Neu hier!

Antworten
Belinda
Beiträge: 8
Registriert: 17. Jun 2005, 18:16

Neu hier!

Beitrag von Belinda »

Hallo,

ich bin auf dieses Forum gestoßen, weil ich Depressionen habe und Seiten über dieses Thema gesucht habe. Ich will mich damit auseinander setzen, es ein wenig verstehen, warum ich so bin, wie ich selber und auch mein Freund besser damit umgehen können.

Ich bin 28, angefangen haben meine Depressionen bereits mit 18 Jahren, allerdings seit ca. 1 Jahr hat es mich immer stärker und schneller erwischt. Anfang des Jahres hatte ich für mich selber beschlossen zum Arzt zu gehen und eine Therapie zu machen, denn ich merkte, wenn es immer so weiter geht, werde ich irgendwann an den Punkt kommen, wo ich gar nicht mehr kann, mich umbringe oder mir nur etwas antue. Seit April bin ich jetzt bei einer Verhaltenstherapeutin, aber das es mir groß hilft kann ich nicht unbedingt sagen. Sie sagt, ich solle dringend Antidepressiva nehmen, weil es nicht nötig ist, mich so zu quälen. Sie hat mit Sicherheit recht und ich möchte ja auch endlich mal, dass es mir besser geht, nur ich sträube mich auch noch ein wenig davor, weil ich der Meinung bin, dass Tabletten mir auch nicht unbedingt helfen können. Am liebsten würde ich einfach einen Schalter drücken und alles ist weg. Keine Ängste mehr, keine Selbstzweifel, das Leben genießen und es nicht als Albtraum sehen, wieder lebenslust haben, nicht mehr das Gefühl haben, man sei unnormal, sein Leben auf die Reihe kriegen und nicht alles von sich zu weisen usw.! Mit keinem kann man über die Depression reden, außer mit meinem Freund und mit meiner Mutter. Freunde wissen gar nichts davon, weil sie es wahrscheinlich eh nicht verstehen würden und ich habe mich schon so weit von allem zurück gezogen, weil ich mich schäme, das ich so bin. Meinen Freund habe ich erst seit 3 Monaten und er kennt mich nur depressiv, bis auf einige wenige Male, an denen ich besser drauf war. Mein Freund hat es nicht leicht mit mir, aber er versucht mich zu verstehen, er ist für mich da, wir können reden und er setzt sich damit auseinander, was ich sehr toll von ihm finde und es gibt mir wenigstens ein kleines Gefühl von Sicherheit. Er könnte sich nach so kurzer Zeit ja auch eine andere suchen, die normal ist, doch er bleibt bei mir und das ist ein tolles Gefühl. Und wir hatten schon öfter Situationen, an denen unsere Beziehung fast zu Ende war, weil ich mir meiner Gefühle einfach nicht klar war oder er mich nicht verstanden hat und nicht mehr wollte, nicht mehr konnte.

Tja, eigentlich kann ich gar nicht beschreiben, wie es mir so geht oder was in mir vorgeht, aber ich denke mal, ihr alle wißt, wie man sich fühlt. Das schlimmste finde ich, dass ich mein Leben, einfach alles als Albtraum sehe, ich habe Angst verrückt zu werden, das ich einfach zu nichts zu begeistern bin und mich wenn ich überhaupt was mache (Haushalt, einkaufen, die nötigsten Dinge) mich extrem dazu zwingen muß. Ich bin einfach unfähig geworden ein normal, geregeltes Leben zu führen. Ab Montag habe ich 3 Wochen Urlaub und ich hoffe, dass ich dann mal eine Besserung meines Befindens fühle. Ich wünsche es mir so sehr.

Ich habe mir auch überlegt, eine "Selbsthilfegruppe" ins Leben zu rufen, wo man gleichgesinnte treffen kann. Das man weiß, man ist nicht alleine mit der Depression, das man sich austauschen kann, aber der Sinn ist, sich regelmäßig zu treffen um gemeinsam etwas zu unternehmen.

