Depression und Job - wie bewältigen?

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asteraki
Beiträge: 7
Registriert: 21. Jun 2005, 07:10

Depression und Job - wie bewältigen?

Beitrag von asteraki »

Hallo Ihr alle im Forum,

ich bin noch ganz neu hier, habe aber schon viel gelesen in der letzten Woche. Seit Anfang April geht es mir nicht gut. Es wurde psychiaterseitig "somatoforme Störung" diagnostiziert, weil ich verstärkt Herzrasen und Magenschmerzen hatte ("stress-triggert"), aber mittlerweile gehe ich davon aus, dass ich (zusätzlich? war vielleicht versteckt?)eine Depression hab, da mir vieles, was ich hier lese ziemlich bekannt vorkommt. Ich bin in verhaltenstherapeutischer Behandlung (auch Hypnotherapie) und kriege Medis. Einen Durchbruch hab ich damit noch nicht geschafft. Geduld?!

Ich bin jetzt seit 5 Wochen wieder arbeiten und es fällt mir noch immer unendlich schwer. Ich kann mich nicht richtig konzentrieren, kriege immer noch Herzrasen (organisch ist alles gesund!) und Panik vor Überforderung (Gedanken wie: "Ich schaffe das nicht!" - "Man früher ist dir das doch so leicht gefallen." - "Hoffentlich kommt jetzt keiner und verlangt zu viel von mir." -etc.pp). Das alles kannte ich vorher nicht. Hab zwei Studienabschlüsse gemacht und mich wohlgefühlt in meinem Job. Und ich will im Job echt nicht auffallen, also halte ich mich (manchmal mehr schlecht als recht). Obwohl ich ein sehr offener Mensch bin, halte ich mich mit Erklärungen über meine Gesundheit hier bei der Arbeit zurück. Nur ganz wenige wissen Bescheid.

Zu Hause lasse ich mich dann meistens fallen. Aber das schlechte Gewissen, meinem Freund, oder auch meinen Eltern gegenüber, die weiter weg wohnen, aber trotzdem natürlich mitkriegen, dass es ihrer Tochter immer noch nicht gut geht, das schlaucht sie ganz schön. Sind auch nicht mehr die Jüngsten.

Könnt Ihr mir etwas dazu schreiben, wie Ihr mit Eurer Depression den Job bewältigt kriegt. Ich freue mich über Eure Antworten.

Alles Liebe
Asteraki
Speranza
Beiträge: 385
Registriert: 9. Apr 2005, 13:58

Re: Depression und Job - wie bewältigen?

Beitrag von Speranza »

Hallo Asteraki,
Herzrasen Tag und Nacht kenne ich gut - damit hat sich meine Krankheit anfangs bemerkbar gemacht.
Doch solche Symptome haben ganz viel mit Angst zu tun - ob es in deinem Fall mit Depressionen einen Zusammenhang gibt, können dein Arzt und dein Therapeut dir bestimmt beantworten.
Bei mir war das der Fall, Therapie und Medikation haben mir da sehr geholfen.In schlimmen Phasen der Depression konnte ich mich nämlich auf nichts konzentrieren. Ich hatte auch regelrechte Denkblockaden- z.B hatte ich schon nach zwei Schritten vergessen was ich gerade erledigt hatte oder noch erledigen wollte. An Stelle von Verständnis reagierten meine KollegInnen mit Ärger Ablehnung und ich fühlte ich noch mehr unter Druck gesetzt.
Wie bei dir drehte sich dann die Gedanken-Angstspirale und machte alles noch schlimmer.
Mir haben drei Dinge wahnsinnig geholfen:
a)die Therapie, in der ich lernte hinter meine Angst zu gucken(was will sie mir sagen),
b) die Medikation (u.a. Edronax gegen die Konzentrationsprobleme u.a.)
und c) Verhaltenstipps: ausprobieren, wie ich mich selbst beruhigen kann. Also z.B. tief Luft holen, negative Gedanken stoppen, Arbeitsplan machen/ Hosentaschenzettel - was habe ich erledigt(aufschreiben!), was ist noch zu tun (in kleinen Schritten notieren).
Tja, und vielleicht muss ich oder auch du? akzeptieren, dass wir nicht immer perfekt sein können. Vielleicht ist es ein Zeichen, dass wir Zeit zum Kranksein brauchen, vielleicht auch ein Signal, dass der Job zur Zeit nicht der richtige ist?
Egal, ich wünsche dir dass du dir die Zeit nimmst, die du brauchst und mit Hilfe deines Therapeuten Stück für Stück weiter kommst! Keine Angst, es wird.
Ursula
ursus
Beiträge: 159
Registriert: 22. Apr 2004, 12:52

