Ich kann nicht mehr

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MG1976
Beiträge: 21
Registriert: 27. Jun 2005, 17:06

Ich kann nicht mehr

Beitrag von MG1976 »

Ich weiß nicht mehr weiter. Ich kann nicht mehr! warum kann ich nicht einfach losschreien wenn mir danach ist, warum kann ich nicht weinen, obwohl ich den halben Tag dagegen ankämpfe? Nein sagen kann ioch nicht! warum kann ich nicht sagen es geht mir besch.... sondern sage immer alles ist gut? Immer muss alles perfekt sein, ich muss immer 200% funktionieren, auch wenn es mich innerlich zerreißt lächle ich und sage freundlich Hallo. Anschließend verstecke ich mich und habe das Gefühl ich ersticke. Normal sein, was ist den dass was soll ich erreichen? Alles dreht sich im Kreis, aber ich komme nicht raus. Warum kann ich mit niemanden reden? Kann mir jemand meine Gedanken nehmen oder die Ängste verbannen? Oder geht es immer so weiter?

Immer die gute Maske für alle... Nebenwirkngen der AD´s, darüber kann ich nur lachen, ständige Übelkeit, Schwindel, Zittern, Schmerzen, das Alles begleitet mich schon so lange.... Warum hat nie jemand etwas bemerkt?? Warum kann ich noch nichmal zu meiner Frau sagen was mich bewegt? Und wer hat Schuld, ja diese Frage kann man ja eigentlich kaum beantorten... Meine Eltern weil Sie nichts bemerkt haben? Meine Famile weil Sie nichts bemerkt haben? Ich, weil ich nicht in der LAge bin mich mitzuteilen? ich weiß es nicht..... Ich lese und lese, aber es wird nicht besser... Aber WISSEN heilt nicht oder?? Ich habe das Gefühl, dass ich verrückt werde, aber diesen Gefallen wird mir wohl keiner tun... Mein Kopf er steht nicht still, immer ist der Verstand am Arbeiten, was will wer von mir, warum ist es so, alles wird analysiert.


Dann letzte Woche nach 5 Wochen AD´s ohne Wirkung ein Guter Tag am Dienstag, da hatte ich echt ein bischen Hoffnung Mittwoch Morgen klingelt das Telefon, ich ersticke fast, in mir dreht sich alles, dabei hat nur eine Freundin meiner Frau angerufen und ich musste gar nicht telefonieren. Die ANgst aber blieb den ganzen Tag. Warum??? Ich habe mir x-mal gesagt alles in Ordnung, ich weiß es passiert nichts schlimmes, aber ich komme nicht dagegen an.

Wie soll es weitergehen??? Wie habe ich es überhaupt geschafft 28 Jahre zu überstehen? Wo soll ich anfangen? Dann Montag den ersten "langen" Termin beim Arzt ein langes Gepräch, was sage ich ihm, was soll ich mitnehmen? Wenn ich an den Termin denke dreht sich alles. Und ich muss doch wieder fit werden, in der LAge sein die Arbeit zu meistern.... Am liebsten würde ich mich verkriechen, aber selbst dass gestehe ich mir nicht zu

hoffe ich langweile hier niemanden und ich weiß ist alles ziemlich wirr geschrieben aber vielleicht mag ja jemand antworten?
Freiheit bedeutet nicht, tun zu können was ich will, sondern nicht tun zu müssen was ich nicht will!
Maikel
Beiträge: 14
Registriert: 7. Jul 2005, 10:11

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Maikel »

Hallo Michael,
ich versteh Dich sehr gut.Weisst du vielleicht solltest du von deinem Perfektionismus weg gehen.Weiss leicht gesagt,mir ging es auch so.Aber ich versuch nicht mehr Perfekt zu sein,lasse meine Schwächen zu,auch meine Wut und Trauer über die Depression.Muss dazu sagen Michael ich habe eine Bipolare Depression mit generalisierter Angststörung.Mit dem Telefon was du geschrieben hast,geht mir auch so.Bekomme manchmal fast ne Herzattacke wenn das Telefon klingelt.Tausend negativ Gedanken gehen mir dann durch den Kopf.Mache seit kurzem eine Verhaltenstherapie,die zweite seit meiner 10 jährigen Leidensgeschichte.Weisst du vielleicht solltest du auch versuchen,Dich nicht mehr gegen die Angst zu wehren.Ich versuchs,und manchmal gelingt es mir auch Michael.Was für AD´s nimmst du?Ich zuerst 2 Jahre Remergil,jetzt Lithium.Hilft mir eigendlich schon,lerne auch Geduld mit mir selber zu haben,auch wenn es sehr schwer ist.Machst du eine Therapie?Hab Geduld mit Dir,und lass auch deinen Seelenschmerz zu.Würde mich sehr freuen,wenn ich wieder von Dir hören würde.Ich wünsche Dir erstmal viel Kraft,und Zuversicht.Und denke immer daran,Michael du bist nicht allein,dass Forum ist voll.
Maikel
Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Lee »

