Einmal richtig lachen können *sehn*

feuerfisch
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Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von feuerfisch »

Hai Allerseits,

tja, wie fasse ich das in Worte?
Ich möchte einmal aus vollem Herzen und ohne dunkle Gedanken dabei lachen können.

Ja, klar, ich kann lachen, doch es fehlt etwas dabei. Es ist wie früher: Irgendwann als Teenager habe ich begriffen das nicht alle Menschen immerzu an den Tod denken, sich nicht immer danach sehen. Mit der Zeit habe ich dann gelernt das zu akzeptiern das ich halt nicht so bin. Ich habe mich einigermassen damit eingerichtet.

Seit ca. 3 Jahren beschäftige ich mich mit seelischen Krankheiten, versuche inzwischen auch meine in den Griff zu bekommen. Infolgedessen habe ich einige depressive Menschen kennen gelernt. Und da sah ich das selbst die Leute die in tiefen Depris stecken zumindest eine Erinnerung an das echte, das wirkliche Lachen haben. Seither sehne ich mich danach. Zu Anfang habe ich sogar die bipolaren Leute beneidet, denn immerhin hatten sie Phasen überschäumender Energie und Fröhlichkeit - allerdings stellte ich auch recht schnell fest wie belastend das für sie ist.

Tja, warum schreibe ich das hier? Eigentlich weil ich mich damit recht einsam fühle. Wie gesagt, es ist nicht so das mir das Lachen gänzlich fremd ist, ich bin auch nicht gerade der Typ der nur am jammern ist. Doch ich möchte es einmal erleben mich frei und offen über etwas zu freuen, ohne ständig dunkle Gedanken dabei zu haben.

Ich sehe im realen Leben und lese auch hier von Depressionen die kommen und gehen. Von mir kann ich eher sagen das es eine Art Grundtenor ist. Es gibt bei mir nur leichte Schwankungen, doch die negativen Gefühle sind immer da. Ich habe zweimal geheiratet und habe auch ein Kind bekommen, sollte man da nicht meinen das ich zumindest bei diesen Gelegenheiten einmal nur fröhliche Gedanken gehabt haben sollte?

Gibt es hier im Forum Menschen die wie ich mit einem ständigen "dunklen Schatten" leben? Wie bekommt ihr das hin?

Danke für´s Lesen

feuerfisch
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powersofti2
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von powersofti2 »

wenigstens eine Antwort
Linse2
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von Linse2 »

Es kamen einmal ein paar Suchende zu einem alten Zenmeister. "Herr", fragten sie "was tust du, um glücklich und zufrieden zu sein? Wir wären auch gerne so glücklich wie du."Der Alte antwortete mit mildem Lächeln: "Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich."Die Fragenden schauten etwas betreten in die Runde. Einer platzte heraus: "Bitte, treibe keinen Spott mit uns. Was du sagst, tun wir auch. Wir schlafen, essen und gehen. Aber wir sind nicht glücklich. Was ist also dein Geheimnis?"Es kam die gleiche Antwort: "Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ist und wenn ich esse, dann esse ich."Die Unruhe und den Unmut der Suchenden spürend fügte der Meister nach einer Weile hinzu: "Sicher liegt auch Ihr und Ihr geht auch und Ihr esst. Aber während Ihr liegt, denkt Ihr schon ans Aufstehen. Während Ihr aufsteht, überlegt Ihr wohin Ihr geht und während Ihr geht, fragt Ihr Euch, was Ihr essen werdet. So sind Eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo Ihr gerade seid. In dem Schnittpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft findet das eigentliche Leben statt. Lasst Euch auf diesen nicht messbaren Augenblick ganz ein und Ihr habt die Chance, wirklich glücklich und zufrieden zu sein."
feuerfisch
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von feuerfisch »

Hallo Linse,

erst einmal vielen Dank für deine Antwort, ich dachte schon da käme ausser von Powersofti nichts mehr.

Und ja, ich kenne diese Geschichte, damit hast du einen Punkt bei mir angesprochen an dem ich sicher auch arbeiten muss. Mein jetziger Therapeut hatte das in einer der ersten Stunden mit mir auch angesprochen, allerdings dann auch bald festgestellt das es noch tiefer geht bei mir.

Ich hab diese Thread geöffnet weil ich mir so gottverdammt alleine vorkomme. Ich wollte wissen ob es da draußen noch andere Menschen gibt die so empfinden wie ich. Weißt du, ich sehe es bei anderen Deprileuten das die Depris mehr oder minder lange dauern, aber auch hin und wieder weg sind und sie relativ normal leben/empfinden können in dieser Zeit. Es ist mir aufgefallen, doch ich habe das Nachdenken darüber nicht zugelassen.
Nur hat vor ein paar Therapiestunden mal mein Therapeut das Thema von sich aus darauf gebracht. Er meinte das "normale" Depris von ein paar Wochen über Monate hinweg dauern können, manchmal sogar ein oder zwei Jahre. In seiner Studienzeit hatte er mal von einem Fall gelesen der über 17 Jahre ging, doch darüber sei ich ja wohl weit hinaus.

Ich wünschte mir ich könnte mit jemanden in Austausch treten. Nicht über diese dunklen Gedanken, sondern über Massnahmen dagegen. Das übliche kenn ich, ich hab da auch schon eine Menge ausprobiert und nutze es teilweise (Entspannungsübungen, Ablenkung, "in jedem Negativen auch etwas Positives sehen", ect), doch auf die Dauer ermüdet jede dieser Techniken (sofern sie überhaupt anschlagen) und zumindest die Ablenkung hatte ich schon viel zu weit getrieben, so das sie mir auch schon wieder geschadet hat.

Immer wieder fragt mein Therapeut mich wie ich mir vorstellen könnte ein positives Lebensgefühl zu entwickeln. Nur, woher weiß der von Geburt an Blinde wie Farben aussehen? (Sorry für den Vergleich, aber ich weiß es nicht anders rüber zu bringen.)
Irgendwie trete ich auf der Stelle und komm nicht voran weil ich nicht weiß in welche Richtung.

Zudem muss ich zugeben das mir auch mein Lebensgefährte leid tut. Er ahnt wie es in mir aussieht und ist auch der Einzigste den ich nicht immer mit einer Maske täuschen kann. Doch damit weiss er leider auch das ich keinen Moment richtig geniessen kann. Ist manchmal recht viel für ihn, denke ich....

Wie gehen andere damit um? Mit diesen zerstörerischen Gedanken, die sie schon ein Leben lang begleiten; wie mit einem Partner dem sie nicht zur Last fallen möchten?

