Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Jessi1980
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo Antiope,

danke für den kurzen Einblick in Dein Leben
, der mich doch weiterhin ermutigt, auch während dieser Depri-Phasen nicht aufzugeben.

Ich bin heute aufgewacht und denke, dass es einen Versuch wert ist, etwas Neues zu wagen und auszuprobieren, auch für den Fall, dass es schief gehen könnte...nur könnte. Aber warum sollte es eigentlich schief gehen?

Ich male mir dann natürlich Horrorszenarien aus: Der totale Absturz, nie wieder einen guten Job zu finden, kein Geld zu verdienen, Arbeitslosigkeit, dazu noch Krankheit usw. Obwohl ich doch seit 10 Jahren in einem festen Arbeitsverhältnis stehe und es sich sicherlich auch gut im Lebenslauf macht, ein Studium angefangen- und natürlich auch durchgezogen zu haben. Und selbst wenn es nicht klappen sollte und ich es abbrechen würde, fände ich doch einen neuen Job bei einer anderen Firma/ Bank o.ä. Dann wäre ein solches Studium eben eine Fehlentscheidung gewesen...

So sehe ich das ganz sachlich und klar, aber manchmal auch wieder nicht. Es ist so, als wäre ich nicht alleine in mir, als würde ständig jemand dazwischen funken und mir alle Illusionen eines zufriedeneren und glücklicheren Lebens zunichte machen.

Manchmal glaube ich, es sei mir nicht gegönnt, glücklich zu sein.

Als ich noch zuhause lebte, eingesperrt in diesem Gefängnis, konnte ich die Freiheit fühlen, sobald ich dort mal ausgebrochen bin. Da habe ich das Glück und die Zufriedenheit, das Leben gespürt. Jetzt spüre ich gar nichts mehr, zumindest nichts positives und belebendes. Nur wenn ich bei meinem Thera sitze, dann fühle ich mich frei, kann denken, fühlen und aussprechen, was ich will. Dann scheinen sich alle inneren Hürden in Luft aufzulösen. Bin ich dann aber wieder zuhause, zerplatzen meine Träume, Sehnsüchte und Hoffnungen wie eine Seifenblase. Ich glaube, mir fehlt einfach das Vertrauen in andere aber ganz besonders in mich selbst.

Mit den "anderen Begleiterscheinungen" in meinem letzten Posting meine ich die tiefe Problematik mit meiner Mutter, mich von ihr zu lösen, diesen inneren Druck, die Spannungsgefühle, dieses Hin und Her, diese von einer Sekunde auf die andere schwankenden Stimmungen, die Zweifel und Schuldgefühle, die dann wieder in Klarsicht wechseln, so als sei nichts los. Dieser Wechsel zwischen Kind und Erwachsenem, der sich so schnell vollzieht, dass mir das manchmal gar nicht bewusst ist.
Clown
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Clown »

Jessi, ...

>Ich male mir dann natürlich Horrorszenarien aus:
Was bringt dir das? Was ist dein Gewinn, das zu tun?

Du entscheidest, was du denkst, niemand sonst! Niemand zwingt dich, solche negativen Gedanken zu haben.

Grüße,

Clown
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Eckhart Tolle
Jessi1980
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Guten Morgen elas,

es tut gut, was Du schreibst. Ich habe manchmal die Erwartungshaltung an mich, dass meine Probleme mit meiner Mutter SOFORT und ganz SCHNELL bewältigt werden müssen, berücksichtige dabei aber gar nicht, dass dies ein jahrelanger Prozess sein kann und setze mich dadurch wieder unter Druck.

Und auch diese "Schwarzmalerei" ist so eine Baustelle von mir. Früher habe ich alles Negative durch positives Denken überspielt und untergraben. Ich war kein Schwarzmaler, sondern habe an allem immer etwas Gutes gefunden, leider auch an vielen negativen Dingen, wie z.B. negative charakteristische Merkmale, wie ein hässliches, abwertendes Verhalten anderer Personen im Hinblick auf mich. Ich habe alles entschuldigt und mir und meinem Verhalten in dem Moment die "Schuld" am Verhalten des anderen gegeben, so wie ich es sicherlich als Kind schon getan habe. Nur war es damals überlebensnotwendig.

Mir erscheint manchmal ein einziges Problem wie ein riesiger Berg, der nicht zu bewältigen ist. Kommen da noch private oder berufliche Faktoren zu, bin ich wie erschlagen und verliere die klaren Sichtweise auf die Dinge, sie entgleitet mir.

Danke fürs Däumchendrücken

--------------------------

Guten Morgen Clown,

wo Du Recht hast, hast Du Recht! Einen Sinn gibt es nicht. Ich versuche täglich dagegen anzukämpfen. Manchmal lasse ich mich von diesen Gefühlen herunterdrücken, obwohl ich es gar nicht will...und frage mich am nächsten Tag, was denn eigentlich los war.

Vielleicht sollte ich mir Deine Fragen in der entsprechenden Situation stellen...
Rabella
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Rabella »

Hallo ihr,

auch mir geht es häufig so, dass ich alles schwarzmale. Leider ist das auch eine Erfahrung in meinem Leben, denn immer wenn ich "glücklich und zufrieden" war, dann passierte wieder etwas negatives. So habe ich mit der Zeit aufgehört positiv zu denken oder was positives in Situationen zu suchen. Und genau diese Anspruchshaltung, es passiert eh was negatives, habe ich mir verinnerlicht und versuche nun dagegen anzugehen.
Zumal im Rückblick sich das meiste als Positives herausgestellt hat. Nur leider sehe ich das nicht wirklich so.

