Bin ich undankbar?

Rolfe
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Bin ich undankbar?

Beitrag von Rolfe »

Seid lieb gegrüßt,
vor einiger Zeit hatte ich wirklich euphorisch und dankbar darüber berichtet, dass uns eine ältere Dame von 75 Jahren in der Not (2000 EUR gezahlt für einen Austauschmotor, weil wir wegen der Insolvenz selbst uns keine anderes Auto leisten können)
wirklich aus ehrlichem Herzen ausgeholfen hat. Seit einiger Zeit ist sie sehr ver-
geßlich, was wir (meine Frau und ich) ja auch von unseren Angehörigen kennen und glauben, einschätzen zu können. Aber heute hat mich ein Anruf gerade dieser Dame erreicht, in dem sie uns bzw. mich beschimpft hat, warum meine Frau denn nicht käme. Sie würde doch schon seit den frühen Morgenstunden auf uns warten, damit sie einkaufen kann. Dabei waren wir heute gegen 11.00 Uhr bei ihr, haben gemeinsam zu Mittag gegessen und sind erst gegen 14.00 Uhr wieder gegangen mit der Bemerkung, meine Frau würde heute nochmal Nachmittag oder am Abend kommen und evtl. mit ihr ein wenig rausgehen.
Aber die ältere Dame hat - nachdem ich ihr das geschildert habe - nur geschwiegen,einige Sekunden überlegt und gesagt: "Ach so..."
und dann einfach aufgelegt. Bei allem Verständnis, aber wenn sie ihre Vorstellung des Geschehens ihren Nachbarn erzählt, quatschen die alle noch vielmehr. Normalerweise könnte uns das egal sein, aber
doch nicht in der Insolvenz! Ich könnte damit ja noch irgendwie leben, aber meine Frau leidet wirklich enorm darunter! Und wenn sie leidet, dann leide auch ich - und im schlimmsten Fall auch noch unsere Tochter!
Ich weiß nicht, was ich da tun soll!
Diese ältere Dame hat wirklich viel für uns getan, aber auch wir für sie - irgendwie haben wir ihr ihren Lebensabend einigermaßen schön gestaltet und wollen das auch künftig tun. Aber ich habe mit dem heutigen Erlebnis - welches nicht das erste ist -
ein echtes Problem! Ich könnte heulen, und meine Frau war von meiner Reaktion regelrecht schockiert - sie kennt diese ältere Dame schon seit über 20 Jahren, weil ihr Studienkollege der Sohn dieser Dame ist (leider vor 8 Jahren an Darmkrebs gestorben).
Und sie fühlt sich natürlich ihr gegenüber schon seit langem verpflichtet. Und auch mich hat sie eigentlich in ihr Herz geschlossen; es war in den letzten Jahren irgendwie schön...
Und nun war ich heute echt fuchtig, weil gerade sie so - wirklich völlig ungerechfertigt - auf meine Frau herumgehackt hat (eben, weil sie am Nachmittag nicht kam, obwohl eigentlich Einkaufen angesagt war). Ich kann es nun mal nicht leiden, wenn jemand auf meine Frau
herumhackt!! Vor allem dann nicht, wenn etwas ganz anderes vereinbart war!
Versteht Ihr das?
Aber andererseits wollen wir uns das alles nur wegen dieser Äußerung dieser Dame nicht
verbauen - sie ist ja sonst ganz in Ordnung.
Ich war ziemlich heftig zu ihr, ja ziemlich wütend, weil ich auf meine Frau eben nichts kommen lasse, was diese ältere Dame in den letzten Jahren eigentlich auch gespürt haben müßte...
Lieben Gruß, Rolle
BeAk

Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von BeAk »

Lieber Rolle,

nun komm mal runter, was ist denn passiert? Ihr kümmert Euch um eine alte Dame. Und warum kümmert Sich deine Frau um diese alte Dame? Weil sie altersbeding vergesslich und hilfsbedürftig ist. Deine Frau hat sich wie vereinbart heute um sie gekümmert. Die alte Dame hat dann ein bischen geruht und ganz vergessen, das Deine Frau schon bei ihr war.

Das ist nun mal häufig so, wenn man alt wird, wird man vergesslich. Das weiß deine Frau und Du solltest das auch wissen. Die lieben Nachbarn werden auch gemerkt haben, das die alte Dame wunderlich geworden ist. Und wenn sie es nicht gemerkt haben haben sie auch nicht viel mit ihr zu tun, und nichts zu mekkern.

Rollo, mach aus einer Mücke kein Elefanten.
kruedorida
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Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von kruedorida »

...und dafür einen seitenlangen Eintrag im Forum? Wenn du sonst keine Probleme mehr hast, Rolle, GLÜCKWUNSCH!
tomroerich
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Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von tomroerich »

Hi Rolle,

na ja, so wie Doro würde ich das nicht ausdrücken wollen. Wenn dir das die Energie von einer halben Stunde Tipperei wert ist, wirds dich schon beschäftigen.
Aber ich denke, dies ist einer von den typischen Fällen, bei denen das bisweilen überaus sensible Gerechtigkeitsempfinden von Depris zu ganz unnötigen Verausgabungen führt. In deinem Beitrag stecken gleich mehrere "Fallen", in die man emotional mal so eben reintappt und sich mir nichts dir nichts in einem Riesending wiederfindet, das man ebenso gut hätte klein halten können.

- "Ich will doch nur helfen und dann diese Undankbarkeit! Wie schlecht die Welt doch ist!" ist eine der Lieblingsfallen vieler Depris. Da zeigt sich auch, was das Helfen für eine Funktion haben kann. Es dient oft dazu, sich als besserer Mensch zu fühlen (weil man sich selbst für schlecht hält) und wenn der so Beholfene das nicht honoriert, fühlt man sich eben wieder als schlechter Mensch, darf sich aber nun darüber empören.

- "Wenn jemand meine Frau (Kind, Hund, Mutter, Vater) kränkt, kenne ich kein Pardon!" Klar, dass deine Frau sich gewundert hat. Du hast einfach deine eigenen Gefühle von Kränkung auf sie übertragen, sie hatte keine oder viel geringere. Du schützt, wo es nichts zu schützen gibt. Warum?


