Verkorkste Situation II

Dendrit
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Verkorkste Situation II

Beitrag von Dendrit »

Neuer Thread aus Rücksicht für alle mit analogem Anschluss


Verkorkste Situation http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1130064670

von Anja (Adolescent)


Letzer Beitrag von Anja (Adolescent)

hey andreas,

"Wie war es denn nun? Chaos, Vernichtung, Untergang? hahahahahah"

na, was soll das denn heissen.

war gestern beim sport. er war nicht dort. gott sei dank.
danach erstmal wieder heulflash.

was macht dich so sicher, das ich will, das er mich braucht? nein, ich hätte gewollt, das wir ein stinknormales paar werden.

ich weiss jetzt erstmal, dass ich ihn eh nicht die nächsten wochen sehen werde. er geht nämlich gerade natürlicherweise seinen adligen pflichten nach;-)

heute bin ich sehr gelassen. ich habe heute endlich mit menschen aus unserer beiden bekanntekreis über sein und mein problem gesprochen.

ja, ich will nicht, dass er verkackt und seine krankheit erkennt - selbst wenn wir nicht mehr zusammen sind. ich habe den beiden klar gesagt, dass ich erstmal raus bin. ich habe keinen bock mehr mich mein lebenlang nur mit ihm zu beschäftigen. ICH muss jetzt erstmal auf die beine kommen!

was jetzt daraus wird, werden wir sehen. ich bin immerhin glücklich, dass es doch noch menschen in diesem umkreis gibt, denen es auch nicht am arrrs... vorbei geht.

das gespräch mit meinem chef war super! ich habe voll meinen standpunkt vertreten, bin nicht davon abgewichen! ich werde jetzt noch 3-4 wochen tagesklinik machen, dann werde ich eine woche schulung machen und danach hamburger modell. mein plan geht weiter!

fühle mich grade echt gut!
anja
Guitaranderl

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Guitaranderl »

>(mein vater wurde nicht mit meinen reaktionen fertig)

>ich hatte jedoch immer probleme in beziehungen, wenn man mich ablehnte - bzw. ich habe oft in vielen situationen gesehen, dass man mich ablehnt.

>ich bin vor zweieinhalb jahren mit meinem freund zusammengekommen, der selber viele probleme mit sich selbst hat
>er ist depressiv.
>das äußert sich in schlafstörungen, keine lust auf sexualität, mir nicht richtig zeigen können, das er mich liebt. verdrängen, indem er sich mit tausend anderen dingen beschäftigt, nur nicht mit sich selbst - und in den tag hineinleben, nichts anfassen, was ihn weiterbringt.

>wenn jedoch eine kellerfahrt dran war - habe ich nie verstanden, warum er sich von mir so arg distanziert.
>und das ist eine sache, die ich überhaupt nicht verstehe. ich fing an mich zu verhalten, wie als ich kind war. meine wutausbrüche kamen wieder. dieses "ungeliebt" sein, es hat so weh getan, dass es mich innerlich aufgefressen hat.

Liebe Anja,
ich habe Dir diese, Deine Sätze aus Deinem Gründungsposting noch einmal herauskopiert, damit Du nachvollziehen kannst, wie ich auf meine Annahme komme. Ich bin überhaupt nicht sicher, dass Du gebraucht werden willst, aber ich kann es mir vorstellen.
Deinen eigenen Worten nach bist Du in höchst instabilen Beziehungen aufgewachsen. Daraus resultiert u.a. massives Misstrauen.
Diese Misstrauen nährt unter anderem starke Ängste; egal ob Kind oder Adolescent..
Du hast in Deinem etwas verachtenden Spruch "die Leine lockerer gelassen" signalisiert, dass die Leine vorher kurz war. Einen Mann an der kurzen Leine halten müssen/wollen, bedeutet nichts anderes als große Verlustangst, die aus Deiner Geschichte nun absolut verständlich ist. (Ausgeprägte Eifersucht ist auch ein häufiges Zeichen dafür.)
Nun frage ich mich, wie ein Mensch mit solchen Ängsten eine nur einigermaßen gute, vor allem aber SICHERE und wenig bedrohliche Beziehung führen kann. Ein "gesunder" Partner ist aber nicht kontrollierbar, bzw. er würde das spüren und nicht dauerhaft billigen, weil er/sie auch ein eigenes Leben will und braucht. Ein "bedürftiger" Partner ist hingegen sicherer, weil er/sie von sich aus die Beziehung nicht gefährden will; bleibt aber von der steten und häufig alleinigen Zuwendung des Partners ABHÄNGIG. Deshalb ist es überhaupt nicht ungewöhnlich, dass sich Menschen mit großen Verlustängsten solch vermeintlich "sichere" Partner aussuchen (das geschieht nicht wissentlich!). Und deswegen ist es sehr wichtig, das "Gebrauchtsein" aufrecht zu erhalten. Im übrigen lassen sich "lieben" und "brauchen" gern verwechseln.
Nun passierte folgendes: Deine eigene Bedürftigkeit tritt zutage und Du wendest Dich - was ja genau richtig ist - Deiner Heilung zu. Konsequenz: Der bedürftige Partner fühlt sich nicht mehr "bekümmert" und "umsorgt".... bekommt Angst.. und flüchtet...