Chris, vielen Dank für den Buchtipp. Ich habe mir gestern das Buch geholt "Endlich frei" und es ist "wahnsinn" wie ich mich darin wiedererkenne. Und etwas gutes konnte ich schon mitnehmen, die Müdigkeit anzuerkennen und die Gefühle, die ich habe zu akzeptieren (gestern abend das Kuscheln mit meinem Freund) und sie mir nicht durch negative Gedanken wieder kaputt zu machen.

Ich finde es super, wie du dir Gedanken für deine Zukunft machst und dich nicht entmutigen lässt. Ich denke auch, dass es etwas bringt, sich weiterzuentwickeln. Auch ich überlege schon, wie ich nach der Reha weitermachen soll/will. Denn meine Arbeit erfüllt mich auch nicht so recht, aber ich weiß noch nicht, was dann kommt. Aber erstmal will ich in der Reha ganz viel über mich lernen und neue Wege einschlagen und ich denke/hoffe, dass es sich dann auch beruflich ergebe wird, wie es weitergeht.

Liebe Grüße
Jessi1980
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

..."denn immer wenn ich "glücklich und zufrieden" war, dann passierte wieder etwas negatives."...

Hi Rabella,

genau das kenne ich auch. Bei mir ist es innerlich schon vorprogrammiert, dass auf jeden Fall etwas negatives auf mich zukommt.

z.B. lief es bei mir im Job 2007 bombig, ich hatte endlich mein berufliches Ziel erreicht. Das einzige, was mich belastet hat war mein bevorstehender Auszug von zuhause, der mir auf der Seele lag. Und umso näher der Termin rückte, desto dringlicher wurde es für mich, meiner Mutter meinen baldigen Auszug zu "beichten". Gleichzeitig fielen aber die beruflichen Leistungen ab...Ich hielt den Druck nicht mehr aus. Dann platzte die Bombe zuhause und zeitgleich war auch mein beruflicher Traum zuende. ICH war am Ende. Da fingen meine psychosomatischen Störungen an.

Und es passte wieder in mein Bild:
"Immer wenn es mir gut geht, kommt was schlechtes" und somit ertappe ich mich manchmal dabei, dass ich schon darauf warte.

Es vergingen keine zwei Wochen in meinem Leben, die mal ohne Probleme verliefen, immer war irgendetwas.

Naja, nun werde ich anfangen, diese Einstellung zu ändern. Zumindest versuche ich es.

Rabella, ich wünsche Dir für Deinen Reha-Aufenthalt alles Gute und viel Kraft! Lass mal wieder was von Dir hören

-------------------------------------------

Meine Mutter hat wieder geschrieben, sie wäre immer für mich da und würde mit mir sogar nach Amerika fliegen, damit ICH Hilfe bekomme....Hilfe!!! Langsam frage ich mich wirklich, wer eigentlich Hilfe braucht.
Sie dreht völlig am Rad, nur weil ich mich mal eineinhalb Wochen nicht gemeldet habe, weil es mir nicht gut geht...Jetzt weiß ich wenigstens woher mein hysterisches Verhalten manchmal kommt (nur dass ich es nicht auf andere übertrage). Sie macht eine riesige Welle, nur weil ich mich mal nicht melde, und ich mache eine riesige Welle, weil sie mich damit belastet und ich mich nicht durchzusetzen traue. Das ist alles krank
elas
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von elas »

Jessy, hi,

>...dass meine Probleme mit meiner Mutter SOFORT und ganz SCHNELL bewältigt werden müssen...<

Du erzählst in diesem Beitrag, wie schnell Du Dir selber enormen Druck machst, Du erzählst es auch in dem Thread bezüglich Psychotherapie.

SOETWAS KOMMT MIR BEKANNT VOR.

Ich bin auch eher der Typus "MUSSI", will damit sagen, dass ich Druck aufbaue innerlich und äußerlich, weil ich denke, irgendetwas müsse doch so oder so passieren, sich ereignen etc.

Dabei liegt ja bei Vielem auch gar nicht alles in meiner Macht, wie es sich entwickelt, was geschieht.

Jessy, schau, mit Deiner Mutter. Das ist ja ein Beziehungsgeflecht, eine >Beziehungsdynamik<, an der nicht nur Du, sondern auch Deine Mutter beteiligt ist.
Wenn Deine Mutter nur auf stur stellt, und nicht bereit ist, noch ein wenig dazuzulernen, bzw. mal selbstkritisch nachzudenken, wird sie die immergleichen Beziehungsspielchen initiieren.

Nun, Du für Deinen Teil versuchst via PT dazuzulernen, klarer zu werden etc.

Vielleicht hilft mal ein ganz sachliches Gespräch, dass vielleicht auch Deiner Ma eine PT guttäte???

Ich schreibe das alles deswegen so ausführlich, da die Beziehung zu unseren Elternteilen ja auch etwas ganz Besonderes sind, auch wenn sie schwierig sind.

Und die Eltern können wir nicht einfach so ablegen wie ein zu klein gewordener Pullover, der uns nicht mehr passt.

Das ist ja genau so oft der Loyalitätskonflikt, der es so schwer macht, sich abzugrenzen.

Es regen sich auch Verantwortungsgefühle, Schuldgefühle, es ist auch Mögen/oder Liebe da.

Also, nicht unbedingt ein leichtes Unterfangen.

