Ich kann nicht mehr

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Nakotika
Beiträge: 5
Registriert: 16. Aug 2005, 21:39

Ich kann nicht mehr

Beitrag von Nakotika »

Hallo.

Bin seit 2 Monaten nun schon in diesem und in einem anderen Forum. Lese jedoch nur still. Ich weiß nicht was ich schreiben soll, es ist so viel in meinem Kopf, ich bin so schlecht mit Worten. Aber ich will mich mitteilen. Ich hoffe, es ist OK. Es ist immerwieder irgendwie "schön" zu sehen, dass ich nicht die Einzige, vorallem in meinem Alter, bin die depressiv ist und das fast ständig.

Seit ich denken kann liegt ein grauer Schleier über mir. Schon immer habe ich mich allein gefühlt, unverstanden. Aber es würde zu lange dauern, bei meiner Kindheit anzufangen und Gründe für meinen Zustand aufzuführen, die mir immer und immer mehr in meine Gedanken kommen. In der Pupertät war es natürlich am schlimmsten. Ich hasste mich von Tag zu Tag mehr, überall schrieb ich Curbans Satz: "I hate myself and I want to die" hin, überall, aber die meisten lachten, meine Eltern sagten nur ich solle aufhören mit der schmiererei. Aber ich meinte es ernst. Ich sah alles schwärzer und schwärzer, hasste mich und alle anderen immer mehr. Das einzige was mich davon abhielt mich umzubringen war, dass ich immer wusste das ich ein verdammt fröhlicher und offener Mensch bin, der sich schon über kleinste Kleinigkeiten freun kann wie ein kleines Kind, ich wusste, dass diese Welt einfach eigentlich zu schön ist, um sie einfach so zu verlassen. Aber, auch wenn wir im Urlaub waren, traumhafte Zeiten hatten, meine Eltern für mich da waren. Ich fühlte mich schlecht, verlassen, gehasst und einfach so allein. Ich hatte immer das Gefühl alle lachen über mich, alle sind genervt und wollen mich eigentlich nicht dabei haben. Diese ständige Einsamkeit, sie machte und macht mich einfach fertig, es ist als ob mein Herz schon völligst dadurch umgeben ist und nurnoch ein kleiner Kern darin das schlagen noch nicht aufgegeben hat, so das ich noch atmen kann. Als ich älter wurde, alle mit ca. 14 anfingen Partys zu machen, zu drinken und Jungs kennenzulernen, war ich nie dabei. Ich hatte zwar ein paar Freundinnen, aber ich war nicht wirklich zufrieden, wollte auch Spaß haben, lachen, feiern. Ich war dick, und wirklich sehr häßlich, versteckte mich unter weiten Jungsklamotten, wurde ausgelacht. Früher war ich meist schon sehr lustig, aber das wurde immer weniger. Somit wurde es schlimmer und schlimmer, ich habe sobald ich neue Leute kennengelernt hab, von vornherein gedacht: Ach, die können mich eh nicht ab, wenn dann wollen die mich eh nur um zu lästern!" Viele taten dies auch vor meinen Augen. Leider waren auch alle in meiner Klasse und im Bekanntenkreis sehr eingebildet, sehr selbstverliebt, dass konnte ich nie nachvollziehen. Keiner tickte so wie ich. Ach, ich schweife schon wieder ab, es ist einfach zu viel, zu viel in mir, alles ist aufgestaut, ich habe noch nie mit jemandem darüber geredet. Das erdrückt mich noch mehr. So viele Kleinigkeiten, so viele Dinge die in mir nicht aufhören wollen weh zu tun.

