Selbstdisziplin

Elenir
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Selbstdisziplin

Beitrag von Elenir »

Hallo zusammen.
Vielleicht könnt ihr mir helfen.
Ich bin Studentin und sitze vor einem Berg Arbeit und bekomme nichts hin. Schon seit einer Woche, obwohl mein Abschluss dran hängt. Es sind mehrere Referate und ich sollte eigentlich super viel arbeiten. Ich mach mir auch Pläne und alles, aber die ignoriere ich dann. Und mache mir riesige Vorwürfe deswegen. Und ich denke, das ist doch idiotisch, das kann doch nicht so schwer sein. Aber es ist, als würde ein anderer Teil übernehmen. Im Hirn schreit ein Teil "nein, mach das nicht, du musst was arbeiten!" - aber das wird einfach ignoriert. Ich fühle mich schon fast wie Dobbie in Harry Potter - ich könnte ständig meinen Kopf gegen die Wand hauen und mit mir schimpfen. Und dann noch so ein aufkeimendes Gefühl von Panik, dass ich das alles nicht schaffe, weil ich ja nicht arbeite.
Ich weiss einfach nicht weiter. Mir fehlt schon immer eine gewisse Selbstdisziplin, aber momentan kommt es mir besonders schlimm vor. Gerade wenn ich es am meisten bräuchte.
Wenn ich Selbsthilfe-Bücher lese oder so, dann steht dann meistens was da wie "und das muss man dann durchziehen" oder "für den Rest braucht man nur etwas Selbstdisziplin".
Aber wie kriege ich das? Kann man das nicht irgendwie lernen? Das muss doch irgendwie gehen! Ich kann doch mein Leben nicht so weiter machen, das geht doch nicht, ich komme ja zu nichts. Ich habe keine Ahnung ob es da eine Therapie gibt. ???
Ich war schon während meiner Diplomarbeit in einer Therapie. Aber ich weiss gar nicht mehr so genau, was wir da gemacht haben, ich glaube es war eher so eine Art Krisenintervention. Aber ich kann doch nicht jedesmal in die Therapie wenn ich Stress habe.
Veranlagung zur Depression gibt's in meiner Familie genügend und ich kenne das auch schon, die Selbstmordgedanken und so. Aber so ist es diesmal nicht, ich bin eigentlich nicht traurig.

Dazu kommt, dass ich nicht viel Energie habe. Meistens fühle ich mich als könnte ich mich hinlegen und schlafen, egal ob morgens, nachmittags oder nachts. Wie in der Duracel-Werbung, nur dass ich als einziges Häschen zurückbleibe und alle um mich rum weitertrommeln. Meine Schilddrüsenunterfunktion wird behandelt, die Werte sind gut, wurden gerade erst wieder gecheckt. Eisenmangel dürfte auch nicht so schlimm sein. Der Wert ist zwar meistens etwas niedrig, aber Blut spenden darf ich.

Aber im Moment ist das Selbstdisziplin-Problem schlimmer, weil ich eben eigentlich sehr viel Arbeit in sehr kurzer Zeit tun müsste und mein Abschluss davon abhängt.
Ich weiss, dass es da keine Lösung gibt, die innerhalb weniger Tage greift. Aber ich hoffe ich schaffe es durch dieses Semester und dann steht die Master-Thesis an und die sollte besser laufen als die Diplomarbeit.

Wisst ihr da irgendwas? Könnt ihr helfen? Ich bin echt am Verzweifeln über mir selbst.
Denker
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Denker »

Hallo Pamela und herzlich willkommen im Forum,
dein Text könnte fast komplett von mir sein! Leider muss ich dir gleich sagen, dass ich auch noch kein Patentrezept gefunden habe. Ich sitze auch gerade an einer wichtigen Aufgabe, die bis Morgen fertig sein muss und was mache ich mal wieder? Surfen!
Lange habe ich das für mangelnde Selbstdisziplin oder schlichtweg Faulheit gehalten aber ich habe gelernt, dies als ein Symptom meiner Depression zu akzeptieren. Damit geht es mir schon mal besser. Was bei mir manchmal funktioniert: Kleine Schritte machen, den Fortschritt anerkennen, sich belohnen, den nächsten kleinen Schritt tun...
Wenn man wie ich unter Perfektionismus leidet, dann ist es nicht leicht, stolz auf den kleinen Schritt zu sein, den man gerade gemacht hat, weil ich immer die noch vor mir liegende Arbeit sehe. Ein Umdenken braucht seine Zeit. Daran arbeite ich in meiner Psychotherapie. Und so langsam stelle ich kleine Erfolge fest.
Was auch manchmal hilft: Sich vorstellen, was im schlimmsten Fall passieren würde. Meistens ist das nämlich gar nicht so katastrophal sondern nur sehr sehr unangenehm!
Was mir bei dem Problem überhaupt nicht weitergeholfen hat ist mein angeblich antriebssteigerndes Fluoxetin.
Viel Erfolg
Denker
Miss_Marple
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Miss_Marple »