Aber wir haben als Kinder ein Recht auf unser eigenes Leben. Auch wenns den Eltern nicht passt.
Manchmal muss frau dann kämpfen (streiten, konfrontieren), manchmal ist auch eine längere Funkstille angesagt, manchmal ist das innere Loslösen, der innere Abstand das Beste.

Ich bin auch immer wieder noch am Ausprobieren, wie es mir am besten gehen kann mit diesem Thema.
IN MEINER AKTUELL ANDEREN SITUATION.

Herzlich
elas
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Jessi1980
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Hi elas,
ich habe mit meiner Mutter schonmal ein sachliches Gespräch geführt, im Hinblick darauf, ob eine PT nicht auch für sie sinnvoll wäre. Neulich sagte sie sogar mal, dass sie vorhat eine Therapie zu machen...ob ich das glauben kann?!

Fange ich aber mit diesem Thema bei ihr an, wenn´s ihr gut geht, reagiert sie darauf mit Worten wie, "Ich habe mit meiner Kindheit abgeschlossen, will mir nicht alles durchwühlen lassen, außerdem haben die Theras alle einen an der Klatsche und ich will nicht mit so einer komischen Patrone sprechen".

Da sag ich dann nur "Danke". Für meine Mutter bin ich krank, mein Bruder auch (weil er mit 18 nicht mehr nach ihrer Pfeife tanzt und aggressiv auf ihre "nervtötende" Art reagiert, was ich absolut verstehen kann. Sie fragt ihn sechsmal hintereinander, ob er nicht doch Abendbrot essen möchte, obwohl er dies sechsmal verneint hat. Jetzt weiß ich zumindest, warum ich nie NEIN sagen konnte).

Zudem behauptet sie immer, es seien die Gene Schuld, vielleicht ist ja meine Oma väterlicherseits auch krank?!...nerv...Ich wusste gar nicht, das Verhalten von den Genen kommt, ich dachte immer es sei anerzogen?!..

Wenn ich soetwas sage, dann gibt´s Zoff, dann mistet sie erst einmal meinen Thera ab, meinen Freund und seine Eltern und den Rest der Welt. Nur sie ist absolut gesund mit all ihren Aggressionen, Gewaltausbrüchen, Wutanfällen, Handgreiflichkeiten, Beleidigungen, Kränkungen, Hetzereien, Vorhaltungen, Vorwürfen, Ausgelache, ihren Empfindlichkeiten und fehlender Selbstreflexion.

Ich ärgere mich dann darüber, dass mich das Gerede ärgert, anstatt dass ich sie einfach selbst nicht für voll nehme. Dann sagt mir mein Thera immer: "Sie nehmen diese Frau ja immer noch ernst"...

Ich will ja nicht schon wieder auf mir selbst rumhacken. Immerhin bin ich jetzt in der Lage über sie zu schreiben, mich auch bei meinem Thera über Verhaltensweisen zu empören, was ich nie zuvor gemacht habe...aus moralischen Gründen. Denn man hat ja nur eine Mutter...(Zitat meiner Homöopathin)
elas
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von elas »

Jessy, Hallo!

>Denn man hat ja nur eine Mutter.<

Korrekt. Man hat nur eine.

Aber wenn diese eine Mutter einen schlecht behandelt, und sich nicht ändert, sich nicht ändern will, dann darf ich mich als Tochter abgrenzen, weggehen, ausziehen, auch schlecht über sie sprechen.

Was Du so schreibst über die Verhaltensweisen Deiner Frau Ma, da entdecke ich nur Parallelen.

Iss da irgendwo n Nest?

Spaß beiseite.

Weil mich meine ganze Kernfamilie schlecht behandelt hat, bin ich sehr früh einen sehr dornigen Weg gegangen.
Nach dem Abitur bin ich mit 19 in eine fremde Stadt gezogen, habe mir im Wesentlichen mein Studium selber finanziert,
habe in der Regelstudienzeit meine Prüfungen abgelegt, mein Referendariat erfolgreich absolviert.
Sehr viel Traurigkeit und Einsamkeit war dabei auch zu bewältigen.
Mit wenigen Gruppen_Therapie_Sitzungen.

Weil vorallem mit meiner Mutter nie eine Versöhnung o.ä möglich war, haben sich meine Besuche auf die wenigen Pflichtbesuche im Jahr beschränkt.
Das hat mich im Vergleich mit Anderen, Freunden etc. schon oft traurig gemacht.

Während meines Studiums hatte meine Mutter 2 Anläufe für eine PT gemacht. Es war wohl zu schmerzhaft, was da jeweils aufgetaucht war, so dass sie abgebrochen hat.
Vorallem, in der Klinik, in der sie war, als ich zu einem Gespräch eingeladen werden sollte, hat sie das abgelehnt, da sie mir hätte Geld schicken müssen für die lange >Bahnfahrt< und hatte sich dann lieber von dem Geld ein chices Kostüm gekauft.

Ich konnte bei aller Trauer, die ich auch empfunden habe, das aber immer alles bei ihr lassen, jedenfalls so lange, sie noch klar bei Sinnen war und für sich selber sorgen konnte.

Und nun ist halt dieser andere Fall eingetreten, dass sie vor 11 Jahren hier in die Nähe ins Altersheim zog. Mein Bruder und ich hätten nie gedacht, dass sie so alt wird,
eigentlich wollte ich relativ in Frieden mit ihr die letzten Jahre verbringen.
Auch ohne Einsichten ihrerseits.

Aber das, das gestaltet sich viel viel schmerzhafter und schwieriger als ich gedacht hätte.

