Diskussionsforum Depression

Hi Spiritli,

nur kurz, weil ich ein wenig in Eile bin (Koffer packen für die Heimreise!): Ich find das mit der Pubertät gar nicht abwertend! Das ist doch die Zeit, in der man sich orientiert. Sie ist verwirrend, aber gleichzeitig ungeheuer wichtig in der Entwicklung. Sie stellt das ganz bewusste Abgrenzen von den Eltern dar (das ist der Aspekt, der mir gerade am wichtigsten ist). Okay, sie wird begleitet von unangenehmeren Dingen wie Pickeln... Aber sonst fühle ich mich gerade sehr wohl in der zweiten Pubertät.

Yeah, und Kaitain, pubertierst Du mit? Dann lass uns in Schöntal kichernd in der Ecke sitzen und dagegen sein.
Vielleicht ist das Gefühl ja auch bei Dir Bestandteil eines wichtigen Loslösungsprozesses?
Ich finde übrigens auch, dass die Seele nicht verkrüppeln kann. Sie ist immer perfekt und vollkommen und wunderschön. Aber manchmal steht einfach eine Menge Gerümpel davor.

Liebe Clown,
genau, danke! Und danke für den Hinweis auf die Kostenerstattungssache im Zusammenhang mit sich des Geldes wert fühlen - bei mir dauert es auch immer ewig, bis ich Dinge organisiert habe, an deren Ende ich Geld bekomme!

So, jetzt geht's endlich raus aus der Familie und rein in meine eigene Ruhe!

Chrigu

Hallo Clown,
der Norden kann wirklich nichts dafür und ich liebe ihn. Er ist meine Heimat. Ich bin vor vier Jahren nach Frankfurt gezogen. Es gefaellt mir gut dort. Ich habe hier halt Brustkrebs bekommen, viel zuviel gearbeitet, Freundschaften, die mich ausgelaugt haben und noch weniger Selbstachtung als jetzt erlebt. Wobei ich zugebe, dass es nicht an der Gegend liegt. Es ist mir in ffm leichter gefallen mich abzugrenzen und andere Menschen kennen zu lernen. Kaum jemand kannte
mich von frueher.
Heute hatte ich zum Beispiel einen schoenen Tag bei Freunden, die ich natürlich hier auch noch habe. Es
sind nur Wenige nachgeblieben, aber die schaetze ich sehr.
Du wohnst im Norden oder?
Liebe Gruesse Katzenohr

Hi Kaitain,

danke für die Schmetterlingsgeschichte! Du kannst schön erzählen, weißt Du das?

Zum Thema Pubertät: Nee, ich hatte eigentlich eine richtige Pubertät. Mit bunten Haaren (kein Pink! Aber nur, weil es in Kombination mit dem Blondaufheller vorher ein nicht definierbares Grün wurde...), abhauen von zuhause, mehrfach fast sitzengeblieben (aber nur fast, da habe ich dann jedesmal den Dreh bekommen, weil ich meine Klassenkameraden nicht verlieren wollte), rauchen, trinken (und so was...). Heftigen Krach mit den Eltern gab's natürlich auch. Und und und. Also, da hat es mir eigentlich nicht dran gemangelt, an der Pubertät.
Aber in mir rebellliert es halt trotzdem. Weniger direkt gegen meine Eltern, glaube ich, als vielmehr gegen ihre Verhaltensweisen, die ich übernommen hatte und die mir nun regelrecht bitter aufstoßen.

>Leider kann man als erwachsener Mensch nicht mehr nachreifen, wie es bei so manchem Obst im Sommer auf der Fensterbank möglich ist.>
Schon mal probiert? Oder war die Fensterbank zu hart? Nee, im Ernst: Wieso kann man nicht manches nachholen und "nachreifen"? Muss das haargenau auf der jugendlichen Ebene passieren?

>und warum wissen wir nur immer erst hinterher, was wirklich richtig gewesen wäre?>
Für mich wäre diese Frage an sich schon nicht passend. Weil ich mittlerweile glaube, dass der Weg, den wir gehen, immer der richtige ist. DAS merken wir aber oft erst hinterher. Meine Frage würde daher so klingen: Warum merken wir manchmal erst so spät, dass unser Weg schon der richtige ist?

Liebe Grüße!
Chrigu

@Kaitan,
danke für den Tipp. Werde gleich mal danach suchen.
Katzenohr

@ Katzenohr, lass dich mal kraulen
Freut mich, dass du auch den Norden magst! Allerhand, dass du es ohne Weite in einer Stadt aushalten kannst. Ich lebe an der Westküste in dem größten geschlossenen Kohlanbaugebiet Europas.

@ Kaitain: Ich werde immer neugieriger auf dich ... Krippenwache ... Schmetterlingsbotschaften ... und dann noch dagegen sein!
Na, die Schwienhorster können sich im Januar auf etwas gefasst machen, scheint mir!

Heute hatten wir Sonne ohne Ende und einen klaren blauen Himmel. Gegen Abend wurde das so ein dunkles taubengraublau, wie es hier viele Häuser und Kirchen an Fenster- und Türrahmen haben, kennt ihr das? Es ist auch das Graublau der Nordsee manchmal und hat immer noch so ein Strahlen in sich. Liegt vielleicht an der klaren, sauberen Luft hier.



Clown

Clown,
" Kohlland" ist doch prima. Die Nordsee vor der Tuer und immer frische Luft.
Danke für die Streicheleinheit, kam gerade zur rechten Zeit.
Heute ist wieder ein grauer Tag. Rauhreif und Hochnebel, lausig kalt, ein Tag für Tee, Kerzen und zocken mit Freunden.
Lg Katzenohr

Hallo liebe RME’s,

hier ist ja richtig viel Leben, im guten alten RME.

