Enttäuscht aus der Therapie..

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Özi
Beiträge: 35
Registriert: 3. Jun 2005, 11:49

Enttäuscht aus der Therapie..

Beitrag von Özi »

Hallo,

ich war gestern zum 4. Mal bei meiner Therapeutin. Jetzt ist sie zwei Wochen im Urlaub.
Ich habe gehofft, dass sie mir wenigstens Hausaufgaben o.ä. oder mir gute Tipps gibt, wie ich die Zeit überbrücken soll. Vor allem am WE wenn mein Freund mich nicht sehen will. Gar nichts in die Richtung. Sie hat ja beim letzten Mal gemeint, dass wir uns erst kennenlernen müssen um dann zu schauen welche Verhaltenstherapie man anwendet.
Da ich jetzt wieder bei meinen Eltern wohne, meinte sie dass es sehr wichtig sei, dass ich mir ne eigene Wohnung suchen sollte. Und damit soll ich mich jetzt die nächsten Tage auseinandersetzen? Wie toll! Und was ist damit, dass ich nicht einmal raus kann, nicht auf die Straße, nicht einkaufen, einfach nichts! Mein Körper ist da, läuft, reagiert, aber meine Seele/Gedanken sind weg. Was soll ich nur machen?
Ich werde nach sehr langer Zeit Mal wieder versuchen, heute Abend zu meiner Freundin zu gehen. Aber ich habe Angst, die Kontrolle über mich zu verlieren. Es tut weh, bin nach wie vor verzweifelt. Seit dem 30.April bin ich so tief im Loch und es tut sich nichts. Und als ich ihr gesagt habe, dass ich in einem Monat Geburtstag habe und es wahrscheinlich nicht einmal feiern kann, meinte sie, es kann ja sein, dass sich bis dahin was tut. Super, wie denn?!

LG Özi
mondschein
Beiträge: 10
Registriert: 3. Jun 2005, 10:19

Re: Enttäuscht aus der Therapie..

Beitrag von mondschein »

Liebe Özi,

vielleicht hilft es Dir, das es mir, wie schon gesagt, am Anfang fast genauso ging. Auch ich bin die ersten paar Male aus der Therapiestunde gegangen und hab mir gedacht, und jetzt?
Ich wollte aufgeben, was sollte das alles bringen. Erst nach ca. 2 Monaten, habe ich gemerkt, daß sich so langsam Erfolge einstellen(merkwürdigerweise haben andere das schon viel eher bemerkt )Die Zeit bis dahin habe ich mit Lesen von Büchern, Artikeln, Websites u.ä. die ich über Depression gefunden habe überbrückt. Dabei habe ich superviel gelernt und mir hat es sehr geholfen zu sehen, das ich mit der Krankheit nicht allein bin.
Richtige Hausaufgaben bekomme ich erst seit kurzem.
Das sind nat. nur meine Erfahrungen, ich kenne weder dich noch deine Therapeutin.Wie sie sagt, die ersten Stunden sind zum Kennenlernen gedacht. Und du mußt dir darüber klar werden, ob du dir vorstellen kannst mit ihr zu arbeiten. Besteht Vertrauen zwischen Euch, meinst du mit ihr reden zu können?
Du mußt unbedingt durchhalten, ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß sich an meiner Situation was ändern könnte. Aber ich glaube, so geht es fast jedem hier am Anfang.
Ich weiß, ich rede mich da leicht, im Augenblick bin ich recht stabil, das wird sich so wie ich mich kenne, auch wieder ändern. Aber es gibt da einen Weg raus.
Mute dir im Augenblick einfach nicht zu viel zu, versuche nur das allernötigste zu erledigen. Besuch deine Freundin, vielleicht kannst du dich dadurch ein wenig ablenken, vielleicht kannst du ihr auch von deinen Problemen erzählen, vielleicht hört sie dir auch einfach nur mal zu.
Leider gibt es für diese Krankheit keinen Knopf den man drücken kann und alles ist wieder gut, da raus zu kommen bedeutet harte Arbeit. Aber ich bin mir sicher, du schaffst das, die ersten Schritte hast du gemacht.
Auch wenn wir uns nicht kennen, ich lese sehr interessiert und mit viel Anteilnahme was du schreibst, weil genauso hab ich mich vor ein paar Wochen auch noch angehört. Ich verstehe sehr gut was in dir vorgeht.
Ich wünsche Dir, das du das Wochenende einigermaßen überstehst. Vielleicht hilft es dir hier zu schreiben, irgendwer liest es immer und kann dir bestimmt auch ein bißchen Mut schicken.
Ich fahre spontan (ja, ich kann wieder spontan was unternehmen!! ) übers Wochenende weg, vielleicht schau ich vorher noch mal rein, wenn ich es schaffe.

Bis dahin,

mondschein
Özi
Beiträge: 35
Registriert: 3. Jun 2005, 11:49

Re: Enttäuscht aus der Therapie..

