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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 3. Apr 2013, 22:10
von anna54
Liebe krimi
wußte ich doch,dass wir Gemeinsamkeiten haben.

Ich schätze dich sehr,ich erkenne mich in dem,wie du schreibst.

Mein Sohn hat mich oft gehasst,weil ich nicht locker gelassen habe. Legastheniker sind oft hochbegabt,aber auch schwierig.
Jetzt hat er seinen Weg gemacht,wird promovieren.

Meine Tochter ist viel leichter durch die Schule gegangen,und so geht sie auch weiter.
Mütter sorgen sich immer,und dürfen immer Mütter bleiben.

Nimm dir einen Schatz mit von der Insel,ich hab ein ganzes Kästchen mit Inselschätzen.

Der Kugelschreiber steht für meine gute Zeit im Beruf,ich war immer stolz auf meine Leistungen,auch wenn es schon da Überforderungen gab.

Ich wünsche dir einen guten Abschied von der Insel,eine Insel ist immer auf Zeit,nur deshalb ist es eine besondere Zeit.

Hab eine gute Rückreise,melde dich wieder!
Alles Liebe
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 4. Apr 2013, 11:45
von anna54
Hallo ihr Lieben
wie weit kann ich gehen
wie groß können meine Schritte sein
kann ich sogar über ein Hindernis springen
wage ich zu viel?

Mir fehlt das sichere Gefühl:
so mache ich das jetzt
Ich bin mutig,wage schon wieder viel,aber es fehlt die Rückmeldung.
Früher habe ich das Blindflug genannt,einfach vertrauen---weiter,dem Ziel entgegen.

Bedenken sind oft Hemmschuhe,Zaghaftigkeit kann die Energie fressen.
Ich nehme irgendwie immer Anlauf,sonst läuft es nicht.

Mein altes,sehr altes Auto kommt keinen Berg mehr hoch,es sei denn,wir haben genügend Schwung,dann reicht es für die Auffahrt der Tiefgarage.

Bin auch schon stehen geblieben,wir haben aber Vertrauen,mein Auto und ich.

Ein lieber Nachbar hört immer auf den Motor,will sich immer um den Ölstand kümmern.
Alle wundern sich,das Auto läuft und läuft.

So sind wir uns ähnlich,wir wollen die Autobahnen nicht,können jeden mitnehmen,auch Tiere,der Kofferraum hat Platz.

Lackschäden interessieren nicht mehr,Waschanlage reicht,Tank gut gefüllt,dann geht es weiter.

Ich habe immer alte Autos gefahren,das reicht,auch second-hand -Kleidung reicht,Flohmarkt reicht,ich liebe alte Dinge.

Wegwerfen geht schnell,bewahren ist besser.

Ich halte mich fest an alten Dingen,ein altes Rezept,eine alte-riesige Suppenterrine,ein alter Schöpflöffel,meine Suppe schmeckt nicht aus Plastik.

Alles Strohhalme,alles Motivation,alles Hilfsmittel.
Altes Papier,ein guter Füller,an einem alten Tisch schreib ich Briefe.

Alte Stühle mit Gebrauchsspuren,Lieblingsstühle.
In Ehren halten,
das alte Silberbesteck der Tante.

Über die Dinge bekomme ich auch Zugang zu mir,meine Lieblingsjacke,ein schöner Schal,meine Handtasche ist ein Fundstück,das schönste, auf dem Flohmarkt,lag unter ganz viel Plunder, und doch hab ich ihren Wert sofort erkannt.

Plunder mag ich nicht,Plunder ist lieblos.

Blumen achtlos in ein Gefäß gesteckt,schlimm.
Ich kann Stunden damit verbringen,jeder Blüte ihren Platz zu suchen,einen Ehrenplatz.

Oft sagen mir andere,wie machst du das nur,ich könnte das nicht.
Es ist ein Blick dafür,
ein liebevoller Blick
so sehe ich auch die Menschen.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 4. Apr 2013, 11:52
von anna54
Nachtrag
muss heute mal sein.


Sonne pur,ein See,ein kleines Cafe,Leute massig,Kinder in Scharen,Hunde zerren an den Leinen,Oma im Rollstuhl kommt auch mit.

Am Weg,auf einer Bank sitzt eine Familie,Kinder schon älter.
Ich warte da,auf die Nachzügler vom Parkplatz.
Diese Familie beurteilt jeden,der vorbei geht,in einer fürchterlichen Art: zu dick,zu doof,zu fett-der Hund,unmöglich die Kleidung
,jeder kriegte "sein Fett" weg.

Ich warte und warte,und höre und höre---
und denke
ich werf gleich die Bank um
dann liegt ihr im Dreck
mit dem ihr auf die anderen werft.

böse Menschen
böse anna

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 5. Apr 2013, 23:31
von anna54
Hallo ihr Lieben
das war ein Tag,dabei fing alles ganz harmlos an.
Am Nachmittag noch die Blumen besorgt,dann schnell zur Krankenhauskapelle,für den Blumendienst.
Steht da eine Frau,die mir sagt,jetzt ist Gottesdienst.Also brav mitgesungen,beim Schlußsegen fällt vor mir eine alte Frau in Ohnmacht.
Also raus aus der Bank,erste Hilfe,einer rennt zum Telefon,löst Herzalarm aus.

Da wurde es voll,in der kleinen Kapelle,vier Ärzte und noch ein paar Pfleger,Aufregung bei den anderen.

Also mußte sich alles wieder beruhigen,ich hab dann irgendwann noch die Blumen versorgt.

Hat mich erinnert an alte Zeiten,wenn drei mal der Rettungswagen an einem Tag kam,das hat dann gereicht.
Über meine Ruhe hab ich mich gewundert,es war einfach alte Routine.

Morgen soll endlich wieder die Sonnen zu sehen sein,ich treffe nur noch frierende Miesepeter.

Vor zwei Jahren war Anfang April mindestens 18Grad,wir hatten ein kleines Fohlen,und sind begeistert über die Wiesen gelaufen.

Das war mein bester Frühling am Hof,jeder hat sich gefreut,ein Fohlen ist Lebensfreude pur.
Auf einigen Fotos sieht man vier Beine in der Luft,ein richtiger Spring ins Leben.

Jetzt nach zwei Jahren ist es ein Hengst mit eigenem Kopf,aber immer noch der Liebling aller.
Morgen ist wieder Turnier,das sorgt für Aufregung,Spannung und Enttäuschung,aber auch Siegerfreude.

