Seite 5 von 9

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 8. Apr 2015, 21:12
von Brummi59
Bis jetzt habe ich mich hier rausgehalten, weil mir bei der Berichterstattung regelmäßig die Hutschnur hochgegangen ist.

Wenn ich mich mal zum Vergleich dazuziehe:
Mein Beruf war mein Hobby. Ein Fernfahrer aus Leidenschaft. Mit der ersten Operation kam der Trigger zu einem Trauma und gleichzeitig schlich sich eine Depression ein. Ein ganz wichtiger Grund für dieses Einschleichen, war die Krankheit wegen der ich operiert wurde. Es kam die Angst auf, das ich evtl. nie wieder fahren kann.
Mittlerweile habe ich die Berufsunfähigkeit. Mein Hobby hängt am Nagel. Die schwere Depression quält mich seit über einem Jahr.
Wenn ich die Kraft und Lust hätte, könnte ich schon Morgen auf einem LKW mit Gefahrgut sitzen. Mit so einer Bombe im Rücken, könnte ich viel mehr Schaden anrichten. Aber Das scheitert schon beim Gedanken. Für mich, in der Depression einfach nicht ausführbar.

Mag sein das der Copilot vor Jahren eine schwere Depression hatte. Wetten würde ich nicht darauf. Meine Bezugstherapeutin (Fr.Dr.) hat mich am Ende der Traumatherapie mit leichten Depressionen entlassen wollen. Dabei ging es mir dreckiger denn je. So gut hat meine Fassade gestanden.
Ein Psychater/ Neurologe/ Psychologe kann nur soweit Diagnosen stellen, wie der Patient ihn blicken lässt. Mit dem Wissen das eine neue Diagnose den Traumjob als Pilot platzen lassen würde, kann Er den Ärzten alles Mögliche erzählen. Die Wahrheit kennt nur der Copilot selbst.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 9. Apr 2015, 10:29
von sabse33
Hallo,

ich als Partnerin eines Erkrankten, möchte auch etwas zu den Umgang der Medien beitragen. Ich lese mit Begeisterung den Blog von Tobi Katze, er hat zwar eine eigene Art von Humor, aber er hilft mir zu verstehen. Doch das ist nicht mein Thema.

Im aktuellen Post vom 9.4.15- er wähnt er einen Artikel aus der Welt, wo eine Ronja schreibt das die Depressiven zu beneiden sind... Er hat dazu ein schreiben formuliert...

Das zeigt wieder ein Mal, das "fremde", eine völlig falsche Wahrnehmung haben...

Nachzulesen >> http://blogs.stern.de/dasgegenteilvontraurig/2015/04/" onclick="window.open(this.href);return false;

LG von einer (meist) verständnisvollen
Sabse

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 9. Apr 2015, 10:50
von Mim
Hallo Brummi,

vollste Zustimmung zu Deinem Beitrag von meiner Seite!

Zu "falscher" Wahrnehmung im allgemeinen möchte ich schreiben, dass das ein Phänomen ist, dass jeden(!) betrifft. "Gesunde" wie "Kranke".
Wie oft gehen wir uns denn selbst auf den Leim?

Richtig "kagge" wird es nur, wenn dieses Halbwissen dann öffentlich gemacht wird, breitgetreten wird, etc.

Womit wir aber wieder bei dem medialen Umgang etc. wären, da ist das meiste schon zu geschrieben worden.

LG Mim

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 9. Apr 2015, 11:18
von krimi56
Hallo Brummi,

du schreibst
Meine Bezugstherapeutin (Fr.Dr.) hat mich am Ende der Traumatherapie mit leichten Depressionen entlassen wollen. Dabei ging es mir dreckiger denn je. So gut hat meine Fassade gestanden.
Das ist so ein Punkt, den Ärzte, Therapeuten selten hinterblicken oder hinterfragen.

Meine Tochter sagte, bei ihrem zweiten Klinikaufenthalt wusste sie genau welche Antworten sie geben muss, damit sie entlassen wird.

Das hat uns, also ihren Mann und uns als Eltern veranlasst, sie nicht mehr in diese Klinik gehen zu lassen, wäre es einmal wieder erforderlich.

Dem Co-Piloten im Nachhinein Dinge zu unterstellen die nie geklärt werden können, finde ich seinen Angehörigen gegenüber als nicht tragbar.
Und es bringt die Verstorbenen nicht zurück.

