Angst vor Depression

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biene
Beiträge: 6
Registriert: 20. Mai 2005, 21:12

Angst vor Depression

Beitrag von biene »

Hallo Ihr Lieben da draußen,

ich habe furchtbare Angst. Ich hatte versucht mein Medikament zu reduzieren, das Seroxat, das ich nicht wegen einer Depression bekam, sondern wegen einer Angserkrankung. Ich habe mehrere Male versucht es zu reduzieren. Ich dachte, wenn man es bei der Kur sogar schlagartig absetzen wollte, dann kann ein Ausschleichen ja nun wirklich nicht schaden. Aber ich bekam immer kurz danach schlimme Absetzsymptome. Übelkeit, hätte immer nur heulen können, war sehr depressiv. Nach erneuter voller Einnahme von 20 mg ging es mir immer besser und nach 3 Tagen war ich wieder ohne Probleme. Meine neue Ärztin, die ich mir suchen mußte, weil mein eigentlicher Psycho-Dok. seine Praxis schließen mußte, meinte ich hätte eine endogene Depression. Weil das Medikament ja gleich wieder gut wirken würde. Die Absetzerscheinungen nannte sie rezidiv. Depression. Ich bin völlig fertig. Eine endogene Depression, so habe ich gelesen,ist doch eine Geisteskrankheit. Und außerdem muß ich bei einer endog. Depr. immer damit rechnen, dass sie wiederkommt. Ich traue mich jetzt aus großer Angst nicht in den Urlaub zu fahren. Wir haben aber schon eine Reise gebucht. Die Ärztin sagte, da ich nun 3 x versucht habe, dass Medikament zu reduzieren und die Symptome hatte, hätte ich jetzt schon die 3. depressive Episode und muß damit zu 100 % damit rechnen, dass ich wieder eine Depression bekomme. Jetzt frißt mich die Angst auf. Ich bin schon dermaßen verspannt, dass mir alles weh tut.

Biene
KatzeI
Beiträge: 136
Registriert: 15. Okt 2004, 05:59

Re: Angst vor Depression

Beitrag von KatzeI »

Hi Biene,

Warum nur hast Du solche Angst vor den Medi´s? Sie helfen Dir doch!!

Ich denke, Du solltest die Tabletten eine ganze Weile einnehmen, bevor Du sie ausschleichen lässt! Im Zusammenhang mit ner´Gesprächstherapie kannst Du sie doch immer noch runterfahren!

So kannst Du wenigstens den Urlaub geniessen!!

LG Kaddy
Erst wenn man unten ist, weiß man wie es oben aussieht..
atetobi
Beiträge: 274
Registriert: 12. Feb 2004, 14:02

Re: Angst vor Depression

Beitrag von atetobi »

Liebe Biene,

es klingt vielleicht zu einfach, aber: Versuch, die Angst vor dem Urlaub nicht so groß werden zu lassen. Es mag doch sein, dass er dir gut tun wird, weil du die Möglichkeit hast, dich vom Alltag zu entfernen.

Ja, es ist verdammt schwer, die Krankheit Depression zu akzeptieren, ich habe es bis heute nicht geschafft. Trotzdem: Dein Medikament bringt dir Hilfe und Erleichterung. Vielleicht bringt dich diese Erkenntnis irgendwann dazu, die Notwendigkeit, lange Zeit ein Medikament zu nehmen, um die Krankheit in den Griff zu bekommen, für dich akzeptieren zu können. Warum absetzen, wenn es dir hilft?

Liebe Grüße
Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: Angst vor Depression

Beitrag von balduin.cruchot »

