Cortison....Nebenwirkungen???

Antworten
Mandalay
Beiträge: 6
Registriert: 14. Jun 2005, 22:42

Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Mandalay »

Ich hatte sechs Woche lang eine Behandlung mit einem Cortisonpräparat, danach hat irgendetwas einen Depressionsschub ausgelöst( erstmalig),mein Arzt hat beiläufig erwähnt, daß das zusammenhängen kann?
Ich habe noch nicht nachgefragt, aber vielleicht weiß auch hier jemand eine Antwort?
Xavro
Beiträge: 807
Registriert: 12. Sep 2004, 21:22
Kontaktdaten:

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Xavro »

Hallo Helga,

Kortison kann tatsächlich als Nebenwirkung eine Depression verursachen, was jedoch wohl eher selten ist.

Ich würde das aber nicht überbewerten, sondern auch nach anderen potentiellen Auslösern suchen. Die Wahrscheinlichkeit dass es nur ein zufälliger Zusammenhang war, ist sicher größer.

Ich weiß nicht genau, wie das bei Kortison ist, aber soweit ich weiß vergehen medikamenteninduzierte Depressionen nach dem Absetzen der Medikamente wieder.

Vielleicht war ja die eigentliche Erkrankung, für die das Kortison verschrieben wurde, der Auslöser. Es ist nicht ungewöhnlich, dass durch eine Krankheit eine latente Depression an die Oberfläche kommt.


Gruß
Xavro
------


Besucht mich doch einmal:


http://www.ak-medizin.de (u.a. mit Informationen zu Antidepressiva)


http://www.ak-extra.de
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Denker »

Cortison wird vom Körper in das Stresshormon Cortisol umgewandelt. Bei den meisten Depressiven findet man erhöhte Cortisolspiegel. Könnte also durchaus passen.
Gruß
Denker
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Nico Niedermeier »

Cortison ist kein seltener Auslöser von Depressionen sondern ein ganz häufiger...anders herum gesagt: Viele Menschen die Cortison nehmen entwickeln eine pharmakogene Depression
Dr. Niedemeier
Heckenrose
Beiträge: 243
Registriert: 31. Mär 2003, 16:31

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Heckenrose »

Hallo Dr. Niedermeier,

ist das dosisabhängig bzw. kann man sagen, dass bei Depressiven eher eine neue Krise auftreten kann als bei psychisch stabilen Menschen? Ich frage, weil Cortison bei der Behandlung von akuten Cluster-Episoden recht häufig eingesetzt wird. Mein Cluster ist zwar momentan recht ruhig, aber es gab auch ganz andere Zeiten. Wäre wirklich hilfreich, wenn ich dazu mehr erfahren könnte.

Danke und Gruß,
ele
Meeresbriese
Beiträge: 7
Registriert: 21. Mai 2005, 03:56

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Meeresbriese »

Cortison ist sozusagen synthetisches Cortisol. Cortisol ist ein Stresshormon (wie Denker schon gesagt hat). Cortisol wirkt aber auch hemmend auf bestimmmte Substanzen im Gehirn, darunter CRF, was sehr "depressive" Effekte hat. Wenn man über einen längeren Zeitraum Cortison einnimmt, kann es sein, dass die Rezeptoren, welche hemmen, sich an den erhöhten Spiegel gewöhnen (woraufhin die Rezeptorenzahl abnimmt). Wenn dann das Cortison abgesetzt wird, entfällt plötzlich diese starke Hemmung und CRF nimmt zu und mit CRF dann auch tatsächlich die Cortisolausschüttung (möglicherweise depressive Symptomatik!). Cortison wirkt auf jeden Fall eben auch auf das Gehirn und kann dort zu Veränderungen führen. Symtome der Depression müssten dann Unruhe, Ängstlichkeit, Grübeln, verminderter Appetit sein (rein theoretisch, nach dem was man weiß, falls das alles so stimmt )

Sorry, weiß nicht ob das verständlich ist und sollte auch nicht klugscheißerisch klingen oder so, aber finde das total spannend und mir hat das einiges erklärt (und das war ne Erleichterung).
Captain Kirk
Beiträge: 633
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Captain Kirk »

>Cortison ist kein seltener Auslöser von Depressionen sondern ein ganz häufiger...anders herum gesagt: Viele Menschen die Cortison nehmen entwickeln eine pharmakogene Depression
Dr. Niedemeier<

Hallo Dr. Niedermeier,

kann das schon nach 8wöchiger hochdosierter Gabe von Cortison per Tropf mit anschließendem abruptem Absetzen passieren?

