Gibt es berhaupt Heilungschancen?!

Thomas

Gibt es berhaupt Heilungschancen?!

Beitrag von Thomas »

Das glaube ich auch ganz fest, Inka. Dieses "Sich nach anderen richten" ist ein ganz weit verbreitetes Verhalten und in meinen Augen einer der Hauptgründe, warum man so leicht vom Weg abkommt. Wann etwas eine anerkennenswerte Leistung ist, kann weiß Gott nicht über die gesellschaftlichen Werte entschieden werden. Leider verhalten wir uns aber oft so, als sei das die Messlatte und machen uns davon abhängig, als tüchtig in diesem Sinne zu gelten. Und ich glaube wie du, dass man diese Einstellung ablegen kann, Stück für Stück, wenn man erst einmal innere Wertmaßstäbe entwickelt hat und somit für sich genau weiß, was etwas wert ist und was nicht. Aber vielleicht liegt genau hier das Problem: Eigene Wertmaßstäbe setzen den Glauben an sich selbst voraus und wenn der fehlt, beziehen wir wohl unsere Wertmaßstäbe aus der Algemeingültigkeit. Deshalb denke ich, dass persönliche Entwicklung hin zu mehr Autonomie und Selbstvertrauen die fremden Werte automatisch relativiert. Es ist ein Depri-Problem. Aber nicht nur, es gibt sehr viele Menschen, die eben keine Entwicklung hin zu Autonomie und Reife durchlaufen, aber deshalb nicht depressiv sind. Depressiv zu werden oder zu sein zwingt ja, genau diesen Punkt als überlebenswichtigen Faktor zu begreifen, weil sonst nichts mehr übrig bleibt. Deshalb findet man so viele erstaunliche Menschen in diesen Reihen. Gruß an dich! Thomas
I.M.
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Gibt es berhaupt Heilungschancen?!

Beitrag von I.M. »

:-)
susan
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Gibt es berhaupt Heilungschancen?!

Beitrag von susan »

Lieber Thomas "Depressiv zu werden oder zu sein zwingt ja, genau diesen Punkt als überlebenswichtigen Faktor zu begreifen, weil sonst nichts mehr übrig bleibt" Ich kann dir nur zustimmen :-) Deshalb sehe ich die Depression nicht nur als Krankheit, sondern auch als Chance.... Doch auch hier geht es wieder nur Step by Step ;-) Lieber Gruß Susan


susan
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Gibt es berhaupt Heilungschancen?!

Beitrag von susan »

Liebe Rachel schön, von dir zu hören :-) Erst mal freue ich mich, das du wieder zu deiner Therapeutin gehen kannst. Ich denke, es ist verständlich, das es dich nach so langer "Abstinenz" anstrengt. Es ist sicher das Beste, nicht gleich aufzugeben und die nächsten Wochen abzuwarten. Vielleicht kannst du auch die Abstände vergrößern, dann hast du mehr "Luft" zwischendurch? Ich drück' dir jedenfalls die Daumen, das es dir auch gut tut, weiter an deinen Problemen zu arbeiten - und wenn wir es mal genau betrachten ...welche Arbeit ist nicht anstrengend ;-) Würde mich freuen, wieder von dir zu hören. Lieber Gruß Susan


Sarah
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Gibt es überhaupt Heilungschancen?!

Beitrag von Sarah »

I.M.
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Beitrag von I.M. »