Früher bin ich oft mitgefahren,das waren noch Zeiten,viele tolle Stunden hab ich mit meiner Tochter und den Pferden verbracht.

Die Sorgenstunden im Stall sind dann vergessen,wenn wieder die Freude am Sport überwiegt.
Irgendwie sind die Sorgen immer nah bei mir,hat das nur der Helferberuf gemacht?
Ich sehe es schneller,ich fühle es eher,ich packe auch zu.

Manchmal wundere ich mich über meinen Mut,dann ist es wieder selbstverständlich.

Die Depression hat mir das sichere Gefühl genommen,ich muss wieder neu lernen.

Von außen gesehen,scheine ich sehr stark zu wirken,ich wundere mich.
Mehr und mehr fühle ich den Zugang wieder,zu dem Mensch,der ich mal war.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 7. Apr 2013, 23:36
von anna54
Hallo ihr Lieben
Sonne,Sonne pur,
die Gärtner sagen,es soll regnen.

Heute war ich mit meinen Eltern unterwegs zu einer Familienfeier.
Mitten in die Großstadt,4.Stock,enge Wohnung.
Das war schon beschwerlich,aber sie geben sich viel Mühe,wenn die Enkelkinder einladen.

Für mich war es eine Pflichtveranstaltung,alle kamen mir viel zu nah.Gerade Ostern geschafft,schon wieder ein Geburtstag.
Es geht mir zu sehr unter die Haut,ich kann mich schlecht schützen.

Und dann ist da noch eine Hochzeit im Mai,wie soll ich mich verhalten,ich bin die Patentante.
Wo die anderen sich freuen,da bin ich überfordert. Auch muss ich für mehrere Tage anreisen.

Ich mache noch einen Versuch,eine Begleitung zu finden,sonst sage ich ab.
Immer wieder diese Zwickmühle,wie weit kann ich raus,aus meiner Trutzburg.

Meine Eltern,die früher einen Bauernhof hatten,haben später noch genau eine Kuh gehabt.
Die mußte ewig herhalten,wenn ihnen eine Einladung nicht gefiel,dann mußten sie früh nach Hause,die Kuh melken.

Wenn ich nicht selbst entscheiden kann,wann ich zurück fahre,dann fehlt mir der Mut.
Zähne zusammen beißen,hat schlimme Folgen.

Auch will ich nicht mehr gegen meine Überzeugungen handeln.
Aber es wird nicht akzeptiert,ich bin dann ein Störer.
Fluchtmöglichkeiten brauche ich.

Auch in fremden Räumen,ich plane irgendwie alles,keine Panik,der Weg nach draußen muss frei sein.

Manchmal wird mir bewußt,wie viele Einschränkungen ich habe,trotzdem finde ich mich mutig,es war alles schon viel schwerer.

Heute bei dem Geburtstag hat mir eine Frau immer wieder erzählt,wie toll sie abgenommen hat,dass sie sogar als Modell(55Jahre) gelaufen sei,weil sie doch so tolle Beine habe.

Irgendwann hat es mir gereicht,ich will mich nicht vergleichen,mit Frauen,die nicht einen Gedanken daran verschwenden,wie oberflächlich sie sind.
Der schöne Schein,der lässt sich doch immer wieder aufpolieren,und sei es mit Aktionen,die weder Alter,noch Aussehen entsprechen.

Ein heiteres Darüberstehen geht bei mir immer noch nicht,ich bin viel zu schnell verletzt,sicher auch,weil ich zu dünnhäutig bin.
Ich wünsche uns allen einen guten Wochenstart.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 8. Apr 2013, 02:19
von krimi56
Hallo anna,

vielen Dank für dein Kompliment.

Mein Schreibstil und du erkennst dich darin wieder? Dabei finde ich, dass ich eher sehr nüchtern schreibe und du sehr gefühlvoll. Für mich muss immer eine gewisse Logik vorhanden sein. Darauf wies mich meine Therapeutin hin. Aber das ist bei mir nun einmal so.

In einem anderen Forum in dem ich schreibe, lesen sich meine Beiträge oft nicht so mitfühlend, wie sie eigentlich sein sollten. Sie sind meist eher informativ, lesen sich für so manche eher kühl.

Irgendwann habe ich als Kind eine Schutzmauer um mich herum aufgebaut. Ich wollte das Gefühl, dass Krankheit emotional weh tut nicht mehr an mich heranlassen. Meine Mutter hatte ihre Krankheit dazu benutzt, uns als Kinder fast täglich ins Krankenhaus zu wünschen, ja dorthin zu zitieren. Und sie war viel und meist lange im Krankenhaus.

Andererseits hat mich diese Schutzmauer oft dazu befähigt logisch und auch konsequent zu handeln, medizinische Behandlungen für andere einzufordern, wo sich meine Familie nicht dazu imstande fühlte.

Dasselbe gilt auch für mich und meine Krankheiten.

Eine Bekannte sagte einmal zu mir, dass ich ja dann mit anderen kein Mitleid hätte, nicht mitfühlend wäre.

Mitleid und Mitgefühl sind für mich total unterschiedliche Emotionen. Das so zu sehen ist für mich wichtig. Es bewahrt mich davor zu verletzlich zu sein. Es bewahrt mich aber nicht davor, Angst zu haben.

----

In einigen deiner Beschreibungen finde ich mich wieder. Genauso könnte ich fühlen, planen, handeln.

Termine die dicht aufeinander folgen, viele Menschen, enge Räume, Lautstärke – so etwas macht mich unsicher, beklemmt mich oder nimmt mir die Luft.

Seit ich wieder Zuhause bin habe ich so viele Termine zu vereinbaren, schriftliches zu erledigen, das mir ganz schwindelig wird und ich Angst habe etwas zu übersehen, zu vergessen. 4 Wochen bin ich erst einmal noch krankgeschrieben. Darüber bin ich froh.

Anfang Mai möchte ich zum Hirntumorinfotag fahren, freue mich darauf Betroffene wiederzusehen, Neue kennenzulernen. Dann wieder, habe ich Angst zu fahren. Angst vor der Zugfahrt, das richtige Hotel oder Pension zu finden. Ein Hotel muss ich mir noch suchen und auch die richtige Zugverbindung. Und dann ist da auch die Angst vor der Menschenmenge in der Uni.

Bei solchen Menschenansammlungen genauso wie im Speisesaal der Rehaklinik muss ich so sitzen, dass ich jederzeit aus der Stuhlreihe, vom Tisch weg oder aus dem Saal kann.

Bedenken sind oft Hemmschuhe,Zaghaftigkeit kann die Energie fressen.