Hallo Pamela!
Und ob ich diesen Zustand kenne! Gerade dann, wenn es einem besonders dreckig geht und man die Ruhe besonders nötig hätte, setzt man sich so richtig unter Druck, und schon steckt man in diesem Teufelskreis aus Wollen und Nichtkönnen.
Mir geht es im Moment ähnlich. Ich sehe mich nur einem Berg von Verpflichtungen gegenüber, die ich, aus persönlicher Sicht, nicht bewältigen kann.
Ich sehe es mittlerweile ähnlich wie Denker, dass Leute, die zu Depressionen neigen, einen hohnen Perfektionsanspruch an sich haben, der uns dann noch weiter runterzieht. Der Kopf weiß das auch, aber helfen tut es mir in solchen Situationen nicht viel. Und den Begriff Selbstdisziplin wird vielleicht so mancher ganz anders definieren als wir hier. Die Idee, sich vorzustellen, was schlimmstenfalls passieren könnte, finde ich nicht schlecht. Die Psychotherapeuten arbeiten ja auch häufig mit dieser Methode.
Ansonsten bleibt mir im Moment nur, Dir zu sagen, dass ich mit Dir fühle. Und dieses hohle "Kopf hoch, das wird schon wieder"-Gelaber schenke mich mir lieber, das kennen hier wahrscheinlich schon viele aus eigener, schmerzlicher Erfahrung.
Diomee
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Diomee »

Hi Pamela,

kann mich den anderen und ihren beiträgen nur anschliessen! auch ich kenne dieses gefühl sehr gut, einen berg arbeit vor sich zu haben und ihn einfach nicht abarbeiten zu können. das schlimme ist, desto mehr man sich vornimmt, desto weniger kriegt man hin.

da ich bis vor kurzem auch noch studiert habe, weiss ich sehr genau wovon du sprichst. alles was man an den vergangenen tagen nicht geschafft hat, schlägt man auf die nächsten tage drauf und es wird noch mehr arbeitspensum und der druck wird noch grösser! und am ende ist man wie gelähmt und schafft gar nichts mehr!
ich habe mir meistens listen gemacht, mit allen sachen, die ich am tag erledigen wollte. alle "uni-sachen" und auch alle restlichen sachen wie z.b. joggen gehen oder aufräumen. meistens habe ich so wenig vom arbeitspensum geschafft, dass ich mir nachher das joggen bzw die pausen auch gar nicht mehr gegönnt habe - nach dem motto, wenn ich schon nichts gearbeitet habe, dann hab ich es jetzt nicht verdient mir zeit für sport oder für freunde zu nehmen. das ist aber genau falsch. wenn du schon nicht mit deiner arbeit vorankommst, dann mach wenigstens die anderen sachen - aufräumen, sport, anrufe etc. dann hast du am abend wenigstens das gefühl irgendetwas geschafft zu haben.

ansonsten würde ich dir raten, dir deine arbeit in ganz kleine portionen einzuteilen.
artikel lesen - 30 minuten und dann pause. kaffee trinken und dann wieder 30 min weiterarbeiten etc.

so, hoffe dir hat das ein wenig geholfen!
wünsche dir alles gute!

diomee
Elenir
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Elenir »

Danke für eure Antworten. Gut zu wissen, dass das wirklich mit der Depression zusammenhängt.

