Wie soll ich mit meiner Mom umgehen?

Antworten
Sesa
Beiträge: 28
Registriert: 6. Jan 2006, 14:01

Wie soll ich mit meiner Mom umgehen?

Beitrag von Sesa »

Hallo ihr Lieben!

Wie ja vielleicht schon einige gelesen haben, werde ich jetzt bald in eine Klinik gehen, damit ich dort intensivere Hilfe bekomme, weil meine ambulante Therapie nicht so richtig anschlägt.
Ich bin 23 und habe eigentlich ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter. Nun merke ich aber, dass sie völlig überfordert ist. Sie weiß nicht, wie sie mir helfen soll. Ich hab ihr halt gesagt, dass sie mir am meisten hilft, wenn ich einfach weiß, dass sie da ist und mich in dem unterstützt was ich mache und wie ich gegen die Krankheit kämpfe und dass mir diese guten Ratschläge, wie "reiß dich mal zusammen", mir einfach eher weh tun, als dass sie helfen.
Gestern ist bei einem Gespräch mit ihr rausgekommen, dass genau sowas in ihr brodelt und das eben zurückhält, weil sie, weiß, dass es falsch ist. Und auch, dass sie daran zweifelt, dass ich überhaupt Depressionen habe! Sie meinte, sie könne sich vorstellen, dass ich irgendwie mit meiner Situation nicht klarkomme und auf dem Krankheitsweg versuche da raus zu kommen. Das fand ich ziemlich krass und ich weiß überhaupt nicht wie ich damit umgehen soll. Ich weiß auch eben nicht genau, wo meine Depression her kommt, deshalb kann ich auch nicht richtig dagegenhalten, denn wer weiß? vielleicht ist das wirklich ein Mitgrund, aber das ist so schwer zu sagen. Jedenfalls, geht es mir sch... und ich tu nicht nur so, damit ich krankgeschrieben bin.
Hoffentlich habe ich mich einigermaßen verständlich ausgedrückt.
Hat von euch jemand schon mal ne ähnliche Situation erlebt? Hat jemand einen Ratschlag?

Liebe Grüße
Sesa
feuerfisch
Beiträge: 1118
Registriert: 15. Jan 2005, 01:45
Kontaktdaten:

Re: Wie soll ich mit meiner Mom umgehen?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Sesa

weißt du, leider ist es so das man niemandem eine Depression erklären kann der sie noch nie gehabt hat. Das ist für die `nicht-depri-Leute´ einfach nicht zu verstehen was so eine Depression mit einem macht. Auf dieses Unverständnis wirst du wohl immer wieder treffen, aber andererseits auch auf vollkommen unerwartetes Verständnis.

Deine Mutter hat anscheinend ihre kleinen Probleme damit zu akzeptieren das du, ausgerechnet du, ihre Tochter, diese Krankheit hat. Dazu kommt dann auch noch das Unverständnis.
Lass dich davon bitte nicht iritieren - der Weg den du eingeschlagen hast ist der für DICH Richtige.

Alles Gute für dich, auch viel Erfolg für die Klinik!

feuerfisch
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Sesa
Beiträge: 28
Registriert: 6. Jan 2006, 14:01

Re: Wie soll ich mit meiner Mom umgehen?

Beitrag von Sesa »

Hallo feuerfisch!
Ja, meine Mutter ist nur der meinung, dass sie selber Depris hat und hatte. Und dann kommt immer der Spruch: "ich musste immer da durch. Ich hab die A.Backen zusammengedrückt und weitergemacht" und so weiter. womit sie mir dann auch gleich wieder ein schlechtes Gewissen macht, weil sies ja so schwer hatte allein mit zwei Kindern. Ich fühl mich immer verantwortlich dafür. (naja, alles schon mit Thera durch und auch schon was besser geworden).
Ich denke, ich muss einfach akzeptieren, dass sie damit irgendwie nicht umgehen kann.
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Wie soll ich mit meiner Mom umgehen?

Beitrag von tommich »

Hallo Sesa,

so blöd wie das klingt, aber das war auch eine andere Generation und Zeit. Damals galt man einfach als schwach oder sogar "verrückt" wenn man zum Psychiater/Psychologen ging. Leider ist das auch heute nicht aus den Köpfen, und schon gar nicht bei deiner Mutter. Sie beklagt sich über ihr schweres Leben. Nun - es hätte u.U. viel leichter sein können, wenn sie sich hätte behandeln lassen. Allerdings weiss man heute auch wesentlich mehr über die Zusammenhänge in der Körperchemie. Während man früher noch glaubte, es sei wirklich nur ein "sich-gehen-lassen" weiss man heutzutage, dass wir aufgrund unseres Hirnstoffwechsels oft nicht anders können. Und da es nun schon Hilfe gibt, warum sie nicht in Anspruch nehmen?