- "Was werden da die anderen denken?" Sehr belastend, wenn man davon abhängig ist, was andere über einen denken. Unwillkürlich will man alles so machen, dass die anderen gut über einen denken. Wieder aus dem gleichen Grund: Die anderen sollen einem vermitteln, dass man ein Guter ist, weil mans nämlich selbst nicht hinkriegt.



Bloß, so findet man niemals eine Linie, auf der man ist, was man ist und auf der man sich mit sich selbst wohlfühlen kann. Bei deinem Beispiel ist ganz offensichtlich, dass deine verletzten Gefühle überhaupt nichts mit der Realität zu tun haben. Eine vergessliche alte Frau schimpft, weil man sie vermeintlich vernachlässigt hat. Wo willst du da eine Schuld, eine Verfehlung, einen Grund für verletzte Gefühle sehen?
Rolle, mach dir das Leben etwas einfacher. Es bleibt genug Schweres übrig, das garantier ich dir

Ganz und gar wohlmeinende Grüße


Thomas
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Lee
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Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von Lee »

DewaChe

Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von DewaChe »

Hallo Rolle,

Ich kenne ja deine Vorgeschichte nicht nur die letzten stories.
Sach mal, braucht man echt en Auto?? Da funzt dann der Austauschmotor und dann bricht die Karosserie zusammen....

Irgendwie, du kannst es dir nicht gut gehen lassen, du empfindest Undankbarkeit von der alten Dame.... und fragst das Forum???

Mal ne Frage, machst du Therapie???
Mir scheint, du suchst eine Bestätigung, eine Entschuldigung für deine Unsicherheit oder was es auch immer ist.

Ja, alte Menschen können "seltsam" werden aber daß du dann gleich meinst, "was können die Nachbarn denken".. sorry, fühlst du dich verfolgt?

Ich würde gerne mal hier lesen, was DU tust um aus deiner Misere zu schippern.... Insolvenz haben sehr viele aber was tust du um etwas zu verändern???

Sei nicht böse ob meines postings aber jammern und Ausreden verschlimmern alles nur noch!

Oder mal anders gefragt, was erwartest du an Hilfe bzw. was wünschst du dir an Hilfe??

Gruss, Gina
Rolfe
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Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von Rolfe »

Seid gegrüßt,
wenn es kein Problem für mich (aber auch für meine Tochter) wäre, hätte ich damit im Forum niemanden belästigt...
Die alte Dame ist sozusagen eine Nenn-Oma
für unsere Tochter, nachdem die wirklichen Omas nicht mehr existieren.
Hinzu kommt, dass die Dame wohl überzeugt davon ist, das Richtige getan zu haben, indem sie uns ja mit ihrer Äußerung gestern am Telefon "Ich wünsche euch noch alles Gute, aber ich lasse mich nicht für dumm verkaufen... Aber ohne mich..." praktisch rausgeworfen hat aus ihrem Leben.
Wir waren fast wie eine Familie, und nun das... Ihr zu erklären, dass sie unseren Besuch einfach nur vergessen hat, macht wohl keinen Sinn.
Vielleicht aber klärt es sich doch noch irgendwie auf.
Gute Nacht, Rolle
BeAk

Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von BeAk »

Doch Rollo,

es macht Sinn.

Willst Du wiklich einer alten geistig verwirrten Frau vorwerfen, das sie vergesslich ist?

Warscheinlich hat sie Heute schon vergessen, das sie gestern sauer auf Deine Frau war.

Wie sieht eigendlich das Objekt des Ärgers, Deine Frau, die Geschichte.

Und wenn die alte Dame sauer auf Deine Frau ist, so ist sie doch nicht sauer auf Eure Tochter.

Rollo, überlege mal wieviel Kummer, Sorgen und Ärger Du schon deinen Mitmenschen verursacht hast und sie haben Dir alles verziehen und Du bist nicht bereit, einem geistig Verwirrten drei Minuten des Ärgers zu verzeihen!

Schalte mal Dein Hirn ein!

Im Deinem Interesse und dem Deiner Familie.
Rolfe
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Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von Rolfe »

Mensch, Bea, wenn irgendjemand weiß, was man gegenüber alten Menschen tolerieren kann und meistens auch muß, dann sind es doch wohl meine Frau und ich! Schließlich haben wir zwei alte und kranke Schwerstpflegefälle über Jahre hinweg gepflegt und auch so manche - altersbedingte - Ungerechtigkeit
ertragen. Und einer dieser beiden Damen war in hohem Maße schizophren und wäre bei jedem anderen in einem Heim gelandet! Und dort hätte man sie ruhiggestellt - nicht aus Bösartigkeit, sondern weil man in einem Heim keine 1:1 Betreuung finanziell und personell
sicherstellen kann. Es hätte tasächlich eine Schwester nur für sie dasein müssen, und das wäre nie möglich gewesen.
Aber irgendwann ist auch unsere Kraft zu Ende. Und mir am Telefon so etwas sagen lassen zu müssen, könnte ich noch tolerieren,
wenn die alte Dame nach Aufklärung dieses Mißverständnisses für sich selbst akzep-
tieren würde, dass sie eben manchmal vergeßlich ist und künftig nicht so heftig
reagieren würde, sondern die Möglichkeit,
einfach mal wieder etwas verdreht zu haben,
mit einkalkulieren würde. Aber da sehe ich schwarz. Wir werden heute einen Annäherungsversuch starten und sehen, was dabei herauskommt. Meine Frau sieht das so wie ich - wohl, weil sie auch bald nicht mehr kann...
Übrigens: muß ich mir vorwerfen lassen, dass ich anderen Menschen Ärger, Kummer und Sorgen bereitet habe? Wenn Du, Bea meinst
wegen der Konsequenzen der Insolvenz, kann ich nur sagen: ich habe es nicht für mich getan und bin heute noch der Meinung, dass es keine andere Möglichkeit gab, als die Pflege über Kredite zu finanzieren. Und daß das nicht völlig aussichtlos war, beweist ja wohl der Umstand, dass es über 12 Jahre gutgegangen und nur wegen hinzuge-
tretener negativer Lebensumstände dann doch gescheitert ist (lange Krankheit der Ehefrau sowie Mietausfälle pp.). Wenn du aber meinst
wegen meiner Erkrankung, so mache ich mir insoweit erst recht keine Gedanken. Für Krankheit kann niemand etwas, und ich werfe meiner Frau ihre zahlreichen Krankheiten auch nicht vor...
Ich kann nur abwarten, was heute dabei herauskommt, Gruß Rolle
tomroerich
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Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von tomroerich »

Hi Rolle,

ich sehe ja wenig Aussichten, dass du auch mal auf das eingehst, was man dir schreibt- seither hast du es jedenfalls, so nehme ich das wahr, eher vermieden, Stimmen zu antworten, die deine immer wieder betonte Hilfsbereitschaft kritisch sehen.

