Wieder arbeiten?

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Kräuterhexe
Beiträge: 25
Registriert: 4. Jun 2005, 17:04

Wieder arbeiten?

Beitrag von Kräuterhexe »

Hallo an alle,
ich habe seit einiger Zeit hier mitgelesen und heute möchte ich selber mal ein Problem äußern... also, kurz etwas zu mir. Ich habe schon mehrere depressive Phasen hinter mir , war zuletzt seit März wieder AU, drei Monate in der Klinik, habe also schon einiges hinter mir... Jetzt geht es mir wieder gut, und wie der Zufall es will, hat mich gestern mein Ex-Chef angerufen und gefragt, ob ich nicht Lust hätte wieder 20 Std bei ihm zu Arbeiten...
Zuerst habe ich mich total gefreut, tut ja auch gut, wenn man "gefragt" wird, das Selbstbewußtsein wurde ja in letzter Zeit nicht gerade verwöhnt. Aber heute habe ich schon wieder Zweifel... ist es nicht vielleicht doch zuviel für mich, zu früh, werde ich das durchhalten... werde ich wieder krank wenn ich mir zu viel zumute??? Tausend Fragen... Kann mir jemand einen Tip geben. Es einfach wagen und den Wiedereinstieg versuchen? Vielleicht ist jemand von euch in einer ähnlichen Situation... Ich freue mich auf Antworten! Die Kräuterhexe
DewaChe

Re: Wieder arbeiten?

Beitrag von DewaChe »

Liebe Ute,

ausgerechnet dich hat dein ehem. Chef angerufen und dabei ist doch die Auswahl an Arbeitskräften sehr hoch.

Sehe es als Wertschätzung deiner Arbeitskraft daß er eben DICH fragte. Scheinbar besteht da ja auch ein gewisses Vertrauenverhältnis. Sprich doch einfach mit ihm über deine Ängste, den Einstieg nicht zu schaffen. Letztendlich kann dir doch nichts passieren oder??

Es ist eine grosse Chance für dich und laß jetzt bitte nicht irgendwelchen Ängsten und Zweifeln die Oberhand. Entweder dein Chef akzeptiert dich so und wenn nicht, dann war es eben nicht das Richtige.

So, und jetzt mal ne Portion Mut für dich!!

Liebe Grüsse,

Gina
ursus
Beiträge: 159
Registriert: 22. Apr 2004, 12:52

Re: Wieder arbeiten?

Beitrag von ursus »

Hallo Kräuterhexe,

hast Du Klarheit darüber, ob und inwieweit Deine Erkrankung mit der Arbeitssituation zusammenhängt? Ich würde Dir dringend empfehlen, Dich in diesem Punkt um Durchblick zu bemühen.

Generell: In der Klinik befindet man sich in einem Schonraum, in dem einem viele Entscheidungen des Alltags abgenommen werden und in dem der Tag weitgehend durchorganisiert ist. Im Leben "draußen" musst Du das selber leisten. Eine feste Anstellung mit geregeltem Arbeitstag kann dabei sehr hilfreich sein, weil Du unter Menschen bist, etwas Sinnvolles tust und dadurch Erfolgserlebnisse hast und weil es dem Tag eine Gliederung gibt. Aus dieser Perspektive betrachtet könnte man Dir nur dazu raten: Ja, nutze die Chance und fange wieder an zu arbeiten!

