Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

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Fragender
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Registriert: 2. Jun 2005, 10:50

Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von Fragender »

Meine Freundin nimmt seit 4 Monaten Fluoxetin (morgens) und Stangyl (abends). Nachdem anfänglich garnichts passierte, ist seit 1-2 Monaten eine deutliche Verbesserung ihre Gemütslage zu bemerken, die Medikamente scheinen also zu wirken. Im gleichen Maße wie sich ihre Depressionen legen, verschwindet aber auch ihre Libido. Anfangs äußerte sich dieses hauptsächlich durch Orgasmusprobleme. Seit ein paar Wochen ist aber jegliche Lust bei ihr verschwunden. Die Beziehung an sich ist sehr harmonisch und von Nähe geprägt. Wir kuscheln viel und ich glaube nicht, dass es an der Beziehung liegt.

Wir haben auch schon offen über das Thema gesprochen. Sie sagt, dass bei ihr einfach jegliche Libido verschwunden sei. Sie genießt es zu schmusen, ohne das ihr der Gedanke oder das Bedürfnis nach Sex kommt. Nach eigenen Angaben habe sie auch seit Wochen nicht mehr masturbiert, was für sie ungewöhnlich ist.

Ist die von mir beschriebene Situation eine normale Nebenwirkung? Kann sich so etwas wieder legen, bzw. was kann man dagegen mache? Oder muss man die Entscheidung zwischen Depressiv und Sex oder Nichtdepressiv und kein Sex treffen?

Vielen Dank für Eure Ratschläge.
Stollentroll
Beiträge: 243
Registriert: 16. Jul 2003, 14:50

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von Stollentroll »

Hallo Fragender,

es stimmt, Libidoverlust ist eine sehr häufige Nebenwirkung von Antidepressiva und sehr viele Beziehungen leiden darunter (ebenso wie natürlich das eigene Wohlbefinden). Mir geht es auch so, dass meine Libido sich nach einiger Zeit komplett verabschiedet hat. Da ich in keiner Beziehung lebe, habe ich mich damit arrangiert, bemerke dennoch meine Unzufriedenheit. Es ist eine Abwägung von Nutzen und Nebenwirkung. Ich hoffe, dass deine Freundin genug Vertrauen zu ihrem Arzt oder ihrer Ärztin hat, um dieses Problem anzusprechen. Evtl. wäre es hilfreich ein Mittel auszutauschen, um zu sehen ob sie mit einem anderen Antidepressivum besser klar kommt. Schön, dass du deine Beziehung nicht in Frage stellst und nach Rat suchst. Auch wenn der gewohnte sexuelle Umgang nicht möglich scheint, ist es trotzdem sehr wichtig die körperliche Nähe nicht zu vermeiden, denn auch das Kuscheln tut sehr gut und schafft Nähe und Vertrauen in der Beziehung. Gerade Stangyl wirkt ziemlich dämpfend, das ist vielleicht ein Ansatzpunkt für ihren Arzt. Es tut mir leid, dass ich dir kein Patentrezept anbieten kann. Setzt euch nicht unter Druck, dies ist eine Nebenwirkung, die auf jeden Fall wieder aufhört. Manchmal wenn sich der Körper darauf eingestellt hat aber manchmal eben auch erst nach absetzen des Medikaments. Falls du oder deine Freundin noch weitere Fragen habt und dies nicht in der "Öffentlichkeit" des Forums besprechen möchtet, könnt ihr euch auch direkt an mich wenden, meine e-mail steht im Profil.

Aufbauende Grüße vom
Stollentroll
Wolke
Beiträge: 27
Registriert: 9. Mär 2005, 13:52

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von Wolke »

Hallo Fragender!

Ich habe diese Nebenwirkung bei mir auch erlebt. Selbst nach längerer Zeit hat sich das nicht gelegt was dazu führte dass ich das AD absetzte. Für meinen Freund war es zwar kein größeres Problem, aber für mich selber war es nicht tragbar. Sollte es deine Freundin nicht stören würde ich aber den Rat geben es zu akzeptieren. Die medikamentöse Behandlung ist ja meist ein absehbarer Zeitraum. Ich weiß ja nicht worunter deine Freundin leidet, aber evtl. gibt es ja noch alternativen zu ADs. Das könnte sie ja mal mit dem Arzt besprechen.