Soweit meine Gedankenkette, die sich aus Deinen eigen Erzählungen ableitet. Wenn Du die Beschreibung Deines Vaters und der Reaktionen Deines Freundes -in Krisensituationen- vergleichst, reagieren Sie doch beide gleich... Zufall? Und dieses Muster ist dir imgrunde zutiefst vertraut und macht vielleicht auch eine -wenn auch verzerrte NORMalität aus. (Es ist zwar 20 Jahre her, dass ich Robin Norwoods Buch gelesen habe, aber ich meine, Sie beschreibt diese Thema in "Wenn Frauen zu sehr lieben"

Ich bin selbst aus -als "bedürftiges Hündchen"-so einer Abhängigkeitsbeziehung gegangen und meine damalige Frau brach völlig zusammen (was mir entsetzlich leid tat).. Schon damals drängte ein Satz in mein Bewusstsein: Es fühlt sich gar nicht so, als ob sie verzweifelt, dass ICH gegangen bin, sondern DASS ich gegangen bin...

Diese Trennung hat uns beiden geholfen, freiere und heilere Menschen zu werden.

Ich freue mich sehr, dass es bei Dir offensichtlich nach vorne geht. Vielleicht kannst Du die Tragweite Deiner Situation noch nicht vollends überblicken, aber ich glaube, Du stehst an einem Wendepunkt, der Dein Leben in ganz neue, erfülltere Bahnen lenken kann.

In diesem Sinne grüßt dich
Andreas

NS.: manchmal kommen in kleinen Liedern versteckte Diamanten zum Vorschein, die gefunden werden wollen:
Auszug aus "So hard to let you go" von Gail Ann Dorsey:
I looked for Things in a place I knew I wouldn´t be,
Then i wondered why i was always disappointed.
I wished for Love from a well (Brunnen) I knew was all dried up,
Then I wondered i was always broken-hearted
My fault was,
that I was too busy loving when I should have looked where I was going...
usw.usw.
Adolescent
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Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Adolescent »

hey andreas,

ok. verstehe deine ansichtsweise. und es tut sich verdammt viel in meinem kopf die letzten tage.

heute habe ich einen brief von meiner mutter bekommen, die ja jetzt unbedingt eine therapie mit mir machen will. und ich soll ja kontakt zu meinen geschwistern halten.

ich habe bei ihr erstma dampf abgelassen, dass ich es eine unverschämtheit finde. sie soll doch erstmal selbst gucken - keinen bock mehr auf so ne emotionale scheisse. ist immer ihre masche gewesen.
kontakt zu meinen geschwistern hatte ich immer, sie hat immer versucht, den kontakt kaputt zu machen, indem sie schlecht über meine älteste schwester geredet hat.

und zu diesem dusseligen adligen:
der wird sich demnächst wundern. kriecht wieder zu mami und folgt dieser scheisse.
echt keinen bock mehr, mich dafür krumm zu legen.

ja, andreas. du hast recht - es tut mir nicht gut.
ich werde diesen pennern echt mal zeigen, dass ANJA auch ganz gut ohne sie zurecht kommt!!!!!!

ich werde demnächst meinem namen ADOLESCENT alle ehre machen.

gruss, anja
soraya8
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Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von soraya8 »

Hi Anja,

lass Dich nicht für dumm verkaufen und durch dumme Sprüche "beleidigen"! Du weißt ja gerade sehr gut, was gut für Dich ist! Ich glaube, Du bist gerade auf einem sehr guten Weg! Denk jetzt erst mal nur an Dich und was Du willst!

