Angststörung

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Träumer29
Beiträge: 25
Registriert: 1. Feb 2005, 20:43

Angststörung

Beitrag von Träumer29 »

Hallo Mitleidende,

kennt Ihr das auch? Da wird einem diasgnostiziert, dass man depressiv sei und man fühlt sich zunächst auch so. Dann verschwinden die down-Symptome mit den Medis (ich nehm seit gut einem Jahr Stangyl und einen Zeitlang auch Trevilor). Aber die Angst bleibt. Ich konnte vorhemlich nicht schlafen, und mit der Angst wird das zum Problem. Denn was nützen Schlafmittel wenn das Herz pocht, sich überschlägt oder kurz "hängenbleibt"?
Wie geht Ihr damit um? Kennt ihr das? Jeden Abend Angst, dass es wieder los geht. Und man arbeitet ja regelrecht darauf hin. Kaum spürt man das eigene Herz, ist's schon passiert. Ich würde wirklich wieder gerne ind Bett gehen können ohne dauernd daran zu denken. Und endlich wieder gesund werden.
Ihr auch?
Rike
Beiträge: 94
Registriert: 5. Dez 2005, 08:30

Re: Angststörung

Beitrag von Rike »

Hallo Hartwig,
die Angst geht nie ganz weg, man hat sie nur zeitweise besser in Griff. Was glaubst Du, wei oft ich schon zu meinem Doc gerannt bin und um ein EKG gebettelt habe? Er macht es dann, um mich zu beruhigen, dass mit meinem Herzen alles in Ordnung ist und ich bin dann auch ruhiger, bis zum nächsten Mal...
Aber er hat mir auch ein paar Tipps gegeben, wenn das Herzrasen und Herzstolpern wieder losgeht: einen Einswürfel lutschen z.B., oder auf der einen (und nur auf der einen!) Seite des Halses fest auf die Halsschlagader drücken für ein paar Sekunden, dann beruhigt sich der Vagusnerv wieder, der dafür verantwortlich ist, dass das Herz anfängt, ohne Grund zu rasen.
Vielleicht fragst Du deinen Arzt oder Therapeuten nach einem anderen AD, das Dir auch die Angst besser nimmt?
Leider ist man so fixiert auf diese Symptome, dass jedes Wehwehchen und jedes Zipperlein einen in Angst und Panik versetzt. Mein Arzt meinte kürzlich, ich wäre eben "ein zartes, sensibles Geschöpf", obwohl ich eigentlich eine ganz andere Wahrnehmung von mir habe und weiß Gott keine "Prinzessin auf der Erbse" bin. Aber darüber lachen musste ich trotzdem. Wir sind eben so "Sensibelchen"....
Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Angststörung

Beitrag von Lee »

Guitaranderl

Re: Angststörung

Beitrag von Guitaranderl »

Lieber Hartwig,

meine beiden Vorschreiberinnen haben ja schon ganz wesentliche, gute Tipps gegeben. Ich möchte noch etwas aus männlicher Sicht hinzufügen: Wenn Frauen danach gefragt werden, was sie mit ihrem Herzen verbinden, dann antworten sie meistens etwas in Richtung Liebe, Gefühl, Mitgefühl, Vertrauen. Wir Männer sehen das doch ein wenig anders, denn unsere Antwort auf die gleiche Frage heißt oft: Motor, Leistung, Kraft.
So betrachtet, ist es verständlich, warum wir oft ganz anders reagieren, wenn unser Motor mal stottert.. (im Auto irritiert uns das möglicherweise auch mehr als es Frauen stört)
Was Du beschreibst, ist die Dynamik der Angst vor der Angst. Nichts ernährt Angst so gut und nachhaltig; nichts hält sie so am Leben. Der Gegenspieler der Angst ist Vertrauen. Wenn der organische Befund also klar ist, wäre mein Tipp, alles zu unternehmen, das Vertrauen in das Herz wiederzufinden, es also z.B. mäßig, aber regelmäßig zu trainieren.
Zum Vertrauen in das Herz gehört aber auch, auf seine Stimme zu hören, so sie uns denn was erzählen will, was wir vielleicht nicht hören wollen. Vielleicht berichtet es gerade von einer Schieflage in Deinem Leben, die Du -auf der kognitiven Ebene- nicht oder noch nicht bereit bist zu hören?
(Stichworte: Liebe, Partnerschaft, Leistungsanspruch, Leistungsvermögen)

Hör doch mal hin.... vielleicht ist es ganz spannend.
Von Herzen, und das meine ich wörtlich, wünsche ich Dir nen Eimer Vertrauen!