Britta
Beiträge: 117
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Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Britta »

Hallo Michael,

erstmal willkommen im Forum.

Dein posting macht mir Sorgen. Es klingt sehr verzweifelt. Oben rechts steht in rot ein link zu den Notfallnummern. Wenn es zu schlimm wird, dann zögere nicht und gehe in einer Klinik!

Deine Worte haben mich auch an meinen Mann erinnert. Er ist auch jemand der von sich aus nicht über seine Gefühle spricht. Er möchte angesprochen werden. Naja, einerseits kann ich mir nicht vorstellen, daß Deine Frau nicht bemerkt, daß etwas nicht stimmt. Vielleicht hat sie auch Angst, und weiß nicht was sie machen soll. Andererseits kann sie aber auch nicht Gedankenlesen! Und wäre eventuell ganz froh endlich zu wissen was Sache ist.

Viele Grüße, Britta
______________________________


Birds fly over the rainbow - why, oh why can´t I?


MG1976
Beiträge: 21
Registriert: 27. Jun 2005, 17:06

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von MG1976 »

Hallo Maikel!

Vielen Dank für Deine Antwort... sie hilft mir viel und bedeutet mir eine Menge.

AD´s nehme ich 45 mg Mirtazipin (ist glaube ich das gleiche wie Remergil) und zusätzlich 20 mg Cipralex. Vom Gesamterfolg bin ich aber nicht besonders begeistert bisher. Weiß aber auch nicht, wie viel ich erwarten darf! Therapie mache ich noch nicht, mein Arzt meinte, er will erst eine Medikamenteneinstellung vornehmen und in längeren Gesprächen das weitere abschecken.... weiß nicht, ob das der Königsweg ist, weiß aber auch nicht, was ich sonst machen soll. Therapie hätte ich keine Probleme mit, den Kampf nehme ich gerne auf mich. Nur Klinik will ich irgendwie nicht, davor habe ich Angst.
Freiheit bedeutet nicht, tun zu können was ich will, sondern nicht tun zu müssen was ich nicht will!
MG1976
Beiträge: 21
Registriert: 27. Jun 2005, 17:06

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von MG1976 »

Hallo Maikel!

Vielen Dank für Deine Antwort... sie hilft mir viel und bedeutet mir eine Menge.

AD´s nehme ich 45 mg Mirtazipin (ist glaube ich das gleiche wie Remergil) und zusätzlich 20 mg Cipralex. Vom Gesamterfolg bin ich aber nicht besonders begeistert bisher. Weiß aber auch nicht, wie viel ich erwarten darf! Therapie mache ich noch nicht, mein Arzt meinte, er will erst eine Medikamenteneinstellung vornehmen und in längeren Gesprächen das weitere abschecken.... weiß nicht, ob das der Königsweg ist, weiß aber auch nicht, was ich sonst machen soll. Therapie hätte ich keine Probleme mit, den Kampf nehme ich gerne auf mich. Nur Klinik will ich irgendwie nicht, davor habe ich Angst.

Gruß Michael
Freiheit bedeutet nicht, tun zu können was ich will, sondern nicht tun zu müssen was ich nicht will!
MG1976
Beiträge: 21
Registriert: 27. Jun 2005, 17:06

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von MG1976 »

Hallo Britta Hallo Lee!

Vielen Dank auch für Eure Antworten!

An Britta: ich habe noch nie in meinem Leben über mich, meine Gefühle, meine Gedanken oder Wünsche gesprochen. Ich weiß mittlerweile, dass ich schon seit Jahren schwere Depressionen und Angststörungen habe, wie ich es bis hierher geschafft habe, weiß ich gar nicht so richtig, bei meinen täglichen analysen (die ich leider immer noch mache) fallen mir immer mehr Verhaltenweisen/Denkmuster auf, die in das Krankheitsbild gehören, von mir aber immer verdrängt wurden (das verdrängen gehört ja auch dazu).