Eines interessiert mich aber noch:
Haben der beste Freund und seine Mutter sich bei Dir gemeldet?

LG, Soraya
Adolescent
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Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Adolescent »

hey soraya,
danke.

nee, weder noch! alexis fährt mit mutters karre durch die gegend. ich glaube, von ihr kann man gar nichts erwarten, sonst hätte sie mal geschnallt, was ich ihr gesagt habe.

sein freund auch nicht. und ehrlich. ich habe grade auch keine lust mehr!

wie schaut's denn bei dir aus? was neues?
gruss, anja
soraya8
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Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von soraya8 »

Hi Anja,

bei mir schaut es so lala aus. Ich muss sagen, dass ich immer mehr von seiner Depri überzeugt werde.
Ich war neulich in unserer Wohnung; er hatte keine Möglichkeit, sich darauf vorzubereiten. Mich traf der Schlag - es sah schlimm aus! Es türmte sich alles in der Wohnung, Post war ungeöffnet, der Müll quoll über, es war nicht geputzt - offenbar seit Wochen! Dazu hatt er kaum noch saubere Wäsche - und das will was heißen (er hat nämlich sehr viel). Er hatte natürlich ein paar Gründe parat: keine Zeit wegen der Arbeit und weil er meine Sachen packen musste...

Naja, das kann ja nicht der einzige Grund sein! So lässt man seine Bude normalerweise nicht verkommen... Es war echt alles zugestellt; das hab ich noch nie bei ihm erlebt.

Naja ,wir haben uns an dem Tag gut verstanden. Aber nun meldet er sich nur sehr kurz und unpersönlich, geht nicht auf wichtige Dinge ein und handelt alles in 1-2 Sätzen ab.

Ein Krebs-Fall ist in der Familie aufgetreten - und da hat er gar nicht nachgefragt... Nur weil klar war, dass der Krebs beseitigt wurde! Aber man will doch wissen, wie es weiter geht, wie es der Person geht etc. Oder?

Er ist wohl zu sehr mit sich selbst beschäftigt...

Naja, ich warte nun ab, bis er sich meldet. Ich renne ihm nicht mehr hinterher - trotz aller Liebe!
Sein Verhalten maxht mich wirklich betroffen!

LG und Dir einen schönen und sonnigen Sonntag,
Soraya
Adolescent
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Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Adolescent »

hey soraya,

ja, das hört sich erschreckend an. aber das kenn ich.

als ich meinen liebsten kennengelernt habe....
naja, er hat sich um seine mutter gekümmert, war anscheinend nie zu hause. hat einem bekannten seine wohnung zur untermiete gegeben (der allerdings nichts bezahlt hat). das war ein totaler kiffer.

die bude sah aus wie sau. als er mich kennenlernte hat er dort alles aufgeräumt. seinen bekannten hat er dann nach fünf monaten endlich mal vor die tür gesetzt. er läßt sich halt auch sehr ausnutzen.

ich will gar nicht wissen, wie es jetzt ist. ich weiss nur, dass er nach berlin fahren möchte (haus seiner mutter). er ist aber nicht gefahren, da sein wagen seid zwei monaten kaputt ist. stattdessen fährt er jetzt mit dem wagen seiner mutter durch die gegend. und anscheinend trifft er sich mit gott und aller welt. nach aussen hin wieder - mir geht's gut! so nach dem motto: ich bin so froh, dass sie weg ist. und innenleben? keine ahnung.

ich hoffe, dass er mit abstand irgendwann sieht, was eigentlich mit ihm los ist. aber ich warte nicht darauf.
es tut mir nur gut hier mit leuten zu kommunizieren, die ähnliches erleben. aus dem kopf geht er mir halt noch nicht.

ich wünsche dir auch noch einen super sonntag.
sonnig ist es ja. geh gleich mal mit ein paar leuten raus!

gruss, anja
Adolescent
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Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Adolescent »

hey andreas,

so langsam fällt mir wie schuppen von den augen, was bei mir los ist.

dieses gefühl nicht anerkannt oder abgelehnt zu werden ist wie eine droge für mich, weil ich es als kind immer so hatte. oh mein gott!