Ach sorry, nun hab ich ne Menge rumgejammert und ne Menge geschrieben, doch vielleicht musste es ja mal raus

Dank dir auf jeden Fall und wünsche dir noch eine gute Nacht

feuerfisch
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deary
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von deary »

Hallo feuerfisch,

Du verknüpfst da zwei Dinge, in deinem Posting.
Einmal das mit dem Lachen und das mit dem grundlegenden Schatten, der auf deinem Leben liegt.

Wenn Du hier ein wenig mitliest, dann wirst Du feststellen, dass viele hier einen "grundlegenden Schatten" auf ihrer Seele haben, über viele Jahre.
Ich schleppe diese Krankheit seit meiner Kindheit mit mir rum. Konnte aber in Phasen damit normal leben, Ausbildung , Schule usw. habe halt vieles kompensiert.

Aber jetzt bin ich schon seit langem nicht mehr auf dem 1. Arbeitsmarkt arbeitsfähig.
Die Depression liegt über allem.
Hobbies, Freunde, Arbeit, alles halt eingeschränkt.
Anscheinend wünscht Du Dir Tipps dagegen.
Da gibt es jetzt 1000 und ein Ding dazu zu sagen. Man muß mit aller Kraft dagegen angehen, durch Therapie, durch Sport, durch Zusammensein mit anderen Menschen, alles, was denkbar ist.
Und was Du tagtäglich hier lesen kannst...?
Deshalb verstehe ich Dein Posting nicht so richtig.

Jetzt zum zweiten, dem Lachen:

Wenn man stark depressiv ist, kann man nicht lachen oder weinen.
Wenn ich am Ende einer schwerst-Phase in eine nur schwere oder mittelgradige Phase übergehe, dann merke ich das unter anderem daran, dass ich wieder weinen kann.
Das ist dann immer ein "gutes Zeichen".

Das Lachen kommt dann später und irgendwann kommt es auch wieder von ganz innen heraus.

Ich hoffe, ich habe ein bißchen den Punkt getroffen, auf den Du mit Deinem Thread heraus wolltest...

Liebe Grüße und einen guten Wochenstart
deary
Heckenrose
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von Heckenrose »

Hai (süß) Feuerfisch,

Dein Hai brachte mich zum Schmunzeln, und das war ein gutes Gefühl für einen kurzen Augenblick.

Wenn ich Dich richtig verstanden habe suchst Du nach einem positiven Lebensgefühl und hast gleichzeitig keine richtige Vorstellung davon, wie das aussehen könnte.
Ich kenne Phasen, in denen ich glaubte gar nichts zu spüren. Nur das Dunkle und schwere hat mich begleitet, das war spürbar. Irgendwann begann ich mich vor dem Schlafen gehen zu fragen, was ich an dem Tag Schönes erlebt hatte. Nichts ließ ich nicht gelten. Es MUSSTE etwas gegeben haben, egal ob der Anblick eines Schmetterlings, Schokolade essen oder ein warmes Bad. Irgendwas, bei dem ich für einen winzigen Augenblick das Dunkle nicht gespürt hatte.

Könnte Dir so eine Übung helfen?


Für heute wünsche ich Dir einen winzigen schönen Augenblick.

Lieben Gruß,
ele
Linse2
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von Linse2 »

hi feuerfisch,
habe gestern abend eigentlich gar keine kraft gehabt noch irgendwas zu tun. fernsehen ging nicht, am pc spielen war auch öde und ansonsten konnte und wollte ich auch sonst nichts. im forum hab ich eigentlich nur kurz die letzten posting-überschriften gelesen. deine hatte mich einfach zu sehr angesprochen als daß ich ganz drüber hinweg sehen konnte. was du mir geantwortet hast, kenne ich leider zu gut. die trüben gedanken verfolgen mich auch ständig und so richtig wohl fühlen kenne ich auch leider schon zu lange nicht. bei mir waren es am 14.06. vier jahre, in denen ich nicht aus der trüben suppe heraus gekommen bin. gut es gab einige wenige tage in denen ich mich nicht ganz so weit unten gefühlt habe und hoffnung geschöpft habe, doch im großen und ganzen hab ich mich noch nicht wieder gut gefühlt.

auch ich suche noch wie ich es anstellen könnte daß es endlich wirklich aufwärts geht. gut lachen ist mir gott sei dank nicht völlig abhanden gekommen, doch es sind nur winzige augenblicke, in denen das überhaupt möglich wird. zur zeit halte ich mich viel vor dem computer auf, ich surfe ein wenig und suche geziehlt nach witzigen bildern oder sprüchen. habe eine sammlung daraus gemacht. was ich jedoch auch dabei festgestellt habe, daß ich da geziehlt nach psycho-zeug schaue. gerade weil ich da schon so viel erleben mußte in den kliniken kann mich daß doch tatsächlich einwenig erheitern. ansonsten kann ich vorallem dich verstehen, daß du so viel kraft aufbringen mußt um gegen die trübe stimmung anzukämpfen, genau das ist auch mein hauptproblem. ich habe auch dazu kaum noch die energie. immer und immer wieder dagegen kämpfen, bei mir ist auch noch der gedanke dabei "für was?". ich mache bzw. versuche auch alles mögliche und wenn ich dann angefangen habe, dann merke ich, es hilft nicht oder es klappt nicht oder oder oder und meine verzweiflung wird noch größer.
im moment hat mir die ärztin entspannung in der gruppe verschrieben, weil es zu hause einfach nicht mehr klappen will, bisher hat es aber auch dort noch nicht geklappt. mal sehen wie es dann wird, wenn ich in der klinik bin. denn ich soll wieder rein, warte nur noch immer auf ein bett. nun wir dürfen einfach nicht die hoffnung aufgeben, ist leider viel zu leicht gesagt als getan.
das posting ist schon lang genug, deshalb werd ich erst mal damit aufhören. wollte dir halt wenigstens etwas schreiben, denn gestern war ich ja nur noch in der lage diese geschichte reinzustellen und hab gar nichts dazu geschrieben. sie hatte mir halt gefallen und war eben passend glaube ich. doch wie schon geschrieben, ich kenne auch so viel theroie wie und was man machen soll, nur die kraft fehlt oder man bringt es einfach nicht hin.
liebe grüße linse
Guitaranderl

Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von Guitaranderl »

Hai ....

*lach* mich hat das damals auch seltsam erwischt....

