ich weiß nicht mehr weiter.....was kann ich nur tun???

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Lara77
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ich weiß nicht mehr weiter.....was kann ich nur tun???

Beitrag von Lara77 »

So, nun sitze ich also hier, mein Kopf raucht und ich versuche einfach mal runter zu schreiben, was mir so durch den Kopf geht.

Für mich war es letzten Sommer ganz schlimm, das erste Mal diesen Zustand der Lustlosigkeit, Gleichgültigkeit und Ohnmacht zu erleben. Nein, Gleichgültigkeit war es eigentlich nicht, denn ich hatte auch da schon die ganze Zeit versucht dagegen anzukämpfen. ich glaub die schlimmste Erfahrung war für mich festzustellen oder anerkennen zu müssen, dass meine eigene Kraft, mein eigener Wille nicht mehr ausreicht die Kontrolle über meinen psychischen und auch seelischen Zustand zu haben. Ich fühlte mich leer und kraftlos. Alles war mir zu viel. ich wußte dass es notwendig ist und es war mir auch absolut wichtig, mein Studium, dieses Projekt tatkräftig zu unterstützen, voranzutreiben und bestmöglich durchzuziehen und gleichzeitig brachte ich es einfach nicht fertig die paar Schritte rüber in das Vorlesungsgebäude zu gehen. Anfangs dachte ich noch, komm bekomm den Arsch hoch, du hast nur keine Lust. Aber es ging einfach nicht. Der Wille war da nur ich war nicht fähig, was zu unternehmen. Ich stand quasi neber mir und verurteilte mich mehr und mehr, ging sogar die Gefahr ein, dass Studium in Sand zu setzen und dennoch konnte ich nichts dagegen tun. Das war ein Gefühl der absoluten Hilflosigkeit und es war unerträglich. Noch dazu war es mir super peinlich, denn es ist schwer das jemandem zu erklären, dass zwar der Wille da ist, aber es einfach nicht geht. Jeder sagt ach komm laß dich nicht hängen (würde ich wahrscheinlich auch sagen), aber dass es wirklich nicht möglich ist, glaubt einem doch eh keiner.

Naja nachdem ich dann merkte, dass ich hilflos war, wußte ich mir nicht mehr anders zu helfen und bin zu meinem Psychologen und das war höchste Eisenbahn. Er rat mir mit meinen Eltern u reden und gab mir Antidepressiva da ich ja dieses Projekt erfolgreich absolvieren mußte und es ja wirklich um meine Zukunft ging. Meine Mutter kam sofort an und kontrollierte das Antidepressiva gab es mir nicht in die Hände und meinte, auf keinen Fall zu lange nehmen .Sie war dann heilfroh als mein Psychologe nach 2 Tagen meinte ich solle es absetzen. Selbstverständlich habe ich das dann auch getan. aber wirklich stärker habe ich mir nur wenige Tage gefühlt. Was mir da auch sehr komisch vorkam, war, dass wir dann eigentlich nie mehr über das Problem, das wohl damals schon zu Grunde lag, geredet haben. Daher kommt wohl auch das Gefühl, dass er damals gar nicht auf den Hintergrund wollte, sondern nur ne Besserung herbeiführen. Naja wie auch immer, dadurch, dass ich dann auch so meine Erfolgserlebnisse hatte, hatte ich dann echt selber auch das Gefühl alles wieder im Griff zu haben. Das Projekt verlief dann super, die Prüfungen auch und das dann sogar im Januar obwohl meine Eltern weg waren ohne Tabletten. Da war ich dann richtig stolz drauf, viel stolzer als auf die eigentliche Note. Das war für mich zweitrangig. Wichtig war mir, das Gefühl wieder etwas wert zu sein vor meinen eigenen Augen. ich wollte einfach wieder das Gefühl des Glücklichseins haben und das hatte ich da absolut!!!

