Rheinische Kliniken Düren - meine Erfahrung

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TobiII
Beiträge: 1
Registriert: 12. Okt 2005, 15:42

Rheinische Kliniken Düren - meine Erfahrung

Beitrag von TobiII »

Hallo an alle.

während eines Aufenthaltes auf der Intensivstation eines Allgemeinkrankenhauses empfahl man mir (aufgrund meiner depressiven Verfassung) im Anschluss daran mich in die Behand-lung einer offenen Station der Rheinischen Kliniken Düren zu begeben.
Also freiwillig.
Ich könne mir das ansehen und wenn es mir nicht gefiele, habe ich selbstverständlich zu jeder Zeit die Möglichkeit nach Hause zu gehen.

Nach einigem Zögern stimmte ich zu.

So wurde ich dann am von der Intensivstation des Allgemeinkrankenhauses in die Rheini-schen Kliniken Düren verlegt.
Noch ziemlich schwach auf den Beinen.

Die Räumlichkeiten auf dieser offenen Station (14d) waren einigermaßen akzeptabel, wenn-gleich für Depressionserkrankte viel zu dunkel.
Auch die Toiletten und Duschen, die auf dem Flur waren, waren teils arg heruntergekommen (die Dusche meines Zimmers war ohne Spiegel, an der Stelle, an den vorher mal ein Wasch-becken gewesen sein muss, war nun der Duschschlauch angeschlossen, so das bei dessen Nut-zung alles unter Wasser stand).

Als ich kurze Zeit auf dieser Station war, wurde ich prompt zum Küchendienst eingeteilt.
Wie man mir sagte, aus therapeutischen Gründen.

In diesem Zusammenhang wunderte es mich doch sehr, dass im wöchentlichen Wechsel im-mer wieder andere Patienten ohne Rücksicht auf das Vorhandensein eventuell ansteckender Erkrankungen offen mit den Lebensmitteln für die Stationspatienten umgehen mussten (Brot, Butter, Wurst, Käse auf Anrichten verteilen, warmes Essen in Schüsseln aufteilen, nach Mahlzeit-Ende Reste für die Weiterverwendung wieder einsammeln und wegpacken).

So etwas wäre angesichts unserer strengen Lebensmittelbestimmungen in keinem anderen öffentlichen Bereich denkbar. In der Psychiatrie scheint man das nicht so eng zu sehen.

Den Küchendienst sollten wir eine Woche lang jedenfalls zu vier Patienten durchführen.

Doch gleich am ersten Abend wurde eine Patientin von einer Schwester nach einem Wortge-fecht vom Küchendienst 'suspendiert'.
Diese Mitpatientin hatte sich berechtigterweise darüber beschwert, dass von Seiten des Pfle-gepersonals keinerlei Hilfestellung für den (für uns alle neuen) Küchendienst geleistet wurde.

Eine andere Patientin hatte einen Termin außerhalb und war entschuldigt.

So sollten wir nun nur noch zu Zweit diesen Küchendienst machen.
Nach dem wir über eine Stunde alleine mit dem Abräumen und Spülen des Abendgeschirres zu tun hatten, verließen mich die Kräfte.
Ich war schließlich gerade mal halb tot aus der Intensivstation des Allgemeinkrankenhauses gekommen und noch äußerst mitgenommen.

Ich ging dann zur Schwester und bat um meine Entlassung.
Ich wollte nach Hause. Den Belastungen dort fühlte ich mich nicht gewachsen.
Daraufhin holte die Schwester die diensthabende Ärztin Frau Dr. Strahn (es war Abend und die meisten Ärzte waren wohl schon nach Hause).

Statt mich jedoch zu entlassen und von einem Angehörigen abholen zu lassen, rief man 2 Pfleger einer benachbarten geschlossenen Station und brachte mich gegen meinen Willen auf die Station 11b.

Dort angekommen machte ich noch den Vorschlag, mich ggf. nur für ein paar Tage vom Kü-chendienst freizustellen, bis ich wieder bei Kräften sei und mich auf die alte Station zurück zu verlegen. Ich würde dann auf die gewünschte Entlassung verzichten.
Das lehnte man ab.
Im Gegenteil. Die Ärztin vom Dienst kündigte mir die zwangsweise Einweisung mittels PsychKG an.
Der zuständige Richter sollte zu Anhörung am folgenden Tag erscheinen.

Ich war so auf dieser Station eingesperrt, obwohl ich freiwillig in die Klinik gegangen war, keinerlei Suizid-Ankündigungen geäußert hatte, sondern lediglich wegen der zu großen kör-perlichen Belastung aufgrund des Küchendienstes nach Hause wollte.