So, ich hoffe ich habe nicht zu viel geschrieben. Ich mußte es einfach mal los werden. Ich würde mich freuen, wenn mir jemand Tipps geben kann oder Erfahrungen, ob man es auch ohne Pille schaffen kann und wenn ja wie. Oder ob es hilft, wenn man die Tabletten erstmal nimmt (6 Monate), um da mal raus zu kommen und dann wieder ohne leben kann usw.! Wie geht ihr mit Freunden um, wissen sie von der Depression? Ich hasse, dass ich Depressionen habe. Manchmal frage ich mich, ob ich es mir nur einrede oder es mir andere einreden, aber scheinbar ist es leider wirklich so. Das nervt mich, denn ich will diese Depressionen nicht haben.

Grüße

Belinda
ensembel
Beiträge: 72
Registriert: 22. Mär 2005, 17:53

Re: Neu hier!

Beitrag von ensembel »

Hallo Belinda!
Als ich deinen Bericht gelesen habe, habe ich mich sofort wieder erkannt. Von dem bißchen Altersunterschied (bin fast 40) mal abgesehen.
Meine erste größere Depression hatte ich vor drei Jahren, auch ich wollte auf keinen Fall irgend ein Antidepressiva nehmen. Obwohl mein Arzt und meine Verhaltenstherapeutin mich immer wieder versuchten zu überreden. Meine Therapeutin ist mit sicherheit keine, die sofort zu Medikamenten rät, doch mir ging es damals so schlecht (merkte es aber nicht wirklich), hatte auch hin und wieder Gedanken oder Sehnsucht nach dem Tod. Ich probierte es damals mit hochdosierten Johanniskraut und nach ca. drei Wochen setzte Besserung ein, und ich konnte endlich richtig in der Verhaltenstherapie mitarbeiten, so dass es mir in allen Bereichen bald sehr viel besser ging.(Insgesamt nahm ich so so für vier Monate.)
Anfang dieses Jahres ging es mir dann wieder schlechter. Dieses Mal hatte ich aber erst mal eher Angstzustände, vorallem nachts. Als sie auch tagsüber immer wieder auftraten und meine Stimmung immer tiefer ging, suchte ich wieder Rat bei meiner damaligen Therapeutin. Sie hatte leider in gleich einen Termin frei und sie empfahl mir, die Wartezeit (bis zum Sommer) mit einem Antidepressiva zu überbrücken. Sie hatte Angst, dass ich wieder so weit absinke wie vor drei Jahren. Erst da wurde mir so richtig bewußt, wie schlecht es mir damals ging. Mein Arzt hat dann eigentlich das Gleiche gesagt, selbst die Homöophatin bei der ich auch bin, hat mir das Gleiche geraten. Meine größte Angst war, dass ich abhängig werde, oder nicht mehr ich selber bin, natürlich auch die Nebenwirkungen. Ich hatte dann die Medikamente schon zwei Wochen zuhause, ehe ich mich durchgerungen habe sie zu nehmen. Denn mir ging es täglich schlechter, konnte keine Nacht genügend schlafen. Jetzt habe ich also für 11 Wochen die Antidepressiva genommen und wenn bei mir jetzt nicht Schmerzen in den Beinen aufgetreten wären (wir wissen nun, sie kamen von dem Medikament) hätte ich sie auch noch weiter genommen. In ca vier Wochen beginne ich mit einer regelmäßigen Therapie und danach hätte ich sie langsam ausgeschlichen. Jetzt musste ich es aber gleich zu, trotzdem geht es mir gut. Ich hoffe es bleibt so!
Du bist also nicht alleine mit deinen Zweifeln. Es stimmt, auch damals hätte ich mir viel früher helfen können, aber ich hatte kein Vertrauen in das Medikament. Doch diesmal half nichts planzliches/homöophatisches und dann habe ich die Antidepressiva genommen. Ich bereue weder meine Entscheidung von vor drei Jahren noch meine jetzige. Mit den Antidepressiva hatte ich zwar anfangs ein paar Nebenwirkungen aber sie haben meine Angstzustände sehr schnell gelindert.Auch konnte ich bald wieder Ein/Durchschlafen und mit der Stimmung ging es auch steil bergauf.
Trotzdem musst du alleine entscheiden was du tun willst. Die kann dir niemand abnehmen. Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen, eine richtige Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung kann auch immer wieder geändert werden, wenn du merkst du kommst damit nicht klar. Viele Wege führen nach Rom.
Alles Gute
Andrea
sabiosa

Re: Neu hier!