je mehr ich darüber nachdenke, um so schrecklicher ist es. “nicht los lassen” zu können ist sehr schwer für mich. aber ich erkenne, dass es echt der einzige weg ist, eine normale beziehung zu führen. wer weiss, wahrscheinlich wollte er nie, dass ich mich in seine probleme einmische und ich hab’s immer getan. zwischendurch habe ich da immer drüber nachgedacht, aber ich hatte angst davor nachher eine beziehung zu haben, die so aussieht, wie die von seinen eltern – die sich anscheinend nichts mehr zu sagen hatten.....

der ausdruck von mir “ an der langen leine “, ja, vielleicht war der ja auch wirklich in dem moment so gemeint. ich habe in dem buch “wenn frauen zu sehr lieben” gerade dass kapitel über kontrolle gelesen. und denke mir jetzt: ja, wer will denn wirklich kontrolliert werden. ich habe es anscheinend doch immer so gemacht, unbewußt – aber es wird mir jetzt bewußt.

vielleicht passen wir ja echt nicht zueinander, weil ich mir eigentlich ne beziehung wünsche, wo man füreinander da ist. gestern abend habe ich über einen guten freund von mir nachgedacht.
immer, wenn er und ich einen crash hatten war er da und hat mich aufgebaut. er hat immer an meine stärken appelliert. er hat für mich gesorgt: essen gekocht, mich aufgeheitert, etc. und mir zugehört. ich habe mich gefragt, warum ich so etwas von einem anderen menschen nicht immer annehmen kann – wahrscheinlich: weil ich davor angst habe. schon komisch und doof.

deshalb bin ich auch oft nicht zu freunden gegangen, weil ich gedacht habe, die verstehen mich eh nicht. ja, wie kann auch jemand gefühle verstehen, die man als kind hatte – beschissene gefühle, die echt wie eine droge auf einen einwirken.... das konnte echt keiner nachvollziehen, warum ich überhaupt an dieser beziehung so hänge - wenn doch so wenig für mich zurück kommt.

komisch, seit gestern abend hat sich echt ein knoten in meinem bauch gelöst. ich hoffe, dass das so bleibt!

liebe ist echt losslassen können und nicht alles in der welt erdenkliche tun, damit man jemanden an sich bindet, weil es echt nur die angst davor ist, ihn zu verlieren. ja, das zu verlieren, dass einem die gefühle von früher zurück holt - die ja ach so normal sind.

und es ist so schwer auf seine gefühle zu hören - was man wirklich will und das umsetzt. horror!

schreib mir doch bitte nochmal was dazu.
anja
Guitaranderl

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Guitaranderl »

Anja,
ich finde ganz wunderbar, was und -vor allem - wie Du schreibst. Während einige Deiner letzten Beiträge sehr zornig rüberkamen, wirkt das hier ruhig, innehaltend... ja, und auch sehr traurig.

Ich verstehe absolut, was Du beschreibst und ich ziehe meinen Hut vor Dir angesichts der Größe, die Du beweist, wenn Du Dich traust, mehr im Innen als im Außen zu forschen. Irgendwo auf den letzten 50 Seiten Deines Buches wirst Du sinngemäß folgende Aussage von R. Norwood finden: Die Lebensumstände im Außen sind ein Spiegel des Innenlebens einer Frau... (das gilt für Männer m.E. genauso.)

Ich glaube, Du wirst bald wieder gesund sein.
T O L L !!
Das wünsche ich Dir von Herzen und drücke Dich ganz sanft auf die Distanz
Aus dem total sonnigen Hamburg
grüßt Dich
Andreas
Adolescent
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Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Adolescent »

hey andreas,

super lieb, dass du das schreibst. es ist mir grad auch sehr viel daran gelegen, meinen seelenhaushalt echt in ordnung zu bringen.

ja, traurig bin ich sehr, weil ich erst jetzt das erkenne, was ich die ganze zeit in mir rumgetragen habe. das ist bitter, aber auf der positiven seite, genau das, was mich echt nach vorne bringen wird!

ich will loslassen können und den partner finden, den ich verdiene - und nicht einen, der mich nicht akzeptier, so wie ich bin, der für andere mehr da ist, als für mich. ja, jemanden, bei dem man sich fallen lassen kann. und für den ich genauso wichtig bin, wie er für mich!

danke! aus dem leider bewölkten düsseldorf.
anja
Guitaranderl

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Guitaranderl »

>ja, traurig bin ich sehr, weil ich erst jetzt das erkenne, was ich die ganze zeit in mir rumgetragen habe. das ist bitter, aber auf der positiven seite, genau das, was mich echt nach vorne bringen wird!