Viele Grüße
krimi

Die Diskussion zu diesem Thema finde ich sehr gut.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 9. Apr 2015, 19:35
von nine73
Off Topic:
Nachzulesen >> http://blogs.stern.de/dasgegenteilvontraurig/2015/04/" onclick="window.open(this.href);return false;
Danke dafür :)
Gruß, nine

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 9. Apr 2015, 20:30
von akinom53
Hallo,
den Beitrag von" Ronja," der in der Zeitung veröffentlicht wurde, finde ich , milde gesagt, ein Schlag ins Gesicht. Dies zeigt doch genau, wie viele Außenstehende die Depression einschätzen. Vielleicht bekommt diese Dame doch auch einmal eine Depression, dann wird sie erkennen, welchen Unsinn sie geschrieben hat.
Ich hätte viel lieber weiter gearbeitet, als jeden Tag überlegen zu müssen, komme ich überhaupt aus dem Bett, wie komme ich mit meiner inneren Leere und Traurigkeit aus. Da ist es doch nicht schlimm, mal ausnahmsweise eine Milchschnitte zu essen, wenn ich die mir bei meiner Rente überhaupt leisten kann. ( naja schon, muss lächeln), aber lieber esse ich ein Vollkornbrötchen. Jeden Tag geschafft ist gewonnener Kampf. Die Angst, alles irgendwann nicht mehr zu bewältigen, ist mein ständiger Begleiter.
Depression ist eben auch nicht äußerlich zu erkennen, wie ein Beinbruch. Fremde sehen mir in der Öffentlichkeit meine Erkrankung nicht an, weil ich gelernt habe, eine Maske aufzusetzen, auch aus Angst.
Ich hoffe die Dame wird sich nicht in das Forum einschleichen. :roll:
Gruß aki ;)

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 9. Apr 2015, 20:40
von sabse33
Hallo akinom,

das war der Grund warum ich das gepostet habe...das ist das letzte...

der Vater meiner Kids sagte auch Mal Depressive sind nur faule Menschen, da wäre ich fast ausgerastet, ich kenne meinen liebsten und auch einige andere und die sind alles aber nicht faul, sondern krank!! Ich habe meinem Ex gewünscht das er selbst mal erkrankt(und ich gönne eigentlich niemals jemanden was schlechtes)

Ich hab großen RESPEKT, vor euch allen, ihr kämpft jeden Tag auf´s neue... einen Kampf den ich als Unbetroffene nicht nachvollziehen kann, evtl. grob erahnen, wie schlimm es sein muss...

HUT AB!!!!

Euch viel Kraft es durchzustehen und ein liebevolles, stabiles Umfeld

LG
Sabse

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 10. Apr 2015, 12:07
von Brummi59
Drehen denn jetzt wirklich Alle durch????

http://www.n-tv.de/panorama/Politiker-f ... 71956.html

So eine Stigmatisierung von kranken Menschen hab ich noch nie erlebt. Wenn es mir auch nur ein bissel besser gehen würde, gäbe es Krach. Irgendwie in Form eines öffentlichen Briefes oder so.

Da wollen sich ein paar Dreckspolitiker profilieren und haben absolut keine Ahnung. Man, in mir kocht es grad mächtig gewaltig :evil:

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 10. Apr 2015, 16:43
von katyfel
Auch zu dem Berufsverbot hat Tobi Katze etwas geschrieben... was ich nur so unterstützen kann.
Ich sehe da mittlerweile nur noch fassunglos und kopfschüttelnd zu.

Wär doch spannend, wenn mal allein in Bayern alle, die jemals die Diganose auch nur einer leichten Depression gestellt bekommen haben, die Arbeit niederlegen würden.
Und dann natürlich auch alle anderen psychisch Kranken (die Suizidrate liegt ja grade bei psychotischen Patienten bei weitem nicht niedriger...), dann diejenigen mit einer wie auch immer gearteten körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigung, alle, die mal Krebs oder eine andere schwere Erkrankung hatten oder haben, alle chronisch Kranken (egal ob MS oder Asthma),...
irgendwann vielleicht noch alle, die mit Prothesen und Implantaten leben, denn auch die sind ja in etwa der gleichen Form wie "Depressive" in ihrer Gesamtheit arbeits(un)fähig.

.....Und irgendwann arbeitet niemand mehr. Weil selbst die, die bis dato noch nichts davon hatten, sich dann krank geschuftet haben.