Ich denke bei mir ist der Perfektionsanspruch nicht so das Problem, auf jeden Fall nicht meiner. Ich muss in den nächsten drei Wochen vier Referate halten und nebenher noch ein Thema für die Master-Thesis suchen. Am Donnerstag habe ich ein Referat mit einem Thema, das mir überhaupt nicht liegt, bei einem Prof, der hohe Ansprüche hat und auch mal Leute durchfallen lässt (bei Referat und Ausarbeitung!).
Den schlimmsten Fall habe ich mir schon ausgemalt, ich müsste dann halt im nächsten Semester die Vorlesung nochmal machen und einmal pro Woche mit dem Bus hierher fahren (wobei ich wahrscheinlich gar nciht rechtzeitig zum Vorlesungsbeginn herkommen könnte). Unangenehm, aber es gibt Schlimmeres.
Leider bringt mich das auch nicht zum Arbeiten. *seufz* Naja, ich hoffe es geht schon irgendwie.

@Denker: An was arbeitest du in der Psychotherapie, an der "mangelnden Selbstdisziplin"? Ich wüsste wirklich gerne ob man da gezielt etwas dagegen tun kann.

@Diomee: Danke, ich werde mal versuchen, alles in ganz kleine Potionen zu teilen.
Denker
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Denker »

Hallo Elenir,
ich arbeite daran, es nicht mehr als mangelnde Selbstdisziplin zu sehen, sondern als einen Teil der Krankheit. Wenn du es als mangelnde Selbstdisziplin betrachtest, dann gibst du dir die Schuld für etwas, was du im Moment vermutlich nicht zu leisten imstande bist. Und diese Gefühle von Schuld und persönlichem Versagen verstärken mit Sicherheit die Depression!
Ich sage mir mittlerweile auch an den schlechteren Tagen: Ich habe heute mein möglichstes getan, auch wenn nicht viel möglich war.
Meine Situation auf der Arbeit macht vielleicht knapp die Hälfte meiner Therapiezeit aus. Wir unterhalten uns dann über meine Blockaden, mein inneres Selbstgespräch, wenn ich vor einer Aufgabe stehe oder mögliche Störungen von außen. Wir erarbeiten dann gemeinsam eine Herangehensweise an die aktuell anstehenden Aufgaben und ich soll mir dann meistens vorstellen, was mich davon abhalten könnte, es genau so zu tun. Manchmal klappt es dann für ein paar Tage ganz gut, aber irgendwann bin ich bisher immer wieder in meine alten Muster zurückgefallen. Kunststück, denn die sind mindestens 35 Jahre alt!
Seit meiner ersten Nachricht von heute Morgen bin ich mit meiner Arbeit übrigens keinen Millimeter weiter gekommen. Vielleicht tröstet dich das ein wenig.
Sehr verständnisvolle Grüße vom
Denker
Lara77
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Lara77 »

Hallo Denker,

das klingt ja richtig so, als würde dir die Therapie echt was bringen. Was meinen Psychologen betrifft, habe ich nicht das Gefühl, dass der mir irgendwie in dem Punkt weiterhilft. Bin schon seit fast 5 JAhren bei ihm und er hat mir auch in vielen Bereichen gehöfen aber dabei nicht leider.

An die anderen:
Mir geht es auch gerade so, sehe meinen eigenen BEitrag, was soll ich nur tun. ich finde diesen Zustand furchtbar und dass ich mich so kraftlos fühle erst recht.
babette23
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von babette23 »

Hallo Pamela,

zunächst einmal möchte ich Dir und auch den anderen danken, dass ihr diesen Beirag geschrieben habt. Ich dachte schon nur mit mir stimmt etwas nicht.

Auch ich schreibe gerade Diplomarbeit und bin am Verzweifeln. Doch wenn ich mich mit anderen Studenten unterhalte, dann läuft bei denen meist alles ganz prima. Kaum einer gibt Probleme zu. Wahrscheinlich redet man "darüber" nicht von Angesicht zu Angesicht. Zum Glück gibt es wenigstens dieses Forum.

Ich habe seit ca. einem halben Jahr zunehmend Probleme. Angefangen hat es mit mangelnder Kraft sich zu überwinden für Prüfungen zu lernen obwohl es längst Zeit gewesen wäre.
Zu Beginn hielt ich meine Müdigkeit und Antriebslosigkeit auch für Faulheit oder mangelnde Selstdiziplin. Jetzt gibt es Tage wo ich mich nur noch ins Bett legen möchte und mir nach heulen zu Mute ist.
Eigentlich müsste ich meine Diplomarbeit schreiben, doch ich bringe an den meisten Tagen kaum eine Seite zusammen.
Ich habe es schon mit Zeitplänen (mit Belohnung wenn ich sie einhalte) versucht - hat auch nichts geholfen. Meistens habe ich irgendwas anderes gemacht und hatte nur ein schlechtes Gewissen.

