Psychotests

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Wombat
Beiträge: 9
Registriert: 9. Jun 2005, 21:16

Psychotests

Beitrag von Wombat »

Hallo zusammen,
nachdem ich immerhin 1 1/2 Jahre wg. Depressionen arbeitsunfähig geschrieben war, möchte ich jetzt wieder arbeiten und fühle mich auch fit dafür. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass eine neue Stelle - z.Zt. bin ich arbeitslos - mein Allgemeinbefinden erheblich verbessern würde.
Nun habe ich gerade mal den Selbsttest gemacht, mit der festen Überzeugung, dass jetzt NICHT mehr eine "Depression" herauskommt... Pustekuchen, schon mit
- gedrückter Stimmung
- innerer Unruhe
- fehlendem Selbstvertrauen und/oder fehlendem Selbstwertgefühl
- negativen Zukunftsperspektiven und/oder Hoffnungslosigkeit
bin ich wieder voll dabei. Aber sind das nicht Stimmungen, die JEDE/R Arbeitslose hat? Müssten dann nicht theoretisch mind. 6 Mio. Deutsche depressiv sein?
Wie zuverlässig und seriös sind eigentlich diese Psychotests?
Bei mir stehen evtl. jetzt wg. einer Reha-Maßnahme Tests bezügl. meiner Berufstauglichkeit an. Ich mache mir wirklich Sorgen, was da dann wohl herauskommen wird...
Ich erinnere mich an ein Statement von einem Arzt, der letztens sinngemäß im Fernsehen gesagt hat, man "käme heute immer leichter in die Psychiatrie und immer schwerer wieder raus". Macht Euch das nicht auch Angst, dass Ihr ständig von den Urteilen irgendeines Arztes abhängig seid, dass Psychotests, die in ein paar Jahren vielleicht schon wieder überarbeitet werden, über Euer Leben, Eure Arbeit, Eure Medikamente entscheiden?
Echt, ich mache 3 Kreuze, wenn ich irgendwie wieder schnell Arbeit finde und mir die Reha und die ganzen Tests ersparen kann... Schon bei meinem letzten Amtsarzt-Besuch fand ich es einfach nur fürchterlich, schon wieder einer fremden Person meine ganz privaten Sorgen und Ängste anzuvertrauen. Hoffentlich, hoffentlich ist der Zirkus bald vorbei und ich kann das alles hinter mir lassen und einfach nur wieder ganz normal arbeiten und leben.
Viele Grüße
Wombat
Belinda
Beiträge: 8
Registriert: 17. Jun 2005, 18:16

Re: Psychotests

Beitrag von Belinda »

Hallo Wombat,

(das sind doch die Tierchen aus Australien. Oder?)

Ich kann dich sehr gut verstehen und ich denke auch, dass es normal ist, wenn man so lange Arbeitslos war, dass man sich so fühlt. Ich war ein halbes Jahr arbeitslos und zum Ende hin fand ich es auch nur noch schrecklich und hatte die Befindlichkeiten wie du. Muß so ein Test denn sein?

Kannst du den nicht falsch beantworten? Gut, bringt dir vielleicht auch nichts, aber ich glaube auch, dass arbeiten einen wenigstens wieder mehr das Gefühl gibt, man ist etwas Wert und kann was. Gut, es ist auch hart zu arbeiten, wenn man sich mies fühlt, aber bisher habe ich es immer geschafft und meistens war es ganz schlimm, wenn ich Feierabend hatte. Auf der Arbeit muß ich funktionieren, keiner weiß, was mit mir ist und ich bin abgelenkt. Einziger Nachteil ist, ich kann mich schlecht konzentrieren, kann mich auch teilweise am Telefon schlecht ausdrücken und habe das Gefühl langsam zu sein, aber egal, es hat sich noch keiner beschwert. Dadurch zweifel ich zwar auch oft an mir und meinen Fähigkeiten, aber das ist für mich normal. Habe schon immer so gelebt und kenne es nicht anders.

Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass es klappt mit einer Arbeitsstelle und wünsche dir auch allgemein viel Kraft und alles Gute.
rowibo
Beiträge: 62
Registriert: 17. Apr 2003, 17:34

Re: Psychotests

Beitrag von rowibo »

Hallo Wombat,

laß Dich doch nicht von dem Online-Selbsttest verrückt machen. Der dient doch gar nicht dem Zweck, zu dem Du Ihn gerade verwendet hast. Der Test ist doch mehr ein "Screening" für Menschen, die nicht wissen ob sie Depression haben oder nicht und als Entscheidungshilfe ob sie zum Arzt gehen sollen oder nicht. Der Test erzetzt auch keine ärztliche Diagnose.Im Endeffekt kommst Du nicht daran vorbei, Dich selber zu beurteilen (ohne Test).

alles Gute, das wird schon

rowibo
Wombat
Beiträge: 9
Registriert: 9. Jun 2005, 21:16

Re: Psychotests

Beitrag von Wombat »

Hallo Belinda, hallo rowibo,
habt vielen Dank für Eure guten Wünsche. Stimmt, Belinda, Wombats sind australische Beuteltiere... ich finde sie ganz niedlich, schau nur: http://www.das-tierlexikon.de/wombats.htm
Ja, rowibo, ich hoffe, dass es zukünftig nur darum geht, wie ICH mich einschätze. Ich mache mir halt auch Gedanken, weil ich nicht weiß, was mich da noch alles für Tests in dieser Reha-Maßnahme erwarten. So wie ich den Amtsarzt verstanden habe, wird da wohl auch herausgefunden, wieviele Stunden ich täglich belastbar bin. Das wiederum könnte sich auf die Höhe meines ALG 1 auswirken. Habe ich Pech und stelle mich wieder blöd an (wie bei meinem letzen Gespräch mit dem Amtsarzt der Arbeitsagentur), bekomme ich nur das ALG einer Halbtagskraft.
Andererseits: Sind diese ganzen Sorgen und Ängste nicht auch wieder ein Zeichen dafür, dass ich eben doch noch nicht wirklich gesund bin?
Geht es Euch auch manchmal so, dass Ihr gar nicht mehr wisst, was jetzt eigentlich "normal" ist und wo es schon wieder ins Kranke, in die Depression, abrutscht? Dass Ihr Euch eben manchmal gar nicht sicher seid, was mit Euch wirklich los ist? Ich meine, dass meine ganzen Verhältnisse, meine Umgebung instabil ist (Arbeitslosigkeit, Verlust der letzten Wohnung wg. Hausverkauf, Todesfälle in der Familie etc. etc.), geht mir ja schon mächtig an die Substanz. Aber dass ich mich mit mir selbst nicht mehr auskenne, manchmal völlig verunsichert bin, was mit mir eigentlich los ist und ob ich mir selbst noch trauen kann (seit einiger Zeit habe ich z.B. manchmal beim Weggehen Angst, dass ich vergessen habe, die Kippfenster zu schließen, dass der Herd vielleicht noch an ist etc.), das ist eigentlich neu. Meine Mutter würde sagen: "Is normal, hab ich auch oft, dass ich nicht weiss, ob das Bügeleisen aus ist." Beim Psychotest käme aber wahrscheinlich irgendeine Zwangsneurose raus. Wem oder was kann man eigentlich noch trauen?
Ach, egal.
Viele Grüße
Wombat
fish
Beiträge: 423
Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Psychotests

Beitrag von fish »

Hallo Wombat,
normal ist, wenn man glaubt, der Herd ist noch an, und geht nochmal zurück in die Wohnung, um zu gucken. Normal ist auch, wenn einem das am nächsten Tag wieder passiert. Es weist eher auf Vergesslichkeit hin.

Zwangshandlung ist, wenn man glaubt, der Herd ist an, zurück geht und wieder raus. Sofort wieder glaubt der Herd ist an, und 5x rein und raus geht, um zu prüfen. Und irgendwo sich befindet und dauernd an den Herd denkt, obwohl man geprüft hat. Ich weiß das von einer Kollegin, die psychisch erkrankt war und mir von ihrem in die Wohnung Zurückgeh- und Prüfzwang erzählt hat. Das kann quälend sein, man macht es, obwohl man gleichzeitig weiß, es ist unsinnig.

Ich bin sicher, das hast du nicht. Mach dir kein Kopp.

Liebe Grüße

die Wanda

Meine Tochter, erwachsen, erzählte mir von ihrer schrecklichen "Kaffee-Sucht" im Büro. Hochdramatisch, und das sie dringend was dagegen unternehmen muss, das wäre krankhaft. Dann fragte ich sie, und wieviel Kaffee saugst du da so rein? Sagte sie, 3 Tassen.

Da fiel ich fast vom Stuhl vor Lachen, sie war ziemlich beleidigt.

Ich denke, heutzutage wird vieles dramatisiert und pathologisiert. Man schaue mal auf die Sprache: "schrecklich", "furchtbar", "mega", "sick", bei jedem Kaninchenfurz sagt man gleich "süchtig". Dadurch verlieren wir oft das gesunde Gefühl für das echte "Zuviel".
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