Ich weiß das.

Wenn ich zulasse, dass ich vielleicht nicht fahre, dann werde ich es im Nachhinein bereuen. Und dennoch bin ich hin- und hergerissen, was ich richtig mache.

Du schreibst „Mütter sorgen sich immer,und dürfen immer Mütter bleiben.“ Ich sorge mich z.Zt. um meine Tochter und auch das hemmt mich in meiner Energie, meiner Entscheidungsfreudigkeit. Die Sorge um meine Tochter macht mir mehr zu schaffen als die Sorge um meine eigene Krankheit.

Die Sonne am Sonntag hat so gut getan. Ein Spaziergang, etwas im Garten sitzen, so etwas Zuhause ankommen.

Dir und allen anderen eine gute Nacht und einen guten Wochenanfang.

krimi

Übrigens, ich habe mir Schätze von der Insel mitgenommen. Materielle sowie symbolische (mir fällt im Augenblick nicht das geeignete Wort dafür ein).

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 8. Apr 2013, 12:30
von Sternstaub
Hallo Anna,
gerade was du in diesen Beitrag schreibst ist mir wohl bekannt. Mir geht es da ähnlich wie dir. Wir empfinden uns immer als außerhalb der Norm, weil wir mit weniger Menschen, Geräuschen, weniger Gesellschaft, weniger Verwandschaft viel besser klar kommen. Manchmal denke ich, dass das eigentlich normaler ist als bei Menschen, die immer und überall von nichts genug bekommen. Nur oberflächlische Leute brauchen diese Dauerberieselung, die nicht endende Aktivität, ständig unter Menschen sein...Flucht vor sich selbst.

Ich merke, dass ich nicht bei-mir-bleiben-kann wenn ich gleichzeitig unter Menschen bin. Da werde ich ganz schnell fremdgesteuert, dann geht es mir nicht gut, ich denke von den anderen her-schiebe mich (ohne es zu wollen) in die Ecke.

Brauche danach Tage um wieder auf normalen Modus zu kommen.

Es ist immer wieder ein erneutes abwägen, Wagnis - manchmal geht es gut, ein anderes Mal nicht. Immer ist es harte Arbeit bis ich weiß was gut ist, was machbar ist, was ich mir erlauben kann ohne das es nach hinten losgeht.

Wenn man eigene Familie, Kinder und Verwandschaft hat, dann kann man sich das leider nicht immer aussuchen, was einem gut tut und was nicht. Man hat eben bestimmte Verpflichtungen. So ist das und das ist manchmal ziemlich schwer. So wurstel ich mich weiter durch das Leben, versuche das und jenes, was mir wahrscheinlich bleiben wird ist die wenige Spannkraft im Umgang mit Menschen .

Ich wünsche dir ganz viel Kraft bei allem was du tust. Deine Texte lese ich regelmäßig und sie tun mir gut. Eine gute Woche !

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 8. Apr 2013, 13:30
von SLSL
Hallo Anna,hallo an alle Mitleser!

Bin neu hier, lese aber schon längere Zeit mit und das tut mir gut.

Im Nov. 2010 kam der totale Zusammenbruch und damit auch die Diagnose:Depression.

Bin aber schon viel länger krank, habe es aber nicht wahrhaben wollen, so nach dem Motto."Du doch nicht,du kannst alles, wenn du nur willst!

Na ja, inzwischen habe ich viel gelernt, war zur Reha, habe IRENA gemacht u. nehme Medikamente und Therapie.

Schreibe heute unter "Licht u.Dunkelheit",weil mich diese Beiträge besonders ansprechen. Bin auch sehr gerne draußen
und freue mich, bald wieder im Garten arbeiten zu dürfen. Das gibt mir sehr viel.

Viele Grüße
blauregen

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 8. Apr 2013, 15:24
von anna54
Hallo ihr Lieben
willkommen im Forum Blauregen,fühl dich wohl bei uns!
Sternstau,gerade das finde ich so bedeutend,dass man Tage gebraucht,bis man wieder bei sich ist.

Das zeigt doch die Schwere der Belastung.

Liebe krimi,
schön,du hast die Rückreise geschafft,und planst schon wieder,das ist doch gut.
Ich bewundere dich,du bist so tapfer.

Weiß nicht,wo ich deine Gefühle lese,aber ich lese sie.

Konnte wieder 100mg Seroquel reduzieren,Gott sei Dank,jetzt komme ich besser in den Tag.

Habe mich auch "entfernt",von dem Gefühl gestern,ich bin weit von Frauen entfernt,die sich definieren über ihr Aussehen.

Klar,finde ich gutes Aussehen angenehm,aber es ist doch nur ein winziger Teil dessen,was einen Menschen aus macht.

Ich rede mir kein Defizit ein,ich lasse es mir auch nicht nachsagen.

Heute morgen hab ich erfahren,dass die Frau,für die ich einen Dienst im Krankenhaus übernommen habe,schon gestorben ist.

Sie ist gegangen,ganz bewußt hat sie das Ende ihrer schweren Krankheit selbst gewählt.

Das hat mich getroffen,es ist so trostlos.
Was ist eigentlich Trost?
Ich kannte das Wort für mich nicht.
Ich kenne trösten,aber niemand gibt mir Trost.

Ich tröste mich selber,doch,der Hund gibt mir Trost.

Wenn ich getröstet werde,dann muss ich die Schwere mir eingestehen,irgendwie will ich das nicht.

Ich male es etwas schöner aus,als es ist.

Schwarzmalerei mag ich nicht.
Es würde mir das Pflänzlein Hoffnung zertreten.
Jede Blume,die widrige Umstände überlebt,steht für mich für die Hoffnung,für Stark-sein,für Mut und Wagnis.

Alle sagten---das geht nicht,dann kam eine---die hat es einfach gemacht!
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 9. Apr 2013, 11:24
von anna54
Hallo ihr Lieben
da ist ein Gefühl,es ist unter Eis begraben,ich spüre nicht,weiß aber: es ist da.

Es ist stark,es hat die Erinnerung an so viel schlimme Klinikerfahrungen im Gepäck.

Unaussprechliches,
unaussprechliches Leid.

Heute kann ich mit dem Abstand von 4Jahren den Gedanken zulassen,aber was ist, wenn das Gefühl durchbricht und mich überfällt.

Abtauchen?
Ich ahne,was jemand gemeint hat:man kann sich ein Gefühl ansehen,es einordnen,ihm einen Platz geben.
Ich brauche eine ganze Halle für die schlimmen Gefühle.
Ich will das Gefühl nicht mit Wut oder Empörung erleben,das blockiert mich wieder.