Hallo Feuerfischin,
mit einem *lach* ging Dein Eintrag los, als ich Dich kürzlich bei "Derya" das erste Mal wahrnahm.
Ich habe in den letzten Tagen verfolgt, dass zunächst niemand so recht ernsthaft auf Deinen Eintrag reagieren wollte. Ich selbst tat mich auch zunächst schwer damit, weil mich Deine Worte bedrückten und mir, wie sicher auch anderen, keine Lösung einfiel.
Aber ich habe etwas dazu zu sagen. Ich möchte dir gern von meiner Mutter erzählen, an die mich Dein Eintrag erinnerte:
Meine Mutter kenne ich nur mit Leidensmiene und nie so recht glücklich. Ich kann mich kaum daran erinnern, Sie einmal unbeschwert oder gar herzhaft lachen zu sehen. Sie war immer bedrückt, problembeladen und natürlich "krank". Da mein sehnlichster Berufswunsch - nämlich Arzt zu werden - aufgrund einer dezent missratenen Schulbildung nicht so recht hinhaute und ich auch nicht den Antrieb spürte, den 2. Bildungsweg zu gehen, habe ich eben "so" versucht, meine Mutter "zu retten". Du ahnst, dass mir das natürlich nicht gelang. Irgenwann - vor etwa einem Jahr- beklagte Sie sich mal wieder über all die Sorgen und Belastungen, die sie so hat. In dem Fall war das eine übernommene Pflegschaft für eine bösartige alte Frau. Ich stellte meiner Mutter eine einfache Frage: Wenn Du auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen müsstest, würdest Du diese Pflegschaft zurückgeben? Meine Mutter antwortete erstmalig so offen, dass mir die Tränen in die Augen schossen: Nein, dann HÄTTE ich ja gar nichts mehr.... ! In dem Moment hatte ich begriffen, dass die ganzen Dramen und die ganzen Befindlichkeiten in erster Linie den Zweck erfüllten, SINNSTIFTEND zu sein. Damit waren all meine naiven Bemühungen, sie zu heilen, zur Absurdität verurteilt.

Zurück zu Dir: Mir fiel sofort auf, dass Du schreibst: "Ich beschäftige mich seit 3 Jahren mit psychischen krankheiten". Ich bezweifele, dass es sich um einen zufälligen sprachlichen Ausdruck handelt, denn ich weiß selbst, wie wir uns in diesen Dingen buchstäblich "verlieren" können.
Ich möchte Deary absolut zustimmen, denn es geht darum, dass wir Betroffenen uns nicht primär mit pathologischen Komponenten befassen, sondern in erster Linie mit unseren Ressourcen. Und es geht darum, dass wir vielleicht eines Tages innerlich akzeptieren, dass wir ein bestimmtes Lebenskonzept haben, dem wir aber nie so ausgeliefert sind, wie wir oft glauben wollen.
Weißt Du, was Du mit Deiner Einsamkeit beschreibst, kenne ich gut. Ich habe manchmal gedacht: Keiner der "anderen" 6 Mrd. ist so wie du.. hahaha, im gewissen Sinne stimmt das ja auch. Ich glaube heute, dass es sich dabei um einen Trugschluss oder schlicht um ein Symptom handelt. die schwarze Brille der Depression ist eine üble Begleiterscheinung, aber deswegen haben wir ja noch lange keine Wirkliche auf.
Auch ich erkenne, dass ich immer ein bißchen so "war", wie ich "bin". Auch ich habe -wie jeder anderen Mensch auch!- einen Schatten als Teil meiner Person. Mein Job besteht darin, diesen Schatten anzunehmen und zu integrieren.... und weiterzumachen.. und weiterzumachen... und weiterzumachen.... und wenn es auch manchmal sehr sehr schwerfällt. Warum? Für meine Kinder und aus Respekt vor dem Leben und den Menschen, die mich lieben (auch, wenn ich das nicht immer verstehen kann).
In diesem Sinne wünsche ich Dir herzlich Mut und Kraft!
Andreas
Linse2
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von Linse2 »

hi,
bins noch mal. mir ist doch noch was eingefallen, was ich dir antworten wollte. du hast geschrieben, daß du wenigstens bei deinem partner die maske fallen lassen könntest, darum beneide ich dich einwenig. denn gerade zu hause geht es bei mir gar nicht. ich spiele meinem mann viel zu viel vor. manchmal so viel, daß er gar glaubt es ginge mir gut und gerade zur zeit war dies der fall und das gegenteil war aber tatsache. er ist leider ein mensch, der mit krankheit überhaupt nicht umgehen kann. jetzt wo ich wieder ins krankenhaus soll, ist er auch wieder sehr daneben. klar er will für mich das beste, doch er glaubt es würde auch so alles wieder ok. er fragt mich was die klinik anders wäre als zu hause, auch ihm könne ich doch alles erzählen.
gerade ihm kann ich es nicht. auch ich will meinen mann nicht belasten, doch es ist eben noch dazu daß ich das gefühl habe er könne es auch nie wirklich verstehn.
dann das mit den therapeuten, was da geschrieben hast, kann ich leider auch zu oft unterstreichen. ich hatte bzw. habe aber das glück, daß die ärztin, die ich jetzt habe wirklich mir helfen möchte. sie kann es nur nicht und deshalb unterstützt sie mir bei der suche nach einer hilfreichen therapie. hatte schon einen reha-antrag gestellt, der jedoch erst mal abgeleht wurde. die sagte dazu, daß wenn der widerspruch auch nichts bringt es trotzdem noch möglichkeiten gäbe und daß sie mir hilft. genau, das habe ich vorher bei dem anderen arzt vermißt. die psychotherapeuten war wenigstens damals so aufrichtig und riet mir zu einem klinikaufenthalt.
so nun hab auch ich genug gejammert. hier kann ich es ja wenigstens, wenn ich grad dazu gelegenheit und kraft habe.
mfg linse
Guitaranderl

Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von Guitaranderl »

Ui.. eine sehr schwierige Situation. Befürchtest Du, dass Eure Beziehung nicht tragfähig genug ist, um sie entsprechend belasten zu können; also eher zerbrechen könnte?
Ich stelle es mir als unglaublich energieraubend vor, meiner Partnerin gegenüber spielen zu "müssen", um sie zu schonen.
Grüße
Andreas
feuerfisch
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von feuerfisch »

@ Deary

Ach, verflixt, ich dachte mir schon das ich das nicht so leicht verständlich rüberbringe. Ich kenne das fehlende Selbstwertgefühl, die Ängste, das „sich einsperren“, usw., einer Depression, doch das ist nicht das was ich meinte. Die dunklen Gedanken, bzw der „Schatten“, ist mein Ausdruck für den Tod als ständigen Begleiter, an den ich immer denke, egal was ich tue, ob ich arbeite, lese, putze, fernsehe, Auto fahre, ect,ect. Und ich kämpfe gegen diese Sehnsucht an, immerzu, selbst zu meinen Hochzeiten, oder zur Geburt meiner Tochter. Das ist schrecklich ermüdend! Und sieht so sinnlos aus. Darum bin ich auch dankbar für jeden noch so kleinen Tip etwas anderes als das Übliche auszuprobieren, damit ich nur eine kleine Atempause bekomme, ein wenig praktische Ablenkung.
Das alles habe ich verdeckt unter einer recht dicken Maske, eben damit ich weiter funktionieren kann, damit ich arbeiten kann, damit ich nicht als „Trauerkloß“ durch die Gegend laufe und auch Freundschaften haben kann.
Doch mit dabei ist das ich nicht richtig lachen kann. Wirklich geweint habe ich zuletzt als Kind und das ist schon verflixt lange her. Du schreibst: „Das Lachen kommt dann später und irgendwann kommt es auch wieder von ganz innen heraus.“ Eben damit habe ich Probleme, mit dem `wieder´. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern richtig gelacht zu haben ohne das diese zerstörerischen Gedanken zugrunde lagen. Doch ich gebe gerne zu das ich das als kleines Kind wohl irgendwann getan haben muss (zumindest hoffe ich es).

