bin unendlich durch den wind

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KW
Beiträge: 2
Registriert: 10. Jan 2006, 23:03

bin unendlich durch den wind

Beitrag von KW »

Hallo erstmal, ich bin Katja!

Heute habe ich dann erstmal mitbekommen, bzw. gesagt bekommen, warum es mir so schlecht geht. Aber so richtig hilft mir das auch erstmal nicht... sitze hier am PC, finde dieses Forum, und mein Herz hämmert und hämmert und hämmert (immernoch).
Durch meinen Arzt habe ich heute erfahren, dass meine körperlichen Symtome eigentliche alle nur durch extreme Überlastung entstanden sind... Folge: AU auf Depressionen! Selbst das wirft mich schon wieder aus der Bahn! Jetzt wird mir so langsam bewusst was mit mir los ist. Und das vielleicht auch schon länger.
Also, das kam so: nach der Geburt meiner Tochter war ich zwei Jahre im Erziehungsurlaub und da mein Chef danach dann keine Arbeit mehr für mich hatte (und ca 2 Monate später gestorben ist) wurde ich danach arbeitslos. Das war ich dann auch in etwa weitere 2 Jahre lang, von denen ich aber ca. 1 1/2 Jahre lang durch meinen "Bruder" einen geringfügigen Job nebenbei bekommen hab.
Bei diesem Job sass ich Tag für Tag meinem "Bruder" gegenüber, der auch nur mein Stiefbruder ist und mit dem ich auch nicht aufgewachsen bin. Er ist einer der hinterlistigsten Menschen auf der Welt. Er hat mich von vorne bis hinten schikaniert (aber auch alle anderen Untergebenen, die er geldtechnisch in der Hand hatte). Wer nicht spurt wird unbezahlt beurlaubt und ähnliches. Ich persönlich wurde 3x beurlaubt und 1x gefeuert während der Beurlaubung. Habe immer alles geschehen lassen. Bin robotermässig immer schön dahingegangen. bis zum Schluss. Wenigstens zum Abschied noch geschafft, mich für 5 Minuten zusammenzureissen und ihm meine Meinung zu geigen.
Dafür fehlt mir jetzt leider alles...! Kurz nach dem Rausschmiss durch meinen Bruder hatte ich das (Un-)Glück, in meinem Beruf wieder Arbeit zu finden. Wollte eigentlich nur noch 30Std/Wo. arbeiten, aber das kann man sich ja nicht so aussuchen heutzutage. Also, Vollzeit, 8 Std. Arbeit, 2 Stunden zusätzlich mindestens Fahrzeit. Dauet natürlich alles noch länger wenn man dann noch einkaufen muss oder sowas.
Morgens bringt die Kleine mein Mann in die Kita, nachmittags holen Freundinnen oder Omas sie wieder ab. Vorher war ich dafür da, geht zeitlich aber garnicht mehr.
Hab mich trotz allem auf die Arbeit gefreut. Nach jeder einzelnen Absage ging es ja immer schon bergab. Noch viel schlimmer, wenn ich auch schon beim Vorstellungsgespräch war. Fühlte mich vollkommen wertlos.
Da war die Vorstellung vom "richtigen" Geld verdienen nicht gerade abschreckend.