Jetzt bin ich 23, bin seit einem Jahr in Hamburg, habe eine gute Arbeit und das erste Mal einen Mann an meiner Seite, der mich liebt, auch wenn ich nicht die Beine breit mache (Sorry). Mit 16 habe ich Bulemie bekommen, wollte endlich weiblich und hübsch sein, zierlich halt. Habe angefangen mit einer neuen "Freundin" in Clubs zu gehen, habe schnell gemerkt das sich viele Männer umdrehen. Also machte ich weiter, nichts essen, essen erbrechen. Versuchte Anerkennung zu bekommen, die zog mich hinterher noch weiter runter, weil sie nur auf Sex hinauslief. Ich konnte immer und immer weniger auf Menschen zugehen, immer weniger normal mit ihnen reden. In den letzten Jahren war ich den größten Teil meines Lebens allein. Ich habe Angst wieder verletzt zu werden, ausgelacht. Es ist wie als hätte ich verlernt zu kommunizieren. Ich habe es verlernt, so ist es. Auf der Arbeit merke ich das täglich, ich bin einfach anders. Auch wenn mich einige lustig finden, hm, oder eher interessant vielleicht, dann eher weil ich halt anders bin, ständig irgendwie verwirrt. Wenn ich Lob bekomme, dann sind es sexuelle Anspielungen von Männern, was nur ekelhaft ist. Ich war ein Jahr im Ausland, wo ich fast jeden Tag mit Menschen zu tun hatte. Das war so schön, aber ich konnte kaum Kontakt halten, kaum längere Zeit mit jemandem verbringen. Seit ich wieder hier bin ist es die Hölle, weil ich einfach keine, KEINE Freunde habe. Ich habe keine Freunde. Es ist so furchtbar. Ich kenne ein paar mit denen ich in Clubs gehe. Aber ich kenne niemanden der mich kennt, keinen den ich anrufen kann, wenn es mir dreckig geht, keinen der mit mir einfach was trinken geht, keinen der mit mir was unternehmen will. Außer meinen Freund. Den Freundeskreis für den ich nach Hamburg kam verlor ich, Gott sei Dank, da er ein drogenversäuchter Haufen war, gefühllos und kalt. Aber ich bereue es oft, denn nun ist keiner mehr da, auch wenn es nur fake ist. Seit einem halben Jahr kann ich nurnoch darüber nachdenken, wie sehr ich mein Leben vergeudet habe, dass ich nichts rückgängig machen kann, dass ich ein Schäusal bin. Das macht alles noch schlimmer, kann kaum noch klar denken, kaum noch schlafen, kaum noch lachen. Werde immer verwirrter, immer depressiver. Ich bin drauf und dran meinen Freund zu verlieren, das wäre das Ende für mich. Aber er ist ein sehr fröhlicher Mensch und kann es nicht mehr ertragen mich so zu sehen. Es ist so schlimm, weil ich so gerne lache, so viel Glück empfinden kann, es gibt Zeiten da bricht diese dunkle Decke in und über mir auf, ich bin lustig, möchte alles und jeden umarmen, so wie ich, glaub ich, halt eigentlich bin, in mir. Aber wenn ich dann wieder merke, dass ich unfähig bin, mit anderen Menschen glücklich zu sein, dann wünsche ich nur ich wäre tot und es hätte mich nie gegeben.

Morgen gehe ich zu einer Ärztin, kenne sie nicht, war erst einmal hier beim Arzt. Nur kurz, da sie voll mit Terminen ist. Ich bin der Hoffnung sie kann mir helfen, mich zu nem Therapeuten schicken. Ich hoffe, meine Krankenkasse bezahlt das. Und ich hoffe, man kann mir helfen. Ich will nicht leben und wissen das es besser wäre zu sterben weil man eh nicht wirklich lebt.
paradiddler
Beiträge: 237
Registriert: 19. Sep 2003, 08:21

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von paradiddler »

Hi Nakotika,

schön, dass du dich nach viel Mitlesen auch schriftlich hier im Forum beteiligst. Und es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht.