Gruß
c.
Caira
Beiträge: 25
Registriert: 10. Jun 2005, 12:14

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Caira »

hallo!
ich hätte da auch eine frage.
wie hoch muss cortison dorsiert sein, um möglichwerweise eine depression auszulösen?
ich begebe mich gerade in behandlung und suche nach ursachen.
ich habe asthma und nehme symbicort ein, welches ein kombipräp. mit cortison ist.
reicht das schon aus?

gruß caira
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Nico Niedermeier »

Tja....ich bin leider nur ein gewöhnlicher Arzt und kein Superpharmakologe insofern ist mein Detailwissen in diesem Kontext auch etwas begrenzt...aber zumindest soviel:
Sowohl die Gabe von Cortison im Tropf als auch ein abruptes Absetzen kann ängstlich machen und unter Umständen auch eine Depression auslösen...und ich kenne Betroffene die um die 8 mg Prednisolonäquivalent gegen Asthma genommen haben und hierdurch eine Depression bekommen haben.....Cortison kann ein sehr wichtiges, manchmal auch lebenswichtiges Medikament sein, aber es kann als NW auch depressogen wirken....ich z.B. musste nur mal eine Woche um die 20 mg Prdnisolon nehmen und wurde hierdurch schon ziemlich dysphorisch und ängstlich (und ich bin sonst ziemlich hyperthym:-)....
aber cave, keine Panik bei dem jetzt geschriebenen, denn in der Regel merkt man den Zusammenhang als Betroffener ganz deutlich und auch wenn es keine Rarität ist, ist es beileibe nicht so, dass jeder 10. der Cortison nimmt auch Depro wird...
und noch eins...es gibt ganz verschiedene Cortisone, die eine unterschiedliche "Potenz" besitzen, insofern können 5 mg von dem einen soviel wie 100 mg von einem anderen sein...das muss man in den eigenen Überlegungen berücksichtigen..vieleicht liest Caroline ja noch ab und zu mit...Sie könnte uns als Pharmakologin bestimmt noch viel mehr dazu sagen..
dr. Niedermeier
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Nico Niedermeier »

ach ja...noch als Anmerkung: Cortisonsprays werden vom Körper nicht aufgenommen, sie bleiben nur in der Lunge, folglich kann ein Spray nichts auslösen...
Dr. Niedermeier
Captain Kirk
Beiträge: 633
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Captain Kirk »

Hallo Dr. Niedermeier,
danke für die Ausführungen.

Caroline, falls Du mitliest...vielleicht kannst Du tatsächlich noch was dazu sagen? Um genau zu sein, wie es mit 1000 mg Urbasan über 8 Wochen steht. Das war schon ein ganz schöner Hammer wie ich fand ...

Gruß
c.
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Caroline1 »

Hallo und danke für euer Vertrauen *schwitz*

Soviel ich weiß zum Thema Cortison bzw kortisonhaltige Präparate, wie man das heute so schön nennen muss, und Depressionen besteht schon die Möglichkeit, dass eine längerfristige Gabe von Cortison durchaus einen Deprischub nach sich ziehen kann. Unter einer längerfristigen Gabe verstehe ich persönlich auf jeden Fall 1000mg Urbasan 8 Wochen lang, captain. Da würde ich einen Zusammenhang wirklich nicht ausschließen. Umso mehr es sich dabei um eine nicht selektive Substanz handelt ( ist es nicht Dexamethason? Bin mir da jetzt nicht ganz sicher ), die ganz bestimmt bei allen metabolischen Prozessen, in denen Corticoide im Körper wirken, eingreift und es somit zu Wechselwirkungen oder ganz allgemein Nebenwirkungen diesbezüglich kommen kann.