LG Sarah
Yve-Marie-Johanna
Beiträge: 62
Registriert: 14. Sep 2004, 14:23

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von Yve-Marie-Johanna »

Hallo,

da ich grad' ein AD reduziere, kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass sich "das Problem" bei mir definitiv gelegt hat -
mit der höheren Dosis war es anfangs auch so, dass ich die ersten Monate überhaupt keine Lust mehr hatte (und ebenso die anderen geschilderten Dinge) - das hat sich aber zumindest im Laufe der Zeit auch ohne Reduzierung ETWAS gelegt...
Du kannst also Hoffnung haben...
Und sei deiner Freundin bitte nicht böse, auch nicht unterschwellig... es ist wirklich nicht einfach!!!

LG YVE
ensembel
Beiträge: 72
Registriert: 22. Mär 2005, 17:53

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von ensembel »

Hallo,
also ich nehme auch seit 2,5 Monaten ein Ad und mir geht es eigentlich genau wie deiner Freundin. Zuerst Probleme mit dem Orgasmus und jetzt gar keine Lust nach Sex. Obwohl meine Gedanken schon immer wieder daran denken, aber bevor es dann ernst wird, ist die Lust verschwunden. Am liebsten liege ich im Arm meines Mannes oder lass mich am Rücken kraulen. Er ist auch sehr lieb und drängt mich nicht. Ich bin mir auch sicher, dass das nur vorübergehend ist. Denn ich möchte die AD nach Beginn meiner Therapie wieder absetzen. Ich wünsche euch alles Gute und viel Geduld.
Andrea
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Fragender,

unter anderem Informatives/Hilfreiches zum Thema Antidepressiva - Libido auf folgender Seite:
http://www.neuro24.de/psychopharmaka.htm

Deine Partnerin sollte ihre Probleme bezüglich Libido aufgrund der Antidepressiva offen mit ihrem Arzt besprechen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten (z.B. siehe mein link)

Ich hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen.

Viele Grüße
Edeltraud
Fragender
Beiträge: 2
Registriert: 2. Jun 2005, 10:50

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von Fragender »

Vielen Dank für Eure Antworten.

Sie leidet unter starken Depressionen. Ein Wechsel des Medikaments ist natürlich mit dem Risiko verbunden, dass das neue Medikament nicht so gut wirkt, oder aber erst wieder nach ein paar Monaten. Da der medikamentösen Behandlung eine sehr lange und schwere depressive Phase vorausging, schätze ich den Wechsel des Medikaments als evtl. zu hohes Risiko ein.

Hmmm, ich denke, ich, besser wir, müssen uns wohl einfach darauf einstellen. Es ist nur sehr ungewohnt. Ich hatte mit der Zeit gelernt mit ihren Depressionen umzugehen, es nicht persönlich zu nehmen, wenn sie sich in schlechten Zeiten zurück gezogen hat und alleine sein wollte. Jetzt ist es eine ganz neue Situation. Es geht ihr gut, sie sucht Nähe, aber das Verhältnis ist fast schon geschwisterlich.

Die Frage bleibt nur, wie ich mich am besten Verhalte. Wir haben schon drüber gesprochen. Sie hat mir ihre Situation beschrieben und ich habe ihr versucht klar zu machen, dass ich sie auf keinen Fall unter Druck setzen werde. So leben wir nun wie liebende Geschwister. Soll ich mich wirklich ganz zurückhalten und absolut keine Initiative mehr versuchen? Könnte so etwas nicht auf Dauer dazu führen, dass es immer schwieriger wird später zur Erotik zurück zu finden? Oder sollte ich in schönen, ruhigen Stunden mal ganz vorsichtig mich dem Thema wieder nähern? Aber was, wenn sie dann irgendwann abbricht, weil sie nicht kann? Das würde das Problem verschärfen.

