Alles nur schrittchenweise

heute
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Alles nur schrittchenweise

Beitrag von heute »

Hallo zusammen,

teilweise geht es mir so, dass ich mich zu jeder Kleinigkeit wieder neu aktivieren und motivieren muss. Dann muss ich mir also sagen: „So, als nächstes gehst du in den Keller und holst Kartoffeln rauf!“ (Und bis ich dann aus meiner Starre mal erwache und mich in Bewegung setze, das dauert schon… manchmal Stunden...) Wenn dieser Schritt geschafft ist, dann muss ich mir sagen: „Dann setzt du Teewasser auf, stellst die Kanne hin und hängst einen Teebeutel rein.“ (Uff, das sind eigentlich schon drei Schritte!) Und danach: „Dann wäschst du die Kartoffeln und legst sie in einen Topf, lässt Wasser reinlaufen und setzt die Kartoffeln auf.“

Für jeden kleinen Schritt muss ich mir eine Handlungsanweisung und einen neuen Schubs geben. (Es ist so anstrengend!) So kann ich mich dann (hoffentlich) durchhangeln, bis ich ein Mittagessen auf dem Tisch habe (manchmal eben erst am Abend...). Wenn’s ganz gut geht, dann Kartoffelauflauf mit Salat. Wenn’s nicht so gut geht und ich zwischendrin einfach schlapp mache, auch die kleinsten Schritte unüberwindbar erscheinen, dann eben nur Pellkartoffeln mit Butter. (Natürlich gibt’s auch Zwischen-Ergebnisse, wie zum Beispiel Pellkartoffeln mit Salat oder eben „nur Kartoffelauflauf“.)

Heute Nachmittag kommt wahrscheinlich eine Freundin vorbei. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, noch etwas aufzuräumen und vielleicht sogar ein wenig „umzudekorieren“ (es stehen und liegen auf den Tischen, Regalen und Fensterbrettern noch die Osterhasen, Schmetterlinge und Frühlingsblümchen rum).

Aber momentan kämpfe ich ja schon mit dem ersten Schritt (damit irgendwann, möglichst bevor meine Freundin zum Kaffee aufkreuzt, das Mittagessen auf dem Tisch steht), nämlich „in den Keller gehen und Kartoffeln holen“. Ach ja, gefrühstückt habe ich auch noch nicht… und deshalb möchte ich mir zumindest einen Tee machen. Mensch, so was muss doch „automatisch“ gehen… ohne langes Nachdenken, sich selbst Aufmuntern, Zögern, Zweifeln, Erstarrtsein…

Kennt ihr das auch, dass alles nur schrittchenweise geht… und ihr euch für jeden einzelnen Schritt wieder neu aufraffen müsst? Und dass manche Aktivität gänzlich scheitert (oder vertagt werden muss), weil schon der erste Schritt nicht klappt oder man sich spätestens nach dem zweiten oder dritten so überfordert fühlt, dass man mittendrin aufgeben muss?

Liebe Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
EMS
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von EMS »

Hallo Nene,wenn ich jemandem erzählen soll, wie sich die Depression äußert, bringe ich immer das Beispiel Gurke. Ich lege mir morgens eine Gurke zurecht um Salat zu machen. Nachmittags liegt Sie immer noch so da. Ich schaffe es nicht, sie zu verarbeiten. Das ist nur ein kleines Beispiel, aber eines unter vielen. Ich verstehe Dich total.Das sind die Berge für einen depressiven, die schwer zu überwinden sind. liebe Grüße EM
transe

Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von transe »

gegen solche zustände gibt es eine gute heilungsmöglichkeit: bedrohe einen derart leidenden menschen, ihm die wohnung wegzunehmen, in dem die gurke liegt, sowie das nötige geld, um sich eine neue bleibe zu besorgen.
ergebnis: der mensch wird sich die gurke sehr schnell zubereiten, denn ihm wird plötzlich klar, wie positiv es ist, sich in den eigenen vier wänden in ruhe einen gurkensalat zubereiten zu dürfen.
heute
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von heute »

@transe,

hmm, so einfach geht das?

Warum brauchen dann so viele Menschen über Wochen, Monate oder gar Jahre hinweg Therapien?

*grübel*

Nene
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DYS-
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von DYS- »

Nene

Au, ja, Nene, das kenne ich auch.
Bin immer schon froh, den Frühstückstisch der Familie bis Mittag abzuräumen. Selber frühstücken ist ja viel zu anstrengend.

In diesem Jahr hatte ich absolut keine Lust auf Adventsdeko, meinte aber, meiner Familie wenigstens einen Adventskranz bieten zu müssen. Mit Mühe den Adventskranzständer gesucht, brauchte auf einen vorbereiteten Kranz nur noch die Kerzen zu stecken, es ging einfach nicht.

