ich steh'und komm nicht weiter

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thea
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ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von thea »

Denker
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von Denker »

Hallo Andrea,
wenn du selber erkennst, dass du wieder in alte Verhaltensmuster verfällst, dann bist du schon ein gutes Stück weiter gekommen! Du hast erkannt, mit welchen Denkweisen du dich selber fertig machst! Bravo! Das ist der erste Schritt zur Besserung!
Ich denke, du erwartest vielleicht im Augenblick etwas zu viel von dir. Die Therapie ist ein sehr wichtiger Schritt aber es wäre unrealistisch zu erwarten, dass es mit Therapie nur noch bergauf geht. Aber manchmal ist die Nacht ja vor dem Morgen am dunkelsten.
Gruß
Denker
thea
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von thea »

Denker
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von Denker »

Hallo Andrea,
Überforderung ist leider ein ganz typisches Muster bei Depressionen!
Wenn du möchtest, schreib einfach mal etwas mehr über deine Gedanken, deine Therapie (wie lange schon, Psychotherapie, Medikamente...), welche Bücher du zum Thema gelesen hast...
Vermutlich leidest du genau wie ich auch noch unter Perfektionismus. Und möchtest auch in der Therapie perfekt sein.
Wächst der Druck wirklich von außen oder machst du dir deinen Druck selber? Wie geht deine Familie mit der Krankheit um? Kriegst du Unterstützung?
Gruß
Denker
thea
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von thea »

einfach_elli
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von einfach_elli »

Hallo Andrea

ich denke ich kann dich etwas verstehen. Ich war gerade in einer Psychosomatischen Klinik(4 Wochen). Meine Ängste haben sich irgendwie bestätigt. Ich bin in mein altes Leben zurückgefallen und alles läuft wie vorher und das schwarze Loch ist auch wieder da. Und irgendwie habe ich auch das Gefühl in dem Loch "zuhause" zu sein. Man kennt es ja, man weiß wie es weiter geht, sein eigenes Verhaltensmuster ist einem ja vertraut und bietet so eine Art Sicherheit.

Meine Therapeutin in der Klinik sagte immer: Das Loch kommt du fällst hinein und leidest, dann guckst du dich um und siehst Licht, versuchst herauszukommen, schaffst es und läufst los...
dann kommt das Loch, du fällst hinein, leidest, SUCHST das Licht, findest es kletterst hinaus und läufst los...
dann kommt das Loch, du fällst hinein, Guckst zum Licht kletterst hinaus und läufst los...
dann siehst du das Loch, du fällst hinein, kletterst raus und läufst los...
Du siehst das Loch, springst rein, kletterst raus, denn du kennst es schon so gut und läufst los...
und dann kommt der Tag: Du siehst das Loch lädst es zu einem Kaffee ein (grinst) und gehst einfach weiter.

Auch da gibt es Sicherheiten, die jedesmal stärker machen, die man jedesmal beser meistert und man muss sich selbst die Zeit geben, die man braucht. Step by Step, ja, aber jeder in seinem eigenem Tempo.

ICh sitze auch in meinem Loch und schaue vorsichtig über den Rand, ich könnte etwas tun, ja, aber ich will gar nicht im Moment erscheint mir was ich habe besser als was kommen könnte...Irgendwann wird sich irgendetwas im Umfeld ändern und dann werden auch wir uns irgendwie ändern, täglich, stündlich gibt es Chancen und Du kannst Dir ausssuchen, wann Du anfängst zu klettern.
Viele Worte Für Dich ich hoffe sie helfen Dir!
GAnz liebe Grüße Elli
Bellasus
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von Bellasus »

Liebe Andrea, liebe Elli,

die "Loch-Geschichte" finde ich sehr, sehr schön, und ich kann bestätigen, dass sie wahr ist, jedenfalls bis zu
>>>du fällst hinein, Guckst zum Licht kletterst hinaus und läufst los...<<<
Und ich glaube und hoffe, dass die weiteren Kapitel auch wahr sind.