Liebe Biene,
also erstmal: über welchen Zeitraum hinweg hast Du das Seroxat genommen? Wenn Du es innerhalb weniger Monate nicht ausschleichen konntest, heißt das ja nicht, dass es bereits die 3. Phase ist, sondern dass die 1. Phase einfach noch nicht zu Ende ist. Man soll Antidepressiva mindestens noch 6 Monate weiter nehmen, wenn es einem schon wieder gut geht. Und bei vielen Leuten ist es ein sehr viel längerer Zeitraum.
Zweitens: Das, was Du in den ersten 3 Tagen nach dem Absetzen merkst, sind (das sagen eigentlich alle Ärzte und Psychiater) Absetzsymptome. Die Symptome der Depression kommen oft erst nach Wochen oder sogar Monaten wieder (bei mir hat es nach dem Absetzen 3 Monate gedauert). Bei Seroxat gibt es besonders häufig Absetzsymptome!
Drittens: Eine (endogene) Depression ist keine Geisteskrankheit! Sondern eine "affektive Störung", eine Gemütskrankheit. Hat also nichts mit verrückt werden zu tun, obwohl man (auch ich) grade in der Anfangsphase genau davor Angst hat, weil man sich einfach selbst nicht wieder erkennt.
Viertens: Die Unterscheidung endogen - exogen macht man heute gar nicht mehr, weil sich gezeigt hat, dass Depression immer mit inneren und äußeren Faktoren zu tun hat. Bei dem einen spielt halt mehr die Veranlagung eine Rolle, bei dem anderen mehr die Lebensumstände.
Ich kenne die Prozentzahlen nicht genau, aber bei vielen Leuten kann man die Depression heilen, es besteht allerdings tatsächlich immer das Risiko, dass sie in einer späteren Lebensphase wieder auftritt.
Also kurz zusammengefasst: Du brauchst Dir im Moment noch gar keine Sorgen zu machen. Es kann gut sein, dass Du Seroxat einfach noch ein paar Monate weiter nehmen musst, und es dann (wirklich sehr langsam und schrittweise) ausschleichen kannst.
Möglicherweise musst Du auch, wie viele hier im Forum, auf Dauer oder immer mal wieder Antidepressiva nehmen. Das ist zwar nicht besonders toll, aber wenn Du ein Medikament gefunden hast, dass Dir wirklich hilft, und das Du gut verträgst, dann geht es Dir schon besser, als vielen anderen!
Du nimmst doch im Moment wieder Medis, wenn ich richtig verstanden habe. Wenn Du damit einigermaßen stabil bist, spricht nichts dagegen, in den Urlaub zu fahren! Nimm Dir ein gutes Buch über Depression mit, dann verlierst Du hoffentlich die Angst vor dieser Krankheit.
Und nicht zuletzt: Ich würde die Psychiaterin wechseln!
Alles Gute
Anke
biene
Beiträge: 6
Registriert: 20. Mai 2005, 21:12

Re: Angst vor Depression

Beitrag von biene »

Hallo, liebe Anke,

vielen Dank für Deine Mail, Du hast mir damit die größte Angst genommen. Ich hatte mich im Internet über die Diagnose endogene
Depression informiert und in einem Kranken-
pflegebuch. Da stand, das die endogene Depression zu den endogenen Psychosen gezählt werden und in Klammern (Geisteskrankheit). Ich war total erschüttert. Hatte mich damit eigentlich noch nicht befasst. Das Medikament Seroxat nehme ich nun schon seit 5 Jahren wegen einer Angsterkrankung. Seit ca. 1 Jahr versuche ich das Medik. abzusetzen, aber ohne Erfolg. Die Absetzsymptome sind zu stark. Ich versuchte zum Schluß in 5 mg -Schritten zu reduzieren. Bei 10 mg bekam ich dann nach ca. 4 Wochen wieder Ängste und natürlich wieder die Zwängelsymptome und wurde auch immer depressiver. Ich nahm dann wieder die volle Dosis 20 mg Seroxat und die Symptome verschwanden innerhalb von 4 Tagen. Und weil das Medikament so schnell gewirkt hatte, wie immer, sagte diese Ärztin, das das nur wieder eine rezidiv. depressive Episode war und ich einen großen endogenen Anteil hätte. Auf meine Frage ob das mit einer endogenen Depression vergleichbar ist, sagte sie ja. Sie meinte, dass man erst Absetzerscheinungen bekommt, wenn das Medi. richtig abgesetzt worden ist. Und nicht bei ner Reduktion. Und weil das Seroxat so schnell wirkte, habe ich eine endogene Depression? Verstehe ich nicht. Ich dachte, weil ich wieder den gleichen Medikamentenspiegel hatte, ging es mir so schnell wieder gut. Mein Körper ist doch seit 5 Jahren daran gewöhnt.

Ich suche jetzt einen neuen Psycho-Dok. in Berlin. Diese Ärztin macht mich doch sehr unsicher.
balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: Angst vor Depression

Beitrag von balduin.cruchot »

LIebe Biene,
aha, nun verstehe ich auch ein bisschen mehr. Wenn Du Seroxat schon 5 Jahre nimmst, ist es natürlich wirklich schon ein langer Zeitraum. Über das Absetzen von Seroxat kannst Du Dich hier im Forum gut informieren, ich selbst habe das nie genommen, weiß eben nur aus anderen Beiträgen, dass das sehr schwer sein kann wegen der Absetzsymptome. In welchen mg-Schritten man das am ehesten machen kann, weiß ich nicht.
Worüber Du noch gar nicht gesprochen hast, ist Psychotherapie. Hast Du das schon gemacht? Wenn Du schon 5 Jahre lang in Behandlung bist wegen Deiner Ängste, müsste das doch eigentlich mal angesprochen worden sein, oder?
Grüße
Anke
maksel
Beiträge: 44
Registriert: 24. Apr 2005, 16:23