Herzlichen Glückwunsch.

Und jetzt geh ich mal weiter Kopfschütteln...

Sinfonia

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 10. Apr 2015, 18:12
von Selea
:hello: Guten Abend.


Die Nachbeben zu dem Flugzeugunglück


Ich danke meinen VorposterInnen, Brummi, :) Sinfonia :) sabse :) Monika ;) :) nine :)
und natürlich auch allen Anderen für die Beiträge.

Es zeigt sich leider immer noch, dass seelische Erkrankungen und körperliche Erkrankungen unterschiedlich bewertet werden.
Die seelische Erkrankung ist und bleibt nach wie vor schlimmer.

Wenn ein bayrischer Politiker aufgrund seiner eigenen Profilsucht ____ und ohne dass ein Aufschrei durch die ganze BRD geht, ungeschoren davon sprechen darf, ein Berufsverbot bei sensiblen Berufen _____für Menschen mit seelischen Erkrankungen anzuvisieren_____wo steht da unser Wertesystem?

Wo leben wir denn, immer noch im 3. Reich und mit Eliminierung nicht lebenswerten Lebens?

In den Köpfen diverser bayrischer Politiker scheint da doch immer noch was rumzuspuken.

Je hochtechnisierter unser Leben in den industrialisierten Ländern wird, umso höher ist der SCHREI nach Sicherheit.


Diese Sicherheit gibts nirgends und nirgendwo. Das Leben bleibt immer lebensgefährlich.

Es sieht Vieles danach aus, dass das Flugzeugunglück, dieses tragische_____wirklich mit menschlichem Versagen zu tun hat.


Aber________________dann darf wirklich niemand mehr arbeiten oder Autofahren in unserer komplizierten Welt.
So der Asthmatiker, der könnte ja im Auto einen Anfall kriegen, und dann andere Menschen verletzten oder in den Tod reißen.
Oder der Mensch mit Arthrose oder Rheuma. Der könnte ja einen Schmerzschub kriegen, und eventuell sein Fahrrad, sein Auto oder sonst was nicht mehr hundertProzent beherrschen, und irgendeinem Menschen Schaden zufügen.

Also____alle wech, wech,wech????

Oder der Moderator Sebastian Radtke, der im zarten Alter von 40 plötzlich einen tödlichen Herzinfarkt kriegt, mitten in einer Life_Moderation. Boah, hätte man da alle Moderatoren auch vorher ellenlang durchchecken müssen, immer und ewig und immer wieder, damit ein solches Drama der Menschheit erspart bleibt.


Ja, so könnte Mensch eine Liste weiterführen. Müssen die zu Dicken jetzt auch eliminiert werden, oder gar die Rentner, weil sie in irgendeiner Form den Normen nicht entsprechen und eventuell den Sozialkassen auf der Tasche liegen???


Es sind nur Dumm_Hirne, die sowas von sich geben. Populistisches Geschwätz dümmlicher Zeitgenossen und profilneurotischer Politiker.

Die ein bis dreimal in meinem Leben, als ich meine Erschöpfung und Depressionen nicht mehr verheimlichen konnte, habe ich sehr sehr verletzende Erfahrungen machen müssen mit den lieben Zeitgenossen.

Aber________diese Menschen, die abfällig waren, mich gemobbt haben, meinten, ich müsse ja ein sehr unglücklicher Mensch sein, weil ich eine Depression bekommen habe, von denen sind etliche vor mir gestorben. An Krebs, an Herzinfarkt an anderen Leiden.
Und eine durchaus liebenswerte ehemalige Kollegin, die meinte, sowas wie ich würde sie nie kriegen_____mit Verlaub, ein paar Jahre später hat sie haargenau daselbe ereilt______natürlich hab ich zu der auch keinen Kontakt mehr.



Erkrankungen machen den Menschen Angst. Man will nicht an Leid, an Krankheit denken.
Und vorallem Psychische Erkrankungen sind unberechenbarer, da kann dann viel hineingeheimnisst werden.


Aber____ich sag euch ehrlich, lieber mit meinen Macken ehrbar älter werden ;) :) als mit 60 an Herzinfarkt oder Bauchspeicheldrüsenkrebs unweigerlich und für immer innerhalb einiger weniger Monate von diesem Erdboden verschwinden.


Ich gehe nach wie vor sparsam mit der Information, dass ich ein Mensch bin, der auch schon mal heftige Depressionen gehabt hat, um.