Meine Frau kennt mich nur so wie ich jetzt bin, also die Maske, die ich mir für meine Umwelt zurechtgelegt habe. Das ich schwere Depressionen und Angsstörungen habe, hat sie sehr betroffen und besorgt gemacht, natürlich auch, dass sie es nicht gemerkt hat.

Gerne würde ich Ihr meine Gedanken und Gefühle mitteilen, aber dass ist gar nicht so einfach.....

Gruß Michael
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Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Lee »

Maikel
Beiträge: 14
Registriert: 7. Jul 2005, 10:11

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Maikel »

Hallo Michael,
was du gestern gepostet hast,geht mir irgendwie sehr nahe.Man spürt nach wenigen Sätzen wie schlecht es Dir geht.Kann Dich verstehen,dass du nicht in die Klinik willst.Hast bestimmt so deine Erfahrungen gemacht.Für mich denke dass gilt auch für Dich ist die Klinik vor allem eine Krisenintervension.Wie für viele andere auch.Lass einfach in deiner Familie deine Maske fallen,vielleicht verstehen andere Menschen auch dann wie schlecht es Dir geht.
Weisst du Michael bei mir ist es auch ein ständiges auf und ab.Bin jetzt schon wieder 3 Monate krank,Klinik,Therapie.Meine Kollegen auf Arbeit verstehen mich auch nicht richtig.Aber dass ist mir egal!Denn ich finde,es geht ja um mich.Nach aussen hin war ich auf Arbeit immer der Lustige,besonnene.Aber innen sah es anderst auch.Weiss nicht wie es bei Dir ist Michael?
Gibt es in deinem Ort vielleicht sowas wie eine Ambulante Krise?Ich selbst komme aus Berlin,und da gibt es solche Möglichkeiten.
Von denen ich Gebrauch mache,wenn ich merke mir geht es sehr schlecht.Und sei es dass ich nur in der Krise anrufe,da wird mir schon gut geholfen.Deine Frau steht doch bestimmt hinter Dir?Dass gibt Dir doch dann wieder Kraft,für Dich und deine Familie.
Du hast da hin ein grosser Vorteil.
Versuch einfach irgendwie nach vorn zu schauen.Sprich auch mit deinem Arzt,wenn du dass Gefühl hast,die Medis helfen Dir nicht.
Wünsch Dir viel Kraft,und Mut.
Melde Dich mal wieder.
Und einen schönen Sonntag noch für Dich und Deine Familie
Maikel
MG1976
Beiträge: 21
Registriert: 27. Jun 2005, 17:06

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von MG1976 »

Hallo!!

Also was meine Familie betrifft, da habe ich wirklich Glück, meine Frau steht voll zu mir und setzt sich mit dem Thema gut auseinander und will mir helfen.

mein Problem ist nur noch Hilfe anzunehmen...

Erfahrungen mit Kliniken habe ich keine, jedenfalls keine persönlichen. Nur Dienstlich habe ich öfters mit Krankenhäusern zu tun.... die Erfahrungen reichen mir. Das Angebot in Bremerhaven bzw. LK Cuxhaven ist leider weder ambulant noch stationär das Beste!

Meine persönlichen Analysen werde ich wohl ertragen müssen, auch wenn der Berg arbeit der vor mir liegt dadurch täglich wächst.

Heute Morgen war gar nicht so schlecht, jetzt ist aber schon wieder schlechter, aber was soll´s, 3 gute stunden sind besser als keine oder??

Mir tut es jedenfalls sehr gut zu wissen, das meine Beiträge hier gelesen werden und das ich es überhaubt geschafft habe etwas zu schreiben. Und die Antworten und teilnahme helfen wirklich. Wenn man nicht reden kann dan halt, jedenfalls vorläufig, schreiben...

Was mich betrifft, nach aussen bin ich immer der Ruhige ausgeglichene, den nichts erschüttern kann, auf Feiern immer gerne gesehen, immer hilfsbereit usw. aber Innen.... naja, steht ja ganz oben.

Gestern habe ich meiner Mutter mitgeteilt, dass ich krank bin... hat Sie ziemlich umgehauen und mich auch...

so, reicht fürs erste...
Freiheit bedeutet nicht, tun zu können was ich will, sondern nicht tun zu müssen was ich nicht will!
MG1976
Beiträge: 21
Registriert: 27. Jun 2005, 17:06

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von MG1976 »

Hallo!