Auch dir noch eine gute Woche

feuerfisch
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von feuerfisch »

Hai ele
Na, was passt besser zu einem Fisch als die Verballhornung der normalen „Hi“-Begrüssung?

Ja, genau, ich suche nach dem positiven Lebensgefühl, da hast du ganz recht. Den Tip den du mir gegeben hast finde ich gut, auf ähnliche Art versuche ich auch daran zu kommen, nur finde ich leider immer ein „aber“, immer etwas Schlechtes daran. Zum Beispiel der von dir angesprochene Schmetterling, dabei muss ich daran denken wie viele Menschen so etwas Schönes aufspiessen nur um es auszustellen.Schockolade macht dick und schlechte Zähne; und ein warmes Bad kostet Energie. Und das war gerade wirklich das was mir im Moment des Lesens in den Sinn kam. Ich schaffe es einfach nicht die negativen Gedanken auszusperren, abzuschalten, einmal nur zu geniessen.
Doch ich danke dir für den Tip – und möcht dir einen zurück geben: dieses „ja, aber“ habe ich geschafft auch umzudrehen, d.h. wenn alles schlecht und mies ist, dann sieht man nichts Schönes mehr, selbst wenn jemand einen drauf aufmerksam macht. Dann kommt diese „Ja, aber dafür ist dies schlecht, das passt nicht“, usw. Versuche es dann umzudrehen, so das du bei schlechten Dingen die geschehen sagst „Ja, aber dafür ist dies gut und jenes“. Es ähnelt dem was du vor dem Einschlafen machst, ist aber aktueller und über den Tag verteilt.Auf diese Art versuche ich meinen negativen Gedanken wenigstens etwas Positives gegenüber zu stellen.

Danke für deine freundliche Art

feuerfisch
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von feuerfisch »

Hai Linse

Vier Jahre sind auch schon eine verflixt lange Zeit. Darum klingst du wahrscheinlich auch nur noch traurig und nicht mehr verzweifelt, der Mensch gewöhnt sich an so allerhand Von wegen der Dinge die helfen... ich kann dir sagen wie ich mich über Wasser halte: einfach ALLES ausprobieren was es an Tips gibt. Jede Möglickeit - und klinge sie noch so absurd oder albern - ausprobieren. Auch wenn keine Technik die ultimative ist, so doch versuchen wenigstens kleine Teile davon herauszuziehen und miteinander zu verbinden. Ein Beispiel: eine meiner Hauptbelastungen ist das ich nicht „stillhalten“ kann, dann beginnen meine Gedanken zu rasen und zu toben. Dennoch habe ich auch aus dem Autogenen Training Teile für mich erworben; ich konzentriere mich nicht auf ein Körperteil, oder nur auf Wärme, sondern versuche mir die Muskeln, Blutbahnen, Knochen vorzustellen, das Gefühl meiner Haut, die Atmung. Dann ist mien Geist zu beschäftigt um noch an arg viel anderes zu denken und ich finde ein wenig Erholung *grins allerdings weiß ich auch das andere Menschen das nicht gerade als Entspannung ansehen würden

Von wegen Partnerschaft und Maske - tja, leider kann ich meine Maske nicht ablegen, ich kann sie nur hin und wieder ein wenig senken. Doch mein Partner schafft es manchmal dahinter zu schauen. Im Gegensatz zu den meisten Paaren hier haben wir uns durch die Krankheit kennen gelernt, d.h. wir sind beide krank - und dadurch wenigstens nicht in Erklärungnotstand. Das macht manches schwerer, aber auch manches leichter. Zum Beispiel gerade das das wir einander nicht erklären müssen wie es ist in einer Depri zu sein und das es nichts mit dem Partner zu tun hat. Aber trotzdem tut es weh. Und das sehe ich manchmal in seinen Augen. Ich finde es zwar schön das er so empathisch ist und es merkt wie es mir geht, doch zugleich habe ich ein schlechtes Gewissen, denn ich mag ihn nicht zusätzlich belasten.

Hast du mal versucht deinem Mann Lesestoff zum Thema Depression zu geben? Vielleicht kommt er dir auf diese Art etwas näher - wenn du es überhaupt zulassen kannst. Weißt du, gerade die Offenheit und Ehrlichkeit mit der mein Partner und ich miteinander reden können hat vieles erleichtert, vielleicht fällt es deinem Mann auch leichter wenn er versteht was mit dir los ist und er empfindet es gar nicht so sehr als Belastung? Mit der Reha-Antrag drücke ich dir feste die Daumen, es hat aber den Anschein als ob die Kassen erst einmal alles ablehnen, das aber dem Widerspruch dann doch zugestimmt wird. Ich hoffe es läuft bei dir genauso!

* Dir mal zuwink *

feuerfisch
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von feuerfisch »

@Andreas ...und auch dir ein “Hai“

macht nix wenn dir nicht gleich etwas zu dem Thema eingefallen ist – und auch ein `Danke´ für deine Mühe und die Geschichte mit deiner Mutter.
Die Sinnsuche...ja, das kann ich gut nachvollziehen, auch wenn ich diese Suche mittlerweile (glaube ich) aufgegeben habe. Ich versuche so, ohne Sinn, mein Leben einzurichten, ich hab zu lange danach gesucht, im Gespräch mit Freunden, in mir Selbst, in irgendeiner Beschäftigung. Mal schauen ob es ohne Sinn klappt.
Ansonsten kann ich mich allerdings nicht in der Geschichte finden. Ich bin zwar nicht gerade ein Mensch der als fröhlich gilt, eher ernsthaft, aber ich laufe auch nicht mit einer ständigen Leidensmiene herum. Was ich möchte ist einmal unbeschwert lachen zu können, oder auch nur befreit durchzuatmen.
Ich weiss das meine Geschichte ein Teil von mir ist, das sie mich mitgeformt hat. Doch ich weiss auch das es nicht gut ist, das man mit manchen Dingen abschliessen muss. Nur fühle ich mich orientierungslos, ich versuche etwas zu erreichen was ausserhalb meiner Reichweite ist. Ich habe Dinge nicht gelernt, Gefühle nicht gelernt, die ich als Kind hätte lernen müssen.