ganz genau so ist das!
Anja, ich brauchte sehr viele Jahre, um zu verstehen, dass die guten Dinge im Leben von allein kommen. Wir bekommen immer genau das, was in einer bestimmten Lebenssituation zu uns "passt". Wenn Du lernst, mit Deinen Verlustängsten umzugehen, wirst Du z.B. automatisch das Kontrollbedürfnis reduzieren. Erst dann "passt" ja z.B. ein freier, gereifter und zugewandter Mann, der neben der Beziehung auch sich selbst leben will und dann auch darf.
Ein "unabhängiger" Mann hätte vor einiger Zeit vielleicht eher eine Bedrohung dargestellt.
Das ist im übrigen der Hintergund, warum Beziehungen oft scheitern, wenn sich einer beispielweise in einer Therapie verändert, weil er/sie reift und wächst. Dann entsteht oft ein Gefälle, eine Dissonanz....

Versuch, auf die Entwicklung zu vertrauen und lass Dich NIEMALS durch Rückschläge entmutigen. Diese Dinge brauchen Zeit und Raum.
So, jetzt ein Kaffee und dann Auto waschen..
Bis bald.. hoffe ich
Andreas
Guitaranderl

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Guitaranderl »

>je mehr ich darüber nachdenke, um so schrecklicher ist es.

Noch ein Tipp von einem alten Hasen: Menschen wie Du und ich neigen zum "zuviel" an Nachdenken; zum Grübeln. Wenn Du es kannst, geh in die Trauer rein und weine.... beweine das Kind, was zu kurz kam, beweine Deine verzweifeten Anstregungen und beweine die Trennung und auch dahinter Deinen vieleicht verlorenen Freund. Das ist das Heilsamste, was Du tun kannst. Geh in die -vermeintliche- Schwäche rein und werde stark wie nie zuvor.
Adolescent
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Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Adolescent »

hallo an alle,

ich finde gerade MICH!!!! das ist echt ein super gefühl!

die anja
soraya8
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Registriert: 22. Okt 2005, 07:42

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von soraya8 »

Hallo Andreas,

das mit dem "zu viel" Nachdenken und Grübeln kenne ich auch nur zu gut... Aber das unterscheidet uns evtl. auch von den eher "oberflächliche[re]n" Menschen.

Man verarbeitet evtl. auch gründlicher, wenn man sich mal ganz genau Gedanken macht - nur muss dann auch noch ein Ende gefunden werden - und das ist dann manchmal etwas schwierger. Wann ist es am besten, damit aufzuhören? Wann ist es nicht mehr "gesund" für einen...

LG, Soraya
Guitaranderl

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Guitaranderl »

Soraya, meine Liebe,
können wir uns darauf einigen, dass es hilfreich ist, ein "kluges Herz"; einen "herzlichen Verstand" oder "Mann und Frau in uns" zu haben?
Wenn es uns gelingt, eine Verbindung zwischen Kopf und Herz/Bauch herzustellen, ist das gewiss ein Schritt in Richtung "Gesundheit".

Beste Grüße
Andreas
Inah
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Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Inah »

Hallo Soyara,

mir brennt eine Antwort auf dein letztes post auf der Seele, aber lass mich mich erst kurz vorstellen.
Seit einiger Zeit besuche ich regelmäßig dieses Forum, als "Angehörige" bin ich auf dieses Forum gestoßen. Als der scheinbar "gesunde" Teil habe ich eine Beziehung zu einem Mann mit regelmäßig wiederkehrenden depressiven Phasen geführt, die weder für ihn noch für mich einfach waren und die ihre Spuren hinterlassen haben.

Du schreibst sinngemäß, dass "wir eben mehr nachdenken, als eher oberflächliche Menschen!"

Ähnliches äußerte auch mein Freund in solchen Phasen: "Ich bin anders, sensibler..., impliziert war irgendwie immer auch ein "besser".
Es hätte mir in solchen Phasen wer weiß wie schlecht gehen können - und das tat es in der Tat - in seinen Augen wäre es mir nicht "wirklich schlecht" (Zitat) gegangen!

Es ist mir durchaus klar, dass seine Fähigkeit zur Empathie, seine Verbindung zur Außenwelt durchschnitten war und das soll auch nicht der Diskussionspunkt hier werden.

