Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

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jes
Beiträge: 681
Registriert: 14. Okt 2004, 00:48

Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

Beitrag von jes »

Hallo ihr Lieben.
Ich schreibe zum ersten Mal mein eigenes Thema. Habe sonst nur auf Beiträge geantwortet.
Ich bin 27 Jahre alt und bin seit ca 1 Jahr hier. Meine Depression habe ich seit ca 10 Jahren. Vor 5 Jahren lies ich mich das erste mal auf eine Therapie ein, weil es einfach nicht mehr ging. Im laufe der Jahre wurde meine Depressiven Phasen schlimmer und es kam noch eine soziale Phobie hinzu. Ich habe mich über Jahre hinweg immer mehr vom normalen Leben "abgekapselt" Nach diesjährigen Klinikaufenthalt wurde mir auch Nahe gelegt weiter Therapie zu machen. Einen Platz habe ich auch. Nun zum meinen Überschriftsthema. Ich habe kaum Freunde und Bekannte und es fällt mir auch schwer Kontakte aufrecht zu erhalten. Ich habe eine Internetbekanntschaft, mit der ich über alles rede. Ich hatte erzählt das ich mal wieder allein das Wochenende verbringe. Nun habe ich mal wieder streit mit ihm weil er der Meinung ist mein gejammer wäre kaum aus zu halten und ich suhle mich im Selbstmitleid.
Ich hatte noch versucht zu erklären das es in meiner Lage nicht so einfach ist einfach raus zu gehen und Leute kennen zu lernen.
Bin jetzt ziemlich verunsichert. Er meinte ich hätte ja mal wieder recht und keiner weiss so viel bescheid wie ich über Ängste und Depression, was natürlich total schnippisch rüber kam.
Bin ich wirklich so ein Jammerlappen ?
Oder was meint ihr? Ist es nicht wirklich schwierig mit Depressionen Kontakte zu knüpfen?
Das alles mach mich noch trauriger wie ich sonst schon bin.
Habe das Gefühl ich komm aus dem Teufelkreis nicht raus.
So, jetzt fang ich doch wieder das jammern an *seufz*

Jessica
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

Beitrag von Chiron »

Liebe Jessica,

auch ich finde, dass es mit Depris sehr schwierig ist, Kontakte zu knüpfen oder zu pflegen. Schließlich leben wir in einer Spaß-und Erfolgsgesellschaft. Es wird erwartet immer gut drauf zu sein....
Während einer Depri ist man natürlich das Gegenteil davon.
Deshalb versuche die wenigen Kontakte, die Du hast, zu pflegen und sei es durch eine kurze Mail oder ein Telefongespräch.
Menschen, die Dich ehrlich mögen werden Deine Probleme verstehen und auf die anderen kannst Du getrost verzichten.

Alles Liebe und Gute für Dich,
Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
sonnenschein26
Beiträge: 28
Registriert: 24. Nov 2003, 20:23

Re: Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

Beitrag von sonnenschein26 »

Hallo Jessica,
ich bin vom Alter her auch so alt wie du. Naja okay ein Jährchen älter. Wenn du magst kannst du mir gerne mal ne Mail an merci24@web. de schreiben.
Denn ich kann deine Gedanken gut nach voll ziehen. Ich frage mich auch oft ob ich ein Jammerlappen bin. Auch ich habe wenige Freunde, aber ein paar Gute. Desweiteren hab ich seit Sommer einen total lieben Partner und zwei ganz süsse Mietzen;)
Aber ich stimme dir zu, es ist schwierig mit Depris Kontakte zu knüpfen denn oftmals kann man doch nicht so wie man gerne will oder? Also melde dich wenn du Lust auf Erfahrungsaustausch hast.
Lieben Gruß von Tina.
Moonlight77
Beiträge: 30
Registriert: 19. Sep 2004, 13:37

Re: Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

Beitrag von Moonlight77 »

Liebe Jessica,

ich kann mich da meinen Vorrednern nur anschließen.ich bin 28, also eigentlich im Partyalter schlechthin...
Als es mir wirklich schlecht ging und und ich den schwarzen Vorhang vor der Nase hatte, war es mir kaum möglich Freunde zu treffen bzw sogar die Freundschaften aufrecht zu erhalten. Zusätzlich haben mich Angstattacken davon abgehalten, überhaupt raus zu gehn.