liebe sarah- ich glaube du hast schon etwas wichtiges erkannt. dieser gedanke , "dass wenigstens ein therapeut ...". und wenn nicht mal der, wer dann überhaupt? dann bricht das ganze gerüst zusammen. der umkehrschluß, dann gar nichts mehr von niemandem zu erwarten ist meiner meinung nach schon ein schritt in die richtige richtung. allerings, ein zu großer! das ist von einem extrem ins andere. denn wenn man gar nichts mehr erwartet ist das leben auch nicht lebenswert. es ist also irgendwas dazwischen. und das zu finden ist sehr schwer. aber es geht. du hast nun beide pole ausgelotet und kannst die mitte suchen. wenn man sich für eine zeit ganz und gar auf sich selber zu besinnt, ist das meiner meinung nach eine chance, wenn man sie richtig nutzt. mit richtig nutzen meine ich, sich selbst das zu geben, was man bisher von anderen erwartet hat,nämlich liebe anerkennung zuwendung usw. die energie, die man sonst -in form von negativer energie, heißt: angst, depressive gedanken, enttäuschung usw. an andere verteilt hat, kann man nun für sich nutzen. schwer, ich weiß. sehr schwer. falsch nutzen hieße für mich, die enrgie weiterhin von sich selber abziehen und sie für gedanken der verbitterung, der depressiven gedankenspirale oder für das vergangene ständig wieder neu zu durchdenken usw.zu verwenden. das muss aufhören. auch wieder leicht gesagt. ich weiß wie schwer das ist. aber erst wenn man diesen schritt getan hat, kann man sich sich selber zuwenden und dann im nächsten schritt sind auch andere dinge wieder möglich von denen wir zur zeit vielleicht noch nichtmal mehr träumen können. gruß, inka
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Sarah ich kann deine Verzweiflung verstehen. Du vertraust dem Therapeuten und erhoffst dir, das er dies anerkennt, dir die Bestätigung dafür gibt, das du auf dem richtigen Weg bist. Dieses Warten auf Anerkennung kann sehr zermürbend sein. Ich habe es viele Jahre an anderen festgemacht, habe viel Lob ausgesprochen und dies auch "zurückerwartet". Es tut weh, wenn es nicht so ist, wenn die Menschen, die uns nahe stehen, uns nicht in dem Masse loben, wie wir es brauchen und erwarten. Es ist schwer, besonders in der Phase der Depression, eine "Oase in uns selbst" aufzubauen. Wenn der Glaube an uns stark genug ist, sind wir unabhängiger von anderen. Wenn wir uns als wertvoll sehen können, dann brauchen wir nicht die Bestätigung der anderen, das wir es sind. Dort hin zu kommen, ist ein langer Weg. Du musst nicht OHNE diese Anerkennung leben, du kannst versuchen, sie dir selbst zu geben und dies wiederum gibt dir die Kraft weiterzugehen. Lieber Gruß Susan


Thomas

Gibt es berhaupt Heilungschancen?!

Beitrag von Thomas »

Liebe Sarah, ein Therapeut wird dich nicht auf einen Weg führen, wenn er ein guter Therapeut ist. Er versucht mit dir zusammen herauszufinden, welches deine Wege sind. Ich musste das auch schmerzlich erfahren, schielte allzuoft auf ein anerkennendes Wort, erwartete Rat für Dinge, die nur ich ganz alleine bewerten oder entscheiden konnte, aber nicht wollte. Was ist schon die Wertschätzung eines Therapeuten wirklich wert? Die Therapiezeit wird zuende gehen und du musst dir jemand anderen suchen, der dich wertschätzt, bleibst so auf immer abhängig von der Wertschätzung anderer. Würde der Therapeut versuchen dir etwas von dem zu geben, was du nie bekommen hast, er würde einen schlimmen Kunstfehler begehen. Er wird sich benutzen lassen, um diese Gefühle in dir zu spiegeln, damit du sie sehen kannst aber dir zum Schein z.B. ein guter Papa zu sein, würde dich dort festhalten, wo du schon bist. Ist es wirklich so, dass niemand dir Werschätzung zeigt? Oder kannst du sie vielleicht nicht sehen, weil du mehr oder etwas anderes oder eine andere Form erwartest? Vielleicht etwas, was es gar nicht geben kann, weil die Zeit dafür vorüber ist? Was Susan sagt, trifft genau zu. Ziel muss doch sein, frei zu werden von dem Bedürfniss, durch andere bestätigt zu werden. Wenn du einmal weisst und fühlst, dass du so in Ordnung bist, wie du bist, erlebst du die Anerkennung und Zuwendung der anderen als Bestätigung dafür, was du selber fühlst über dich. Und nicht mehr als ständige Droge, die du benötigst, um dich selbst erleben zu können. Das einzusehen ist sehr schwierig denn man muss die alten Bindungen und Wünsche loslassen und sich wieder der Gegenwart zuwenden. Erwarte nicht, dass das von heute auf morgen geht, es ist meist ein langsamer und mühseliger Prozess. Herzlicher Gruß von Thomas
winnie
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Beitrag von winnie »