Ja wirklich, wenn man dir etwas Kritisches sagt, konterst du sofort mit deinen guten Taten, als ob das sozusagen eine Antwort auf einfach jedes Problem sein könnte.

Ich möchte dich auf einen anderen Aspekt deiner Beziehung mit der alten Frau aufmerksam machen. Du hast dir Geld von ihr geliehen und ich glaube, dadurch ist ein Deal zustande gekommen. Die Gegenleistung ist nämlich, dass ihr euch kümmert, auch wenn das nicht ausdrücklich so ausgesprochen war. Und ich glaube, das ist es, was dich nervt. Dass sie dich nämlich in der Hand hat und das auch ausspielt. Alte Damen können in ihrer Einsamkeit ganz schön rabiat werden, wenn sie sich vernachlässigt fühlen. Kann ich verstehen, würde mich auch nerven aber dann darf man sich eben nichts vormachen und gekränkt reagieren, wenn der Druck dieses Deals spürbar wird. Da hilft dann nur, klare Absprachen zu haben, was für euch leistbar ist und wenns nicht anders geht, soll sie halt auf einer Liste unterschreiben, dass ihr eure Abmachung eingehalten habt. Aber all das Gekränktsein, weil du es doch so gut meinst, ist angesichts der Tatsache, dass sie dir Geld geliehen hat, irgendwie unpassend in meinen Augen.

Grüße von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Lee
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Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von Lee »

DewaChe

Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von DewaChe »

Hallo Rolle,

möchte mich auch noch mal zu Wort melden.
Schau mal, alleine die Thread Überschrift "bin ich undankbar" dann irgendwo der Satz "wenn ich euch belästige"...
Jetzt versuche doch mal aus deiner Person heraus zu gehen und betrachte dir diese beiden Sätze sowie deine postings mal als DU Außenstehender, wie wirken sie auf dich? Was würdest du so nem Menschen, der so postet antworten?

Rolle, ich kann irgendwie schon verstehen in welchem Teufelskreis du dich eben befindest und durch sehr viele Probleme auch die Wahrnehmung eingeschränkt ist aber ich habe immer mehr das Gefühl, daß du keine professionelle Hilfe in Anspruch nimmst und meinst, alles alleine lösen zu müssen und zugleich hast du die unbegründete Phantasie, man wolle dir ans Leder, was denken die Nachbarn und überhaupt.

Und ich fragte dich schon einmal, was möchtest du für DICH bzw deine Familie erreichen?
Sorry, alte Menschen ändert man nicht mehr aber du hast noch die Möglichkeit mal die Blickrichtung zu verändern.

So hart es nun klingt, aber ich lese nur gejammere und frage mich, was denn dein Problem nun wirklich ist.

Irgendwie kommst du mir wie mein Exmann vor, der konnte irgendwann auch nur funktionieren, wenn die äusseren Umstände stimmten. Wenn es ihm schlecht ging waren immer die anderen Schuld, die anderen müssten sich ändern... Nein, er wiegte sich immer in Perfektionismus.

Und ich schreibe es nochmal, schau doch mal genau hin, verdrangst du das eigentliche Problem nicht durch irgendwelche äussere Umstände?? sei einfach mal ehrlich...

Du verpulverst deine Energie in Nichtigkeiten und hast dann keine Kraft mehr für das Wesentliche und die Ursache - logisch oder?
Wäre doch mal wert darüber nachzudenken?

Versuche doch endlich mal des Pudels Kern zu finden, bzw betreibe Ursachenforschung und hänge dich nicht an einer alten, vergesslichen Dame auf. Heute ist es die alte Dame, morgen wieder etwas anderes....

Bei all den Schmerzen die wir haben, egal welcher Coleur - es hilft nix, da iss arbeiten an uns selbst angesagt.
Und gerade in diesem Forum wird diese Möglichkeit geschaffen auch mal schwach sein zu dürfen.... spürst du das??

Noch ein Schlußsatz... "Lee" der kurz vor mir postete hat so eine sehr schöne Signatur...ich habe sie mir eben schon an die Wand gehängt - einfach nur treffend!!

"Und das Ende unseres Forschens ist, an den Ausgangspunkt zu kommen und um zum ersten Mal den Ort zu sehen" (T.S. Eliot)

Rolle, fühl dich bitte nicht angegriffen sondern versuche unsere postings mal aufzunehmen.... und spüre mal deinen Gefühlen im inneren nach.....kommen unsere postings bei dir an?? Jo, dann geb doch mal Rückmeldung - weil, es tut gut zu lesen, der andere nimmt meine Meinung ernst, macht sich Gedanken, egal ob als Denknstoß oder Kritik.
Wir posten hier und jedenfalls kommt bei mir das Gefühl, daß dich andere Meinungen und Ideen nicht unbedingt tangieren, sofern man dir nicht bedingungslos zustimmt.

Liebe Grüsse, Gina
Rolfe
Beiträge: 388
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Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von Rolfe »