Heute morgen hab ich voll verschlafen,bin wie gerädert aufgewacht,in meinem Kopf ist Krieg.
Das zerrt an den Nerven,an der Energie,an mir.

Ich fühle mich ausgeliefert,meiner Krankheit,meinen Krisen,bin nicht mehr auf der Handlungsebene.

Meine Hände werde ich jetzt beschäftigen,den Kopf ausschalten,einfach machen---nicht denken.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 10. Apr 2013, 10:40
von krimi56
Ich sitze in der Küche am Tisch und versuche meine Gedanken zu ordnen. Durch das geschlossene Fenster höre ich die Vögel draußen. Sie sind so munter und geschäftig.

Und ich? Ich bin Zuhause und es ist so still. Mein Koffer steht im Keller und wartet darauf ausgeräumt zu werden. Etwas habe ich ja schon heraus genommen. Ein Bild, das ich in der Klinik gemalt habe. Ich habe es Gestern meiner Tochter geschenkt. Es ist ein farbenfrohes Bild.

Wir beide haben gestern einen wunderschönen Tag zusammen verbracht. Mit dem Bus in die City, ein Frühstück in einem angesagten Café und dann etwas shoppen. Wir haben uns beide etwas Garderobe zugelegt, die den Frühling locken soll. Zumindest soll sie uns durch die frischen Farben schon etwas Frühlingslaune geben.

Als die Fußgängerzone immer voller wurde, sind wir noch zu einem großen Möbelhaus gelaufen, haben dort zu Mittag gegessen und anschließend durch die Ausstellung gegangen, haben viel Probeliegen oder – sitzen gemacht und Spaß dabei gehabt.

Es war so schön auf einander einzugehen, achtzugeben und die Zeit zum Reden zu nutzen.

---

In der Klinik war ich so motiviert zum HT-Tag nach Frankfurt zu fahren. Und jetzt? Jetzt hänge ich durch. Ich habe Angst, dass mir alles zuviel wird. Die Bahnfahrt, allein in einer Pension, die vielen Menschen in der Uni an dem Infotag. Vielleicht noch das organisierte Abendessen der Hirntumorhilfe. Und dann wieder allein in die Pension. Nächsten Tag wieder nach Hause.
Mein Kopf und meine Psyche schreien – S T R E S S!
Frankfurt, diese große Stadt macht mir Angst. In Berlin hatte ich es zwar auch geschafft. Aber die Tage nach dem Infotag, abends und morgens allein in dem Hostel, die hängen mir noch nach.

Und am Montag direkt nach dem Infotag – vielleicht muss ich dann wieder arbeiten, meine Gedanken und Aufmerksamkeit wieder in die Bahnen des beruflichen Alltags lenken.

---

Ein neuer Blick aus dem Fenster. Draußen ist es so still geworden. Warum höre ich die Vögel nicht mehr? Wo sind sie?
Es nieselt. Der Wetterbericht bewahrheitet sich mal wieder. Ich werde aber trotzdem rausgehen. Menschen sehen.

Eine Karte für meine Freundin kaufen. Sie wurde an der Bandscheibe operiert und fährt nächste Woche zur Reha. Ich schicke ihr etwas Taschengeld für Kaffee oder Tee oder Eis. Für was auch immer.

Sie macht ihre Reha zwar nicht weit von mir, aber ich werde sie nicht besuchen fahren. Schon mehr als ein Jahr haben wir uns nicht mehr gesehen oder gesprochen. Kontakt nur per SMS, immer von meiner Seite aus und ganz kurze Antworten von ihr. Einladungen uns zu besuchen, lange vor ihrer OP wurden abgelehnt mit dem Satz „Besuchen geht noch nicht“.

So etwas macht mich sehr traurig. Waren wir doch sonst immer für einander da. Ich weiß nicht, was da bei ihr, zwischen uns passiert ist.

Nun gehe ich aber raus, sonst fließen noch Tränen.

Ich wünsche euch einen guten Tag, soweit es geht.

krimi

@anna

8.4.2013
Ich male es etwas schöner aus,als es ist.

Schwarzmalerei mag ich nicht.
Es würde mir das Pflänzlein Hoffnung zertreten.

Das ist genau mein Gefühl. Ich gebe meist nie zu wie es mir wirklich geht.
Mein Mann sagte kürzlich zu mir: „Du siehst zu gut, zu gesund aus. Da glaubt dir niemand, dass du so krank bist.“
Darüber haben wir in der Klinik auch oft gesprochen.

Ich will meinen Gesundheitszustand nicht zu schwarz machen. Er ist mehr grau. Aber auch das gebe ich anderen gegenüber meist nicht zu.

9.4.2013
Ich fühle mich ausgeliefert,meiner Krankheit,meinen Krisen,bin nicht mehr auf der Handlungsebene.

Dieses Gefühl blockiert mich oft. Es hält mich fest und hindert mich oft daran Tätigkeiten, die ich mir für Zuhause fest vorgenommen habe, auch wirklich umzusetzen.
Ein sehr bescheidenes Gefühl.

Da bewundere ich dich oft anna, wenn ich lese was du alles schaffst.

Viele Grüße

krimi

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 10. Apr 2013, 11:42
von anna54
Hallo ihr Lieben
liebe krimi
ist das so ein Tag zum Luft holen,so ein Tag,an dem nichts geht,außer inne halten.

Früher hab ich diese Tage gehaßt,ich hatte kein Gefühl dafür,was ist,wenn ich ausharren muß.

Zwischen allem, was ich tue,brauche ich diese Tage,nur scheinbar sind sie trist.

Ein neuer Anlauf für diese Tagung,lass noch Zeit vergehen,wenn es geht,gerade bist du erst zurück,ankommen---ankommen,nicht schon wieder im Kopf auf Reisen gehen.

Deine Tochter und du----das ist doch ein Gewinn,schöne Stunden,halt dich dran fest!!!

Wenn ich mir eingestehe,wie schlecht es mir geht und ging,dann versinke ich.

Ich will lernen,nicht mehr so tief zu fallen,ich will den Abgrund früher erkennen,ich will mich anstrengen,ich will gut aussehen,ich will nicht vor mir erschrecken.

Ich kenne die Spiegelbilder,wenn das Gesicht eingefroren ist.

Man muß die Krankheit nicht sehen,man muss nicht klagen um beachtet zu werden.

Wir wissen,wer uns versteht.

Du gehst einen schweren Weg,ich hab keinen HT,daher bin ich längst nicht so belastet.

