Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

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Fleur_bleue
Beiträge: 10
Registriert: 30. Nov 2005, 14:42

Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

Beitrag von Fleur_bleue »

Hallo zusammen,
seit sehr langer Zeit verfolge ich aufmerksam einige Diskussionen in diesem Forum. Oft haben sie mir in dem Sinne geholfen, als dass ich hier erfahren konnte, dass viele Menschen ähnliche Schwierigkeiten im Umgang mit der Krankheit haben. Das hat mir oft auch den Druck nehmen können, mich für bestimmte Stimmungen persönlich schuldig fühlen zu müssen.
Vielleicht stelle ich mich nun aber kurz vor: Ich bin 26 Jahre alt und vor ungefähr 2 Jahren wurden bei mir Depressionen diagnostiziert. Ich befinde mich seitdem in medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung. Davon habe ich aber aufgrund eines einjährigen Auslandsaufenthaltes die Therapie für 12 Monate pausieren müssen, habe aber weiterhin die Medikamente eingenommen und stand ca. alle 3 Monate hier in Deutschland mit den behandelnden Ärzten in Kontakt. In dieser Zeit ging es mir erstaunlicherweise sehr, sehr gut, ich glaubte tatsächlich daran, das Schlimmste überwunden zu haben und einen richtigen Weg eingeschlagen zu sein.
Nun aber schleicht sich das Dämon wieder bei mir ein. Der Zusammenhang hierzu glaube ich ist in meinen äußeren Lebensumständen zu finden. Ich musste kürzlich erfahren, dass mein Freund, mit dem ich seit über 9 Jahren zusammen bin, vor 2 ½ Jahren während seines halbjährigen Auslandsaufenthaltes eine Beziehung zu einer anderen Frau geführt hat. Die Sache ist sehr komplex, denn zu dieser Zeit lief es zwischen uns gar nicht gut, was aber auch auf meinen damaligen „Zustand“ zurückzuführen ist. Da hatte ich noch nicht den blassesten Schimmer davon, dass viele meiner damaligen Kommunikationsschwierigkeiten bzw. (Nicht-)Einschätzung meiner Gefühle teilweise mit der Krankheit zusammenhängen könnten. Diese haben dann aber soweit geführt, dass ich mich aus lauter Verzweiflung zu meiner „persönlichen Zwiespältigkeit“ von ihm getrennt habe, während seines Auslandaufenthaltes. Auch er wusste da noch nicht, was mit mir los war, was dann dazu führte, dass er nicht ahnen konnte, welche Auswirkungen dieser Quasi-Seitensprung nun haben könnte.
Als er dann wieder kam, haben wir uns wieder gemeinsam aufgerafft, die Zeit war sehr intensiv, nicht zuletzt, weil ich im Rahmen der Therapie gelernt habe, mehr über meine Gefühle zu reden und mir durch die Krankheit viele „Ausraster zum Luft verschaffen“ erlauben konnte. Ich habe damit begonnen nicht mehr alles in mich hinein zu fressen und durch Gespräche mit meinem Freund wurden wir uns auch darüber klar, dass die augenscheinliche Trennung eine Art Hilfeschrei von mir war. Daher weiß ich heute auch, dass der Auslöser der Depression im engen Zusammenhang mit meiner damaligen Verlustangst zu sehen ist. Eine Erkenntnis, die mich derzeit aber kein Stückchen weiterbringt, sondern ganz im Gegenteil noch tiefer in die Krise führt, da ich keine Lösung weiß, da ich bis vor kurzem glaubte darüber hinweg zu sein. Zumal ich jetzt die Bestätigung dafür habe, dass ich für seinen Ausrutscher mit verantwortlich bin und gleichzeitig meine Krankheit ihn dazu veranlasst hat mir die Sache solange zu verschweigen.
Wie kann man mit einer solchen Verletzung umgehen, die von der wichtigsten Bezugsperson im Leben verursacht wurde, wenn man sich gleichzeitig selber mit die Schuld dafür geben muss? Wie kann ich in gesunder Form meine Wut ihm gegenüber ausagieren, wo ich jetzt nicht mehr weiss, ob es die Krankheit ist, die mich so wahnsinnig macht oder ob es eine „normale“ Reaktion ist, derzeit so extreme Schmerzen zu empfinden, bzw. dazu führt zu nichts mehr in der Lage zu sein?
Ich hoffe, dass mein Problem teilweise verständlich rüberkommt.
Hat jemand vielleicht ähnliche Erfahrungen oder weiß einen Rat?
Viele Grüsse und Danke im Voraus