Gut ist es, wenn wir Einrichtungen unterstützen, die zur Entstigmatisierung Seelischer Erkrankungen beitragen.


In diesem Sinne
schönen Abend
Eure Selea

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 10. Apr 2015, 18:24
von nine73
Ich nochmal:
Müssen die zu Dicken jetzt auch eliminiert werden
Das gibts doch schon- zu dick= keine Verbeamtung (oder zumindest nur schwieriger)...
Ist doch klasse :|

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 10. Apr 2015, 18:52
von Selea
:hello: Liebe nine :)

Du sprichst Richtiges an.
Überall bei Einstellungen, auch bei Verbeamtungen gibts diese Gesundheitsprüfungen. Je besser die Gesundheit, um so sicherer der anvisierte Job.

Je härter allerdings die Gesundheits_Standards und die Prüfungen werden, umso mehr werden sich die Menschen, die ganz normalen Menschen verstellen, und sich als unverletzbar darstellen, nur um einen gewissen Job zu bekommen.

Von irgendwas müssen ja die meisten Menschen leben.


Ich erinnere an alte Mythen und Sagen. Die Nibelungensage.
Unser unbesiegbarer Siegfried.

Auch der hatte nur eine einzige Stelle an seinem Schulterblatt, eine einzige verletzbare Stelle____die auch ihm letztlich dann nur noch sein Unheil brachte.

Anscheinend scheint dieses Thema "Unversehrtheit, Unbesiegbarkeit, Ideal______etc_____ein Thema zu sein, das die Menschen zu allen Zeiten beschäftigt hat.


Zu allen Zeiten hat es körperliches und seelisches Gebrechen gegeben. Das müssen wir uns nur immer wieder klar machen.
Und auch die Ausgrenzung all dessen.

Natürlich wünschte ich mir, Selea, eine Welt , in der ein jeder bestehen dürfte und könnte.
Ein jeder ein wertvolles Mitglied sein und werden dürfte. Egal wie.


Aber das bleibt Utopia.(Nicht nur in der gleichnamigen Fernsehreihe)



Dieses meine Gedanken.
Selea

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 10. Apr 2015, 19:38
von sabse33
Hallo ihr Lieben,

wie können Menschen des öffentlichen Lebens, so etwas auch nur denken???

Anstatt zu diskriminieren sollten sie lieber mehr Möglichkeiten einräumen, dass Betroffene Hilfe und Unterstützung zuteil wird…

Sei es durch mehr Kostenübernahmen durch die Krankenkassen, mehr Tagesklinikplätze, Rehaplätze, Garantie einer zügigen psychologischen und psychiatrischen Behandlung….

Solche Aussagen befördern uns wieder zig Jahre zurück, nämlich dahin wo Menschen mit psychischen Erkrankungen, im besten Fall “nur” eine Elektroschocktherapie statt fand und dass nicht gleich Lobotomie veranlasst wurde…

"ERST DENKEN, DANN SPRECHEN"


Das sollten viele Menschen beherzigen, denn schneller, als sie denken, könnten sie selber in diese Situation geraten...

Ganz liebe Grüße
Sabse

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 10. Apr 2015, 20:15
von akinom53
[/b Hallo ihr Lieben,
auch weil es mir gerade nicht besonders gut geht, möchte ich ich am liebsten laut schreien, :? aber die sinnlosen dummen Äußerungen sind es nicht wert, um dadurch meine Kraft noch mehr zu reduzieren. Es würde dann wirklich kaum noch jemand arbeiten können. Es müssten dann auch z.B. alle Ärzte und Krankenschwestern geprüft werden, denn die könnten ja vielleicht auch viele Menschen umbringen.
Ich koche innerlich, gleichzeitig ist es mir zum heulen, :cry: weil ich es nicht kapiere wie man so ein Ereignis nutzt, alle Menschen die depressiv sind oder waren zum Buhmann zu machen. Wo bleibt hier eigentlich die Menschlichkeit, sollen solche Politiker unser Volk regieren? Was sollen all die Menschen machen, die einmal / mehrmals in ihrem Leben physisch und psychisch missbraucht wurden, dadurch depressiv sind, die werden dann doppelt bestraft. :oops:
Glauben Die tatsächlich, dann würde sich noch irgend jemand zu seiner Depression bekennen, die Gefahr würde durch so ein Gesetz sogar noch erhöht. Die sollten sich lieber mal in den Psychiatrien umschauen, wie es zur Zeit bei Vielen zugeht, wenig Personal, total überfüllt, dort sind nicht nur Depressive " aufgehoben" , sondern die breite Palette der psychischen Erkrankten.
Ich glaube ich muss das erst mal setzen lassen, so fassungslos bin ich. :evil: :evil:
Gruß aki Mir ist schlecht, wegen so viel Dummheit :oops:

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 11. Apr 2015, 06:14
von aprill
Tja, so läuft dass also, Bild verbreitet auf breiter Front Vermutungen als Fakten, vorbei an offiziellen Stellen und alle schreiben ab und es heißt: laut Bild, wie Bild berichtet.

Die Bevölkerung ist verunsichert und glaubt den Mist, da macht dann eine andere Zeitung eine Meinungsumfrage und daraufhin werden Politiker gefragt zum Thema - mit dieser Aussage - oder hab ich da etwas falsch verstanden?

Wohlgemerkt, es gibt noch keinen Abschlussbericht, sicher scheint nur diese Sache mit der Depression 2009 - richtig ?


Unfassbar, aber so gings doch auch bei den Hart4lern. Bild berichtete über Sozialhilfeempfänger im Saus auf Malle und so weiter, RTL zeigte ach so arbeitsfaule Arbeitslose usw.
Schön Stimmungsmache, Politiker drischten auch nochmal breite Front Meinungsmache rein, die arme Krankenschwester, die für der Hartz4ler blechen darf hab ich in unzähligen Talkshows gehört usw.
Jeder findet Arbeit und was nicht alles für Sprüche.
So wurde schön Stimmung gemacht- komisch gegen Fremdenfeindlichkeit geht die Politik vor, bei der Hartzer-Hetze war sie an forderster Front.
So wurde quasi die Leibeigenschaft wieder eingeführt, man ist nicht mehr seinem Gutsherren ausgeliefert, sondern dem Wohlwollen seines Sachbearbeiters, der bis auf Null sanktionieren darf- eigentlich auch die Wiedereinführung der Todesstrafe, oder wie soll man das nennen, wenn einem die Existenzgrundlage entzogen wird?

Aber schön die Hartzer defamieren, sonst könnten sich die Arbeitnehmer mit ihnen verbünden und gemeinsam auf die Straße gehen.


In Delmenhorst hat ein Pfleger wahrscheinlich bis zu 200 Patienten umgebracht, weil alle in der Klinik, aber auch die Staatsanwaltschaft systematisch weggeschaut hat.
Wird sich nie aufklären lassen, aber die sind alle für sich einzeln gestorben, hat kein Aufsehen erregt, kaum Medienecho - Was passiert? Nichts.

10.000 oder 20.000 Menschen - man kennt noch nicht mal genaue Zahlen, sterben in deutschen Krankenhäusern an diesen resistenten Keimen, weil Hygienvorschriften nicht eingehalten werden oder nicht reichen. Egal, nur wenn mal eine Neugeborenenstation betroffen ist, gelangt es in die Presse.
Aber von dem 10-Punkte-Plan dagegen ist nichts mehr berichtet worden, weil am Tag darauf das Flugzeug zerschellte.

Eine Bekannte meiner Mutter ist noch wenige Monate vor ihrem Tod, an einem Gehirntumor erkrankt, ihr ging es wirklich schlecht, noch Auto gefahren.

Man hört immer wieder von starrsinnigen Demenzkranken, die noch Auto fahren.
Aber da war ja der ADAC gegen Gesundheitschecks bei Älteren. Wenigstens die Sehkraft müsste doch überprüft werden. Hab ich mal beim Optiker mitbekommen, ein älterer Herr, ach nur für den Ferseher, da brauche ich keine Brille - der Optiker aber sie fahren doch Auto? Ja - Na, dann brauchen sie doch dafür eine.

Ohoo, wie weit wird dieser Sturm gegen Depressive sich noch ausweiten ?

Wer war denn so bekloppt und baut eine gepanzerte Tür in Flugzeuge und durchdenkt nicht alle Szenarien ? Wieso haben die Ärzte das nicht erkannt?
Wieso bringen sich so viele Menschen um, trotz Behandlung, oder soll man fast sagen, wegen ?
Der erste Impuls des Co-Piloten war doch sich in Behandlung zu geben 2009, und war mehrmals vorher noch bei Ärzten, klar fragt sich wie weit er sich helfen lassen wollte und wichtiges verschwieg - Beruf z.B.. Aber wenn ich nicht noch einen Funken Hoffnung auf Hilfe habe, mach ich das doch nicht.
Suizidpräventionskampangen haben doch nur eine Nachricht: Holen sie sich Hilfe!
Ja toll, und welche bekommt man dann?