Meine Kleinste (fast17Jahre) erzählte gestern, sie hätte gerne einen Adventskalender. (Vor 2 Jahren hätte sie dies als kindisch abgetan  ). Nun, ja, sie wünscht sich einen Selbstgebastelten, wie ich es früher für alle drei Kinder mit Begeisterung gemacht habe, so gerne ich ihr den Wunsch erfüllen würde, ich weiß nicht wie ich das schaffen soll.

Ich koche sehr ungerne und in meiner jetzigen Situation stellt dies auch noch ein enormer Druck da, weil Familie will ja etwas zwischen die Zähne haben. Was mir ein wenig hilft, ist Kochen nach Rezept (was ich früher nie brauchte). Diese Handlungsanweisungen helfen mir etwas.

Da ich etwas in Projektmanagement geschult und geübt bin, versuche ich einige Methoden hieraus in meinem Alltag anzuwenden.

Definition: Es findet eine „Projektanalyse“ statt. (Badezimmer muss gesäubert werden, es soll eine „Erhaltungsreinigung“ und keine „Grundreinigung“ sein, es soll bis Mittwoch erledigt sein)

Planung: In dieser Phase lege ich fest, was ich wie und wann und mit welchen Mitteln erledige. Hierbei spielen so genannte Meilensteine eine wichtige Rolle.

Abschluss: Normal heist das im Arbeitsleben: präsentieren, reflektieren und dokumentieren.
Im „normalen“ Haushaltsbetrieb sieht es aber so aus, dass man lieber einfach den Mund hält. Ja kein Aufheben für so etwas lapidarem, wie Bad reinigen.

Aber, Nene, das klappt bei mir auch nicht immer. Momentan lass ich ungern Leute in mein Reich.

Was Transe schreibt, zeugt von Unverständnis. Scheinbar sind ihr solche Zustände fremd.
Ich für mein Teil würde momentan mein 170qm Haus mit großem Garten gerne gegen eine 9qm Butze (wie ich sie in der WG hatte) eintauschen. Das wäre eher zu schaffen.

Puh, nun sitze ich schon wieder 2,5Std. am PC. Ja, auch das Schreiben will nicht so richtig. Hätte ja schon einiges erledigt haben können. 

Liebe Grüße
Dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
heute
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von heute »

Hallo Detlev, hallo Dys,

danke für euer Verständnis!

Dys, deine plastische Beschreibung spricht mir aus dem Herzen! Und ja, Advent... muss das denn jetzt sein? Wir haben früher auch viel gebastelt... und selbstgefertigte Adventskalender und sonstige nette Überraschungen, waren sozusagen ein Muss... aber jetzt ist mir das alles viel zu anstrengend.

Gut, dass dir Projektmanagement (zumindest teilweise) hilft! Ich habe hier lange Listen um mich rumliegen, damit ich die Aufgaben schwarz auf weiß vor Augen habe. Meistens bin ich mit den beruflichen Aufgaben und Terminen (zu denen ich mich ja ebenfalls so mühsam aufraffen muss und so schrittchenweise abarbeiten muss wie beschrieben) dann so ausgepowert, dass für die privaten Aufgaben (wie zum Beispiel banales Essen-Kochen oder "Wäsche in die Waschmaschine stecken") kaum noch Kraft da ist. Dann bleibe ich irgendwo auf einem Stuhl hocken... und hocke da nach Stunden noch. Habe nichts getan außer gegrübelt oder darüber nachgedacht und Schritt für Schritt durchgegangen, was ich noch machen muss!

Wenn ich das selbst so beschreibe, kommt mir das Verhalten so idiotisch vor! Und natürlich kämpfe ich dagegen an (wie ihr sicher auch). Überwiegend tue ich auch was Produktives (mehr oder weniger, je nach Tagesform). Was ich beschreiben wollte und will, ist, dass der normale Alltag durch diese lähmende Antriebslosigkeit so mühsam wird.

Aber ich glaube, das steckte schon als Kind in mir. Ein Beispiel, das mir gerade einfällt: Wenn meine Eltern mir erklärten, ich müsse, weil es draußen kälter geworden sei, noch einen Pulli oder eine Strumpfhose (oder was auch immer) anziehen, bevor ich zu den anderen Kindern zum Spielen rausgehen könnte, dann blieb ich lieber drinnen. Die Treppe hoch steigen, in mein Zimmer gehen, den Schrank öffnen, womöglich noch einen Pulli auswählen, ihn überstreifen und dann wieder runtergehen zu müssen, schien mir manchmal nämlich unüberwindlich. Das ist ziemlich verrückt (denn die Tätigkeit selbst hätte ja maximal, wirklich maximal, fünf Minuten in Anspruch genommen) und wahrscheinlich hielten mich die Erwachsenen für "trotzig" und "stur".