La Fleur_bleue
cool
Beiträge: 2797
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von cool »

Manu27
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Registriert: 9. Jul 2005, 15:19

Re: Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

Beitrag von Manu27 »

Hallo Fleur bleur!

Meine Frage paßt jetzt leider gar nicht so richtig zu deinem Problem aber ich stelle sie trotzdem.
Du hast geschrieben,das du für 1 Jahr im Ausland warst und ich nehme an,das du in der Zeit weiter AD genommen hast.Jetzt meine Frage.Da ich nächstes Jahr auch für ein Jahr ins Ausland möchte würde mich interessieren,wie du das mit den Medis gemacht hast.Das heißt,wie bist du an die AD rangekommen bzw.hattest du schon den gesamten Vorrat mitgenommen.
Würde mir sehr helfen,wenn du mir eine Antwort darauf geben könntest.

Viele liebe Grüße Manu
Fleur_bleue
Beiträge: 10
Registriert: 30. Nov 2005, 14:42

Re: Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

Beitrag von Fleur_bleue »

Liebe sunny-soul,
Danke erst einmal für die Antwort. Und nun ja, ich gebe dir gewissermaßen Recht, dass es das Wörtchen „Schuld“ auch nicht unbedingt einfacher macht, sondern ganz im Gegenteil die Bereitschaft zum ehrlichen Verzeihen schwieriger gestaltet. Aber ich bin so verletzt, die Sache ist unter sehr unangenehmen Umständen herausgekommen. Ich hatte ihn in der Vergangenheit schon oft darauf angesprochen, weil ich so was in die Richtung vermutet hatte und damals hatte er es immer vehement verneint. Somit ist für mich momentan mein gesamtes Gleichgewicht ins Schwanken geraten. Hinzu kommt, dass ich vielleicht auch etwas extrem reagiere, ich bin so hin und hergerissen zwischen Verzeihen und dann wieder absoluter Wut und Ohnmacht. Für ihn ist klar (und eigentlich auch für mich), dass er sich für mich entschieden hat und am schönsten wäre es für ihn die Sache einfach zu vergessen.
Seine Gefühle mir gegenüber, als ich ihn in die „Wüste geschickt“ habe, waren Wut und Unverständnis mir gegenüber. Ich war schon immer etwas komplizierter und die räumliche Distanz hat ihm die Möglichkeit geboten ein unverbindliches Leben zu führen, quasi alle Probleme mal Probleme sein zu lassen ohne sich damit auseinander setzen zu müssen. Und irgendwie kann ich ihm das nicht einmal verübeln, wenn ich dabei meine eigenen Gefühle mal neutral betrachtet außen vor lasse.
Ja, aber ich weiß trotzdem nicht, wie das Ganze jetzt weitergehen soll. Den Wunsch das Ganze hinter uns zu lassen teilen wir sicherlich, aber irgendwie ahne ich, dass das sehr viel Arbeit bedeutet. Und ich weiß sehr wohl, dass die meiste Arbeit von mir aus gehen muss, dass ich vielleicht auch endlich lernen muss Dinge anders zu sehen. Aber irgendwie habe ich derzeit das Gefühl, dass alles an mir hängen bleibt, dass ich alleine verantwortlich dafür bin inwiefern alles wieder ins Lot zwischen uns kommt. Die Angelegenheit hat natürlich die Chance geboten grundsätzlich mal miteinander zu sprechen, was wir auch getan hatten. Dabei ist irgendwie herausgekommen, dass er sich mehr eine partnerschaftliche Beziehung wünscht, dass auch ich einfach mal mehr Initiative ergreifen soll in vielen Dingen und verantwortlicher werden muss. Und das hat mich ziemlich getroffen, denn deshalb mache ich schließlich Therapie (in dem Sinne aber eigentlich nur für mich), aber ich kann nicht auf einmal nur für ihn eine 180 Grad Drehung vollziehen, wenn ich erst mal für mich lernen muss mehr mit meinen Stimmungsschwankungen zurecht zu kommen und wo ich ihn auch häufig so für brauche. Mein Angebot zu einer Paartherapie, denn er trägt ja auch teilweise zu diesem Ungleichgewicht unserer Beziehung bei, hat er abgelehnt. Er ist der Meinung, dass er mit der Situation gut umgehen kann und eigentlich keine Hilfe braucht. Verstehst du also was ich damit meine? Für mich hört sich das irgendwie so an, als müsse ich nun die gesamte Sache schultern, weil ich diejenige bin, die einfach nicht richtig „funktioniert“. Das setzt mich so unter Druck und ich glaube er weiß nicht einmal, dass das so ist oder will es auch einfach nicht verstehen.
Hmm, alles ist wirklich sehr kompliziert.
Alles Liebe von Fleur bleue