Auch wenn der Thread mittlerweile eher in die Rubirk "Angehörige" gehört, währe ich für weitere Ratschläge sehr dankbar.
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Fragender,

mein Posting - link war keine Aufforderung die Antidepressiva zu wechseln.

Ich wollte dich damit auf die Medikamente hinweisen, die ZUSÄTZLICH zu den ADs eingenommen werden können, um die Libido wieder zu aktivieren, welche durch die ADs reduziert/weg ist.

Viele Grüße
Edeltraud
Tinaa
Beiträge: 14
Registriert: 19. Sep 2005, 10:07

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von Tinaa »

Hallo Fragender,

habe mich gerade mal durch den Beitrag gelesen und möchte mal kurz dazu etwas sagen (hoffe, es ist noch nicht zu spät???)

Ich leide selbst unter Depressionen und seit ich Medikamente nehme, gings mit der Libido total bergab. Ich habe versucht, meinem Mann das alles zu erklären und ihm gesagt, dass es nicht an ihm liegt, usw.

Ich wünsche mir immer, dass er mich in den Arm nimmt und wir einfach nur kuscheln ... allerdings kommt in dieser Situation ganz ganz schnell wieder die Angst in mir hoch: "hoffentlich will er jetzt nicht mehr ..." Darauf läuft es aber leider immer wieder hinaus. Und wenn ich ihm sage, dass ich jetzt nicht will, akzeptiert er das zwar, ist aber doch sehr enttäuscht und gekränkt. Das wiederum belastet mich sehr und setzt mich total unter Druck. Natürlich kann ich auch ihn verstehen, aber mir würde es sehr helfen, wenn er mal nicht 'den Anfang' macht, sondern einfach 'nur' schmusen will - nicht mehr! Und selbst wenn ich dann irgendwann soweit bin, dass ich 'mehr' möchte, wäre es schön, wenn er mich mal zurückweisen würde! Natürlich nicht nach dem Motto: Wie du mir, so ich dir! - Nein, einfach deshalb, weil er es jetzt nicht möchte!

- Ich weiß, ist schwer zu verstehen. Irgendwie brauche ich das Gefühl, einfach nur in den Arm genommen zu werden - ohne wenn und aber ....

Natürlich ähnelt dann der Beziehungsalltag immer mehr dem von Geschwistern, aber wenn ich so drüber nachdenke, was das 'andere Verhalten' bei mir alles kaputtmachen kann, dann doch lieber die 'Geschwisterliebe' mit dem Risiko, dass es - nachdem die Depression überwunden ist - sicherlich nicht einfach werden wird, die Erotik wieder aufflammen zu lassen...

Also wie gesagt, dass ist mein Empfinden!

Vielleicht konnte ich Dir ja etwas weiterhelfen!

Liebe Grüße, Tina
barilla
Beiträge: 127
Registriert: 14. Sep 2005, 19:23

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von barilla »

Hi!
Ich glaube, das ist eine ziemlich häufige Nebenwirkung! Leider!!!!
Habe auch mal Fluoxetin genommen und schwubs, war die Libido wie weggepustet! Das ist eine Nebenwirkung die echt richtig nervt!!! Ich kann nicht sagen, ob sich das mit der Zeit wieder legt. Habe das Medikament nur sehr kurz eingenommen.
Weiß grad auch nicht, was man dagegen machen kann! Aber hier auch mal ne Frage zum Thema von mir:
Nehme mittlerweile seit ca. 4 Wochen Paroxetin und erlebe die gleichen "Keine-Lust-mehr-auf-Sex-Nebenwirkungen". Hat da jemand mit diesem Medikament ähnliche Erfahrungen?
Oder liegt es bei mir evtl. auch daran, dass ich mir während dem Sex (wenn er denn mal stattfindet...) mit meinem Freund ständig innerlich die Frage stelle: "Na, haste jetzt tatsächlich Lust, oder nicht, oder was!" Dadurch check ich dann überhaupt nicht mehr, ob und was ich in diesem Moment sexuell spüre. Liegt es am Medikament oder weil ich mich innerlich, also kopfmäßig verkrampfe. Bin sehr verwirrt...
Bin ich eigentlich hier die Einzige, die sich beim Sex manchmal so dämliche Fragen stellt und die Situation dadurch nur noch komplizierter macht als sie ohnehin schon ist? HILFEEEE

Gruß,
Barilla
Tinaa
Beiträge: 14
Registriert: 19. Sep 2005, 10:07

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von Tinaa »

Hallo Barilla,

nein, Du bist auf gar keinen Fall die Einzigste, die solche Fragen stellt - genau dasselbe geht mir beim Sex nämlich auch immer durch den Kopf! Schrecklich, denn dann geht wirklich gar nichts mehr.