Die Beschäftigung mit seelischen Kankheiten (sorry, hab oben den falschen Begriff benutzt) hat mir eine Zeitlang gut geholfen. Ich fand Ansatzpunkte bei mir um daran zu arbeiten, ich habe manche Gedanken und Verhaltensweisen an mir gelernt als Symptome der Depri anzuerkennen und als „nicht wichtig, geht vorbei wenn es dir besser geht“ abzuhaken. Doch nun weiss ich nicht weiter, ich trete wieder einmal auf der Stelle.
Beziehung nicht tragfähig genug – nein, doch gleichzeitig ja. Mein Partner ist ebenfalls krank, von daher ersparen wir uns einiges aus „normalen“ Partnerschaften, doch zugleich ist auch das Wissen da das der andere unter Umständen auch nicht gerade „stark“ genug ist um damit umgehen zu können. Das bedingt das wir vorsichtig miteinander umgehen.
Und die Maske? Ich spiele sie nicht nur, ich kann sie gar nicht mehr ablegen, zu lange war/ist sie mein. Es ist eine Erholung für mich das ich mich bei ihm etwas gehen lassen kann, doch zugleich habe ich Bange das es zu viel ist was er erblickt.

Ich danke dir dafür das du so ernsthaft getextet hast und versuchst Kraft rüber zu geben

feuerfisch
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deary
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von deary »

Hai, Feuerfisch!

(ich weiß, Witze werden nicht besser, dadurch, dass man sie wiederholt, aber...)


Ich glaube, ich habe Dich jetzt ein wenig besser verstanden, wenngleich ich auch glaube, dass Du Dein Leben im Moment ganz anders empfindest als ich es tue...
(auch wenn es dieselbe Krankheit ist)

Mich würde interessieren, was Du für eine Therapie machst?
Wenn Du magst, kannst gerne darüber schreiben...
Denn dass Du seit Deiner Kindheit nicht mehr geweint hast, das schockiert mich sehr.
Ich kann mir das gar nicht vorstellen, obwohl
ich es in tiefen Phasen auch habe.
Heißt das jetzt, dass Du seit Deiner Kindheit eine tiefe depressive Phase hast?
Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Wie ist denn dann Dein Ventil?
Wenn ich die ganzen Tränen, die ich seit meiner Kindheit bis jetzt (bin 31)vergossen habe, nicht vergossen hätte, dann -glaube ich- wäre der Schatten über meinem Leben so groß wie das ganze Universum (oder größer)

Für das Lachen und die Freudentränen gilt dasselbe...

Obwohl ich auf der anderen Seite sagen muß, dass ich das auf- der- Stelle- treten kenne.
Bei mir ist es so, dass ich die gesellschaftlich an mich gerichteten Aufgaben oft nicht erfüllen kann. Auch für längere Zeit. Und ich gehe und kämpfe in alle Richtungen, aber schaffe es immer noch nicht.

Jedoch für mich persönlich ist jeder winzige kleine Schritt in all seinem Schneckentempo gut und richtig. Und ich sehe es auch so.

Ich glaube, dass Du das nicht tust, zumindest kam es mir nach Deinem Posting so vor?

Als Du das mit der Schokolade geschrieben hast, dass Du dabei nur denkst, dass sie dick macht und man schlechte Zähne davon bekommt und dass man beim Baden Energie verbraucht, da mußte ich zum Beispiel herzhaft lachen, entschuldigung.
Ich weiß, das ist paradox! Ist aber so.

Vielleicht hast Du das aber auch nicht so konkret gemeint, sondern nur Deine negativen Denkmuster beschrieben...

Die wiederrum kenne ich, vor allem indem ich vorher Dinge als "das funktioniert sowieso nicht" negiere, ohne sie probiert zu haben.!
Das bringt Freunde von mir immer zur Weißglut.


Aber da du nach jedem nur möglichen Tipp fragst, ich bin selber darauf gekommen, gerade weil mich Freunde immer und immer wieder darauf ansprachen, dass ich immer the worst case prophezeie, dass das auch eine Fähigkeit ist.
So habe ich mir gedacht: Gut, Du weißt immer, was die schlimmstmögliche Wendung ist.
(man könnte vielleicht ins NASA-Kontrollzentrum gehen , zur Fehleraufspürung oder:, habe ich mir gesagt)
Dann kannst Du jetzt versuchen, dass es nicht so kommt, denn innerlich hast Du Dich schon damit versöhnt, dass es ganz schlimm kommen kann.
Das setzt Kräfte frei...

Zweitens:
Man kann diese Fähigkeit auch umkehren:
Wenn ich vorher alles negiere, kann ich mir auch vorher sagen, dass es ganz prima wird...
So fällt es mir oft auf, dass ich andere Leute aufbauen kann, wenn sie in ihrem Selbsbewußtsein schwanken. (und das tun viele Leute)
Z.B." Du bekommst diese Arbeitsstelle, du bist gut qualifiziert und menschlich geeignet usw."
Ich probiere das zumindest gerade aus.

Vielleicht auch was für Dich?


So. das war jetzt ein langes Posting, aber es mußte raus.Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, extra für Dich
Liebe Grüße
deary
feuerfisch
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von feuerfisch »

Hai Deary

(ich weiß, ein Witz nutzt sich ab, aber das ist nun mal schon lange meine Begrüßung)

Ich habe ein Jahr lang Verhaltenstherapie gemacht bei einem Therapeuten mit dem ich sehr gut klar kam. Jetzt bin ich bei einem Tiefenpsychologen und wir reden nur holpernd, hatten grosse Anfangschwierigkeiten und eigentlich habe ich den Eindruck er weiss nicht recht was mit mir anzufangen. Versteh´ mich nicht falsch, ich halte ihn schon für kompetent, nur vermisse ich "die gemeinsame Sprache", ich hab den Eindruck wir reden aneinander vorbei. Na, egal, auch die Therapie ist nur ein Teil meiner Versuche zu einem Ergebnis zu kommen, ich habe Geduld.