Nachdem ich gestern hier im Forum gelesen hatte, habe ich abends mit Freund gesprochen und ihm versucht zu erklären was mit mir los ist.
Auch er hat bemerkt das etwas nicht stimmt und leidet unter meinen Heulattacken und trauriger Stimmung.
Er versucht es zu verstehen und mich zu unterstützen. Mir ist allerdings klar, dass er es wohl eher nicht so richtig begreift. Ich habe ich es vorher auch nie richtig verstanden, wenn ich von Depressionen oder ähnlichem gehört habe.
Trotzdem hilft es darüber zu reden.

Da ich noch keine Theraphie gemacht habe, weiß ich nicht so recht an wen ich mich wenden soll. Zu meinem Hausarzt zu gehen scheint mir etwas peinlich.

Pamela, ich hoffe, das es Dir wenigstens auch hilft, darüber zu reden bzw. zu schreiben. Mehr Tipps kann ich leider auch nicht geben, außer Du bist nicht allein.
Denker
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Denker »

@Lara,
ja die Therapie bringt mir eine Menge und das liegt vor allen Dingen daran, dass ich einen ganz wunderbare Therapeutin gefunden habe. Habe aber auch neben der Therapie noch sehr viel gelesen und habe oft den Eindruck, dass bei mir auch ganz viel Selbsttherapie zwischen den Therapiestunden stattfindet.
@all,
habe heute endlich eine Arbeit fertiggestellt, um die ich mich schon ca. 3 Monate rumgedrückt habe. Warum heute? Weil heute das absolut letzte Abgabedatum war. Habe im Vorfeld für diese Aufgabe mit einem Aufwand von ca. 2 Wochen gerechnet. Jetzt stellte sich heraus, dass es nur einen Tag gedauert hat. Kommt euch so etwas bekannt vor?
Gruß
Denker
Diomee
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Diomee »

hi barbara,

die frage, wo man anfangen soll, wenn man erst mal erkannt hat, dass etwas nicht stimmt bzw. das man möglicherweise an einer depression leidet kenne ich sehr gut. allerdings habe ich mittlerweile schon mehrere therapien bzw. verschiedene therapeuten hinter mir...

zu meinem hausarzt bin ich auch nie gegangen, weil ich erstens keinen habe/hatte zu dem ich wirklich oft gegangen bin und ausserdem kennen sich die meistens nicht besonders gut aus.

würde dir/euch daher raten das telefonbuch durchzugehen und einfach alle ärzte, die du in deiner stadt unter psychotherapeut/psychiater findest anzurufen. es ist nämlich leider ziemlich schwierig einen zu finden, der einen freien therapieplatz hat (wartezeiten von bis zu 6 monaten!!!). kommt natürlich auch of die stadt an in der du wohnst. die therapeuten sind am besten in den 10 minuten vor der vollen stunde zu erreichen, da nur die wenigsten eine sprechstundenhilfe wie bei "normalen" ärzten haben.
falls dir das zu mühsam ist, kannst du auch einfach bei der kassenärztlichen vereinigung anrufen (telefonnummer findest du im internet) und die nennen dir dann die nummer von therapeuten, die zur zeit freie therapieplätze haben. es melden allerdings nicht alle ärzte freie plätze, daher kann es auch mal sein, dass dir die kv keinen nennen kann.

wenn du da zum ersten mal anrufst kannst du einfach sagen, du hättest gerne einen termin zu einem erstgespräch. der arzt fragt dich dann schon worum es geht.

ich schreibe dir die "vorgehensweise" nur deshalb so genau auf, weil ich weiss, dass selbst ein kleines telefonat bzw. terminvereinbarung in einer depri-phase für einen wie ein RIESEN SCHRITT wirkt, den man kaum bewältigen kann. zumal es auch noch ein sehr unangenehmes telefonat ist und man meist ziemlich unsicher ist, wie man das genau anstellen soll...

so, hoffe dir ein wenig geholfen zu haben!
wenn du erst mal einen termin hast, dann hast du schon einen wichtigen schritt getan....

alles gute!
diomee

p.s.
bei depressionen ist verhaltenstherapie sehr wirkungsvoll, also am besten jemanden suchen, der so eine ausbildung hat
Lara77
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Lara77 »

Hallo Barbara,
oh man, als ich das eben gelesen habe, dachte ich mir, das hätte ich geschrieben. Genauso geht es mir auch. ich sitze Tag für Tag über der Diplomarbeit und komme keinen schritt weiter, was mich nur noch mehr fertig macht. Ich denke dann immer das kann doch alles gar nicht sein.