Jetzt bin ich ganz durch den wind.... Mein Dok sagt 6 Wochen Klinik, am besten Bad Bramstedt..!?

Was soll ich tun damit die Welt mich versteht oder ich die Welt verstehe?? Habe heute mit meinem Arzt die Ergebnisse der Fragebögen und bisherige erkenntnisse meiner Persönlichkeitstruktur/Denkmuster etc. durchgesprochen... Das ich nicht einfach umgefallen bin, war wahrscheinlich Glück, danach mußte ich erstmal 60 min. rumlaufen, um wieder einigermaßen runterzukommen... Ist das immer so, wenn man in Therapie geht?? Dann die Arbeit und die Fortbildung, ab 29.08. wieder Lehrgang, mein großes Ziel wieder halbwegs fit zu sein bis dahin....

Naja jedenfalls sagte mein Arzt das bei mir soviel zu tun wäre, dass es ohne Klinik nicht ginge..... Wie ist den hier so die Erfahrungen mit Klinikaufenthalten (allgemein, über Bad Bramstedt habe ich mir die Rückmeldungen schon angeschaut....)

Ich drehe mich und zitiere an dieser Stelle mal einen Beitrag von Sunblume, der mir viel von mir gezeigt und mich bewegt hat:

Ich bin müde. Ich bin leer.
Ich fühle mich einsam und schwer.
Ich weiß nicht wer und was ich bin.
Wo komm ich her? Wo will ich hin?

Niemand sieht mich. Sieht wie es mir geht.
Sieht nur meine Maske, die mir wohl ganz gut steht.
Eine Mauer die ich mir hab selbst geschaffen,
Ich kann nicht mehr, ich will raus und lachen.

Will Spaß und Freude und auch mal Glück empfinden.
Aber im Moment will ich allem entschwinden.
Mag nicht mehr aufstehen, möcht nur noch schlafen.
Oh man, für diesen Satz, sollt ich mich strafen.

Dabei sagen mir alle wie toll ich doch wär,
und dann hätt ich noch ne Arbeit, was denn so zum klagen wär.
Ne schöne Wohnung hätt ich auch noch dazu.
Was soll ich nur machen? Ach, läßt man mich, damit doch endlich mal in Ruh.

In meinem Kopf ein Karussell ständig am kreisen,
Könnt ich doch die Gedanken anhalten und heraus reißen.
Wie muß man sein? Wie muss man sich fühlen?
Wann hat man das Recht für Hilfe und diesen Gefühlen?

Bild ich mir alles nur ein?
Ist mein Leben doch nicht so düster, sondern nur Schein?
Bin am zweifeln, bin mich am fragen,
Ach ich sollt einfach aufhören und....
Freiheit bedeutet nicht, tun zu können was ich will, sondern nicht tun zu müssen was ich nicht will!
Tinalesekatze
Beiträge: 147
Registriert: 17. Jan 2005, 19:12

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Tinalesekatze »

Hallo Michael,
ich glaube über die Klinik in Bad Bramstedt habe ich sehr viel Gutes gehört.
Kannst ja mal gezielt einen Thread darüber machen, vielleicht bekommst Du Antworten von anderen.
Gruß, Tina
Meine Träume heute, sind Erinnerungen an gestern und Hoffnungen auf morgen.
Lissi
Beiträge: 100
Registriert: 14. Jul 2005, 13:57

Re: Ich kann nicht mehr

Beitrag von Lissi »

Lieber Michael,

genau so verwirrt wie du, so hab ich anfangs auch reagiert, als ich merkte, dass ich nicht mehr funktioniere. Die Erkenntnis traf tief und ich stellte mein ganzes Leben in Frage. Durch das offene Feedback hier konnte ich mir einige Verhaltensweisen selbst erklären. Der Weg vom Verstehen zum Umsetzen ist anfangs schwer, aber wer sagt denn, dass wir alles auf einmal schaffen müssen?

Wenn dir das Reden über dich und deine Gedanken schwer fällt, dann schreibe dir den Kummer ruhig von der Seele. Das Forum bietet dir dafür schon viel Raum. Durch das offene Feedback hier wirst du neue Gedankenwege einschlagen und den Weg gehen, der für dich der richtige ist. Es gab in meinem Leben sogar Situationen, in denen ich meinem Mann Briefe schrieb, weil mir das Sprechen schwer fiel. Er las dann jedes Mal allein. Das Lesen gab ihm auch die Chance, erst mal seine Gedanken zu sortieren, um alles Geschilderte zu verarbeiten. Als er die richtigen Worte gefunden hatte, kam er oft mit Tränen in den Augen zu mir. Das Gespräch danach dauerte dann immer Stunden und ging sehr in die Tiefe.