Fazit: nicht beirren lassen, du machst das richtig. Und zu deiner Mutter: frag sie mal, wieviel sie über die Krankheit Depressionen weiß. Vermutlich kommt sie dann ins Stottern, und du kannst ihr einige interessante Internetadressen nennen...

Alles gute für die Reha, komm' "gebessert" wieder.

Thomas
Thomas



Man kommt nie an, wenn man immer nur den halben Weg geht.



Zum Plaudern und mehr: http://www.depriforum.de.tt
Sesa
Beiträge: 28
Registriert: 6. Jan 2006, 14:01

Re: Wie soll ich mit meiner Mom umgehen?

Beitrag von Sesa »

Danke ihr zwei!
Ihr helft mir sehr damit!
Man zweifelt so stark an sich selbst und wenn man da nicht aufgefangen wird ist der Zweifel zu stark. Und Angst habe ich auch. Vor allem!
Tja, all das hab ich ja schon versucht. Ich glaube, sie kennt sich schon ein bisschen aus und war auch schon selber in Therapie. Nur hatte sie wohl den falschen Thera (sagt sie jedenfalls) und sträubt sich gegen einen erneuten Versuch! ich kann da nix machen. Sie ist selber groß. Aber sie macht mir einfach ein schlechtes Gewissen mit ihren Äußerungen und ich muss/will daran arbeiten, dass ich damit leichter umgehen kann. Das fällt mir auch immer leichter, aber im Moment, wo es mir selber so schlecht geht, fällt es mir wieder schwerer. Ich hab ihr mal die Ratschläge für Angehörige ausgedruckt und gegeben (selbst kümmert sie sich um so was nicht, weil sie selber keine Energie hat). Wir gehen einfach total unterschiedlich damit um. Ich versuche um meine Gesundheit zu kämpfen und sie versucht die Zähne zusammen zu beißen. Und jeder kritisiert den anderen, wegen der Vorgehensweise. Da ist es sehr schwer auf einen Nenner zu kommen. Aber wir versuchens beide.
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Wie soll ich mit meiner Mom umgehen?

Beitrag von tommich »

Hey Sesa,

spontan fällt mir dazu eines ein: Agree to disagree. Lasst jeder den jeweils anderen auf seine Weise mit der Krankheit umgehen.

Deine Mutter macht sich die Sache unnötig schwer, keine Frage, und du willst ihr helfen, auch keine Frage. Aber du must für dich selbst sorgen, und, auch wenn es hart klingt: hilf niemandem, der sich nicht helfen lassen will. Es kostet nur Kraft und wird nie gedankt. Lass ihr ihren Weg, aber bestehe drauf, dass du deinen eigenen hast, den sie dir auch lassen soll.

Was mich interessieren würde: welchen Vorwurf interpretierst du denn in die Sprüche deiner Mutter hinein? Dass du dich hängen lassen würdest? Ist das denn ein "sich-hängen-lassen" wenn man aktiv gegen die Krankheit kämpft mit Medikamenten und Therapie? Was ist aktiver, das ziel- und sinnlose Gejammere deiner Mutter oder das was du machst?

Ich bin jetzt gerade sehr bissig, bitte nimm meine Zeilen nicht zum Anlass, dich mit deiner Mutter zu überwerfen. Aber ich denke gerne quer, vielleicht helfen dir meine Worte ja, den Blickwinkel zu erweitern.

LG

Thomas
Thomas



Man kommt nie an, wenn man immer nur den halben Weg geht.



Zum Plaudern und mehr: http://www.depriforum.de.tt
Sesa
Beiträge: 28
Registriert: 6. Jan 2006, 14:01

Re: Wie soll ich mit meiner Mom umgehen?

Beitrag von Sesa »

hallo Thomas!
Ja, im Grunde ist mir das vom Verstand her alles auch ziemlich klar, aber es fällt mir einfach schwer auch gefühlsmäßig dahinter zu stehen.
Ich beziehe diese Vorwürfe gerne auf mich, wenn sie von ihrer leidvollen Zeit erzählt, weil ich ja mit ein Grund war, dass es für sie schwer war. Sie musste sich immer um mich kümmern. Klar ist das irgendwie verquer, aber ich bekomme diese Verantwortungsgefühle nicht los. Für mich ist es einfach unheimlich schwierig mit einer unglücklichen Mutter umzugehen. Und soweit ich zurückdenken kann war sie immer unglücklich. Da fällt es mir unheimlich schwer die Grenze zu ziehen, wofür ich was kann und wofür nicht. Irgendwie fühle ich mich einfach für ihr Wohlergehen verantwortlich. Gott, hab ich Stunden mit meinem Thera diese Thematik auseinandergepflückt und es kommt immer wieder hoch. Allerdings schon nicht mehr sooo schlimm. Vor meiner Therapie war das noch viiiiel krasser.
Aber danke fürs zuhören (-lesen)
Grüße
Sesa
Antworten