Beitrag von sabiosa »

hallo belinda, erst einmal herzlich willkommmen hier! du wirst sehen, hier gibt es eine menge gleichgesinnte, die dich verstehen. vielleicht hast du dich ja schon ein bisschen umgesehen, es gibt fast zu jeden thema threads. auch zum thema antidepressiva (AD's genannt). du kannst in der themenliste suchen oder "rechts oben" durch die "suchen"-funktion. zum thema AD's ist vielleicht zu sagen, dass es sich schon gut überlegt sein will. sie haben nebenwirkungen (NW's), und sie hinterher abzusetzen ist auch nicht unbedingt leicht. vielleicht musst du mehrere ausprobieren, bis eines bei dir gut wirkt. ich hatte glück, bei mir hat direkt das erste (trevilor retard) angeschlagen. ich war bis dahin auch nicht dafür, aber zu dem zeitpunkt ging es mir so schlecht, ich habe den arzt schon drum gebeten (vorher war ich auch viel bei heilpraktikern und homöopathen in behandlung). das war im september 2003. die AD's nehme ich immer noch, habe letztens einen versuch gemacht, sie auszuschleichen, allerdings ohne ärztlichen beistand, hab den selbstversuch dann aber wieder abgebrochen. es gibt aber genügend beispiele hier, die es geschafft haben und nun ohne AD's wieder gut leben. ich denke, die einnahme erleichtert es, sich auf die therapie zu konzentrieren und erst mal aus dem tiefsten tief rauszukommen. es gibt ja auch noch die möglichkeit, in eine klinik zu gehen, auch dazu wirst du hier viele infos finden. ich war zwei mal in einer klinik und kann grundsätzlich nur gutes berichten.

ich hoffe, ich konnte dir schon mal etwas helfen! kannst jederzeit fragen. sei bitte nur nicht enttäuscht, wenn die antworten nicht immer so direkt kommen, bei den vielen themen kann das schon mal dauern (damit meinte ich jetzt allgemein, nicht nur mich).

ich wünsch dir schon mal alles gute, noch einen schönen tag und ein schönes wochenende!

steffi
zweifler
Beiträge: 629
Registriert: 14. Jun 2005, 16:07

Re: Neu hier!

Beitrag von zweifler »

Hallo Manuela!

Erstmal herzlich willkommen in diesem Forum und schön,dass Du die Kraft gefunden hast Dich hier mitzuteilen.
Schreibender Weise bin ich erst seit kurzem
hier zu Gast.Da ich nebst meiner Depression auch an Panikattacken leide ist mein Verhältnis zu Tabletten eher distanziert.Also mein Neuro hat mir seinerzeit Sulpirid verschrieben das in niedriger Dosierung sowohl meinen Schwindel bekämpft als auch antidepressiv wirkt.Ich habe davon max.2x100mg Früh und Mittag genommen.Die Nebenwirkungen halten sich in ertragbaren Grenzen,zumindest bei mir.
Ich habe auch ständig im Internet nach Alternativen ohne die für mich inakzeptablen Nebenwirkungen gesucht.Als Ergebnis meiner Suche habe ich lange Zeit 900mg Johanniskrauttabletten zu mir genommen und meine es hat mir gut getan.Vor 2 Monaten habe ich angefangen Omega 3 Öl Kapseln zu nehmen(3x2Stück, bei Aldi gekauft).Seit 3 Wochen ist meine Stimmungslage merklich stabiler,so stabil wie sie in den letzten 18 Monaten nicht war.Ich fühle meinen natürlichen Schutzwall wieder ohne den meine Seele vorher sehr "berührbar"gewesen ist.Natürlich bin ich noch nicht gesund so wie vor 2Jahren aber ich sitze nicht mehr gar so tief im schwarzen Loch.
Auch Ausdauersport hat sich bei mir bewährt.Die Motivation dazu war Früher ein großes Problem,aber jetzt wo ich Kraft fühle versuche ich bei jedem gutem Wetter auf das Rad zu steigen.Es tut mir gut!!!

Natürlich sollte man auch einen guten Arzt aufsuchen zu dem man Vertrauen spürt.
Mein Psychiater hat mir zwar immer reine Ad.s angeboten aber mich nie dazu gedrängt.
Ansonsten hoffe ich für Dich ,dass Dir unser Forum eine kleine Stütze ist!! hoff hoff!!

Liebe Grüße herbert
Belinda
Beiträge: 8
Registriert: 17. Jun 2005, 18:16

Re: Neu hier!

Beitrag von Belinda »

Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten. Ich werde es mir noch genau überlegen.