In einem anderen Beitrag schrieb ich heute u. a. etwas, was auch zu deinem Thread passen könnte:
Zitatanfang: „... in einem Brief bringst du deine Gefühle sehr offen und ehrlich zum Ausdruck Man kann alles – ohne Unterbrechung durch das evtl. Feedback eines Gesprächspartners - hintereinander wegschreiben, was einem einfällt. In Gesprächen gibt es oft Zwischenfragen, die sehr beeinflussen können und die Unterhaltung u. U. in eine ganz andere Richtung lenken können, die man eigentlich einschlagen wollte.

Selbst wenn man mal einen Brief doch nicht abgibt, so fühlt man sich leichter, weil die Gedanken auf einem Stück Papier sind. Und dieses Papier lässt sich bearbeiten:

Eine Freundin hat einmal in einem psychologischen Seminar einen „Wutzettel“ mitbekommen. Der musste kopiert werden. Immer wenn man sich über etwas oder jemanden ärgerte, sollte man den Anlass draufschreiben und den Zettel anschließend zerknüllen und wegwerfen (möglichst ins Feuer). Sie sagte, dass sie mindestens ein ganzes Paket Kopierpapier im Laufe eines Jahres auf diese Weise bearbeitet hat. Irgendwann hatte sie nicht mehr genug Wut, um alles aufzuschreiben. Dann klappte schon allein die Vorstellung des Zerknüllens und sie fühlte sich besser. Heute imponiert sie mir mit ihrer Ausgeglichenheit. Ob wir auch noch dahin kommen?

In den letzten Tagen hab ich mir vorgestellt, dass ich meine Maske eigentlich gar nicht los werden möchte, weil sie mir auch schon in vielen Situationen einen gewissen Schutz vor Verletzlichkeit sicherte. Vielleicht konnte ich überhaupt nur verletzt werden, weil ich diese Maske ein Stück hochgehoben hatte. Wahrscheinlich kann man ohne Maske gar nicht leben, jedenfalls nicht, wenn man sich eine gewisse Sensibilität bewahren will. Und seinem Naturell sollte man nicht untreu werden. Es ist nur so schwer, in der heutigen Zeit Sensibilität auch zu leben. Es gilt hierzulande immer noch als ein Zeichen für Schwäche.

Der Spruch: „Eigentlich bin ich ganz anders – Ich komme nur so selten dazu!“ trifft immer noch zu....“ Zitatende.

Wenn du dich lange genug mit dir selbst beschäftigt hast, fällt dir vielleicht auch irgendwann das Sprechen leichter. Es ist ein großer Gewinn, dass du deine Frau hinter dir weißt. Es heißt: Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden! Und da steckt viel Wahrheit drin. Wie soll denn jemand wissen, wann er uns verletzt oder auch mal gut tut, wenn wir unsere Gefühle hinter unserer Maske verbergen?

Auch die Fachleute können nur die richtigen Diagnosen über uns stellen, wenn wir ihnen gegenüber die Maske fallen lassen. Glaub mir, ich selbst weiß, wie schwer das manchmal sein kann. Es gelingt mir auch heute noch nicht immer auf Kommando.

Diese ‚Weisheiten’ hab ich für mich erkannt im Laufe der letzten Wochen. Anfangs überwältigten mich die Gefühle und machten mir Angst. Viele Erkenntnisse waren mir peinlich, machten mich wütend oder traurig. Mittlerweile bin ich aber neugierig geworden, wie es wirklich in mir aussieht und ich bin dabei, mich selbst kennen zu lernen.

Dabei erhoffe ich mir auch Antworten auf meine Fragen bei meinem teilstationären Klinikaufenthalt. Ich werde mir ganz viele Fragen aufschreiben, auf die ich eine Antwort suche. Ob ich sie tatsächlich stellen werde? Keine Ahnung!

Mag sein, dass dein Weg anders aussieht. Lass dir einfach Zeit und orientiere dich erst mal und stelle fest, wo du stehst. Dann such dir ein Ziel. Und darauf gehst du zu.

Ich gebe zu, das klingt einfach und ein wenig pauschal. Aber ... ein Versuch ist es doch wert, oder?

Liebe Grüße
Lissi




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