BITTE JESSY; DAS IST WIEDER DIE KOMPLETT ANDERE LEBENSPHASE IN DER ICH BIN:
ALSO NICHTS JETZT AUF DICH BEZIEHEN ODER GAR PANIK SCHIEBEN:

Aber ich halte es wirklich für wichtig, dass Du Deinen eigenen Weg gehst, auch wenn es Streit, Abgrenzung bedeutet, auch wenn Du Dich brunnentief traurig fühlst und auch einsam. Wenn Du die Konfrontation wagst mit Deiner Mutter und auch dann nach Deinem Gusto lebst.

Anders geht doch gar nicht Erwachsenes Leben.

Manche habens halt schwerer mit ihrer Sippe als Andere.

Jetzt hast Du mich doch dazu gebracht, hier mitzudiskutieren.

Es ist nicht zu meinem Nachteil, sei an dieser Stelle bemerkt.

Ganz ganz herzlich
elas
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Jessi1980
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo elas,

Nest, wo ist hier ein Nest? Ich schicke meine Mutter sofort dorthin, sag mir nur wo es ist...

Ich bin froh darüber, dass Du hier mitschreibst und Deine Erfahrungen teilst, weil sie für mich und mein Gefühl sehr von Bedeutung sind!

Im Moment "leide" ich nämlich schon wieder unter dem Druck, bei ihr anrufen zu "müssen". Es ist grässlich. Ich führe schon mit meinem inneren Kind Selbstgespräche. Nur gut, dass ich alleine bin und das keiner mitbekommt.

Du schreibst von Abgrenzung zur Mutter, in Form von Streit usw., was eigentlich ja auch normal ist, wenn man nicht derselben Meinung ist.

Meine Hürde war es aber schon immer mit meiner Mutter in einen offenen Konflikt zu treten, da die Folgen hart waren. Es hagelte Beleidigungen usw., die mich bis ins Mark getroffen haben. Somit habe ich, insbesondere ab der Pubertät, gelernt ihr weitestgehend aus dem Weg zu gehen, wenn es heikel wurde. Ich habe meinen Hass, meine Wut und Aggressionen heruntergeschluckt und bis in den letzten Winkel unterdrückt.

Ich habe später natürlich auch mal Versuche gestartet ihr mal ordentlich zu kontern, diese waren aber nur kläglich, weil ich nicht in Übung bin. Leider reagiere ich auch heute noch wie ein Kind, wenn sie mich angeht. Ich fange an zu weinen und versuche das dann so stark zu unterdrücken, dass ich am Telefon zu schreien beginne...und das schon bei "Kleinigkeiten" (für Außenstehende)

Da hakt sie dann natürlich gern ein. Ich komme mir vor ihr dann so blöd vor, weil ich weiß, dass sie es bemerkt hat.

Und gerade aus diesem Grund findet mein Thera einen Kontaktabbruch am sinnvollsten, weil ich es nicht mal in einem Streit schaffe, mich von ihr abzugrenzen sondern so starke körperliche Symptome bekomme, die mir dann einen Strich durch den Alltag machen. Nur glaube ich nicht daran, dass ich diesen Abbruch schaffe. Meine Gefühle stehen Kopf und überschwemmen mich regelrecht. Wenn ich sie anrufe und das meinem Thera erzähle, habe ich dann auch noch mit Gewissensbissen ihm gegenüber zu tun. Egal was ich mache, beide Varianten sind belastend. Erzähle ich ihm nichts, belüge ich mich und ihn, und das will ich nicht, auf keinen Fall!!!

Manchmal bin ich so wütend auf sie, da würde ich mich freuen, sie an der Strippe zu haben. Dann hätte ich vermutlich die Stärke, sie mal abzumisten. Mittlerweile achtet sie natürlich auch auf meine Stimmung und lässt locker, wenn ich gereizt klinge. Sie fragt dann aber gleich blöd nach, ob es mir nicht so gut ginge und ob mit meinem Freund alles i.O. sei. Sie sucht sozusagen nach einem Problem, das nichts mit ihr zutun hat.

SIE kann sich im Vergleich zu mir richtig gut abgrenzen und bezieht nichts auf sich...wie ungerecht!!!

Und Du, elas, sei stolz darauf, dass Du es geschafft hast damals aus eigener Kraft in so jungen Jahren Deinen eigenen Weg zu gehen und dann noch ein Studium zu meistern. Ich bewundere das sehr! Und sicherlich wirst Du dieses Schritt aus einem Impuls heraus gegangen sein. Den habe ich schon oft verspürt, nur war kein anderes Gefühl stark genug mich ihr zu entziehen, so eine Angst hatte ich ... und habe ich wohl noch immer.
Antiope
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Antiope »

Hallo Jessi,

zu Deiner Frage: die anderen Begleiterscheinungen (das Hin und Her, die Schuldgefühle - ja, die ganz besonders!!, der innere Druck, der Zweifel, Stimmungsschwankungen) JA - gehört alles dazu. Du hast - wie viele hier - die Vollversion der Depri gebucht, das All-inclusive-Paket

Also *darfst* Du Dir deswegen keine Vorwürfe machen (ach ja, die gehören auch dazu, es ist halt das TUI-Paket). Wenn es Dir manchmal etwas besser geht, dann kannst Du es einsortieren und sagen: hallo, Zweifelchen, du bist im Schlepptau. Und ihn akzeptieren, dass er da ist.

Manchmal glaube ich, es sei mir nicht gegönnt, glücklich zu sein.
Genau das dachte und denke ich auch - wenn es mir schlecht geht! Es ist Dein schwarzer Mann im Ohr, der Dir das weismacht! Ich weiß, wie schwer es ist, seine Einflüsterungen zu überhören, sie wegzuschieben. Sie sind aber Teil dieser negativen Kraft.