Liebe Manu,
also wie gesagt, ich stand so alle 3 Monaten in Kontakt zu meinen hier in Deutschland behandelnden Ärzten und habe dann ein Rezept bekommen, so dass das für die weiteren 3 Monaten auch ausreichte.
Ich war übrigens in einem EU-Land und hätte aber auch dort die Möglichkeit gehabt von Ärzten ein Rezept zu bekommen. Die Kosten für die Behandlung hätte meine Krankenkasse übernommen, denn ich hatte einen EU-Auslandsversicherungsschein beantragt und war aufgrund eines Studiums auch sozialversichert, womit die Kosten, die man dort direkt an den Arzt zu richten hat, zurückerstattet werden.
Hilft dir das irgendiwe weiter?
Fleur bleue
herbstsonne
Beiträge: 152
Registriert: 15. Jan 2005, 23:50

Re: Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

Beitrag von herbstsonne »

hallo Fleur bleur,

leider reagiert dein freund auf sehr männlich art und weise. es ist sehr schade, dass er keine paartherapie versuchen möchte. männer haben leider häufig angst vor psychologischen gesprächen; da besteht häufig eine hohe hemmschwelle.

versuch es mal für dich zu trennen: da bist einmal du mit all deinen problemen und eure gemeinsame partnerschaftlich situation, an der auch er beteiligt ist. vielleicht hilft es dir, den druck, der auf dir jetzt liegt, ein wenig zu nehmen.

vielleicht kannst du ihm noch mal klar machen, dass es in einer paartherapie nicht darum geht, ihn zu therapieren, sondern um eine gemeinsame sprache zu finden und konflikte mit hilfe eines dritten zu lösen. in einer großstadt gibt es auch eheberatungstellen, die von der evangelischen kirche angeboten werden, vielleicht klingt das wort "beratungsstelle" nicht so bedrohlich für ihn. du kannst ihm ja auch den vorschlag machen, dass ihr ja mal eine stunde es probehalber versuchen könnt und dann kann er entscheiden, ob er es möchte oder nicht.

allerdings hat mich der satz stutzig gemacht, in dem du geschrieben hast, wie sehr du ihn brauchst. du machst dich damit sehr abhängig von ihm und gibst ihm sehr viel macht über dich. das ist nicht gut.

liebe grüße antje


Liebe Grüße Antje
nachteule
Beiträge: 126
Registriert: 2. Dez 2004, 09:02

Re: Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

Beitrag von nachteule »

Hallo Fleur,

>>...ich bin so hin und hergerissen zwischen Verzeihen und dann wieder absoluter Wut <<

Könntest Du Dir zugestehen beides zu sein ohne hin- und hergerissen zu sein?
Du kannst ihm verzeihen und Du darfst deshalb trotzdem unbeschreiblich wütend sein. Das eine hat m.M. nach nichts mit dem anderen zu tun.
Deine Wut und Verletzheit braucht Zeit, die müssen er und auch Du Dir zugestehen. Es ist aber nicht so, das Du erst Verzeihen kannst, wenn Deine Verletzung geheilt ist.
Ich war einmal in ähnlicher Situation und es tat mir unglaublich gut, das ich wütend, verletzt, traurig sein durfte. Ich glaube dadurch erst konnte ich irgendwann vergessen. Verziehen hatte ich allerdings schon lange vorher, vermutlich weil es wie bei Dir auch keine Frage der Schuld war sondern des damit fertig werdens.