Übrigens, Dys, mir geht es wie dir: Eine ganz, ganz kleine Wohnung und ein einziger Blumenkasten würden mir momentan vollauf reichen! Dann hätte ich vielleicht (wenigstens gelegentlich) das Gefühl, alles noch ein bisschen im Griff zu haben.

Mit dem Kartoffelauflauf wurde es gestern übrigens nichts mehr. Gab dann einfach Nudeln (und auch keinen Salat). Den Auflauf habe ich mir jetzt für heute vorgenommen... und auf den Dachboden muss ich endlich (steht schon seit Tagen auf meiner Liste), um meine Stiefel zu holen! Aber, oje, Dachboden, das heißt ja erst mal, diese Luke öffnen und die Ausziehleiter runterlassen... Überall Berge... es ist verrückt! Warum denke ich (seit meiner Kindheit) über solche Tätigkeiten lang und breit nach und leg nicht einfach los???

So, jetzt höre ich besser auf zu schreiben, denn ich denke über jeden Satz viel zu lange nach...

Liebe Grüße an euch - und möglichst viel Schwung und Elan für eure Alltagsaufgaben

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
flora80
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von flora80 »

Hallo ihr Lieben!

Aaaahhh! Das kommt mir gerade sehr bekannt vor... Ich habe in einem anderen Thread gerade versucht, zu beschreiben, wie es mir geht. Dieser Punkt war mir nicht bewusst, aber als ich diesen Thread gelesen habe, da viel mir das alles wie Schuppen von den Augen... ja. Genau so ist es im Moment: Ich habe noch 30 Bücher aus der Bib hier liebgen, war schon mindestens 10 mal an der Uni, aber konnte mich nie aufraffen, den Koffer mit Büchern mitzunehmen und das alle zurückzugeben. Das wäre ja wieder ein Schritt zu viel im Tagesablauf gewesen.... Ich nehme mir seit Wochen vor, mein Schaf- und Arbeitszimmer aufzuräumen und vor allem jetzt, nach der Staatsarbeit, sieht es hier mehr als unmöglich aus... Aber ich schaffe es einfach nicht, jeder noch so kleine Handgriff scheint nicht zu überwinden zu sein... Ich spüle fast nie, weil ich die fünf dazu nötigen Schritte nicht hintereinander schaffe... ´1. Stapel neben der Spüle bilden, 2. Wasser einlassen, 3. Spülen, 4. Abtrocknen, 5. in den Schrank räumen... Mnachmal erledige ich Schritt eins, aber den zweiten schaffe ich nicht mehr. Und dann kommt nach un nach immer mehr dazu und ich muss wieder bei eins anfangen... Letzte Woche ist es mir passiert, dass ich die hälfte gespült habe und dann einfach alles liegen gelassen habe.... samt Schmutzwasser in der Spüle... Wie peinlich... Ich muss dringend Wäsche waschen, aber ich schaffe es nicht, meine Reisetasche vom WE auszuräumen.... und so weiter und so fort. Die Liste kann endlos weiter gehen. Ich weiß auch nicht, warum das so schwer ist. Gerade mit dem Haushalt habe ich echt Probleme und ich habe "nur" eine 48qm zweieinhalb Zimmer Wohnung......

Echt zum verrückt werden!!!!!!

Lieber Gruß,

Flora
freebird
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von freebird »

Hallo

All das kenne ich auch zu gut. Es geht, wenn ich richtig down bin nur ein Minischritt nach dem anderen Minischritt.

Ich habe für mich gelernt, dass ich es dann einfach akzeptiere, dass es für den Moment so ist, denn irgendwann wird es auch wieder anders sein und dann gehen die Dinge wieder leichter von der Hand.

Manchmal schaffe ich wirklich nur das allernötigste und nicht selten so gar das nicht. Ich strafe mich dann aber nicht mehr selbst dafür und halte es für Versagen. Es ist einfach ein Teil meiner Depression.

Ich habe dann immer einen Satz aus dem Buddismus, den ich mal irgendwo gelesen habe.

Wenn Du es eilig hast, dann gehe langsam.

Ich glaube, da ist viel wahres dran.

Also Nene, sage Dir - so wie Du es schon machst (das ist doch ein Anfang) - ich mache eine Sache nach der anderen und es dauert so lange wie es dauert. Setze Dich nicht unter Druck, damit bewirkst Du - da spreche ich aus Erfahrung - genau das Gegenteil mit.

Liebe Grüße
Corinna
----------------------------------------------------------

Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
heute
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von heute »

Hallo Flora, hallo Corinna, hallo zusammen,

Flora, so wie du das beschreibst, kenne ich die Situation (leider) auch. Dieses Abspül-Beispiel könnte aus meinem Alltag kommen... Warum "hakt" es dauernd, warum kann so eine Tätigkeit nicht einfach "smooth" von der Hand gehen? (Seit ich den ersten Beitrag in diesem Thread geschrieben habe, spukt mir immer der englische Begriff "smooth" im Kopf herum. Weiß auch nicht, warum. Auf jeden Fall hätte ich gern, dass alles "smooth" verliefe...)