Hallo Thomas, Susan, Inka, vom Prinzip her stimme ich Euch zwar zu - aber ich würde meinen, das mit der Unabhängigkeit von der Wertschätzung anderer, die man zugunsten der Wertschätzung von sich selbst erreichen sollte, ist erst die höhere Mathematik. Viele von uns hier schlagen sich allerdings gerade mal mit den Grundrechenarten herum. Wenn jemand ganz unten ist, dann ist solche Selbstanerkennung, ohne es an anderen festzumachen, ein Fernziel - aber ich denke mal, es bedarf dazu gerade am Anfang absolut auch stützender Anerkennung anderer und gerade des Therapeuten. Wie soll ich, die ich mich für das Allerletzte halte, mich plötzlich gut finden, wenn ich dauernd das Gefühl habe, an allen anderen abzuprallen? Du hast gestern etwas sehr Wichtiges geschrieben, Thomas, über die Wertmaßstäbe, die man sich mangels eigenem Selbstbewußtsein zwangsläufig anderswo holt, sich an anderen orientiert. Da hast Du genau den Nagel auf den Kopf getroffen, ich fand das sehr essentiell - man TRAUT seiner eigenen Wahrnehmung nicht, seine eigene Anerkennung ist etwas Bedeutungsloses, so lange man nicht stabiler ist. Man orientiert sich dadurch zwangsläufig an dem, was die Gesellschaft vermeintlich vorschreibt. Und empfindet es daher als entmutigend, wenn man das Gefühl hat, man wird dieser Gesellschaft nicht gerecht. Man ist einfach noch nicht so weit, sich zu sagen, daß man selbst die einzig entscheidende Instanz für sich selbst ist. Deswegen würde ich auf gar keinen Fall die Wichtigkeit der Bestätigung durch andere gerade am Anfang des langen, schweren Weges zu sich selbst, unterschätzen. Liebe Sarah, ich verstehe, was Du meinst - und kann Dir nur wünschen, daß Du Dich nicht entmutigen läßt und schaffst, Dir immer wieder vor Augen zu führen, daß Du Dich vor dem Therapeuten nicht beweisen mußt. Er muß Dir helfen, WEIL Du da eben Schwierigkeiten mit hast, und ich würde es wirklich mal konkret bei ihm ansprechen, was Dir da so Probleme bereitet. Liebe Grüße an Euch alle, Winnie
I.M.
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Beitrag von I.M. »