Naja und auch dann als das mit meinem Freund sich alles positiv entwickelt hat dachte ich echt, die Probleme von damals seien weg. Doch irgendwie merkte ich dann auch, dass es immer schwieriger wurde und ich wieder anfing mich selbst runter zu ziehen, mich selbst falsch wahrzunehmen, nicht mehr stolz auf mich zu sein, immer mehr von mir zu verlangen, nichts mehr als gut genug anzuerkennen usw. Anfangs hatte ich noch das Gefühl dagegen anzukommen, aber auch als ich mit meiner Freundin dann mal versuchte drüber zu reden und da nur kam: Mensch, du bist ja wieder nur noch am Jammern! und von meinem Freund so Sprüche wie: Komm, das Leben ist doch schon, lach mal wieder! fühlte ich mich immer mehr unverstanden und dachte auch, so ein Quatsch, ist doch alles in Ordnung und versuchte dagegen anzukämpfen. Mehr und mehr, meiner Meinung nach auch durch das Kortison merkte ich aber, dass ich die Kontrolle verlor, dass mir immer weniger Spaß macht, dass ich mich nur noch überfordert fühle, dass ich nur noch heulen könnte, dass meine Ängste wieder größer und mächtiger wurden. ich bekam Albträume, Wahnvorstellungen usw. Es machte mir Angst und ich traute mich auch nicht mehr das anderen zu sagen, denn ich wollte kein Jammerlappen sein und ich wollte ja auch, dass die Leute gerne mit mir zusammen sind. Mehr und mehr hatte ich aber auch das Gefühl für meinen Freund nicht gut genug zu sein, meinen Freundinnen bei ihren Problemen nicht mehr helfen zu können. Und dann kamen noch meine Eltern: Lara hier, Lara da....kümmer dich um deinen Bruder usw. Ich wollte und konnte und kann ihnen nicht sagen wie es mir wirklich geht, da auch sie mich nicht verstehen und mit der Situation nicht umgehen können. auch als deine Mom dann als ich ihr das mal vorsichtig versuchte anzudeuten nur meinte: Was erwartest du denn von deinem Psychologen? Soll er dir wieder Tabletten geben? wußte ich, dass ich es ihnen nicht sagen kann.