Seid lieb gegrüßt,
Thomas, gedanklich gehe ich schon auf Eure Anregungen ein, nur gelingt es nicht immer, das so rüberzubringen, geschweige denn umzusetzen, wie ich es gern will.
Genau die von Dir angeführten Konsequenzen
des "Deals" mit dieser alten Dame wollte ich nie wirklich. Natürlich war ich mir mit der Hinnahme des Geldes darüber im Klaren, dass es uns verpflichtet, uns um sie zu kümmern. Aber das hätten wir sowieso getan; insofern hat mich das nicht belastet. Die Frage ist nur, ob die übernommene Verpflichtung Demütigungen einschließt. Meine Frau hat von dieser alten Dame viel mehr einstecken müssen, als ich bis gestern wußte. Sie hat mir gestern manches erzählt, was ich wohl nicht mitgemacht hätte. Aber um des lieben Friedens Willen hat meine Frau auch das ertragen. Der Höhepunkt des Ganzen: nachdem meine Frau gestern mit der alten Dame einkaufen war, hat diese jede Diskussion über dieses Thema von sich gewiesen - letztlich spielt sie jetzt die beleidigte Leberwurst, weil ich ihr am Telefon meine Meinung gesagt habe...und ich hatte schon die Hoffnung, sie hat im Nachhinein gemerkt, dass sie unsere Anwesenheit am besagten Tag einfach nur vergessen hat...
Niemand (weder meine Frau noch ich) erwartet
allen Ernstes von ihr, dass sie sich entschuldigt. Erstens deshalb nicht, weil dies Schuld voraussetzt. Wenn aber jemand krankheitsbedingt vergeßlich ist, ist er nicht schuld. Und zweitens würde ich von einer 75-jährigen Dame eine Demütigung dieser Art schon aus Respekt vor ihrem Alter niemals erwarten. Aber wieviele goldene Brücken meine Frau ihr auch gebaut hat - keine Reaktion; vielmehr Abweisung.
Da weiß ich wirklich nicht weiter.
Sollen wir einfach so tun, als wäre nichts gewesen? Und dann? Wie reagieren wir beim nächsten Mal, wenn sie - vielleicht noch
in Anwesenheit Dritter - uns vorführt?
Insoweit hast Du, Lee, sicher Recht: ändern
können wir diese alte Dame nicht mehr;
ändern können wir nur unsere Wahrnehmung,
also nicht immer alles so sehr zu Herzen nehmen. Aber das ist leichter gesagt, als getan.
Gina, ich nehme professionelle Hilfe in Anspruch, bin jede Woche eine Stunde bei meiner Psychologin. Aber ich habe das Gefühl, es ist keine "tiefenpsychologische
Therapie", wie es eigentlich sein sollte.
Ich rede meistens wie ein Wasserfall,
sie schreibt vieles mit, meint aber meist
nur, man kann an der Vergangenheit ohnehin nichts mehr ändern (was ja stimmt). Nach
der Stunde fühle ich mich meistens besser, aber sehr lange hält das nicht an.
Auch diese Geschichte mit der alten Dame habe ich ihr lang und breit dargelegt; letzt-lich meint sie nur, das sei wohl altersbedingt. Wie wir damit aber umgehen sollen, weiß sie wohl auch nicht.
Auf meine Befürchtung, wir könnten bald den dritten Pflegefall haben, hat sie gar nicht reagiert. Schon vor Monaten hatte ich Angst davor, unsere Verantwortung für diese alte Dame muss vielleicht auch so weit gehen,
dass wir sie - wenn es denn soweit käme -
selber pflegen müssen. Aber d a s geht
über die Kraft meiner Frau und auch meiner eigenen hinaus! Das weiss ich. Wir haben ihr schon vor langer Zeit zugesichert, uns zu kümmern, was damit im Zusammenhang stehende Behördengänge pp., Haushaltsführung pp.
anbelangt. Aber Pflege durch uns in ihrer eigenen Wohnung? Das ganze Drama zum dritten Mal? Das halten wir beide nicht nochmal aus.
Und dabei rede ich nicht von finanziellen Dingen (die Situation wäre insoweit heute viel günstiger - Pflegeversicherung und
relativ hohe Rente der alten Dame würden das
ermöglichen) - nein, es geht darum, dass wir ein drittes Mal dieses Siechtum mit-
erleben zu müssen, selber einfach nicht ertragen könnten. Meine Frau nicht und ich auch nicht. Letztlich läuft die o.g. Frage
(Bin ich undankbar?) in letzter Konsequenz
darauf hinaus: wäre es undankbar, wenn wir
die alte Dame nicht selbst pflegen in ihrer
Wohnung, obwohl wir wissen, dass sie Heime
strikt ablehnt? Nein Gina, dieses Problem mit dieser alten Dame ist für mich keine Nichtigkeit - ich will mir auch nicht nachsagen lassen, ich würde die Gunst der Stunde (diesen Anlaß des Mißverständnisses)
nutzen, um mich aus der Verantwortung zu stehlen; kurz: den Kontakt zu ihr abzubrechen, bevor es - pflegerisch betrachtet - zu spät ist...
Gerade das will ich eben nicht. Wir müssen "nur" einen Weg finden, mit ihr und ihren alters- und krankheitsbedingten
Kränkungen umzugehen. Irgendjemand von Euch hat mal geschrieben, ich sei dünnhäutig geworden. Ja, das stimmt, aber wie soll ich das ändern?
Übrigens: Eure Postings kommen bei mir an, wenn es manchmal auch nicht so scheint. Sie helfen mir mehr als die Sitzungen bei meiner Psychologin, bei der ich manchmal den Eindruck habe, sie traut sich nicht, mir
offen ihre Meinung zu sagen, aus Angst ich würde dies nicht ertragen. Es ist tatsächlich ein Unterschied, ob ich hier vor dem Rechner sitze oder vor ihr und nach der einen Stunde wieder raus auf die Straße muß.
Wenn ich dann so aufgewühlt wäre von der
Auseinandersetzung, könnte ich in Gedanken
u.U. vor ein Auto rennen, was mir hier zu Hause nicht passieren kann.
Gruß, Rolle
DewaChe

Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von DewaChe »

Hallo Rolle,

es tut gut zu lesen, daß unsere Beiträge bei dir ankommen und ich fühle mich dadurch auch wahrgenommen.

Nicht böse sein wenn ich etwas heftig schreiben sollte aber vielleicht wirst du dann wach und kannst dann dein Karussell mal etwas abbremsen.

Was hast du nur immer mit der alten Dame. Sie hat euch aus freien Stücken das Geld geliehen. Wurde da eine Vereinbarung getroffen, daß ihr sie dafür pflegt?

Auch wenn so eine Vereinbarung getroffen worden wäre - du und deine Frau ihr seid am Ende, habt keine Kraft mehr, schreibst du ja selbst.
Ergo, was sagt dir das?? Jawoll, pflegen geht eben nicht mehr. PUNKT, BASTA!!
Ich verstehe nicht ganz, was es da zu überlegen gibt. Zieh doch mal für dich Grenzen und gestehe dir ein, daß es eben nun mal nicht geht.
Egal was die Nachbarn dann denken oder reden, sollen sie doch die Pflege übernehmen!