Andererseits kann es aber sein, dass Deine Erkrankung nicht unabhängig von Deinem Arbeitsschicksal ist. Wenn Du vorher unzufrieden warst, Probleme mit Vorgesetzten und Kollegen hattest oder so etwas aufgrund Deiner Erkrankung nunmehr befürchtest, solltest Du sehr vorsichtig sein. Mich hat beispielsweise das Verhalten von Vorgesetzten sehr tief in die Krankheit hineingeritten - viel tiefer, als es eigentlich "notwendig" gewesen wäre, denke ich. Das hat zu einer ziemlich tief sitzenden Abwehr gegen meine Berufstätigkeit, meinen Arbeitgeber und die Arbeitsumstände geführt, und es ist sehr schwer, unter diesen Bedingungen Verantwortung (z.B. für Mitarbeiter) zu tragen. Andererseits bin ich mit 37 inzwischen zu alt, um mich auf eine interessantere Position in einem anderen Zweig zu bewerben. Es fällt mir zuweilen sehr schwer, meinen Mitarbeitern zu signalisieren, dass wir sinnvolle Arbeit verreichten und dass mir am guten Klima in unserer Organisationseinheit etwas gelegen ist, wenn mir zugleich im Innersten nach Sabotage zumute ist. Ich habe mich freiwillig auf die Rolle des Lohnsklaven reduziert, die ich für mich eigentlich nie akzeptieren wollte, weil ich dachte, diese Entfremdungssituation immer ablehnen zu können. Aber mit diesem Zwiespalt muss ich jetzt leben und kann nur hoffen, dass mir jetzt für einige Zeit schwerere depressive Einbrüche erspart bleiben.

Fazit: Wenn ein Job Dir soziale Sicherheit vermittelt und für Dich nichts Bedrohliches hat, dann solltest Du ihn annehmen. Andernfalls wäre ich eher skeptisch.

Liebe Grüße
ursus
BladeRunner
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Registriert: 1. Sep 2005, 11:44

Re: Wieder arbeiten?

Beitrag von BladeRunner »

Ich finde es auch erstmal einen tollen Vertrauensbeweis Deines ehemaligen Chefs, daß er Dich wieder einstellen möchte.
Das bei Dir dabei Zweifel, Ängste und auch Sorgen aufkommen, betrachte ich dabei als völlig normal.Schließlich hast Du bereits eine schwere Zeit durchgemacht.
Aber was hast Du eigentlich zu verlieren, wenn Du Dich für die Arbeitstelle entscheidest?
Würdest Du es vielleicht sogar nicht bereuen, das Angebot ausgeschlagen zu haben?
Du hast doch schonmal dort gearbeitet, kennst die Abläufe und 20 Stunden sind doch eine absehbare Zeit.
Was Du aber wieder gewinnen wirst, ist Selbstbewußtsein ("ich habe etwas geschafft"), der Umgang mit Menschen und schließlich auch ein Einkommen für Deine Leistung.
Ich würde an Deiner Stelle dem Ganzen zumindest eine Chance geben und Du wirst schon nach dem ersten Tag sehen, daß alle Bedenken umsonst gewesen sind!
Und genau wie Gina möchte ich Dir Mut machen es zu probieren und etwas für Dich selbst zu tun!
Du kannst es!!!
Eine Extraportion Kraft
wünscht Dir

der Bernd
"The worst part of being old is remembering when you were young." (Straight Story)
Kräuterhexe
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Registriert: 4. Jun 2005, 17:04

Re: Wieder arbeiten?

Beitrag von Kräuterhexe »

Danke, dass ihr mir Mut macht! Ich gehe morgen früh zu meinem (Ex)chef, um mit ihm ein Gespräch zu führen, was sich jeder so vorstellt bzgl. Arbeitszeiten etc...mal sehen wie es sich so "anfühlt" wieder da zu sein... zu den 20 Stunden, ich bin alleinerziehend und habe einen 11-jährigen Sprößling zu versorgen, also so wenig ist es für mich nicht! Also, danke fürs Mut machen und ich werde euch berichten!
Ele
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Re: Wieder arbeiten?

Beitrag von Ele »

Hallo Ute,
find ich suuuper. Trau dich, geh hin, versuchs, du hast doch nicht viel zu verlieren, kannst nur gewinnen.
Bevor ich wieder angefangen habe zu arbeiten hätte ich mir das nie zugetraut, aber ich habs geschafft und das gibt mir soviel Kraft. Ich bin auch alleinerziehend, habe 2 Kids, es ist zwar anstrengend, aber es geht und ist mir tausendmal lieber, als die Almosen vom Staat anzunehmen. Auch Deinem Sohn wird es mehr Kraft geben. Er wird stolz auf seine Mutter sein, stolz weil Du Dich trotz aller Schwierigkeiten durhboxt.
Alles Gute und viel Kraft!
Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

Melancholie
Beiträge: 74
Registriert: 8. Sep 2005, 16:59

Re: Wieder arbeiten?

