Wie Therapie beginnen?

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Elenir
Beiträge: 23
Registriert: 13. Jun 2005, 22:30

Wie Therapie beginnen?

Beitrag von Elenir »

Vor etwa einem Jahr hatte ich schon mal eine Therapie. War aber wohl eher so eine Art Krisenintervention während meiner Diplomarbeit.

Ich würde jetzt gerne mit einer "richtigen" Therapie anfangen, denn ich merke, dass es mir nicht gut geht. Seit über einer Woche wieder relativ niedergeschlagen, unfähig viel Arbeit hinzukriegen und ich könnt ständig schlafen, bin ständig müde.

Zwei Fragen habe ich:
1.) Ich glaube ich habe mal gelesen, dass man vor dem Beginn einer Therapie eine ausführliche ärztliche Untersuchung machen soll, um auszuschliessen, dass es irgendwelche anderen körperlichen Ursachen gibt.
Was muss denn da alles untersucht werden? Also eine Schilddrüsenunterfukntion wird bei mir schon behandelt.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich meine Ärztin dazu kriege, solche Untersuchungen zu machen...

2.) Ich bin mir nicht sicher ob ich bei der Therapeutin bleiben will. Die Praxis ist grade um die Ecke, das ist sicher nicht unpraktisch. Und vielleicht krieg ich leichter Termine wenn ich schon mal da war.
Aber ich bin mir einfach nicht sicher... In dieser Krisenintervention hatte ich irgendwie nicht das Gefühl irgendwas gemacht zu haben. Also, ich hab geredet, inzwischen weiss ich gar nicht mehr über was. Sie hat mal versucht, mit mir Progressive Muskelentspannung zu machen, aber dabei kribbelt bei mir dann immer alles (hängt evtl. mit den leichten Restless Legs zusammen?). Und einmal hat sie mir eine Hausaufgabe gegeben - kann mich aber ebenfalls nicht mehr dran erinnern was das war. Sonst kam ich oft dort an und wusste einfach nicht, was ich noch sagen oder erzählen sollte. Also, irgendwie kam es mir nicht so "produktiv" vor... Weiss nicht ob ich das richtig ausdrücken kann.
Ist das normal? Ich hab ja keien Ahnung was man in so'ner Therapie macht. Wie kann ich da beurteilen ob die Therapeutin gut ist?
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Wie Therapie beginnen?

Beitrag von Emily »

Hallo Elenir,

was du von der Therapie bei dieser Therapeutin schreibst, klingt wirklich nicht sehr gut. Es hört sich so an, als hättest du keine entscheidenden Fortschritte bei ihr machen können, weil von ihr anscheinend nicht sehr viel produktive Hilfe kam. Ob es sinnvoll ist, dort nochmals hinzugehen, solltest du dir wirklich gut überlegen.

Du fragst, woran du erkennen kannst, ob ein Therapeut wirklich gut ist oder nicht. Ich hatte vor längerer Zeit einen Text fürs Forum verfasst, in welchem ich meine eigenen Erfahrungen mit einem guten und auch mit schlechten Therapeuten zusammengefasst hatte. Vielleicht hilft er dir ja ein wenig weiter.



Hier nun die Kopie:

Ein guter, kompetenter Therapeut
- hat bereits Erfahrung gesammelt mit der speziellen Krankheit, wegen der man ihn aufsucht,
- beantwortet Fragen wahrheitsgemäß, verständlich und ausführlich, wenn nicht zwingende Gründe (Schonung des Patienten o.ä.) dagegenstehen,
- speist einen nicht ständig mit Sätzen ab, wie z.B. "Das müssen Sie selbst herausfinden", "Da müssen Sie aber was ändern" (tja, aber was???), "Da sollten Sie mal ein bisschen Sport machen", „Fahren Sie doch mal übers WE weg“ etc.
- hat wirklich ein Konzept für diese Krankheit zur Hand, das er dann behutsam auf den Klienten zuschneidet,
- erwartet nicht von dem Klienten, das dieser sich dem Konzept anpasst,
- führt einen behutsam und einfühlsam in angemessenen Schritten an neue Denk- und Verhaltensmuster heran,
- unterstützt einen stark bei der Einübung dieser neuen Denk- und Verhaltensmuster,
- gibt einem nach und nach immer wieder Denkanstöße, damit man lernen kann, selbst die Fehler bei sich klarer zu sehen,
- zwingt einem keine Verhaltensweisen auf, die man unter gar keinen Umständen möchte,
- bespricht mit einem genau die Fortschritte, die man macht, damit man selbst auch klarer sehen kann,
- stärkt einem bei Rückfällen und Fehlern in der Einübung der neuen Verhaltensmuster den Rücken und bespricht mit einem mögliche Ursachen der Rückfälle, etc.,
- lässt es zu, wenn man wieder mal heulend und am Boden zerstört in der Thera sitzt,
- redet einem nicht ein, dass alles nur "halb so schlimm sei",
- lässt sich auch auf kritische Anmerkungen und Fragen ein,
- nimmt einen am Anfang der Thera wirklich an die "Hand", und nimmt bei erkennbaren Fortschritten diese anfangs so notwendige Führung Stück für Stück zurück,
- unterstützt und ermutigt einen auch dann noch, wenn die Fortschritte größer werden, und man schon auf dem Wege der Genesung ist.

