Jetzt rede ich II

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Dendrit
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Jetzt rede ich II

Beitrag von Dendrit »

Neuer Thread aus Rücksicht für alle mit analogem Anschluss



Jetzt rede ich http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1125263136

von Anja (Gockl)

Letzer Beitrag von Gina (DewaChe):

Nun, dann versuche ich mal nen kleinen Start. Ja, das Schreiben strengt teilweise noch sehr an.
Vor 4 Jahren schlugen bei mir die Depris zu - Kids aus dem Haus, Job weg, Beziehung kaputt... und irgendwie glitt mir alles aus den Händen und ich wusste gar nicht wie mir geschah, ich erkannte mich nicht mehr, war zu nichts mehr fähig.
Letztes Jahr gings dermaßen bergab, daß ich in kürzester Zeit in ne Reha Klinik kam und diese war für mich ein Volltreffer. Konnte mich wieder etwas stabiliesieren, lernte Meditation in Ruhe und Bewegung, spürte wie Sport mir gut tat, erkannte viel aus meiner Kindheit... Ja, ich habe viel Handwerkszeug mitbekommen und zehre heute noch von dieser Klinikerfahrung.
ABER - eben das alles auch umzusetzen... immer wenn die Hochphasen kommen denke ich, ach, nun sind die Depris vorbei, lasse mich etwas "gehen" und prompt kommt der Hammer hinterher.
Möchte immer alles aufeinmal erreichen, jetzt und sofort, da es früher ja auch ging.
Aber ist eben ein Trugschluss und ich merke, daß ich ich irgendwie ganz kleine Schritte machen sollte - wenn da denn die Antriebsschwäche nicht wäre...

In den letzten Jahren habe ich mich total in die Isolation verkrochen, keine Freunde nichts mehr. Also, es geht bei Null wieder los und irgendwie hab ich tief drinnen noch meinen Optimismus behalten.
Habe kürzlich ne 2. Thera angefangen, ich denke, der Mann ist ok.

Aber was ich so inzwischen hier gelesen habe, steh ich wirklich nicht alleine da und bei manchem User dachte ich, er hätte mein Fühlen und Denken niedergeschrieben.

Na denn, dann mische ich hier einfach mal mit ...

Lg Gina
Dendrit
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Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von Dendrit »

Hallo Zusammen,

Thomas hat mal so einen ähnlichen Thread eröffnet. Falls es jemanden interessiert, wie es bei einigen angefangen hat, könnt Ihr hier nachlesen:

Vor der Depression - wie fing das bei euch an? http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1119215700

Vor der Depression - wie fing das bei euch an? II http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1120325973

LG, Manuela
Gockl
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Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von Gockl »

Hallo Leute

Bin immer noch wach, bin total aufgeregt wegen der Klinikaufnahme und so. Hab die ganzen Beiträge gelesen, hätte niemals gedacht das mein Thread dieses Interesse finden würde. Damit erfüllt er wohl seinen Zweck und die Idee die ich damit hatte.

Grüße Anja
DewaChe

Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von DewaChe »

Liebe Anja,

ich denke mal, daß so ne Aufregeung normal ist. Versuche ohne Vorbehalte in die Klinik zu gehen - es gibt auch gute Kliniken und gute Ärzte.

Wann soll es denn losgehen und wie lange etwa? Hast du dir Infos über die Klinik eingeholt?

Pack in Ruhe dein Köfferchen und denke dabei, daß Klinik auch ein Stück Erholung und Abstand vom Alltag sein kann.
- Sorry, hab halt nur sehr positive Klinikerfahrung gemacht.

Alles liebe für dich,
Gina
Dendrit
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Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von Dendrit »

Hallo Anja,

ja, ich kann Deine Aufregung verstehen. Tief durchatmen und versuchen, ohne Druck den Koffer zu packen. Nicht gleich den größten. Das war für mich immer eine Beruhigung, wenn die Koffer schon gepackt waren.

Ich habe den Thread gestern auch nochmal bewusst durchgelesen und mich gefreut, dass offenbar aus der Angst ein positiver Lichtblick zum Klinikaufenthalt wurde. Er wird Dir ganz sicherlich gut tun - allein der Abstand von zu Hause. Und die Aufregung ist auch ganz normal ...

Freue mich, wenn ich wieder von Dir was höre!

LG, Manuela
Gockl
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Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von Gockl »

Hallo Leute

Ab morgen bin ich dann in der Klinik, bin schon ganz aufgeregt. Ihr könnt natürlich den Thread weiterhin nützen, wenn ich wieder zuhause bin, teile ich euch das Ergebnis und meine Erfahrungen mit.

