Wie und wo bekommt meine Lebensgefährtin Hilfe

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frechdachs
Beiträge: 1
Registriert: 26. Jan 2006, 17:08

Wie und wo bekommt meine Lebensgefährtin Hilfe

Beitrag von frechdachs »

Hallo zusammen,
meine Lebensgefährtin ist seit gestern in einer psychosomatischen Klinik und seit einem Anruf vor ein paar Stunden bin ich total verzweifelt.
Werde mal kurz und knapp versuchen die Situation zu schildern:
Seit Jahren leidet meine Freundin an schweren Depressionen mit häufigen Selbstmordgedanken.Wir leben nun seit fast vier Jahren zusammen und seit ca. 3 1/2 Jahren versuchen wir professionelle Hilfe für sie zu finden. Nach monatelanger Wartezeit hatte sie einen ambulanten Therapeuten gefunden, der ihr jedoch nicht helfen konnte.Im Sommer 2004 endlich eine siebenwöchige stationäre Therapie, die ihr jedoch überhaupt nichts gebracht hat (es sei wie Urlaub gewesen, kaum Einzelgespräche und larifari Gruppengespräche).
Trotzdem haben wir nicht aufgegeben und im Sommer hat sie eine Therapeutin gefunden, zu der sie auch vertrauen hatte. Nach mehreren Therapiestunden meinte jedoch die Therapeutin, sie könne leider mit ihr nicht richtig arbeiten,da meine Freundin keinen hätte, der sie nach den Stunden auffangen könnte (durch das, was in den Stunden besprochen wurde, verstärkten sich die Selbstmordgedanken).Die Therapeutin empfahl eine erneute längere stationäre Therapie - möglichst in einer Traumaklinik. Nachdem sich zunächst weder die AOK noch die LVA zuständig fühlten, hat es dann doch geklappt, dass von der LVA eineTherapie in einer psychsomatischen Klinik (von zunächst vier Wochen)genehmigt wurde.
Dort ist sie nun seit gestern und hat heute ihren Therapieplan erhalten. Die Enttäuschung war groß: Keine Einzelgespräche (seien in dieser Klinik nicht üblich) - 3 x die Woche Gruppengespräche von 45 Minuten, etwas Bewegungstherapie und noch das ein oder andere - aber viel, viel Freizeit. Meine Freundin ist drauf und dran, den Aufenthalt in der Klinik abzubrechen. Sie hat wirklich so viele Probleme, die aufgearbeitet werden müssten - wie soll das gehen ohne Einzelgespräche? Kann uns jemand einen Rat geben???????

Eine ambulante Therapie ist nicht möglich, weil keiner da ist, der sie professionell auffangen kann (ich tue wirklich mein bestes, fühle mich aber auf Dauer echt überfordert, wenn die akuten Suizidgedanken auftauchen) und in den Kliniken gibt es keine richtige Hilfe für sie. Ich bin nun total ratlos, hatte ich doch wirklich gehofft, dass ihr diesmal geholfen würde und sie ist total verzweifelt und ohne Hoffnung! Gibt es denn keine Kliniken, die den Schwerpunkt auf Einzel- und Gruppengespräche legen?? Haben wir etwas falsch gemacht?? Weiß echt nicht mehr weiter!

Traurigen Gruß
Dagmar
Twinkle
Beiträge: 179
Registriert: 28. Mär 2003, 15:55

Re: Wie und wo bekommt meine Lebensgefährtin Hilfe

Beitrag von Twinkle »

Hallo!

Ja, das ist in manchen Kliniken durchaus üblich. Das Behandlungskonzept ist auf Gruppentherapie ausgelegt und genauso wirksam wie andere. Viel Freizeit ist auch normal, denn es ist nicht so, dass viel Therapie auch viel Erfolg bringt, man braucht dazwischen schon Zeit um alles zu verdauen.

Mich wundert aber, dass es jetzt diese Überraschung gibt, wo sie schon in der Klinik ist. Hat sie sich denn vorher nicht über das Behandlungskonzept der Klinik erkundigt?