Ich habe in der letzten Zeit mehr gelesen und wenig geschrieben. Es fühlt sich so an, als ob mein Hirn zur Hälfte von der Therapie und zur Hälfte von den Geschehnissen auf Arbeit in Beschlag genommen wird. Die Ereignisse beschäftigen mich.

Eingearbeitet habe ich mich in den letzten Wochen recht gut (Spirit, danke für die Tipps.). Aber nach der Arbeit bin ich fix und alle, ich habe keine Kraftreserve.
Zu Hause mache ich nur das Nötigste, es geht schon irgendwie.

Ein klein wenig Kraft kommt über die schönen Erlebnisse wieder zu mir zurück. Wenn zum Beispiel eine Bewohnerin, die sonst nicht spricht, mich anlächelt oder auf mich zu kommt und nach meinen Händen greift. Oder wenn ich morgens komme und mich ein paar Gesichter erwartungsvoll anschauen, schon darauf warten, dass ich mich umgezogen habe.
Sogar ein kleines Weihnachtsgeschenk habe ich bekommen. War mir zwar peinlich, aber gefreut habe ich mich trotzdem.

Klasse ist die Therapie. Es gibt kleine Erfolge. Am auffälligsten ist, dass ich endlich besser schlafen kann. Am Wochenende ist das zwar eher ein „Komaschlaf“, aber immerhin.
Und endlich, endlich habe ich wieder Hunger und auch Appetit. (Wo bleiben die vielen Kalorien eigentlich? Ich habe kein Gramm zugenommen.)

Weihnachten war wie immer, ich hätte es auch gar nicht anders erwartet. Der Vater ist nun mal der „Held“ des Tages. Nur ging mir das irgendwie am Allerwertesten vorbei. Mann und Sohn hat es mehr aufgeregt als mich. Und vor allem, ich hatte keine Angst vorher.
Also alles in allem, ich bin zufrieden (im Moment).

Au weia Chrigu, , das hätte ich mich nie getraut. Ich wäre meines Lebens nicht mehr froh geworden.
Aber ein bisschen Rebellion hätte mir ganz gut getan.

>Warum merken wir manchmal erst so spät, dass unser Weg schon der richtige ist?<

Ich glaube, weil wir uns selber immer wieder beweisen müssen, dass wir „etwas können“.
Ich hoffe ja, dass im Laufe der Zeit endlich auch ein bisschen Selbstbewusstsein dazu kommt.

>Rauhreif und Hochnebel, lausig kalt, ein Tag für Tee, Kerzen und zocken mit Freunden.<

Katzenohr, das klingt doch gut, da würde ich mich gern dazu gesellen. Ich spiele leidenschaftlich gern.

Ich wünsche Euch allen einen schönen Abend, liebe Grüße Gitte

Rauhreif und Nebel hatten wir auch, ich konnte aber, wenn ich senkrecht nach oben schaute, deutlich den blauen Himmel über mir AHNEN - doch wirklich, es war eindeutig wolkenlos über dem Nebel. So ein Pech. Der Nebel kroch in die Knochen.

Trotzdem, die Marktleute behielten ihre gute Laune:
Ich: "Bei mir bekommen die Wollsocken immer so schnell Löcher." Die Marktfrau: "Das ist doch gut! Dann verkaufe ich gleich wieder Socken."

Ein anderer Marktverkäufer: "Kommen Sie, nehmen Sie mal diese Pfanne in die Hand." Ich: "Nein danke." Er: "Schade, ihr Geld hätte ich auch noch gut brauchen können."

Liebe Gitte, deinen Zwischenstandsbericht habe ich mit Interesse gelesen, danke dir! Alles Gute weiterhin für deine Therapie!

Katzenöhrchen, meine drei haben heute Sahne bekommen, es ist noch was übrig, komm pss, pss

Chrigu, ich habe solche Rebellinnen in meiner Pubertät immer bewundert, war selbst endlos unsicher, gehemmt, depressiv. Ausbruch dann während des Studiums mit Anfang Zwanzig - hat mich nicht wirklich befreit. Ich glaube, die Befreiung die ja eigentlich nichts weiter als eine ZuSichFindung ist, dauert ein Leben lang ... Und ich seh's wie du, alles ist richtig auf meinem Weg. Kann ich aber auch erst dann sagen, wenn der Schmerz weg war oder wenigstens weniger wurde.

Ladies, jetzt macht doch bitte eine von euch den nächsten Faden auf, ich gebe den Stab weiter, eine möge ihn nehmen, büdde, ja?



Clown

Allen eine gute Nacht!
Liebe grüße S

Liebe Kaitain,

Pubertät ist wohl nicht nur, ausgefallene Sachen zu machen, sondern sich auch von den Eltern abzugrenzen und seine eigene Größe auszuprobieren?
Wenn DAS nicht stattgefunden hat, bleibt man dann sein Leben lang klein?
Dieses "jugendlichen Unfug treiben" ist nicht das Einzige, was eine Pubertät ausmacht, sondern vor allem (wie ich finde) das Aufbegehren den Eltern gegenüber, sich ihnen gegenüber groß machen, seine Grenzen gegenüber den Eltern klar setzen, sie von ihrem Sockel herunterholen.

DAS zumindest hat bei mir nie stattgefunden, und ich vermute, dass ich deshalb heute noch so meine Probleme mit meiner inneren Größe habe.

Das ist der neue Faden:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1262174082