Und wenn ich es mal an einem halbwegs guten Tag geschafft hatte, mich mit jemanden zu treffen oder auch nur mit meinem Mann rauszugehn, ging es mir danach einfach nur noch viel schlechter.

Auch ich wollte die Sonne sehn und schön finden, unbeschwert lachen und genießen!Aber es konnte ja nicht erzwungen werden! In solchen Momenten erschien mir das Leben nicht mehr lebenswert, auch wenn ich gegen die Krankheit nicht verlieren wollte.

Meine Familie und engsten Freunde, nur zwei, versuchten mich zu verstehen, aber da sie nicht nachvollziehen konnten, wie sich sowas auswirkt und man nichts mehr fühlen kann, haben sie mich mehr wie einmal verletzt. Ich solle mich nicht so anstellen etc....diese Sprüche kennt hier wohl jeder...

Vielleicht gibt es ja eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe? Mir hat das sehr geholfen, ich habe viele Menschen kennengelernt, die genauso fühlen und heute bin ich dauernd unterwegs...


Ein schönes WE!

Diana
SophiaDeLuna
Beiträge: 26
Registriert: 19. Sep 2005, 12:29

Re: Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

Beitrag von SophiaDeLuna »

Liebe Jessica,
ich kann Dich sehr gut verstehen. Ich leide auch unter Depressionen und diversen Angststörungen und Panikattacken. Ich gehe fast nie aus dem Haus (wenn dann fast nur in Begleitung meiner Mutter). Auch ich habe einen internet-Freund.
Der ist jedoch in ähnlicher Lage und daher wesentlich verständnisvoller. Mir hilft der Kontakt mit ihm sehr. Wir sind täglich mehrere Stunden in Kontakt.

Da ich quasi von morgens bis abends online bin, würde ich Dir gerne meine Freundschaft anbieten. Bei mir darfst Du jammern, soviel Du willst - ich weiß, wie gut es tut, sich einfach mal den Kummer von der Seele zu schreiben. Und ich habe haufenweise Zeit zum lesen und schreiben. Falls Du Interesse hast schreib an sophia.deluna@web.de
jes
Beiträge: 681
Registriert: 14. Okt 2004, 00:48

Re: Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

Beitrag von jes »

Liebe Tina, Sophia und Diana,
danke für eure Worte.
Ich habe gar nicht damit gerechnet das überhaupt einer schreibt
Das tut doch gut. Schön doch nicht allein zu sein.
An eine Selbsthilfegruppe habe ich auch schon gedacht. Aber manchmal feht einen die Kraft sich darum zu bemühen. Und auch die Angst dorthin zu gehen ist groß. Irgendwie fühl ich mich doch gefangen in der Krankheit. Was dominiert ist aber doch wohl die Angst, was nebenher oder danach kommt ist die Depression. Allein aus dem Resultat des Alleinseins fühl ich mich oft machtlos, überhaupt was zu machen. Oft sitze ich einfach nur da und weiss nichts mit mir und meiner Zeit anzufangen. Kennt ihr das auch?
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
jes
Beiträge: 681
Registriert: 14. Okt 2004, 00:48

Re: Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

Beitrag von jes »

Hallo Chiron,
ich habe einfach Angst mich bei Leuten zu melden, bei denen ich mich schon so lange nicht gemedet habe. Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen und trau mich einfach nicht. Ich scheue vor den Reaktionen und lasse es meist ganz.
Es ist bei mir wie ein Teufelskreis den ich allein nicht durchbrechen kann. Ich habe neben den Depressionen und der sozialen Phobie eine ängstlich vermeidene Persönlichkeitsstörung. Ich hab oft das Gefühl damit bin ich doppelt gebeutelt und nun steh ich da und weiss nicht wie ich da raus komm.
Nun fang ich wieder das jammern an ...und das wollte eich eingentlich nicht.
Danke für deinen Beitrag.
Liebe Grüße Jessica
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
petzi