Seit zwei Tagen habe ich auch erst erkannt, dass ich wirklich (wieder) an einer Depression leide und seitdem geht mir so vieles durch den Kopf. ich habe das Gefühl keinen klaren Gedanken mehr fassen zu können und alles finde ic hfurchtbar anstrengend. Heute beispielsweise habe ich versucht an Depressiva ranzukommen. Zu meinem psychologen wollte ich nicht, da ich zu ihm kein Vertrauen mehr habe. Auf Anraten meiner Freundin und meines Freundes und mit deren Unterstützung habe ich mich dann an meine Hausärztin gewandt. Das fand ich schon so peinlich und anstrengend. Die sagte mir dann nur, dass sie das nicht verschreiben kann und ich doch zu meinem Psychologen soll. Daraufhin habe ich ihr erklärt warum ich das nicht will. Wieder war mir das total peinlihc und unangenehm und anstrengend. Sie hat mir dann ne neue Überweisung gegeben und mir einen Psychater in einem Nachbarort empfohlen. da ich mir dann nicht mehr anders zu helfen wußte habe ich dann letzten Endes doch meinen Psychologen angerufen und der verschreibt mir jetzt was. Aber auch nach dem Gespräch war ich nur noch am Zittern und seitdem fühle ich mich total ausgelaugt und fertig. Und die Diplomarbeit ist wieder kein Stück weiter. Ich bin so sauer und enttäuscht von mir und habe Angst das alles nicht mehr zu schaffen.

Kann mir jemand Tips geben?

Vielleicht hilft dir das ja Barbara das zu lesen. Wir sind anscheinend wirklich nicht alleine.
Lara77
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Lara77 »

Hallo Denker!
Das freut mich für dich, dass du anscheinend den richtigen Therapeuten gefunden hast und dass es dir besser geht. Wünschte das wäre bei mir auch mal so....

Du schreibst von Selbsttherapie.....wie meinst du das???? Kannst du mir nicht ein paar Tips geben? Hast du eigentlich mal Antidepressiva genommen???
babette23
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von babette23 »

@ Diomee: danke für deine "Anleitung", zumindest habe ich jetzt einen Anfang um den ersten Schritt zu tun

An alle: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Theraphien bzw. auch Antidreprssiva?
Was hilft?
Elenir
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Elenir »

@Barbara und Lara: Die Diplomarbeit habe ich ja schon hinter mir, mache gerade einen Aufbaustudiengang. Eigentlich hatte ich ganz gut angefangen, vor den anderen und ich habe sie auch nicht ganz am letzten Tag abgegeben. Trotzdem ging es mir wie euch und es war hart und das Ergebnis, sprich die Note, ist auch nicht so super. Aber ich hab es geschafft.
Ich bin währenddessen zu einer Therapeutin gegangen, ich denke das hat geholfen. Ansonsten kann ich mich eigentlich gar nicht mehr erinnern was ich getan hab, tut mir leid. Alle Listen und Belohnungen haben bei mir auch nicht geholfen. Eigentlich nur die Aussicht, dass es irgendwann rum ist.

@Diomee: So etwas hätte ich auch gebrauchen können. Ich hatte das Glück bei meiner zweiten Suche während der Diplomarbeit (die erste Suche, viele Monate früher hatte ich aufgegeben) relativ schnell einen freien Platz bei einer Therapeutin grade um die Ecke zu finden. Und so Sachen wie die Zeiten zu denen man anruft muss man auch erstmal wissen.
Ich hattee als erstes einige Bücher über Depressionen gelesen. Und dann bin ich zu meiner Hausärztin. Ich habe auch meine Schritte immer etwas mit meiner Mutter besprochen; die hatte in ihrer Schulzeit auch Depressionen und hat Psychologie studiert. Naja, der Besuch bei der Hausärztin hat nicht allzu viel gebracht, aber es war ein erster Schritt.
Das Rumtelefonieren kann schon sehr anstrengend sein, das war auch der Grund warum ich meine erste Suche nach einem Therapieplatz aufgegeben hatte. Da ist sicher jemand der hilft gut, der die Anrufe macht oder dabei ist (hatte ich nicht).