Liebe Lee, ich spüre (und lese) wie Du haderst. Kann ich helfen?

Aus Hamburg Nord - verschneit -
herzliche Grüße nach Altona und den
Rest der Republik.
Andreas
Guitaranderl

Re: Angststörung

Beitrag von Guitaranderl »

noch ein ganz praktischer Hinweis, Hartwig:
Die Rolle von Coffein in diesem Zusammenhang kennst Du?
barilla
Beiträge: 127
Registriert: 14. Sep 2005, 19:23

Re: Angststörung

Beitrag von barilla »

Hallo allerseits!

Auch ich kenne das Angstgefühl sehr gut und auch die berühmte Angst vor der Angst!
Meine Tipps hierzu:
Wenn die Angst kommt, versuchen sie nicht wegschieben zu wollen, sondern erstmal anzunehmen. Ich stelle sie mir wie eine Nachbarin vor, die schon wieder mal vorbei kommt und irgendetwas will. Dann sage ich mir innerlich: "Guten Tag, liebe Angst, was wollen sie denn diesmal von mir?" Irgendwie hilft mir das ganz gut und es nimmt dem ganzen den Schrecken. So ähnlich wie Andreas das auch beschrieben hat: Versuche ihr zu zuhören, was sie diesmal von Dir will. Sie wird sich vermutlichh erst wieder verabschieden, wenn Du ihr Deine echte Aufmerksamkeit geschenkt hast und sie nicht auf Teufel komm raus verscheuchen willst.

Dazu noch ein Buchhinweis von mir:
"Endlich geschafft! Prüfungsängste bewältigen" von Gerlinde Unverzagt, Kreuz Verlag.
Dieses Buch beschäftigt sich zwar besonders mit Prüfungsängsten, man kann aber auch viele Übungen, die dort vorgeschlagen werden, auf andere Angstsituationen übertragen.

LG,
Barilla
Träumer29
Beiträge: 25
Registriert: 1. Feb 2005, 20:43

Re: Angststörung

Beitrag von Träumer29 »

Vielen Dank für eure tollen Anworten!
Ich wusste hier kann man sich auf Hilfe verlassen!
Eine Frage noch: ich setzte gerade das Stangyl ab, vielleicht zu schnell? Momentan einen Tropfen, also ein mg pro Tag. Da ich es schon 1 Jahr nehm kommen die Symptome vielleicht noch zusätzlich davon, neben der Angst?

Und, Andreas: ich trink NULL Kaffee, gerade deswegen! Und kein Cola und kein Red Bull o.ä. Sonst kann ich gar nicht mehr schlafen...
Guitaranderl

Re: Angststörung

Beitrag von Guitaranderl »

Lieber Hartwig,

ja, natürlich kann eine verstärkte Angst auftreten, wenn Du Stangyl absetzt. Gerade Stangyl wirkt ja in so kleinen Dosen schlafbahnend und angstmildernd. Manchmal kannst Du die eine verstärkte Unruhe mit etwas Sanftem, z.B.Homöopathie, abfedern.
Sehr wichtig ist es auch, Umweltreize jeglicher Art zu mildern und Ruhephasen ganz bewusst zu planen und auch durchzuführen. Ein überaktives vegetatives Nervensystem sollte man nicht unnötig reizen; sonst reagiert es bissig.

Natürlich kann und darf unser kleiner Schnack hier in keinem Fall das Gespräch mit dem Arzt Deines Vertrauens ersetzen und ich geh mal davon aus, dass das Ausschleichen mit dem Doc besprochen ist.

Also gutes Gelingen & hör auf Dein Herz!
Andreas
Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Angststörung

Beitrag von Lee »

Guitaranderl

Re: Angststörung

Beitrag von Guitaranderl »

Liebe Lee,
ein ganz wichtiger Punkt! Mal abgesehen von den neurologischen und biochemischen Prozessen, die Du so schön erläutert hast, passiert noch etwas anderes auf der Bewusstseinsebene:
Im Regelfall belohnen wir uns selbst, wenn wir solchen Aktionen durchgeführt haben, weil wir, u.A. :
- unserer inneren Schweinehund besiegt haben
- etwas sehr sinnvolles und -in Maßen- Gesundes für uns getan haben
-GEHANDELT haben (Handeln versus Depression)
-und nicht zuletzt das Vertrauen in unseren Körper verbessern, indem wir ihn fordern und -sinnvoll!- belasten.