Kann auch sein, dass ich mit einer kleinen Wohnung momentan auch nicht viel besser zurecht käme. Ich kann mir das halt jetzt so einreden...

Corinna, da hast du sicher Recht: Sich selbst zu verurteilen oder anzuklagen, hilft nicht weiter, sondern drückt die Stimmung nur noch mehr. Und auch die Langsamkeit müssen wir wohl akzeptieren. Danke für deine Ermutigung!!

Was mich aber an mir selbst verzweifeln lässt, ist, wenn ich wie erstarrt sitze oder stehe und über Stunden hinweg nicht in die Gänge komme. "Du musst jetzt ganz einfach ins Arbeitszimmer gehen und den Ordner holen - du musst jetzt einfach ins Arbeitszimmer gehen und den Ordner holen - geh jetzt ins Arbeitszimmer und hol den Ordner - na, mach schon, geh endlich - warum gehst du nicht..." Weder hole ich den Ordner (mal als Beispiel), weil mir der Weg über den Flur so lang ist (und jetzt im Winter ist es im ungeheizten Flur dann auch kühl!!), noch tue ich dann irgendwas anderes. Und ohne diesen Ordner kann ich (um in dem Beispiel zu bleiben) nicht weiterarbeiten. Also geht die Arbeit nicht nur langsam voran... sondern sie geht gar nicht mehr voran.

Oder Floras Spülbeispiel: Man weiß es ja, was hintereinander getan werden muss und es darf ja ruhig langsam gehen, aber wenn ich nach jedem einzelnen Schritt wieder ins Stocken gerate, immer langsamer, aber auch immer erschöpfter werde, mir immer wieder selbst "einen Tritt" verpassen muss ("mach weiter, mach weiter, los, mach weiter, na, komm, nächster Schritt, nicht erstarren, nicht grübeln, weitermachen!!!") und manchmal auch mittendrin aufgebe, dann bin ich von mir selbst genervt.

Übrigens: Wie geht es euch mit dem Einkaufen? Finde ich auch sehr schwer. Oft bin ich wegen anderer Termine und Erledigungen unterwegs, habe meinen Einkaufszettel mit und könnte also auch zum Einkaufen gehen. Aber dann sag ich mir lieber: "Ne, so dringend ist das jetzt doch nicht! Reicht doch alles noch ein paar Tage! Außerdem ist es schon zu spät..." Oder was weiß ich. Große Einkaufsmärkte sind sowieso ein Graus. Das viele Zeugs in den Regalen und die langen Wege machen mich ganz verrückt. Für mich ist es ein echtes Rätsel, warum einige Menschen in ihrer Freizeit gerne zum Einkaufsbummel in Großmärkte oder in Einkaufs-Galerien gehen. Es scheint Leute zu geben, die daran richtig Gefallen finden.

Liebe Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
flora80
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von flora80 »

Liebe Nene!

Einkaufen??? Horror! Manchmal habe ich wirklich kaum noch etwas im Haus, aber kann mich trotzdem nicht dazu aufraffen, einkaufen zu gehen. Dabei ist der Rewe und der Aldi direkt gegenüber.... Manchmal hat der Kater kaum noch Futter und Katzenstreu, dann mache ich mich auf den Weg, aber gehe dann wirklich nur in den einen Laden, obwohl die anderen direkt daneben sind.... oder ich bin an der Uni und müsste noch rausfinden, wann ein bestimmter Prof Sprechstunde hat. Aber dazu müsste ich dann in den 5. Stock, etc... zu viel.
Mir fällt es im Moment total schwer, wichtige von unwichtigen Aufgaben zu unterscheiden.... und damit schaffe ich es dann auch nicht, eine ordentliche Reihenfolge zu erstellen. Damit stellt sich dann das Gefühl ein, es müsste alles gleichzeitig erledigt werden, was wiederum dazu führt, dass der Berg viel zu groß ist und ich also gar nichts schaffe... *heul*! Nicht einmal schrittschenweise kann so funktionieren. Ich glaube, ich schreibe im Moment genauso durcheinander... Hoffentlich kann man einigermaßen durchblicken, was ich meine. Offensichtlich habe ich gerade ein ziemliches "nach der Staatsarbeit Tief".... Ich krieg einfach nix geregelt. Selbstvorwürfe, wie immer. Mir kommen Geanken in den Sinn, die ich jetzt schon ziemlich lange gar nicht mehr hatte. Weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich habe es bis jetzt nicjht geschafft, mich anzuziehen. Um drei kommt ein Schüler von mir. Bis dahin muss ich wenigstens im Wohnzimmer einigermaßen Ordnung haben und geduscht und angezogen sein. Ich hasse diese Phasen soooo!!!! Hoffentlich geht es nicht noch tiefer, ich gebe mir echt Mühe!