Anders verhält es sich aber mit diesen Asthmasprays. Die wirken wie Dr Niedermeyer ja auch schon sagte, nur lokal in der Lunge und werden von da kaum in den allgemeinen Blutkreislauf resorbiert und können eigentlich somit auch kaum Nebenwirkungen dieser Art hervorrufen. Theoretisch ist natürlich nichts unmöglich, aber ich halte diese Wahrscheinlichkeit wirklich für sehr sehr gering.

Ich selber muss auch von Zeit zu Zeit cortisonhaltige Medis nehmen ( unter anderm auch Asthmasprays ), konnte bisher aber glücklicherweise noch nie Nebenwirkungen im Sinne von Depressionsauslösung im weitesten Sinn feststellen. Die einzige Wirkung, die Cortison ( in Tabletten- oder Injektionsform, hab ich leider auch schon Erfahrungen mit ) auf meine Psyche hat, ist dass ich kurzfristig euphorisch und allgemein unruhig werde. Wobei dies meine persönlichen Erfahrungen sind, also ist das jetzt keinesfalls als hochwissenschaftliche Aussage zu sehen.

Mir fällt auch grad ein, ohne dass ich das jetzt genauer recherchiert habe, dass es durchaus auch andere Immunsupressiva gibt ( Cortison unterdrückt ja ganz allgemein das Immunsystem ), die Depressionen auslösen können, wie zB Interferone. Ich könnte mir zumindest theoretisch vorstellen, dass es einen Zusammmenhang zwischen unterdrückten körperlichen Abwehrmechanismen und Depressionen gibt. Aber wie gesagt, ich habe mich dazu jetzt nicht näher informiert, das ist jetzt eher ein Gedankeneinwurf von mir.

Ich hoffe, ich konnte ein bisschen weiterhelfen und wünsch euch allen einen schönen Resttag *nochmal schwitz*

Caroline
Captain Kirk
Beiträge: 633
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Captain Kirk »


Hallo Caroline,
danke für den Gedankenwurf.
Es ist doch immer wieder schön, wenn die "alten" Spezialisten noch irgendwo im Forum sind und dann und wann wieder auftauchen.

Gruß
c.
Heckenrose
Beiträge: 243
Registriert: 31. Mär 2003, 16:31

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Heckenrose »

Vielen Dank für die umfassenden Antworten!

Gruß,
ele
Emily77
Beiträge: 1
Registriert: 4. Nov 2005, 15:05

Re: Cortison....Nebenwirkungen???

Beitrag von Emily77 »

Hallo zusammen.

Möchte eigentlich nur kurz etwas zu dem Beitrag von Xavro zufügen.
Mir ist klar das dies ein Forum ist und das jeder alles schildern kann wie er es möchte. Denke aber, das man dies nur tun sollte wenn man wenigstens ein bißchen Ahnung davon hat oder selbst Erfahrungen gemacht hat! Keine Mutmaßungen bitte!
1. Es stimmt nicht das Depressionen selten sind bei Cortison.
2. Die Worte "nicht überbewerten" und "zufälliger Zusammenhang" sind herunterspielend und nicht richtig.
3. Das absetzen der Medikamente bedeutet noch lange nicht das sich wieder alles normalisiert bzw. das die Depression weg ist. Viele berichten das sie Monate lang nach dem absetzten bzw. ausschleichen immernoch zu nichts zu gebrauchen waren.

Bin selbst betroffen von Cortison und ihren üblen Nebenwirkungen u.a Depressionen. Möchte Cortison nicht schlecht reden, weiß genau wie wichtig es sein kann und das es sehr individuell ist, dennoch ist es eine sehr schlimme Zeit für mich, hauptsächlich durch das Cortison (wie für sehr sehr viele andere Menschen auch).

Liebe Grüße und ganz viel kraft an euch!!!
Das war die Emily

Ps: Viele sind auch leicht und schnell gereizt vom Cortison *unschuldig schau*
Antworten