Re: Depression und Job - wie bewältigen?

Beitrag von ursus »

Hallo Asteraki,

Depression und Job passen meistens nicht gut zusammen. In vielen Fällen ist das psychosoziale Umfeld ein wesentlicher Kofaktor bei Depressionen. Und der Beruf gehört nun einmal zu den wichtigsten Komponenten der psychosozialen Umgebung. Wir verbringen ja ziemlich viel Zeit auf der Arbeit - letzten Endes ist das Lebenszeit, über deren sinnvolle Verwendung man sich ab und zu Rechenschaft ablegen sollte.

Du sagst, dass Du Dich überfordert fühlst. Ist es echte, d.h. objektive Überforderung, oder ist es (lediglich?) so, dass Du Deiner selbst gesetzten Idealvorstellung momentan nicht gerecht werden kannst? In beiden Fällen solltest Du versuchen, Einfluss auf Deine Umwelt bzw. Deine Wahrnehmung der Umwelt zu nehmen. Überforderungssituationen lassen sich beseitigen - sei es durch verbessertes Zeitmanagement, durch aktives Einlegen von Pausen, um einmal Luft zu holen, durch Gespräche mit dem Vorgesetzten, durch Veränderungen der Aufgabenverteilung in der Organisationseinheit usw. Ich persönlich habe eine leichte Überforderung immer als angenehmer empfunden als eine Unterforderung. Glaube mir, es gibt nichts Elenderes, als wenn Du im Büro sitzt, nichts zu tun hast und Dich fragst, wofür Du soviel Zeit investierst. (Natürlich gibt es, gerade im öffentlichen Dienst, genug Menschen, die diese Haltung zu kultivieren verstehen. Aber sie tragen damit weder zum Organisationszweck etwas bei, noch dienen sie der Entwicklung ihrer eigenen Persönlichkeit.)

Du schreibst, dass Du im Beruf nicht auffallen willst. Ich halte diese Einstellung für problematisch. Wenn Du tatsächlich krank bist, dann wirst Du immer auffallen. Ich finde, das ist das einzig Beruhigende an der Depression: dass Du den Modus des Nicht-Funktionierens darstellst, also einen Widerstand im System. Insofern hat Depression geradezu etwas Revolutionäres - sie macht darauf aufmerksam, wie angepasst sich viele gegenüber einem System (Arbeitsmarkt, Berufsleben, Angestelltendasein) verhalten, dessen Mechanismen sie ausgeliefert sind, ohne sie beeinflussen zu können. Als Angestellter ist man dazu verurteilt zu dienen, und alle Vorkehrungen, die es dem Angestellten ermöglichen sollen, sich in seiner Rolle wohl zu fühlen, haben letztlich nur den Zweck, das Funktionieren des Angestellten sicherzustellen.

Und wenn der Angestellte auf einmal nicht mehr funktioniert? Dann reagiert das System erbarmungslos, dann liegt die Perfidie des Systems offen. Man schickt Dir den Betriebsarzt auf den Hals oder Abmahnungen ins Haus. Das ist alles andere als angenehm. Aber die Tatsache, dass da etwas nicht mehr funktioniert, ist per se interessant.