Flora
heute
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von heute »

Liebe Flora,

ich kann dich gut verstehen und deine Schilderungen sprechen mir geradezu "aus der Seele". (Vielleicht sag ich mir beim nächsten Einkauf: "Na, komm, andere Menschen wie die Flora finden das Einkaufen auch so übel, tun sich ebenso schwer damit wie du und müssen es trotzdem schaffen... also, auf! Das schaffen wir... Flora, Nene, Dys und die anderen, die sich selbst immer anschieben müssen..." )

Deine Beschreibung konnte ich übrigens gut nachvollziehen. O ja, wenn du keine Prioritäten mehr setzen kannst, dann wird es wirklich schwierig und leider so unübersichtlich. Kenne ich auch. Ich versuche diesem Aufgaben-Chaos in meinem Kopf mit Markierungen auf meinen To-Do-Listen zu begegnen (und zwinge mich dann, mich für ein A, B oder C für jede einzelne Aufgabe zu entscheiden) und mich bei der Abarbeitung auch daran zu halten. Geht aber nicht immer. Manchmal denke ich auch, es sind so viele unerledigte Dinge und alle müssten mit gleicher Dringlichkeit getan werden - da weiß ich ja gar nicht, wo ich anfangen soll und mach dann (sinnigerweise!) gar nichts.

Ich wünsche dir, dass du bald wieder einen besseren Durchblick bekommst und deine Berge so abträgst, wie es für dich gerade richtig ist!! Du hast deine Staatsarbeit hinter dir? Herzlichen Glückwunsch!

Da hast du doch einen großen Berg schon hinter dir gelassen. "Eigentlich" ist der "Katzenfutter-Einkaufs-Berg" oder der "Sprechstunden-im-fünften-Stock-Nachschau-Berg" dagegen ja nur ein Mini-Hügelchen. Aber ich schreibe "eigentlich" in Anführungsstrichen, weil ich selbst auch sehr gut weiß, wie das ist... (und darum geht es ja auch in meinem Thread... die kleinen, mühsamen und unüberwindlich erscheinenden Alltagstätigkeiten)

Hmm, ja, duschen und mich anziehen muss ich auch noch. Meine Priorität war heute Vormittag, berufliche Anrufe und Mails zu erledigen (bin Freiberuflerin). Aber wenn's klingelt (heute Vormittag zweimal), zucke ich zusammen. Denn so im Schlafanzug kann ich natürlich nicht an die Haustür...

Herzliche Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
Trulla
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von Trulla »

Hallo Ihr alle, die hier schon geschrieben haben.
I
ch habe mich in so vielen Beiträgen wiedergefunden.

Ja es ist schon merkwürdig, dass nichts mehr richtig gehen will. Mein Thera sagt auch immer: Vernünftige Liste machen und nicht zu viel vornehmen.
Aber klappt trotzdem nicht.
Mein Gefrierschrank ist bis an den Rand voll, weil die vielen Sachen, die ich eigentlich fürs Essen verbrauchen wollte, jetzt alle eingefroren sind. Fürs Einkaufen habe ich Gott sei Dank meinen Mann.
Aber meistens bleibt bei uns die Küche kalt.

Das schlimme an dieser Starre ist meiner Ansicht auch, dass, wenn ich es hinterher meiner Freundin erzähle, hört sich das immer zum Lachen an, irgendwie ist das schon merkwürdig.
Aber - was tun? Immer weitermachen.
Alles Liebe
Trulla
Clown
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von Clown »

Liebe Nene,

ich bin etwas erschrocken über deinen neuen Thread. Du hast schon ganz anders geklungen hier (in 'Krankheitsängste' und 'Wieder stabiler').

Was ist passiert?

Warst du nicht auch mal auf Therapeuten-Suche?

Machst du dir auch Gedanken darüber, was dir guttun würde, wenn du so dasitzt und dich nicht mehr rühren kannst?

Liebe Grüße,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Bellasus
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von Bellasus »

Hallo ihr!

Ich schließe mich hier mal den Schilderungen an und erspare euch weitere Beispiele. An meiner Wohnung kann man jedenfalls immer meinen Zustand ablesen, ob ich noch Energie über habe oder wirklich alles fallen lasse wo ich gerade stehe.

Corinnas Einstellung versuche ich auch, und mit der Zeit klappt das auch manches Mal. Am wichtigsten finde ich, nicht von sich zu erwarten, dass man eine einmal begonnene Aktion auch beendet. Beipiel Wohnzimmer aufräumen: der Tisch, alle Sessel sind zugepackt, auf dem Sofa schlafe ich mittags, das bleibt halbwegs frei. Wenn ich denke, aufräumen wäre nicht das schlechteste räume ich z.B. erstmal nur die Dinge weg, die ich gerade noch in Gebrauch hatte, statt dass sie den Stapel vergrößern. Danach fällt es manchmal schon leichter, noch ein oder zwei Teile, die schon länger rumliegen, in ihr Regal zurückzupacken. Damit ist die Unordnung an dem Tag zumindest nicht größer geworden.