Beitrag von Özi »

Herzlichen Dank Mondschein,

wow du gibst mir wenigstens etwas Licht in das tiefe hoffnungslose Loch. Ich weiß jetzt, dass ich durchhalten muss. Es wird nicht schnell gehen.
Ich könnte mir vorstellen mit meiner Therapeutin zu arbeiten, das Vertrauen ist da.
Ich habe nur Angst, dass mein Zustand sich verschlimmert, was eigentlich nicht sein dürfte, weil ich mich ja schon intensiv damit beschäftige. Die pflanzlichen Mittel einnehme und lernen muss, dass wenn ich die Kontrolle verliere, es nichts bringt in Panik auszubrechen. Ich bin wie betäubt und ich denk mal, das ist dasselbe Gefühl, wie wenn man unter Drogen steht (zum Glück hatte ich dieses Gefühl nur einmal und nie wieder). Ich verfluche es, es je ausprobiert zu haben. Es sind schon 8 Jahre her, aber ich beziehe meine momentane Situation auf die damalige Panikattacke, die ich nach dem ersten Konsumieren von Marihuana hatte. Damals dachte ich, ich sei tot, ich hörte die anderen, doch meine Augen waren zu und ich konnte nicht reagieren. Jetzt ist es so, dass im Kopf ein Schalter ausgeschaltet ist und ich die anderen höre und auch reagiere doch da fehlt etwas unbeschreibliches. Das eigene ICH denk ich mal. Ich muss den Weg zu mir finden. Die Verbindung zwischen Körper und Geist ist verloren.

Danke fürs Zuhören. Es tut so gut, einfach mal die Seele runterzuschreiben und zu wissen, dass ihr das liest und es einigermaßen nachvollziehen könnt.

LG Özi
mondschein
Beiträge: 10
Registriert: 3. Jun 2005, 10:19

Re: Enttäuscht aus der Therapie..

Beitrag von mondschein »

Hallo Özi,
nochmal ich.
ich würde dir gerne noch ein paar Dinge dazu sagen, scheue mich aber, daß hier im Rahmen des Forums zu machen, ist mir dann doch zu persönlich.
vielleicht magst du dein Profil mal kurz freischalten, damit ich deine E-mail Adresse sehen kann. Ich glaube ich kann dir mit meinen eigenen Erfahrungen noch ein bißchen mehr helfen, ist mir hier aber zu heftig.

Ich schau mittags noch mal rein.

Mondschein
deer
Beiträge: 16
Registriert: 20. Apr 2005, 15:11

Re: Enttäuscht aus der Therapie..

Beitrag von deer »

Hallo Özi,

ich kann mich der Empfehlung von Mondschein nur anschliessen, aber nicht aus Überzeugung, sondern eher aus Vernunftsgründen. Ich hab jetzt doppelt so viel Stunden hinter mir und warte immer noch auf den Ahha-Effekt.

Zur Zeit geht es mir besser. Das liegt aber mehr am "guten" (?) Wetter, Sport machen, grillen... und vor allem an diesem Forum. Das lesen und schreiben von Beiträgen hebt sichtbar meine Stimmung, auch wenn die Beiträge nicht immer positiv sind. Diesen Effekt hab ich nach einer Therapiestunde selten bis gar nicht. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, zum Verhör zu gehen, anstatt zum Arzt!?
Irgendwie scheint mir die Auseinandersetzung mit Betroffenen besser zu bekommen. Bei meinem Klinikaufenthalt war das genauso. Die Gespräche mit den Ärzten waren nur bla bla. Die Gespräche in der Raucherecke mit anderen Patienten haben mir sehr viel gebracht.

Na ja, ich werde trotzdem die Therapie fortsetzen. Manche Dinge brauchen halt ihre Zeit.

Übrings - wenn deine Freundin wirklich eine Freundin ist, dann wird (sollte) sie dich auch mit einer Depri mögen und dir zur Seite stehen. Das macht doch eine Freundschaft aus, das man sich mal fallen lassen kann und aufgefangen wird.

Liebe Grüße
deer
Özi
Beiträge: 35
Registriert: 3. Jun 2005, 11:49

Re: Enttäuscht aus der Therapie..

Beitrag von Özi »

Hi Mondschein,
oh ja jetzt bin ich neugierig. Hab mein Profil freieschaltet und warte. Danke danke danke...

LG Özi
Özi
Beiträge: 35
Registriert: 3. Jun 2005, 11:49

Re: Enttäuscht aus der Therapie..

Beitrag von Özi »

Hallo Deer,

es kommt mir auch so vor, als ob es nur blabla ist. Hier im Forum fühle ich mich auch wohler, als jetzt bei meiner Therapeutin, aber es liegt eben daran, dass man während dieser Phase überhaupt keine Geduld hat und am besten schon nach dem ersten Besuch, alles wieder rückgängig gezaubert wird. Nun ja leider müssen wir alle die Erfahrung machen, dass es nicht so ist. Und klar, dass die Betroffenen einem mehr helfen, als Ärzte oder Therapeuten die das "nur" studiert und gelernt haben und nicht genau wissen können und sich nicht zu sehr, auch wenn sie es gerne tun würden, in unsere Lage versetzen können.

Wir dürfen alle nicht aufgeben. Wir müssen den Sinn des Lebens wieder finden und das beste aus jedem Tag machen. Ich als Hoffnungslose schreibe zwar sowas, aber kann es noch nicht in die Tat umsetzen. Vielleicht schreibe ich in ein paar Wochen und Monaten was ganz anderes!!! Wir werdens sehen.

LG Özi
mondschein
Beiträge: 10
Registriert: 3. Jun 2005, 10:19

Re: Enttäuscht aus der Therapie..

Beitrag von mondschein »

Hallo,

kannst wieder schließen, du hast Post
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