Aber von Anfang an hatte ich in der Firma keinen echten Zugang. Zu keinem so richtig. Haben alle 'ne kleine Mauer um sich rum. Und die Person, die für mich dort das Sagen hat, wirkte schon gleich eher abstossend auf mich. Andererseits auch so übermächtig!!! Und von Anfang an wird alles was ich dort mache abgewertet. Immer, wirklich immer, habe ich mich angeblich überhaupt nicht bemüht, mich überhaupt nicht damit auseinandergesetzt. Dabei trifft eher das Gegenteil zu. Wurde nie richtig eingearbeitet. Nichts wurde mal richtig in Ruhe erklärt, sondern bei Fragen eher noch gesagt, man müsse das eben mal selber rausfinden oder jemand anders solls erklären. Wenn ich dachte, ich wäre fertig mit meiner Aufgabe, hab ich teilweise daneben gesessen und garnichts mehr rausgebracht, weil ich mich überhaupt nicht mehr getraut hab. Wurde ja eh nur noch weitergesülzt. Im neuen Jahr wurde ich gleich mit den Worten begrüsst:" na, da hast du ja wieder 'ne schöne Scheisse fabriziert!". Nach noch ein paar Sticheleienn war dann bei mir der Faden gerissen. hab kaum noch Luft gekriegt, bin wie unter Hypnose zum Büroleiter und hab gesagt, mir sei schlecht und ich müsse nach hause! Auf der Fahrt nach Hause dachte ich, ich würde gleich platzen. Stand völlig unter Strom.
Bind dann zu Arzt. Der hat dann EKG gemacht und Blut getestet usw. Dann hat er im Gespräch gemeint, das wäre alles durch Stress uhd hat mich erstmal krankgeschrieben.
Aber so richtig besser gehts mir erstmal auch zu Hause nicht. Bin nur noch am denken und denken und manchmal denke ich glaub ich schon garnicht mehr. Mein Herz klopft wie wild, meine Hände zittern, ich heule ständig. Der Arzt hat mich jetzt nochmal weiter krankgeschrieben, und meinte, ich hätte wohl wirklich Depressionen.
Aber ich traue mich garnicht in der Firma anzurufen, weil ich nicht weiss was ich da sagen soll, warum ich krank bin... genauso wie ich mich nicht traue, zu fragen ob die mir nicht kündigen könnten (bin noch in der Probezeit)! Selber kündigen kann ich ja nicht! Wenn ich nur darüber nachdenke, dass ich mit irgendjemandem da reden muss... aber ich halte das da einfach nicht mehr aus! Wie schaffen Leute sowas über Jahre???

Ich hab nun auch schon probiert mit meinem Mann zu reden, aber der ist nicht gerade eine Hilfe. Mit Freundinnen habe ich auch schon gesprochen, aber irgendwie hab ich da auch nichts von. Fühle mich eigentlich nur immer "durcheinanderer".
Sorry, dass ich hier meinen Gedankenmüll so ablade, aber ich weiss echt nicht so richtig wohin mit mir.
Katja
Sesa
Beiträge: 28
Registriert: 6. Jan 2006, 14:01

Re: bin unendlich durch den wind

Beitrag von Sesa »

Oh je, irgendwie fehlen mir die Worte.

Aber was mir seltsam vorkommt: Dein Arzt hat die Diagnose gestellt. Und jetzt? Bekommst du Medikamente? Sollst du in Therapie gehen? Was hat er denn vorgeschlagen, was du machen sollst. Eine Depression geht ja schließlich nicht von alleine weg. Ich würd mich nicht mit ner Krankschreibung abspeisen lassen. Er soll dich wenigstens zu einem Facharzt überweisen!
Guitaranderl

Re: bin unendlich durch den wind

Beitrag von Guitaranderl »

Liebe Katja,

was Du beschreibst, ist eine vollkommen verständliche und sehr gesunde Reaktion auf ausgesprochen widrige und belastende Umstände. (ich möchte z.B. gar nicht wissen, wie lange schon der Zorn gegen Deinen "Bruder" unverarbeitet in Dir brennt..)

Zunächst einmal wäre es jetzt wichtig, dass Du ganz bewusst aus dem Hamsterrad aussteigst, in dem Du Dich offenbar gerade bewegst. Es war absolut richtig, dass Du Dich hier im Forum mitteilst. Allein dadurch wird der Druck schon ein wenig gemindert und Du hast eine Schwelle überschritten, vor der wir alle mal Angst hatten; nämlich mitzuteilen, dass wir "out of order" sind und im Moment nicht funktionieren.
Tja, das mit der Probezeit ist nicht so glücklich, denn der AG kann Dich in der Tat täglich und ohne Angabe von Gründen kündigen.