Das Traurige ist: Du kannst kein "Arrangement" erzielen, das einen Waffenstillstand zwischen dem Arbeitgeber und Dir garantiert. Aber Du hast die Chance, Deine Persönlichkeit zu retten. Und letztlich kommt es nur auf Deine Integrität an, nicht auf das Funktionieren im Berufsleben. Verabschiede Dich von dem Wunsch, funktionieren zu wollen, ohne aufzufallen! Bekenne Dich dazu, dass Du nicht (mehr) so funktionierst, wie man es von Dir erwartet! Rette Dein Sosein vor der Entfremdung, die Dir im Angestelltendasein immer droht!

Du musst Dich entscheiden: Entweder Du nimmst die Krankheit ernst oder Deinen Arbeitgeber. Wenn Du Dich für Deinen Arbeitgeber entscheidest, dann gibt es eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass es gut geht - wahrscheinlicher ist aber, dass die Krankheit desto nachhaltiger zuschlägt. Wenn Du Dich dafür entscheidest, ein Auskommen mit Deiner Krankheit zu finden, hat Dein Arbeitgeber immer schon verloren. Aber darauf kommt es nicht an. Sondern nur darauf, ob Du Deine Individualität bewahren kannst.

Viele Grüße
ursus
asteraki
Beiträge: 7
Registriert: 21. Jun 2005, 07:10

Re: Depression und Job - wie bewältigen?

Beitrag von asteraki »

Hi Ursula,

ganz lieben Dank für deine Antwort. Die drei Dinge, die Dir geholfen haben, habe ich auch schon in mein Repertoire aufgenommen und ich sehe mittlerweile ganz kleine Schritte der Besserung. Habe auch wieder angefangen regelmäßig Entspannungs-Cds und Selbsthypnose-Cds zu hören und diese auch zu genießen. In Zeiten, wo ich vollkommen angespannt bin, da klappt es nicht, aber ich versuche trotzdem durchzuhalten und bis zum Schluss dabei zu sein. Es ist nicht so leicht "bei sich selbst zu bleiben" (wie es so schön heißt), wenn man am liebsten weglaufen möchte, wegen der Unruhe. Und es stimmt, ich bin ein sehr perfektionistischer Mensch, dem es jetzt an Geduld und Vertrauen zu sich selber fehlt, der nicht die kleinen Steps, sondern den Schalter einfach umstellen, bevorzugt. Aber ich hab verstanden, dass es nicht geht, es wäre zu schön gewesen, wenn es einfach per Knopfdruck wegginge, und ich wieder die Alte wäre. Ich nehme mir jetzt die Zeit und versuche die kleinen Schritte zu registrieren und hier bei der Arbeit eben vielleicht 50 % dessen zu erledigen, was ich sonst schaffe. Ich danke dir sehr für deine Antwort. Du hast das gut erkannt mit dem Perfektionismus.
Alles Liebe
asteraki
asteraki
Beiträge: 7
Registriert: 21. Jun 2005, 07:10

Re: Depression und Job - wie bewältigen?

Beitrag von asteraki »