Also bewundere dich!!! und nicht mich!!!

Aber alles ist nicht ein Maßstab,im hier und jetzt die Last tragen können,das ist wichtig.

Und da gibt es Tage,da kann ich nur alles loslassen,wenn der Tag vergangen ist,spüre ich wieder den Anfang,den Anfang einer Kette.

Gestern und heute hab ich keinen Krankenhausdienst machen können,schlechtes Gewissen,alte Muster, nein---
ich brauche leere Zeiten
ich komme wieder
ich fordere mich selbst schon genug.

Früher war da immer die Angst,ich verliere den Anschluß,ich verliere die Freundschaften.

Jetzt knüpfe ich einfach an,es ist anders,aber ich bin auch anders.

Wie lieb von dir,an eine Freundin zu denken,obwohl der Kontakt weniger geworden ist,auf dich ist Verlass,mach es nicht kleiner,alles wird werden--- zu seiner Zeit.

Wenn mein Gefühl von Defizit zu groß wird,wende ich das Blatt,mal auch mit Hilfe von Bildern,dann steht dort ganz viel Erreichtes,dieses Trotzdem---das ich immer wieder wage.

Ich schicke dir Kirschbaumblüten
für die Seele
von Herzen
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 11. Apr 2013, 11:19
von anna54
Hallo ihr Lieben
mutig sein

gestern war ein Tag,wo ich mich selbst gelobt habe.
Ich bin doch noch zum Krankenhaus,hab die Besuche gemacht---und es war richtig.

Zwei besondere Begegnungen,ein Sterbezimmer,dann Blumen in Fülle für die Kapelle.
Diese Kapelle hat etwas Heimeliges,Ruhe,Licht und Andacht.
Am Abend war ich erschlagen,aber es war der richtige Weg,mutig sich den Hürden stellen.

Manchmal ist Rückzug angesagt,manchmal hilft die Flucht nach vorn,aber immer erfordert es Mut.

Durch Ausprobieren werde ich sicherer,bekomme Zugang zu dem Gefühl,das sich erst nur wie Verunsicherung breit macht.

Auch heute ein Tag zum innehalten,zum auftanken,der Regen ist die Nahrung,nichts ist trist.
Gestern Abend hab ich grüne Zweige entdeckt,am Waldrand. Mein Hund schnüffelt,ich schaue,ich suche jeden Halm.

Noch nie hat der Frühling so lange geschlafen.

Ausruhen nach Belastung,das hab ich inzwischen verinnerlicht,planen und auch absagen übe ich noch.
Fernziele frühzeitig absagen,das kann ich noch nicht.
Ich fühle mich noch zu sehr verpflichtet.
Am Wochenende besuche ich meine Schwester,sie hatte die 4.schwere Psychose.

Wir fahren zu zweit,und trotzdem wird es schwer.
Mein Herz will die Schwester sehen,daher mal einen mutigen Schritt.

Zwischen den Stühlen,das zieht mich runter,wenn ich klar entscheide,dann hab ich Energie,diese Zwischentöne machen es mir schwer.

Ein Übungsfeld,mein Ehrenamt,freiwillig geben und wieder gehen können.
Das ist mein Weg.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 11. Apr 2013, 12:58
von elas
Guten Tag liebe Anna,

Du schreibst
>Ausruhen nach Belastung,das hab ich inzwischen verinnerlicht,planen und auch absagen übe ich noch.Fernziele frühzeitig absagen,das kann ich noch nicht. Ich fühle mich noch zu sehr verpflichtet.<

Was Du beschreibst sind die wichtigen Ziele, das was ein Depressiver Mensch lernen muss.
Sich nicht alle Belastungen der Welt auf die Schultern zu laden, und zu meinen, man,frau müsse nun das alles tun, sich verpflichtet fühlen.
Auf sich selber achten ist das Credo, eigene Grenzen und Erschöpfungen wahrnehmen und danach handeln.
Selbst wenn die Grenzen eng erscheinen.
Nur so kanns gehen.

Und sei beruhigt auch ich übe täglich
im Erkennen, was mir guttut, was nicht, was geht, was nicht.
Jetzt in meinem aktuellen Trauerfall sind die Grenzen wieder enger geworden.
Ich ärgere mich kaum drüber.
Und die Termine, die ich deswegen absage, dies erkläre ich einigermaßen authentisch, und niemand reißt mir den Kopf ab oder kündigt mir die Freundschaft.-bisher.

Du schreibst
>Am Wochenende besuche ich meine Schwester,sie hatte die 4.schwere Psychose.<

Mein Mitgefühl für Dich und auch Deine Schwester. Das ist schwer, eine schwere Situation.
Auch hier will ich Dich bitten, gut auf Dich achtzugeben.
Auch hier dürftest Du ein Wochenende verschieben, sodenn Du zu sehr ausgelaugt bist.
Auch wenn es für Deine Schwester sehr wichtig wäre.
Auch Gutmenschen wie Du brauchen Erholungspausen.

Herzlich
Selas

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 11. Apr 2013, 13:07
von anna54
Liebe Selas
du hast recht,
wir haben Grenzen,und wir müssen das lernen.
Meine Schwester kann ich nur besuchen,wenn jemand aus der Familie mit fährt.

Das ist schon Selbstfürsorge.
Ich besuche sie trotzdem,da sie mir sehr am Herzen liegt.
Auch kenne ich ihr Krankheitsbild schon so lange,dass ich es wagen kann.

Hinterher brauche ich Tage um das zu verarbeiten,aber es hilft nichts,wir haben alle ein Sorgenpaket in der Familie,und so können wir uns auch gegenseitig stützen.

Liebe Grüße
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 11. Apr 2013, 13:19
von elas
Liebe Anna,

Du schreibst
>Das ist schon Selbstfürsorge.<
weil jemand aus der Familie mitfährt.

Das schätze ich auch so ein. Manchmal tut es so gut jemanden bei sich zu haben, der etwas Schweres mitträgt.

Ja, und Du hast auch Recht, wir alle haben "Sehr Schweres" in unseren Familien zu tragen.
Ausweichen lässt es sich nicht, so geht es mir mit meiner dementen und psychotischen 92jährigen Mutter auch .
Einen Umgang finden, und aber auch immer wieder den nötigen Abstand zu finden, danach, nach solchen Treffen, um aufzutanken, zu verarbeiten.

Alles Gute für Dein Vorhaben dieses Wochenende.

Selas

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 12. Apr 2013, 10:37
von anna54
Hallo ihr Lieben
danke liebe Selas für deine Antwort.