Tja, das mit der Depri die ich schon seit der Kindheit habe stimmt schon...sie äussert sich nur anders. Die "lähmenden Depris", wie ich sie nenne, habe ich mit ca. 24-26 Jahren zuletzt gehabt und seither Strategieen dagegen entwickelt. Leider habe ich mittlerweile erkannt das ich damit den falschen Weg eingeschlagen hatte. Ich deckte mich unter anderem dermassen mit Arbeit zu das ich zuletzt völlig überarbeitet war und auch heute noch Schwierigkeiten habe untätig zu bleiben, obwohl ich kaum mehr Konzentration aufbringen kann. Ich habe keinen anderen Weg gefunden meine dunklen Gedanken abzudecken, als mit rastlosen Tätigkeiten. Meist tue ich mehrere Sachen gleichzeitig (obwohl, *auf die Schulter klopf und nen dankbaren Blick zu meinem Partner werfe*, es sind nicht mehr so viele auf einmal). Diese lähmenden Depris kann ich heute auf jeden Fall schon im Ansatz erkennen und versuche dann auch gleich gegenzusteuern. Meine Therapie hat mich allerdings auf den irrwitzigen Gedanken gebracht das ich evt einmal durch diese lähmenden Depris und die damit verbundenen schlechten Gefühle durchmuss bevor es beser werden kann, doch das traue ich mir nicht - ich traue mir nicht.

Ventil - hab ich keines. Ich habs mit Kampfsport versucht, mit lautem Schreien im Wald, mit Sandsack, fluchen, reden...mit einfach allem womit andere Leute sich behelfen. Ich würde verdammt gerne einmal weinen.

Das Schneckentempo - ja, stimmt ich werde so langsam ungeduldig. Ich bin nun 42 Jahre alt und kämpfe mich schon so lange damit durch.

Brr, das klingt alles arg nach Selbstmitleid...sorry

Und das du über meine Gedanken wegen der Schockolade und dem Bad gelacht hast....kein Problem, ich weiss doch selber wie lächerlich das klingt - und ich habe es konkret gemeint, das waren tatsächlich in dem Moment als ich es las meine Gedanken.

Das mit dem negieren kenne ich sehr gut und ich versuche auch dagegen zu steuern. Nur klappt es nicht. Ich habe es so ähnlich auch versucht mein Selbstwertgefühl aufzubauen, indem ich mir immer wieder gesagt habe: du kannst das, du bist etwas wert, du hast Fähigkeiten. Doch was dabei herauskam war nur das ich inzwischen so WIRKE als wäre ich sehr selbstbewußt, auf manche Menschen wirke ich sogar arrogant. Nur leider ist das nicht in die Tiefe gedrungen, ich kann das nicht verinnerlichen, nicht als wahr erkennen. Und so sage ich mir weiter das jeder Mensch einen Wert hat, also auch ich - und halte damit meine Maske aufrecht, die mich zugleich einsperrt.

Übrigens finde ich dein Schneckentempo gar nicht mal so schlecht. Mir erging es zumindest so das ich damals (mit den lähmenden Depris) immer den Eindruck hatte das da ein ganzer Berg von Problemen über mir schwebt. Erst als ich begriffen hatte das ich sie Stein für Stein wegschleppen mußte wurde es besser. Mehr noch half mir zu erkennen das ich mit dem beginnen mußte an dem mein Herz hing - unwichtig was andere Menschen für die dringensten Probleme halten.

Die warmen Worte deines Posts haben mir gut getan - ich danke dir dafür!

Eine gute Nacht wünsche ich dir

feuerfisch
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Linse2
Beiträge: 162
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von Linse2 »

verdammt noch mal, hatte schon geschrieben und dann war alles mal wieder weg. mit dem zwischenspeichern in word ist es eben so ne sache, habe angst daß ich es mal vergesse zu löschen und mein mann mich doch erwischt wie ich hier poste. gerade eben hatte er wieder so´n spruch, wegen apothekenzeitschrift, selbsthilfegruppe oder forum abgelassen, da würde man nur noch mehr krankheiten finden die man haben könnte. er hatte irgendwas über hypochondrie im fernsehen gesehen. mein mann hat halt ein völlig gestörtes verhältnis zu krankheit. obwohl er selbst einen schweren unfall hatte und eu-rentner ist, kann er dies einfach nicht akzeptieren. er fühlt sich als parasit und würde lieber wieder arbeiten. dabei hatte er überhaupt keine probleme mit der bfa und der berufsgenossenschaft, im gegenteil, er hat die rente gleich ohne widerspruch bekommen. er hätte ja nicht mal die rente beantragt, wenn nicht die ärzte ihm das geraten hätten. dabei hat er wirklich probleme bei jeder anstrengung. nun er ist halt ein schwarz-weiß-mensch. und krank gehört einfach nicht zu seinem wortschatz. na ja das ist jetzt von mir doch übertrieben. aber akzeptieren kann er soetwas nicht und psychisch wo man ja nichts sieht erst recht nicht. er glaubt, wenn ich nur wolle dann würde ich schups die wups gesund und ärzte bräuchte ich dazu auch nicht.

liebe feuerfisch ich habe freilich schon ihm was darüber lesen lassen, doch das hat nicht lange angehalten. mit meinen therapeuten hat er zwar auch schon gesprochen, doch gebracht hat das nichts. er ist wirklich lieb und würde für mich alles tun, auch merkt er manchmal daß es mir nicht so gut geht, doch kann er es trotzdem nicht verstehen, wie es mir wirklich geht. wenn ich über das sprechen möchte wird er sehr abweisend und macht auch mal so sprüche, wie ich bräuche doch nur das zu machen was ich gelernt habe, sport, entspannung und so weiter. ja, wenn es nur so einfach wäre. ich brauche zu allem schon viel kraft mich dazu überhaupt durchzuringen und dann bringt es trotzdem nicht den effekt. die gedanken sind überall und immer da. ja mir geht es genauso wie dir. und über diese gedanken darf ich nicht reden, denn ich habe sie schon zu oft in die tat umgesetzt und meinem mann damit völlig überfordert. habe schon angst ihn deshalb zu verlieren, obwohl ich weiß daß er mich liebt und mich bestimmt nicht verläßt aber vieleicht ist doch seine geduld irgendwann mal zu ende.
liebe feuerfisch ich finde mich so sehr in dir wieder. auch meine maske kann ich einfach nicht mehr ablegen. sie gehört einfach zu mir und trotzdem ich bin das einfach nicht. weinen kann ich zu hause nicht. ist einfach nicht möglich und wenn es mir doch mal so ist gehe ich auf die toilette und wenn es gar zu schlimm wird ticke ich aus, d.h. dann flüchte ich aus der wohnung und dabei kam es halt auch schon zum kräsch. ich kann es einfach nicht zulassen. bei den ärzten ist es dann genau umgekehrt, da möchte ich nicht weinen und weine bei jeder kleinigkeit, vorallem wenn es auf das thema dieser gedanken kommt. ja auch ich spreche sie meist nicht wirklich mit namen aus und wenn es beim namen genannt wird habe ich die größte sehnsucht danach. vieleicht weil auch ich keinen sinn mehr sehe. habe zwar einen wirklich lieben mann und kinder, doch es ist mir einfach egal, wenn ich nicht mehr wäre, wäre ich halt nicht mehr. diese gedanken machen alles kaput und verbrauchen die letzte kraft in mir. weil sie gerade mal wieder sehr sehr aktiv sind, soll ich ja erst mal so in die klinik. eigentlich hatte ich gehofft, daß ich heute den anruf wegen dem bett bekomme. denn mir wurde gesagt, daß jemand am mittwoch entlassen wird und daß ich das nächste freie bett bekäme. na ja muß halt noch warten. mit der therapie wird es sicherlich noch einige zeit brauchen, hauptsache ich bekomme sie irgendwann und ich halte bisdahin auch durch. so nun genug trübe reden. es ist auch schon ganz schön spät geworden. nur was soll ich machen, wenn das forum überlastet ist und meine postings verloren gehen.
wünsche euch allen noch eine gute nacht. werde wahrscheinlich nicht noch einmal in nächster zeit dazu kommen hier rein zu schauen. morgen möchte ich mal nicht so lange machen und dann hoffe ich doch endlich mein koffer packen zu dürfen.
mfg linse
Guitaranderl

Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von Guitaranderl »

Tja, Feuerfisch,
nen "guten" i.S. von passenden Therapeuten zu finden, ist wohl ähnlich schwierig wie die Sache mit dem guten KFZ-Mechaniker oder Klempner... Da brauchts halt auch Glück.

Ich bin 4 Jähre länger als Du auf dem Planeten und es ist jetzt schon 25 Jahre her, als "der Schatten" sein Mäntelchen erstmalig mit Nachdruck über mich stülpte. Wohlgemerkt, ich habe auch viel Licht in mir! Dennoch hätte ich oft gern mein "altes Leben" zurück. So richtig unbeschwert war ich eigentlich nie, aber kam so bis 20, 21 einfach besser damit klar. Das wird sicher mit der allgemeinen Verantwortung für das "Erwachsenwerden" zusammenhängen. Nicht umsonst fühle ich mich auch heute noch oft wie ein 16-Jähriger im Körper eines 45-Jährigen..
Ich habe in viele Therapieschulen reingeschnuppert und fast alle proklamieren für sich, "die Richtige" zu sein, aber nach meiner Erfahrung ist es keine allein; alle haben Vor- und Nachteile. Es ist wie bei einer Bank oder Sparkasse; das Institut ist imgrunde schnuppe; es zählt die Beziehung zum Filialleiter od. Sachbearbeiter.

Zur Zeit arbeite ich mit einem älteren Verhaltenstherapeuten und da fühle ich mich gut aufgehoben.
Dieser ältere Herr hat die - für mich manchmal ausgesprochen unangenehme - Eigenart, immer wieder mal dahinzusehen, was der alte Freud mit "Gewinn durch Krankheit" bezeichnete. Er fragt mich also zum Beispiel: "In wieweit hilft in Ihre Angst, Ihre Beziehung zu stabilieren". NATÜRLICH wehre ich das manchmal gleich vehement ab, weil ich mich möglicherweise auf gefährliches Terrain begebe... . Hast Du Dir mal im stillen Kämmerlein die Frage nach dem Nutzen Deines Zustandes gestellt? Was würde passieren, wenn es Dir ab morgen früh "besser" ginge? Das würde mich mal interessieren.

Ich meine, es liegt in unserer Natur, dass wir gern allerlei Verantwortlichkeiten außerhalb unseres Entscheidungsspielraumes oder gar "Schuldige" suchen, dabei ist dieser Spielraum oft größer als wir annehmen.
Wenn ich lese, wie "gut" Du in der Lage bist, Deine Umwelt zu täuschen, dann ist das zwar eine vielleicht verdrehte Wertigkeit, aber doch eine offenbar ausgeprägte Fähigkeit und ich bin sicher, dass für Dich nicht alles so mies bist, wie es hier unter Umständen den Anschein hat. Dein "Ja, aber" und Deine Neigung zu Negationen wird einen Grund haben. (ich denke gerade an die Lemminge in "der kleine Eisbär. haha)
Automatismen werden zu Automatismen, indem wir Handlungen oder Verhaltensweisen verinnerlichen. Ich meine, es geht um Dich und Du schreibst von Deinen Kindern. Motive zur Veränderung hast Du also genug.

Es gibt Tage, da gehen mir alle Menschen auf den Geist und an jedem habe ich was zu mäkeln. Wenn ich das bewusst wahrnehme, schäme ich mich für diese Arroganz. Dann versuche ich -ganz bewusst - in jeder Person, die mir begegnet, etwas Positives zu sehen. Und, glaube mir bitte, das geht. ICH muss aber die Entscheidung dazu treffen... sonst geht es nicht.
Zum Abschluss bemühe ich mal den guten Nietzsche, obwohl gerade der in Sachen Psychogeschichten keinen straighten Lebenslauf hatte... vielleicht ja zum Glück für uns!?
"Werde, was Du bist"

Herzliche Grüße aus Hamburg
Andreas
feuerfisch
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von feuerfisch »

Hai Linse

Also für mich klingt das was du von deinem Mann erzählst nach einer Verweigerungshaltung, wäre das möglich? Wenn ja, dann braucht es viel Zeit und Geduld bis er soweit ist das er deine Krankheit akzeptieren kann

Da er ja auch krank ist habt ihr auch ein ganz `schön´ großes Päckchen zu tragen, gut möglich das es ihm zu viel ist.

Mit der Klinik drücke ich dir ganz feste die Daumen! Ist prima das es nun bald los geht!

*Dir rasch nochmal im Durchrennen zuwink*

feuerfisch
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feuerfisch
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von feuerfisch »

Hai Andreas

Uff, ich muss gleich weg, werde dir darum wohl erst morgen antworten können, doch sag mal, kann´s sein das du etwas durcheinander gebracht hast? Ich habe über meine Tochter nichts geschrieben - ausserdem ist sie ein Einzelkind.

*Staubwolke hinterlass - schon weg*

LG feuerfisch
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Guitaranderl

Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von Guitaranderl »

So sorry, ich habe da wirklich etwas verwechselt. Aber immerhin hast Du ja EINE Tochter, also lag ich dennoch nicht so schief.
feuerfisch
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Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von feuerfisch »

Hai Andreas

*lach* du fühlst dich jünger als du bist? Das geht mir auch öfters mal so - ich tue schon manchmal Dinge die sich für eine Frau in meinem Alter eigentlich "nicht gehören"
Hmm...was meinst du mit Therapieschulen? Das ist mir als Begriff in D unbekannt. Aber das es auf jeden Fall gute Kommunikation geben muss ist klar, da geb ich dir recht. Man muss sich halt "riechen" können, wie das ganz gerne ausgedrückt wird.