Auch wenn ich mich selbst gerade kaum aus einer Welt des sich ständig drehenden Gedankenkarussells herauslösen kann - trotz Unterstützung, Therapie...- bin ich nicht davon überzeugt, dass sich die Menschen, die resilienter durchs Leben gehen, sich weniger Gedanken machen, unsensibler sind.... DAs würde ich als Herabwürdigung empfinden. Ich denke, dass sie einfach geeignetere Strategien gefunden haben, mit ihrer Gedankenwelt umzugehen, Wahrnehmungen und Erfahrungen so zu verarbeiten, dass sie sich nicht selbst damit verletzten!

Depression adelt nicht, oder liege ich mit meiner Annahme tatsächlich falsch?

Ich hoffe, dass du mir diesen Gedankengang nicht übel nimmst. Es ist ein Thema, das mich wahnsinnig beschäftigt, wohl deshalb, weil ich mit beiden Seiten der Medallie konfrontiert bin!
Deshalb auch würde ich mich sehr über eine Antwort freuen!

Inah
Guitaranderl

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Guitaranderl »

>Auch wenn ich mich selbst gerade kaum aus einer Welt des sich ständig drehenden Gedankenkarussells herauslösen kann - trotz Unterstützung, Therapie...- bin ich nicht davon überzeugt, dass sich die Menschen, die resilienter durchs Leben gehen, sich weniger Gedanken machen, unsensibler sind.... DAs würde ich als Herabwürdigung empfinden. Ich denke, dass sie einfach geeignetere Strategien gefunden haben, mit ihrer Gedankenwelt umzugehen, Wahrnehmungen und Erfahrungen so zu verarbeiten, dass sie sich nicht selbst damit verletzten!

Hi Inah,
obwohl ich mich erst einmal damit beschäftigen musste, was "resilient" heißen soll, und es nun als englisches Wort für "unverwüstlich" ausmachen konnte, finde auch ich Deine Ausführungen interessant und möchte was dazu sagen: Könnte es sein, dass das vermeintliche "besser" eher aus Deiner Gefühls- und Gedankenwelt stammt und weniger durch Deinen Freund transportiert wurde? Als selbst jahrelang Betroffener weiß ich eines recht genau. Wenn sich ein Mann in einer Depression befindet und FALLS er dann überhaupt noch etwas empfindet, dann es ganz sicher kein "besser". Die Depression entsteht u.a. durch massive Selbstabwertung, Autoaggression bzw. eine durch innerliche und äußerliche Einflüsse reduziertes oder gar negiertes Selbstwertgefühl. So kann sich ein Mensch beim besten Willen nicht "besser" (im Vergleich zu anderen) fühlen. Wenn er das könnte, dann wäre es möglicherweise einfacher, die Depression zu überwinden.

Ich gebe Dir vollkommen recht, dass Depressivität und Sinnlichkeit/Empathie nicht zwangsläufig korrelieren. (äh, hässliches Wort ) ABER, es ist schon etwas dran, dass Menschen mit einem melancholischen Touch, oder sagen wir - mit einem depressiven Fundament - oft etwas tiefgründiger wirken oder auch sind. Da kann man dann Fragen, ob sie tiefgründiger sind, weil sie depressiv sind oder depressiv, weil sie tiefgründiger sind. Es ist bestimmt einen beiden Polaritäten was dran.
Wenn Du Dich hier im Forum umsiehst, findest Du immer wieder Beitäge von Menschen, die ein bißchen an ihrem "Sein" verzweifeln. Es sind Menschen mit ganz fragilen Seelengebilden, die oftmals Dinge sehen, fühlen oder ahnen, die anderen verborgen bleiben. Diese Menschen wissen um ihre Sensibilität und Verletzlichkeit und zahlen eben auch oft einen hohen Preis, indem beispielsweise Kränkungen ganz andere Schäden verurachen können. Wir leben ja in einer Welt, die Systeme und Funktionalitäten über das Instinkthafte/Individuelle stellt. Das hat auch zur Folge, dass sich Menschen - die sich ihrer Zerbrechlichkeit sehr bewusst sind und z.B. nicht über eine intellektuelle Abwehr verfügen- oft für ihr "anders sein" anklagen, obwohl es sich - aus der Distanz -eigentlich um Qualitäten handeln "könnte".. Das ist manchmal nur eine Frage des Standpunktes.