Aber eine Frage hätte ich da auch noch. Hat man denn gar keine Chance mehr normal zu werden, wenn man einmal Depressionen hat? Damit meine ich einfach normal ohne diesen ganzen Mist zu leben, das Leben wieder genießen und auch ohne Tabletten?

Im Moment kann ich es mir irgendwie kaum mehr vorstellen, doch ich sehne mich so sehr danach. Das Wetter ist schön, doch ich sitze nur zu Hause. Weiß nichts mit mir anzufangen, will nicht raus. Wohin auch? Fühle mich alleine und ich müßte noch was einkaufen, wozu ich mich wohl gleich mal zwingen muß. Ich müßte so viel und kriege es einfach nicht hin. Warum kann man sich nicht einfach zusammen reißen und machen, dann geht es einem doch sicher besser?!? Liegt es nicht einfach an einem selber, dass man Depressionen hat und könnte es selbst ändern, wenn man sich mal in den Hintern tritt? Lohnt es sich überhaupt für ein wieder "normales" Leben in dem man sich wieder wohlfühlen könnte zu kämpfen?

Hat jemand dafür Antworten?
sabiosa

Re: Neu hier!

Beitrag von sabiosa »

hi belinda, ich trete mich gerade in den hintern. saß bis eben auch nur vor'm pc. aber herbert hat dir doch von den kapseln von aldi erzählt. das hat mich neugierig gemacht. hab mich gerade angezogen, setz mich jetzt auf's rad und fahre zu aldi. so habe ich wenigstens ein ziel.

zu dem rest schreibe ich dir später noch was, ok? vielleicht noch für jetzt: setze dir erst mal kleine ziele. je schlechter es dir geht, umso kleiner das ziel. dann ist die gefahr des scheiterns nicht so groß, und ein erfolgserlebnis ist was schönes! dazu sollte man aber auch lernen, die kleinen erfolge schätzen zu lernen. ich wäre heute auch lieber aktiver. aber das habe ich schon gelernt (wenigstens etwas.. )

bis später, hoffe, du kannst dich auch ein wenig aufraffen!
Mariposa
Beiträge: 55
Registriert: 26. Okt 2004, 21:44

Re: Neu hier!

Beitrag von Mariposa »

Hallo Belinda,
was du schilderst, kommt mir sehr bekannt vor. Ich leide seit Beginn der Pubertät an Depressionen, mittlerweile bin ich 27. Erst seit Ende 2003 bin ich in Behandlung, nachdem ich so tief ins Loch gefallen war, dass ich es einfach nicht mehr aushielt und mich zum Arzt getraut habe. Seitdem nehme ich auch ein AD, das mich erst mal aus dem schlimmsten rausgeholt hat und mich auch weiterhin über Wasser hält. Ich hatte es vor ein paar Monaten ausgeschlichen, doch nach wenigen Wochen kam die alte Angst und ständige Unruhe wieder, jetzt nehme ich wieder brav jeden Morgen meine Tablette...ich hab es einfach satt, mich überflüssig selbst zu quälen. Auch mit Therapie werde ich wieder weitermachen, nachdem ich umzugsbedingt unterbrechen musste.

Ich glaube trotzdem, dass es immer auch eine Chance gibt, wieder gesund zu werden und irgendwann ein normales Leben zu führen. Ich hoffe es zumindest. Mittlerweile hab ich wenigstens einigermaßen gelernt, mir das Leben durch Selbstvorwürfe nicht mehr gar so schwer zu machen. Wenn es mir schlecht geht, versuche ich bewusst, mir etwas Gutes zu tun. Manchmal kann ich mich auch dazu nicht mehr aufraffen, aber egal, dann nehme ich das als Rückschlag hin. Wichtig scheint mir, dass man sich selbst akzeptiert, so wie man jetzt eben ist. Erst dann geht auch ein wenig Druck von den Schultern und man kann kleine Fortschritte erst richtig erkennen.

Vielleicht kannst Du dir auch ein wenig die Last nehmen, indem du dich auf kleine Schritte konzentrierst und dich dazu animierst, nicht immer den ganzen Berg zu sehen, der da vor dir ist.
Wie beim Straßenkehrer Beppo aus Momo: Besenstrich für Besenstrich, dann ist bald die ganze Straße gefegt!

Liebe Grüße,
Mari
Antworten