Zu den Ansprüchen, die Dein Partner stellt...ich glaube erstmal nicht, das er eine 180°-Drehung erwartet. Vielleicht will er nur signalisieren, das er Deine Arbeit in der Therapie und Dein Ziel versteht und unterstützt.
Setzt Dich da nicht selbst unter Druck.

Liebe Grüße
Tina
Fleur_bleue
Beiträge: 10
Registriert: 30. Nov 2005, 14:42

Re: Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

Beitrag von Fleur_bleue »

Hallo,
es tut gut all eure Antworten zu lesen.
Ich bin mir übrigens schon sehr lange über das Thema der sagen wir mal "unreifen Abhängigkeit" in unserer Beziehung bewusst. Nicht zuletzt war dies auch ein Grund dafür, dass ich für ein Jahr ins Ausland gegangen bin. Und wie ich eingangs geschrieben habe, mir ging es auch sehr gut zu dieser Zeit, weshalb ich dann davon ausging, dass ich bereits einiges bewältigt habe und ich die Beziehung eher als Bereicherung sehen konnte, als überlebenswichtig. Was ich eigentlich aber im zuletzt geschriebenen Thread damit meinte, dass ich ihn so brauche, hängt eher mit meiner Erkenntnis zusammen, zu lernen mich so anzunehmen wie ich bin. Mich vor allem auch ihm gegenüber so zeigen zu dürfen, mit all meinen Fehlern und Ängsten. In diesem Sinne hat er mir sehr oft geholfen allein dadurch mir das Gefühl zu geben, dass es auch ok ist, dass ich so bin wie ich bin, vor allem in Krisensituationen.
Aber irgendwie habe ich im Augenblick das Gefühl, dass mich der derzeitige Umstand wieder in meine damalige "hilflose" Lage zurückgeworfen hat. Nun kann er mir da irgendwie nicht helfen, er steckt ja selber mit drin. Deshalb hatte ich ja auch die Paartherapie vorgeschlagen. Meine Therapie möchte ich da eigentlich aussen vor lassen, denn da geht es nur um mich, auch wenn ich das dort wohl zum Thema machen werde. Aber ich habe einfach das Gefühl, dass er davon ausgeht, dass ich durch die Therapie irgendwann so "geheilt" bin, dass dann sein Problem durch meine Veränderung auch gelöst sein wird. Deshalb fühle ich mich ja auch so unter Druck gesetzt, dass irgendwie alles an mir liegt und ich da jongleiren muss zwischen dem was Beziehung angeht und dem was mich persönlich betrifft. Und ja, ich würde am liebsten einfach nur wütend sein und einfach für mich diese Gefühle ausagieren dürfen. Aber diesmal steht er mir da einfach im Weg, indem er mir das einerseits verwehrt solange es ihn selber betrifft, andererseits aber davon ausgeht dass alles gut wird, wenn ich meine Therapie mache. Versteht ihr das?
Ich weiss nicht, wahrscheinlich werde ich das nochmal versuchen ihm so zu erklären, vor allem den Konflikt des Hin- und Hergerissen Seins.
Und das mit der Beratungsstelle hört sich gut an. Ich werde das mal vorsichtig ansprechen.
Alles Liebe von
Fleur bleue
herbstsonne
Beiträge: 152
Registriert: 15. Jan 2005, 23:50

Re: Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

Beitrag von herbstsonne »