Mensch Rolle, nu werd mal etwas egoistischer, denk an dich, deine Familie. Du hast ne Tochter die grad eingeschult wurde und die braucht eltern mit Kraft und Freude. Ich denke mal, daß Familie absoluten Vorrang hat.
Ausserdem, angenommen ihr würdet die Pflege übernehmen und klappt dann demnächst zusammen? Die alte Dame marschiert dann eben ins Pflegeheim und du samt Familie vielleicht in ne Klinik und deine Tochter??
Das möchtest du doch wohl sicher nicht erreichen oder??

Setzt euch mit der alten Dame zusammen, evt. noch mit ner neutralen Person dabei, formuliere eine klare Vereinbarung, die du auch erfüllen kannst. Meinetwegen 2 mal in der Woche mit einkaufen gehen und dann ist aber gut!

Es gibt ambulante Pflegedienste, es gibt ne Seniorenselbsthilfe usw.
Hilfsbereitschaft gut und schön aber das kann nur jemand leisten, der auch wirklich stabil ist.
Ihr könnt es nun mal nicht leisten und da braucht niemand ein schlechtes Gewissen, geschweige denn Schuldgefühle zu haben.

Aber vielleicht spürt die alte Dame auch eure Unsicherheit und zickt einfach nur rum?? So ne Demenz von heute auf morgen???
Egal, auch nicht euer Problem!!

Deine Familie hat absolute Priorität, euer Kind braucht fitte Eltern.
Du machst ne Thera, das ist schon anstrengend genug. Erarbeite in der Thera mal ganz kleine Schritte, die du auch erfüllen kannst und freu dich dann über den Erfolg. Zb. Unternehmungen mit dem Kind, Spieleabende, es sich schön machen... ja, lernen, sich überhaupt Zeit ersteinmal für sich zu nehmen, Seelenhygiene...

Deine Thera kann ich auch verstehen, was soll sie dazu sagen? Es geht um dich und nicht um irgendwelche alte Damen. Wenn du das erkannt hast und auch so annehmen kannst, dann geht es weiter voran mit dir.

Und nochmal, denke ersteinmal an dich, damit hast du schon mehr als genug zu tun.

So, Schluß mit der "Standpauke"

Jetzt versuche mit der Familie ein schönes Wochenende zu haben. Pickt euch mal bewusst so en paar Rosinen aus dem Leben....

Zum Schluss, ich finde es gut, wie du dein Kopfkarussell verbalisieren kannst, mir würde das sehr schwer fallen. Ich komme mir da immer vor wie en Känguruh - dong, dong, dong....
Siehste, so hat eben jeder Stärken und Schwächen.

Du schreibst, dir tut das Schreiben im Forum gut, also dann mach weiter - Ziel sollte ja sein, daß du einfach mal etwas Klarheit für dich reinbringst, ist doch dann ne super ergänzung zur Thera oder?
Hausaufgabe für dich: Schreibe deine Stärken auf und bewundere dich dafür!

Ich wünsch dir was,

Gina
BeAk

Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von BeAk »

Lieber Rollo,

so gefällst Du mir. Mach weiter so.
tomroerich
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Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von tomroerich »

Hi Rolle,

so langsam wird mir klarer, warum dich das mit der alten Dame so beschäftigt oder sagen wir mal, in mir entsteht ein Bild, was sich da abspielt. Von außen gesehen, ist das alles sehr merkwürdig und wirft Fragen auf.
Du/ihr habt bereits alte Damen bis zum Tode gepflegt und seid darüber in Not geraten. Nun handelte es sich dabei, wenn ich mich recht erinnere, um Verwandte und man sagt deshalb "Hut ab, große Klasse!". Jetzt seid ihr dabei, einer euch fremdem alten Dame (also nicht verwandt, keine zwingend erscheinende Verpflichtung) das gleiche Opfer zu bringen und das wundert mich schon sehr.
Da vermute ich irgend ein Prinzip dahinter, als wolle sich jemand mit Gewalt durch seine Opferhaltung kräftemäßig zu Grunde richten. Jemand, der glaubt, das sei seine Aufgabe oder sein Lebenszweck. Und weil das ganze in Krankheit mündet (in DEINE Depression), handelt es sich dabei sicher nicht um eine freie Entscheidung, wie Mutter Theresa sie traf sondern eher um ein unfreiwilliges Programm, in das andere mit eingespannt werden um es zur Erfüllung zu bringen.
Ich vermute außerdem, dass es deine Frau ist, von der das alles ausgeht und dass du derjenige bist, der es über seine Depression ausbadet (auch wenn das natürlich kein bewusstes Geschehen ist, das ist klar). Stimmt das oder bist du derjenige, der solche Dinge einfädelt?
Ich frage sehr direkt aber ich glaube, das ist für dich enorm wichtig, diese Frage zu stellen. Du steckst da in irgend einer komischen Sache drin und scheinst dich nicht zu trauen mal ganz klar zu sagen, dass dir diese ganze Pflegerei und Sorgerei gewaltig stinkt, weil vielleicht da auch ein Konflikt mit deiner Frau aufbrechen würde.
Wie gesagt, das ist ein inneres Bild, das sich mir gebildet hat und es kann falsch sein. Was denkst du darüber?


Grüße von


Thomas
Betroffene für Betroffene

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Kroki
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Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

.

Beitrag von Kroki »

Rolfe
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Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von Rolfe »