Da es mir aber immer schlechter ging und ich feststellte, dass alles was ich versuche (rausgehen, unter Leute gehen usw.) nicht wirklich hilft, bzw. ich auch noch da Einschränkungen und Mahnungen erfuhr, wußte ich mir einfach nicht mehr zu helfen. Antidepressiva wollte ich nicht nehmen, da meine Mom ja meinte, dass wäre was ganz schlimmes und so und ich auch das Gefühl habe, dass es mir damals zwar kurzfristig geholfen hat aber langfristig ja doch nicht. Reden konnte ich auch mit niemanden, denn da galt ich ja dann als Jammerlappen oder halt als jemand, der gerade mal Mitleid will. ich will aber kein Mitleid, ich will wieder Freude am Leben haben können, die Welt klar sehen und lachen können, das Leben genießen können. ich wollte und will Hilfe! Aber von wem konnte ich die erwarten? von meinem Psychologen? – sicher nicht, der hat mir damals ja auch nicht wirklich geholfen und auch in der letzten zeit immer nur gesagt: Ach Frau X, dass ist doch alles normal! Von meinen Freunden??? da galt ich ja dann als Jammerlappen! Von meinen Eltern??? auch nicht, da ich ihnen es ja auch nicht sagen kann bzw kein Verständnis da ist (vermutlich weil es auch schwer ist für Eltern zuzugeben, dass die Tochter ein wirkliches psychisches Problem hat). Naja und der Druck wurde immer größer, die Sehnsucht nach Hilfe, danach noch irgendetwas tun zu können....und ja, ich denke es war der einzige Ausweg für mich den Leuten ein Mittel an die Hand zu geben, etwas greifbares um Klarzumachen, ich habe ein ernsthaftes Problem. Das mit dem Essen kam mir da gerade recht, denn ich weiß ja dass Essen für mich nie was unbelastetes war und zudem .... sich damit zu befassen und da rein zu steigern lenkte auch von dem eigentlichen Problem, gegen das ich ja machtlos bin, ab. Bei dem Problem kann man ja was tun, was ich bei der Depression nicht das Gefühl habe. Da fühle ich mich einfach machtlos und hilflos.
Ja, es war fast so wie wenn andere dann einen Selbstmordversuchen machen, nur dass ich das nie machen würde, da ich das meinen Freunden und Eltern nie antun würde. Und ich die Vorstellung schrecklich finde. Tja, die Aufmerksamkeit hatte ich dann, ja, aber diese ständige besorgt sein half mir nicht wirklich weiter. Nein es machte mich fast aggressiv. Da ich aber auf die anderen nicht aggressiv sein konnte, richtete ich dann die Aggression gegen mich selbst. Ich steigerte mich immer mehr darein. Als dann auch noch die Ärztin sagte, ja sie haben da ein Sucht- und Essproblem, hatte ich dann selbst endlich wieder einen Grund, etwas gegen das ich kämpfen konnte, wo ich das Gefühl hatte was tun zu können. Ne Besserung herbeizu führen. Und als dann Lothar meinte ich solle mit den Tabletten aufhören, merkte ich, dass aber selbst wenn ich was dagegen mache, mir das nicht wirklich hilft. weil ich ja wußte ich habe trotzdem nichts verändert, da mein Problem ja woanders liegt und so habe ich halt weiter gemacht. Quasi als Ersatzbefriedigung. Inzwischen als ich merkte, dass mir selbst meine Lieblingsgerichte nicht mehr schmeckten merkte ich nur mehr wie tief ich gesunken war und fühlte mich noch hilfloser. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. ich möchte so gerne mein Glück dass ich eigentlich vom Verstand her habe, wieder genießen können, mit Lothar richtig glücklich sein, denn ich liebe ihn über alles und mit ihm wieder lachen können, mit meinen Freunden lachen können und das Leben genießen können, für sie und ihre Probleme wieder da sein können, einfach wieder die alte Lara sein. ich weiß nur nicht was ich machen soll und fühle mich hilflos und Geduld habe ich auch keine, weil da auch noch die DA ist, die mir so wichtig ist um endlich wieder stolz sein zu können. Statt dessen habe ich auch sie wieder riskiert und für was??????????
Elenir
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Re: ich weiß nicht mehr weiter.....was kann ich nur tun???

Beitrag von Elenir »

Lara, ich kann dich gut verstehen. Mir geht es ganz ähnlich (siehe Thread Selbstdisziplin).
Zu der Sache wegen der Kommunikation mit Freunden und so ist mir was eingefallen: Wenn jemand ein Bein gebrochen hat, kommt doch auch niemand auf die Idee und sagt "Geh mal raus, mach nen Spaziergang oder Sport, geh mal wieder joggen, das wird dir gut tun!". Aber bei einer Depression ist das Verständnis halt leider nicht so da.

Ansonsten hab ich auch keine Lösung parat. Aber vielleicht solltest du dir einen anderen Therapeuten suchen? Da muss es doch noch mehr geben ausser dem einen?!
Diomee
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Re: ich weiß nicht mehr weiter.....was kann ich nur tun???

Beitrag von Diomee »

Hi lara,

ich kann dich gut nachvollziehen, da es mir im studium auch sehr oft so ging und ich meine schlimmste depressive phase vor meinen wichtigsten prüfungen hatte...

leider habe ich einiges in deinem beitrag nicht so genau verstanden - gehst du regelmässig zum psychologen? nimmst du medikamente? du schreibst du hättest sie nach 2 tagen wieder abgesetzt? welche tabletten waren das denn?