Nein, Depressive sind aufzuspüren und ausfindig zu machen, die sind Schuld - sind wir wieder im Mittelalter bei der Hexenjagd oder in +++-Deutschland ?

Hilfe, was soll so ein Mist ?

Wir sind ja schon fast davor, dass alte kranke oder unheilbar kranke Menschen Suizidbeihilfestellung bekommen sollen, weil Hospitze und Co zu teuer für alle sind.

Die seh ich mittlerweile aber auch kritisch- eine Bekannte über 100 jährig an Brustkrebs erkrankt, starb nicht schnell genug, war Monate 2 oder 3 - keine Ahnung dort, wurde ins Pflegeheim abgeschoben, die Pflege dort war dann so toll, sie schafften es, dass sie innerhalb von 4 Wochen unter der Erde war.
Warum bringen sich denn so viele alte Menschen um, weil die Pflegeheime so toll sind, bestimmt nicht.

Alles großer, großer Mist und Bild mischt an vorderster Front mit, so sehe ich das.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 11. Apr 2015, 10:23
von Sonnenblume14
Hallo Ihr,

ich sehe das etwas entspannter. Dieses Thema interessiert UNS speziell, daher verfolgen wir es und regen uns auf, weil es uns betrifft und man Nachteile bzw eine andere Einstellung erwarten.

Am Ende wird es jedoch (wie immer) ein kurzer Aufschrei sein, der schnell von der Schnelllebigkeit unserer Zeit überholt wird. Berufsverbot etc, das sind schnell dahingesagte Sätze, die jemanden schnell kurz mal ins Rampenlicht rücken. Negativimage bleibt immer besser im Gedächtnis als positives. Die BILD greift es auf - aber auch hier: Meinungsmache, aber das ist allgemein bekannt. Im Inneren weiß doch jeder, dass es übertrieben und nicht wahrheitsgemäß ist.

Es wird immer Menschen geben, die nachplappern undsich ihre eigene Wahrheit zurechtlegen. Wenn wir uns darüber aufregen, schaden wir uns nur selber -bzw unserer Psyche. Und die kann das gar nicht gebrauchen.

Nächste Woche wird es noch einmal ein großes medieninteresse an der Sache geben, dann ist am Freitag die Trauerfeier in Köln ... danach wird es im Sande verlaufen.

LG Sonnenblume

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 11. Apr 2015, 11:52
von aprill
Ja hast du Recht, nur schien es sich schon langsam im Sande zu verlaufen, der Medienzirkus ist längst weiter gezogen, aber dann kam eben nochmal so etwas.

Trauerfeier und dann irgendwann der entgültige Bericht, mehr Medienaufmerksamkeit gibts da hoffendlich nicht dazu.

Ich hab nur die Befürchtung das am Ende des Jahres die Suizidzahlen infolge der Berichterstattung gestiegen sein werden, der Werther-Effekt griff bei Enke ja wohl auch.
Oder greift das Kriterium Suizid in dem Fall überhaupt nicht?
Die hat dann die sensationsgeile Medienmaschine auf ihrem Gewissen, dass können gut und gerne nochmal ein voller Flieger sein, die durch Suizid sterben werden, zusätzlich zu den statistisch zu erwartenden über 10.000.
Oder wer traut sich jetzt noch in einem sensiblen Berufszweig eine Kankschreibung vom Psychiater ausgestellt abzugeben?
Mag sein, dass man das Ganze auch zu sehr durch die depressive Brille sieht, ich hoffe es zumindest, dass es sich langsam beruhig.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 11. Apr 2015, 12:01
von anna54
Hallo zusammen
lieber Brummi
danke für deine klaren Worte
ich würde gern auch auf den Blog von Tobias Katze hinweisen,ich finde,er ist einen Tacken drüber mit dem Vergleich zum Judenstern----aber in seiner Funktion darf er das.
Was mir fehlt
ist eine Rückmeldung unserer Moderation----
sie sehen die Aufregung im Forum,sie lesen,wie viele unter diesen Umständen nach dem Flugzeugunglück leiden---und sie reagieren nicht.