ich hatte grad wieder eine oder mehrere erkenntnise, die mich ein stückchen weitergebracht haben. ohne ins detail zu gehen, aber es ist mir wichtig es zu formulieren. es fiel mir grad wie schuppen von den augen. ich habe nicht versagt, ich bin nicht schuld. diese beiden komplexe hat mir ein therapeut mit auf den weg gegeben. ich hab sie nun fast zwei jahre mit mir herumgeschleppt und viel energie darauf verwandt zu überlegen, ob er vielleicht doch recht hat. introspektion und reflexion pur. aber in die falsche richtung. ... ja, aus seiner sicht hat er wohl recht. vielleicht. aber es uist nicht meine aufgabe, mich in seine sicht der dinge zu versetzen um zu verstehen was er meint. ein bicßhen vielleicht, um zu lernen. aber nicht die volle energie darauf zu verwenden. es geht um MICH.er hat nicht verstanden, worum es MIR eigentlich ging. ich habe endlich wieder MEINE sicht. aber jetzt klarer und mit vielen erkenntnissen, die meine sicht herauskristallisieren lassen. . ein zweites noch. ich wurde als blauäugige moralistin bezeichnet. hhhmmm... auch das habe ich mir zu herzen genommen. selber schuld, blauäugige moralistin. tatsächlich ist es so, ich war naiv. mit einem kindlich naiven verständnis von humanität ausgerüstet. mit wertmaßstäben wie: achtung vor dem leben anderer, ehrlichkeit, zuverlässigkeit, usw. bin ich in eine welt geraten wo das nicht zählte. noch mehr sogar, wo das als schwäche und sogar als provokation galt. ich habs gespürt, aber ich habe es nicht als realität erkannt. ich kannte diese andere art nicht, sie war mir weder theoretisch noch praktisch vertraut. das kann man wohl kindlich naiv nennen. jetzt weiß ich es besser. ich dachte ich bin verrückt, weil nichts mehr klappte. weil alle anderen so anders waren. kein einziger wertmaßstab meiner bisherigen welt zählte mehr. das war wahnsinn. nun weiß ich, es gibt menschen die aus neid, boshaftigkeit, verbitterung, angst oder aus ihrer politischen geschichte sich entschieden haben oder entschieden wurden SO zu handeln und zu sein. ICH kann mich aber enscheiden, NICHT SO zu handeln. ich kann meinen wertmaßstäben treu bleiben, aber jetzt mit einem erweiterten wissen. ich brauch mich auch nicht zu schämen, dass ich mich SO entschieden habe. im gegenteil.
susan
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Gibt es berhaupt Heilungschancen?!

Beitrag von susan »

Liebe Winnie und alle anderen ich stimme dir zu: Wir, alle die wir hier schreiben, lesen....gehen einen Weg, jeder SEINEN und jeder in SEINEM Tempo. Und es ist in der Tat so, das einige "erst" bei den Grundrechenarten sind und andere "weiter". Doch wer setzt das Ziel, den Masstab für wen fest? Wer vermag zu sagen, was wen glücklich, zurfrieden mit sich selbst macht? Jeder von uns hat seinen eigenen Wert und oft können wir diesen nicht mehr sehen. Ist es nicht so, das wir oft danach streben, die "höhere" Mathematik zu beherrschen, und dabei übersehen, das wir die Grundrechenarten längst beherrschen? Das, was DA ist, sehen wir nicht, und diesen Streben nach dem, was nicht geht, nimmt sehr viel Raum in uns ein. Ich musste erst ganz unten ankommen, um zu sehen, das ich SEHR viel wert bin. Diesen Messen an den andern....der ist weiter als ich....der kann mehr als ich....das, was der schafft, schaffe ich nie....ich schiebe mir damit selber Hindenisse auf den Weg..., die ich kaum schaffe, zu überwinden. Viel wichtiger ist es, herauszufinden, was MICH ausmacht, wo liegen meine "Stärken", was könnte ich tun, um sie zu "vergrößern", und ganz wichtig - wo liegen meine Schwächen...kann ich mich SO akzeptieren oder verdränge ich das alles, was mich ausmacht. Der Blick auf uns selbst bringt uns dem Ziel näher. Wenn wir es schaffen, bei uns zu bleiben und uns nicht klein machen, weil wir nicht wie andere sein können, ist schon sehr viel erreicht. dieses...was denkt der andere von mir, wenn...ich kann nicht, weil ich gestern nicht konnte....ich bin eben so, das war schon immer so...sind Gedanken, die uns lediglich erlauben, uns immer wieder im Kreis zu drehen. Nur der Blick nach vorn wird uns je dort ausbrechen lassen. Das geht nicht von allein...jeden Tag, jede Stunde ist es ARBEIT -Arbeit an uns selbst... Du wirst sagen, das sagt sich leicht...ich weiß sehr wohl, wie schwer es ist, an sich zu glauben, wenn alles sinnlos erscheint. Immer wieder hat mir dabei geholfen, mir Schritte, die ich gehe, anzusehen, auf das zu schauen, was ich erreicht habe und es gab sehr viel, was ich tat, was ich aber nicht mehr SAH... Liebe Sarah, wenn du eine Therapie machst, dann bist DU es, die an sich arbeitet, die es versuchen will, aus dem Kreis auszubrechen. Du pflegst Familienangehörige? und es ist nur zu verständlich, das dich das viel Kraft kostet. DU hast es geschafft, hier zu schreiben, wie es dir geht.... Es liegt an uns, was wir sehen und was nicht.... Liebe Winnie, ich könnte auch sagen, SO eine Umschulung wie du sie machst, schaffe ich NIE oder....wie macht sie das, das sie nebenbei ihren Kindern noch eine gute Mutter ist...schau dir das alles an und das ist nur ein Teil von dem, was DICH ausmacht und dann erkennst du sicherlich, das du über die Grundrechenarten längst hinaus bist... Ganz liebe Grüße an Euch alle Susan


Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Winnie, ja, ich gebe dir da voll und ganz Recht und ich merkte genau dies auch beim Schreiben, wollte nun aber nicht zu ausführlich werden und erst einmal evtl. Reaktionen abwarten. Ich wollte die Wertschätzung anderer als eigenen Wert auch nicht in Frage stellen. Aber für mich ist der ganz große Unterschied, ob ich mir da (ich sags mal bewusst etwas provozierend) eine Streicheleinheit hole für den hohen Preis der Anpassung an die Erwartung des anderen. Oder ob ich wirklich höre, was der andere mir mitteilt mit seiner Zuneigung und dabei spüren kann, ja, so bin ich wirklich! Dann ist da wirklich etwas angekommen und der andere hat MICH gespiegelt, hat mir gezeigt, wie ICH bin. Wenn dir ein Mann sagt "Oh Winnie, wenn ich in deine herrlichen blauen Augen schaue, wird mir ganz anders" und du hast aber grüne, dann weißt du Bescheid, oder? Der will was, aber nicht mich! Nein ganz klar, die Zuwendungen der anderen brauchen wir ein Leben lang, um uns immer wieder im Außen erleben zu können. Aber wenn ich selbst kein reales Bild von mir habe, werde ich beliebig manipulierbar. Denn nur allzuviele Menschen spüren instinktiv, was du brauchst und sagen und zeigen dir das, wonach du dich sehnst. Und du tust dann alles, um es wieder zu bekommen, obwohl es nichts Echtes ist. Und, das weiß wohl niemand besser als du, wenns drauf ankommt, bist du alleine. Ums in einem Satz zu sagen: Manche geben dir Zuwendung, weil sie etwas wollen und andere, weil sie dich mögen. Um das eine vom anderen zu unterscheiden, brauchst du ein Bild von dir selbst. So, raus in den Schnee jetzt! Bis nachher. Lieber Gruß von Thomas
winnie
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Beitrag von winnie »

Liebe Susan, momentan komm ich mir allerdings vor, als müßte ich ein Mathematikstudium absolvieren und wüßte nicht mehr, wie Bruchrechnen geht... Ich hab viel geschafft, ja - aber seelisch und selbstwertmäßig bin ich in der Depression so tief abgerutscht, daß ich kaum glauben kann, wie ich das alles mal geschafft hab. Ich hab das Bild ja schon mal gebracht - ich hab einen hohen Baum erklommen und sitz jetzt mit geschlossenen Augen irgendwo fest, klammer mich am Stamm fest und traue mich weder vor noch zurück, wage keine Bewegung mehr, aus Angst, den Halt zu verlieren. Ich glaube einfach nicht mehr an meine Stärke, denk manchmal, da war ich noch ein anderer Mensch, als ich das alles geschafft hab. Liebe Grüße von Winnie
Sarah
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Beitrag von Sarah »

winnie
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Beitrag von winnie »