Hi ursus,

vielen lieben Dank für deine Antwort. Du hast recht "der Beruf gehört nun einmal zu den wichtigsten Komponenten des psychosozialen Umfelds", und bei mir war es so, dass ich ein Jahr lang mit einer Kollegin im Raum gesessen habe, die nicht(!) arbeitete, sondern dauernd nur wirklich blödes Zeug quatschte und mich - ohne dass ich es gemerkt habe zunächst - vollkommen auslaugte. Ich arbeitete für zwei und machte immer nach vorne "Friede, Freude, Eierkuchen" (dachte "arme Frau, ist vielleicht krank?"), bis ich dann nicht mehr konnte und sich die Anzeigen der Krankheit bei mir körperlich zeigten. Jetzt sitze ich in einem anderen Raum, was sehr gut ist. Mein Kollege jetzt ist ok. Mich hat besonders erschreckt, wie unmerklich ich an Kraft verloren habe, und wie vehement der Körper dann reagiert, als Schicht war. - Die Überforderung, von der ich sprach ist nicht rein arbeitstechisch gemeint gewesen. Auch kann ich zwischenmenschlich momentan auf der Arbeit nicht locker sein. Ich gehe auf "Schonhaltung", und bin momentan noch sehr froh, wenn man mich ruhig vor mich hinarbeiten lässt. Äußere Stressoren kann ich noch nicht ertragen zur Zeit. Es ist mein Perfektionismus, der mich mit dem "Auffallen" im Job so hadern läßt. Das ist vielleicht ein Punkt der in der Therapie bald aufgegriffen werden sollte. Ich bin noch ganz am Anfang. Ich will meine "Persönlichkeit retten", das fand ich sehr interessant, was du dazu schreibst. Und ich nehme die Krankheitszeichen ernst, ich möchte jetzt dahinter gucken und etwas für mich tun, denn ich hatte anscheinend vorangegangene Warnsignale, die mir mein Körper spiegelte, nicht erkannt.
Alles Liebe und vielen Dank für deine Antwort, asteraki
ursus
Beiträge: 159
Registriert: 22. Apr 2004, 12:52

Re: Depression und Job - wie bewältigen?

Beitrag von ursus »

Hallo Asteraki,

als ich gestern meinen Beitrag abgeschickt hatte, dachte ich, dass ich einmal wieder auf der Theorieebene geblieben bin, ohne auch etwas über mich selbst zu sagen. Dieser Gefahr bin ich in letzter Zeit öfter erlegen. Es klingt vielleicht ein wenig danach, dass ich inzwischen meinen Seelenfrieden gefunden hätte. Dem ist nicht so.

Auch ich kenne Zeiten, in denen ich meinem Beruf mit großem Engagement, mit Überengagement nachgekommen bin. Ich hatte eine verantwortungsvolle Funktion, musste aber in einer kritischen Situation meinen Kopf herhalten und gehen. Dass es so kommen musste, hätte mir viel früher klar sein müssen: Unter den Führungspersonen unseres Projekts war ich der Jüngste, zugleich aber kritisch und unerbittlich an den Projektzielen festhaltend. Wenn Du Dich der Durchschnittlichkeit des Betriebs nicht anpasst, hast Du die Chance, schnell aufzusteigen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass man Dich bei geeigneter Gelegenheit entsorgt, ist immer gegeben. Schau Dir die Führungskräfte in der Wirtschaft an - durch die Bank Paranoiker, die einen nennenswerten Teil ihrer Zeit allein auf Machterhhalt und -ausbau verwenden müssen.

Meinen früheren Chef, der mich schließlich deklassiert hat, habe ich immer als kleinen Hypomaniker gesehen, ein Opportunist mit einem hervorragenden Gespür für die Launen des Vorstands, intellektuelles Mittelmaß, keine Phantasie, aber Machtbewusstsein. Mehr braucht es ja für eine Führungskraft auch nicht. (Und wenn man sich die Nachwuchsführungskräfte sanschaut - die lernen das ganz schnell. Die Anverwandlung promovierter Menschen an intellektuelles Mittelmaß ist in höchstem Maße beunruhigend.)

Als ich meine Funktion verloren hatte (=Mobbing, Teil 1) und schon ahnte, dass die neuen Aufgaben weit weniger spannend sein würden, hat mich die Depression ziemlich heftig heimgesucht. Nach einer Überdosis Schlaftabletten bin ich für zwei Mail sechs Wochen in die Klinik gewandert, und als ich wieder arbeiten konnte, fehlte es zunächst an Aufgaben. Buchstäblich niemand hat mich mehr wahrgenommen (=Mobbing, Teil 2). Mit dem Fehlen von Aufgaben bin ich nur ganz schwer zurechtgekommen. Es kam hinzu, dass ich nunmehr einem Kollegen unterstellt war, mit dem ich zwar jahrelang bereits zusammengearbeitet hatte, der aber mit dem Management seiner Orgsniastionseinheit zwischenzeitlich hoffnungslos überfordert war. Auch er übrigens ein charakterschwacher Opportunist, der nach der Pfeife des Vorstands tanzt.