Die geschlosse Station der Rheinischen Kliniken Düren 11b war traumatisierend.
Der Patientenkreis lehrte einem zum großen Teil das Fürchten.
Vielfach Psychotiker und Forensikpatienten, teilweise gewalttätig, waren sich weitgehend selbst überlassen.
Ich wurde gewarnt, man würde bestohlen.
Allerdings war dieser gutgemeinte Hinweis für mich unwichtig, da man kurzerhand meine kompletten Sachen auf der alten Station belassen hatte.
Außer der Kleidung am eigenen Körper hatte ich also nichts.

Da die Zimmer (alles Vier-Bett-Zimmer) komplett belegt waren, stand mein Bett auf dem Flur. Eine Mitpatientin musste auch auf dem Flur schlafen und wurde dort ans Bett gefesselt, während sie sich lauthals dagegen wehrte.
Der Lärm war grauenhaft und ich bat um ein Schlafmittel, damit ich zumindest für den fol-genden Tag, als die Anhörung nach PsychKG durch den Richter sein sollte, einigermaßen fit sei.
So habe ich dann ca. 3 Stunden schlafen können.
Die Station hatte 2 Duschen, die allerdings beide verschlossen waren.
Die eine Dusche davon sei eh nicht benutzbar (so ein Mitpatient) da dort alle abgelegten Klei-dungsstücke nass würden.
Die eine der beiden Duschen wurde am anderen Morgen bedarfsweise geöffnet.

Ansonsten konnte man sich an einer 8er-Reihe Waschbecken ohne Sichtschutz bedienen.
Eine unzumutbare Situation.

Die Toiletten waren komplett heruntergekommen. Toilettenpapier war keines mehr verfügbar.

Eine weitere Toilette am äußersten Flurende hatte keine Tür und war mehr nur eine Baustelle.
Auf diesem Flurabschnitt war dann auch noch eine ‚Einzelzelle’ mit Stahltüre und Spion, so wie man es von Gefängnissen her kennt.
Diese schien (noch) leer zu sein, soweit ich das durch das Guckloch erkennen konnte.
Drinnen war jedenfalls alles dunkel.

Mal davon abgesehen, dass es bei den Mahlzeiten natürlich keine Servietten gab, musste man sich auch beeilen.
Denn das ausgelegte Essen war knapp und schnell vergriffen.
Die letzten bekamen kaum noch etwas.
Angesichts eines nicht vorhandenen Therapieangebotes, bestand die Freizeitbeschäftigung der Patienten in erster Linie aus Rauchen und Fernsehen, wobei die Sitzgruppen hierfür im Rau-cherraum aus Stahlblech bestanden, auf deren harter Sitzflächen niemand länger als 30 Minu-ten ausharren konnte.

Am anderen Tag wartete ich dann auf den Richter, der über meine zwangsweise Einsperrung nach PsychKG befinden sollte.

Ein Richter ist schließlich nie erschienen.

Meine Beschwerde darüber und meine Drohung diese Zustände über die Medien öffentlich zu machen, wurden von den Schwestern und Pflegern mit Lachen quittiert.

Nach dem ich dann über das Stationstelefon die Möglichkeit hatte, die Rechtslage mit mei-nem Bruder abzuklären (er ist Anwalt), habe ich dann nach Ablauf der Frist auf die Entlas-sung bestanden, da kein Richter hinzugezogen worden war.

Schließlich hat mich der an diesem Tag diensthabende Arzt dann gehen lassen.

Diese Erlebnisse waren für mich absolut traumatisierend.

Mein seelischer Zustand hat sich nach diesem Vorfall wesentlich verschlechtert.
Die zusammen mit meinem ambulanten Psychotherapeuten mühsam aufgebauten therapeuti-schen Fortschritte wurden durch diese traumatischen Erlebnisse in den Rheinischen Kliniken Düren mit einem Mal zunichte gemacht.
Bei mir ist nichts mehr übrig an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.

Das sind meine Erfahrungen.

Ich finde diese Zustände in den Rheinischen Kliniken Düren nicht nur menschenunwürdig, sondern auch kriminell.