Vor einem Jahr konnte ich gar nichts glauben, aber es tut sich tatsächlich etwas, und manchmal sind die Schritte so klein, dass man gar nicht merkt, dass man gerade einen getan hat. Aber viele davon bringen einen auch weiter Das sieht man dann irgendwann später, dass sich doch etwas verändert hat.

Das ist bei dir ganz bestimmt auch so, Andrea, ich sehe das auch so, und dass du schon viel erkennst, wie alles zusammenhängt, ist eine gute Basis zum Weitermachen.

Alles Gute
Annette




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Denker
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von Denker »

Hallo Andrea,
ich finde diese Loch-Geschichte auch sehr schön und passend, nur bist du scheinbar eher der ungeduldige Typ.
Ich bin heute 45 und meine ersten depressiven Episoden hatte ich so mit 15 und dann immer mal wieder, aber immer unerkannt. Die Diagnose Depression habe ich erst seit einem knappen Jahr. Ein Buch, was mir sehr geholfen hat, die Ursachen meiner Depression in der Kindheit zu erkennen ist folgendes:
J. Giger-Bütler: Sie haben es doch nur gut gemeint
Vielleicht kennst du es ja? Ich habe ca. ein Dutzend Bücher über Depressionen gelesen und dieses Buch hat mir mehr gebracht, als alle anderen zusammen!
Habe übrigens auch ein paar ganz positive Erfahrungen gemacht, als ich meinen Arbeitskollegen + Chef erklärt habe, was mit mir los ist.
Niemand der es nicht selber mitgemacht hat kann verstehen, was in uns vorgeht und das ist (für die anderen) auch gut so. Wir müssen uns damit abfinden, dass das Verständnis unseres Umfelds immer begrenzt ist. "Stress dich nicht so" finde ich da noch ganz harmlos im Vergleich zu dem oft gehörten "Reiß dich doch mal zusammen!"
Ich bin übrigens auch perfekt darin, die Probleme andere Leute zu analysieren (mach ich ja gerade irgendwie auch schon wieder).
Deine Medikamente kenne ich nicht aber wie sieht es denn bei dir mit einer Psychotherapie aus?
Gruß
Denker
thea
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von thea »

Denker
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von Denker »

Liebe Andrea,
früher bin ich wohl irgendwie immer wieder ohne fremde Hilfe aus dem Loch gekrochen und dann ging es wieder eine zeitlang gut. Heute weiß ich, dass ich auch da gelebt worden bin und nicht selber gelebt habe. Habe immer gespürt, dass etwas mit mir nicht stimmt und hab mich einfach für einen geborenen Pessimisten mit wenig Talent zum Glücklichsein betrachtet. Diesmal ging es aber nicht mehr ohne Hilfe, weil mehrere starke Auslöser zusammen kamen.
In der Tat versuche ich gerade auch meine Kindheit aufzuarbeiten. Dabei hat mir das o.g. Buch sehr geholfen. Aus meiner Sicht liegt das Problem oft darin, dass man etwas vom Kopf her klar hat aber an die dazugehörigen Gefühle nicht ran kommt. So ist es mir lange mit meiner Kindheit gegangen. Ich bin jetzt soweit, dass ich die Wahrheit über meine Kindheit auch emotional an mich ran lassen kann und dass auch sehr viele Erinnerungen wieder auftauchen. Ich bin als Kind über lange Jahre hinweg von beiden Eltern immer wieder seelisch und körperlich misshandelt worden. Das ist meine Wahrheit! Vor 6 Monaten hätte ich wahrscheinlich noch gesagt, dass ich eine ganz durchschnittliche Kindheit gehabt habe, na ja, mit einem Vater, dem ab und zu mal die Hand ausrutschte. Seitdem ich diese Wahrheit zugelassen habe, kann ich auch über meine Kindheit trauern. Ich glaube, dass man etwas nur dann wirklich verarbeiten kann, wenn man es mit den dazugehörigen Gefühlen erleben kann. Im Moment weine ich sehr oft und das ist auch sehr gut so! Diese Trauer hat nichts mit Depression zu tun! Als ich tief in der Depri drinsteckte, konnte ich überhaupt nicht mehr weinen!
Was mir heute hilft: Ich nehme mir immer öfter das Recht heraus, gut für mich zu sorgen! Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben! Erst wenn ich mich selbst liebe, kann ich auch andere lieben.
Und was mir noch viel mehr hilft: Die Gewissheit, dass meine Frau zu mir steht, dass sie alles mitträgt, was ich für nötig halte (habe z.B. seit ein paar Tagen den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen).
Freue mich auf Nachricht von dir.
Gruß
Denker
thea
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von thea »

sunblume
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von sunblume »