Es gibt aber zweifelsohne auch depressive Menschen, die alles andere als sensibel und empathisch sind.

Was ich ausgesprochen interessant finde, ist Deine Idee der Herabwürdigung. Das klingt fast so, als wäre Deine eigene Empathie und Sensibilität nicht oder nicht ausreichend gesehen und gewürdigt worden..

Das mit den Strategien sehe ich genauso. Das kann sicher ein Ziel der Therapie sein, nämlich bessere Strategien zu entwickeln, um den lebensbedingten Ups & Downs besser klarzukommen.

Aus Hamburg grüßt Dich - und auch Soraya -herzlich
Andreas
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Inah,

ich kann nur von mir/für mich sprechen. Wohl schon immer neige ich zu Melancholie/Depression. Damit meine ich, dass ich schon immer in tiefere Bereiche des Gefühlslebens eindringe als nichtdepressive Menschen, sozusagen intensiver fühle und damit verbunden auch intensiver leide.
So interpretiere ich auch die Aussagen deines Partners.

Es wundert mich auch nicht, dass aus dieser besonderen Art von sensiblen Gefühlsleben heraus viele literarische und künstlerische Werke entstanden sind.
Paul Gauguin brachte es mal auf den Punkt: "Es gibt keine vollkommene Schönheit ohne Melancholie."

Ich hoffe mein Posting trägt etwas zum besseren Verstehen bei.

Viele Grüße
Edeltraud
Inah
Beiträge: 46
Registriert: 6. Sep 2005, 22:48

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Inah »

Hallo Andreas,hallo Edeltraud

vielen Dank für eure schnellen und vielschichtigen Antworten, die ja auch zeigen, wie schwer das Thema zu fassen ist!

Es ist, glaube ich, an dieser Stelle völlig klar, dass ein Mensch - egal ob Mann oder Frau - in einer depressiven Episode weder zur Selbst- noch zur Fremdwahrnehmung fähig sein kann und das sollte ohne weitere Bewertung bleiben.
Nicht immer jedoch ist die Verbindung zum Außen abgebrochen und solche Zeiten meine ich.
Da bleibt ein Gefühl der -ja, welches Wort kann hier eigentlich passen,- "Herabwürdigung"?, wenn der eigene Schmerz, Selbstzweifel... in eine Reihung gestellt wird und zwar an das Ende "So schlimm ist das doch nicht".
Wenn man lange Zeit als Seismograf gelebt hat, seine Kraft mehr in die Fremdwahrnehmung als in die Eigenwahrnehmung gesteckt hat, bis gar keine Wahrnehmung mehr übrig blieb, fühlt man sich durch die Etikettierung "eher oberflächlicher Mensch" tatsächlich nicht ausreichend gesehen.
Vielleicht hast du Recht, wenn du vermutest, dass diese erlebte Verletzung vielleicht mit dem eigenen kleinen Selbst zusammenhängt, das nur zu gern bereit ist, zu glauben, nicht ausreichend und feinfühlig genug und daher auch ursächlich für solche Bemerkungen zu sein!? Insofern stimmt es natürlich, dass ich den Zusammenhang zwischen nicht oberflächlich, feinfühlig, sensibel und besser hergestellt habe. Es fällt mir schwer, es anders zu sehen!

Grüße von Inah
Guitaranderl

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Guitaranderl »

>Wenn man lange Zeit als Seismograf gelebt hat, seine Kraft mehr in die Fremdwahrnehmung als in die Eigenwahrnehmung gesteckt hat...

...sollte auch frau sich insbesondere mal fragen, warum und wozu udn was sie davon hatte. Es ist nicht ungewöhnlich, dass dieses vermeintlich altruistische Verhalten Enttäuschungen nach sich zieht, die eben zeigen, dass es SO altruistisch nicht war. Das Ganze klingt für mich als eine Schieflage auf der Beziehungsebene, die vielleicht die Depression auf der anderen Seite sogar ein wenig.... brauchte.
Wie gesagt, klingt nur so....

Herzliche Grüße von
Andreas
Inah
Beiträge: 46
Registriert: 6. Sep 2005, 22:48

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Inah »

Da liegt der Finger in der Wunde, lieber Andreas, denn das fragt "frau" sich unentwegt!