Was würde geschehen wenn es mir ab morgen besser gehen würde? Gute Frage, hab seit gestern drüber nachgedacht. Aber ich glaube das bei mir da nicht viel geschehen würde, zumindest äusserlich nicht. Aber ich stelle es mir so vor das ich dann einmal tief Luft holen würde und das Band um meine Brust weg wäre...Das ich die Augen aufschlage und mich erholt fühlen würde...Das ich mich auf den Tag freuen würde...Das ich träumen würde...Das ich eine Blume anschaue und mich an ihr uneingeschränkt erfreuen würde....

Die Sache mit der Verantwortlichkeit habe ich geklärt - und naja, nicht gerade verziehen, aber entschuldigt, schon seit langem. Mein Leben ist meine Sache und Veränderungen an mir obliegen meiner Verantwortlichkeit (*lol* das ist übrigens eine Sache die meinem Therapeuten missfällt, er hätte es lieber wenn ich mal Beschuldigungen aussprechen würde, oder gar wütend werden würde; doch von meinem Leben berichte ich nur, aber ich erzähle nicht).

Die Negation hat einen Grund und der sitzt recht tief. Ich weiss woran es liegt, doch ich schaffs nicht dagegen anzugehen. Die entsprechenden Handlungen und Verhaltensweisen habe ich zwangsweise angenommen, ich hatte gar keine andere Wahl, ich hab es erst gar nicht anders gelernt.

Und es fällt mir nicht schwer an anderen Menschen etwas Positives zu finden. Ich mag Menschen. Doch wenn ich sie nicht mehr ertrage, dann liegt das daran das ich mich nicht mehr ertrage, ich weiss dann nicht mehr wie ich mich verhalten soll, habe den Eindruck ich mache alles falsch - selbst wenn ich gar nichts tue.

Wenn ich deine Beiträge so lese dann habe ich den Eindruck das du auch recht "verdeckt" lebst,oder täusche ich mich da?

Liebe Grüße

feuerfisch
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Guitaranderl

Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von Guitaranderl »

Hello Meeresbewohnerin,

mit Therapieschulen meinte ich die unterschiedlichen, etablierten Richtungen, die es "auf dem Markt" gibt, also z.B. Analye, VT, tiefenpsychologische Therapie, Logotherapie, Bioenergetik, Voodoo, Hühnerknochen werfen etc. etc..

>Wenn ich deine Beiträge so lese dann habe ich den Eindruck das du auch recht "verdeckt" lebst,oder täusche ich mich da?

Ja, ich meine, du täuschst Dich. Ich gehe heute mit größtmöglicher Offenheit mit meinen Schwächen um. Es ist mir viel wichtiger, authentisch zu sein, als z.B. "nett". Das gilt für meine Partnerschaft, meine Freundschaften und selbstverständlich auch für meinen Job.

Ich habe einen sehr langen Leidensweg mit -fachärztlich verordneter- 13-jähriger Tranquilizerabhängigkeit hinter mir. Darüber ist meine damalige Familie zerbrochen, ich hatte mich immens verschuldet, aber ich habe überlebt. Heute bin ich finanziell -und pharmakologisch- "clean", lebe mit einer wundervollen Frau in einer schönen Beziehung und habe gute, regelmäßige Kontakte zu meinen beiden Kindern, die nicht bei mir leben.

Meinst Du, ich würde das hier offenlegen, wenn ich verdeckt leben würde? Mein Benutzerprofil ist offen und ich poste mit meinem echten Namen.

Es gibt allerdings wirklich einen Punkt, der mich manchmal zur Verzweiflung bringt. Sieh´es mir nach, wenn ich hier erwähne, dass ich manchmal höre, ich sei attraktiv. Ich bin recht groß und athletisch gebaut, ein dunkler mediterraner Typ. Meine Sprache ist für gewöhnlich klar und deutlich und ich bin einigermaßen gebildet. Und da es in unserer Welt doch oft ist, dass wir nicht den Anderen sehen wollen, sondern unsere Projektion, habe ich oft allergrößte Schwierigkeiten, jemandem (das hört sich unheimlich beknackt an..)klar zu machen, dass es mir manchmal echt beschissen geht. Will heißen, "man" glaubt mir oft meine Verzweiflung nicht, weil ich zu vital und präsent rüberkomme... Die Folge ist oftmals eine Erwartungshaltung, die ich nicht erfüllen kann und will.

Glaubst Du immer noch, ich lebe "verdeckt"?
Eine gute Nacht wünscht
Andreas

NS.: Ich werd´ mir die Peitsche nehmen und -frei nach Nietzsche- zum Weibe gehen und ich dann sagen: Hello, hier kommt Zorro, der Maskenmann.. hahaha
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von ben1 »

Hallo allerseits

eine wirklich tiefe Diskussion! Bin erst jetzt drauf gestossen und möchte was zu

Andreas

sagen. Ich finde, Du hast ganz, ganz wichtige Sachen geschrieben, die ich kurz ergänzen darf. Der "Gewinn" aus der Krankheit Depression ist, nicht so funktionieren zu müssen, wie "es sein sollte". Und eben dieses "wie es sein sollte" eröffnet einen ganz neuen Horizont.

Ja, wie sollte es denn sein? Sind wir hier, um unsere Arbeit zu lieben und 100% in ihr aufzugehen, dabei ein ausgeglichener Familienmensch mit 2 Kindern und tollem Sexualleben zu sein, Freunde über Freunde zu haben, Geld wie Heu und täglich fröhlich pfeifend von morgens bis abends?
Hindert uns nicht gerade diese utopische Idealvorstellung (die viel mit Perfektionismus zu tun hat) an einem "normalen" Leben und ist nicht die einzig mögliche Reaktion eines Körpers auf diese utopische Überforderung der Rückzug in die Depression, einfach nur, um eine Erklärung dafür zu haben, das wir das unmögliche nicht schaffen? Ja, wenn ich gesund wäre, wäre das durchaus machbar, aber so ... Gilt es nicht, uns von einer utopischen, kindlichen Ich-Idealisierung zu verabschieden, uns zu erlauben, ein Narr wie alle Anderen zu sein? Scheiter zu dürfen, probieren zu dürfen, Leid ertragen zu dürfen und uns nicht für das Leid auch noch schlecht fühlen zu müssen? Das wäre doch ein sehr guter und MENSCHLICHER Umgang mit uns selbst!

Ben
Guitaranderl

Re: Einmal richtig lachen können *sehn*

Beitrag von Guitaranderl »

Hi Ben,
genau deswegen gilt die Depression auch als Instrument der "Entschuldigung" für den perfektionistischen Menschen. Wenn der überhöhte Anspruch an sich selbst nicht erfüllt werden kann, wird die Depression zur Entlastung, Auszeit und Rechtfertigung der eigenen Fehlerhaftigkeit.
Grüße
Andreas
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