Doch, Thomas, ich habe meiner Frau klipp und klar gesagt, dass ich nicht bereit bin, der
alten Dame gegenüber auch nur einen Schritt zuzugehen! Weil ich seit gestern weiß, dass sie allen Ernstes behauptet, ich hätte ja schon lange etwas gegen sie und ich (nicht sie!) hätte wohl etwas verwechselt.! Sie ist allen Ernstes immer noch der Meinung, wir hätten an besagtem Tag die Vereinbarung, einzukaufen, nicht eingehalten! Das kann doch wohl nicht wahr sein! Man kann mal etwas vergessen, und ich billige einer 75-jährigen Frau sehr wohl zu, selbst einen Zeitraum von 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr einfach zu vergessen. Aber nach Aufklärung der wirklichen Dinge immer noch darauf zu beharren, Recht zu haben und ihre Reaktion (uns telefonisch mit den Worten: "Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen; lasst es Euch gut gehen in Zukunft, aber ohne mich!!")
damit letztlich zu verteidigen - nein, das kann und darf ich im Interesse meiner eigenen Familie nicht tolerieren!
Was würde denn passieren, wenn ich - wie meine Frau heute fast von mir (nicht verlangt, aber) erwartet hat, ich diesen einen Schritt auf die alte Dame zugehen würde?
Das wäre für sie doch eine Art Bestätigung dafür, dass sie Recht hat - zumindest würde sie das selber glauben! Und dann? Wie soll das denn weitergehen? Darf ich mich darauf einlassen, dass die alte Dame dann meine Frau auch künftig demütigt - nur, damit unsere Tochter ihre 3. Oma nicht auch noch verliert?
Das kann und darf ich doch nicht zulassen!
Und ich will es auch nicht! Und meine Frau verlangt das auch nicht von mir, wenngleich
ich doch spüre, dass es ihr lieber wäre, wenn ich klein beigeben würde.
Ich habe immer alles für meine Familie (und für die meiner Frau und das wirklich gern) getan, aber ich bin mir sicher, dass ein Nachgeben jetzt nicht wirklich uns guttun würde. Und da sollen alle denken, ich würde jetzt vielleicht die Gunst der Stunde nutzen, um mich evtl. einer künftigen Pflege zu entziehen. Das ist Quatsch - insoweit bin ich realistisch genug, zu wissen, dass ich nicht verpflichtet dazu bin, mich darauf einzulassen! Und nach den Ereignissen der letzten Tage erst recht nicht.
Komischerweise habe ich dabei - trotzdem diese alte Dame sehr viel für uns getan hat -
kein schlechtes Gewissen. Vielleicht liegt das auch daran, dass auch wir sehr viel für diese alte Dame getan haben. Wir haben ihr durch praktisch fast tägliche Kontakte (Einkaufen fahren, Ausflüge pp.) ihren Lebensabend hoffentlich schön gestaltet.
Und das haben wir wirklich gern getan. Es ist nur mehr als schade, dass das jetzt vielleicht auf eine Abrechnung hinausläuft:
eine Abrechnung, wer wem mehr gegeben hat!
Ich könnte kotzen bei diesem Gedanken! Ich will das nicht, wirklich nicht, aber ich befürchte, dass die altersbedingten Reaktionen dieser alten Dame uns sehr schaden werden. Ich befürchte, dass sie
- wie sie es gegenüber ihren Nachbarn und anderen Menschen schon öfters getan hat - uns verleumdet, wie schlecht wir denn mit ihr umgegangen seien...
Das wäre alles noch irgendwie zu ertragen,
wenn da nicht unsere Tochter wäre, die dadurch wohl ihre 3. Oma verliert.
Sie tut mir so seid, und ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll!
Meine Frau verlangt es wirklich nicht von mir, aber ich spüre, ich soll auf die alte Dame einen Schritt zugehen, aber irgendetwas (wohl die Vernunft) sperrt sich dagegen massiv! Obwohl wir immer fast wie eine Familie waren - seit fast 3 Jahren!
Es würde auch mir leid tun, alle Brücken abzubrechen; ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll und wie ich mich weiter gegenüber der alten Dame verhalten soll.
Meine Frau will ja immer noch - wenigstens
vorläufig - zu ihr fahren. Dadurch habe ich ja die letzten Informationen, die mich eher
wütend machen, als beruhigen oder dazu bringen würden, diesen Schritt auf die alte Dame zuzugehen.
Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich tun soll...
Gruß, Rolle
tomroerich
Beiträge: 3102
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Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von tomroerich »

Hi Rolle,

vielleicht hast du mich ja missverstanden, denn meine Frage an dich lautete ja, wer diesen Pflegedienst an der alten Dame initiiert hat. Warst du es selbst oder war es deine Frau? Wessen Wille wird erfüllt, deiner oder der deiner Frau oder wart ihr euch darin einig, dass diese Frau gepflegt werden muss? Verstehst du, ich möchte einfach dahinter steigen, was diese ganze Pflegerei für einen Ursprung hat, was soll damit bezweckt werden? Aus deinem letzten Posting gewinne ich wieder den Eindruck, dass du etwas anderes willst als deine Frau und dass sie dich drängt, etwas zu tun, was dir gegen den Strich geht. Völlig mit Recht, will ich hinzufügen.
Du sitzt, nicht nur in dieser Sache, zwischen allen Stühlen. Von Anfang an, als du hier zu schreiben begonnen hast, war dein Thema: Ich muss machen, was man von mir erwartet, sonst..... (Befürchtungen aller Art). Und ich verstehe, glaube ich, langsam immer besser, warum du dich damals so dagegen gesträubt hast, deiner Frau etwas von deiner Erkrankung zu sagen. Zwischen den Zeilen lese ich klar haraus, dass du das mit der alten Frau gar nicht willst. WER will es dann? Was lässt dich so verzweifeln, dass du nicht mehr weiter weißt und was genau hält dich davon ab, es dann eben NICHT zu tun?
Meine Vermutung ist nach wie vor, dass du von deiner Frau dazu benutzt wirst, diesen Pflege-Irrsinn zu betreiben. Korrigier mich, wenn ich falsch liege aber ich wünsche dir den Mut, da genau hinzuschauen!


Herzliche Grüße

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Rolfe
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Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von Rolfe »