Hallo Fleur bleue,

ich verstehe dich schon.
Du warst weg, hast dich weiter entwickelt und kommst wieder in die alten strukturen deiner beziehung. das gibt natürlich konflikte.
aber du erkennst und gehst dagegen an, das ist doch schon fortschritt. schade,dass dein freund nicht mitspielt. vielleicht musst du ihm auch ein wenig zeit lassen, damit er sich an den gedanken gewöhnen kann.
ich kann verstehen, dass du ihn in deiner therapie außen vor lassen willst. ich habe erlebt, dass manche ihre männer für eine stunde mal mit gebracht haben mit unterschiedlichen ergebnissen. meine mitbewohnerin hat ihre mutter mit genommen. das ergebnis war, dass sie eine neue sicht über ihre mutter bekam und dass sich die kommunikation und umgang miteinander verbessert hat.
ich glaube, dass es mehr sinn macht, wenn du das ganze mit deiner therapeutin besprichst. vielleicht hat sie auch ganz andere ideen dazu.
alles gute antje


Liebe Grüße Antje
herbstsonne
Beiträge: 152
Registriert: 15. Jan 2005, 23:50

Re: Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

Beitrag von herbstsonne »

Hallo Fleur bleue,

ich habe gut reden, bin ja selber eine "unreife abhängige" und noch dazu eine, die lieber alles für sich behält und schweigt.
gruss antje


Liebe Grüße Antje
Fleur_bleue
Beiträge: 10
Registriert: 30. Nov 2005, 14:42

Re: Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

Beitrag von Fleur_bleue »

Liebe Antje,
ja, irgendwie hatte ich mich selber weiterentwickelt oder ich glaubte dies zumindest. Und ja, ich versuche irgendwie dagegen anzugehen, weil ich erkannt habe. Trotzdem so einfach ist das nicht, zumal ich mich jetzt wieder so zurückgeworfen fühle und den Eindruck derzeit einfach nicht loswerde, dass ich mir vielleicht auch einfach nur etwas vorgemacht habe die gesamte Zeit über, in der es mir gut ging. Vielleicht ist das auch einfach nur typisch für die Krankheit, dass man alles in diesem grauen Schleier sieht und eigene Fortschritte nicht anerkennen mag bzw. kann.
Was meinst du damit, dass du lieber schweigst und alles für dich behältst? Ich gehe mal davon aus, dass du wohl auch ein ähnlich gelagertes Problem hast, wenn du selber von dir behauptest eine „unreife Abhängige“ zu sein. Heißt das, dass du dir dessen bewusst bist, aber noch nicht bereit bist dazu, dies in der „Öffentlichkeit“ ein zu gestehen? Vielleicht hilft es dir, wenn ich kurz von meinem derzeitigen Erkenntnisstand erzähle:
Als ich das für mich damals erkannt hatte, konnte ich anfangs gar nicht damit umgehen, deshalb ja auch der ganze Mist mit meinem Trennungsversuch und der anschließende Zusammenbruch. Zumal ich dazu neige, immer nach Schuld zu suchen bzw. dann auf mich zu laden, was leicht dazu führt, sich schnell selber als Versagerin zu degradieren, wenn Dinge nicht so laufen, wie es „äußeren“ Idealen entspricht. Mir hatte dann irgendwie geholfen mit der Zeit einfach zu dieser Erkenntnis zu stehen, es versuchen zu akzeptieren, dass es nun mal so ist und vielleicht auch nicht anders geht. Vor allem nicht, wenn es einem schlecht geht.
Inwiefern dies nun tatsächlich weitergeholfen hat weiß ich noch nicht, es liegt wohl noch sehr viel weitere Arbeit vor mir, nicht zuletzt die derzeitige Krise führt mir das so schön vor Augen. Aber eins kann ich dir sagen, denn irgendwie habe ich zumindest dies für mich herausgefunden: Ich tue dies vor allem für mich, ich versuche dabei ganz bestimmt nicht mehr, diese Änderung hervorzurufen, weil es von „Aussen“ verlangt wird. Wie soll ich solchen Idealen entsprechen, wenn ich selber keine Ahnung davon habe, wie sich das anfühlt? Und hier knüpfe ich noch mal an mein vorher geschriebenes an: Ich glaube es bringt einfach nichts, wenn man versucht sich für den Partner zu verdrehen, das führt ja wieder genau da hin, wo ich schon mal war. Die einzige Lösung kann doch unter Umständen nur darin liegen, dass ich für mich selber Ziele suche, die gleichzeitig indirekt Wirkung auf die Beziehung haben, oder?
Jetzt weiss ich irgendwie gar nicht, ob du damit überhaupt was anfangen kannst, ob es tatsächlich dein Problem anspricht...
Ich wünsche dir alles liebe
Fleur bleue
herbstsonne
Beiträge: 152
Registriert: 15. Jan 2005, 23:50