Grüße,
Emily
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Wie Therapie beginnen?

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Also das mit der körperlichen Untersuchung ist eher eine Formalie.Der Therapeut gibt einem ein Formblatt mit, das der Psychiater/Neurologe oder Hausarzt ausfüllen muss. Das ist für die Krankenkasse.
Du kannst verschiedene Therapeuten ausprobieren, dazu kannst du sogenannte probatorische Sitzungen, also Kennenlernstunden machen, bis zu fünf zahlt die Kasse.
Vorab solltest du dich für eine Therapierichtung entscheiden. Von der Kasse gezahlt werden Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologisch fundierte Gesprächstherapie und Psychoanalyse. Viele Therapeuten haben aber Zusatzausbildungen.
wenn du schon mal eine Therapie gemacht hast, zahlt die Kasse erst nach zwei Jahren eine neue, ausser du wechselst die Therapierichtung und der Therapeut kann es in seinem gutachten glaubhaft machen, dass das Erfolgversprechend ist.
Meistens muss man mit Wartezeiten auf einenTherapieplatz rechnen, weil die Therapeuten so überlaufen sind.
Also, erst mal Probe sitzungen vereinbaren, um zu sehen, ob die Chemie stimmt, auch gleich wichtige Fragen klären, wei Ausfall honorar, kennt sich der Therapeut mit der Erkrankung aus, was hat er für eine Ausbildung, macht er regelmäßig Supervision, hat er für den absoluten Notfall eine Urlaubsvertretung etc.

LG, Jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Edeltraud
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Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Wie Therapie beginnen?

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Elenir,

es ist durchaus so, dass organische Erkrankungen (z.B. neurologische Erkrankungen) Depressionen auslösen können. Bei mir wurde u.a. ein EEG gemacht.
Auch kann es sein, dass eine Depression durch Medikamenteneinnahme hervorgerufen wird.
Dies gilt es abzuklären. Einfach nachfragen beim Arzt.

Vielleicht probierst du mal autogenes Training, dies bringt mir Entspannung. Vielerorts werden Kurse in der Gruppe dazu angeboten, die Kosten dafür werden von den Krankenkassen übernommen.
Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen versuchte ich auch mal, verhalf mir aber nicht zur Entspannung.
Ist wohl bei jedem anders, da hilft nur ausprobieren.

Viele Grüße
Edeltraud
Elenir
Beiträge: 23
Registriert: 13. Jun 2005, 22:30

Re: Wie Therapie beginnen?

Beitrag von Elenir »

Danke für eure Antworten. Ich bin leider noch nicht weiter gekommen - scheue die ewige Rumtelefoniererei mit den ganzen Absagen (schon mal gehabt).
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass die Krankenkassen oder irgendjemand Listen hat mit Therapeuten, die Platz haben. Weiss da jemand genaueres?

Und wie finde ich denn heraus, was für eine Therapierichtung für mich die richtige ist? Gibt es da irgendwo Beratung?

Ich mache mir auch Sorgen, ob es sich lohnt, eine Therapie zu machen, ich bin ja sozusagen am Ende meines Studiums und in etwa einem dreiviertel Jahr (hoffentlich) auf Jobsuche... Aber ich fühle mich schlecht und möchte Hilfe.
gfb
Beiträge: 1864
Registriert: 20. Feb 2005, 21:30

Re: Wie Therapie beginnen?

Beitrag von gfb »

Hi Elenir,

wg. Therapeutensuche klickst du z.B. hier:

http://www.psychotherapiesuche.de/Suchen.asp


Oder hier:

http://www.therapie.de/index.html?/php/suche.php

Und

http://www.therapie.de/dokumente/finden ... apeut.html

ist ebenfalls sehr interessant


Alles Gute

Friedrich
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"Warum sind wir so kalt?

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Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
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