Wenn wir Menschen nur so einfach gestrickt wären, dann ließen sich solche Fragen vielleicht auch einfach beantworten. Oder noch einfachere Fragen stellen:
Warum zieht jemand in die Welt hinaus, um sich in jemanden zu verlieben, der unter Depressionen leidet. Warum setzt sie das eigene Empfinden hinter das des Anderen, um dann verletzt zu sein?
Meinst du das - auf dem Hintergrund "Jeder bekommt das, was gerade dran ist, was er braucht und nicht das was er sich wünscht"- so?

Gruß, Inah
soraya8
Beiträge: 147
Registriert: 22. Okt 2005, 07:42

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von soraya8 »

Hallo liebe Inah,

ich bin keine "Betroffene", sondern "Angehörige" und denke also nicht, dass Depressive "besser" als Gesunde sind, nur weil sie viel oder mehr nachdenken als andere - das wäre in meinen Augen auch sehr vermessen! Zumal sicher nicht jeder Depressive zwangsweise ständig mit dem Nachdenken beschäftigt sein muss.

Ich neige von Natur aus dazu, sehr viel zu hinterfragen, nachzudenken, zu überlegen etc. - dazu muss ich ja nicht depressiv und/oder somit etwas "Besseres" sein.

Und ich denke schon, dass es "oberflächliche" Menschen gibt (von denen man genug treffen kann), die in der Tat NICHT oder zu wenig nachdenken und daher oder aus anderen Gründen dazu neigen, vieles zu verdrängen - was nicht heißen soll, dass jeder, der verdrängt, nicht nachdenkt - aber das Verdrängen an sich halte ich für sehr gefährlich. Eine gewisse Reflexion ist einfach nötig! Auch, um die Krankheit zu erkennen.

Ich hoffe, ich habe mein erstes Posting zu dem Thema gut erläutert.

Ich muss mal wieder fleißig werden,
lG, Soraya
soraya8
Beiträge: 147
Registriert: 22. Okt 2005, 07:42

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von soraya8 »

Hallo Andreas,

deine Bilder vom klugen Herz und vom herzlichen Verstand gefallen mir sehr gut!

Da haben wir denselben Geschmack.
Ich denke, SO fährt man auch wirklich gut - wenn Herz und Verstand im Einklang zueinander sind.

So, nun muss ich aber wirklich mal ackern!
LG, Soraya
soraya8
Beiträge: 147
Registriert: 22. Okt 2005, 07:42

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von soraya8 »

P.S.:

Liebe Inah,

dass Dein Freund sich als etwas Besseres ansah oder ansieht, "nur", weil er krank ist und (offensichtl. deshalb)mehr nachdenkt, als andere, empfinde ich vor allem Dir gegenüber als schlimme Beleidigung!

Ich weiß nicht, ob ich mir das lange anhören wollen würde - zumal Du ja sehr gelitten hast und er dies nicht für voll nahm.

Du schreibst:
"Es hätte mir in solchen Phasen wer weiß wie schlecht gehen können - und das tat es in der Tat - in seinen Augen wäre es mir nicht "wirklich schlecht" (Zitat) gegangen!"

Es ist sehr traurig, dass er nicht erkennen wollte oder konnte, dass es AUCH Dir schlecht ging!
Woran lag das? Wollte er sich zum Opferlamm stilisieren?

Ich find solch ein Verhalten sehr verletzend; jeder Mensch kann selbst am Besten beurteilen, DASS es ihm schlecht geht...


Seid Ihr noch ein Paar?

LG, Soraya
Inah
Beiträge: 46
Registriert: 6. Sep 2005, 22:48

Re: Verkorkste Situation II

Beitrag von Inah »

Liebe Soyara,

du hast dein posting gut erklärt, danke!
Ich bin völlig deiner Meinung - natürlich gibt es keine Kategorisierung und natürlich gibt es oberflächliche und nicht oberflächliche Menschenkinder!
Nur glaube ich nicht, dass man Eigenschaften wie feinfühlig, nicht oberflächlich,... selbstredend mit Depressionen koppeln kann und daraus auch vielleicht noch den Umkehrschluss leisten kann. Solche Dopplungen erscheinen mir fragwürdig.

Weiterhin bedeutet nachzudenken auch nicht zwangsläufig tiefgründig nachzudenken - was ich aus eigener Erfahrung ableite. Vielmehr scheint es mir, dass mich das sich unaufhaltsame Gedankenkarusell eher am Erreichen eines "tiefgründigen" Gedankens hindert.

Lieben Gruß, Inah
Antworten