Mit Deinem Medikament habe ich noch keine Erfahrung gemacht. Ich nehme seit ca. 2 Jahren Zoloft. Zwischendurch hatte ich mal damit aufgehört und schwups - war die Libido wieder da! Ich versuchte ein anderes AD (weiß aber den Namen nicht mehr), mit dem es mir allerdings psychisch sooo schlecht ging, dass ich umbedingt 'mein' Zoloft wieder haben wollte - trotz besagtem Libidoverlust!

Also ich denke es liegt in der Hauptsache an den Tabletten und die Tatsache, dass Du Dich 'währenddessen' immer wieder fragst: "Na, spüre ich jetzt was ...." ist natürlich in der Situation auch nicht gerade förderlich .....

Habe seit Dienstag meine Dosis halbiert, da ich jetzt endlich mit dem Zeug aufhören möchte - mal sehen, wie lange es dauert, bis ich Sex wieder genießen kann .....

Liebe Grüße, Tina
barilla
Beiträge: 127
Registriert: 14. Sep 2005, 19:23

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von barilla »

Liebe Tina!

Oh mann... vielen, lieben Dank für Deine Antwort! Bin echt erleichtert, dass es noch mehr so verwirrte Köpfe wie mich gibt, die noch nicht mal beim Sex das Hirn abstellen können. Sämtlichen Freundinnen von mir, denen ich das erzählt habe, also, das mit dem "sich selbst dämliche Fragen beim Sex stellen", haben zu mir immer nur gesagtt: "Jetzt steigere Dich nicht so in Deine Gedankenschleife rein. Das ist ja furchtbar!"
Ha, ha, witzig, witzig... Kann sein, dass ich mich manchmal auch ein wenig da rein steigere, aber das ist noch nicht das Schlimmste an der Sache. Das Problem ist, dass ich die Gedanken nicht so einfach abstellen kann!!! Und dann noch diese dämlichen Medikamente... sch*****!!!! Naja, glücklicherweise habe ich einen ganz, ganz tollen Freund, der mich nicht unter Druck setzt. Das mache ich selbst schon zu genüge... in allen Lebenslagen ;(

Alles Gute,
BARILLA
zapata
Beiträge: 25
Registriert: 11. Mai 2004, 12:47

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von zapata »

Auch ich habe mit Libidoverlust zu tun, kann das aber dank der ansonsten durch mein Medikament (Trevilor) enorm gestiegenen Lebensqualität verschmerzen. Soweit ich das einschätze ist aber Libidoverlust durchaus auch ein Symptom der Depression (die Natur will halt nicht, dass wir uns mit unserer Krankheit auch noch fortpflanzen . Meines Wissens soll Trazodon sich nicht so auf die Libido auswirken, mein Shrink meinte sogar mal, es würde sie fördern.
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von Edeltraud »

sorry, mein link zum Thema stimmte nicht ganz

http://www.neuro24.de/antidepressiva.htm#Nebenwirkungen
87
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Registriert: 9. Sep 2005, 17:31

Re: Fluoxetin/Stangyl und die weibliche Libido

Beitrag von 87 »

Mein Mann hat durch Diabetes im Alter von 40 Jahren seine Potenz verloren. Ich war gerade 36. Zuerst war ich beunruhigt, dass es mit Sex vorbei war, und es war anfangs auch nicht so einfach zu ertragen. Aber nach und nach habe ich mich damit abgefunden. Man kann auch ohne Sex eine wunderbare Beziehung führen. Wir schmusen viel und achten einander. Wir sind mittlerweile seit 33 Jahren verheiratet.
barbara
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