Re: Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

Beitrag von herbstsonne »

hallo Fleur bleue

ich bin gerade wieder in ein tiefes loch gefallen und fühle mich wieder so minderwertig, wie schon lange nicht mehr. ich dachte,ich hätte dies alles schon überwunden.wahrscheinlich kommt es immer mal wieder hoch, nur die zeit des wiederrauskommens wird kürzer (hoffe ich). ich habe zur zeit keinen freund, aber ich mache mich trotzdem von menschen nach wie vor abhängig. ich habe leider kein urvertrauen und keinen inneren stabilen ort. deshalb suche ich mir dies bei anderen,den ke ich. momentan ist dies meine mitbewohnerin. leider geht es ihr sehr schlecht - sie hatte eine dreiwöchige beziehung mit einem, wie sich später herausgestellt hat, alkoholiker und stalker.die ganze situation hier in der wg war und ist ziemlich anstrengend, zumal der typ immer noch anruft und sie,manchmal auch mich, bedroht und beschimpft. ich hoffe, dass jetzt ruhe einkehren wird, denn wir haben ihm eine eigene nummer und ein eigenes telefon eingerichtet. da kann er dann rauf sprechen,so oft und solange er möchte, ohne dass wir es uns anhören müssen. verständlicherweise geht es meiner mitbewohnerin schlecht, sie leidet ja auch an depressionen, und zieht sich zurück. weil ich aber so abhängig von der zuneigung anderer menschen bin, fängt es an mir schlecht zu gehen. ich schäme und ich verachte mich so dafür. ich kann doch meine mitbewohnerin und freundin nicht als symbiotische mutter-ersatz-beziehung benutzen. eigentlich sollte ich sie mental unterstützen, was ich zwar auch tue. aber ich habe die befürchtung, dass ich ihr meine probleme unbewußt aufdrücke und das finde ich ganz schrecklich. wenn mein fragiles ich ins wanken gerät, dann bin ich leider etwas schwierig.
ich weiss nicht, ob du das verstehst. gestern abend war ich echt schlimm drauf.

liebe grüße antje


Liebe Grüße Antje
Fleur_bleue
Beiträge: 10
Registriert: 30. Nov 2005, 14:42

Re: Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

Beitrag von Fleur_bleue »