Hallo Andrea,

die Beiträge habe ich gelesen und auch ich finde die Geschichte von Elli ganz gut.
Mir geht es, wie den meisten eben auch, genau wie Dir. Man weiß eigentlich schon so viel, weiß eigentlich welchen Schritt man machen könnte, aber man macht ihn nicht. Fühlt man sich den im dem Loch wirklich so wohl? Für meinen Teil, ich weiß es nicht. Oft weiß ich nicht, ob ich in einem Loch bin oder ob ICH eben so bin, ob das nun mal mein Schicksal ist. Keine Ahnung.

Aber wie Denker schon sagt, hast Du schon einen Schritt getan, Du erkennst jetzt schon Deine Verhaltensmuster. Es dauert jetzt lange die alten ganz lieb gewonnenen Verhaltensmuster zu ändern. Das geht nicht mit einem Schalter, den man einfach so umlegt. Wenn man im “Loch” ist, dann weiß man was ist, wie es sich anfühlt. Nicht umsonst hat man sich diese Muster angeeignet, meist als Schutz. Diese Angst, den Schutz zu verlieren, oh ja das kenn ich. Wenn man noch oben klettert, was erwartet einen da? Man kennt es ja nicht. Was wenn die Gefühle so ungewohnt sind, das man sie nicht haben will.

Du weißt sehr viel, durch Bücher, Deine Therapie usw., aber richtig angenommen hast Du es noch nicht. Ich meine innerlich. Denn Du schreibst, das selbst positive Rückmeldungen nicht bei Dir durchkommen. Gib Dir Zeit und wenn es nicht weiter gehen will, dann nimm einfach weiter wahr, Deine Gefühle, Dein Verhalten.

Hast Du schon mal was vom POSITIVEN-TAGEBUCH gehört?

Alles Gute
sunblume

Buchtipp von mir: "Vergiftete Kindheit" und "Die Aussöhnung mit dem inneren Kind"
Denker
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von Denker »

@andrea,
hallo, wie gehts denn heute?
Kann mich sunblumes Büchertipps nur anschließen!
Gruß
Denker
thea
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von thea »

sunblume
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von sunblume »

Hallo Andrea,

schön wieder von Dir zu lesen. Wie geht es Dir?

Ich habe viele Bücher in meinem Regal, aber weniger Ratgeber, sondern eher Autobiographische Sachen. Man kann aus solchen Büchern (finde ich) viel mehr herausholen, als aus den Ratgebern. Es ist nicht so theoretisch.

Den Tipp mit dem positiven Tagebuch habe ich aus meiner letzten (leider abgebrochenen) ambulanten Therapiegruppe mitgenommen. In das P-Tagebuch schreibt man nur positive/für einen schöne Sachen. Ob nun täglich oder nicht. Das kann manchmal nur ein Satz sein. Bsp: “Die Sonne schien.” Das wichtige ist daran, kein WENN und kein ABER zu verwenden. Also: “Die Sonne schien, aber…..”. Den Teil läßt man weg. Es ist anders als das normale Tagebuch, wo man seinen Kummer und so rein schreibt. Man beobachtet sich und die Umwelt anders. Man nimmt sie und sich stärker wahr. Und erkennt plötzlich mehr positive Dinge, als man es je geglaubt hat.

Naja, klingt vielleicht ziemlich theoretisch. Auch wenn man glaubt keine positiven Sachen erkennen zu können, aber kauft man sich mal eins und hat es im Schrank, vielleicht nimmt man es sich doch mal zur Hand und schreibt.

Liebe Grüße
Sun
thea
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Re: ich steh'und komm nicht weiter

Beitrag von thea »

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