Und wenn das schon zu viel ist - ja, dann bleibt es eben liegen. Ich brauche meine Kraft dann für anderes, was in dem Moment wichtiger ist (z.B. Therapiethemen verdauen), und das ist in Ordnung so. Sich nicht immer fertig machen und es als MUSS ansehen, das alles zu schaffen, sondern zu überlegen, was ich wirklich WILL - davon ist es insgesamt etwas ordentlicher als früher und mir geht es spürbar besser damit.

Und ab und zu gibt es auch Tage, an denen es mir geradezu ein Befürfnis ist, aktiv zu werden. Dann schaffe ich über den Tag verteilt (meistens Sonntag) einiges, aber mit vielen großen Pausen!

Die Liste der Aktivitäten, die schwerfallen, ist wirklich endlos, und ich bin echt ziemlich beruhigt, dass ich nicht die einzige bin, wo der Abwasch ewig rumsteht. Gerade kommt mir das alles selber so albern vor, und ich kann mir vorstellen, dass das kaum nachvollziehbar ist wenn man diese lähmenden Zustände nicht kennt. Habe auch schon Stunden auf dem Sofa gehockt, weil das Projekt "Wäsche aufhängen" unüberschaubar war.

Inzwischen sage ich mir immer wieder, dass ein einziges weggeräumtes Teil besser ist als gar keines. Und hole die Wäsche aus der Maschine, um sie dann Stunden später aufzuhängen. Und abzunehmen, nicht wenn sie trocken ist, sondern die nächste Maschine gewaschen. Ist doch eine schöne Dauerdeko, so ein Wäscheständer im Wohnzimmer ...

Endloses Thema *stöhn*

Frohes Schaffen
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
oktober

Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von oktober »

Hallo zusammen,

auch ich brauche wohl keine eigenen Schilderungen hinzufügen - es waren schon etliche Standardsituationen dabei
Mich begleiten diese Kraftakte, seitdem ich denken kann - ich frage mich, wie es besser werden kann. Da ich selbst in guten Phasen nie einfach mal so etwas mache.
Eine Zeit lang haben Pläne funktioniert, die ich niemandem hätte zeigen wollen. Weil ich da auch Dinge festgehalten habe, die "man" normalerweise einfach nebenbei erledigen könnte (z.B. Altglas entsorgen auf dem Weg).

Na ja, irgendwie hatte ich das Bedürfnis euch zu sagen, dass es mir ebenso geht.
Und es fällt mir so verdammt schwer, einen "Erfolg" wertschätzen zu können - weil ja trotzdem tausend Sachen liegengeblieben sind, weil´s am nächsten Tag wieder weitergeht...
Wenn sich wenigstens mit einmal Wäsche aufhängen diese "Thema" für immer und ewig erledigt hätte...

Liebe Grüße an euch von

Petra
heute
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von heute »

Hallo zusammen,

ganz lieben Dank für eure Schilderungen. Mein Wunsch für uns alle: "Keep going!"

Danke für deine besorgte Nachfrage und dein Interesse, Clown! Hmm, ich glaube fast, einiger beruflicher, aber daneben eben auch handfester emotionaler Stress hat seine Spuren hinterlassen. War/bin dann doch wieder ein bisschen überfordert.

Na, mal sehen, wie die weitere Woche läuft. Habe mehrere morgendliche Termine - einmal muss ich spätestens um 7 Uhr aus dem Haus. Ganz schön schwierig... aber ich muss es schaffen!

Liebe Grüße und gute Nacht

Nene

PS: Du hattest noch nach der Therapeutensuche gefragt, Clown. Oh, da muss ich zugeben, dass ich bisher noch nicht erfolgreich war. Und als es mir zusehends besser ging, dachte ich mir sowieso: Naja, jetzt kannst du eh keine Therapie mehr machen!
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
hed
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von hed »

hi nene,

ich hab mich hier neu angemeldet weil ich eigentlich auch allen grund hab mich mitzuteilen..
nur komm ich zeitlich nicht dazu (obwohl ich -nur-auf arbeit internet hab) und um mein "kopf-kino" verständlich zu papier zu bringen, fehlen mir die richtigen worte.

mal schauen, irgendwann wirds bestimmt -vielleicht brauch ich nur nen passenden anstoss -... aber weswegen ich jetzt schreib, ist deine frage wegen "smooth".
(hoffe dass mir keiner zuvor gekommen ist ) "smooth" bedeutet soviel wie: "reibungslos - problemlos - glatt"

vielleich raff ich mich auf, und können mal erfahrungen austauschen..wünsch dir / bzw.euch den anderen "leidengenossen" noch einen schönen tag.

mfg hed
es gibt kein hartes brot - kein brot haben ist hart.
Guitaranderl

Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von Guitaranderl »

>Und als es mir zusehends besser ging, dachte ich mir sowieso: Naja, jetzt kannst du eh keine Therapie mehr machen!

