Wechseljahre oder Depression

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Jakordia
Beiträge: 3
Registriert: 24. Mai 2005, 09:16

Wechseljahre oder Depression

Beitrag von Jakordia »

Ich habe jetzt das Forum durchgearbeitet aber nichts zu meinem Thema gefunden.
Vor zehn Jahren habe ich eine Gesprächstherapie über ein Jahr gemacht, aber gänzlich ohne Erfolg. Ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt völlig überfordert und in der Familie nicht aufgehoben. Meine Kindheitsgeschichte wurde fast gar nicht behandelt sondern eher mit lapidaren "Sprüchen" abgebogen. Zu diesem Zeitpunkt war ich mitte dreißig und voll mit Kindererziehung und stressiger Ehe beschäftigt und habe es dann als selbst als überzogene Reaktion meinerseits abgetan. Vor anderthalb Jahren bin ich plötzlich in ein tiefes Loch gefallen, hatte zu nichts mehr Lust konnte mich nur noch zu wenigen Aktivitäten durchringen und mein liebster Aufentahltsort war eigentlich das Bett.
Es kamen viele psychosomatische Krankheitsbilder dazu, die sich aber medizinisch nicht klären ließen. Es wurden alle Untersuchungen gemacht, von der Schilddrüse über eine Hormonuntersuchung, alles soweit im grünen Bereich. Ich fühle mich aber schlecht, antriebslos, unattraktiv = einfach zum heulen.
Vor vier Monaten bin ich zu einem Therapeuten gegangen der tiefensychologisch arbeitet, leider fühle ich mich bei ihm überhaupt nicht aufgehoben, wie in so vielen Berichten im Forum zu lesen, ergeht es mir ähnlich, keine genauen Zielvorgaben, Schritte zur Selbsthilfe o.ä.
Ich gehe hin, rede und fahre mit einem Gefühl wieder weg, was sollte diese Stunde denn eben. Ich habe mit meinem Therapeuten auch schon darüber gesprochen, geändert hat sich aber nichts. Er wirkt immer irgendwie teilnahmslos, schreibt aber viel mit. Trotzdem weiß er oft nicht dass ich ein Thema schon vor ein paar Wochen mal angesprochen habe. Ich habe das Gefühl er nimmt mich einfach nicht ernst.
Nach aussen hin wirke ich auf die Menschen auch nicht sehr hilfebedürftig, mein Auftreten wirkt selbstbewusst und zielsicher, ist es aber nicht. Dies müsste ein Therapeut aber doch nach einigen Gesprächen sehr gut feststellen können. Ich habe es ihm auch schon gesagt, aber null Reaktion.
Da meine Kindheit von Nichtakzeptanz, fast bis zum ungeliebtsein, rumgeschoben, wenig Gesprächen überschattet ist, habe ich mir einen Tiefenpsychologen gesucht, aber auch dies ist, wie beim letzten Mal, einfach kein Thema.
Ich zweifle mal wieder an mir, ob ich tatsächlich weiter zu einem Therapeuten gehen sollte, ich kann mich doch nicht einfach hinsetzen und heulen, nur damit er mich ernst nimmt (obwohl mir manchmal danach ist).
In einigen Büchern habe ich nun über Wechseljahre gelesen und es wurde mehrfach beschrieben, dass Wechseljahre oft mit Depressionen verwechselt werden, meine Ärztin hat zwar fast alle Untersuchungen gemacht und wie gesagt nichts gefunden. Sollte ich einen Neurologen/Psychiater aufsuchen?
Vielleicht hat schon jemand ähnliche Erfahrungen gemacht, oder kann mir weitere Tipps geben.
Vielen Dank
Lichtsuche
Beiträge: 99
Registriert: 18. Mai 2005, 10:18

Re: Wechseljahre oder Depression

Beitrag von Lichtsuche »

Guten Morgen Jakordia,

primär scheint Dich der Therapeut zu beschäftigen und weniger, ob Wechseljahre mitwirken. Da dürfte ein Hormonstatus mehr Aufschluß liefern.

Es ist wichtig, dass Du das Gefühl hast, an den richtigen Therapeuten geraten zu sein. Die "Chemie" zwischen Klient und Therapeut muss nicht zwangsläufig nur deshalb stimmen, weil der Therapeut es wenigstens wissen müßte, was konstruktiv für Dich ist.

Eine tiefenpsychologisch ausgerichtete Therapie ist meines Wissens nach sehr analytisch orientiert. Ist nicht prinzipiell verkehrt, da die meisten Muster Ursprünge in der Kindheit haben. Vielleicht wäre für den Anfang eine Kognitive Verhaltenstherapie stützender.

Ich will damit sagen, auf Gedeih und Verderb bis Du keinem Therapeuten ausgeliefert. Versuch nochmal ihm zu sagen, dass Dich Form der Therapie eher mehr belastet als entlastet. Ich weiß von Therapeuten, die durchaus in der Lage sind, innerhalb der Behandlung die Form der Therapie zu ändern und sei es auch nur vorübergehend, bis Du Dich fähiger für eine analytische Form fühlst.

Liebe Grüße
Lichtsuche
Jakordia
Beiträge: 3
Registriert: 24. Mai 2005, 09:16

Re: Wechseljahre oder Depression

Beitrag von Jakordia »

Vielen Dank für die Antwort, verstehe ich sehr gut und ist mir auch klar, aber wie in so vielen Fragen vorher bei anderen Teilnehmern, man muß natürlich nicht, aber das Aufraffen zu einem neuen Therapeuten zu gehen und alles nochmal von vorn, löst bei mir nicht grade euphorie aus.
Ich hab manchmal das Gefühl ich müsste gar nicht hingehen sondern mir nur selbst in den "Hintern" treten, genau das mache ich dann ab und zu und komme dann ganz gut über die Monate, aber ich merke, dass das Problem nicht beseitigt ist, sondern nur überdeckt.
Mir fällt es schon schwer überhaupt einen Therapeuten aufzusuchen und auszusuchen und das ganze dann noch mal von vorn, bekomme ich schlecht geregelt.
Ich kann schon in der Familie nicht über Wünsche,Träume, Vorstellungen ganz normal reden, sondern setze dann manche Dinge einfach mit Aggression durch, oder ziehe mich zurück und "leide".
Sich nicht gesehen, aufgehoben, akzeptiert zu fühlen ist ein mieses Gefühl und es dreht sich die Sprirale immer weiter nach unten.
Lichtsuche
Beiträge: 99
Registriert: 18. Mai 2005, 10:18

Re: Wechseljahre oder Depression

Beitrag von Lichtsuche »

Liebe Jakordia,

ich meine ja auch, sag ihm deutlich und klar, dass Du in der Therapie zur Zeit eher absäufst, auf der Stelle trittst oder wie auch immer Du es formulieren magst und Du Dir konkretere Maßnahmen wünschst.

Vielleicht ist ja ein Wechsel gar nicht notwendig.

Liebe Grüße
Lichtsuche
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