@Barbara: Also ich hab da auch nicht soviel Erfahrung. Während meiner Diplomarbeit hatte ich eben so ne Art Krisenintervention. ? Aber so befriedigend fand ich das irgendwie nicht. Sie wollte mir Progressive Muskelentspannung beibringen, aber dabei kriege ich immer so Kribbeln, wie bei Restless Legs. Ansonsten hab ich viel erzählt, aber es kam mir alles recht unstrukturiert vor, von der Therapeutin kam kaum Anleitung oder Fragen oder so. Eine "Hausaufgabe" hatte ich mal bekommen.

@all: Ich habe gestern abend und heute morgen auch geschafft, was zu arbeiten. Weil morgen eben das Referat ist. Irgendwie freue ich mich auf morgen, weil es dann rum ist. Leider warten dann noch 3 Präsentationen, für die ich noch kaum was gemacht habe und etwa 6 Ausarbeitungen. Aber für morgen ist es dann erstmal rum.
Denker
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Denker »

@Lara
ja, ich habe bis vor ein paar Tagen noch AD genommen und das war auch nötig! Die Pillen haben mir sehr geholfen aber trotzdem bin ich natürlich froh, dass es jetzt anscheinend wieder ohne geht. Als Alternative zu den chemischen AD habe ich sehr sehr gute Erfahrungen mit Lachsölkapseln (Omega-3-Fettsäuren) gemacht. Wenn du mal die Suchfunktion bemühst, wirst du einiges dazu im Forum finden. Bin überzeugt davon, dass das Lachsöl mich beim Absetzen der AD sehr unterstützt hat. Werde es auch weiter prophylaktisch nehmen.
Zum Thema "Selbsttherapie": Ich bin ein Bücherwurm und habe so etwa 20 Bücher zu Depressionen und verwandten Themen gelesen. Dazu kommen noch die Millionen Internetseiten, die ich mir angeschaut habe. Was mir sehr geholfen hat, die Ursachen meiner Depression in der Kindheit zu erkennen, ist folgendes Buch: J. Giger-Bütler: Sie habe es doch gut gemeint. Das Buch ist nicht unbedingt ein Selbsthilfebuch, aber es analysiert die Gemeinsamkeiten der Depressiven sehr genau. Ich habe mich in diesem Buch über weite Strecken 100%ig wiedererkannt. Meine Erkenntnis aus dem Buch war die, dass ich mich bereits als Kleinkind sehr stark angepasst habe und immer das getan habe, was ich dachte, dass die anderen von mir erwarten würden. Habe dadurch völlig vergessen, was ich eigentlich selber will und wer ich eigentlich überhaupt bin. Das hat meine Depression verursacht. Deshalb arbeite ich jetzt daran, wieder in Kontakt mit meinen eigenen Wünschen und Gefühlen zu kommen. Ich denke, eine wirkliche Verarbeitung kindlicher Traumen kann es nur geben, wenn es uns gelingt, die dazugehörigen Gefühle (z.B. Trauer, Wut) wieder zu erleben. Vor 6 Wochen ist mein Vater gestorben und am offenen Grab habe ich endlich meinen tiefen Hass auf diesen Menschen gespürt. Habe seitdem viel über meine nicht stattgefundene Kindheit geweint. So langsam spüre ich, dass ich meinem Vater irgendwann vergeben kann...
Für die "Arbeit an den Gefühlen" finde ich das Konzept des "Inneren Kindes" sehr hilfreich. Mein Lieblingsbuch dazu stammt von John Bradshaw: Das Kind in uns.
Habe mir außerdem noch eine Selbsthilfegruppe gesucht. Die Gruppe tut mir gut und ist doch noch mal was ganz anderes, als so ein Forum.
Mit meinem Neurologen und meiner Psychologin habe ich wirklich sehr viel Glück gehabt. Die beiden haben auch prima zusammengearbeitet. Ich bekomme auch sehr sehr viel Unterstützung und Verständnis von meiner Frau.
Ich habe in der Tehrapie gelernt, meine Gedanken zu erkennen, die in die Depression führen und diese Gedanken kann ich heute stoppen und durch realistischere Gedanken ersetzen. Vor 1 Jahr hab ich z.B. gedacht, wenn ich meinen Job verlieren würde, könnte ich mir ja immer noch einen Strick nehmen. Heute sehe ich, dass es zwar sehr sehr unangenehm wäre, meinen Job zu verlieren, aber nicht mein Ende! Ich habe außerdem gelernt, depressive Stimmungen frühzeitig zu erkennen und im Keim zu ersticken. Bei mir hilft da am besten laute Musik, zu der ich mitpfeife, wild rumtanze und mitdirigiere, bis ich körperlich richtig verausgabt bin. Nach 15 Minuten geht es mir dann wieder gut! Und ich habe gelernt, nicht immer meine eigenen Bedürfnisse hintenan zu stellen, indem meine Therapeutin mich immer wieder gefragt hat: Und was wollen S I E in dieser Situation?
Habe in einem anderen Thread etwas von Cortison gelesen. Das kann wohl auch Depressionen auslösen.
Gruß
Denker
Lara77
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Lara77 »