Wie denkt ihr darüber?
Tinus
Beiträge: 588
Registriert: 11. Okt 2005, 00:42

Re: Rheinische Kliniken Düren - meine Erfahrung

Beitrag von Tinus »

Hallo Bert,
das, was du schreibst hört sich furchtbar an! Das du total traumatisiert bist, kann ich mir sehr gut vorstellen! Ich kann dir keinen Rat geben, aber ich wünsche dir, dass du dein Selbstwertgefühl wieder aufbauen kannst und es dir bald wieder besser geht!
Ich wünsche dir alles Liebe!
Tinus
Emriye2
Beiträge: 814
Registriert: 12. Sep 2005, 08:45

Re: Rheinische Kliniken Düren - meine Erfahrung

Beitrag von Emriye2 »

Twinkle
Beiträge: 179
Registriert: 28. Mär 2003, 15:55

Re: Rheinische Kliniken Düren - meine Erfahrung

Beitrag von Twinkle »

Hallo Bert Giese bzw. TobiII!

Warum postest du diesen Beitrag in so vielen Foren und antwortest nie wieder auf irgendwelche Fragen dazu? Was soll das für einen Sinn haben? Davon abgesehen, das ich dir nicht glauben kann, das du so lieb und brav warst und nur die Ärzte usw. die Bösen sind.

Mit der Aussage

> Ich finde diese Zustände in den Rheinischen Kliniken Düren nicht nur menschenunwürdig, sondern auch kriminell.

solltest du sehr vorsichtig sein, denn das ist eine Anschuldigung, die rechtliche Folgen haben kann.

Twinkle
Emriye2
Beiträge: 814
Registriert: 12. Sep 2005, 08:45

Re: Rheinische Kliniken Düren - meine Erfahrung

Beitrag von Emriye2 »

zapata
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Registriert: 11. Mai 2004, 12:47

Re: Rheinische Kliniken Düren - meine Erfahrung

Beitrag von zapata »

Hallo Bert, wenn es so war wie du schreibst (und ich hätte keinen Grund, es anzuzweifeln) hast du wirklich die Hölle mitgemacht. Unfassbar. Und ich dachte schon, meine eigenen Erfahrungen im Januar 2005 in Köln Merheim wären extrem gewesen. Ich stamme übrigens aus Aachen, da war das LKH Düren schon immer ein Synonym für Horrorhaus, das kenne ich schon aus meiner Kindheit, die lange zurück liegt. Mein Psychiater, der ganz in der Nähe von Düren praktiziert hat mir 2004 dringend zu einer anderen Klinik geraten, als ein Klinikaufenthalt zur Debatte stand.

Ich habe vor längerer Zeit das Buch "Horch in das Dunkel. Ein Bericht über eine Depression" von Elisabeth Opitz gelesen, darin stehen genau die gleichen Dinge, in diesem Falle über eine Psychiatrie in Hamburg.

@Twinkle: Bist du Jurist? Dann schreib dir gleich mal hinter die Löffel, dass ich die von Bert geschilderten Zustände ebenfalls kriminell nenne. KRIMINELL. Schon mal den Begriff Freiheitsberaubung gehört?
DYS-
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Registriert: 19. Mär 2003, 17:28
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Re: Rheinische Kliniken Düren - meine Erfahrung

Beitrag von DYS- »

Bert´s Geschichte berührt mich sehr. Ich habe am Anfang des Jahres eine ähnliche Erfahrung gemacht. Zwar waren die sanitären Gegebenheiten weit besser, aber dieses Ausgeliefert sein ist auch viel tragischer.

In einer Krisensituation wollte ich Hilfe von der Station, die mich schon früher mal behandelten. Leider war die Station belegt und ich kam auf eine fremde Station. Dort wurde ich nach einer Meinungsverschiedenheit mit der Nachtschwester über eine ½ Schlaftablette WORTLOS auf die geschlossene Station verlegt.

Der Richter, welcher über meine Einsperrung befinden musste, konnte einfach nicht anders als sich auf die Aussagen der Ärztin zu verlassen. Er gab mir den gut gemeinten Rat, einfach „mitzuspielen“.
Ich wurde auf dieser Station nicht einmal gefragt, was diese Krise ausgelöst hatte. Tgl. befasste man sich während der Visiten ca 3Min persönlich mit mir. Die restliche Zeit wurde ich durch eine Scheibe beobachtet.
Ich lag einfach da und wartete. Da die Klinik recht weit von zu Hause entfernt war, konnte auch mein Mann nicht tgl. zu mir. Ich bat um ein Gespräch mit dem Chefarzt. Dies wurde mir aber nicht „genehmigt“.