Durchhalten muss auch sein.
Durststrecken kommen immer wieder.
Ich muss die Zeit gut planen,Tage zum Ausatmen haben,dann auch absagen können.

Wenn ich meine Schwester besuche,besuche ich auch die Psychiatrie,da kommen alte,eigene Geschichten wieder.
Aber ich bin nicht allein damit,ich kann das dann besprechen,auf dem Heimweg,weil ich eine liebe Schwester habe,die mich dann trägt.

So hat alles zwei Seiten,ich gehe wieder aus dem häuslichen Schutz raus,bin mir aber bewußt,dass das schwer ist.

Aber,wer wagt gewinnt,wenn ich das nicht machen würde,säße ich immer noch mit den "Jammernden" zusammen.
Leider muss ich sie "Jammernde" nennen.das waren einige Frauen aus der Klinik,die sich unbedingt immer wieder treffen wollten.

Irgendwann hab ich das nicht mehr ausgehalten,ich mußte da weg.
Dann den Weg suchen,was will ich,was kann ich.
Ich war Jahre "weg vom Fenster",da mußte jeder Schritt gewagt werden.

Aber ich habe es gemacht,ich habe mich auf mich verlassen,und nicht auf die ewigen Mahner,die in jedem Moment einen Rückfall sahen.
Gestern wieder so ein Moment in der Therapie,die eh beendet werden muss,(habe ich dann auf der Treppe erfahren).

Ich weiß was ich tue,ich kenne meine Quelle und gehe dort immer wieder hin.
Wasser kann gefährlich sein,ich schwimme schlecht,aber ich suche mir gute Felsen,die mich tragen.

So einen Ort habe ich sogar gefunden,ein Fluß in der Nähe,sehr starke Strömung,aber einen Ort mit so viel Steinen,dass man fast mitten ins Wasser gehen kann.
Sicherheit,Innehalten,kritisch sein,ehrlich sein,das mache ich schon.

Aber mutig sein,dass ist meine Quelle.
Auch wütend sein,ist eine Quelle.
Wenn ich etwas nicht aushalte,dann suche ich ein Ventil,ich suche den Grund für die Wut,dann kann ich damit umgehen.

Ausgeliefert sein,der Depression,den Behandlungen,die mir nicht entsprachen,den schnellen Schubladen,den mächtigen Psychiatrieverblendeten,den Blinden,die keine Ahnung haben,was einen Menschen ausmacht.

Meine Bekannte hat aufgegeben,meine beste Freundin auch,zwei Fälle neben mir.

Mit mir nicht---mit mir nicht.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 13. Apr 2013, 09:18
von anna54
Hallo ihr Lieben
mutig sein

mutig sein hilft
mutig sein ----sich vertrauen (können)

das ist das Geheimnis,welches einem die Depression raubt.
Aber ich hole es mir zurück.
Weil es für mich richtig ist.
Ich gehe in die Angst,in das beklemmende Gefühl---ich gehe befreit wieder raus.

Die Versicherung,das es richtig ist habe ich nicht,ich spüre das gute Gefühl erst nachher.

Das gibt Vertrauen für den nächsten Versuch.
Ich vertraue mir,dass es wieder so wird.

Lange Zeit habe ich es Blindflug genannt,es war eine sehr lange Zeit.
Ich wußte,ich muss auf die andere Seite der Brücke,egal wie.

Jetzt erkenne ich in dem Nebel einige vertraute Stützpunkte,um so häufiger ich den Weg wage,um so mehr erkenne ich.
Ich treffe Weggefährten,die freundlich grüßen.
Die sind wichtig,sie geben mir Mut,ob sie ahnen,wie unsicher ich noch bin.
Sie schenken mir ein Lächeln,wo ich fast versunken wäre,vor Angst.

Immer wieder die Schritte gehen,Tiere haben Trampelpfade.
Du mußt gehen
Ich kann,weil ich will---was ich muß.

Gleich fahre ich zu meiner Schwester,das ist der größte Schritt,aber ich liebe sie so sehr.
Danach muss ich mich verkriechen,in meine sichere Höhle,Schutz erfahren,Ruhe finden,Kraft und Zuversicht tanken.

Wenn ich das weiß,dann kann ich mutig sein,ich gehe ja zurück,in meinen Schonraum.

Gelernt hab ich das in Jahren,nicht in Monaten,nicht in Tagen,immer wieder ausprobiert,auf die Nase gefallen---aufstehen geübt.

Das Ziel gut wählen,wo ist die größte Motivation,wie sichere ich den Rückzug,gibt es Weggefährten,dann kann ich mutig sein.

anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 13. Apr 2013, 09:25
von anna54
ein Nachtrag

das Krankenhaus ist mein Ziel für das Ehrenamt

ich habe eine Beklemmung,wenn ich es sehe,erinnere,wie oft war ich da Notfall,wer erkennt mich?

Ich will das Ehrenamt,es ist eine Quelle,es ist die Ernte eines langen Berufslebens.

Ich übe die Wege,die Flure,die Türen,die Kontakte dort.

Die Kapelle ist mein Ziel,ich habe da eine Aufgabe,aber es ist mein "Übungsfeld".
Mit jedem mal werden die Schritte lauter,ich schleiche nicht mehr,ich schaue den Menschen ins Gesicht,kann freundlich grüßen.

üben-alles üben.

Inzwischen trage ich manchmal meine Klapperschuhe,ich kleide mich mutig---gehe erhobenen Hauptes---meiner Wege.

anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 14. Apr 2013, 12:30
von anna54
Hallo ihr Lieben

Nachhall

gestern haben wir den Besuch gut geschafft.
Der Beginn war wunderbar,durch Regen hingefahren,beim Ankommen---Sonne pur.

Wir haben gekocht,gut gegessen und wir haben viel geredet.
Den Einkauf auch zu Fuß.

Dann am Nachmittag,als die Sonne wunderbar lockte,sind wir in den angrenzenden Park.
Von weitem hörte man Lautsprecher-Sport.

Plötzlich bekam meiner Schwester die volle Wucht einer Panik.
Sie hört immer noch Stimmen,aus allen Geräuschen.
Das ist schlimm--und bitter für sie,da sie so gern draußen ist.
Jede Vogelstimme ist eine Bedrohung.

So war der Nachmittag bitter,sie hat viel geweint,ihre Psychose ist gnadenlos.

Mir ist es sehr schwer gefallen,mich zu verabschieden.

Gut,dass ich heute Ruhe habe,ich gehe zurück aus der Betroffenheit,sorge für mich.