Liebe Nene,

ich freue mich, auch mal wieder von Dir zu lesen, auch wenn der Anlass für Dich alles andere als witzig ist.
Ich muss - wenn ich von Dir lese - immer wieder an Dein erstes Thema hier denken, wo Du aus verschiedenen, gut verständlichen Gründen eine Online-Beratung per E-mail nachgefragt hast.
Ist es ein bißchen so, dass es Dir grundsätzlich eher schwer fällt, "offizielle" Hilfe anzunehmen; mal ganz abgesehen von Deinen Schamgefühlen, die wohl mit Deiner "toughen" Mutter zusammenhängen.
Nach Deinen letzten Postings im Thread "Krankheitsängste" dachte ich mir, "hoffentlich kommt sie so klar und stabilisiert sich dauerhaft".
Ich habe den Eindruck, dass Schwächen in Eurer Familie nicht so gern gelebt oder gezeigt werden dürfen. Aber - wie Du hier vertrauensvoll darlegst- sind diese Schwächen sehr wohl vorhanden... nur, wer lebt sie dann ?

Nene, lass nicht zu, dass Du ausbrennst udn hol Dir Hilfe!

sehr herzliche Grüße aus Hamburg
Andreas
transe

Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von transe »

hallo, ich wollte damit nur sagen, daß, einem depressiven patienten zusätzlich zu seinen alltäglichen problemen echte existenzängste zu bereiten, ein gutes mittel ist gegen die symptome der erkrankung. das hat nichts damit zu tun, ob man eine 170 qm wohnung mit garten hat oder ein studentenzimmer, und welches man davon bevorzugt oder bevorzugen würde, sondern es hat damit zu tun, den patienten, der durch seine seelische veränderung bereits den verlust von familie und freunden zu beklagen hat, und dem zudem keine psychotherapeutische behandlung zugestanden wird, gerichtlich als lügner zu bezeichnen und ihm zur strafe das von verdiente geld sowie das recht auf wohnung wegzunehmen.

fazit: angst macht gesund. glaub mir, ich spreche nur aus erfahrung.

transe

http://www.irresein.de
DYS-
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von DYS- »

Transe, ich glaube zu verstehen was du meinst. Auch ich kenne das Gefühl in existenzieller Not anders zu handeln als sonst. Das kannten schon die Steinzeitmenschen und am braucht es zum überleben.
Ein noch so hungriger Steinzeitmensch auf der Suche nach Essbaren vergaß ganz schnell seinen knurrenden Magen wenn er von einen Säbelzahntiger verfolgt wurde. Sobald die Gefahr vorbei war, holte ihm aber der Hunger wieder ein.
Ein alkoholisierter Mensch reagiert in einer Stresssituation meist sehr überlegt und fühlt sich plötzlich nüchtern, der Alkoholspiegel im Blut bleibt aber gleich.
Auch wenn man in großen Stressreaktionen durch Ausschüttung gewisser Hormone, die den Körper das Überleben sichern die vorhandene Depression nicht merklich ist, wird sie sich aber kaum damit heilen lassen. Ich bin aber davon überzeugt, dass man nach solchen Erlebnissen das Leben anders sieht, was bei manchen zur Heilung beiträgt oder bei anderen die Depression verschlimmert!
Transe, ich habe etwas den Eindruck, du beneidest hier manche. Aber ich befürchte, du siehst das eher mit dem materiellen Auge.
Ich sagte damals bei meinem ersten Arztgespräch: „Mir fehlt materiell nichts, ich habe eine funktionierende Familie und tolle Kinder, bin erfolgreich im Beruf und habe einen riesen Freundeskreis…ich schäme mich gerade darum, dass es mir so mies geht.“
Jetzt, nach einer ganzen Zeit mit dieser Erkrankung sieht es bei mir nicht mehr so rosig aus. Finanziell und familiär. Meine Freunde sind (bis auf eine Ausnahme)verschwunden und meinen Beruf kann ich vorläufig begraben.
Nun, transe, wenn du durch schwierige Erlebnisse und widrige Umstände gesundet bist, finde ich das absolut klasse. Die Gesundheit ist ein ideales Fundament um das Leben zu bewerkstelligen! Bau darauf!