Beitrag von Melancholie »

Hallo Ute,

was sagt denn dein Arzt, Therapeut ... dazu? Aus eigener Erfahrung kann ich dir raten, tu es nur wenn du wirklich stabil bist.

Ich bin nach einem jahr arbeitsunfähigkeit inkl. Therapie, Kur, dementsprechende Nachsorge usw. in eine Umschulung gegangen obwohl mir etliche Leute (Therapeutin, Psychologen) davon abgeraten haben. Ich fühlte mich fit und dachte ich könne Bäume ausreißen. Es hat nicht lange gedauert und ich bin wieder ganz böse abgestürzt. Ich habe mich zwar durch die Umschulung gequält weil ich den Abschluss machen wollte aber jetzt geht´s mir schlecht wie nie und ich bin nicht arbeitsfähig ...

Also, es will gut überlegt sein ...

Gruß Mela
Lass dir von keinem sagen, wo deine Grenzen sind.
DewaChe

Re: Wieder arbeiten?

Beitrag von DewaChe »

Liebe Ute,

mach dir nen Spickzettel über deine Wünsche und Vorstellungen, Bedenken damit dir das Gespräch nicht aus den Händen gleitet.

Dein Sohn ist 11 Jahre alt, lol, er ist da schon etwas selbstständig und es gibt sicher Betreuung an Schule...da wird sich was finden.
Magst du denn so eine Chance ergreifen, würde dir der Job Spass machen??

Und wenn Sohn dann ne zufriedene Mutter hat, ist das schon die halbe Miete.

Ich bin ja nun gespannt wenn du weiter berichtest...

Liebe Grüsse,

Gina
Kräuterhexe
Beiträge: 25
Registriert: 4. Jun 2005, 17:04

Re: Wieder arbeiten?

Beitrag von Kräuterhexe »

Hallo ihr alle,

heute morgen war ich also bei meinem Chef und habe über alles gesprochen, er akzeptiert meine Vorstellung von max. 20 Stunden und wann ich arbeite kann ich auch nach meinen Vorstellungen einrichten. 2 halbe Tage vormittags, ein halber Tag nachmittags und jeden zweiten Samstag, ich denke das müßte zu machen sein.... mein Sohn findet es super (sagt er) wenn ich wieder arbeite, denn da in dieser Apotheke hat es ihm wenn er mal da war immer gut gefallen... Liebe Mela, ich teile genau die Bedenken, die du äußerst und das ist ja auch der Grund warum ich hier gepostet habe...
aber ich glaube ich wage es, so nach dem Motto wer nicht wagt der nicht gewinnt. Ich danke euch für euren Zuspruch!
Mutig zu sein ist nicht grade meine Stärke, aber so ganz ohne Mut kommt man auch nicht voran, stimmt`s?
Liebe Grüße an alle, die Ute
Ele
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Re: Wieder arbeiten?

Beitrag von Ele »

Hallo Ute,

ich finde es wirklich toll, dass Du wieder anfängst zu arbeiten. Ich arbeite seit fast 2 Jahren wieder (nach 10 Jahren Pause) und habe es nie bereut. Auch wenn es manchmal nicht einfach ist(ich habe ja noch ein paar andere psychische und physiche Problemchen) , bin ich doch stolz, dass ich durchgehalten habe. Bevor mein Ex-Mann ausgezogen ist, hätte ich mir das nie zugetraut. So gesehen muss ich ihm fast dankbar sein .

Besonders freue ich mich, dass es Chefs gibt, die so menschlich sind und einem eine neue Chance geben, auch wenn man nicht so perfekt ist.

Ich halt Dir ganz ganz fest die Daumen, und bin sicher dass es nicht nur für Dich, sondern auch für Deinen Sohn ein Gewinn sein wird.

Alles Liebe
Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

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