Nein, Thomas, das glaube ich nicht.
Meine Frau hat nie von mir verlangt, ihre Mutter und Oma - und schon gar nicht die alte Dame - zu pflegen, wirklich nicht.
Aber andererseits hätte ich es niemals über das Herz gebracht, mich dagegen auszusprechen - zumindest, was ihre Angehörigen anbetrifft.
Aber was diese alte Dame anbelangt, habe ich meiner Frau klipp und klar gesagt, dass ich das nicht mitmache! Allerdings weiß ich nicht, wie es überhaupt weitergehen soll, weil ja unsere Tochter ihre 3. Oma nicht verlieren soll. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich mich insgesamt dazu stellen soll.
Für meine Familie würde ich alles tun!
Aber ich weiß nicht, ob ich das selbst für mich ertragen könnte.
Und mit meiner Psychologin kann ich mich damit nicht wirklich austauschen; beim letzten Mal habe ich fast die ganze Stunde
nur über dieses Thema geredet; ein bißchen in der Hoffnung, sie könnte mir helfen.
Aber sie hat nur einiges mitgeschrieben, aber kaum etwas gesagt. Ich kann wohl auch nicht erwarten, dass sie mir die Verantwortung dafür abnimmt...
Trotzdem habe ich mir von meiner Psychotherapie insgesamt mehr erhofft.
Zwar fragt sie mich immer nach der Stunde, wie ich mich danach fühle und ob sie etwas anders machen soll, aber ich kann ihr doch nicht sagen, sie soll - ähnlich wie in "Das innere Kind in Dir" (habe ich gelesen und danach extreme Angst davor gehabt, dass meine Therapie ähnlich verlaufen könnte)tiefgründiger nachfragen.
Schon deshalb nicht, weil ich weiß, dass ich gerade davor ziemliche Angst habe!
Es klingt ein bißchen wie: Wasch mich, aber mach mich nicht naß, aber es ist wirklich so.
So groß kann das Vertrauenverhältnis zu einer Therapeutin gar nicht sein, dass ich mich völlig öffnen könnte (obwohl ich es gerne würde). Und dabei habe ich mir schon eine Frau gewählt, weil ich einem Mann gegenüber mich erst recht nicht offenbaren könnte, weil ich glaube, dass eine Frau viel mehr Verständnis für meine Schwächen hat.
Hier im Forum ist das was anderes; die Anonymität schützt und ermöglicht zugleich absolute Offenheit, wenn man das will.
Und ich will...trotzdem weiß ich nicht, wie ich mit der alten Dame weiter umgehen soll.
Ich kann und darf wohl nicht das tun, was ich gerne wollte (mich völlig abwenden!),
weil meine Familie darunter leiden würde
(mindestens meine Tochter, aber wohl auch meine Frau). Und das kann ich nicht ertragen. Ich kann es nicht, weil ich für meine Familie alles tun würde.
Ich habe heute erst wieder an der Stimme meiner Frau gespürt, dass sie es gern sehen würde, wenn ich diesen Schritt gegenüber dieser alten Dame tun würde.
Aber was denn dann? Die Situation ist jetzt so, dass diese alte Dame ja jetzt fast schon eine Entschuldigung von mir erwartet - für
etwas, wofür es überhaupt keinen Grund gibt!!!!!!!!!!!!
Ich wäre zu vielem bereit, aber das kann ich nicht. Und ich w i l l es nicht!!!!!
Aber andererseits geht es um das Wohl meiner Familie! Es ist alles Scheiße! Ich weiß nicht mehr, was ich da tun soll!
Ich liebe meine Familie doch und will, dass es ihr gut geht!
Ich gehe jetzt besser schlafen, gute Nacht.
Gruß, Rolle
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von Rolfe »

Nein, Thomas, das glaube ich nicht.
Meine Frau hat nie von mir verlangt, ihre Mutter und Oma - und schon gar nicht die alte Dame - zu pflegen, wirklich nicht.
Aber andererseits hätte ich es niemals über das Herz gebracht, mich dagegen auszusprechen - zumindest, was ihre Angehörigen anbetrifft.
Aber was diese alte Dame anbelangt, habe ich meiner Frau klipp und klar gesagt, dass ich das nicht mitmache! Allerdings weiß ich nicht, wie es überhaupt weitergehen soll, weil ja unsere Tochter ihre 3. Oma nicht verlieren soll. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich mich insgesamt dazu stellen soll.
Für meine Familie würde ich alles tun!
Aber ich weiß nicht, ob ich das selbst für mich ertragen könnte.
Und mit meiner Psychologin kann ich mich damit nicht wirklich austauschen; beim letzten Mal habe ich fast die ganze Stunde
nur über dieses Thema geredet; ein bißchen in der Hoffnung, sie könnte mir helfen.
Aber sie hat nur einiges mitgeschrieben, aber kaum etwas gesagt. Ich kann wohl auch nicht erwarten, dass sie mir die Verantwortung dafür abnimmt...
Trotzdem habe ich mir von meiner Psychotherapie insgesamt mehr erhofft.
Zwar fragt sie mich immer nach der Stunde, wie ich mich danach fühle und ob sie etwas anders machen soll, aber ich kann ihr doch nicht sagen, sie soll - ähnlich wie in "Das innere Kind in Dir" (habe ich gelesen und danach extreme Angst davor gehabt, dass meine Therapie ähnlich verlaufen könnte)tiefgründiger nachfragen.
Schon deshalb nicht, weil ich weiß, dass ich gerade davor ziemliche Angst habe!
Es klingt ein bißchen wie: Wasch mich, aber mach mich nicht naß, aber es ist wirklich so.
So groß kann das Vertrauenverhältnis zu einer Therapeutin gar nicht sein, dass ich mich völlig öffnen könnte (obwohl ich es gerne würde). Und dabei habe ich mir schon eine Frau gewählt, weil ich einem Mann gegenüber mich erst recht nicht offenbaren könnte, weil ich glaube, dass eine Frau viel mehr Verständnis für meine Schwächen hat.
Hier im Forum ist das was anderes; die Anonymität schützt und ermöglicht zugleich absolute Offenheit, wenn man das will.
Und ich will...trotzdem weiß ich nicht, wie ich mit der alten Dame weiter umgehen soll.
Ich kann und darf wohl nicht das tun, was ich gerne wollte (mich völlig abwenden!),
weil meine Familie darunter leiden würde
(mindestens meine Tochter, aber wohl auch meine Frau). Und das kann ich nicht ertragen. Ich kann es nicht, weil ich für meine Familie alles tun würde.
Ich habe heute erst wieder an der Stimme meiner Frau gespürt, dass sie es gern sehen würde, wenn ich diesen Schritt gegenüber dieser alten Dame tun würde.
Aber was denn dann? Die Situation ist jetzt so, dass diese alte Dame ja jetzt fast schon eine Entschuldigung von mir erwartet - für
etwas, wofür es überhaupt keinen Grund gibt!!!!!!!!!!!!
Ich wäre zu vielem bereit, aber das kann ich nicht. Und ich w i l l es nicht!!!!!
Aber andererseits geht es um das Wohl meiner Familie! Es ist alles Scheiße! Ich weiß nicht mehr, was ich da tun soll!
Ich liebe meine Familie doch und will, dass es ihr gut geht!
Ich gehe jetzt besser schlafen, gute Nacht.
Gruß, Rolle
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von Rolfe »