Hallo Denker,

das hört sich wirklich so an, als hättest du gelernt mit deine Krankheit umzugehen. Ich bewundere dich dafür, wirklich!! Danke auch für die Literaturtipps.

Ich sehe die Ursache für meine Depression auch in der Kindheit aber es hilft mir trotzdem nicht weiter. Ich finde es toll, dass du schreibst du kannst inzwischen verzeihen. ich glaube ich kann das nie.
Denker
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Denker »

Liebe Lara,
das ist ein 45 jähriger Entwicklungsprozess! Sei nicht so ungeduldig mit dir. Du stellst die richtigen Fragen!
Noch ein Buchtipp, der für mich sehr wichtig war, um wieder mit den Gefühlen meiner Kindheit in Kontakt zu kommen.
Susan Forward: Vergiftete Kindheit
Alles Gute
Denker
paradiddler
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von paradiddler »

Hi,

ich bin gerade selbst in einer Tiefphase und wollte nur kurz sagen, dass es mir genauso geht. Gerade jetzt sitze ich in der Bibliothek und versuche, meine Hausarbeit zu schreiben. Mal sehen, wie weit ich heute komme.
Allerdings habe ich endlich gemerkt, dass ich meine Unlust zum Teil dadurch selbst erzeuge, dass ich zu viel will und das auch noch zu schnell. Dieses Semester wollte ich Zwischenprüfung in Geschichte machen, obwohl ich eigentlich erst im dritten Semester bin und noch gar nicht alle Scheine habe. Also habe ich mir einen total bekloppten Plan gemacht, wie ich es doch schaffen kann, mich zur Prüfung anzumelden und die Scheine noch nachzureichen. Das Problem für mich ist, dass ich schon ein anderes Studium abgebrochen habe (vielleicht aus den gleichen Gründen), danach in einer Tagesklinik war (also Zeit verloren habe) und deshalb unglaubliche Schuldgefüle mit mir rumtrage. Das ist ein Teufelskreis, da ich mir mein Studium schon wieder zur Hölle mache, nur damit ich Zeit "wieder aufhole".

Liebe Grüße,
Stefan


---

Der Kampf gegen den Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.
Lara77
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Lara77 »

Hallo Denker,

mag schon sein dass ich zu ungeduldig bin. Aber andereseits muß ich am 1.7. meine Diplomarbeit abgeben und seit 3 Tagen komme ich keinen Satz mehr weiter, geschweige denn 1 Seite. Nach meiner Rechnung müßte ich aber pro Tag mindestens 3 Schreiben, damit ich das zeitlich überhaupt noch fertig bekomme. Verlängern kann ich auch nicht noch mal. Von daher muß es doch irgendwie gehen. Und ich bin ja auch schon seit 5 Jahren in thera und trotzdem habe ich das GEfühl, was meine Vergangenheitsbewältigung angeht keinen Stück weitergekommen zu sein.
Lara77
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Lara77 »

Hallo Stefan,
ja das kenne ich auch. Ich will auch alles zumindest planmäßig (also nach Studienordnungsvorgaben) machen und dann aber auch noch super gut. Zum Glück ist es ja jetzt "nur" noch die Diplomarbeit. Aber ich habe endlos das Gefühl zu versagen. auch ich habe 4 Semester erst Jura studiert und dann 1 1/2 Jahre an einer Berufsakademie vergeudet, so dass ich auch das GEfühl habe besonders gut und schnell sein zu müssen. Und Schuldgefühle die habe ich eh ohne Ende, auch meinen Eltern gegenüber, da ich ein Adoptivkind bin.