Grüße Anja
cool
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Beitrag von cool »

sentiero
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Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von sentiero »

Liebe Alexander, liebe Sanne,

ich freue mich sehr, dass Ihr mir geantwortet habt. Das gibt mir auch die Chance, meine Gedanken und Gefühle besser zu sortieren und zu verarbeiten.

Ja, Alexandra, Du hast mich richtig verstanden. Ich bin selbst nicht depressiv, sondern „nur“ Mutter eines depressiven Sohnes. Unser schlimmstes Krisenjahr war das Jahr 2003, da war er 17. Er hat übrigens schnell kapiert, dass er depressiv war. Aber er hat keinerlei Hilfe geholt. Ich habe viel länger gebraucht, aus meiner heutigen Sicht viel zu lange. Zu merken, dass etwas zutiefst nicht in Ordnung ist, und zu verstehen, was dass ist, sind offenbar zwei sehr verschiedene Dinge. Heute kann ich recht ruhig darüber schreiben. Damals war ich zunächst zutiefst verunsichert und zeitweise fast panisch. Unser Sohn (es ist der ältere von zwei Söhnen) war immer ruhig und zuverlässig. Wir Eltern waren (aus unserer Sicht) in der Lage, ihm schon eine Menge Freiheit zu geben und ihn Stück für Stück ins Erwachsenenleben loszulassen. In der tiefsten Krise stellte sich das dann natürlich ganz anders dar. Wir waren mit zum Therapeuten (teils Einzelgespräche mit dem Sohn, teils Familiengespräche mit Sohn und Eltern). In dieser Phase haben wir natürlich eine Menge erfahren, aber hatten immer das Gefühl, nicht an die wirkliche Ursache, wo auch immer sie liegt, heranzukommen. Es fällt mir schwer, mit Worten genau das ausdrücken, was ich meine, es klingt immer leicht daneben. Unser Sohn hat dann vor etwa einem Jahr die Therapie (sowohl Einzel- als auch die Familiengespräche) abgebrochen, aus meiner Sicht hat er sich wohl auch dem Therapeuten gegenüber nie wirklich geöffnet. Trotzdem scheint es ihm, von außen betrachtet, heute ganz gut zu gehen. Er pflegt mit uns einen freundlichen Umgangston. Wir haben keinen Streit. Ein scheinbar gutes Verhältnis, was mir aber furchtbar „unverbindlich“ vorkommt.

Ich bin mir darüber klar (und diese Seite in mir hat wohl auch Dein ursprüngliches Posting angerührt), dass unser Sohn jetzt mit Macht erwachsen werden muss und die Distanz, die in der Krise teilweise verloren ging, nachholen muss. Trotzdem wünsche ich mir weniger „Unverbindlichkeit“, vielleicht gar mal einen Streit. Ich stehe in dem Zwiespalt, wieweit ich „nur“ Probleme mit dem Erwachsenwerden meiner Söhne habe und wo ich auch Verantwortung für die Depression und den Umgang damit habe. Meine Überzeugung ist, dass in einer Familie die Mitglieder (auch die Erwachsenen) eine gewisse Verantwortung füreinander tragen. Ich hoffe, nicht nur egoistisch zu sein.

Die Problematik, die Du mit den Eltern der Mutter ansprachst, kam bei uns auch noch teilweise dazwischen. Mein Vater lebte, schwer erkrankt, auch in unserer Familie. Er ist in diesem Frühjahr gestorben (in hohem Alter). Er hat unseren Sohn nicht verstanden. Ich glaube, in der Krise haben beide zu wenig Zuwendung bekommen, aber Zeit ist einfach endlich und der Rest des Lebens musste auch noch irgendwie funktionieren. Jetzt ist die Situation deutlich besser, und ich komme wieder zum Nachdenken. Deshalb bin ich so froh, Gesprächspartner zu haben!

Ich bin nicht so häufig im Internet, deshalb kann es immer ein bisschen dauern, bis ich antworte. Aber ich antworte bestimmt. Ich bin aber vom 9.9. bis zum 25.9. im Urlaub.


Liebe Sanne, auch über Deine Antwort habe ich mich gefreut. Deine Gedanken habe ich im oberen Abschnitt schon aufgegriffen. Vielleicht magst auch Du von der weiteren Entwicklung in Eurer Familie berichten. Mein jüngerer Sohn (18 Jahre) ist von Depressionen Lichtjahre entfernt. Aber, der ältere ist ganz klar der sensiblere und nachdenklichere von beiden.