Re: Angst vor Depression

Beitrag von maksel »

es gibt auch seroxat als suspension, damit kann man milliliter-schritte verkleinern und so noch langsamer ausschleichen
"behandle die menschen als wären sie wie sie sein sollten und du hilfst ihnen zu werden wie sie sein könnten" goethe
biene
Beiträge: 6
Registriert: 20. Mai 2005, 21:12

Re: Angst vor Depression

Beitrag von biene »

Hallo, Anke,

ich habe Psychotherapien gemacht. Erst diese Tiefenpsychotherapie und dann hatte ich mir einen Verhaltenstherapeuten gesucht. Bei ihm mache ich jetzt die 2. Therapie, weil meine Angst zu groß wurde, durch die Versuche, das Medikament zu reduzieren. Aber ich dachte, wenn man mir 2000 bei einem 6-wöchigen Kuraufenthalt das Medikament auf einmal weggenommen hat, wobei es mir richtig schlecht ging, dann könnte ja beim langsamen Ausschleichen nichts passieren. Da hatte ich als Absetzsymptom nach ca. 3 Tagen eine richtige Depression. Sowas hatte ich noch nie gefühlt. Nicht mal zu der Zeit, als man mir das Medikament im Krankenhaus verordnete. Das war ja wegen Angst. Die Verhaltenstherapie hat mir sehr geholfen. Mir ging es richtig gut. Die meißten Probleme hatte ich immer nur im Urlaub (Ausland). Da wurde die Angst so schlimm, dass ich dachte, ich muß dort ins Krankenhaus. Hatte aber dort auch Fortschritte gemacht. Ich habe immer ein Antiangstkonzept dabei. Eine Verhaltenstrategie. Und jetzt das. Diese Diagnose hat mich so zurückfallen lassen. Ich habe richtig den Boden unter den Füßen verloren. Sag mal Anke, Du hast wohl auch eine Depression? Wie gehst Du damit um?

Liebe Grüße
Biene
balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: Angst vor Depression

Beitrag von balduin.cruchot »

Liebe Biene,
ich gehe inzwischen relativ entspannt damit um. Mir ging es richtig dreckig kurz nach der Geburt meines Sohnes, damals meinten alle, es sei eine Wochenbett-Depression, und diese Diagnose fand ich entsetzlich, daher kann ich DIch auch so gut verstehen. Habe furchtbar geheult und mir das schlimmste ausgemalt, und mich vor allem mit Händen und Füßen gegen Medikamente gewehrt. Habe mich dann von einer Ärztin mit Hormonen behandeln lassen (was bei einer Wochenbettdepression manchmal hilft), aber so richtig besser wurde es nicht. Und ein paar Monate später war es dann ganz schlimm, ich habe mich vor Angst nicht mehr aus dem Haus getraut und konnte auch gar nicht mehr allein sein. Meine Mutter musste bei uns einziehen, sonst hätte ich wohl in die Klinik genusst. Damals hat FLuoxetin geholfen, aber erst nach einem guten halben Jahr hatte ich das Gefühl, wieder die alte zu sein. Habe dann auch eine VT gemacht (hatte vor der Geburt meines Sohnes schon mal eine TPT gemacht, da ich unter sehr traurigen Kindheitserinnerungen leide). Letzten Endes kam auch die Psychologin zu dem Schluss, dass bei mir die biologische Komponente eine große Rolle spiele, und dass die VT bei mir nur helfen könne, die Symptome zu ertragen, sie aber nicht verhindern oder beseitigen kann. AUch das fand ich dann entsetzlich - hatte schon irgendwie gehofft, mal wieder ohne Medis leben zu können. Dann habe ich das Fluoxetin wegen der Blutwerte absetzen müssen, nochmal ein kleiner Höllentrip, und nun bin ich bei Cymbalta und habe ein ganz gutes Gefühl (nehme es aber erst 2 Wochen). Tja, ich bin mir bewusst, dass mich die Depris wohl mein Leben lang begleiten werden, aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass ich mit Medikamenten ein Leben ohne depressive Symptome führen kann. Zwar ist es nicht schön, auf Medikamente angewiesen zu sein. Aber letztlich geht es sehr vielen Leuten so. Ich bin Mitte 30 und habe in meinem Bekanntenkreis Leute mit chronisch entzündetem Darm, mit Multipler Sklerose, mit massiven Schilddrüsenbeschwerden oder Diabetes. Die können auch alle nicht ohne Medis leben, und haben auch schlechte Phasen. Ich sehe die Depression jetzt einfach als eine Krankheit, die ich nun mal habe, und mit der ich so gut wie möglich zurechtzukommen versuche.
Dir alles Gute
Anke
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