Aber Katja, darum geht es imgrunde gar nicht. Es geht jetzt ausschließlich darum, bei Dir aus einer Entzündung keinen Flächenbrand werden zu lassen. Körperliche Ursachen hat Dein Arzt ausgeschlossen; das ist gut. Also wäre jetzt ein Besuch bei einem Psychotherapeuten dran; das kann ein Arzt (Facharzt für Psychiatrie/Neurologie) oder Psychologe sein. Eventuell brauchst auch für eine gewisse Zeit ein Medikament, was Dir hilft, insgesamt wieder stabiler zu werden.
Aber am Wichtigsten erscheint mir, dass Du Dich daran machst, einmal aufzuarbeiten, was bislang im Argen lag. Aus eigener Erfahrung kann ich Dir versichern, dass Dich das ganz sicher sehr schnell entlasten wird, so dass wieder neuer Raum für neue Wege entsteht.
Übrigens, es ist verständlich, dass Partner und Freunde manchmal etwas irritiert reagieren, wenn jemand nicht mehr so "funktioniert". Gib ihnen ein bißchen Zeit; so wie Dir jetzt auch.

Mut und Kraft wünscht Dir
Andreas aus Hamburg
KW
Beiträge: 2
Registriert: 10. Jan 2006, 23:03

Nägel mit Köpfen, aber besser gehts nicht...

Beitrag von KW »

Hallo,

Danke für Eure Antworten.
Hab die ganze Zeit fast nicht geschlafen und war nur am überlegen, was ich denn jetzt machen soll. Von: ich geh einfach doch morgen wieder zur Arbeit, über: ich schick einfach nur die AU ab, bis: ich muss mit dem Chef reden war alles dabei. In allen möglichen Varianten. Und wenn man so durcheinander ist, einen halbwegs klaren Gedanken zustande zu bringen, ist ja fast unmöglich. Nachdem ich dann auch noch so vor mich hingeheult habe, kam der Entschluss auf, dass ich nur da rauskomme, wenn ich Nägel mit Köpfen mache. Hab also einfach beim Chef angerufen! Einfach? Nee! Hab also irgendwie völlig aus einem Impuls heraus da angerufen, aber er war am Telefonieren. Die Sekretärin meinte, er ruft dann zurück. Und beim Auflegen kamen dann wieder die Zweifel, was ich da denn jetzt angerichtet habe..?! eine ganze Stunde später hat er dann zurückgerufen. und ich hab ihm dann zitternd, teilweise heulend berichtet, dass ich dem Druck einfach nicht länger gewachsen bin. Und er meinte dann, dass sie mir sowieso kündigen wollten, da ich es anscheinend nicht schaffe, mich einzuarbeiten (ja wie denn auch?). Fand es aber fair und mutig von mir, dass ich ihn angerufen hab. Er hat jedoch Gründe von meiner Kollegin angeführt, die so absolut nicht stimmen können, was ich so verbockt hätte. War die Schikane also keine Einbildung.
Der Gedanke allein, ich hätte mich doch dahingeschleppt, und hätte dann die Kündigung bekommen... der reinste Horror.

Aber, mir gehts irgendwie trotzdem nicht viel besser jetzt. Hab tierische Kopfschmerzen. Und wenn ich dann schon wieder ans Arbeitsamt denke... und irgendwie muss es doch arbeitstechnisch auch weitergehn...
naja, jedenfalls hat sich einer der Knoten erstmal gelöst. Vielleicht gehts mir dann auch schon bald von alleine besser.
Käthe
Guitaranderl

Re: bin unendlich durch den wind

Beitrag von Guitaranderl »

Na Katja,

also bitte: Wer hätte denn jetzt keine Kopfschmerzen!?
Es war richtig, die Entscheidung zu suchen. Und Hand auf´s Herz: Das hast Du geahnt, dass es so kommt.
Vielleicht wollte "etwas in Dir" jetzt Klarheit. So ist es ein klarer Schnitt mit ssauberen Wundrändern, der noch weh tut, aber schnell heilen und klare Zustände schaffen wird.
Du kannst ja schauen, wie es Dir mit der neuen Situation ergeht und ob Deine Zuversicht berechtigt war. Wenn Du allerdings merkst, dass es nicht besser wird, würde ich wirklich professionelle Hilfe -auch nach Rücksprache mit Deinem Doc-in Anspruch nehmen. Du kannst definitiv nur dabei gewinnen.

Beste Grüße und alles Gute
Andreas
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