Rückendeckung würde ich mir wünschen.
Mal eine Position vertreten,die Klarheit schafft.

Wie du,liebe Sonnenblume,glaube ich nicht,dass sich das Thema selbst erledigt.
Das wird bleiben,das geht nicht wieder weg.

Was das Schlimmste ist,es wird ein Schweigen geben,damit man sich nicht angreifbar macht,damit man Reaktionen und Sanktionen ja,einem Berufsverbot nicht ausgesetzt wird.

Dem Co-Piloten wird nicht verziehen,wie denn auch.
Was aus der Vergangenheit ausgegraben wurde,das sind einige Fakten,aber keiner kennt die wahren Gründe .

Jetzt müssen wir uns fremdschämen----- und wir sind schon auf der Anklagebank,obwohl noch nichts passsiert ist---außer,dass wir krank sind.

Die Sau,die durchs Dorf getrieben wird,das sind die Medien---das kennen wir inzwischen,aber dass ein Politiker die Depressiven in die Ecke der Unzurechnungsfähigkeit stellt,das darf so stehen bleiben.

Dafür müßte er zurücktreten! Jawohl Herr Herrman---und entschuldigen müßten Sie sich auch.

Also,ich warte auf klare Worte.
Hoffentlich
anna54

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 11. Apr 2015, 12:06
von anna54
Noch ein Nachtrag
die arte-sendung zum Thema Depression ist zwar sehr lang,dennoch hab ich es nicht überhört:
(Der Link steht noch unter Literatur)
die Zuteilung von Sozialleistungen bei Arbeitslosen wird in einigen Bundesstaaten der USA an die Einnahme von Antidepressiva geknüpft.

Es werden Menschen benutzt,die sich nicht wehren können.
anna54

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 11. Apr 2015, 12:28
von Sonnenblume14
Hallo,

ich möchte zum Thema Berufsverbot noch etwas ergänzen, auch wenn ich womöglich in ein Wespennest steche. Fakt ist doch, dass Unschuldige sterben mussten, ob nun krankheitstypisch oder nicht. Den Grund kennen wir nicht, ich möchte auch von der GermanWings Geschichte einmal weg.

Generell sind wir uns vielleicht einig, dass jemand, der psychisch angeschlagen ist, die oftmals erwartete Leistungshaltung nicht erfüllen kann. Dass diejenigen sich aus Angst um den Arbeitsplatz aufputschen mit irgendwelchen Mittelchen und in eine böse Spirale geraten.
in dem Moment, wo sie für andere verantwortlich sind - ganz gleich, ob wir nun über Ärzte, Bus- oder LKWfahrer oder Piloten reden, geht von JEDEM, der unter diesem Druck arbeitet eine latente Gefahr aus. Ganz gleich ob er in suizidaler Absicht oder aufgrund der Medikamenteneinnahme falsch reagiert - er gefährdet andere.

Ich wünsche mir eine öffentliche Diskussion, die genau das mal auf den Punkt bringt. Dieses Höher-Schneller-Weiter, dieses Rücksichtlose, dem immer mehr Menschen nicht merh standhalten können. Es hat nichts mit Depressionen zu tun - das ist die FOLGE des systems. Manch einer kann da mehr verkraften, der ander eweniger.

Im Grunde bringt es nichts, über ein Berufsverbot zu sprechen, sondern wir müssen darüber diskutieren, gerade verantwortliche Berufe von der Arbeitszeit her strikt zu begrenzen. ja, dann wird wieder alles teurer und wer soll das bezahlen - aber sollte sich die Menschheit das nicht wert sein?

Nachdenkliche Grüße
Sonnenblume

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 11. Apr 2015, 13:51
von krimi56
Hallo Ihr Lieben,
liebe Sonnenblume,

deinem Beitrag kann ich voll beipflichten.

Ich verstehe die Aufregung um die Meinung eines einzelnen Mannes – Gesundheitsüberprüfung bis Berufsverbot bei schwerst psychisch Kranken.

Mit diesem Thema hat eine andere Gruppe Kranker immer zu tun – wir, die wir Epilepsie mit Grand Mal Anfällen haben.

Meine Wenigkeit wie auch andere haben darunter leiden müssen. Zwei Mal schon durfte ich über ein Jahr kein Auto fahren. Erst bei Anfallsfreiheit unter Medikation von mind. 12 Monaten durfte ich mich mit vier Rädern wieder im Straßenverkehr bewegen.