liebe antje,
das tut mir leid, dass du dich derzeit in einer tiefen krise befindest. und ich kann dein problem voll und ganz nachempfinden. auch ich habe eine zeit lang in einer wg mit zwei mädchen gelebt, die ebenso wie ich (und auch du) über keine innere mitte verfügen. damals war mir das ganze aber noch nicht bewusst (daher lass dir sagen, dass du immerhin das problem schon erkannt hast und folglich - wenn auch nicht sofort - eine Lösung finden wirst). Aus diesem Grunde war das ganze auch für mich sehr schlimm: freund war weg, freundinnen auch nur mit sich und ihren eigenen problemen beschäftigt etc... im prinzip haben wir uns alle gegenseitig noch viel mehr runtergezogen , was soweit führte dass sich jeder absolut in sich zurückzog was die sache letzten endes nur noch schlimmer gemacht hat. hier vielleicht aber der hinweis, das zu kommunizieren, das war bei uns nämlich nicht der fall, was aber mit sicherheit mit der Unwissenheit bezüglich unserer jeweiligen instabilität zusammenhing. und wenn sich dieses mädchen auch über ihre krankheit bewusst ist, dann denke ich, dass sie dich gut verstehen wird und vielleicht kann es zu einem klärenden erleichternden gespräch für beide seiten kommen. bei uns hat das ganze aufgrund der unausgesprochenheit dann soweit geführt, dass wir die wg aufgelöst haben. und bis heute bin ich trotzdem froh darüber, obwohl es mich sehr traurig gestimmt hatte damals, dass die erhoffte füllung der leere durch ein zusammenleben mit anderen menschen nicht funktioniert hat, sondern ganz im gegenteil.
ich gebe dir den rat, lass dich nicht zu sehr von den problemen deiner freundin mitreissen. das muss aber nicht gleichzeitig heissen, dass du nicht für sie da sein musst. versuche dich hier klar davon abzugrenzen, indem du dir vielleicht auch selber sagst: ich kann ihre probleme nicht lösen, aber ich kann höchtens versuchen für sie da zu sein. aber du kannst auch nur entsprechend hilf leisten, wie du selber imstande bist zu geben. das scheint derzeit aufgrund deiner gefühlslage aber nicht so ganz möglich zu sein, sodass dich das ganze noch weiter runterzieht. hast du denn keine möglichkeit dir eigenen freiraum zu verschaffen? versuche vielleicht einfach ihre probleme nicht auf dich übertragen zu lassen. hmmm, alles so leicht gesagt, ich weiss. ich kenne den konflikt nur allzugut, wenn man sich erhofft von anderen zu bekommen, was einem selber fehlt, diese aber auch nicht dazu in der lage sind... hast du sonst vielleicht andere menschen die dir mehr gut tun? vielleicht hilft es dir ja, um halbwegs wieder auf den damm zu kommen ihren kontakt zu suchen? vielleicht kannst du dann auch wieder deiner freundin mehr geben? und vielleicht kommt dann auch mehr von ihr zurück?
bist du in therapie?
alles liebe von
fleur bleue
herbstsonne
Beiträge: 152
Registriert: 15. Jan 2005, 23:50

Re: Vollkommen ratlos in schwieriger Situation

Beitrag von herbstsonne »

hallo fleur bleue,

danke für deine antwort. das zusammenleben mit meiner mitbewohnerin ist ansonsten ziemlich gut. die meisten konflikte haben wir beide auch recht gut gemeistert. wir sprechen ziemlich häufig über unser zusammenleben.
aber du hast schon recht, ich lasse mich immer gerne in die probleme anderer mit reinziehen. es fällt mir außerordentlich schwer, da grenzen zu setzen. leider bin ich auch noch stark sensibel, das macht die sache nicht einfacher. ich habe auch bereits beschlossen, dass ich mich mit der stalker-sache nicht mehr beschäftigen möchte. da sind auch ihrerseits ungerechtigkeiten kommen. leider bin ich auch nicht der typ,welcher damit immer offen umgeht. ich schweige häufig und es gärt dann in mir. gut ist das nicht. aber ich denke, ich werde es bei passender gelegenheit schon sagen.
leider ziehe ich mich auch gerne sehr zurück.momentan ist das wieder der fall. ich bin kein mensch, der so ohne weiteres auf andere zu geht. ich muss das wieder ändern, was mir zur zeit schwer fällt, weil ich gerne mit mir alleine bin. aber es tut mir nicht gut.
ich mache zur zeit keine therapie. ich war das erste halbe jahr im krankenhaus und in der tagesklinik, weil es mir so schlecht gegangen ist und eine ambulante nicht mehr ausreichte.da war ich einfach ein bischen therapiemüde. außerdem ging es mir ziemlich gut. aber ich merke, dass ich so langsam wieder antriebsprobleme kriege. aber demnächst geht es in eine psychosomatische klinik.ich will dort u. a. lernen, stabiler zu werden,um mich dann wieder dem berufsleben widmen zu können. in der klinik machen sie eine spezielle therapie (DBT), bei der hohe heilungschancen bestehen.

so jetzt will aktiv werden und mal aufstehen und vor allem ein paar dinge regeln. leider liege ich schon wieder 2 tage im bett.
meine zuversicht kommt wieder, danke dir.

liebe grüße antje


Liebe Grüße Antje
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