Als ich so 14, 15, 16 war, habe ich immer das Gefühl gehabt, dass ich mich bei vielen Dingen einfach nicht so freuen kann, dass ich mich nicht so auf die Dinge einlassen kann, wie andere es tun. Als ich 20 war, habe ich es als Charakterzug von mir abgespeichert. Erst mit 23 (vor 4 Jahren) ist mir klar geworden, dass wirklich etwas nicht stimmt mit mir. Ich bin auch immer ziemlich allein gewesen und habe mich dann zur Therapie entschieden. Seitdem hat sich vieles geändert, einiges auch nicht.
Auch ich habe seit ich denken kann immer die Vergangenheit bedauert, meine "Fehler", mein Leben; mit 14 habe ich bedauert, was ich mit 12 getan habe, mit 18 habe ich bedauert, was ich mit 15 getan habe, mit 23 habe ich bedauert, was ich mit 18 getan habe, mit 25 habe ich bedauert, was ich mit 23 getan habe, und jetzt...tja, jetzt brauche ich alle meine Kraft, um nicht wieder etwas zu bedauern. Ich versuche zu verstehen, dass genau dies die Depression ist: Der Glaube, dass man Fehler gemacht hat, dass das eigene Leben nicht in Ordnung ist. Man hat das Gefühl, dass man jetzt erst erkennt, was alles schief gelaufen ist, aber das ist Einbildung. Die Depression will einem das erzählen.
Vielleicht gibt es bei dir Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten, und die Depression macht dich darauf aufmerksam. Dann ist es ein schwerer Weg herauszufinden, was das ist. Das wichtige ist, dass du weißt, dass nicht dein ganzes Leben Mist ist, sondern dass es vielleicht nur ein kleiner Teil ist, oder nur die Sichtweise auf bestimmte Dinge. Der Hauptkampf, den ich seit der Therapie mit mir selbst austragen muss, ist der, sich von alten Werten, Vorstellungen und Illusionen zu trennen. Ich weiß nicht, was es bei dir sein könnte, aber du bist ganz und gar nicht allein.

Stefan


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Der Kampf gegen den Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.
Cordi
Beiträge: 321
Registriert: 30. Jul 2003, 09:08

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Cordi »

Hallo Nakotika.

Ich finde es auch schön, daqs Du nach vielem mitlesen einfach selber mal schreibst.

ich weiß gar nicht, was ich als erstes schreiben soll!! So viele Gedanken gehen mir gerade im Kopf rum, als ich Dein Posting gelesen habe.
Als erstes: ich finde es gut, das Du versuchst, *aus Dir rauszukommen* auch wenn Du es *nur* schriftlich tust, es ist immerhin ein supergroßer fortschritt.

Das Gefühl alleine zu sein.. Was soll ich dazu sagen? Ich kenne es nur zu gut
Das fing schon damals an, als ich 6 Jahre alt war. Ich war immer mehr auf mich alleine gestellt, musste nach und nach den gesamten Haushalt schmeißen und so weiter. Wenn ich das jetzt alles erzählen würde.. das würde hier den Ramen sprengen.
Freunde... naja... wie Du geschrieben hast.. Oft wird man nur ausgenutzt, verarscht*sorry* und so weiter.
Nach und nach fällt es einem schwer, vertrauen zu fassen, und auch wieder ans ich selber zu glauben.
Mir persönlich ist aufgefallen, das wenn ICH nicht auf Menschen zugehe und so weiter,.. dann passiert meistens gar nichts. Ich weiß nicht warum, aber ich scheine dannw irklich so ne *ausstrahlung zu haben* die irgendwie sagt: Lasst mich ja nur in Ruhe. Aber unbewusst halt.
Es gibt viele Dinge, die man über sich selber noch lernen kann, was ich auch für möglich gehalten hätte.
Man sagt doch schon schön: unter 100 Freunden sind 99 schlechte. Leider stimmt das meistens.
Unjd rauszufinden, wer nun wirklich Dein freund ist, kann manchmal wirklich schwierig sein! Und sehr wehtun.
Und das zieht immer und immer wieder einen runetr. *was habe ich nur getan,warumich.. un d und und*
Man sollte lernen, sich selber zu akzeptieren, wie man ist.Und wenn die anderen dich zu dick, oder sontwas findne.. JA UNDDD? Du lebst für Dich. Nen Freund nimmt Dich auch in den Arm, wenn Du dick bist, pickel hast, oder sonstwas. Dem geht es nicht darum, wie Du aussiehst, sondern wie Du innen bist.
Und das lernt man erst nach und nach kennen. Ich kann nicht nach einem treffen behaupten: Ohgott... der Character ist doch...
Sicherlich gibt es menschen, denen schaust Du ins Geisicht, und irgendetwas gefällt Dir an denen nicht. Nein, es ist nicht ihr aussehen, es ist irgendeine ausstrahlung, ich kann es selber nicht wirklich erklären.