Auch ein Anästhesist, der zur gleichen Zeit als Patient auf der Geschlossenen weilte, war der Ansicht, alles was man als Arzt im Umgang mit psychisch Kranken gelernt hat wird dort nicht beachtet. Er hatte mein Mitgefühl, weil auch er schon viele Leben mit mehr Menschlichkeit gerettet hat und nun in seiner eigenen Verzweifelung unter unmenschlichen Verhältnissen ausharren musste.

Erst nachdem ich mich als wirklich glücklicher, lebensbejahende Person verstellte, wurde der Beschluss aufgehoben. M.E. bringt dieses „Verwahren“ der Patienten nichts. Im Gegenteil, es fördert die Hemmschwelle, im Notfall Hilfe zu suchen.

Gruß Dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
Linse2
Beiträge: 162
Registriert: 20. Mär 2003, 11:08

Re: Rheinische Kliniken Düren - meine Erfahrung

Beitrag von Linse2 »

Hi,
über meine erfahrungen mit der geschlossenen könnte ich ein buch schreiben, dass bestimmt in der rubrik gruselgeschichten passen würde. Ich war schon zu oft dort und habe viel mitmachen müssen. Das was ihr da so geschildert habt, kann ich ebenfalls nachvollziehen. Ich hatte zwar das glück, dass die sanitären anlagen nicht ganz so extrem waren aber ansonsten waren diese aufenthalte auch für mich jedes Mal traumatisierend. Vieles habe ich ja hier schon darüber berichtet und ich möchte euch da auch nicht weiter schocken. Jedoch was days geschrieben hat, dass durch diese verhältnisse so mancher nie wieder in die geschlossene möchte, genau das ist tatsache. Ich habe davor angst und nur das hat mich bisher abgehalten wieder einen S...-versuch zu unternehmen. Man ist dort auf gedeih und verderb ausgeliefert. Beim letzten mal bin ich sicherlich nur deshalb so schnell rausgekommen, weil ich so energisch aufgetreten bin oder weil die kasse nicht mehr zahlen wollte. Davor war es ganz anders, da war ich schon über 13 wochen drinn und es gab kein anzeichen, dass sie mich rauslassen wollten. Da habe ich dann auch geschauspielert. Meine mitpatienten haben es gemerkt, dass es mir gar nicht so gut gegangen ist, wie ich mich gegeben habe aber entweder wollten oder konnten es die ärzte nicht. Hat jedenfalls geklappt.

Nun zur zeit geht es mir ja auch nicht gut und soll in die klinik. Als ich gestern nachgefragt hatte, wurde mir gesagt, dass ich erst frühestens nächste woche ein bett bekomme, da war es mit der anschließenden entspannung (ambulant in der Klinik) vorbei, habe nur noch angst verspürt, dass ich das wochendende nicht durchhalte und doch auf der geschlossenen lande. Habe anschließend bei der ärztin auf der station, in die ich möchte, geklopft und habe nachgefragt, doch sie bestätigte, dass es noch kein bett gäbe. Ich war so aufgelöst, dass ich gar nicht so richtig in der lage war, mit ihr zu reden.

Heute habe ich dann doch einen anruf bekommen, morgen darf ich kommen. Jemand würde nun doch entlassen. Nun deshalb werde ich sicherlich eine zeit lang nicht mehr hier reinschauen können. Ich wüsche euch allen alles liebe.
Mit freundlichen Grüßen linse
Jeanne
Beiträge: 142
Registriert: 13. Jul 2004, 14:20

Re: Rheinische Kliniken Düren - meine Erfahrung

Beitrag von Jeanne »

Hallo Bert.
Auch ich habe vor kurzem sehr schlechte Erfahrungen mit einer Klinik machen müssen, die ich dann fluchtartig verlassen habe.Seit dem Aufenthalt dort geht es mir schlechter als je im Leben, aber ich halte den Mund....eben wegen der Erfahrungen. Immerhin haben sie mich gehen lassen!
Aber schau doch mal auf die Homepage von der Komission für Verstöße der Psychatrie gegen Menschenrechte www.kvpm.de
Ist ganz interessant. Ich denke jede Psychatrie die gut ist, braucht keine Angst zu haben und die, die es nicht ist, der muss man zu Recht auf die Finger schauen. Denn leider sind zu viele Menschen, auch in diesem Forum, bereit mehr den Ärzten zu glauben als den "Irren"
Ich will damit nicht sagen, dass alle Ärzte doof sind, im Gegenteil es gibt sehr viele die meine volle Bewunderung haben und verdienen, aber eben leider auch andere, das gleiche gilt für das Pflegepersonal!
LG, Jeanne
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