Liebe Grüße
Dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
transe

Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von transe »

hi dys.

wenigstens kann ich es WIEDER genießen (zumindest manchmal) mir einen gurkensalat zu machen. ein jahr lang bin ich noch geduldet, ein jahr lang darf ich noch!

ich finds schön. denn ich koche gern.

transe

äh was ich noch sagen wollte, zu deinem vorwurf, ich würde andere beneiden. tja, da hast du wohl recht. es ist nicht leicht, sich tagtäglich beruflich mit den schwerwiegenden problemen von chefs rumzuplagen, welche darin bestehen, an der börse erfolgreich zu spekulieren und ihren 20jährigen studierenden söhnen günstig eigentumswohnungen zu verschaffen, während einem selbst alles, was man sich an sicherheiten durch verausgabung und hingabe ehrlich erarbeitet hat, weggenommen wird und man mit zwangsdelogierung rechnen muss, weil man keine kraft mehr hat, sich den unverschuldet widrigen umständen zu stellen. da stellt sich nicht mehr die frage, wie unglücklich man darüber ist, daß eine salatgurke unbearbeitet herumliegt, sondern vielmehr, wie ich sie mir zubereiten kann, solange ich noch gelegenheit dazu habe.
DYS-
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Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von DYS- »

Ich werde mich hüten, dir neid vorzuwerfen. Neid ist ein Gefühl, welches eine Daseinsberechtigung und Gründe hat! Es wäre so, als wenn man jemanden Angst vorwerfen würde. Nein, ganz sicher mach ich das nicht.
Lach, das, was du mit den Söhnen deines Chefs schreibst, kommt mir soooo bekannt vor.
Was raubt dir die Kraft, dich den widrigen Umständen zu stellen?
Zu deinen letzten Satz mag ich mich jetzt nicht äußern, vieles davon erklärt sich m.E. durch meinen letzten Beitrag!

Liebe Grüße
Dys

P.S.:edit:Mach doch einen weiteren Thread auf um über die Krafträuber zu posten, irgendwie passen unsere Ausführungen jetzt nicht mehr zum Eingangsposting!
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Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
Guitaranderl

Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von Guitaranderl »

>Habe arge Schwierigkeiten die Texte zu lesen, geschweige ordentlich zu antworten

Tut mir leid, liebe Dys, letzteres vermag ich hier nicht zu erkennen
Ich empfinde Dich als ausgesprochen klar, mitfühlend und erfahren...
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von Bellasus »

>>>Wenn sich wenigstens mit einmal Wäsche aufhängen diese "Thema" für immer und ewig erledigt hätte...<<<
Genauso empfinde ich auch und denke manchmal, es ist doch wie im Schlaraffenland - ES wird nie weniger - nur leider ist ES nichts Leckeres, sondern Arbeit.

Das ist das, was mich schon so lange so fertig macht - dieses Gefühl, nie mit etwas fertig zu werden, dass jeder Tag wieder von neuem anstrengend ist. Selbst wenn dann der Tag doch schön ist oder ich mich aufgerafft habe etwas Schönes zu tun - warum fällt das "anfangen" dann nicht mit der Zeit leichter? Erfahrung macht klug, heißt es doch, aber ich spüre keine Veränderung (in den im vorigen Posting genannten Kleinigkeiten hat sich aber tatsächlich etwas verändert, vielleicht braucht Veränderung viel viel mehr Zeit als gedacht?).

Die Mühe, etwas wegzuräumen, wenn ich es morgen doch wieder brauche - damit habe ich echte Probleme, es kommt mir so sinnlos vor. In der Klinik haben wir gelernt, dass neue Verhaltensweisen mindestens 200 bewußte Wiederholungen benötigen, bevor sie anfangen, automatisch zu funktionieren. Das ist eine lange Durststrecke mit Anstrengungen, die manchmal zu viel sind. Ob man allerdings nach Pausen wieder von vorne mit den 200mal anfangen muß oder ob der Anfang noch mitzählt weiß ich auch nicht...

Als Motivation für euch: Ich habe heute nach 3!! Jahren geschafft, unter meiner Haustür eine Teppichleiste anzubringen, weil es da furchtbar durchzieht. Also niemals aufgeben

Viele Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
oktober

Re: Alles nur schrittchenweise

Beitrag von oktober »

Na, dann besteht ja noch Hoffnung, dass ich in diesem Winter mal die Fenster abdichte
Das Klebeband hab ich schon seit letztem Jahr...

Vielleicht könnte man seine Trägheit ja auch einmal nutzen. Hab noch den Tannenbaumstamm vom letzten Jahr in der Ecke stehen - vielleicht lässt sich der ja nochmal herrichten

Ganz liebe Grüße an auch alle von

Petra, die ab morgen ne Strichliste macht. Vielleicht schaffe ich es ja, mir bis zum Ende nächsten Jahres eine (!) neue Verhaltensweise anzugewöhnen...
Oder ich schleppe morgen meinen alten Stamm 200 mal runter und wieder hoch.

Sorry, das musste mal gerade sein
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