Auch Du hast Dein Glück "verdient" - nein nicht verdient, sondern es ist ein Geschenk. Auch Dir steht es zu, es ist Teil des Menschseins ...

Diese negative Erwartungshaltung - auch darin erkenne ich mich wieder. Eine Pseudo-Kausalität herstellen, die Dinge nicht so hinnehmen, sondern so lange sie herumdrehen, bis sie sich gegen einen selbst, gegen das verängstigste Herz, richten.

Der Druck mit dem "Anrufen müssen":
die Fragen von Josef Giger-Bütler:
- Willst Du, also DU JESSI, anrufen?
- Stimmt das für Dich?
- Willst Du es wirklich und hilft es Dir und ist es gut für Dich? Oder fühlst Du Dich nur "verpflichtet", "gezwungen", "schuldig"?
- Machst Du das für Dich und nicht doch für oder wegen Deiner Mutter? Tust Du es nur ihr zum Gefallen?
- Traust Du Dir heute den Anruf zu, ist er jetzt sinnvoll?
- Gibt der Gedanke an das Telefonat und an das Gespräch über ... Dir ein gutes Gefühl?


Zu Deiner Mutter: sie kann Dich nicht loslassen - egal wie, sie versucht Dich immer wieder unter ihr Regime zu zwingen.
Ihr beide begebt euch sofort wieder in die "alten Rollen": kleines unwissendes Kind, kritisierendes Eltern-Ich Deiner Mutter. Sie schafft es aus jahrelanger Übung, Deine "roten Knöpfe" zu drücken, bis Du so reagierst, wie sie will und Dich in dieser Ecke hat, wo sie das kleine Kind abkanzeln kann.
Eigentlich wäre es wichtig herauszufinden, welche Gefühle bei einem Kontaktabbruch Kopf stehen, woher sie kommen, was sie wollen. Woher kommt diese Angst? Was verbirgt sich dahinter, welche tiefe Not?? (Aber das wäre ein Thema für den Thera, oder? Ich möchte hier mir nichts anmaßen und Dich vollständig abwickeln ...)

Ich denke nicht, dass Deine Mutter sich wirklich gut abgrenzen kann, sondern sie definiert diese Beziehung über diese Verhaltensweisen. Wie elas schreibt, eine Beziehungsdynamik.

Was Du da so beschreibst (mit dem zigmal Nachfragen, mit dem immer wiederkehrenden überwältigenden Versuch, in mein Leben sich einzumischen, mir Telefon- und Meldehäufigkeiten vorzuschreiben), ohje, wie genau kenne ich das...
Ich habe dann wie ein trotziges Kind mich einfach nicht mehr gemeldet. Es war sehr schwer, mir hat aber die Distanz es leichter gemacht, da ich eine Zeitlang arbeitstechnisch ziemlich in der Weltgeschichte herumgekurvt bin, zum anderen mit dem Studium so sehr ausgelastet war, dass ich nie zuhause war, wenn sie anrief.

Du hast sie mal auf eine PT hingewiesen. Für sie war es eine absolute Zumutung - vielleicht auch, weil Du so sehr den Nagel auf den Kopf getroffen hast, dass sie nicht anders konnte wie abwehren, mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen. Es wäre für sie sicher ein Eingeständnis des Scheiterns vor sich selbst, vor ihren eigenen Ansprüchen - sich selbst so sehr in Frage stellen, ist ne ganz schöne Herausforderung ...
Du hast es angesprochen - und nun liegt der Ball bei ihr. Sie kann es tun - oder sie kann es bleiben lassen. Es ist *ihre* Entscheidung - und Du trägst nicht die Verantwortung dafür.
Elas hat was ganz wichtiges geschrieben: "es bei ihr lassen..." Genau das meine ich auch.

Du kannst dann vielleicht ihr Verhalten, ihre Abwehr als psychosoziales Experiment betrachten. Vielleicht siehst Du dann auch, wenn sie so richtig freudianische Abwehr zeigt. Wenn Du es hinbekommst, dann hast Du etwas Distanz aufgebaut - und es berührt nicht mehr Dein Innerstes. Das ist wichtig.

Ich würde "diese Frau" trotz allem "ernst nehmen". Aber sie darf nicht Dich selbst beschädigen. Vielleicht kannst Du es als "externer Beobachter" betrachten, als würdest Du die Methoden und Maschen erkennen wollen. Vielleicht gelingt Dir das, manchmal ein bisschen?
Ich denke, wenn man sein Gegenüber nicht ernst nimmt, merkt er das und reagiert entsprechend. Und man muss mit seinen Schuldgefühlen kämpfen, weil "man ja sowas nicht macht". Und das finde ich schwerer, als Distanz aufzubauen.
Oder einen Schutzmantel anziehen. so einen aus dichtem, warmem Stoff, der einen von oben bis unten einhüllt (mit Kapuze - oder einfach ein fließendes Tuch - was meinst Du?) Welche Farbe hat er? Aus welchem Stoff wird Dein Schutzmantel sein? Er ist ganz leicht und schwebt quasi über der Hautoberfläche, genauso viel, wie Du für ein freies Atmen brauchst. Wenn es Dir zuviel wird, kannst Du ihn einfach um Dich herum schlingen. Und Du kannst entscheiden, wie offen er ist oder wie zu, wieviel er Dich bedeckt und schützt.