Mit dieser Krankheit hat so mancher Berufskraftfahrer seinen Beruf aufgeben müssen, Bus- oder Taxifahrer den Personenbeförderungsschein nicht mehr erhalten. Mit dieser Krankheit stehen auch immer Existenzen auf dem Spiel. Und auch in anderen Berufen sind wir arg gehandicapt.

Wir wurden zu früheren Zeiten als Versuchskaninchen für Experimente benutzt. Und auch heute noch werden wir in einigen Völkern ausgestoßen.

Edit.: Bezug auf den Blog vom 9. April 2015 "Offener Brief von Ronja an Rönne"

Sollte der Verfasser dieses Artikels das Ziel verfolgt haben, eine Depression Außenstehenden verständlicher zu machen, so hat er meiner Meinung nach das Ziel verfehlt und eher denen Nahrung gegeben, die Depressionen als Getue ansehen.

Für mich gilt es, dass wir selbst einen guten Umgang mit unserer Krankheit, den Krankheiten finden.

Allen liebe Grüße
krimi

Ich habe meinen Beitrag editiert, da ich versehentlich den falschen Blogeintrag kommentiert hatte.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 11. Apr 2015, 14:12
von sabse33
Hallo ihr lieben,

ich wollte nur etwas zu dem Thema Tobi Katze sagen...
ich glaube nicht das er den vergleich nahm um es nicht betroffenen nahe zu bringen... er hat eine besondere Art von Ironie und Humor und er schreibt wie er denkt.

LG

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 11. Apr 2015, 14:17
von krimi56
... und er schreibt wie er denkt.
Dann sollte er daran vielleicht etwas arbeiten.

Mit einer besonderen Art von Humor kann man/ich umgehen.
Von der Denkweise muss ich mich fern halten. Wie bei bestimmten Politikern z.B. auch.

krimi

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 11. Apr 2015, 14:42
von aprill
Ich fänd ja mal eine öffentliche Diskussion über die Versorgungslage hier im Lande interessant.
Und diesmal nicht über die quantitativen Mängel, sondern mal über die Qualität, die den wenigen Glücklichen scheinbar zuteil wird, die in Behandlung sind.

Depressionen sind gut heilbar, will man uns vermitteln, okay aber wie wird aus dem - prinzipiell machbar ein: Depressionen werden gut geheilt ?

Hab ich das Glück leitlinengerecht behandelt zu werden, was braucht es fürs Gelingen ?
Woher soll ich z.B. wissen, wenn man in der Therapie an Grenzen stößt, wo das Problem sitzt- bin ich es oder mein Gegenüber oder sogar in der Therapieform?

Wie viele haben sich mit Suizidgedanken Hilfe gesucht und dann doch später Suizid begangen ?

Man darf in solchen Foren wie hier ja gar nicht seine persönlichen Eindrücke über Missstände während seiner Klinikaufenthalten schildern, um mitlesende Hilfesuchende nicht davon abzuhalten in die Klinik zu gehen in einer Krise.
Auf dem Land hab ich z.B. gar keine Wahlmöglichkeit bei der Klinikauswahl.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 11. Apr 2015, 20:48
von aprill
Ja, okay man darf sich und seine Krankheit auch nicht als Narbel der Welt betrachten.

Wenn wenig Geld zur Verfügung steht, muss man eben auch schaun, wie effektiv die Mittel eingesetzt werden. Was nützen jahrzehnte lange Therapien ohne Erfolg, da wird evtl. viel Therapiekapazität verschwendet.
Ein Ausbau von Gruppentherapieangeboten, würde doch, so die Therapeuten da denn dafür ausgebildet sind, und die Patienten gewillt, Kapazitäten schaffen, für Leute in der Wartezeit oder in der Abnabelungsphase, oder auch einfach eine fachliche Betreuung von Selbsthilfegruppen.
Vielleicht muss man da auch kreative Wege gehen, online-Therapie ist ja im Kommen - vielleicht bringt das was ?

Ja, kann man ewig sich drüber unterhalten, dem Patienten in der Somatik gehts auch nicht besser, der verstirbt nicht wegen Suizid, wie in der Psychatrie, weil man keine Zeit für meinetwegen Gespräche hatte, der stirbt einfach an einem Keim, weil das Personal keine Zeit zum Desinfizieren der Hände hatte oder sie sich dafür nahm.