Leider komme ich die letzten Tage kein Wort mehr weiter. Ich weiß echt nicht was ich machen soll, da an der Abgabe der Diplomarbeit einiges höngt und wenn ich das jetzt nicht schaffe, war die ganze Anstrengung und Mühe und KRaft des Studiums um sonst.
paradiddler
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von paradiddler »

Hi Lara,

deinen letzten Satz finde ich wichtig:

"...und wenn ich das jetzt nicht schaffe, war die ganze Anstrengung und Mühe und KRaft des Studiums um sonst."

Man vergisst immer so schnell, was man trotz Depression leistet.

LG,
Stefan


---

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Lara77
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Lara77 »

Wie meinst du das jetzt Stefan??? Mir ging es ja da vor recht gut...ist ja jetzt erst wieder so schlimm und momentan schaffe ich so gar nichts.
Bin voll der Versager und riskiere total mein Studium.
Denker
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Denker »

Hallo lara,
auch ich habe vor ewigen Zeiten mal eine Diplomarbeit geschrieben und später dann sogar noch eine Doktorarbeit, wie sich das für einen Denker gehört. Mir ist es dabei nie nie nie anders ergangen, als du es gerade geschildert hast. Und ich habe es immer geschafft und war nachher immer völlig unzufrieden mit mir, weil ich mich doch wieder mal so blöd angestellt habe.
Sich selber dafür zur Sau zu machen bringt meiner Erfahrung nach gar nichts. Da wachsen nur die Schuldgefühle und Versagensängste. Es gibt ein sehr schönes Bild für unser Problem:
Du stehst vor einer ganz normalen, eigentlich ohne weiteres lösbaren Aufgabe, z.B. sollst du über einen 20 cm breiten und 5 m langen Balken gehen, der auf dem Boden liegt. Kein Problem, oder? Aus irgendeinem Grund haben wir aber unser Blockaden. Es ist so, als ob der Balken immer noch derselbe ist, aber diesmal nicht mehr auf dem Boden liegt, sondern die Dächer von 2 Hochhäusern verbindet. Würdest du jetzt noch rübergehen? Vermutlich nicht. Das ist deine jetzige Situation. Und jetzt stell dir vor, der Balken liegt immer noch zwischen den Hochhäusern und du stehst auf dem Dach und stellst plötzlich fest, auf deiner Seite des Balkens ist ein Feuer ausgebrochen. Du würdest vermutlich auf allen vieren über den Balken rüberkrabbeln, aber du würdest es tun! Das passiert, wenn der Druck so stark wird. Irgendwann ist alles egal. Du kannst sogar deinen Perfektionismus vergessen und schusterst einfach in letzter Sekunde deine Diplomarbeit zusammen.
Viel Erfolg dabei!
Denker
Lara77
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von Lara77 »

Halo denker, also noch eine Doktorarbeit zu schreiben, kann ich mir so gar nciht vorstellen. Vor allem....ich meine das klingt schon schön, was du da schreibst, aber ich habe momentan das Gefühl, das selbst diese letzte KRaft nicht aufkommen wird oder aber schon verbraucht ist. Ich finde jeden Tag, jede Mnute so anstrengend. Selbst das schreiben hier. Ich glaube nicht mehr daran, dass ich es schaffe und das macht mich wütend, traurig zugleich. ich glaube auch nicht es jemals zu schaffen daraus zu kommen.
mof
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Re: Selbstdisziplin

Beitrag von mof »

also mir geht es genauso wie euch - habe lange nicht gewusst dass es mit depression zusammenhängt, ALLE einschliesslich mich haben mich für faul gehalten.

find ich scheisse. momentan kann ich auch nicht mehr schreiben als diesen jammernden satz
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