Wie Dysthymie behandeln?

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Walli83
Beiträge: 30
Registriert: 2. Nov 2005, 08:11

Wie Dysthymie behandeln?

Beitrag von Walli83 »

Hallo,

nach einigen Recherchen im Internet bin ich mir ziemlich sicher, an einer Dysthymie zu leiden. - Eben eine schwache, aber allgegenwärtige Niedergeschlagenheit mit anderen Symptomen.

- Ich bin nahezu ununterbrochen unglücklich, niedergeschlagen, bedrückt, verzweifelt und resigniert. Ich kann mich über nichts freuen.

- Mir fehlt die innere Motivation, irgend etwas zu tun. Der Wille dazu ist zwar vorhanden, ich schaffe es aber nicht. Wenn ich doch etwas beginne, hält das nicht lange an. Da der Wille da ist, die Kraft allerdings fehlt, fühle ich mich getrieben und gehetzt - innerlich angespannt.

- Konzentrieren fällt mir schwer, weil mich einfach nichts mehr interessiert.

- Ich denke sehr viel über die Vergangenheit und die Zukunft nach, gerate ins Grübeln, es entwickeln sich Schuldgefühle aus banalsten Dingen. Entscheidungen fallen mir sehr schwer.

- Durch Kritik fühle ich mich sehr schnell persönlich angegriffen, bin sehr dünnhäutig. Ich habe ein sehr niedriges Selbstwertgefühl.

- Schon lange habe ich sämtliches Interesse an Hobbys verloren. Alte Kontakte nehmen ab, neue kommen nicht dazu.

Körperliche Symptome:
- Wenn ich stark ins Grübeln gerate, bekomme ich ein Engegefühl um den Brustkorb und das Atmen fällt mir schwerer.

- Herzklopfen, in letzter Zeit auch Herzrhythmusstörungen (ohne organische Ursache - untersucht)

- Hitzewallungen, Zittern, kalte Hände und Füße, ständig erhöhter Blutdruck (ohne organische Ursache - untersucht), Schwindel

Klingt jedenfalls sehr nach Dysthymie...

Wie kann man das behandeln? Sollte ich zuerst zum Hausarzt gehen, oder gleich zum Spezialisten?
Klingt vielleicht übertrieben, denn ich kenne mich mit der Materie nicht so gut aus, aber ich habe Bedenken, dass mich ein Psychiater evtl. in eine Klinik einweisen würde. Deshalb ist mir bei dem Gedanken, zum "Spezialisten" zu gehen, etwas unwohl. Da mein Studium derzeit sehr schlecht läuft, habe ich überhaupt keine Zeit für einen Klinikaufenthalt. Ich habe ja auch keine Suizidgedanken, sondern möchte nur, dass es mir besser geht und ich die Motivationslosigkeit überwinde...
Guitaranderl

Re: Wie Dysthymie behandeln?

Beitrag von Guitaranderl »

Hi Walli,

Du scheinst ja mächtig unter Strom zu stehen. Das tut mir leid und ich kann Dir gern was aus meiner Erfahrung berichten.

Zunächst einmal wäre ich sehr vorsichtig mit jeder Form von Selbstdiagnose. Das sind Dinge, die wirklich in den Bereich von Fachleuten; hier Fachärzten gehören. Wie Du schreibst, sind ein paar körperliche Symptome bereits abgeklärt; insofern wäre mein Tipp, Dich direkt zum Facharzt für Neurologie/Psychiatrie oder auch zu einem anderen Facharzt mit der Zusatzbezeichnung "Psychotherapie" zu begeben. Nur dort kann man/frau herausfinden, was Dir wirklich fehlt.
Ich selbst kenne das, was Du schreibst, seit etwa 25 Jahren und komme ganz gut damit klar. Ich nehme ein planzliches Präparat in einer sinnvollen Dosierung und beachte einige Dinge in meiner Lebensführung. Generell ist die Dysthymie eine Form der milden Depression, mit der Du durchaus klarzukommen kannst.

Aus Deiner Schilderung meine ich aber zu erkennen, dass Du derzeit ziemlich in der Krise hängst, was über das Niveau eine Dysthymie möglicherweise hinausgeht.
Ey, KEINE Angst wg. Klinik und so. A) Geht das nicht ohne Deine Einwilligung und B) kann man das gewiss auch ambulant in den Griff kriegen.

Nicht warten, Walli!
Herzliche Grüße und gute Besserung!
Andreas
Guitaranderl

Re: Wie Dysthymie behandeln?

Beitrag von Guitaranderl »

noch´n kleiner Zusatz,Walli:

>Ich habe ja auch keine Suizidgedanken

Gut. Dann lass es auch nicht unbedingt soweit kommen!
Walli83
Beiträge: 30
Registriert: 2. Nov 2005, 08:11

Re: Wie Dysthymie behandeln?

Beitrag von Walli83 »

Hallo Andreas und danke für Deine Antwort.

Ich habe mir heute einen Termin bei einer Psychiaterin geben lassen. Am Telefon hat sie einen sehr netten Eindruck gemacht. - Allerdings war vor Januar 2006 nichts frei.

Gibt es bis dahin eine Möglichkeit, die Antriebslosigkeit etwas zu überwinden? Ich habe leider keine Zeit zu verschwenden und müsste unglaublich viel lernen.
Aber ich kann mich zu garnichts aufraffen. Am liebsten würde ich im Bett liegen bleiben. Die gewöhnlichsten Dinge erscheinen mir lästig: Duschen, Zähneputzen (mach ich natürlich beides), Kochen (Essen nicht *g*), zur Uni gehen, Lernen etc.
Irgendwie muss ich mein Leben in den Griff kriegen. Ich dümpel schon 2 Jahre vor mich hin und so langsam läuft mir die Zeit weg - bzw. es ist nichtmal mehr Zeit da, die mir weglaufen könnte...
Guitaranderl

Re: Wie Dysthymie behandeln?

Beitrag von Guitaranderl »

Naja, Walli,

es sieht doch so aus, als wenn Du die Lösung der Situation ein wenig "vertagt" hast. Insofern ist es jetzt natürlich nicht ganz leicht, schnelle Lösungen zu finden. Der Arzttermin ist aber schon ein guter Ansatz. Du kannst natürlich noch versuchen, etwas kurzfristiger einen anderen Termin zu bekommen.... weiß nicht, ob Dir das zusagt.
Letztlich bliebe sogar noch die Möglichkeit, einmal mit dem Hausarzt zu sprechen und ggfs. ein leichtes Medikament zu nehmen, um die Zeit bis zum Januar überbrücken zu helfen.

Tja, Antriebslosigkeit ist echt widerlich.. ich weiß... und ich habe kein Patentrezept für Dich. Ich selbst habe ein ausgeprägtes Gewissen (und damit auch "schlechtes" Gewissen). Diese Einrichtung hilft mir, in solchen Phasen dann doch den Arsch hochzubekommen, weil ich die möglichen negativen Folgen höher bewerte als die Antriebslosigkeit.
Zu diesem Thema ist hier im Forum einiges geschrieben worden. Ich glaube, neulich gab es sogar einen Thread mit dieser Überschrift. Lies mal nach.

Alles Gute
Andreas
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