Ist natürlich schwierig wenn ihr beide davon überzeugt seid, dass nur Einzeltherapie helfen kann. Das ganze Konzept beruht natürlich darauf, dass man sich auf die vorgegebenen Angebote einläßt. Vielleicht helfen nicht nur die Angebote, die man selbst für sinnvoll hält, sondern andere auch.

Wenn sie den Klinikaufenthalt jetzt abbricht, wird sie ein dickes Problem bekommen weitere genehmigt zu bekommen. Da müßte schon ein triftiger Grund vorliegen. Bevor sie sowas macht, muss das unbedingt mit dem Kostenträger abgesprochen werden.

Twinkle
sd
Beiträge: 54
Registriert: 2. Aug 2004, 17:12

Re: Wie und wo bekommt meine Lebensgefährtin Hilfe

Beitrag von sd »

hallo!
Auch ich habe eine Irrfahrt verschiedener Behandlungsarten hinter mir. Zuerst auch mit Kuren, die anscheinend immer nach dem gleichen Prinzip ablaufen. Ist man da nicht stabil genug ist es sehr schwer dort Hilfe zu bekommen. Ich hatte während einer Kurmaßnahme auch sehr schlimme Suizidgedanken und musste dann sogar stationär in die geschlossene Psychiatrie, es war für mich damaks eine schlimme Erfahrung, da ich mich so unverstanden fühlte. Die Therapeuten in den Kurkliniken gehen eben auf nummer sicher, bevor etwas passiert. Gebracht hat mir das alles damals nichts, es wurde immer schlimmer, es war nur eine Verzögerung der Katastrophe.
Ich kann dir leider keinen Rat geben, wo Du Hilfe für Deine Freundin findest, ich denke eine wirkliche Hilfe gibt es nicht. Es braucht sehr viel Zeit, auch ich komme immer noch nicht von den Gedanken weg, aber ich werde damit leben müssen. Die Ärzte sind da auch machtlos, was sollen die auch machen?
Ich wünsche dir viel Kraft die Du sicher brauchst.
charlie
BeAk

Re: Wie und wo bekommt meine Lebensgefährtin Hilfe

Beitrag von BeAk »

Liebe Dagmar,

was hält den Deine Lebensgefährtin von einer Stabilisierung durch Antidepressiva?
steppenwolf1

Re: Wie und wo bekommt meine Lebensgefährtin Hilfe

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Dagmar,


Ich möchte Dir mal zum Vergleich meine Erfahrungen schreiben.
ich war in einer Klinik, die 2 Konzepte verfolgte. Einmal mit Schwerpunkt auf Einzeltherapie und einmal auf Gruppentherapie. Bei meinem ersten Aufenthalt lag der Schwerpunkt auf Einzeltherapie. Das bedeutete 2 mal wöchentlich ein Einzelgespräch, 1 mal die Woche Soziales Kompetenztraining, 2 mal Gruppentherapie, sowie Körper-, Kunst- und Musiktherapie.
Beim zweiten Mal war ich auf der Station mit Schwerpunkt Gruppe, die dann auch jeden Tag war. Zusätzlich hatte man 1 Einzelgespräch in der Woche. Je nach dem, hatte man dann noch Gespräche beim Pflegepersonal. Und dann halt auch sowas wie Kunst oder Körpertherapie wie oben schon geschrieben.

So gar kein Einzelgespräch finde ich schon etwas ungewöhnlich und würde mich auch stören. Allerdings haben mir auch die Gespräche mit dem Pflegepersonal sehr geholfen, in die Gruppe kam ich irgendwie nie so richtig rein.

War Deine Lebensgefährtin denn nicht zu einem Vorgespräch oder Aufnahmegespräch, wo man ihr alles erklärt hat ? Dann hätte sie vielleicht noch eine andere Klinik wählen können ?

Vielleicht sollte sie auch erstmal das ganze anlaufen lassen. Meistens wird der Therapieplan auch individuell noch angepasst.

Ich wünsche Euch noch viel Kraft und Durchhaltevermögen.

Viele Grüsse, steppenwolf
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