Inzwischen habe ich konkrete Aufgaben, arbeite viel (mehr, als ich sollte, mein Arbeitsag hat wieder zehn, elf Stunden), aber meine Einstellung hat sich vollkommen verändert. Ich kann den Betrieb, dem ich unterworfen bin, nicht mehr ernst nehmen. Ich habe ein ironisches Verhältnis zur Arbeit entwickelt und erhalte mir in meiner Tätigkeit Freiräume für Aktivitäten, die mir wichtiger sind. Äußerlich soll alles stimmen: Ich bin grundsätzlich tadellos gekleidet (und kann dann im Stillen die Nase rümpfen über Vorgesetzte mit schlecht gebundenen Krawatten, die ihre Hemden im Discounter kaufen...), erfülle meine Aufgaben, erhalte mir aber Räume der Freiheit. Und ich lasse mich nicht soweit verbiegen, meine Tätigkeit als Explanans meiner Persönlichkeit zu akzeptieren. Berufstätigkeit ist für mich inzwischen nur noch reine Lohnarbeit. Wenn ich nicht ein vergleichsweise gutes Auskommen hätte, würde ich schreiben: Lohnsklaverei. Ich versuche, mir aus diesem System alle Vorteile zu verschaffen, derer ich habhaft werden kann. Wenn das System Dich ausbeutet, dann bleibt Dir nur der Weg der Subversion. Wenn Du schon mitmachen musst, dann solltest Du auch alles tun, die Gewinnerseite zu unterwandern.

Das ist der Kern der Sache: Im Berufsleben ist Depression subversiv. Aber Du kannst die Subversion gestalten. Nur wenn es zum Normenverstoß kommt, gibst Du Dir eine Blöße. Wegen des Morgentiefs habe ich zeitweise große Schwierigkeiten, pünktich zur Arbeit zu kommen. Das war schon Gegenstand verschiedener Gespräche mit dem Arbeitgeber. Unpünktlichkeit ist eine eklatante Normverletzung. Aber nachdem ich anfangs massive Schuldgefühle wegen der Normüberschreitung hatte, sehe ich es inzwischen gelassener, ironischer, subversiver. Natürlich, wenn sich jeder diese Rechte herausnehmen würde, bräche der Gesamtorganismus zusammen. Deshalb reagiert das System auf die individuelle Normverletzung auch so unerbittlich. Aber wenn Pünktlichkeit vorübergehend meine Kräfte übersteigt?

Intelligente Menschen können ihren Perfektionismus immer auf verschiedenen Gebieten ausleben. Versuch es mal spaßeshalber mit der Kleidung. Du wirst erstaunt sein, wie viele gutverdienende Menschen in der Öffentlichkeit schlecht gekleidet herumlaufen. Schau Dich um, gerade in der warmen Sommerzeit: Badelatschen allerorten. Das ist doch unästhetisch! Wenn Du Dich besser kleidest als der Durchschnitt, dann hast Du einen Distinktionsgewinn zu verbuchen.

Setzen wir unsere Diskussion fort?

Liebe Grüße
ursus
barney

Re: Depression und Job - wie bewältigen?

Beitrag von barney »

Hallo Ursus,

Dein Beitrag ist einfach Spitzenklasse. Du hast mir aus der Seele gesprochen.

Gruß
Bernd
troeti
Beiträge: 5
Registriert: 21. Apr 2005, 09:34

Re: Depression und Job - wie bewältigen?