---
Noch eines als Anregung (es hat etwas gedauert, bis ich drauf gekommen bin): Deine Frage, ob LEhrerin das richtige ist, kannst Du vielleicht eher klären, wenn Du es mal aus der Nähe betrachtest. Ganz praktisch: kennst Du einen Lehrer oder eine Lehrerin, der Dich mal als "Tagespraktikantin" mitnehmen würde, Dich einfach mal einen Tag in der Klasse hintendrin sitzen lassen würde? Dir einfach mal zeigt, was er oder sie so macht ... ? Vielleicht kannst Du auch in einer Schule anrufen und mit dem Verbindungslehrer oder ähnlich einen Termin vereinbaren und ihm Deinen Wunsch schildern?
feelinga
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von feelinga »

......
......versuchte ich ihr meine Unschuld zu beweisen, verstand sie es als Angriffe gegen sie, die sie hart bestrafte. Teilweise zerlegte sie Teile der Wohnung (Kaffeeservice/ Duschkabine/ Vitrinenscheiben o.ä.) oder beleidigte mich, meine Freunde, Lehrer, Mitschüler, Arbeitskollegen, einfach alles. Ich habe nie erlebt, dass sie etwas bedauert. Sie fühlte sich immer im Recht!
Und wenn ich das hier so schreibe, werde ich wütend, bekomme feuchte Hände. Trotzdem habe ich nicht den Mut, den Kontakt zu ihr vollkommen abzubrechen...obwohl ich weiß, dass es sein muss...
..........


Hi,
habe das Thema bis hier gelesen - und mit kommt sowas von die Galle hoch - und klar erinnert es mich an meine Ma.
Was kannst du auch anderes sein, als wütend, wütend, wütend.

Und du wirst hoffentlich bald frei sein, deine Gefühle leben und äußern zu können, ohne dafür leiden zu nüssen.

Als Kinder sind wir ohnmächtig gebunden.
Jetzt entscheidest du über deine Bindungen.
Klar gehört Mut dazu, Freiheit, Distanz - in welcher Art und Weise auch immer - zu gewinnen.

Aber weshalb sollte ausgerechnet diese Person zukünftig eine relevante aktive Begleitung in deinem Leben sein?
Also nur Mut - wie auch immer.
Clown
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Clown »

Ein Morgengruß in die Runde,

Jessi, spontan fällt mir gerade die Frage ein:

Wofür brauchst du deine Mutter im Augenblick, im gegenwärtigen Moment?

Grüße in Eile,

Clown
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elas
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von elas »

Jessy, guten Morgen!

>...Impuls...Den habe ich schon oft verspürt,...so eine Angst hatte ich...<

Ja,Jessy,ich hatte einen sehr starken Impuls endlich mein eigenes Leben ohne die Einengungen meiner Eltern,speziell meiner Mutter, führen zu dürfen und zu können.

Mein zweiter Name war damals Angst/Panik.

Ich bin zwar gegangen,da ich das Gefühl hatte,ich gehe komplett kaputt, wenn ich im Ort meiner Eltern bleibe.
Das Andere waren dann die reaktiven Depressionen auf diese ganze Lebenssituation mit enormen Angstzuständen.
Nicht einfach. Spricht aber für meine Beharrlichkeit beim Durchsetzen gewisser Ziele.

Ich denke, auch die sogenannten Normalos, also ohne akute D., müssen Ängste überwinden, wenn sie in eine andere Stadt ziehen, erstmals eine eigene Wohnung beziehen und sich dadurch von den Eltern trennen etc. etc.

Alles erstmals zu Tuende macht eine gewisse Angst.

Meine Vorposterinnen für heute,und von gestern Nacht / Abend , die schreiben alle so gute und kluge Sachen bezüglich Deiner Ma und Dir, so dass ich diesbezüglich nichts mehr sagen brauche.

Ich wünsche Dir Mut. Auf Deinem Weg zu bestehen, der nicht der Weg Deiner Frau Ma sein kann.

Du musst sie ja nicht komplett aus Deinem Leben, Deiner Seele rauswerfen, sondern....eben nur dann kontaktieren, wenn es Dir gut geht und Du Dich stabil genug fühlst.

Herzlich
elas
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Guten Morgen Antiope und elas,

danke für die Zusammenfassung meines Depri-All-inclusive-Pakets Manchmal glaube ich verrückt zu sein. Deshalb bin ich so unsicher hinsichtlich der möglichen Diagnosen und traue mich gar nicht meinen Thera zu fragen.

Zu Deinen Fragen von Josef Giger-Bütler:
Nein, tief im Herzen möchte ich sie noch nicht anrufen. Aber mein Verstand sagt mir, dass ich mich erwachsen verhalten- und ein kurzes, für SIE beruhigendes Telefonat führen soll. Dann habe ich wieder meine Ruhe. Wenn nur mein Gefühl das so "sachlich" sehen würde (ein Widerspruch in sich)

Mir ist mittlerweile klar geworden, dass meine Mutter psychisch krank ist, und ich als Projektionsfläche ihrer eigenen Sehnsüchte und Aggressionen auf ihre eigene Mutter dienen musste. In der Reha wurde mir dies in einer Chefarztvisite von allen drei Ärzten/Psychotherapeuten gesagt, was mich total schockte und in eine Abwehrhaltung versetzte. Ich entschuldigte sie.