bzgl. eltern - meiner mutter habe ich auch erzählt, dass ich depris habe, aber so wirklich ernst genommen hat sie das nicht. sie meinte nur "du musst doch keine depressionen haben. du musst doch nicht weinen!" super tip!
jedenfalls ist sie auch strikt gegen psychopharmaka. ich habe sie aber trotzdem genommen und es ihr eben nicht gesagt, denn wichtig ist schliesslich, dass es mir besser geht! meine ad's haben mir auch sehr gut geholfen. aber ein guter therapeut bzw eine gute therapie ist trotzdem das wichtigste - das hilft schliesslich langfristig und nicht nur für die dauer der einnahme (wie bei den medis).

weisst du denn was die ursache für deine depris ist?

drücke dir daumen, dass es bald wieder aufwärts geht!

diomee
Lara77
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Re: ich weiß nicht mehr weiter.....was kann ich nur tun???

Beitrag von Lara77 »

Hallo Diomee,

ich hatte damals Doxepin bekommen. Die Ursachen kenne ich leider nicht. Weiß nur, dass ich dadurch dass ich ein Adoptivkind bin, von den Leuten die mch geboren haben das Gefühl mitbekommen hbe, nichts wert zu sein und dass diese Phasen jetzt immer in absoluten Stresssituationen aufgetreten ist.

Ja ich gehe seit fast fünf Jahren regelmäßig zum Psychologen. Tabletten nehme ich momentan noch keine. HAbe aber heute meinen Psychologen angerufen und der verschreibt mir jetzt was, aber was keine Ahnung.

Du schreibst du hast auch ADs genommen. Nimmst du die noch? Wie gings dir als du die abgesetzt hast? Muß ich da wieder mit nem Tief rechnen????
Diomee
Beiträge: 43
Registriert: 10. Jun 2005, 15:19

Re: ich weiß nicht mehr weiter.....was kann ich nur tun???

Beitrag von Diomee »

hi lara,

ich nehme jetzt zum zweiten mal citalopram. habe es beim ersten mal ungefähr ein halbes jahr genommen und auch eine therapie gemacht.
da bei mir die depressionen immer in bestimmten phasen auftreten (bei anderen scheinen sie durchgehend bzw über einen längeren zeitraum da zu sein), nehme ich die tabletten also nur dann, wenn es mir richtig schlecht geht. nachdem ich sie abgesetzt hatte, ging es mir ca zwei jahre ganz gut und jetzt eben wieder ein tief.

depressionen verschwinden meistens auch ohne ad's nach einer bestimmten zeit wieder. meistens dauert so eine krise zwischen 3 und 6 monaten (hat mir zumindest meine therapeuten gesagt). daher wirst du nicht automatisch wieder in eine krise fallen, wenn du die ad's absetzt.
es hängt aber natürlich auch mit deiner lebenssituation zusammen - wenn du dann immer noch in der gleichen belastenden situation bist, ist die wahrscheinlichkeit wieder rückfällig zu werden natürlich grösser.

ich würde allerdings wirklich mal darüber nachdenken, den therapeuten zu wechseln, wenn du da jetzt schon fünf jahre hingehst mit keinem allzu grossen erfolg.

was besprichst du denn mit ihm -
vergangenheitserlebnisse oder eher strategien für die gegenwart?
hat er eine psychoanalytische ausbildung oder verhaltenstherapie oder "nur" psychologe?

gruss
d
Lara77
Beiträge: 25
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Re: ich weiß nicht mehr weiter.....was kann ich nur tun???

Beitrag von Lara77 »

also mein Therapeut ist: Facharzt für Psychiatrie u. Psychotherapie

und hat nen Dr. Titel. Ich denke schon, dass er mir in den fast 5 Jahren bei vielem geholfen hat, aber eben nicht auf diesem Gebiet. Generell bespricht er mehr mit mir das Aktuelle mit manchmal einem Rückgriff auf die Vergangenheit, was aber sehr selten ist. So vil ich weiß ist es eine Verhaltenstherapie.

ich denke schon über einen WEchsel nach. Aber ich glaube das ist nach 5 Jahrn nicht so einfach und die Therapie wird beendet da die KK nicht mehr zahlt.
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