Beitrag von troeti »

Hallo ursus,

auch mir hast du aus der Seele gesprochen.
Im Gegensatz zu Dir habe ich es erst nicht wahrhaben wollen, dass ich nicht mehr kann.
Mittlerweile bin ich seit Mitte April krankgeschrieben. Ob ich wieder zurück ins Management gehe weis ich noch nicht. Ich kann diese permanenten Kämpfe, die auf meiner Ebene üblich sind nicht mehr ertragen. Zur Zeit muss ich eher zusehen, dass ich wieder Fit werde und am Leben wider Interesse finde.
Der Perfektionismus, dem Du mit Deiner Kleidung an den Tag legst finde ich interessant. Ich habe mir eher Freizeitsachen zugelegt und finde es toll locker herumzulaufen.

Dein Beitrag hat mich sehr gefreut.

Liebe Grüße


Stephanie
asteraki
Beiträge: 7
Registriert: 21. Jun 2005, 07:10

Re: Depression und Job - wie bewältigen?

Beitrag von asteraki »

Hallo Ursus,

du hilfst mir sehr mit dem was du schreibst. Ich fühle mich nur noch ganz am Anfang. Muß mich erst wieder beim Job einfinden und das Gefühl wiedererlangen, dass die Arbeit die ich mache mir wieder gefällt. Über dieses Stadium bist du schon hinaus. Aber ich habe bei mir auch gemerkt, dass mit den Jahren, wo ich jetzt hier tätig bin mein Idealismus und mein Einsatz ziemlich auf der Strecke geblieben sind. Zu viele Umstrukturierungen und Arbeitsplatzwechsel haben dazu beigetragen. Ich hab meinen Job immer gerne gemacht, habe nette Kollegen und vor allem einen netten Chef und Abteilungsleiter. Aber ich sehe - ähnlich wie du - meine Arbeit fast nur noch als Lohnerwerb. Das war auch mal anders. Ich habe viele andere Interessen und sie bilden einen Ausgleich zum Job und dafür bin ich froh. Ich will nur den Job nicht verlieren und es fällt mir momentan noch schwer mich wieder richtig einzugliedern. Bin irgendwie noch nicht stark genug. Bei dir ist es schon eine Weile her, dass du dich wieder "einfinden" mußtest und es war, wie ich verstanden habe, auch mit vielen Veränderungen verbunden. Meine Bewunderung, dass du das gut hingekriegt hast. Natürlich hat sich deine Einstellung verändert, aber das ist bestimmt ok so. Mir hat deine Mail in jedem Falle Mut gegeben. Ich muß für mich jetzt verstehen, dass ich nur in kleinen Schritten weitergehen kann. Ich hab noch ziemliche Ängste, du weißt schon "wegen dem Nicht-funktionieren oder auffällig werden" hier im Job. Ich hab auch ein bißchen an meiner ambulanten Therapie zu "knabbern" momentan. Morgen ist der nächste Termin (4. Therapiestunde) und die letzte war gar nicht gut. Letzte Woche Dienstag bin ich schon ganz schön durchgerüttelt worden, wollte schon aufgeben, weil ich dachte mein Therapeut versteht mich nicht. Und wer sollte mich verstehen, wenn nicht er. Ich hab mich wieder aufgerüttelt und nach einem genommenen U-Tag am Mittwoch letzter Woche ging`s dann wieder. Morgen steht der nächste Termin an und ich hab Schiss. Ich weiß, dass die Lösung nicht jemand anderer für mich herbeiführen kann, der Therapeut kann den Prozess nur steuern, aber ich hatte mich - wie ich feststellen mußte - zu sehr auf ihn verlassen. Mein Fehler, denke ich. Es muß aus mir heraus kommen. Und ich muß "die kleinen Schritte" verinnerlichen und darf nicht bei jedem kleinen Rückschlag gleich wieder frustriert sein. War das bei dir auch ein "Prozess der kleinen Schritte"? Geduld und Vertrauen zu mir selber muß ich wiederfinden. Ich danke dir sehr für deine Mails.
Alles Liebe
Asteraki
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