 

Beitrag von petzi »

jes
Beiträge: 681
Registriert: 14. Okt 2004, 00:48

Re: Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

Beitrag von jes »

Hallo Petzi,
das komische ist das ich in Kliniken auch Therapien zum Kompetenztraining gemacht habe und dort als "Vorturner" immer sehr gut war. Die Therapeuten waren da immer sehr beeindruckt von mir und meinen Leistungen. Ich habe jetzt das Gefühl das ich dort immer ein sehr guter Schauspieler gewesen bin.
Jetzt draussen in der "gemeinen, wirklichen Welt" bekomme ich nichts geregelt. Das kann doch nicht normal sein. Ich schaff allein nichts, ich hab sogar Angst aus dem Haus zu gehen. Ich bin verzweifelt und ich habe auch in meiner ambulanten Therapie nicht das Gefühl das sich was ändern wird. Wir reden über Veränderungen, ich bin dann begeistert, aber umsetzten kann ich nichts
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Moonlight77
Beiträge: 30
Registriert: 19. Sep 2004, 13:37

Re: Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

Beitrag von Moonlight77 »

Liebe Jessica,

du schreibst, du warst immer "Vorturnerin" beim Kompetenztraining. Hat dir das denn auch dann "Spaß" gemacht? Oder besser - hast du dich dabei halbwegs wohl gefühlt mit den anderen Menschen? Hattest du aber zuerst auch erst Angst davor?
So ging es mir in der Klinik. Und danach daheim hatte aber garnix mehr geklappt... Meine Mutter hatte mich in die Gruppe geschleppt. Ich hatte solche Angst davor!!!!!
Aber danach war ich sowas von erleichtert! Alles ging gut, ich mußte auch erstmal nur meinen Namen sagen und sonst nix. Nur zuhören und ein bisserl stolz sein, daß ich es mit meiner Mama geschafft hatte... Und anderen ging es genauso wie mir.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft, Jessica.

Diana
petzi

 

Beitrag von petzi »

jes
Beiträge: 681
Registriert: 14. Okt 2004, 00:48

Re: Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

Beitrag von jes »

Liebe Diana,
ob es mir Spass gemacht hat?
Hmm, irgendwie war das für mich wie ein Stück Theater. Es war was ganz anderes als "draussen" In der Klinik hab ich mich sowieso wohl gefühlt. Es waren immer Leute da zum reden, zum lachen, zum Spiele spielen. Es war toll, man musste nicht alleine essen usw. Es war so als wären meine Probleme in der Zeit nicht da. Sobald ich wieder zu Hause war am Wochenende war es was anderes. Das Kompetenztraining fand ich interessant und irgendwie hielt ich es auch für Sinnvoll. Aber nun ist irgendwie alles weg. Ich bin wieder zu Hause und langsam igel ich mich auch wieder ein.
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
sonnenstrahlen
Beiträge: 8
Registriert: 23. Okt 2005, 11:55

Re: Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

Beitrag von sonnenstrahlen »

Hallo Petzi,

es kommtmir vor, als würdest du aus meinem Leben erzählen. Auch ich funktioniere in meinem Job, bin freundlich, höflich, witzig und supercool drauf. Zuhause brech ich dann fast zusammen
jes
Beiträge: 681
Registriert: 14. Okt 2004, 00:48

Re: Im Selbstmitleid suhlen ? Jammerlappen, selber Schuld?

Beitrag von jes »

Hallo Petzi,
hmm wäre das alles nicht so traurig müsste ich lachen wie ähnlich das alles ist.
Ich arbeite im öffentlichen Dienst, welch Ironie, was ?

Und wenn ich aus der Tür geh, bin ich immer ganz schnell um ins Auto zu kommen, ohne das ich vielleicht einer Nachbarin "hallo" sagen muss.

Was ich nur nicht verstehen kann das man im Job z.B. ganz anders sein kann als wie im Privatleben. Bis jetzt finde ich keine Antwort oder gar eine Hilfe dieses abzulegen.
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
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