Und es ist richtig. Sie schafft es immer wieder meine "roten Knöpfe" zu drücken und mit mir ein Rollenspiel zu vollziehen. Ich schaffe es nur nicht so schnell aus dieser Rolle auszusteigen, wie ich es möchte. Vielleicht habe ich eine Chance, wenn ich es schrittweise mache? Noch vor einem Jahr haben wir fast tägliche Telefonate geführt, teilweise quälende und aufwühlende Gespräche. Wir haben uns, da ich in der Nähe eine Wohnung hatte, dreimal die Woche gesehen, immer entgegen meines inneren Gefühls. Ich habe mich immer selbst hintergangen. Jetzt wohne ich 20 km entfernt, wir sehen uns vielleicht mal alle zwei bis drei Wochen und telefonieren einmal die Woche. Das ist doch schon ein Fortschritt?! Mich beschäftigt nur seit langem die Frage, warum ich mich noch immer nicht frei fühle...

Mittlerweile versuche ich es etwas aggressiver, wütender mit ihr umzugehen, aber sie schiebt es dann auf andere Gründe. Ich "miste" sie manchmal regelrecht ab (Du kannst meinen Bruder doch nicht sechsmal fragen, das ist ja krank), aber sie empfindet sich als vollkommen gesund und "richtig". Mir widerstrebt aber dieser Umgang. Ich spreche nicht gern so unhöflich mit anderen Menschen. Aber ich glaube dann, dass ich durch offensichtliches "Zeigen" einer schlechten Stimmung sie ein wenig abschrecken könnte, mir blöd zu kommen.

Bei einem möglichen Kontaktabbruch kommen mir diverse Ängste hoch: Angst davor, sie könnte sich etwas antun, depressiv werden, sterben, die Wohnung anzünden, meine Katze abstrafen, schlecht über mich reden, geschweige denn über meinen "schuldigen" Freud (..."seit dem Du bei ihm lebst, bist Du...") Das alles bringt mich nicht um, das weiß ich. Diese Gefühle sind dann nur zu stark, ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen und Angst einen Herzinfarkt zu erleiden. Ich bin dann wie schweißgebadet und wie ausgewechselt.

Vielleicht ist es einfach besser, ich verhalte mich in Zukunft auch trotzig und melde mich einfach aus einer vermeintlich schlechten Laune heraus nicht bei ihr. Ich weiß, dass sie damit nicht gut umgehen kann, zumal es ja auch eine ihrer schlimmsten Seiten ist.

---
Und nochmals zu dem Lehrerberuf: In meiner Abizeit habe ich ein einwöchiges Praktikum gemacht und war mit einer siebten Klasse auf Klassenfahrt. Und heute morgen sagt mein Gefühl mir "wag es"
Jessi1980
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Guten Morgen feelinga,

wie hast Du es geschafft, Dich von Deiner Mutter abzugrenzen? Offensichtlich bist Du da bereits viel weiter als ich...

Hallo Clown,

im gegenwärtigen Moment brauche ich keine Mutter, es sind nur meine Schuldgefühle, die mir das weiß machen wollen. Diese versuche ich mit voller Kraft wegzudrücken. Doch sind sie manchmal stärker als alles andere.
Clown
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Clown »

Hallo Jessi,

>Diese versuche ich mit voller Kraft wegzudrücken. Doch sind sie manchmal stärker als alles andere.
Ich denke, es kommt auf den Fokus deiner Gedanken an. So wie deine Postings hier klingen, sind 99% deiner Gedanken mit deiner Mutter bzw. mit deinen Gefühlen hinsichtlich deiner Mutter beschäftigt.

Was ist mit dem Rest von dir, woraus besteht das 1%? (Vermutlich/hoffentlich würdest du die Prozentzahlen anders einschätzen, ich übertreibe gerade sehr, aber im Prinzip läuft es darauf hinaus, oder?)

Die Konzentration deiner Gedanken UND deiner Gefühle auf deine Gegenwart: Was machst du gerade, wie fühlt sich das an, wo im Körper spürst du gerade dein Tun ...
bewirkt - nach meiner Erfahrung - eine Abgrenzung, die du ja so verzweifelt suchst.

Wenn Gedanken und Gefühle zum Thema Mutter in dir auftauchen, einfach feststellen (aha, jetzt denke/fühle ich gerade so und so...) und dann gleich wieder zu deinem körperlichen Empfinden gehen.

Sprich: Sei doch mal neugierig, welche Empfindungen du in jedem Moment deines Lebens in deinem Körper wahrnehmen kannst. Und immer mit dem distanziert-annehmenden Blick: Aha. Gut. Weiter geht's mit Wahrnehmen, mit Beobachten.

Na ja, wäre mein Tipp zum konkreten Handeln. Vielleicht brauchst du aber momentan etwas anderes, dann vergiss den Tipp einfach.

Grüße,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Jessi1980
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo Clown,

Dein Tipp zum konkreten Handeln ist richtig. Habe mich gerade ein wenig über Deine Ausführungen erschrocken (99% Mutter, 1% ich selbst) aber Du hast Recht damit!

Mein Leben ist nicht immer so auf diese Frau focussiert, sondern nur dann, wenn ich stark unter Druck gerate.

Wenn ich jetzt z.B. bei ihr anrufen würde und das Gespräch verliefe gut, dann ginge es mir auch gut und der Tag wäre gerettet sowie auch das Wochenende. Da ich nun aber versuche diesem Druck standzuhalten, konzentriere ich mich irgendwie nur darauf. Ich bin nicht ich selbst.

Diese Gefühlswahrnehmungen hatte ich schon früher, jedoch wusste ich mich gut abzulenken. Das mache ich momentan bewusst nicht, weil ich versuche, dieses Gefühl auszuhalten. Leider bemerke ich, dass das eine das andere ausschließt. Ich bekomme es nicht in den Griff auch mit dem Gefühl einen normalen Alltag zu haben.