Du hast nur zu Recht, dass der Rückzug auf die Couch und das ängstliche Hineinhorchen in sich selbst geradezu Kraftfutter für Angst und Depression werden lässt. Erst kommt die Angst, dann die Angstvermeidung, dann das fehlende Erfolgserlebnis und schließlich die Depression, die dann ihrerseits neue Angst produziert. Ein knackiger Kreislauf schließt sich.

Deine Empfehlung der Seite www.panikattacken.at kann ich voll unterstreichen. Das ist das Beste, was ich diesem Zusammenhang kenne.

Lee, zu Deinen akuten Verlustängsten fällt mir spontan das Buch "Blindfisch" von Jim Knipfel ein. Der Typ fürchtet nicht, blind zu werden, er wird es! Und zwar schleichend binnen 30 Jahren. Diesen Prozess beschreibt er wohl voller Witz und Selbstironie. Ich hatte Deine Angst als "unangemessen" verstanden. Vielleicht gibt Dir die Lektüre ja etwas.

Aus der City Nord herzliche Grüße nach Altona und an den Rest vom Ganzen
Andreas
Ele
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Re: Angststörung

Beitrag von Ele »

Hallo zusammen,

ich empfinde meine Ängste und Panikattacken fast noch störender als meine Depression, die ich vermutlich als Reaktion auf meine Überängstlichkeit entwickelt habe. Herzstolpern und Herzjagen habe ich sehr oft, allderdings nicht nachts, sondern tagsüber, einfach so. Die Beschwerden sind so stark, dass es mir dabei sogar schwarz vor den Augen wird. Vor zwei Wochen war ich deshalb beim Kardiologen und bin 24 Std. mit einem Langzeit-EKG und einem Langzeitblutdruckgerät rumgerannt. Wie zu erwarten war, erfreue ich mich bester Gesundheit- nicht wirklich beruhigend, aber das muss ich wohl so annehmen. Wenn ich so einen Anfall bekomme, versuche ich ruhig und tief zu atmen, meistens ist das auch sehr schnell dann wieder vorbei.
Ein Therapeut hat mit EFT gearbeitet. Das ist nicht uninteressant und hat mir damals auch das ein oder andere Mal geholfen. Sollte ich vielleicht wieder mal versuchen.
Anbei der Link zu einer EFT-Seite:
http://www.eft-info.com

Gruß Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

Träumer29
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Re: Angststörung

Beitrag von Träumer29 »

Die Internetseiten, die Ihr genbannt habt, sind allesamt sehr interessant. Ich hab mich mal in sie "vertieft".
Was maich aber stört, ist, dass man sich als Angstkranker so in Watte packen muss. Bei mir löst schon die kleinset Aufregung extrem starke Adreanlinschübe aus. Die Herzstolperei ist darauf nur noch eine Frage der Zeit.
Ich glaube dass das gesamte vegetative Nervensystem bei uns Kranken total überreizt ist, oder?
Lee
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Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Angststörung

Beitrag von Lee »

Guitaranderl

Re: Angststörung

Beitrag von Guitaranderl »

Lieber Hartwig,

ich bin gerade von dem unsäglichen Wetten Dass-Scheiss zu Euch geflüchtet und möchte meiner lieben Nachbarin Lee absolut zustimmen! Es ist ein großer Fehler, sich in Watte zu packen. Ein Fehler, der die Angst stärkt. Im Gegenteil, Du solltest Dich belasten, um das Vertrauen in Deinen Körper wiederzufinden. Und, Hartwig, nicht die Symptome sind das Problem; sondern unsere Bewertung der Symptome.

Liebe Lee, wenn Du möchtest, leih ich Dir das Buch. Es steht bei mir ohnehin in der Warteschleife und ich komme in den nächsten Monaten nicht dazu. Wir können und treffen oder ich schicke es Dir.

Ich war heute mit meinen Kindern rodeln und hatte viel Angst... na und?
Eine gute Nacht wünscht
Andreas
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