Liebe Grüße von Sentiero
Gockl
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Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von Gockl »

Hallo Leute

Meine Mama hat mir meinen Laptop heut mitgebracht, kann auch vom Krankenhaus aus schreiben. Die ersten beiden Tage waren echt aufregend, man versucht nun mich wegen der Epilepsie von Convulex auf Lamictal umzustellen. Weil die Convulexdosis veringert wurde vermutlich, hatte ich gestern nachts einen Anfall, auf einmal standen die Schwestern vor mir wußte nicht warum. Ich hockte jedenfalls auf dem Boden. Deshalb haben sie an meinem Bett Gitter angebracht wegen meiner Anfälle.

Auch meine Halluzinationen hatte ich allerdings nur in schwacher Form. Da sind sie noch am untersuchen warum, kann jedenfalls länger dauern.

Wir sind zu zweit im Zimmer. Meine Bettnachbarin heißt Barbara und ist wegen Depris in Behandlung. Wir verstehen uns gut.
Das Essen ist zwar nicht erste Klasse aber es geht.

Meinen Bruder vermiß ich überhaupt nicht. Bin froh wenn er nicht kommt. Vor allem Oma geht mir ab. Die Klinik ist riesengroß, da würd ich mich bestimmt verlaufen. Gegen meine nächtlichen Angstzustände hab ich derweil Schlafmittel oder so was ähnliches, jetzt schauen wies weiter geht.

Grüße Anja
BeAk

Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von BeAk »

Liebe Anja,

schön das Du aus dem Krankenhaus schreibst.
Dein Post macht einen ganz fröhlichen Eindruck, du fühlst Dich wohl. Es ist alles nicht so schlimm wie Du befürchtest hast, das ist gut so.
Eine liebe Oma und Mutter an seiner Seite zu haben, die sich um Dich kümmern ist ein guter Ausgleich zu garstigen Bruder.

Ich wünsche Dir noch viel Spaß, Führsorge und gute Erholung im Krankenhaus.
Kroki
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Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

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Beitrag von Kroki »

Dendrit
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Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von Dendrit »

Hallo Anja,

kann jetzt nicht sonderlich denken, wollte Dir aber dennoch sagen, dass ich mich sehr für Dich freue, wie sich's entwickelt hat.

Weiterhin alles Gute, bis bald

Manuela
cool
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von cool »

Gockl
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Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von Gockl »

Hallo Leute

Die erste Woche im Krankenhaus hab ich hinter mir. Wegen meiner Epilepsie bin ich eingestellt, das funktioniert ganz gut. Hab auch schon neue Freunde gefunden. Die Ursache für meine Schlafstörung mit den Halluzinationen wurde noch nicht gefunden, aber man vermutet bipolare Erkrankung. Weiß nicht, was ich davon halten soll. Ist sowas schlimmer oder weniger ernst als Epilepsie?

Grüße Anja
BeAk

Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von BeAk »

Liebe Anja,

da vergleichst du Äpfel mit Birnen.

Eine Bipolare Depression bedeutet das Du Hochphasen= Manien hast und Tiefphasen, man nennt das auch Manische Depression.

Wie da deine Hallunitationen rein passen, muß Du deine Ärzte fragen.

Ich hatte einmal eine Hallozination vor einigen Monaten. Mein Psychiater sagte, Hallozination im Rahmen des depressiven Erlebens.
Also können Depris mit Hallozinationen im Zusammenhang stehen.
Dendrit
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Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von Dendrit »

Hallo Anja,

super, dass Du neue Freunde gefunden hast und dass ein Teil der Therapie angeschlagen hat.

Möchte mich Bea anschließen. Das kommt auf die Intensität bzw. Ausprägung der jeweiligen Krankheit an. Der eine empfindet das schlimmer, der andere jenes. Oft ist das Unbekanntere schlimmer, weil es eben unbekannt ist.

Würde mich freuen, wieder von Dir zu hören!!

LG, Manuela
Gockl
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Re: Jetzt rede ich II

Beitrag von Gockl »

Hallo

Bin jetzt schon länger in der Klinik. Die Woche hatte ich 2 größere Epianfälle, deshalb bin ich depressiv. Bekomme nun höhere Medikamentendosis. Convulex war nicht Schuld an meinen Halluzinationen. Die sind auch wieder aufgetreten. Als ich in der Nacht wieder auf "Wanderschaft" ging holten mich die Schwestern wieder zurück ins Zimmer. Von den Tabletten die sie mir gaben war ich total hinüber, schlief den ganzen Tag. Dann wachte ich im Gitterbett auf. Verwirrt bin ich noch immer. Das kann wohl noch lange dauern. Zeitweise wird mir auch einfach Zeitlang.

Grüße Anja
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