.

Was nützt es mir, wenn ich mich auch in diesen Tiefphasen versuche so anzunehmen wie ich eben gerade bin, aber andere treten einfach nochmal drauf.
Das "Problem" ist, daß Deine Situation eine andere ist als die von Anonymerin. (Zumindest gegenüber manchen Menschen oder an bestimmten Stellen ändert eine ärztlich abgesegnete Krankschreibung etwas.) Wobei auch sie "Glück", angemessenes (!) "Glück" hatte.

Depression ist leider für andere nicht nachvollziehbar.

Diese Erfahrung habe ich auch schon oft gemacht.

Liebe Grüße, Zarra
Anonymerin
Beiträge: 74
Registriert: 24. Mär 2016, 10:20

Re: Hilflosikeit

Beitrag von Anonymerin »

Liebe Luna,
jetzt bin ich noch einmal für 4 Wochen krankgeschrieben und hoffe auch mehr zur Ruhe zu kommen.
Mein Mann und ich waren auch verwundert, vielleicht ist es langsam aber nur langsam doch nicht mehr so ein Tabu Thema.
Natürlich ist es nicht schön, dass du dich zurzeit sehr traurig, erschöpft und mutlos fühlst. Auf der Arbeit habe ich es nicht geschafft von mir aus zu sagen wie es mir geht. Nur wenn ich gefragt wurde. Aber wenn solche Kommentare kommen, dann kann ich verstehen das dich dies mitnimmt, aber in solchen Situation haben ich dies nicht auf mich bezogen und so umgedacht, dass es denen vielleicht auch gerade nicht gut geht und sich selbst damit meinen. Manchmal lag ich damit sogar richtig.
Versuch weiterhin dich in der Tiefphase zu akzeptieren und geben nichts auf die Meinung andere (ich weiß es ist einfach gesagt als getan, halte mich auch nicht immer daran).

Liebe Puk,
ja ich bin auch froh dass ich auf Verständnis gestoßen bin. Bevor ich da war hatte ich mir fest vorgenommen nichts zu sagen aber dann hat es sich ergeben und das war für mich auch gut so.
Ja es stimmt mit dem Beitrag von Frauhamster überein. Solange ich krankgeschrieben bin bekomme ich Krankengeld. Erst wenn ich wieder gesundgeschrieben bin oder das Krankgeld ausgesteuert wird (auch wenn ich noch weiterhin krankgeschrieben bin) bekomme ich Arbeitslosengeld. Solange ich Arbeitsunfähig bin erhalte ich von der Agentur keine Stellenangebote bei denen ich mich ja dann Bewerben muss. Erst dann wenn ich wieder arbeitsfähig bin. Durch die Krankschreibung hätte ich mich zuerst gar nicht beim Arbeitsamt melden müssen. Doch meine Vermittlerin konnte die Unsicherheit total nachvollziehen.
Liebe Zarra,
ja ich hatte wirklich Glück, aber auch das muss man manchmal haben. Wie schon geschrieben, ich hatte mir fest vorgenommen gar nichts zu sagen. Aber dann hat es sich einfach ergeben und von der Fürsorglichkeit war ich mehr als überrascht.
Manchmal habe ich aber auch das Gefühl, dass ich ein gewisses Feingefühl entwickelt habe und einfach merke wem ich davon erzählen kann. Ich gehe natürlich nicht mit meiner Krankheit hausieren und erzähle es einfach jedem, aber es wissen schon so einige und hatte überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Ganz krass gehört dies auch manchmal zu meiner Auslese dazu. Richtige Freunde kann man nur an einer Hand abzählen und wer mich nicht nehmen kann wie ich bin, nun ja diese Personen sind es dann auch nicht Wert.
Auf der Arbeit habe ich immer darüber geschwiegen und werde ich auch beibehalten, weil da wirklich dann eher die negativen Erfahrungen überwiegen. Selbst die Vermittlerin sagte zu mir „Leider sehen die Arbeitgeber Psychische Krankheit ist gleich kaputt und muss sofort ausgetauscht werden.“

Die schlechten Nachrichten nehmen zurzeit leider keinen Abbruch. Mein Schwager liegt noch ohne Veränderung im Koma. Nun hatte eine Tante eine Notoperation und liegt ebenfalls im Koma. Bei meinem Schwiegervater liegt jetzt der Verdacht auf Magen-Darm-Krebs. Alles nicht sehr schön und zieht bei mir zwar wie ein Film an mir vorbei und doch ist es nicht einfach. Heute Nacht habe ich auch so gut wie nicht geschlafen. Aber versuche doch mich mehr auf mich zu konzentrieren nur so kann ich in der Situation einen Hilfe sein.

LG Anonymerin
Anonymerin
Beiträge: 74
Registriert: 24. Mär 2016, 10:20

Re: Hilflosikeit

Beitrag von Anonymerin »

Hallo ihr lieben,
ich merke dass es mir wirklich schon wieder besser geht. Ich bin nicht mehr so antriebslos und habe sogar mehr Struktur in meinem Alltag. Die Konzentration kommt langsam auch wieder zurück, allerdings schwächeln ich da schon noch ein wenig. Nun ja, es geh immer mehr aufwärts und das tut gut.
Jetzt möchte ich aber euch doch mal etwas fragen. Ich habe festgestellt, dass ich in solchen Tiefs viel Träume. Geht es euch da auch so? Was mir nun auch aufgefallen ist, dass ich dann oft Träume noch zur Schule zu gehen und meistens sind es Prüfungssituationen. Da frage ich mich langsam ob dies etwas zu bedeuten hat. Es ist nicht immer der gleiche Traum, sondern immer irgendwie anders und erfahre nie ob ich gute oder schlechte Noten geschrieben habe.
Kennt ihr so etwas?
LG Anonymerin
Anonymerin
Beiträge: 74
Registriert: 24. Mär 2016, 10:20

Re: Hilflosikeit

Beitrag von Anonymerin »

Hallo ihr Lieben,
in den letzten 5 Nächten konnte ich endlich mal wieder ohne Probleme durchschlafen. Gestern habe ich noch nicht einmal mehr die Tropfen genommen und werde es auch noch weiterhin versuchen ohne die Tropfen.
Heute habe ich von meiner KK Bescheid erhalten, dass meine Verlängerung der Therapie bewillig bekommen habe. Hoffe dass ich bald einen Termin bekomme. Überwiegend geht es mir zurzeit wirklich gut. Ab und an sind Tiefs da, aber diese sind erträglich.
Investiere sehr viel Zeit in mein Hobby und dies tut mir ausgesprochen gut.
LG Anonymerin
Antworten