Nein, Thomas, das glaube ich nicht.
Meine Frau hat nie von mir verlangt, ihre Mutter und Oma - und schon gar nicht die alte Dame - zu pflegen, wirklich nicht.
Aber andererseits hätte ich es niemals über das Herz gebracht, mich dagegen auszusprechen - zumindest, was ihre Angehörigen anbetrifft.
Aber was diese alte Dame anbelangt, habe ich meiner Frau klipp und klar gesagt, dass ich das nicht mitmache! Allerdings weiß ich nicht, wie es überhaupt weitergehen soll, weil ja unsere Tochter ihre 3. Oma nicht verlieren soll. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich mich insgesamt dazu stellen soll.
Für meine Familie würde ich alles tun!
Aber ich weiß nicht, ob ich das selbst für mich ertragen könnte.
Und mit meiner Psychologin kann ich mich damit nicht wirklich austauschen; beim letzten Mal habe ich fast die ganze Stunde
nur über dieses Thema geredet; ein bißchen in der Hoffnung, sie könnte mir helfen.
Aber sie hat nur einiges mitgeschrieben, aber kaum etwas gesagt. Ich kann wohl auch nicht erwarten, dass sie mir die Verantwortung dafür abnimmt...
Trotzdem habe ich mir von meiner Psychotherapie insgesamt mehr erhofft.
Zwar fragt sie mich immer nach der Stunde, wie ich mich danach fühle und ob sie etwas anders machen soll, aber ich kann ihr doch nicht sagen, sie soll - ähnlich wie in "Das innere Kind in Dir" (habe ich gelesen und danach extreme Angst davor gehabt, dass meine Therapie ähnlich verlaufen könnte)tiefgründiger nachfragen.
Schon deshalb nicht, weil ich weiß, dass ich gerade davor ziemliche Angst habe!
Es klingt ein bißchen wie: Wasch mich, aber mach mich nicht naß, aber es ist wirklich so.
So groß kann das Vertrauenverhältnis zu einer Therapeutin gar nicht sein, dass ich mich völlig öffnen könnte (obwohl ich es gerne würde). Und dabei habe ich mir schon eine Frau gewählt, weil ich einem Mann gegenüber mich erst recht nicht offenbaren könnte, weil ich glaube, dass eine Frau viel mehr Verständnis für meine Schwächen hat.
Hier im Forum ist das was anderes; die Anonymität schützt und ermöglicht zugleich absolute Offenheit, wenn man das will.
Und ich will...trotzdem weiß ich nicht, wie ich mit der alten Dame weiter umgehen soll.
Ich kann und darf wohl nicht das tun, was ich gerne wollte (mich völlig abwenden!),
weil meine Familie darunter leiden würde
(mindestens meine Tochter, aber wohl auch meine Frau). Und das kann ich nicht ertragen. Ich kann es nicht, weil ich für meine Familie alles tun würde.
Ich habe heute erst wieder an der Stimme meiner Frau gespürt, dass sie es gern sehen würde, wenn ich diesen Schritt gegenüber dieser alten Dame tun würde.
Aber was denn dann? Die Situation ist jetzt so, dass diese alte Dame ja jetzt fast schon eine Entschuldigung von mir erwartet - für
etwas, wofür es überhaupt keinen Grund gibt!!!!!!!!!!!!
Ich wäre zu vielem bereit, aber das kann ich nicht. Und ich w i l l es nicht!!!!!
Aber andererseits geht es um das Wohl meiner Familie! Es ist alles Scheiße! Ich weiß nicht mehr, was ich da tun soll!
Ich liebe meine Familie doch und will, dass es ihr gut geht!
Ich gehe jetzt besser schlafen, gute Nacht.
Gruß, Rolle
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von Rolfe »

Entschuldigt die Doppelung, aber irgendetwas ist schief gelaufen.
Trotzdem läuft alles bei mir den Bach herunter, was diese alte Dame anbelangt.
Ich kann einfach nicht diesen ersten Schritt machen - schon gar nicht, wenn meine Frau mir sagt, diese alte Dame würde mich mittlerweile bezichtigen, ich hätte an diesem Tag was getrunken und wüßte nicht mehr, was wirklich war! Dabei waren wir von 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr bei ihr und das Telefonat war gerade mal 3 Stunden später, als sie steif und fest behauptet hat, wir seien nicht bei ihr gewesen und sie ließe sich von uns nicht für dumm verkaufen, sie würde uns für die Zukunft alles Gute wünschen - aber ohne sie!
Das war doch ein glatter Rausschmiß! Wer kann denn dann von mir noch erwarten, dass ich ihr auch nur einen Schritt entgegenkomme! Das geht doch nicht! Das kann und will ich nicht!
Versteht Ihr das? Aber mittlerweile ist es mir egal, ob mich da noch jemand versteht.
Ich kann nicht mehr.
barney

Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von barney »

Hallo Rolle,

nun laß´ mal langsam gut sein mit der Jammerei.

Du sagst, daß Du das alles nicht kannst und willst. Gut, das ist eine klare Aussage. Handle nun auch danach!

Ich wünsche Dir alles Gute und einen klaren Blick für das Naheliegende.

Bernd
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Bin ich undankbar?

Beitrag von tomroerich »

Hi Rolle,

ich will jetzt einfach mal mit der Tür ins Haus fallen. Deine Abhängigkeit davon, was andere von dir erwarten, sei es nun die alte Dame oder deine Frau, erscheint mir extrem. Wenn jemand so auf andere fixiert ist und auf das, was die wollen (so dass du schon am Tonfall deiner Frau hörst, was sie will und dich davon leiten lässt), dann kann es ihm auch nicht gut gehen, dann erscheint mir die Depr. fast schon als logische Konsequenz. Dies oder eine andere Erkrankung eben.
Es nützt auch nichts, dass wir hier immer und immer wieder diskutieren, was für oder gegen eine klare Haltung zu dieser Frau spricht. Im Vordergrund steht deine Einstellung, deine Abhängigkeit vom Willen anderer. Und das Forum kann dir nur zurückmelden, dass das sehr an dir auffällt, aber es kann dir nicht sagen, wie du das ändern kannst. Das ist deine Arbeit an dir selbst, zu der du den Mut brauchst, dich zu öffnen und wenn es noch so schwierig erscheint. Deine Therapeutin wird dich nicht drängen wollen, denn von Wert ist nur die eigene Einsicht und Initiative. Du solltest derjenige sein, der sich öffnet und nicht sie jemand, der dich "knackt".

Gute Nacht und herzliche Grüße

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
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