Heute soll es viel Sonne geben,hier noch nicht.
Aber es ist ein Langsamtag,ich belohne mich für gestern,gleich fängt ein Frauenflohmarkt an.
Ich fahre hin,für mich allein.

Bei allen Belastungen,spüren,wo bin ich,wie geht es mir,wann gehe ich zurück,in meinen Schonraum.

Die nächste Woche hat ihre eigenen Schwerpunkte,jetzt ist Sonntag,früher der schlimmste Tag,jetzt mein Tag.

Ich gestalte ihn,ich übernehme die Regie,warte auf niemanden,gehe selbst meiner Wege.

Erst gar nicht in das Defizit kommen,wer sich um mich kümmern sollte,das kann ich inzwischen selbst.

Die rabenschwarzen Tage,die muß ich noch besser sichern. Das hoffe ich noch, in den letzten Therapiestunden, zu schaffen.

Es gibt grau in grau
es gibt Nebel
es gibt schwarz sehen
es gibt rabenschwarz das ist gefährlich.

Dann kann ich nicht mehr gestalten,bin erfroren.

An einem Ende die Freude,am anderen Ende der Abgrund.
Ich gehe wie auf dem Hochseil,das Seil ist schmal,der Stab in meiner Hand---gesichert,
ich gehe zu meinen Zielen,bin mutig,sonst komme ich nicht weiter.

Die Medikamente sind das Rettungsseil,aber gehen muß ich.

Es gibt kein Land der Glücklichen,ich finde es nur in mir selbst,wenn ich andere Gesichter erkenne.

Meine Schwester hat auch mein Potential,sie ist eine Künstlerin,sie malt,sie spielt.

Wir erkennen die gleichen Spuren,in unseren Herzen.Ich bin so viel älter,hab sie fast groß gezogen.
Am liebsten hätte ich sie in meiner Nähe,aber sie hat ihren Lebensraum,ihr Leben---ich kann sie besuchen---mehr nicht.

anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 14. Apr 2013, 12:48
von SLSL
Hallo Anna,

Dein Beitrag hat mich gerade sehr berührt.
Wie schön, so eine Schwester zu haben "mit den gleihen Spuren im Herzen".

Das hat jetzt gerade etwas angestoßen, muß drüber nachdenken.

Liebe Grüße
blauregen

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 15. Apr 2013, 14:44
von anna54
Hallo ihr Lieben

danke Blauregen für die lieben Grüße

heute morgen hab ich per Wecker mich aus dem Bett geschmissen.
Ein Termin mit meiner Mutter,große Aktion,Optiker und Kleidung kaufen.

Doch es hat sich gelohnt,selten hab ich mit ihr so einen guten Termin gehabt.
Eine Spezialbrille hilft deutlich,sie war ganz erleichtert und froh,dass sie wieder Farben erkennen kann.

Oft ist sie nörgelig und ungerecht,will,dass alles sich um sie dreht.
Jetzt haben wir einen Schritt zur Verbesserung geschafft---und ich bin geschafft.

Alte Eltern sind anstrengend,aber das werde ich sicher auch mal sein.

Das warme Wetter scheint alle zu beflügeln,ganz viele lachende Gesichter,mein Vater will heute noch Kartoffeln pflanzen.

Ich werde heute noch meinen Sonnensitz nach draußen hängen,eine Sitzhängematte.

Es war vor Jahren,das erste Erlebnis,dass etwas mich trägt.
Ich war erschrocken, wie verkrampft und erstarrt ich war. Manchmal brauche ich eine Stunde,bis mein Körper los lässt.

Ich habe hundert Baustellen,könnte viel mehr Therapien machen,aber es geht nur nach und nach.
Das Fahrrad ist wichtig,draußen sein,Natur bestaunen,meinen Haushalt erledigen.

In einem Probekurs war ich nicht in der Lage,zu entspannen,je mehr ich Entspannung suche,um so mehr macht es Druck.
Wie geht Wohlfühlen???
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 15. Apr 2013, 23:20
von krimi56
Hallo ihr Lieben,
hallo anna,

deine Beiträge über deinen Besuch und das Erlebnis bei deiner Schwester haben mich sehr berührt.

Ich habe einen Bruder, keine Schwester. Wir verstehen uns seit unserer Kinderzeit sehr gut. Das ist etwas, was nicht selbstverständlich ist. Und darüber bin ich sehr glücklich.

Eine Schwester hätte ich trotzdem gern gehabt. Zweimal hatte ich das Glück Freundinnen zu haben, mit denen ich eine Verbindung haben durfte wie mit einer Schwester. Leider hat die eine Freundin ihre Freundschaft mit mir vor einigen Jahren gelöst.

Mit der anderen Freundin bin ich durch dick und dünn gegangen. Sie war krank und ist es auch noch. Dann wurde ich krank und sie begann sich zurückzuziehen. Wollte/will mich nicht mit ihren Problemen belasten. Das trifft mich sehr. Ich kann trotz eigener Krankheit immer noch für sie da sein. Vielleicht nicht so oft persönlich, wegen des Autofahrverbotes, aber es gibt ja auch noch das Telefon.
Ich arbeite daran ihr wieder näher zu kommen. Wie eine Schwester, wie du anna, möchte ich trotz schwieriger Umstände zeigen, du kannst dich auf mich verlassen.
Das zeigst du deiner Schwester auf liebevolle Weise.

Heute habe ich den Sonnenschein genutzt und mit der Unterstützung meines Mannes im Garten gearbeitet. Richtig gelesen, mein Mann hat mich unterstützt nicht ich ihn. Meine Erkenntnis? Ich brauche mehr Ruhephasen. Mehrere Stunden am Stück körperlich durcharbeiten – nichts mehr für mich. Eine bittere Erkenntnis – ich kann mich nicht mehr über längere Zeit konzentrieren und dazu kommt jetzt noch, dass auch die körperlichen Kräfte nicht mehr für längere Zeit reichen.

Einen Schonraum für mich schaffen – den habe ich nicht räumlich. Sondern nur, wenn meine Familie nicht zu Hause ist. Ich arbeite daran mir einen Schonraum zu schaffen, auch wenn die Familie Zuhause ist, indem sie akzeptieren lernt Ruhe zu halten, damit ich mich entspannen oder auch schlafen kann, ohne dass ich in einen anderen Raum gehen muss.
Im Sommer, wenn es denn ein Sommer ist, gelingt mir das mit dem Schonraum besser, indem ich mich in den Garten verziehen kann.
Dort haben wir uns verschiedene Räume geschaffen, ganz nach Bedarf.