Ich hoffe, Du weißt, was ich meine.
Ich bin auch *erst 26 Jahre alt, habe aber in all den Jahren auch so genannte Freundschaften gehabt, die mich letztenendes völlig aus der Bahn geworfen haben. Ich habe oft versucht, dazuzugehören. Egal, ob die Alkohol tranken, Drogen nahmen. Nur bin ich sehr froh, das ich mich nie dazu habe überreden lassen, da mit zu machen. Denn sehr oft heißt es dann: Du bist anderst als wir, wir möchten Dich hier nicht. *wortlich ausgedrückt*
Sicherlich war ich anderst. Ich bin ich. Ich bin nicht wie Du, bin nicht wie meine Nachbrain oder sonstwas.
Also bin ich auch anderst. Und langsam bin ich auch stolz darauf. Auch wenn ich meine Macken und so habe. ABer die hat jeder! Man muss versuchen mit zurecht zu kommen, schafft man das nicht.. dann war es die Freundschaft irgendwie nicht wert.. ich weiß, das hört sich hart an. Aber letztendlich.. was will ich mit einer Freundin, die mich nicht so lieb hat, wie ich nunmal bin? Wie heißt es so schön?
Ein wahrer Freund ist, der Dein innerstes kennt,und Dich trotzdem lieb hat.

Und n ur verstellen für andere? naja,ich weiß nicht,ob das wirklich so prikelnd ist.
Versuch mal anderst zu denken: Vielleicht sind die sogenannten Freunde auch einfach nur neidisch, WEIL Du so bist, wie Du bist!?!
Das gibt es mehr, als man denkt. Nur zugeben wird es wohl kaum einer.


Menschen sind schon sehr kompliziert.Und leider kann man ihnen nur vor den Kopf schauen.

Sorry, ich glaub ich konnte Dir damit jetzt auch nicht wirkoich helfen... Aber ich musste erstmal ansatzweiße loswerden, was ich dachte als ich Dein posting gelesen habe.


LG Und meld Dich wieder, ja?

Cordi
Nakotika
Beiträge: 5
Registriert: 16. Aug 2005, 21:39

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Nakotika »

Hallo Cordi, Hallo Stefan!!!

Erstmal, vielen vielen Dank für die Antworten! Hab mich gleich nach dem abschicken voll geschämt, die Antworten haben mich aber irgendwie "glücklich" gemacht. Es ist so schön Menschen zu "treffen" die einen verstehen und sogar so viele Dinge auch erleben!!!

Wie Du Dein Leben beschreibst, Stefan, dass Du immer das bereut hast was Du zuvor getan hast, ja, hab es auch sehr schnell als "Charakterzug" abgestempelt. Dachte, dass wird wenn ich erwachsen werde, werde glücklich. Dann kam die Pupertät, die absolute Oberhölle, dachte, naja, klar, danach ist endlich alles gut. Aber nix, immer und immer redete ich es mir ein. Keine Woche verging ohne Selbstzweifel bis hin zum -hass, jetzt, mit 23 sehe ich das ich jetzt schon vieles in meinem Leben verpasst habe und das es nicht so weitergeht. Habe nun einen Therapie-Vorgesprächs-Termin. Aber ich kann mir nicht vorstellen das sich mein Leben ändern wird, denke es ist wie eine Sprache, die lernt und verinnerlicht man am besten wenn man jung ist.

Cordi, das mit den Mitmenschen sehe ich genauso. Jeder um mich rum den ich kenne, hat vorallem "Fake-Freunde". Viele lästern bei mir über jemanden, aber treffen sich 30 Min. fröhlich mit demjenigen. Viele feiern zusammen schon lange, kennen sich aber nicht wirklich. Jeder ist nur eine Fassade, jeder versucht stark, unantastbar und möglichst unbekümmert zu wirken. Das kann ich einfach nicht. Ich muss ich selbst sein können, kann mich nicht auf Dauer auf "kalt" stellen. Auf der anderen Seite liebe ich es tanzen zu gehen, Spaß zu haben, will nicht wie jetzt allein vorm PC sitzen, an einem Samstag. Deswegen würde ich alles dafür tun so zu sein wie die "Anderen". Möchtest Du das auch manchmal?
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