Lieber Thomas, genau das ist es. Deswegen nehme ich einen großen Teil der Anerkennung, die ich von anderem erfahre, nicht an - weil ich mich darin nicht wiederfinde. Manchmal wohl zu Unrecht - siehe das, was ich an Susan schrieb, ich kann oft nicht so recht glauben, daß ICH es war, die etwas geschafft hat, bzw. sehe immer nur meine Unsicherheit statt das Ergebnis meiner Anstrengung. Aber nicht selten ist mein Unglauben auch berechtigt. Das mit den Augen (ich hab tatsächlich grüne *g*) ist ein gutes Beispiel, und GENAU solche Sachen hab ich auch schon sehr oft erlebt. Und ich fühle mich sehr unbehaglich - nein, es ist sogar eine Art Zorn und Enttäuschung, wenn ich erlebe, daß man bei mir Seiten lobt, die ich entweder gar nicht besitze, oder die für mich selbst total unwichtig sind. Nein, ich spüre sehr gut, wenn es nichts Echtes ist, für das ich Bestätigung bekomme - und fühle mich elend dabei, weil ich merke, daß man mich da gar nicht wirklich wahrgenommen hat, sondern nur seine eigenen Vorstellungen auf mich projizierte. Daß ich mich dann DARUM auch nicht mehr bemühe, dh daß ich mich um DIESER Anerkennung willen nicht mehr anpasse - so weit bin ich zum Glück schon. Ich will für das anerkannt sein, das ich selbst auch anerkennen kann. Aber um mich selbst anerkennen zu können, brauche ich trotzdem immer wieder - ehrlich gemeinte - Bestätigung von außen. Viel Spaß im Schnee und lieben Gruß! Winnie
Sarah
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Beitrag von Sarah »

Sarah
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Beitrag von Sarah »

susan
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Beitrag von susan »

Liebe Sarah es braucht Zeit und die Tatsache, das du jetzt keine bezw. zu wenig Anerkennung, Zuwendung bekommst, heißt nicht, das das so bleiben muss :-) Die Wahrnehmung dafür ändert sich und wenn du an dich glaubst, wird auch die Zuwendung, die du dir wünschst, nicht ausbleiben - es wird nur um so schwieriger, wenn du sie an einem Menschen (Therapeut) festmachst. Alles Gute für Dich Susan


susan
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Beitrag von susan »

Liebe Winnie "Ich will für das anerkannt sein, das ich selbst auch anerkennen kann. Aber um mich selbst anerkennen zu können, brauche ich trotzdem immer wieder - ehrlich gemeinte - Bestätigung von außen." Irgendwie beißt sich die Katze in den Schwanz :-( Kannst du dich So annehmen, wie du bist? Wenn du es erst kannst, wenn die Bestätigung von außen kommt, dann wirst du vielleicht weiterhin enttäuscht sein....nicht, weil du nichts wert bist, aber weil die Menschen um dich herum das aus welchem Grund auch immer, es dir nicht sagen, zeigen... Habe ich das richtig verstanden? Das du auf die Zuwendung - die EHRLICHE - der anderen wartest, bis du bereit bist, dich DIR zuzuwenden? Lieber Gruß Susan


caroline

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Beitrag von caroline »

Liebe Winnie Du sitzt regungslos auf dem Baum und traust dich nicht, eine Bewegung zu machen. Du kannst versuchen, jetzt auf dich zu schauen. In deiner momentanen Lage jetzt hat es auch keinen Sinn, irgend einen weiteren Schritt zu machen, denn du weisst ja noch nicht, was DU jetzt brauchst. Aber du kannst das herausfinden, indem du jetzt auf dein Inneres schaust und hörst. Und du wirst merken, dass du sehr wohl die Bruchrechnungen beherrschst, und vieles weitere auch. So wie Susan sagt, du siehst es nur im Moment nicht. Und genau deshalb hälst du jetzt inne, um den Blick darauf wieder frei zu machen. Es ist sehr schwer und es kostet viel Kraft, die vielen Steine, die dir von aussen hingeschmissen wurden, die dir den Blick auf DICH versperrten, wieder aus dem Weg zu räumen. Aber es ist der einzig richtige Weg. Wenn du jetzt weitergehst wie bisher, schleppst du erstens die ganzen Steine mit ( welche aber nur Ballast sind), und wie ein Magnet ziehst du neue Steine an. So aber wird der Punkt kommen, an dem dein Blickwinkel sich wieder auf dich richten kann, und dann wird deine Angst auch kleiner, einen Schritt zu tun, der dir vielleicht weh tut, denn du wirst daran glauben, dass du mit den Konsequenzen von diesem Schritt auch irgendwie umgehen kannst. Und verzeihe dir auch, wenn so ein Schritt sich eben als Schritt in die falsche Richtung herausstellt. Sei toleranter zu DIR selber. Das Unterscheiden, was hinter Zuneigung von aussen wirklich steckt, ist ein schwieriges Unterfangen. Aber je mehr du dir davon selber entgegen bringst, umso leichter wirst du die wahren Gründe dafür erkennen. Dir ganz liebe Grüße von Caroline
rachel
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Beitrag von rachel »