Ich freue mich auf morgen. Meine Tochter kommt. Wir gehen erst zusammen einkaufen, um anschließend gemeinsam zu kochen.
Vor zwei Jahren um diese Zeit war meine Tochter gerade aus einer Klinik entlassen worden, in der sie fast 9 Wochen wegen eines Zwangverhaltens und daraus resultierender Depression war. Ich konnte damals nicht für sie da sein, da ich selbst erst in der Uniklinik und anschließend 6 Wochen in der Reha war.
So nutzen wir seitdem die Zeit für einander dazusein. Und seit der Zeit hat es uns sehr nahe gebracht.
Meine Krankschreibung hat so auch etwas Positives – ich habe Zeit für sie.
Wir reden viel. Und ich erfahre immer noch wie es um sie bestellt ist. Erzähle aber auch wie es mir geht.
Ich genieße es.

Allen und dir anna, eine gute Nacht und einen schönen neuen Tag.

krimi

@ anna

Hast du deinen Sonnensitz nach draußen gehängt und ihn auch genossen? Ich kann meine Wohlfühloase, meine Hängematte nicht mehr genießen. Leider. Ich werde mir eine neue Wohlfühloase schaffen. Eine die nicht schaukelt und so meinen Kopf in Ruhe lässt.

„Wie geht Wohlfühlen?“ – anna, das ist eine gute Frage.

In der AHB auf Föhr hatte ich u.a. als Therapie Progressive Muskelentspannung. Dort wollte ich lernen, wie ich mich bei Stress trotzdem entspannen kann. Techniken, die ich auch in der Schule zwischendurch anwenden kann.
Ich habe auch einige Techniken gelernt, leider aber auch eine Aura bekommen. Das hat mich durcheinander gebracht.

So frage ich mich „Wie geht Wohlfühlen?“

Ich bin auf eine Antwort gespannt.

krimi

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 16. Apr 2013, 17:04
von anna54
Hallo ihr Lieben
liebe krimi
wie schön, von dir zu lesen.

Einen Raum für mich,das ist ein Thema,mein großes Thema.

Unser Haus ist groß genug,ich hab mir schon lange einen Raum,der in der Garten geht "geschnappt".
Aber meine Lieben "besetzen" ihn einfach wieder für sich. Erst werden Papiere abgeladen,dann mal einen Ordner,dann eine ganze Kiste Ordner---!?

Inzwischen ist der Raum wieder Büro für alle.

Trotzdem hab ich mir wieder oben ein eigenes Zimmer,auch Schlafzimmer eingerichtet.

Ruhe und in Ruhe gelassen werden,das muss man einfordern!!!
Meine Leute können auch nach 22Uhr noch lautstarke Diskussionen führen,wenn es mich stört,dann sage ich das,auch sehr bestimmt.

Die meiste Zeit hab ich das Zuhause mit Hund für mich,abends mach ich Kompromisse.

Wir ziehen ja irgendwann um,auf den Hof,also noch immer Baustelle.
Dort habe ich einen großen Raum,ganz klar für mich bestimmt.
Je klarer ich das fordere,um so weniger Ärger.

Ein Psychologe hat mir zu Beginn der Depression geraten,was er allen Frauen rät,ein eigenes Zimmer,nicht nur den Küchentisch--- ein Frauenzimmer.

Eine gute Stube,sag ich auch,ein Zimmer für meine Dinge,ich sammle ja schon ewig auf Flohmärkten.

Ich gehe gut mit mir um,das zeigt sich auch,ich bin es mir wert,dass man auch Rücksicht nimmt.

Wie schön,du hast eine Tochter,ich hab beides,aber die Tochter wird immer wichtiger.

Wir werden dann in einem Haushalt leben,wir haben ähnliche Ziele,ähnliche Meinungen.

Das hat sich in den Jahren so gefügt,dass der Hof unser Ziel ist,lange hab ich geglaubt,sie ist auch Rücksicht auf mich so "anhänglich".

Mein Hängesitz ist draußen,auch schon ausprobiert,gutes Gefühl!!!

Jetzt kann ich wieder lesen üben,mit Buch und weichen Kissen ---Zeit vergessen.
Das gelingt nur in der Hängematte,sie entspannt mich.

Alle anderen Techniken versagen bei mir---Ruhe ist fast bedrohlich.

Ich wünsche dir einen Wohlfühlort,such dir einen schönen Sessel,oder eine Liege,mach es dir richtig schön!!!
Du bist es wert,dass du dich wohlfühst.

Also Wohlfühlen geht über,es sich wert sein.
sich wichtig nehmen.

Liebe Gartengrüße
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 17. Apr 2013, 11:29
von anna54
Hallo ihr Lieben
es ist jetzt Frühling,und sonst nichts!!!

Gestern hatte ich wieder besondere Erlebnisse im Krankenhaus.
Ich will sie hier nicht schildern,aber doch,wie gut es mir damit geht.

Zunächst habe ich mich "verlaufen",das Haus hat tausend Wege und Winkel,immer wieder Anbauten.
Dann gibt es zwei Stationen,die sind genau gleich. Ich war schon eine Stunde da,war im Gespräch,suchte irgendwann einen Rollstuhl.

Als ich mir die Gesichter im Schwesternzimmer ansehe,stelle ich fest,ich kenne niemanden.

Wo bin ich eigentlich???

Ich war genau ein Stockwerk tiefer!!!

Oh,man hatte mir die Patientenliste gegeben,ich war nicht aufgefallen.

Aber egal,da wo ich war blieb ich erst mal,hab mich dann "oben" bald sehen lassen,kam ja eine Stunde später.

Irgendwie konnte ich über mich lachen.
Das hat gut getan,ich hab es einfach geschehen lassen.
Die Gespräche waren gut,egal wo.

Meine Schwachstelle ist noch Konzentration,ich schaffe mir Hilfsmittel,gehe gnädig mit mir um.

Am Nachmittag habe ich Gartenstühle besorgt,dann noch einen Tisch für die Pflanzen.Ich fange an zu gärtnern,immer wieder,suche in jedem Topf den Beginn des Wachsens.

Mein Sommerkleid hab ich im dem Wust von Sommersachen gefunden,jetzt noch die Schuhe,die Roten mit Absatz.

Jedes Gefühl auskosten,bis die Wärme wieder zu viel wird,dann wird es arg.

Mein Körper hat viele Spuren durch die Neuroleptika,aber ich gehe trotzdem gut mit mir um.

Was ich nicht ändern kann,das gestalte ich.
Jeden Tag
anna54