Klingt jetzt bestimmt etwas verwirrt...
Clown
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Clown »

Ich finde, du machst das klasse, diesen Umgang mit deinem Thema, Jessi. Sehr ehrlich, tapfer und mutig.

Ich glaube, der Tag, an dem du deine innere Mutter überwunden haben wirst, ist gar nicht mal soo fern ...

Alles Gute,

Clown
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Eckhart Tolle
Jessi1980
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

"Ich glaube, der Tag, an dem du deine innere Mutter überwunden haben wirst, ist gar nicht mal soo fern ..."

Dein Wort in Gottes Ohren!!!

Vielen Dank, Clown.
elas
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von elas »

Antiope,guten Tag,
hi @all,


eben hat die Postbotin das Buch gebracht, aus dem Du, Antiope, so gerne zitierst.
J. Giger_Büchler_ Jetzt geht es um mich.

Als ewige Leseratte habe ich gleich angefangen zu lesen, bin jetzt auf S. 12, und denke "Hallo, da trifft ja soviel auf mich zu"....

Zitat S. 10

ALLES HAT SEINE ZEIT UND JEDER MENSCH HAT SEINE ZEIT. FÜR JEDEN SCHRITT, DEN ER MACHT, IST ES WICHTIG, DASS DER ZEITPUNKT UND DER WEG FÜR IHN STIMMEN.

Gerade diese Aussage stimmt so sehr für mich im Moment.

Also, nur so am Rande und ein wenig off_topic in Jessies Thread.

Ich freu mich immer so über diese vielen Anregungen.

Herzlich
elas
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feelinga
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von feelinga »

Guten Morgen feelinga,

wie hast Du es geschafft, Dich von Deiner Mutter abzugrenzen? Offensichtlich bist Du da bereits viel weiter als ich...

Keine Ahnung... .
Aber du hast ja eben selbst deine Fortschritte zu vor einem Jahr beschrieben, also hinsichtlich der kommunikativen Distanz zur Ma.

Mir kommt allerdings auch immer mal wieder heftig die Galle hoch. Es wird mir nur zumeist sehr schnell klar, das die Kommunikation meiner Ma (immer mal wieder) "verrückt" ist und nicht ich.

Was ich nicht (mehr) habe, ist das Gefühl, ihr noch irgendetwas schuldig zu sein.

Hinsichtlich Kontakt halten- oder radikaler Kontaktabbruch kann es wohl kaum ein Patentrezept geben.
Eine meiner Schwestern hat vor einigen Jahren den Kontakt zu unseren Eltern abgebrochen.
Es war damals die für sie beste Wahl sich zu schützen, aber sicher keine leichte Wahl.
Jessi1980
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo feelinga,

"...dass die Kommunikation meiner Ma (immer mal wieder) "verrückt" ist und nicht ich."

Ich denke, es ist ein guter Ansatz "komische" Gespräche so zu sehen...

Ich "springe" oft nur zu schnell auf Bemerkungen ihrerseits an und fühle mich schnell angegriffen. Das ist aber nur bei ihr so.
hap
Beiträge: 566
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von hap »

>Hinsichtlich Kontakt halten- oder radikaler Kontaktabbruch kann es wohl kaum ein Patentrezept geben

Vielleicht kein Patentrezept, aber es gibt eindeutig Alternativen. zB die berühmte Auszeit!

gruß
Jessi1980
Beiträge: 450
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Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Die Auszeit hatte ich auch schon. Anfang letzten Jahres, einen Monat nach Beendigung meiner REHA sind meine Mutter und ich am Telefon aneinander geraten, ich habe dann aufgelegt, ihr einen vierseitigen Brief geschrieben und mich fünf Wochen lang nicht gemeldet.

Es war höllisch! Ich konnte nicht schlafen, mich nicht konzentrieren, war gereizt, dazu noch krank geschrieben und konnte mich nicht ablenken. Ihre erste Reaktion auf den Brief war total bescheuert (eine Email mit einem Weihnachtsengel und einem "Danke"). Das hat mich sehr verletzt und ich fühlte mich überhaupt nicht ernstgenommen. Später schrieb sie mir per sms, ob wir uns nicht mal zu einem klärenden Gespräch treffen wollen. Das taten wir dann auch. Das Gespräch war o.k. aber wir fielen wieder in die alten Rollen zurück...

Ich finde, meiner Mutter fehlt das grundlegende Verständnis dafür, dass ich mein eigenes Leben habe und mit meiner eigenen beruflichen und gesundheitlichen Situation genug zutun habe. Ich habe das Gefühl, sie will mich nicht leben lassen.
Jessi1980
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Registriert: 25. Jan 2010, 18:23

Re: Lasse mich von meiner Mutter blockieren...

Beitrag von Jessi1980 »

Eine Frage habe ich noch:

Wie verhaltet Ihr Euch, wenn Eure Mütter/ Eltern fragen, wie sie Euch in der depr. Phase helfen können oder nachfragen, worin die Depri-Phase begründet ist, was dann los ist? Meine Mutter fragt, warum ich mich nicht an sie wenden würde, wo sie doch meine Muter ist...und und und...

Sie fragt zwischendurch auch mal normale Dinge. Ich KANN und WILL ihr dann nur nicht sagen, dass meine Probleme mit ihr zusammenhängen. Ich habe nicht den Mut dazu und sehe auch keinen Sinn darin, weil sie es nicht verstehen wird.
Ihre Reaktionen würden mich dann nur aufschäumen lassen vor Wut...
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