Hallo liebe Susan, und Alle, ja, zur Zeit kann ich mich im Kopf garnicht so mehr in einer Therapie hineinversetzen, und ich habe oder bin schon richtig resigniert.Und ich habe zur Zeit die Hoffnung aufgegeben, das es je besser wird. Ich habe jetzt erstmal grössere Abstände genommen, um erstmal langsam wieder in die Therapie hinein gehen zu können. Mal sehen, wie sich das in den nächsten Wochen entwickelt. Froh bin ich, das ich immer die SHG im Rücken als Stärkung hatte, und habe, wenn das nicht wäre, wäre ich sehr unten. Soweit ganz liebe Grüsse an Dich, und Alle, Rachel
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Sarah und liebe Winnie, ich wollte noch etwas zu dieser Abhängigkeit von der Zuwendung anderer ergänzen, was mir wichtig erscheint: Inwischen gehört es ja fast schon zum Allgemeinwissen, dass Kinder ohne ausreichende Zuwendung, ohne Liebe also, sich nicht gesund entwickeln können. Ohne diese Grundlage können sie keine gesunde Beziehung zur Welt haben, davon sind sie einfach abhängig. Kinder, die ohne diese Grundlage auskommen müssen, richten ihre Aufmerksamkeit zwangsläufig nach außen, weil das, was in ihnen ist, ihnen nicht gut erscheint. Ums mal profan zu sagen, erfahren sie durch die Zuneigung ihrere Eltern, dass gut und erlaubt ist, was sie emotional und gedanklich mit sich selbst verbinden. Geht das schief, und das weiß ich von mir selber auch, versucht man auch noch als Erwachsener verzweifelt, diese grundlegende Akzeptanz zu erlangen. Die Sehnsucht danach ist einfach übermächtig und bestimmt das eigene Handeln sehr. Ich glaube, dass du das meinst, Sarah, wenn du davon sprichst wie schwer es ist, diesen Wunsch aufzugeben. Aber man muss wohl realistischerweise einfach einsehen, dass dieses Grundbedürfniss auch nur in einer bestimmten Entwicklungszeit befriedigt werden kann und nicht mehr im Erwachsenenalter. Auch ungestillte Kinder können später nicht mehr an die Brust zurück (na ja, ganz eingeschränkt vielleicht schon). Man kann sagen, da weint in uns ständig ein Kind und fordert sein Recht und wir versuchen nun ständig, in der Umwelt nach den Eltern zu suchen, damit es zufrieden ist. Aber das ist ohne Aussicht auf Erfolg. Wir können uns nur selbst nach innen wenden und trösten und das Kind versöhnen, indem wir freundlichen Umgang mit uns selber pflegen. Umso mehr müssen wir uns nun selber lieben lernen, damit Ruhe einkehrt. Was andere geschenkt bekommen haben, müssen wir erarbeiten. Dafür werden wir aber auch wissen, wieviel wert das ist. Schönen Abend und fruchtbare Träume wünscht euch Thomas
winnie
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Beitrag von winnie »

Stimmt leider genau, Thomas...
Sarah
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Beitrag von Sarah »

Sarah
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Beitrag von Sarah »

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